Wer schon einmal ein Gallensteinleiden hatte, der ist vielleicht auch mit dem Gallenstau (Cholestase) vertraut. Dieser tritt nämlich mit Vorliebe im Zuge dieses Leidens auf. Doch auch andere Gesundheitsbeschwerden können unter bestimmten Voraussetzungen zu einer Cholestase führen. In diesem Beitrag erfahren Sie alle wichtigen Details zur Entstehung, möglichen Ursachen sowie zur Behandlung des Gallenstaus.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Unsere Gallenblase (Vesica biliaris) ist für eine störungsfreie Verdauung unabdingbar. Denn in ihr wird der von der Leber gebildete Gallensaft (Bilis) gespeichert und eingedickt, bevor er je nach Bedarf zur Fettverdauung in den Zwölffingerdarm geleitet wird. Wenn wir besonders fettige Nahrung zu uns nehmen, wird demzufolge mehr Gallensaft aus dem Speicher der Gallenblase benötigt. Um die Fettmoleküle verzehrter Lebensmittel sorgfältig aufzuspalten, besteht der Gallensaft aus verschiedenen Zusätzen, welche es erlauben, Fettlipide zu emulgieren. Als Hauptbestandteile gelten dabei:
- Wasser – bildet einen Anteil von ca. 82 Prozent des Gallensaftes und bestimmt dessen flüssige Konsistenz.
- Gallensalze / Gallensäuren – zu etwa zwölf Prozent im Gallensaft enthalten und für die Emulgierung der Fette im Darm verantwortlich; zusätzlich erleichtern sie den Verdauungsenzymen die Zersetzung der Nahrung.
- Phospholipide – Phospholipide wie Lecithin kommen mit einem Anteil von bis zu vier Prozent im Gallensaft vor und sind ebenfalls an der Zerlegung von Nahrungsfetten beteiligt. Im Detail helfen Phospholipide dabei, die Fetttröpfchen so umzubauen, dass sie vom Körper verstoffwechselt werden können.
Ebenfalls in der Galle enthalten sind geringe Mengen an Cholesterin sowie die Gallenfarbstoffe Bilirubin und Biliverdin. Letztere entstehen in der Leber durch den Abbau des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und werden bis zu ihrer Ausscheidung aus dem Körper vorübergehend im Gallensaft gespeichert. Diesem geben die Gallenfarbstoffe seine bräunliche Farbe, die sich aus der Vermischung des roten Bilirubin und des grünen Biliverdin ergibt.
Bei einem Gallenstau kommt es nun zu einer herabgesetzten, wenn nicht sogar gänzlich blockierten Weiterleitung aller genannten Gallenzusätze. Der Gallensaft kann folglich nur noch unzureichend bis gar nicht in den Darm weitergeleitet werden, was die Fettverdauung logischerweise massiv beeinträchtigt. In Abhängigkeit vom jeweiligen Entstehungsmechanismus lässt sich eine Cholestase dabei in zwei verschiedene Formen einteilen:
- Extrahepatische Cholestase:
Extrahepatisch bedeutet so viel wie „außerhalb der Leber”. Daraus ist abzuleiten, dass die Ursachen für eine extrahepatische Cholestase für gewöhnlich nicht in der Leber zu finden sind. Meist liegen hier mechanische Beeinträchtigungen des Gallenflusses vor, wie es beispielsweise bei einer Blockade der Gallenwege durch Gallensteine der Fall ist. - Intrahepatische Cholestase:
Als Gegenstück zum extrahepatischen Gallenstau beschreibt die intrahepatische Cholestase jene Formen des Krankheitsbildes, die auf Ursachen „innerhalb der Leber” beruhen. Es kommt demzufolge durch Leberbeschwerden zum Rückstau des Gallensaftes. Denkbar sind hier zum Beispiel Lebererkrankungen wie Hepatitis oder auch Lebervergiftungen durch einen exzessiven Alkoholkonsum.
