Was hilft bei Schmerzen am Handgelenk?
Handgelenkschmerzen sind ein Beschwerdebild, das erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag mit sich bringt, da die Hände bei den meisten Tätigkeiten des täglichen Lebens eine wesentliche Funktion übernehmen. Die Ursachen für Schmerzen im Bereich des Handgelenks sind dabei vielfältig und häufig schwer zu ermitteln.
Im nachfolgenden sind mögliche Ursachen und Ansätze zur Behandlung der Handgelenkschmerzen aufgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Handgelenkschmerzen – ein kurzer Überblick
Schmerzen im Handgelenk können vielfältiger Natur sein. Diese Übersicht bietet einen ersten Eindruck über das Beschwerdebild:
- Symptome: Schmerzen im Bereich des Handgelenks, die sowohl in die Hand oder den Arm ausstrahlen können, als auch von Hand oder Arm ausgehend ins Handgelenk ziehen können.
- Mögliche Ursachen: Karpaltunnelsyndrom, Kompression des Ulnaris-Nervs (Loge de Guyon Syndrom), Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose), Sehnenscheidenentzündung, Mausarm, Nekrose einzelner Handwurzelknochen, systemische Erkrankungen.
- Diagnose: Eine genaue Diagnose ist entscheidend und kann durch klinische Untersuchung, Bildgebung und manchmal Bluttests erfolgen.
- Therapieansätze: Operationen, Physiotherapie, Akupunktur, manuelle Verfahren, Osteopathie.
- Naturheilkunde: Homöopathie, Schüßler Salze.
- Selbsthilfe: Kühlung, leichte Übungen und ergonomische Anpassungen können helfen.
- Prävention: Vorsicht bei wiederholten Bewegungen und stärkende Übungen können präventiv wirken.
- Risikofaktoren: Bestimmte Berufe und Hobbys, die wiederholte Handbewegungen erfordern, erhöhen das Risiko.
- Komplikationen: Unbehandelt können Handgelenkschmerzen zu langfristigen Schäden führen.
- Karpaltunnelsyndrom: Eine spezifische Ursache für Handgelenkschmerzen, die durch Nervenkompression entsteht.
Definition
Handgelenkschmerzen beschreiben Beschwerden im Bereich des Handgelenks. Die Schmerzen können vom Handgelenk in die Hand beziehungsweise den Arm ausstrahlen oder umgekehrt von Hand oder Arm ins Handgelenk ziehen.
Diagnose von Handgelenkschmerzen
Die Diagnose von Handgelenkschmerzen umfasst mehrere Schritte, die darauf abzielen, die genaue Ursache der Beschwerden zu identifizieren und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Anamnese
Der erste Schritt bei der Diagnose von Handgelenkschmerzen ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient. Der Arzt sammelt Informationen über die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich früherer Verletzungen, chronischer Erkrankungen und der genauen Symptombeschreibung. Dieses Gespräch ist wichtig, um mögliche Ursachen der Schmerzen zu identifizieren.
Körperliche Untersuchung
Nach der Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung des Handgelenks. Der Arzt überprüft auf Fehlstellungen, Schwellungen und Anzeichen von Entzündungen. Er achtet dabei auch auf Schmerzreaktionen und Bewegungseinschränkungen.
Spezifische Tests
Zur weiteren Abklärung können spezielle Tests durchgeführt werden. Ein Beispiel ist der Phalen-Test, der oft zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms verwendet wird. Bei diesem Test werden die Handgelenke in einer speziellen Position gehalten, um zu sehen, ob dadurch typische Symptome ausgelöst werden.
Bildgebende Verfahren
Für eine genauere Untersuchung können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgenaufnahmen eingesetzt werden. Diese helfen, die Strukturen im Handgelenk detailliert darzustellen und können Hinweise auf Brüche, Arthrose, Entzündungen oder andere Abnormalitäten geben.
Weiterführende Untersuchungen
Bei Bedarf können ergänzende Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Nervenleitgeschwindigkeitstests angeordnet werden, um komplexere Erkrankungen zu diagnostizieren.
Durch diese umfassende Diagnostik können Ärztinnen und Ärzte die Ursache der Handgelenkschmerzen bestimmen und eine zielgerichtete Behandlung einleiten.
Ursachen
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei der Diagnostik und Behandlung die Funktionalität des Handgelenks unbedingt Berücksichtigung finden muss. So ist beispielsweise im Rahmen der Anamnese sowohl nach Vorerkrankungen als auch nach den Aktivitäten des täglichen Lebens zu fragen. Anschließend finden Sie eine Übersicht zu den mögliche Ursachen der Handgelenkschmerzen.
Karpaltunnelsyndrom
Das wohl bekannteste am Handgelenk auftretende Krankheitsbild ist das Karpaltunnelsyndrom. Die auf der Daumeninnenseite auftretenden Beschwerden begründen sich hierbei durch eine im Verlauf des Medianus-Nervs vorliegende Kompression im Karpaltunnel, einer anatomischen Struktur, die aus Knochen und Bändern des Handgelenks gebildet wird.
Da es sich um die Irritation eines Nervs handelt, treten typischerweise Schmerzen und Missempfindungen (zum Beispiel Einschlafen der Hände) in dessen Versorgungsgebiet und Verlauf auf. Später kommt es unter Umständen zur Atrophie des Daumenballens und damit zum Verlust der Greifkraft der betroffenen Hand.
