Der Harndrang ist ein ganz natürlicher Vorgang und entsteht immer dann, wenn die Blase zunehmend gefüllt ist. Tritt das Bedürfnis, die Blase zu entleeren, jedoch übermäßig oft oder stark auf, wird normalerweise von häufigem Wasserlassen bzw. vermehrtem Harndrang gesprochen. Dieser deutet häufig auf eine zugrundeliegende Erkrankung wie beispielsweise Diabetes, eine Harnwegsinfektion oder eine Vergrößerung der Prostata hin – daher sollte unbedingt eine gründliche ärztliche Untersuchung stattfinden, durch welche die Ursache erkannt und anschließend entsprechend behandelt werden kann. Neben den schulmedizinischen Ansätzen bietet auch die Naturheilkunde vielfältige wirksame Verfahren, allem voran verschiedene Heilpflanzen, die wie beispielsweise die Beeren der Sägepalme (Serenoa repens) bereits seit Generationen zur Behandlung leichter Formen der benignen Prostatahyperplasie eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition und Symptomatik
Der Drang, Urin abzulassen, ist eine ganz natürliche Funktion der Blase und entsteht, wenn sich diese entsprechend gefüllt hat. Am Tag werden vom menschlichen Körper normalerweise zwischen 1 bis 1,5 Liter Urin produziert, wobei die tatsächliche Menge – je nach dem wie viel Flüssigkeit aufgenommen wird – stark schwanken kann. Der Urin, der zum einen der Regelung des Flüssigkeitshaushalts aber auch zur Entsorgung von Harnstoff, Harnsäure und anderen Stoffwechsel-Endprodukten dient, wird dabei in den Nieren gebildet und sammelt sich anschließend konzentriert in der Harnblase an. Diese kann von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich viel Urin fassen bis die maximale Blasenkapazität erreicht wird, im Zuge derer es zum sogenannten „imperativen Harndrang“ kommt, womit eine Blasenentleerung gemeint ist, die nicht mehr kontrolliert bzw. unterdrückt werden kann.
Für gesunde Männer wird normalerweise ein Fassungsvermögen der Harnblase von 400 bis 600 Millilitern angenommen, für gesunde Frauen gilt hingegen aufgrund des Platzbedarfs der inneren Geschlechtsorgane ein geringerer Wert (300 bis 400 Milliliter). Ist die Kapazitätsgrenze erreicht und die Blase dementsprechend „voll“, entsteht Harndrang – ausgelöst durch in der Blasenwand befindliche Rezeptoren, welche die erhöhte Spannung auf die Blasenwand registrieren und an die zuständigen Bereiche im zentralen Nervensystem weitergeben.
Wird viel getrunken, kann es also ganz normal sein, häufiger Harndrang zu verspüren und die Blase zu entleeren (Miktion). Steigt die Urinmenge jedoch auf wesentlich mehr als 2 Liter innerhalb von 24 Stunden, gilt diese Menge als krankhaft erhöhte Urinausscheidung, die medizinisch als „Polyurie“ (griechisch: poliuria =„viel Harn“) bezeichnet wird und häufig mit einem verstärkten Durstgefühl einhergeht (zum Beispiel bei Diabetes mellitus).
Eine andere Form des häufigen Wasserlassens ist die so genannte „Pollakisurie“, bei der zwar der Harndrang vermehrt (d.h. mehr als sechs Mal am Tag) auftritt, die ausgeschiedene Gesamtmenge des Urins aber nicht erhöht ist. Hier liegen häufig Harnwegsinfektionen wie eine Blasenentzündung oder Nierenbeckenentzündung oder auch eine Verminderung der Blasenkapazität durch Prostata- oder Blasentumore vor, auch Stress oder eine Schwangerschaft kommen häufig als Auslöser vor.
Tritt der verstärkte Harndrang nur nachts auf und führt dazu, dass mehr als zwei Mal in der Nacht die Blase entleert werden muss, liegt eine „Nykturie“ (griechisch: nikturia = „das nächtliche Harnlassen“) vor, die insbesondere ältere Frauen und Männer betrifft. Da das vermehrte, nächtliche Wasserlassen den Schlaf unter Umständen massiv stört, kann es hier schnell zu chronischer Müdigkeit am Tag, depressiven Verstimmungen sowie zu einer Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens kommen. Ist der Harndrang verstärkt, kommt es in einigen Fällen zusätzlich zu einer Harninkontinenz, bei der Betroffene die Fähigkeit, den Urin in der Harnblase zu speichern und dadurch selbst Ort und Zeitpunkt des Urinierens zu bestimmen, nicht gelernt oder aber verloren haben.
Ursachen für häufiges Urinieren
VermehrtesWasserlassen kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Tritt dieses nur gelegentlich auf, kann es beispielsweise durch eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr, eine größere Menge Alkohol oder auch durch einige Tassen Kaffee mehr als sonst ausgelöst worden sein. Auch entwässernde Medikamente (Diurtika, auch „Wassertabletten“), die häufig dauerhaft zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt werden, können der Grund sein, zudem spielen auch psychische Belastungen und Stress (Reizblase) in vielen Fällen eine zentrale Rolle. Tritt der häufige Drang Wasser zu lassen längerfristig auf, ist dies allerdings häufig ein Anzeichen für eine andere ursächliche Erkrankung wie beispielsweise Diabetes mellitus oder eine Prostataentzündung, auch eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur (durch Schwangerschaft oder Übergewicht) kommt als Grund in Betracht.
Diabetes
In vielen Fällen ist die so genannte „Zuckerkrankheit“ (medizinisch: Diabetes mellitus) der Grund für häufigen Harndrang. Hierbei handelt es sich um eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten, von der allein hierzulande laut Weltgesundheitsorganisation schätzungsweise rund sieben Millionen Menschen betroffen sind. Unter dem Begriff „Diabetes“ werden dabei verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, die jedoch als gemeinsames Merkmal eine Störung des Stoffwechsels haben, wodurch es in der Folge zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels kommt.
Die häufigste Form ist der Diabetes Typ 2, bei welchem die Körperzellen nach und nach immer unempfindlicher auf das Hormon Insulin reagieren, welches dafür zuständig ist, Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut zum Zwecke der Energiegewinnung in die Zellen weiter zu transportieren. Funktioniert dies in Folge der Insulinresistenz nicht mehr einwandfrei, steigt der Blutzuckerspiegel an. Betroffen sind hier vor allem ältere („Altersdiabetes“), zunehmend aber auch junge Menschen, als Risikofaktoren gelten zudem eine genetische Disposition, Übergewicht und zu wenig Bewegung.