Gallensteine als Hauptursache
Wie bereits erwähnt, ist der Gallenstau sehr häufig auf ein bereits vorliegendes Gallensteinleiden (Cholelithiasis) zurückzuführen. Die Gallensteine entstehen dabei durch ein stoffliches Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit. Ein Übermaß an festen Stoffen – maßgeblich Gallensalze – provoziert hier oftmals zunächst einen Gallengrieß, worunter man die zähflüssige Eindickung des Gallensaftes durch zu viele Festbestandteile versteht. Im Anschluss kommt es zum Ausfall von Salzkristallen, die sich nach und nach zu einem Gallenstein verdichten.
Zu Beginn sind die Gallensteine noch sehr klein und verbleiben vorerst in der Gallenblase. Im weiteren Verlauf können sich diese sogenannten Cholelithen jedoch lösen und in die Gallenwege abwandern, wo sie dann den Stofftransport blockieren. Sind Gallensteine für den Gallenstau verantwortlich, so spricht man von einer extrahepatischen Cholestase.
Cholestase bei Gallenerkrankungen
Einige weitere extrahepatische Ursachen für den Gallenstau verbergen sich hinter schwerwiegenden Erkrankungen der Gallenblase. Denkbar ist zum Beispiel eine Gallengangsentzündung (Cholangitis), bei der es entzündungsbedingt zu Schwellungen im Bereich der Gallenwege kommt. Die Gallenflüssigkeit kann hier nicht mehr störungsfrei abgeleitet werden, was letztendlich den Gallenstau zur Folge hat. Ähnlich sieht es auch bei der Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) aus, wobei hier eher Blockaden am Pfortenbereich der Gallenwege entstehen.
Sowohl der Cholangitis, als auch der Cholezystitis liegt in etwa 90 bis 95 Prozent aller Fälle ein Gallensteinleiden zugrunde. Allerdings kann auch ein Tumorgeschehen die Blockade auslösen. Mehr noch, sind Tumorerkrankungen wie das Gallengangskarzinom dazu imstande, selbstständig eine Cholestase auszulösen. Eine dritte, mit Verengungen der Gallenwege einhergehende Ursache ist ferner vernarbtes Gallengewebe. Dazu kommt es Beispielsweise im Rahmen von Gallengangsoperationen.
Lebererkrankungen und Gallenstau
Vielfältig sind die möglichen Ursachen einer Cholestase auch bei intrahepatischen Formen. Allen voran ist es hier die Leberentzündung (Hepatitis), die immer wieder einen Gallenstau hervorruft. Insbesondere im fortgeschrittenem Stadium beeinträchtigt eine Hepatitis nämlich die Bildung der Gallenflüssigkeit in der Leber. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn eine Virushepatitis etwa durch:
- Adenoviren,
- Enteroviren,
- Epstein-Barr-Viren,
- Herpes-Viren,
- Mumpsviren,
- Rubellaviren,
- Varizella-Zoster-Viren
- oder Gelbfieber-Viren
vorliegt. Die Virusinfektion wirkt sich dabei massiv auf die Sekretbildung des Gallensaftes aus, welcher in der Folge zähflüssiger werden und neben einem Gallenrückstau auch zu der Entstehung von Gallensteinen beitragen kann. Ferner ist ein Lebertumor (Leberhämangiom) als Auslöser der Cholestase denkbar. Wie beim Gallengangskarzinom wird hier der Transportweg der Galle bis zur Gallenblase durch tumorbedingte Verengungen behindert, was den Gallenrückstau verursacht.
Einige weitere Störungen beim Transport der Galle von der Leber zur Gallenblase lassen sich aus ungünstigem Substanzeinfluss ableiten. So tragen Alkohol, aber auch Arzneimittel und Giftstoffe nicht selten zu einer veränderten beziehungsweise gestörten Sekretion in der Leber bei. Gleichzeitig kann es durch die Substanzen auch zu reizbedingten Leberschwellungen und Lebervergrößerungen kommen.
Darüber hinaus sind auch raumfordernde Körperprozesse wie eine Schwangerschaft nicht als Ursache auszuschließen. Hier ist es das stetig wachsende ungeborene Kind, das gegebenenfalls auf die Leber drückt und so den Gallenfluss behindert.
