Da Lippen sehr gut durchblutet sind und die Haut darüber äußerst fein ist, können sie auch schnell und auch sehr massiv anschwellen. Nicht immer müssen geschwollene Lippen gleich etwas Schlimmes bedeuten. Über Ursachen und Behandlungsmethoden lesen Sie in den nächsten Zeilen.
Definition
Geschwollene Lippen sind natürlich recht schnell von außen zu sehen. Die Lippen sind viel größer als sonst, dazu kommt ein massives Spannungsgefühl. Des Weiteren können sich Schmerzen zeigen, die Lippe kann gerötet und entzündet sein, brennen oder jucken. Bei Verletzungen ist eventuell ein Riss oder ein kleiner Schnitt sichtbar. Je nach Ursache. zeigen sich auf den Lippen oder der Lippe Bläschen oder Pusteln.
Ursachen
Geschwollene Lippen können aufgrund verschiedener Ursachen entstehen. Die Behandlungsmethoden sind unterschiedlich. Manchmal reichen Hausmittel völlig aus.
Verletzungen
Aufgrund einer Verletzung können geschwollene Lippen bluten oder auch nässen. Hier wird die offene Wunde gesäubert und die Lippe(n) gekühlt, am besten mit einem kalten Waschlappen oder einem Eispack, eingewickelt in ein Tuch. Damit sich die offene Stelle nicht entzündet, hilft eine antiseptische Salbe.
Die Naturheilkunde empfiehlt hier die Anwendung von verdünnter Calendula Essenz. Dies desinfiziert und wirkt zusätzlich heilend. Damit wird mehrmals am Tag die Stelle betupft und zusätzlich immer wieder gekühlt. Entzündet sich das Ganze, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gegen die Schwellung hilft das Schüßler-Salz Nr. 8 Natrium chloratum D6. Dies wird mehrmals am Tag eingenommen.
Insektenstiche
Bei einem Insektenstich schwillt der betroffene Bereich in der Regel an, erst recht, wenn davon die Lippen betroffen sind. Hinzu kommen Juckreiz, Brennen oder Schmerzen. Auch hier wird als allererstes gekühlt. Besteht eine Insektengiftallergie, so muss ein Arzt zurate gezogen werden.
Ist keine Allergie bekannt und treten zusätzlich zu den geschwollenen Lippen Allgemeinsymptome wie zum Beispiel Unwohlsein, Übelkeit, Kreislaufprobleme oder Atembeschwerden auf, ist der Gang zum Arzt nicht mehr aufschiebbar. Eventuell wird ein Antihistaminikum verordnet.
Bei einem Insektenstich fällt in der Naturheilkunde die erste Wahl auf die Homöopathie. So wird bei Stichen durch Bienen oder auch andere Insekten das homöopathische Mittel Apis mellifica und bei Wespenstichen Vespa crabro empfohlen. Die Globuli können neben der oralen Einnahme auch mit etwas Wasser verdünnt auf die Lippen aufgetragen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das Schüßler-Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12. Dies wird eingenommen und zusätzlich mit etwas Wasser daraus ein Brei hergestellt und die betroffene Stelle damit abgedeckt.
Allergien
Kontaktallergien und Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten können ebenso zu geschwollenen Lippen führen. Eine Kontaktallergie ist zum Beispiel durch die Anwendung eines Lippenstiftes oder Ähnlichem möglich. Eine Nahrungsmittelallergie kann zum Beispiel durch den Genuss von Nüssen zu geschwollenen Lippen führen.
Als allererstes ist, wie bereits oben erwähnt, der Bereich zu kühlen und vor allem das Allergen zu meiden. Ist dieses nicht eindeutig bekannt, hilft vielleicht ein Allergietest. Der Arzt verschreibt in der Regel ein Antihistaminikum.
Sonnenbrand
Sonnenbrand auf der Lippe klingt vielleicht etwas komisch, ist aber möglich. Da die Haut auf den Lippen sehr dünn ist, kein schützendes Melanin gebildet wird und auch aufgrund einer geringen Anzahl an Talgdrüsen die Feuchtigkeit nicht ausreichend gespeichert werden kann, kann sich dort ein Sonnenbrand bilden. Vor allem, wenn die zarte Haut nicht vor Sonneneinstrahlung geschützt wird.
So ein Sonnenbrand ist nicht gerade angenehm. Die Lippen kribbeln, sie sind gespannt und trocken. Danach entsteht meistens ein unangenehmes Brennen und die Lippen sind geschwollen. Am häufigsten ist die Unterlippe davon betroffen. Kühlen ist sehr wichtig. Dies sollte jedoch sehr vorsichtig durchgeführt werden, weil zu starke Kälte ein weiterer Reiz für die empfindlichen Lippen ist.
Eiswürfel auf keinen Fall direkt verwenden, immer in ein Tuch geben und nur tupfend anwenden. Hilfreich ist auch ein in kaltes Wasser getauchtes Tuch. Etwas Quark, mit Honig vermischt und auf die Lippen aufgetragen, lindert die Beschwerden. In schlimmeren Fällen verordnet der Arzt eine Hydrocortisoncreme oder ein Gel, das ein Antihistaminikum enthält.
Herpes labialis
Eine weitere Ursache für geschwollene Lippen ist eine Infektion mit Herpes-Viren (HSV-1/HSV-2). Herpes ist hochansteckend und wird durch Schmierinfektion übertragen. Tritt die Infektion zum ersten Mal auf, so gelangen die Viren durch kleinste Haut- und Schleimhautrisse in den Körper. Sie vermehren sich dort und verursachen dann die typischen Symptome wie Kribbeln, Bläschenbildung und Schwellung. Ist die Krankheit überstanden, verbleiben die Herpes-Viren lebenslang im Körper.