Der Diabetes-Typ-1 ist die zweithäufigste Form. Bei diesem handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Abwehrsystem des Körpers die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse selbst zerstört. Dadurch kommt es zu einem chronischen Mangel an Insulin, wodurch wiederum nicht ausreichend Zucker aus dem Blut in die Körperzellen gelangen kann und somit der Blutzuckerspiegel schnell ansteigt. Um diesen zu senken, muss bei der Krankheit – die in den meisten Fällen nicht von Geburt an besteht, sondern sich etwa bis zum 25. Lebensjahr entwickelt – regelmäßig Insulin gespritzt werden.
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die auf einen Diabetes mellitus hinweisen und die im Prinzip bei beiden Typen auftreten – allerdings kann ein Typ-2-Diabetes aufgrund des langsamen Anstiegs des Blutzuckerspiegels auch lange symptomlos bleiben. Häufiges Wasserlassen ist dabei ein typisches erstes Anzeichen, denn da der Körper versucht, den vermehrten Zucker im Blut über den Urin auszuscheiden, verspüren Diabetiker deutlich öfter Harndrang als Nicht-Betroffene. Dadurch tritt in den meisten Fällen parallel ein sehr starker Durst bzw. Trinkbedürfnis auf, hinzu kommt bei vielen Betroffenen trockene und juckende Haut durch den erhöhten Verlust von Flüssigkeit.
Viele Betroffene fühlen sich durch den erhöhten Blutzuckerspiegel außerdem ständig müde und erschöpft, weitere mögliche Symptome sind Gewichtsabnahmen, schlechte Wundheilung bzw. schlechtere Durchblutung der Haut sowie eine erhöhte Anfälligkeit für verschiedene Infektionskrankheiten (Erkältungen, Harnwegsinfekte, Fußpilz etc.), welche durch die Belastung des Immunsystem infolge des erhöhten Blutzuckerspiegels entsteht. Ist dieser dauerhaft erhöht, werden die Blutgefäße, geschädigt, sodass Folgeerkrankungen bzw. Spätschäden wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen der Beine (periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK) und geschwollene Füße („Diabetischer Fuß“), Veränderungen der Netzhaut (diabetische Retinopathie) oder Erektionsstörungen auftreten können.
Problematisch kann es zudem werden, wenn Betroffene rauchen und/oder erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck oder Übergewicht vorliegen, denn dann steigt das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder die koronare Herzerkrankung (KHK). Doch wer seinen Blutzucker konsequent kontrolliert und gut einstellt und neben dem auf eine gesunde Lebensweise mit entsprechender Ernährung und ausreichend Bewegung achtet, kann diesen Risiken gut vorbeugen.
Harnwegsinfektion / Blasenentzündung
Eine ebenso relativ häufige Ursache für vermehrtes Wasserlassen ist eine durch Krankheitserreger verursachte Infektionskrankheit der ableitenden Harnwege (Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre). Der menschliche Urin wird in den Nieren aus dem Blut herausgefiltert und gelangt anschließend über die Harnleiter zur Harnblase. Wird diese entleert, wird der Urin über die Harnröhre ausgeschieden – wobei sich im gesamten Harntrakt sowie im Urin normalerweise keine Bakterien befinden.
Vergleichsweise oft kommt es allerdings zu einer Harnwegsinfektion, die – je nach dem, wie stark sie ausgeprägt ist – nur einen Teil, aber auch den gesamten Harntrakt betreffen und dabei mit einem unangenehmen Gefühl und (starken) Schmerzen verbunden sein kann. Je nach Lokalisation wird dabei zwischen zwei Formen der Harnwegsinfektion unterschieden. So sind bei einem unteren Harnwegsinfekt die Harnröhre oder die Harnblase entzündet (medizinisch: Zystitis bzw. Urethritis), wohingegen bei einem oberen Harnwegsinfekt Harnleiter und Nierenbecken mitbetroffen sind, wodurch es zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) kommt.
In den meisten Fällen wird eine Harnwegsinfektion durch Bakterien verursacht, welche über die Harnröhre in den Harntrakt gelangen, wobei es sich am häufigsten um den Erreger Escherichia coli (E.-coli, Kolibakterien) handelt. In selteneren Fällen wird die Infektion jedoch auch durch andere Erreger ausgelöst, zudem kann es vorkommen, dass Erreger von einem anderen Infektionsherd im Körper über die Blutbahn in die Harnwege gelangen, sich dort weiter vermehren und eine Entzündung hervorrufen (hämatogene Infektion).
Frauen sind insgesamt deutlich häufiger von einer Harnwegsinfektion betroffen als Männer, da sie zum einen eine deutlich kürzere Harnröhre haben und zudem die Harnröhrenöffnung bei ihnen relativ nah am After liegt. Daher gehört insbesondere ein falsches Vorgehen bei der Intim-Hygiene hier zu den Risikofaktoren. Denn werden beispielsweise zu oft Intimsprays, Scheidenspülungen oder desinfizierende Lotionen verwendet, kann dadurch schnell die schützende Vaginal-Schleimhaut zerstört werden, wodurch Pilze und Bakterien leichtes Spiel haben, sich zu vermehren und eine Entzündung hervorzurufen.
Auch das Abwischen nach dem Stuhlgang oder Abtrocknen nach dem Baden bzw. Duschen von „hinten nach vorne“, also vom After in Richtung Scheide kann schnell zu einem Infekt führen, wenn Darmbakterien auf diesem Wege den Weg in die Harnröhre finden. Neben dem führt bei Frauen Geschlechtsverkehr nicht selten zu einer Blasenentzündung („Honeymoon Zystitis“). Da die Scheiden-, Harnröhren- und Blasenwände eng beieinander liegen, werden diese gerade durch häufigen Geschlechtsverkehr mechanisch stark gereizt, wodurch wiederum die Abwehr geschwächt wird und Keime dementsprechend schneller in die Harnwege gelangen. In der Schwangerschaft steigt das Risiko für einen Harnwegsinfekt, da sich aufgrund der hormonellen Umstellung die Harnwege weiten und entspannen, wodurch der Fluss des Urins verlangsamt wird und Bakterien in der Folge leichter „nach oben“ aufsteigen können. Bei einem Harnwegsinfekt in der Schwangerschaft gilt es, besonders vorsichtig zu sein – denn erfolgt hier keine Behandlung, kann es schnell zu einer Mitbeteiligung der Nieren kommen, was im Ernstfall sogar zu Früh- oder Fehlgeburten führen kann.
Neben dem bestehen eine Reihe weiterer Faktoren, die die Entwicklung eines Infekts fördern können, wie beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem, eine angeborene Fehlbildung der Harnwege, Nierensteine bzw. Blasensteine, Tumore oder ein Dauerblasenkatheter. Auch wer generell zu wenig trinkt und dadurch weniger Harn ausscheidet, ist eher gefährdet, eine Harnwegsinfektion zu bekommen, ebenso wie Diabetiker. Bei älteren Männern wird ein Infekt zudem häufig durch eine vergrößerte Prostata (Prostatahyperplasie) verursacht.