Cholestase durch Blut- und Gefäßkrankheiten
Apropos Schwangerschaft: Hin und wieder kommt ein Gallenstau auch bei Neugeborenen vor. Die Ursache liegt in diesen Fällen meist in einer Blutgruppenunverträglichkeit des Kindes begründet, was im späteren Verlauf zu einer erhöhten Bilirubinsekretion sowie Thrombosen im Bereich der Gallengefäße führen kann. Überhaupt sind Thrombosen im Gallen- und Leberbereich eine weitere Gesundheitsbeschwerde, die zur Verengung oder zum vollständigen Verschluss der Gallentransportwege beitragen kann.
Risikofaktor: 5xF
Eine besondere Risikogruppe wird von einem speziellen Frauentyp gebildet, der im medizinischen Fachjargon auch als „5xF” bezeichnet wird. Der Terminus geht aus den englischen Begriffen für jene fünf Eigenschaften hervor, die dieser Risikogruppe zugeschrieben werden, nämlich:
- weiblich (female),
- helles Haar (fair hair),
- fruchtbar (fertile),
- übergewichtig (fat),
- um die 40 Jahre alt (forty).
Warum gerade diese Patientinnen verhältnismäßig oft an einem Gallenstau erkranken, ist noch nicht vollständig geklärt. Es lässt sich aber vermuten, dass hier zum einen die besondere menopausale Hormonlage von Frauen um die 40 Jahre eine Rolle bei der Gallensekretion sowie beim Umbau von Gallen- und Lebergewebe spielt. Zum anderen scheinen auch genetische Besonderheiten heller Haar- und Hauttypen sowie die Herausforderung der Fettverdauung bei Übergewicht mit in die Problematik einzuspielen.
Symptome
Ein Gallenstau macht sich zumeist an einer Reihe spezifischer Symptome bemerkbar. Sehr häufig kann es aber auch sein, dass er sich bei einem schleichenden Verlauf zuerst eine Zeit lang hinter sehr unspezifischen Beschwerden versteckt, die aber oft gezielt nach dem Verzehr bestimmter (vorwiegend fettreicher) Lebensmittel auftreten. Zu diesen unspezifischen Beschwerden gehören:
- Übelkeit,
- Oberbauchdruck,
- Völlegefühl,
- Blähungen (Meteorismus),
- Leichte Fiebrigkeit bis zu 38 °C,
- Mattheit,
- Durchfall.
In den meisten Fällen treten diese Beschwerden wiederholt nach üppigen Mahlzeiten auf und klingen innerhalb weniger Stunden von selbst wieder ab. Hierbei liegt dann auch die Gefahr eines Gallenstaus begründet: Häufig demaskieren sich diese Symptome nämlich erst dann als manifeste Gallenproblematik und gehen in spezifischere Symptome über, wenn sich der Körper, bedingt durch den Gallenstau, in einer akuten Situation befindet und sich eine der möglichen Komplikationen wie beispielsweise eine Gallenkolik, eine Entzündung, eine drohende Perforation, ein Gallenblasenabszess oder sogar ein beginnendes Leberversagen eingestellt hat.
Die spezifischen Symptome eines Gallenstaus stellen sich dann sehr plötzlich ein und führen nun nicht selten zu einer sehr einschneidenden, belastenden und vor allem angstauslösenden Situation bei Betroffenen. Im Folgenden werden die für einen Gallenstau charakteristischen Beschwerden näher erläutert:
Schmerzen
Die unspezifischen und schnell wieder abklingenden Oberbauchbeschwerden spitzen sich zu heftigen, krampfartigen Schmerzen im Ober- und Mittelbauch zu, die in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen können. Häufig treten diese als Gallenkolik bezeichneten Schmerzzustände in Kombination mit vegetativen Begleiterscheinungen wie Schweißausbrüchen, Brechreiz, Erbrechen und drohendem Kreislaufkollaps mit erhöhter Herzfrequenz (Tachykardie), niedrigem Blutdruck (Hypotonie) und verstärkter Atmung (Tachypnoe) auf. In sehr schwerwiegenden Fällen kann sich die Schmerzsituation zu einem akuten Abdomen ausweiten, welches sich in einer prall gespannten Bauchdecke und einer Abwehrspannung äußert.