Die Betroffenen tragen das Virus in sich und wenn das Immunsystem etwas geschwächt ist, zum Beispiel in Verbindung mit Fieber, einer Erkältung oder Grippe, durch Hormonstörungen, durch starke Sonnenbestrahlung, nach einem Zahnarztbesuch oder durch eine seelische Belastung, kann eine Herpesinfektion mit oben genannten Symptomen wieder auftreten. Sie wird sozusagen reaktiviert.
Wird nicht gleich bei den ersten Anzeichen etwas dagegen unternommen, entwickelt sich eine entzündete, stark schmerzende Stelle auf der Lippe. Die Schulmedizin empfiehlt antivirale Salben und spezielle Pflaster, die die Lippe etwas schützen. Die Naturheilkunde wendet äußerlich Salben mit dem Wirkstoff der Melisse oder Propolistinktur an. Innerlich werden Zink, Vitamin C, das Schüßler-Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12, Nr. 9 Natrium phosphoricum D6 und Nr. 8 Natrium chloratum D6 (gegen die Schwellung) und eine Gänseblümchentinktur angewandt.
Bei Kindern kann die Infektion viel stärker ausgeprägt verlaufen – Fieber, starkes Unwohlsein und Grippesymptome können sich entwickeln. Dies gehört selbstverständlich in die Arztpraxis. Wenn Lippenherpes häufiger auftritt, gilt es, die Ursache zu finden. Eventuell ist eine Stärkung des Immunsystems nötig.
Quincke-Ödem
Ein Quincke-Ödem ist eine langsam fortschreitende Schwellung, die vor allem das Gesicht und den Rachen betrifft. Dies beginnt mit anfänglichen Rötungen, die dann immer mehr zu einer Schwellung werden. Juckreiz und Schmerzen begleiten die Schwellung. Massiv geschwollene Lippen können sich dabei auch zeigen.
Ursachen für das Quincke-Ödem sind vor allem Lebensmittelunverträglichkeiten und Insektenstiche. Solch ein Ödem kann aber auch in Verbindung mit Autoimmunkrankheiten entstehen oder auch, was sehr selten ist, erblich bedingt sein. Bei letzterem fehlt dem Körper ein Enzym (C1-Esterase-Inhibitor), das dann den Betroffenen zugeführt werden muss. Ansonsten wird das Ödem mit entzündungshemmenden Medikamenten, mit Cortison, Kalium und Antihistaminika behandelt.
Ist der Rachen davon betroffen, kann dies zu Atembeschwerden bis hin zu Atemnot führen, was einen absoluten Notfall darstellt. Bei Verdacht auf eine Anaphylaxie (akute schockartige allergische Reaktion) muss sofort die Notfallnummer gewählt werden.
Hausmittel
Bei geschwollenen Lippen sind folgende Hausmittel zu empfehlen. Das Auflegen von gekühlten Schwarztee- oder Salbeiteebeuteln hat eine adstringierende Wirkung und lindert das Spannungsgefühl. Hochwertiger Manuka Honig, aufgetupft oder auch eingenommen, wirkt antientzündlich und ist auch ein guter Tipp bei Lippenherpes.
Das Kauen von Zitronenmelisse und das Auftupfen von frischem Zitronenmelissensaft lindern die Beschwerden bei Schwellung der Lippen durch Sonnenbrand. Blutet die Lippe, sind Honig oder Melissenöl, aufgetragen mit einem Wattestäbchen, einen Versuch wert.
Diagnose
Wenn ein Patient oder eine Patientin mit geschwollenen Lippen zum Arzt kommt, ist als erstes eine genaue Anamnese wichtig. Wie lange sind die Lippen schon geschwollen, gab es einen Auslöser, sind Allergien bekannt? Der Patient beziehungsweise die Patientin sollte alle eventuell zusätzlich auftretenden Symptome selbst schildern.
Der Arzt sieht sich natürlich die Lippe(n) an und dies allein reicht oft schon aus, um eine Diagnose zu stellen. Auch wenn geschwollene Lippen anfangs mitunter fürchterlich aussehen, so heilen sie doch in der Regel schnell ab.
Liegt eine Verletzung vor, zum Beispiel ausgelöst durch einen Sturz, kann sich diese, falls sie größeren Ausmaßes ist, ausbreiten und weitere Strukturen im Gesicht, im Kiefer usw. betreffen. Hier ist natürlich weiteres Vorgehen wichtig.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass geschwollene Lippen meistens von ganz alleine wieder abheilen. Treten Schmerzen und noch weitere Symptome auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Hat sich die Schwellung bis in Mund und/oder Rachen ausgebreitet, ist keine Zeit zu verlieren.
Geschwollene Lippen sind, egal welche Ursache zugrunde liegt, äußerst unangenehm für die Betroffenen. Gerne wird auf den Lippen herumgekaut und daran geleckt. Das sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Dies macht das Ganze nur noch schlimmer – ist jedoch leichter gesagt als getan. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Feichtinger, Susana Niedan-Feichtinger, Julia Schulze-Kroening: Biochemie nach Dr. Schüßler bei Hauterkrankungen und Allergien, 1. Auflage, Karl F. Haug, 27. April 2005
- R. Volk, F. Winter: Lexikon der Kosmetischen Praxis, Springer, 1969
- Peter Altmeyer: Dermatologische Differenzialdiagnose, Springer, 2007
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.