Gerade bei Frauen kann ein Harnwegsinfekt aufgrund der kürzeren Harnröhre in einigen Fällen ganz ohne spürbare Symptome verlaufen, normalerweise sind typische erste Anzeichen jedoch ein ungewöhnlich häufiger Harndrang, Beschwerden beim Wasserlassen in Form von brennenden oder krampfartigen Schmerzen, abgeschwächter Harnstrahl sowie Schmerzen im Unterbauch. Neben dem kann es dazu kommen, dass der Harndrang so plötzlich und stark auftritt, dass die Gefahr besteht, „sich in die Hose zu machen“, wenn nicht sofort eine Toilette aufgesucht werden kann. Darüber hinaus sind dunkelgelbe oder trübe Veränderungen sowie dunkler Urin oder sogar Blut im Urin typische Kennzeichen eines Harnwegsinfekts. Sind die Nieren betroffen, kommt es in den meisten Fällen außerdem zu Fieber, was ebenso der Fall ist, wenn der Infekt einen schweren Verlauf nimmt – in einem solchen Fall kann es auch noch zu weiteren Symptomen, wie beispielsweise Schüttelfrost, starken Bauchschmerzen, Flankenschmerzen, einem allgemeinem grippeähnlichen Krankheitsgefühl oder Übelkeit und Erbrechen kommen. Liegt bei Männern neben der Infektion der Harnwege eine Prostataentzündung vor, kann außerdem Blut im Sperma auftreten, ebenso wie Störungen des sexuellen Verlangens, bei der Erektion und Ejakulation.
Prostatavergrößerung
Probleme beim Urin lassen können auch durch eine altersbedingte und gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, kurz: BPH) verursacht werden. Dabei handelt es sich um die häufigste gutartige Erkrankung bei Männern, die in den westlichen Industrienationen etwa der Hälfte der über 60-jährigen Männer und sogar um die 90% der über 80-Jährigen betrifft. Die Vergrößerung der Prostata bzw. Vorsteherdrüse entsteht dabei infolge einer übermäßigen, aber gutartigen Zell-Vermehrung, an welcher sowohl Drüsengewebe, Bindegewebe als auch Muskelgewebe beteiligt sein können – je nach Fall in ganz unterschiedlichen Anteilen.
Eine Prostatavergrößerung muss nicht zwangsläufig krankhaft sein, dennoch zeigen sich in den meisten Fällen im weiteren Verlauf Auswirkungen auf die Blasen- und Nierenfunktion. Dies ist durch die Lage der Vorsteherdrüse bedingt: Diese befindet sich unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre bis zum Beckenboden, wobei 75% der Prostata aus Muskelzellen und Bindegewebe sowie 25% aus Drüsengewebe besteht. Beginnt das Drüsengewebe zu wuchern, vergrößert sich die Drüse und übt dadurch mehr und mehr Druck auf die Harnröhre aus, wodurch sich diese verengt und für Schwierigkeiten beim Urinieren sorgt. Ist dies der Fall, wird medizinisch vom „benignen Prostatasyndrom“ gesprochen, welches zu Beginn typischerweise dadurch gekennzeichnet ist, dass es auf der Toilette länger dauert, bis der Harnstrahl einsetzt und dieser dann relativ dünn ist. Neben dem sind ein (sehr) häufiges Wasserlassen tagsüber sowie auch nachts, Schmerzen beim Urinieren und ein Nachtropfen von Harn kennzeichnend für ein benignes Prostatasyndromin der Anfangsphase.
Entwickelt sich die Erkrankung weiter, führt die Vergrößerung der Drüse oft dazu, dass die Harnblase nicht mehr vollständig entleert werden kann und stattdessen ein Rest Urin in der Blase verbleibt. Dadurch entsteht ein ständiger Harndrang. Da sich Bakterien in dem Restharn besonders gut vermehren können, ist zudem das Risiko für eine Harnwegsinfektionen oder Blasensteine erhöht. Zudem leiden viele betroffene Männer unter Erektionsproblemen und Schwierigkeiten beim Samenerguss, hinzu kommt, dass das Ejakulat in den meisten dieser Fälle deutlich an Volumen abnimmt. Bei weiterem Fortschreiten des benignen Prostatasyndroms kann sich die Stauung des Urins bis in beide Nieren fortsetzen, wodurch es zu einer dauerhaften Schädigung oder sogar zum Versagen des paarigen Organs kommen kann. In vielen Fällen tritt in diesem Endstadium eine sogenannte „akute Harnverhaltung“ (Ischurie) auf, infolge derer die gefüllte Harnblase spontan nicht mehr entleert werden kann, wodurch sie sich schmerzhaft ausdehnt.
Wodurch genau eine Prostatavergrößerung entsteht, ist bis heute weitgehend ungeklärt, allerdings vermuten Experten mehrheitlich, dass vor allem ein im Zusammenhang mit dem Alter sich veränderndes Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Geschlechtshormonen hier eine zentrale Rolle spielt. Neben dem wird auch das Stoffwechselzwischenprodukt Dihydrotestosteron (DHT) als möglicher Auslöser diskutiert, welches in der Vorsteherdrüse aus dem männlichen Sexualhormon Testosteron gebildet wird und in zu hoher Konzentration zu einer krankhaften Vermehrung des Drüsengewebes führt. Zudem besteht offenbar ein erbliches Risiko, von einigen Medizinern wird auch das sogenannte „metabolische Syndrom“ als möglicher Auslöser diskutiert, welches durch eine Kombination aus Adipositas, Diabetes mellitus, veränderten Blutfettwerten und Bluthochdruck gekennzeichnet ist. Das metabolische Syndrom, welches als entscheidende Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten betrachtet wird, entwickelt sich in erster Linie in Folge dauerhafter permanenter Überernährung und gleichzeitigem Bewegungsmangel und ist daher ein häufiges Phänomen unter Menschen, die in Industriestaaten leben.
Ursache Herzinsuffizienz
Neben dem kann auch eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) die Ursache für häufiges Wasserlassen sein. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung (Insuffizienz) des Herzens, durch die nicht mehr ausreichend Blut in den Kreislauf gepumpt wird. In der Folge kommt es zu einer verringerten Durchblutung von Organen und Gewebe, was im Ernstfall dazu führen kann, dass der Kreislauf versagt. Eine Herzschwäche kann plötzlich (akut) innerhalb von Stunden bzw. Tagen als auch chronisch auftreten und sich dabei im Laufe von Monaten bis Jahren entwickeln. Neben dem wird eine Herzinsuffizienz danach definiert, wo sie auftritt – denn da das Herz aus insgesamt vier Räumen (rechter Vorhof, rechte Herzkammer, linker Vorhof, linke Herzkammer) aufgebaut ist, bestehen auch verschiedene Formen der Herzmuskelschwäche: die Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz), die Linksherzschwäche (Linksherzinsuffizienz) und die allgemeine bzw. das ganze Herz betreffende Schwäche (Globalinsuffizienz).