Gelbsucht
Aufgrund des Rückstaus von Gallenfarbstoffen kann es bei Cholestase zu einem blass verfärbten Stuhl sowie einer Ansammlung von Bilirubin und Biliverdin im Körpergewebe kommen. Das daraus resultierende Beschwerdebild der Gelbsucht (Ikterus), ist folglich sehr häufig ein Hinweis auf bestehende Störungen im Gallentransport.
Durch den Gallenstau kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Darm abfließen und staut sich zurück bis in die Leberwege. Hierdurch kann auch das in der Leber entstandene Blutabbauprodukt Bilirubin nicht mehr in der notwendigen Menge in die Gallenflüssigkeit abgegeben werden und tritt in das Blut über. Mit dem normalen Blutfluss verteilt sich das Bilirubin nun in ungewohnt hoher Konzentration im Körper und tritt in das Gewebe über, was zu einer Vielzahl von gut beobachtbaren Symptomen führt:
- Gelbfärbung der Haut in Verbindung mit starkem Juckreiz,
- Gelbfärbung der weißen Lederhaut der Augen (Sklerenikterus),
- Entfärbter Stuhlgang (hellgelb bis weiß),
- (dunkel-)braune Verfärbung des Urins.
Warnung: In sehr schwerwiegenden Fällen kann auch die Leber infolge der Gallenproblematik in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Hieraus können Störungen in der Blutgerinnung (bemerkbar durch eine erhöhte Blutungsneigung) und im Eiweißhaushalt (bemerkbar durch vermehrte Ödeme im Bereich des Rumpfes und der Extremitäten) resultieren!
Diagnose
Ein Gallenstau wird mitunter oftmals nur zufällig bei Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes diagnostiziert, die eigentlich mit einem anderen Fokus durchgeführt wurden. Häufig kommt es zu diesem Zufallsbefund, wenn ein Steinleiden der Galle Ursache des Gallenstaus ist.
Vermuten Arzt oder Ärztin einen Gallenstau als Ursache der Symptome der Betroffenen, wird zur bildgebenden Unterstützung der Verdachtsdiagnose eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt. Hierbei können auch schon mögliche Ursachen für den Gallenstau beurteilt werden. Zum Beispiel lassen sich Gallensteine sonografisch meist sehr gut beurteilen und in ihrer Beschaffenheit und Größe abgrenzen.
Lässt sich eine verdickte Gallenblasenwand darstellen, ist dies ein deutliches Anzeichen für einen stattfindenden Entzündungsprozess in der Gallenblase. Auch eine mögliche Beteiligung der Leber lässt sich im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung feststellen.
Da die Symptome eines Gallenstaus theoretisch auch andere Diagnosen zulassen, sollten diese durch weiterführende Diagnostika ausgeschlossen werden. Hierfür stehen folgende Untersuchungen zur Verfügung:
Differentialdiagnose | Untersuchungsmethoden |
Herzinfarkt | EKG, Echokardiogramm |
Darmverschluss (Ileus) | Röntgen und/ oder CT vom Bauchraum |
Lungenentzündung (Pneumonie) | Röntgen vom Thorax, Lungenfunktionsprüfung |
Nierenbeckenentzündung, Blasenentzündung | Sonografie, Urinuntersuchung |
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) | ERCP |
Zur Unterstützung der Diagnose werden Arzt oder Ärztin auch laborchemische Untersuchungen des Blutes durchführen. Typischerweise werden hierbei die Entzündungswerte (CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit, kleines Blutbild), die Bilirubinwerte (direktes und indirektes Bilirubin) und die Leberwerte (GOT, GGT, GPT, alkalische Phosphatase) bestimmt. Vermuten Ärzte einen Tumor als Ursache für den Gallenstau werden sie eine CT-Untersuchung veranlassen, um Lokalisationen weiterer Geschwüre ausfindig machen zu können. Vor einer angepassten Therapie könnten in diesem Fall auch noch Probeentnahmen an den inneren Organen auf die Betroffenen zukommen.