Loge de Guyon Syndrom
Ähnlich wie das Karpaltunnelsyndrom auf der Daumeninnenseite, führt eine Kompression des Ulnaris-Nervs im Bereich der Handwurzel (in der „Loge de Guyon“) zu Schmerzen und Empfindungsstörungen auf der Kleinfingerseite. Im weiteren Verlauf dieses auch als Loge de Guyon Syndrom bezeichneten Krankheitsbilds kommt es zur Atrophie der Hand- und Fingermuskeln.
Mögliche Ursachen für das Loge-de-Guyon-Syndrom sind langandauernde, alltagsbedingte Kompressionen (beispielsweide das Abstützen auf einem Rollator), ein Ganglion (eine gutartige Geschwulstbildung in der Gelenkkapsel) im Bereich der Handwurzeln sowie Brüche der Speiche beziehungsweise der Handwurzelknochen.
Sehnenscheidenentzündung
Da über das Handgelenk eine Vielzahl von Sehnen zwischen dem Arm und den Fingern verlaufen, ist eine besonders hohe Anzahl von Sehnenscheiden im Bereich des Handgelenks anzutreffen. Sie reduzieren die durch das Gleiten der Sehne entstehende Reibung und schützen diese.
Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis de Quervain) äußert sich in sehr ausgeprägten, stechenden oder ziehenden Schmerzen, die sich aber sowohl im Handgelenk als auch im Unterarm manifestieren können. Sehnenscheidenentzündungen sind häufig die Folge einer Überlastung.
Nekrosen
Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass auch eine Nekrose (Absterben) einzelner Handwurzelknochen zu Handgelenkschmerzen führen kann. Beispiele hierfür sind Morbus Preiser und die Lunatummalazie.
Stirbt das Mondbein (Os Lunatum) ab, kommt es zu einer Störung bei der Kraftübertragung besonders im proximalen Handgelenk, da das Mondbein sowohl mit der Speiche als auch der Elle in Verbindung steht. Das Auflösen, des Mondbeins geht mit Schmerzen, Kraftverlust und Bewegungseinschränkung einher.
Systemische Erkrankungen
Systemische Erkrankungen kommen ebenfalls als Ursache in Frage. Darunter versteht man Beschwerden, die sich auf das gesamte Organsystem auswirken wie das Blut, das Zentrale Nervensystem oder die gesamte Muskulatur.
Kommt es infolge solcher Erkrankungen zu Veränderungen an Knochen, Muskeln, Nerven, Sehnen und Bändern, kann dies auch Ursache von Schmerzen im Bereich des Handgelenks sein.
Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose)
Eine weitere Ursache für Schmerzen im Bereich des Handgelenks kann auch eine Arthrose des Daumensattelgelenks, die sogenannte Rhizarthrose sein. Die Schmerzen im Bereich des Daumens sind dabei belastungsabhängig.
Als Folge der Minderbelastung zur Vermeidung von Schmerzen kommt es zur Schwächung sowohl der Daumenmuskulatur als auch der Bänder und Knochen. Eine typische Folgeerkrankung im Verlauf der Daumensattelgelenksarthrose ist das Abgleiten des ersten Mittelhandknochens in Richtung Speiche.
Anatomie des Handgelenks
Um das große Bewegungsausmaß des Handgelenks und damit auch der gesamten Hand zu gewährleisten, ist eine komplexe anatomische Struktur, sowohl der Knochen als auch der umgebenden Weichteile notwendig. Knöchern lässt sich das Handgelenk in zwei Gelenke unterteilen: distales Handgelenk und proximales Handgelenk.
Das proximale Handgelenk wird von den Knochen des Unterarms (Elle und Speiche) und drei Knochen der ersten Reihe der Handwurzelknochen gebildet. Das distale Handgelenk teilt die acht Handwurzelknochen in eine obere und untere Reihe auf.
Durch die sehr instabile knöcherne Struktur des Handgelenks, ergibt sich eine hohe Anforderung an die umliegenden Bänder, Schleimbeutel, Sehnen, Nerven und an die Handmuskulatur.
Therapieansätze
Oft führt zum Beispiel bei einem schweren Verlauf des Karpaltunnelsyndroms oder des Ulnarisrinnensyndroms an einer Operation kein Weg vorbei. Bei leichteren Formen werden auch Schienen (Orthesen) eingesetzt.
Ist die Ursache für die Schmerzen im Bereich des Handgelenks gefunden und therapiert, lässt sich durch Physiotherapie einem erneuten Auftreten der Beschwerden entgegenwirken. Unterstützend kann im Rahmen der Behandlung von Handgelenkschmerzen auch Akupunktur zum Einsatz kommen.
Zudem bieten die manuellen Verfahren (zum Beispiel Osteopathie) erfolgversprechende Ansätze für die Behandlung der Schmerzursachen.
Naturheilkundliche Ansätze
Des Weiteren werden in der Naturheilkunde ergänzend häufiger Homöopathika und Schüßler Salze im Zuge der Therapie angewandt. (ps, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Assmus H. et al.: Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms, S3-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie, (Abruf 22.08.2019), AWMF
- David R. Steinberg: Karpaltunnelsyndrom, MSD Manual, (Abruf 22.08.2019), MSD
- Assmus H. et al.: Diagnostik und Therapie des Kubitaltunnelsyndrom (KUTS), S3-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie, (Abruf 22.08.2019), AWMF
- Apostolos Kontzias: Arthrose, MSD Manual, (Abruf 22.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.