Je nach dem, wo die Herzschwäche besteht, treten verschiedene Symptome auf. Leitsymptom bei der Linksherzinsuffizienz ist die Atemnot (medizinisch Dyspno, von griechisch „dys“ für „schwierig“ und „pnoe“ für „Atmung“), die häufig zunächst nur bei körperlicher Belastung (Belastungsdyspnoe) auftritt. Schreitet die Erkrankung weiter fort, wird die Luftnot schnell chronisch und tritt auch im Ruhezustand auf (Ruhedyspnoe). Häufig ist der Atem beschleunigt (Tachypnoe), sodass sich Betroffene erst aufrecht hinsetzen müssen, um wieder besser atmen zu können, zudem treten häufig Hustenanfälle, kalte Schweißausbrüche, Erschöpfung und innere Unruhe auf. In schweren Fällen kann es außerdem dazu kommen, dass sich die Lunge mit Gewebewasser füllt (kardiales Lungenödem), was mit schwerster Luftnot, heftigem Husten, schaumigem Auswurf und rasselnden Geräuschen bei der Atmung einhergeht.
Besteht hingegen eine Rechtsherzinsuffizienz, staut sich das Blut zurück in die Venen des großen Kreislaufs, wodurch als typische Anzeichen zunächst Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme) bzw. Dicke Beine, vor allem im Bereich der Knöchel auftreten – deutlich erkennbar beispielsweise daran, dass Abdrücke von Socken und Schuhen nach dem Ausziehen nicht so schnell verschwinden.
Treten die Ödeme in größerem Umfang auf, kommt es in vielen Fällen parallel zu häufigem Wasserlassen in der Nacht (Nykturie), da während des Schlafs ein Teil der Wassereinlagerungen aufgrund der Schwerkraftwirkung im Liegen wieder zurück in die Blutgefäße fließen kann und schließlich über Nieren und Blase ausgeschieden wird. Durch die Schwellungen kommt es zudem schnell zu trockener Haut bzw. so genannten „Stauungsekzemen“, die sich in schwereren Fällen zu unangenehmen, schlecht verheilenden Wunden weiterentwickeln. Neben dem kann es im fortgeschrittenen Stadium auch zu Hautödemen im Bereich der Flanken, der Genitalien und des Gesäßes kommen. Da sich das Blut bei dieser Form der Herzschwäche vor dem rechten Herzen in die Venen zurück staut, kann in der Folge eine Halsvenenstauung auftreten, darüber hinaus sind auch die inneren Organe von dem Blutrückstau betroffen, wodurch es beispielsweise zu einer massiven Vergrößerung der Leber (Stauungsleber) oder einer Wasseransammlung im Bauch (Aszites bzw. „Wassersucht“) kommen kann.
Die Einlagerung von Flüssigkeit im Körper hat häufig eine schnelle Gewichtszunahme zur Folge, in einigen Fällen kann eine Stauung der Magenvenen auch eine Magenschleimhautentzündung (Stauungsgastritis) hervorrufen, welche sich in zusätzlichen Symptomen wie Appetitlosigkeit und Völlegefühl äußert. In den meisten Fällen handelt es sich bei einer Herzinsuffizienz jedoch nicht um eine isolierte Links- oder Rechtsherzinsuffizienz, stattdessen liegt eine beidseitige Herzschwäche (globale Herzinsuffizienz) vor, die sich durch Symptome beider Formen äußert.
Als Ursache für eine Herzinsuffizienz kommt im Prinzip jede Herzerkrankung in Betracht – häufig handelt es sich allerdings um die koronare Herzkrankheit (KHK), eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzklappenerkrankungen, eine krankhafte Erweiterung des Herzens, Herzrhythmusstörungen wie zum Beispiel Vorhofflimmern, Lungenhochdruck, angeborene und erworbene Herzfehler oder Herzklappenfehler. Neben dem kommen auch Bluthochdruck (Hypertonie) und Blutarmut (Anämie) als Verursacher in Betracht, ebenso wie Fieber oder eine Schilddrüsenüberfunktion, denn hier wird der Stoffwechsel so stark beansprucht, dass das Herz stärker gefordert ist als im Normalfall. In der Folge kann sich beispielsweise eine bereits bestehende leichte Herzschwäche verschlimmern oder es kommt durch die starke Beanspruchung zu einer akuten Herzschwäche, die also gar nicht direkt im Herzen selbst entstanden ist – und in den meisten Fällen auch nur vorübergehend besteht. Neben diesen häufige Ursachen existieren jedoch noch eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für eine Herzschwäche erhöhen – hierzu zählen zum einen Nikotin- und Alkoholmissbrauch sowie Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas), aber auch Diabetes mellitus und ein erhöhter Cholesterinspiegel.
Überaktive Blase / Reizblase
Eine weitere mögliche Ursache für häufiges Urinieren ist eine so genannte „überaktive Blase“ (auch hyperaktive Blase), die häufig auch als Reizblase bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine funktionelle Störung der Blasenfunktion ohne organische Ursache, durch die es zu einer häufigen Blasenentleerung (Pollakisurie) mit oder ohne unfreiwilligen Harnabgang (Dranginkontinenz) kommt. Während normalerweise – abhängig von Geschlecht und Körpergröße – erst bei einer Füllmenge von 250 bis 750 ml starker Harndrang einsetzt, zieht sich bei einer Reizblase der Blasenmuskel schon während der Füllphase zusammen. Da der Drang, Wasser zu lassen, meist kaum zu unterdrücken ist, bedeutet dies für Betroffene, dass in diesem Fall sofort eine Toilette zur Stelle sein muss, da ansonsten der unfreiwillige Urinverlust droht.