Therapie
Da sich die möglichen Ursachen für einen Gallenstau sehr unterschiedlich gestalten, müssen Ärzte von Fall zu Fall entscheiden, welche Therapiemaßnahmen zielführend sind. Ein operativer Eingriff lässt sich aber in den allermeisten Fällen nicht vermeiden. Sei es nun, dass Gallensteine oder gar Organabschnitte der Leber oder Galle entfernt werden müssen, um eine Besserung des Patientenzustandes zu erreichen. Ergänzend stehen medikamentöse und heilpflanzliche Maßnahmen beziehungsweise Hausmittel zur Verfügung, um die Symptome zu lindern.
Operation
Fast immer ist die Cholestase ein Ereignis, das letztlich irgendwann einen chirurgischen Eingriff notwendig macht. Bei einem Gallensteinleiden stehen diesbezüglich verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung.
Denkbar ist unter anderem die endoskopische Extraktion von Gallensteinen, auch endoskopische retrograde Choliangiopankreatikographie genannt (kurz: ERCP). Das Verfahren kann bereits während der Diagnosestellung zum Einsatz kommen und erlaubt nach der endoskopischen Begutachtung der Gallenblase sowie der Gallenwege die Entfernung der Steine mit entsprechenden Instrumenten. Vor der Entfernung müssen die Gallenwege hierfür zunächst durch einen Ballon aufgebläht und so künstlich erweitert werden müssen. Auch das Legen eines Katheters, durch den der Gallenstein später abgeleitet wird, ist mit Hilfe der Endoskopie möglich.
Eine alternative Behandlungssmethode zur Steinentfernung ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (kurz: ESWL), bei der die Gallensteine mittels Stoßwellen zertrümmert werden. Allerdings besteht hier ein hohes Risiko, dass Rückstände zertrümmerter Steine in der Gallenblase verbleiben und das Steinleiden nach einigen Jahren wieder aufflammt.
Betroffene, die häufig unter Gallensteinen oder Gallenproblemen im Allgemeinen leiden, oder eine ernste Tumorerkrankung aufweisen, werden sich über kurz oder lang mit einer operativen Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) konfrontiert sehen. Diese kann auf zwei Wegen durchgeführt werden:
- Cholecystektomie durch ein Laparoskop – Die Gallenblase wird nach dem Schlüssellochprinzip durch mehrere kleine Löcher in der Bauchdecke entfernt.
- Cholecystektomie durch Laparotomie – Die Gallenblase wird über einen Bauchschnitt entfernt.
In der Regel versucht man einer laparoskopischen Entfernung den Vorzug zu geben, da dieser Eingriff mit einer schnellen Genesungszeit für die Betroffenen verbunden ist und weniger belastend für ihn ist. Stehen die Ärzte jedoch größeren Komplikationen gegenüber, muss unter Umständen doch eine Laparotomie durchgeführt werden, wodurch eine operative Entfernung der Gallenblase (Cholecystektomie) nicht ausbleibt.
Zwar kann man einen Gallenstau konservativ behandeln und hierbei auch mit natürlichen Ansätzen unterstützend wirken, jedoch ist eine Cholestase ein Krankheitsgeschehen, welches sehr häufig mit einem sogenannten Bumerang-Effekt einhergeht. Betroffene werden aller Wahrscheinlichkeit nach immer wieder mit den Symptomen eines Gallenstaus konfrontiert sein, in immer kürzer werdenden Abständen und mit zunehmender Heftigkeit. Hierdurch steigt auch die Komplikationsrate, die teilweise sogar lebensbedrohlich sein kann. Deshalb ist man heutzutage dazu übergegangen, bei Gallenproblemen sehr zügig zu operieren. Vor allem im Hinblick darauf, dass eine Cholecystektomie unter nicht lebensbedrohlichen Umständen eine sehr einfache Operation mit einer geringen Komplikationsrate und einer schnellen Genesungszeit für die Betroffenen ist.