Durch die frühzeitige Reaktion des Blasenmuskels, kommt es bei einer Reizblase meist zu häufigem, massivem und plötzlich auftauchendem Harndrang, wobei die Menge des Urins beim Wasser lassen eher gering ist. Häufig treten zudem nicht eindeutige, teilweise krampfartige Unterbauchschmerzen auf (pelvic-pain-syndrome), in einigen Fällen kommt es zudem zu einem Brennen beim Wasserlassen. Frauen sind insgesamt häufiger als Männer von einer überaktiven Blase betroffen, die vielfältige Ursachen haben kann – häufig kommen auch mehrere zusammen. In Frage kommen hier zum Beispiel chronische Blasenentzündungen, hormonelle Veränderungen oder eine Bindegewebsschwäche, auch kann eine Überaktivität und Fehlsteuerung des Blasenmuskels der Auslöser sein, durch welche sich der Muskel zu leicht anspannt. Auch nicht auffindbare chronische Infekte oder Veränderungen am Beckenboden nach Schwangerschaft und Geburt oder infolge von Übergewicht, chronischer Überlastung der Muskulatur oder fortschreitendem Lebensalter mit hormonellen Schwankungen (Wechseljahre) kommen in Betracht. Häufig werden auch psychosomatische Ursachen vermutet, denn alltäglicher Druck, innere Unruhe oder Stress lösen bei vielen Menschen plötzlichen, häufig auftretenden starken Harndrang aus – häufig in Verbindung damit, dass dann beim Toilettengang letztendlich nur wenig Urin abgelassen wird.
Weitere Ursachen
Auch eine Niereninsuffizienz (Nierenversagen) kommt als Auslöser in Frage. Bei dieser besteht eine Unterfunktion einer oder beider Nieren, wodurch es zu einer Erhöhung der Konzentration von harnpflichtigen Substanzen (Kreatinin, Harnstoff etc.) im Blut kommt. Während die Nierenfunktion unter Ruhebedingungen zu Beginn der Erkrankung meist noch normal ist, kommt es im weiteren Verlauf häufig zu einer vermehrten Urinausscheidung von mehreren Litern pro Tag (Polyurie), wobei es sich um wenig konzentrierten, sehr hellen Urin handelt.
Darüber hinaus kommt auch eine Strahlentherapie bzw. Radiotherapie, mithilfe derer bösartige Tumorzellen im Körper geschädigt werden können, als Ursache in Betracht. Bei dieser wird der Tumor mit energiereicher Strahlung bombardiert, wobei stets versucht wird, nur die Krebsgeschwulst zu treffen – dennoch lässt es sich meist nicht vermeiden, dass auch gesundes Gewebe angegriffen wird und dadurch teilweise starke Beschwerden, besonders an den empfindlichen Schleimhäuten, entstehen können. Viele Nebenwirkungen bei Bestrahlungen wie beispielsweise Abgeschlagenheit, Reizungen der Haut oder Schleimhäute oder Funktionsstörungen am Darm treten nur akut während der Behandlung auf, in einigen Fällen kann es jedoch – je nach dem, welcher Bereich bestrahlt wurde – auch im Anschluss zu Beschwerden wie Durchfall, verstärktem Harndrang und häufigem Wasserlassen, Entzündungen der Unterleibsorgane oder Atemnot kommen, die aber zumeist nach einigen Wochen wieder abklingen.
Des Weiteren können auch bestimmte Medikamente die Häufigkeit des Wasserlassens erhöhen. Bei diesen so genannten „Diuretika“ handelt es sich um wassertreibende Mittel, die eine Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper bewirken und daher unter anderem bei Wasseransammlungen im Körper, hohem Blutdruck und Herzschwäche angewendet werden.
Behandlung bei häufigem Wasserlassen
Therapie bei einem Diabetes
Ist das häufige Urinieren durch die „Zuckerkrankheit“ verursacht, erfolgt die konkrete Behandlung in Abhängigkeit davon, ob ein Typ-1- oder ein Typ-2-Diabetes vorliegt. Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel gut einzustellen, um mögliche Folgeerkrankungen und Spätschäden vorzubeugen und als Betroffener ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen zu können. Da beim Typ-1-Diabetes die Bauchspeicheldrüse zu wenig bzw. gar kein Insulin bildet, kommt es zu einem gravierenden Mangel, der durch lebenslanges Spritzen des Hormons ausgeglichen werden muss. Zum Einsatz kommen hier im Rahmen der Therapie künstlich hergestellte Humaninsuline und zunehmend auch Analoginsuline, wobei sowohl kurz- als auch langfristig wirkende Insuline zur Verfügung stehen. So können Kurzwirkende zum Beispiel zum Essen oder zur schnellen Korrektur erhöhter Werte eingenommen werden, länger wirkende Insuline dienen hingegen dazu, die Basisversorgung des Körpers sowohl tagsüber als auch nachts sicherzustellen (Basalrate).
Beim Typ 2 bestehen verschiedene Behandlungs-Möglichkeiten. Da diese Diabetes-Form in vielen Fällen mit Übergewicht bzw. Fettleibigkeit (Adipositas) im Zusammenhang steht, ist es hier vor allem wichtig, überschüssige Kilos durch eine gesunde Ernährungsweise und ausreichend Bewegung los zu werden und dadurch insgesamt (wieder) in einem besseren Gesundheitszustand zu gelangen. Reicht dies nicht aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken, werden meist zusätzlich so genannte „orale Antidiabetika“ (zum Beispiel Metformin) eingesetzt, durch welche zu Beginn des Diabetes die noch vorhandene körpereigene Insulinproduktion und das vorhandene Insulin genutzt werden kann. Wird im weiteren Verlauf jedoch von der Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin mehr produziert, kann auch bei Typ2 eine Insulintherapie nötig werden – welche Therapie im Einzelfall die passende ist, muss individuell entschieden werden.
Neben diesen therapeutischen Maßnahmen ist zudem eine intensive und umfassende Schulung für jeden Diabetiker sehr wichtig, in welcher die Betroffenen wichtige Informationen über die Krankheit und die entsprechende Behandlung erhalten. Da der Erfolg der Therapie maßgeblich vom Einsatz des Patienten abhängig ist, geht es hier beispielsweise darum, zu lernen, den eigenen Blutzuckerspiegel richtig zu messen, eine gesunde Lebensweise und Ernährung zu entwickeln und Folgeschäden zu vermeiden. In diesem Zusammenhang ist es ebenso wichtig, auch andere Risikofaktoren zu minimieren und in diesem Sinne beispielsweise Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörungen gleichermaßen oft zu kontrollieren sowie zu behandeln wie den Diabetes selbst.
Therapie bei einem Harnwegsinfekt
Liegt dem häufigen Urinieren ein Harnwegsinfekt zugrunde, richtet sich die Behandlung sowie die Dauer dieser nach Art und Ursache der Infektion. Dementsprechend wird – sofern keine weiteren Risikofaktoren vorliegen – bei einem durch Bakterien verursachten „unkomplizierten“ Infekt meist lediglich über einen kurzen Zeitraum ein Antibiotikum (zum Beispiel Trimethoprim, Nitroforantoin oder Fosfomycin) eingenommen. Neben dem kommen bei Bedarf auch krampflösende und schmerzstillende Medikamente zum Einsatz. Besteht Fieber oder handelt es sich um eine Infektion der oberen Harnwege (Harnleiter- bzw. Nierenbeckenentzündung) führt normalerweise ebenfalls kein Weg an Antibiotikum vorbei, Frauen die unter häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, können in Absprache mit einem Gynäkologen oder Urologen auch über einen längeren Zeitraum permanent niedrige Dosen eines vorbeugenden Antibiotikums einnehmen. Besteht bei einem Patienten jedoch zudem beispielsweise Diabetes mellitus, ein Nierenstein oder eine Vergrößerung der Prostata, erfordert dies in der Regel neben dem Antibiotikum eine weiterführende, individuell abgestimmte Therapie – denn werden diese Risikofaktoren nicht kontrolliert bzw. beseitigt, kann sich schnell eine chronische Harnwegsinfektion entwickeln.
Im Falle eines starken Harnwegsinfekts bzw. einer schweren Nierenbeckenentzündung mit ausgeprägten Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, hohem Fieber sowie einem grippeähnlichen Krankheitsgefühl ist normalerweise eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angezeigt. Im Rahmen dieser wird das Antibiotika als Infusion verabreicht, sobald sich eine Besserung einstellt, wird die Therapie ambulant weitergeführt. Generell ist es bei einem Harnwegsinfekt außerdem enorm wichtig, so viel wie möglich zu trinken – auch wenn das anschließende Wasserlassen massive Schmerzen bereiten kann. Denn auf diesem Wege können die ableitenden Harnwege gut durchgespült und die Erreger dementsprechend schneller aus dem Körper geschwemmt werden, außerdem wird so einer erneuten Infektion wirkungsvoll vorgebeugt.
Behandlung bei einer Prostatavergrößerung
Liegt eine Prostatavergrößerung vor, so ist diese nicht per se Grund für eine Therapie, ausschlaggebend ist stattdessen, ob sich dadurch Probleme beim Urinieren entwickeln. Ist dies der Fall (benignes Prostatasyndrom), kommen bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata verschiedene Behandlungsmöglichkeiten (Medikamente, Operation oder Lasertherapie) in Frage. Welches Vorgehen das jeweils sinnvollste und wirkungsvollste ist, muss dabei von Fall zu Fall entschieden werden, wobei Medikamente im Regelfall nicht bei häufiger auftretendem Harnverhalt, Harnwegsinfektionen, Blasensteinen oder einer chronischen Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) eingesetzt werden – hier ist stattdessen im Regelfall ein operativer Eingriff von Nöten.
Da Probleme beim Urinieren im Zuge einer gutartigen Prostatavergrößerung infolge der Einengung (Obstruktion) der Harnröhre durch die vergrößerte Prostata entstehen, können Medikamente jedoch generell nur zur Linderung der Beschwerden und nicht zur Behebung der Ursache eingesetzt werden. Hier stehen dann allerdings eine Reihe von Mitteln zur Verfügung, wie zum Beispiel die sogenannten „Alpha-Rezeptorenblocker“ (Alfuzosin, Doxazosin etc.). Diese blockieren die alpha-Rezeptoren der Prostatamuskulatur, wodurch sich diese entspannt und in der Folge der Harnfluss verbessert und damit einhergehende Symptome gelindert werden. Neben dem haben sich auch sogenannte „5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren“ (Dutasterid, Finasterid) in vielen Fällen bei einer Prostatavergrößerung bewährt, durch welche nicht nur eine Linderung der Symptome, sondern auch eine Reduzierung des Prostatagewebes erreicht werden kann. Nachteile sind hier allerdings mögliche Erektionsstörungen, eine verminderte Libido sowie ein reduziertes Ejakulatvolumen.
Kann mithilfe von Medikamenten kein entsprechender Erfolg erreicht werden, bietet sich beim benignen Prostatasyndrom häufig auch eine Lasertherapie an, um die Einengung der Harnröhre infolge der vergrößerten Vorsteherdrüse zu behandeln. Hier existieren ebenfalls verschiedene Verfahren, wie beispielsweise die Laserresektion (bzw. Holmium-Laser-Enukleation, HoLEP), die interstitielle Laserkoagulation oder die transurethrale Laserkoagulation – welche mit Ausnahme der interstitiellen Laserkoagulation normalerweise alle unter Teil- oder Vollnarkose durchgeführt werden. Mittels dieser Behandlungsform kann das überschüssige Gewebe mit dem Laser verschmort (koaguliert), verdampft (vaporisiert) oder entfernt (reseziert) werden, wobei der Laserstrahl hier von Verfahren zu Verfahren ganz unterschiedlich eingesetzt wird. Ist das Gewebe entfernt, reduziert sich die Größe der Prostata, die Verengung der Harnröhre und somit die durch die gutartige Prostatavergrößerung bedingten Symptome. Komplikationen wie eine dauerhafte Inkontinenz oder eine Erektionsstörung treten infolge der Behandlung nur sehr selten auf.
Therapie bei Herzschwäche
Ist eine Herzinsuffizienz für das vermehrte (nächtliche) Urinieren verantwortlich, steht zunächst immer die Behandlung bzw. Beseitigung der zugrundeliegenden Ursache im Mittelpunkt, indem beispielsweise Bluthochdruck gesenkt wird oder ein Herzklappenfehler operativ ausgeglichen wird. Neben dem sollten Betroffene bei einer Herzschwäche über alle Stadien hinweg möglichst viele Maßnahmen ergreifen, um die Beschwerden zu lindern und leichter Luft zu bekommen – wobei hierzu vor allem ausreichend Ruhe und Entspannung, weitgehender Verzicht auf Alkohol, Vermeidung von Übergewicht, kochsalzarme Kost bei Wassereinlagerungen, ausreichendes Trinken und die bedarfsweise Inhalation von Sauerstoff zählen.
Für die medikamentöse Therapie einer chronischen Herzinsuffizienz stehen – je nach Ursache – unterschiedliche Arzneimittel zur Verfügung, wobei diese entweder einen nachweisbar lebensverlängernden Effekt haben oder in erster Linie bestimmte Symptome lindern. Demnach gelten beispielsweise ACE-Hemmer, Blocker des Angiotensin-II-Rezeptors oder Betablocker als „Lebensverlängerer“, während zum Beispiel Diuretika bei Überwässerung des Körpers oder Antiarrhythmika bei symptomatischen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Liegt eine schwere Herzinsuffizienz vor, erfolgt die Behandlung normalerweise im Krankenhaus, wobei die Einstufung des Schweregrads weltweit zumeist anhand der Klassifikation der New-York-Heart-Association (NYHA) vorgenommen wird. Diese unterscheidet vier Schweregrade, die von scheinbar normaler körperlicher Leistungsfähigkeit (Stadium 1), über Atemnot bei Belastungen (Stadium 2), Luftnot und großer Erschöpfung bei geringer Anstrengung (Stadium 3) bis hin zu Beschwerden wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung im Ruhezustand (Stadium 4) reichen. Eine Behandlung in der Klinik kommt dabei für Patienten in den Stadien 3 und 4 in Frage, wobei letztere aufgrund der starken Beschwerden ohnehin überwiegend bettlägerig sind.