Medikamentöse Therapie
Gallensteine als Ursache für den Gallenstau können unter Umständen auch mittels Litholyse entfernt werden. Dabei werden spezielle Arzneimittel verabreicht, die auf Basis von Ursodeoxycholsäure oder Chenodeoxycholsäure hergestellt wurden. Die Wirkstoffe sorgen für eine Auflösung der Steine im Körper, welche im Anschluss leicht ausgeschieden werden können. Allerdings besteht bei der Litholyse eine ähnlich hohe Rezidivrate wie bei der Steinzertrümmerung. Das gilt vor allem für Gallensteine, die größer als fünf Millimeter sind, weshalb das medikamentöse Verfahren meist nur bei sehr kleinen Steinen zum Einsatz kommt.
Bei Krebserkrankungen im Bereich der Leber oder der Gallenblase kommt, soweit möglich, eine Kombination aus Operation und Strahlen- oder Chemotherapie zum Einsatz. Der Tumor wird hierfür zunächst einige Zeit bestrahlt beziehungsweise mit Chemoterapeutika wie Fuorouracil, Cisplatin oder Irnotecan behandelt, um ihn zu verkleinern. Danach nehmen Chirurgen einen Eingriff vor, bei dem das Tumorgewebe im Idealfall vollständig entfernt wird. Sollte dies nicht möglich sein, ist eventuell auch hier eine vollständige Entfernung des befallenen Organs notwendig, um ein Streuen der Krebszellen zu verhindern.
Suchen Betroffene mit akuten Beschwerden einen Arzt oder eine Ärztin auf, werden diese keinesfalls sofort eine Operation anordnen, sondern erst einmal versuchen die Symptome mit Medikamenten unter Kontrolle zu bekommen. Gleiches gilt für Gallen- oder Leberentzündungen, die sich bedingt ebenfalls medikamentös behandeln lassen. Hier stehen ihnen Medikamente mit verschiedenen Ansatzpunkten zur Verfügung:
- Schmerzen:
Um die Schmerzen zu lindern, stehen verschiedene Schmerzmittel zur Verfügung. Allerdings sollte im Hinblick auf eine bevorstehende Operation auf Schmerzmittel verzichtet werden, die zeitgleich auch eine blutverdünnende Wirkung haben, wie beispielsweise ASS, beziehungsweise Aspirin. Mittel der Wahl sind daher Novalgin, Ibuprofen und Metamizol. - Krämpfe:
Die Schmerzen gehen sehr oft mit starken Krämpfen im Bauchbereich einher. Diese lassen sich sehr gut mit dem Spasmolytikum Buscopan behandeln. Dieses Medikament kann sowohl als Tablette, als auch in zäpfchenform oder über die Vene verabreicht werden. - Entzündung:
Eine häufige Komplikation der Cholestase ist eine Entzündung. Um diese beherrschen zu können wird oft ein Antibiotikum verabreicht. Mitunter wird eine Antibiotikatherapie auch in Abwesenheit von Entzündungszeichen und –parametern, rein prophylaktisch gestartet.
Solange keine Lebensgefahr besteht, werden Betroffene erst solange symptomatisch behandelt, bis ihr Allgemeinzustand mit einer Operation vereinbar ist. Dieses Vorgehen hat sich bewährt, um die Gefahr möglicher Komplikationen, die mit einer Operation einhergehen können, einzudämmen.
Hausmittel
Betroffene können bei bestehendem Gallenstau auch selbst tätig werden und sowohl die akute Phase des Gallenstaus mit ihren Symptomen, als auch den Heilungsprozess nach einer Operation aktiv unterstützen.
- Akute Phase mit diversen Gallenbeschwerden:
Das medikamentöse Therapieregime der Ärzte kann durch Nahrungskarenz (nur schluckweises Trinken von stillem Wasser oder ungesüßten Kräutertees), Bettruhe, warme Bauchwickel und die engmaschige Kontrolle der Körpertemperatur (Hinweis auf den Entzündungsprozess) unterstützt werden. - Nach der Operation:
Nach erfolgreicher Operation können Betroffene bis zu einem halben Jahr später noch mit Völlegefühl, Blähungen und Durchfall zu kämpfen haben. Das kann als Hinweis betrachtet werden, dass der Körper sich noch nicht in vollem Umfang an den neuen Zustand gewöhnt hat und auf bestimmte Nahrungsmittel oder auf üppige Mahlzeiten mit diesen Symptomen reagiert. Eine Umstellung der Ernährung und der Ernährungsweise kann hier durchaus Abhilfe schaffen. Generell wird im Zusammenhang mit Gallenerkrankungen häufig eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung empfohlen. Jedoch können Betroffene auch einfach selbst testen, welche Nahrungsmittel ihnen gut bekommen und auf welche sie zukünftig einfach besser verzichten sollten.
Naturheilkunde und weitere Maßnahmen
In der Phase der akuten Symptome kann man mit einigen Schüßler Salzen und homöopathischen Mitteln den Körper unterstützen. Bei starken Schmerzen kann das Schüßler Salz Nr. 7 mehrmals täglich angewandt als „Heiße Sieben“ die Schmerzen lindern. Und dem Schüßler Salz Nr. 10 wird eine Gallenfluß-anregende Wirkung nachgesagt. Im Bereich der Homöopathie können folgende Präparate im Zusammenhang mit Gallenproblemen angewendet werden:
- Nux vomica (bei Völlegefühl nach dem Essen, Oberbauchbeschwerden),
- Berberis (bei Koliken, zur Entschlackung),
- Carduus marianus (Mariendistel, das „Leber- und Gallenmittel“ schlechthin),
- Chelidonium (bei Schmerzen).
Auch mit der Ernährung kann man bei Gallenproblemen durch die häufige Verwendung bestimmter Heilpflanzen und –kräuter unterstützend einwirken. Die Heilpflanzen haben dabei zwei unterschiedliche Ansatzpunkte:
Senken des Cholesterins als Baustoff, der zu Gallensteinen führen kann:
- Ein Glas Wasser mit ein bis zwei Esslöffeln Zitronensaft oder Apfelessig (ein- bis zweimal täglich).
- Ein bis zwei Esslöffel Flohsamenschalen (im Müsli oder Smoothie oder pur, ein- bis zweimal täglich).
Stärkung der Lebergesundheit und Förderung der Gallensaftausscheidung:
- Salat aus Löwenzahn,
- Pfefferminztee, Schafgarbentee,
- Rote Beete und Artischocke als Beilage zu einer Mahlzeit,
- Verwendung des Gewürzes Kurkuma.
Mögliche Krankheiten bei einem Gallenstau
- Gallensteine,
- Gallengries,
- Gallengangsentzündung,
- Gallenblasenentzündung,
- Gallengangskarzinom,
- Hepatitis,
- Leberhämangiom,
- Lebervergiftung,
- Thrombosen.
(ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Steven K. Herrine: Cholestase, MSD Manual, (Abruf 06.08.2019), MSD
- Ali A. Siddiqui: Cholelithiasis, MSD Manual, (Abruf 06.08.2019), MSD
- Ali A. Siddiqui: Choledocholithiasis und Cholangitis, MSD Manual, (Abruf 06.08.2019), MSD
- Ali A. Siddiqui: Cholezystitis, MSD Manual, (Abruf 06.08.2019), MSD
- Helmut Messmann: Klinische Gastroenterologie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2011
- Burkhard Rodeck, Martin Burdelski: Cholestase im Neugeborenenalter, Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE), (Abruf 06.08.2019), AWMF
- Carsten Gutt et al.: Diagnostik und Therapie von Gallensteinen, Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen, (Abruf 06.08.2019), AWMF
- Antje Ballauff: Cholestase, in Hoffmann G., Lentze M., Spranger J., Zepp F. Pädiatrie, Springer Verlag, 4. Auflage, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.