In einigen Fällen wird bei einer Herzinsuffizienz auch ein operativer Eingriff notwendig. Liegt der Herzschwäche beispielsweise eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung zugrunde, kann diese durch einen sogenannten implantierbaren Cardioverter-Defibrillator (ICD) gestoppt werden. Bei diesem handelt es sich um ein batteriebetriebenes Gerät, welches über eine oder mehrere Elektroden für eine ständige Überwachung der Herzaktivität sorgt. Dementsprechend erkennt es Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen oder Kammerflimmern sofort und gleicht diese entsprechend aus, wodurch das Risiko für einen plötzlichen Herztod deutlich sinkt. Ist das Herz allerdings bereits sehr stark geschädigt, bleibt bei einer schweren Herzschwäche häufig nur die Herztransplantation – welche aufgrund fehlender Spenderorgane allerdings hierzulande nur relativ selten durchgeführt werden kann. Um die Wartezeit auf ein Organ zu überbrücken, besteht allerdings die Möglichkeit, hochmoderne Herzersatzsysteme bzw. “Kunstherzen” einzusetzen, welche entweder eingepflanzt oder außen am Körper in einer Umhängetasche getragen werden. Durch das Kunstherz wird schließlich mehr Blut in den Körper gepumpt und das kranke Herz entlastet, wodurch sich die Durchblutung der lebenswichtigen Organe verbessert und eine deutliche Leistungssteigerung bewirkt wird. Kurzatmigkeit, Lungenödeme und Wassereinlagerungen in den Beinen können so reduziert werden – nachteilig ist jedoch, dass es infolge nicht regelmäßig eingenommener Medikamente sowie mangelnder Hygiene zu Infektionen, Blutgerinnseln und in der Folge sogar zu einem Schlaganfall kommen kann.
Behandlung einer überaktiven Blase
Bevor bei einer Reizblase Medikamente zum Einsatz kommen, sollten zunächst alle nicht-medikamentösen Maßnahmen ausgeschöpft werden. Hierzu gehört vor allem die Veränderung des persönlichen Lebensstils, indem beispielsweise über den Tag hinweg stets gleichmäßig Flüssigkeit aufgenommen und das Trinken ab etwa zwei Stunden vor dem Schlafen am Abend vermieden wird. Zudem sollte auf harntreibende Getränke und Substanzen wie zum Beispiel Kaffee, Alkohol, Nikotin und scharfe Gewürze weitgehend verzichtet werden. Darüber hinaus kann ein Blasentraining sehr wirkungsvoll sein, indem durch aktives Unterdrücken des Harndrangs versucht wird, die Häufigkeit des Wasserlassens zu reduzieren und dadurch die Irritation der Blase positiv zu beeinflussen. Führen diese Maßnahmen nicht zu einer langfristigen Linderung der Beschwerden, bestehen verschiedene Möglichkeiten für eine medikamentöse Therapie. In den meisten Fällen kommen hier jedoch sogenannte „Anticholinergika“ (z.B. Tolterodin, Oxybutinin) zum Einsatz, die relaxierend (= entspannend) auf die glatte Muskulatur wirken und dadurch unwillkürliche Kontraktionen der Blasenmuskulatur verhindern. Auch wenn Anticholinergika zur Standardtherapie bei einer hyperaktiven Blase gehören, kommt es hier allerdings häufig zu Nebenwirkungen – häufig sind vor allem Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit, Herzrasen bzw. Herzflattern (Tachykardie), Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, auch ein Anstieg des Augeninnendrucks und Beeinträchtigung des Nahsehen sind nicht selten.
Tritt auch durch die Anticholinergika keine signifikante Besserung ein oder muss die Therapie aufgrund starker Nebenwirkungen abgebrochen werden, kann eine Behandlung mit Botulinumtoxin-A („Botox für die Blase“) erwogen werden. Hierbei handelt es sich um ein potentes Nervengift, welches in verschiedene Stellen in der Blasenmuskulatur injiziert wird und seine Wirkung dadurch entfaltet, dass es die Blasenmuskulatur abschwächt oder teilweise lähmt. Infolgedessen entspannt sich die Muskulatur und die Harnblase kann über längere Zeit mehr Urin speichern, wodurch der Betroffene weniger Harndrang verspürt, seltener Wasser lassen muss und in den meisten Fällen keinen Urin mehr unwillentlich verliert. Weitere Behandlungsoptionen sind die EMDA-Therapie (Elektro Motive Drug Administration) sowie die sakrale Nervenstimulation (SNS), darüber hinaus kann zur weiteren Therapie auch eine psychosomatische Behandlung sehr hilfreich sein, denn häufig zeigen sich die Symptome der Reizblase vermehrt bei Stress bzw. in Situationen in denen Angst, Aufregung oder seelische Belastung auftritt. Hierbei können auch Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung eine wirkungsvolle Unterstützung sein. Neben dem eignet ist ein gezieltes Beckenbodentraining empfehlenswert, welches der Stärkung der Beckenbodenmuskulatur dient und nach entsprechender Einführung durch einen Experten bequem zu Hause durchgeführt werden kann.
Naturheilkunde bei häufigem Wasserlassen
Sofern medizinisch abgeklärt ist, dass dem häufigen Harndrang keine ernste organische Ursache zugrunde liegt, können in vielen Fällen auch alternative Heilmethoden wirkungsvoll eingesetzt erden, um die Beschwerden auf sanfte Weise zu lindern. Generell wirkt Wärme bei Blasenproblemen oft sehr wohltuend. Daher sollten gerade empfindliche Menschen darauf achten, ihren Unterleib immer warm und trocken zu halten, da sowohl Kälte als auch Nässe die Blase schnell reizen können. Als „Wärmespender“ eignen sich hier beispielsweise Sitzbäder, eine Wärmflasche oder ein erhitztes Kirschkernkissen, zudem sind feuchtwarme Wickel über der Blase ein bewährtes Mittel, um die Blasenmuskulatur zu entspannen.
Da vermehrtes Wasserlassen bei vielen Menschen besonders in Stresssituationen (Reizblase) auftritt, sollte zudem darauf geachtet werden, den Alltag zu „entschleunigen“ und Anspannung, Druck bzw. Stress zu minimieren. Für einen effektiven Stressabbau bestehen eine Vielzahl von Techniken und Verfahren, die von Bewegung über Entspannung (Autogenes Training, Atemübungen, Hypnose etc.) bis hin zu Methoden reichen, bei denen körperliche Übungen, Meditation sowie Atem- und Konzentrationsübungen miteinander kombiniert werden (Yoga, Tai Chi, Qigong). Auch sollte der Angst, keine Toilette zu finden und sich dadurch möglicherweise öffentlich zu blamieren, aktiv begegnet werden. Auch hier eignen sich Entspannungstechniken gut, um Angst und Anspannung zu lindern – welche dabei die richtige ist, sollte jedoch jeder Betroffene für sich selbst herausfinden. So können beispielsweise wiederkehrende, ängstliche Gedanken möglicherweise dadurch „vertrieben“ werden, indem die Konzentration auf Denkaufgaben, „schöne“ Gedanken, Erinnerungen etc. gerichtet wird, um das belastende Denkmuster zu unter- bzw. durchbrechen.
Naturheilkunde beim Harnwegsinfekt
Liegt eine Harnwegsinfektion bzw. eine Blasenschwäche vor, ist es das allerwichtigste, so viel wie möglich zu trinken, um die Bakterien mit dem Urin aus der Blase zu spülen – zudem werden die Beschwerden beim Wasserlassen wie das starke Brennen deutlich weniger, wenn der Urin durch die viele Flüssigkeit stark verdünnt ist. Hier sollte am besten zu stillem Wasser, Fruchtsaftschorlen und Kräutertee gegriffen werden, besonders empfehlenswert sind zudem Blasen- und Nierentees, die durch ihre harntreibende und entzündungshemmende Wirkung helfen, die Erreger aus dem Harntrakt auszuschwemmen. Ein solcher Tee ist schnell selbst zubereitet, geeignet sind vor allem Bärentraubenblätter, denn diese wirken in hoher Dosierung antibakteriell. Da die Durchspülung der Harnwege bei einem Infekt absolut wichtig ist, sollten die Blätter idealerweise mit denen entwässernder Pflanzen kombiniert werden – hier bieten sich unter anderem Goldrutenkraut, Orthosiphon- und Birkenblätter, Hauhechelwurzel, Queckenwurzelstock sowie Schachtelhalmkraut an. Dementsprechend gibt es vielfältige Kombinationsmöglichkeiten – so werden für eine Teemischung von 100 Gramm beispielsweise 40 Gramm Bärentraubenblätter mit jeweils 20 Gramm Hauhechelwurz, Birkenblättern und Schachtelhalmkraut vermengt und zu einem Tee zubereitet (Mischung mit kochendem Wasser überbrühen und 10 Minuten ziehen lassen), von welchem täglich vier bis acht Tassen getrunken werden. Als Ergänzung zum Kräutertee kann Cranberry-Saft sehr wohltuend bei einem Harnwegsinfekt sein, da die darin enthaltenen Proanthocyanidine bewirken, dass sich die Darmbakterien gar nicht erst in den Harnwegen festsetzen, sondern stattdessen direkt mit dem Harn ausgeschieden werden.
Neben dem bieten sich eine Reihe weiterer Hausmittel gegen Blasenentzündung an, so zum Beispiel ein ansteigendes Sitzbad mit einem Aufguss aus Zinnkraut oder das sogenannte „Reibebad nach Kuhne“, für welches ein Leinentuch mit kaltem Wasser durchtränkt wird, mit welchem die Frau für zwei bis drei Minuten die Scheide abtupft – sich dabei aber ansonsten warm hält.
Auch die Homöopathie kann bei einer Harnwegsinfektion helfen: Hier kommt bei stechenden Schmerzen und einem Druckgefühl in der Blase vor allem Apis mellifica in Betracht. Tritt der Infekt ganz plötzlich auf und wird von starkem Harndrang, teilweise auftretendem unbeabsichtigtem Harnabgang sowie innerer Unruhe oder Schweißausbrüchen begleitet, eignet sich auch Belladonna sehr gut. Neben dem wird häufig Berberis eingesetzt, wenn beim Wasserlassen ein starkes Brennen sowie generell ein starker Harndrang auftritt – kommt zu diesen Symptomen ein „schneidender“ Schmerz sowie eine Besserung der Beschwerden durch Ruhe und Wärme hinzu, ist auch Cantharis ein geeignetes Mittel. Unabhängig vom Mittel werden diese gewöhnlich in in Potenzen zwischen D6 und D12 verwendet und dreimal täglich (10 bis 20 Tropfen) eingenommen welches Mittel und welche Dosierung im Einzelfall das richtig sind, sollte jedoch in jedem Fall im Vorfeld mit einem Heilpraktiker, Arzt oder Apotheker abgestimmt werden.
Pflanzliche Arzneimittel bei Prostatavergrößerung
Auch bei leichteren Formen der benignen Prostatahyperplasie werden seit jeher pflanzliche Extrakte zur Behandlung eingesetzt. Empfehlenswert sind hier vor allem Mittel, die aus den Beeren der Sägepalme (Serenoa repens) gewonnen werden, denn diese können helfen, Beschwerden beim Wasserlassen und häufigen Harndrang zu lindern. Der Grund dafür sind Inhaltsstoffe der Beeren, die offenbar den männlichen Sexualhormonen und damit dem Wachstum der Prostata entgegenwirken. Dieses kann zwar nicht vollständig aufgehalten werden, doch es wird zumindest erschwert, wodurch die Symptomatik abgeschwächt und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich gesteigert werden kann. Neben dem kommen auch Extrakte aus der Rinde des afrikanischen Zwetschgenbaums (Pygeum africanum) bei Prostataentzündungen bzw. -vergrößerungen zum Einsatz. Hier wirken insbesondere die im Harz des Baumes befindlichen Phytosterole bzw. Beta-Sitosterole, welche in der Lage sind die Enzyme zu hemmen, die für das Wachstum der Prostata verantwortlich sind.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rudolf Schweitzer: Urologie mit Andrologie, Die Heilpraktiker-Akademie, Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, München, 1. Auflage, 2012
- W. Kerner, J. Brückel: Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus, Diabetologie und Stoffwechsel 2012, 7: S84-S87, DOI: 10.1055/s-0032-1325519, Thieme Verlag, 2012
- W. H. Jost et al.: Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen, S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, (Abruf 04.10.2019), AWMF
- A. Kuffel et al.: Chronische Pollakisurie, Der Urologe, Ausgabe 10/2014
- Anuja P. Shah: Polyurie, MSD Manual, (Abruf 04.10.2019), MSD
- Leitlinienprogramm DGU: Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Langversion 1.1-2, 2017 AWMF Registernummer: 043/04, (Abruf 04.10.2019), AWMF
- Thomas Gasser: Basiswissen Urologie, Springer Verlag, 6. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
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