Analyse der Handschrift
Die Handschrift zu lesen hat den Ruf, sich irgendwo zwischen Kaffeesatz deuten und Tageshoroskopen zu bewegen, also Esoterik statt Wissenschaft zu sein. Richtig daran ist, dass es sich bei der entsprechenden Lehre, Graphologie, nicht um eine anerkannte Wissenschaft handelt.
Falsch ist hingegen der Eindruck, dass die Analyse von von manuellen Schriften esoterischer Glaube an Irrationales wäre. Insofern hat sie also mit Bleigießen oder Homöopathie nichts zu tun: Schreiben ist eine Tätigkeit unserer zweiten Natur, der Kultur, die wir individuell lernen. Unsere Handschrift ist nicht nur individuell, sondern durch unsere Erfahrungen und unsere Persönlichkeit geprägt. Dies lässt sich, zumindest in Umrissen, in der jeweiligen Schrift erkennen.
Inhaltsverzeichnis
Graphologie
Den Begriff Graphologie prägte Abbe Jean Hippolyte Michon (1806-1881). Er verknüpfte damit die griechischen Wörter für Schreiben und Lehre, es handelt sich also um die Lehre vom Schreiben. Auch der deutsche Universalgelehrte Alexander von Humboldt erkannte eine Verbindung zwischen der individuellen Persönlichkeit und der Handschrift.
Wie arbeitet ein Graphologe?
Graphologen setzen unterschiedlich an und gehen mit unterschiedlichen Methoden an die Schriftanalyse. Sie sehen sich zuerst das Gesamtbild einer Schrift an und prüfen danach bestimmte Kennzeichen wie die Größe der Buchstaben, den Abstand zum Seitenrand, den Abstand der Wörter, und basteln daraus ein Mosaik über die Persönlichkeit des Schreibers.
Dazu muss er einige äußere Umstände kennen wie das Alter, Geschlecht oder den Beruf des Schreibenden und Einflüsse berücksichtigen wie berauschende Substanzen, Krankheiten oder Handicaps.
Die Ordnung der Wörter
Die Experten untersuchen das Raumbild, das Formbild und das Bewegungsbild einer Schrift. Die Mittellage dieser bezeichnet dabei die Grenzen ohne Ober- wie Unterlängen. Einem graphologischen Ansatz zufolge zeigen sich hier die Gefühle des Schreibenden. Der obere Teil zeigt hingegen Ziele, Wünsche und Ideale. Der Unterteil verweist auf materielle Abhängigkeiten und den Alltag, sowie die Triebe. Ob es sich hier um eine vulgäre Übertragung von Freuds Modell von Überich-Ich und Es handelt, sei dahin gestellt.
Die Verbindungen
Als stark verbunden gilt eine Schrift, in der durchgehend fünf oder mehr Buchstaben zusammen hängen ohne Leerstellen, drei bis fünf gelten als mittel verbunden und weniger als drei als eine unverbundene Schrift. Eine eng verbundenes Schriftbild verweist auf jemand, der logisch verknüpft, und damit zugleich auf jemand, der sich eng an Vorschriften hält und sich wenig individuellen Freiraum zugesteht. Wer extrem systematisch denkt, soll seine Wörter dabei nach Silben trennen.
Eine unverbundene Schrift deutet hingegen auf einen Menschen, der seine Gedanken für sich stehen lässt und sie nicht logisch aneinander reiht, oder positiv gewendet, auf einen schöpferischen Geist, der vor Ideen übersprudelt.
Wortanfänge und Wortenden
Jetzt kommen die Wortanfänge und Wortendungen hinzu. Dabei sollen die Betonungen des Anfangs auf das Selbstbild hindeuten, die Betonungen des Endes hingegen die Beziehung zur Umwelt zeigen. Ein überbetonter Anfang, zum Beispiel durch besonders große Buchstaben am Satzanfang und bei einzelnen Nomen, soll auf Eitelkeit deuten, klein geschriebene Großbuchstaben am Anfang von Worten aber auf Zurückhaltung vor der eigenen Person.
Dabei achten Graphologen besonders darauf, wie sich diese Anfänge in der Schreibschrift vom in der Schule vermittelten Standard unterscheiden, vorausgesetzt, der Schreibende hat diesen gelernt. So sollen Großbuchstaben, die unten beginnen (N, A, K etc.) auf ein Handeln nach Bauchgefühl deuten, während ein Beginn in der Mitte auf Unentschlossenheit schließen lässt.
Ein überdeutlich markiertes Wortende soll hingegen ein Kennzeichen für Ehrgeiz sein, für Aggressivität und Besserwisserei. Wer das Wortende unterbetont, soll sich hingegen als Mensch offenbaren, für den die rein sachliche Betrachtung eines Gegenstandes zählt, der möglicherweise aber auch Probleme hat, eine eigene Meinung zu vertreten. Wer jetzt in der Zeichensetzung unnötige lange Endstriche einfügt, zeigt, dass er Distanz zu anderen Menschen halten will.
Biegen sich diese Endstriche nach unten, dann deutet das auf Haltlosigkeit hin, ziehen sie sich aber steil nach oben, lässt das einen leichtfertigen Menschen vermuten.
Unterschriften
Der erste Einblick in die Interpretation von Wortenden und Wortanfängen, Buchstabenverbindungen und Mittellage zeigt bereits, dass es sich um ein höchst interpretatives Terrain handelt, zu dem nicht zuletzt auch psychologisches Wissen und Feingefühl für das Gegenüber gehört. Sehr viele Variablen werfen wiederum Fragen auf und es erscheint problematisch, ein festes Bild zu entwerfen, selbst wenn der Interpret das Deutungsschema übernommen hat.
Klarer zeigt sich die Unterschrift eines Menschen, denn hier handelt es sich um den Ausdruck der eigenen Identität mit dem Mittel der Schrift – in ihr zeigt ein Mensch, wie er sein möchte. Hier sind nicht nur die Form, Größe oder der Abstand der Buchstaben entscheidend, sondern auch die Wiederkehr des Gleichen.
Ein Mensch, dessen Unterschrift sich in allen wesentlichen Punkten immer gleich ist, deutet darauf hin, dass dieser Mensch weit gehend „immer er selbst bleibt“, also mit sich selbst im Reinen ist. Sein Namenszug gehört zu ihm, er möchte mit ihm nichts demonstrieren, was er nicht ist und zeigt sich so, wie er ist.
Öffentliche Präsentation
Eine Unterschrift ist unsere Präsentation in der Öffentlichkeit, jeder kann, jeder soll sie sehen – und auf Dokumenten muss sie sichtbar sein. Grob gesagt steht unser Vorname dabei für unser Privates, der Familienname für unsere offizielle Identität. Folglich soll ein klein geschriebener Vorname dafür stehen, dass wir uns ungerne in der Öffentlichkeit entblößen oder auch, dass wir den kindlichen Teil unserer Selbst lieber für uns behalten. So jemand soll sich durch ein starkes Pflichtgefühl auszeichnen und zugleich Freizeit und Arbeit strikt trennen.
Ein Vorname, den der Betroffene stets größer schreibt als den Nachnamen deutet dem entgegen auf eine starke Betonung des kindlichen Selbst und auch der individuellen Persönlichkeit: Ich bin Dieter und dann erst Dieter Müller.
Unleserliche Unterschriften sollen für jemand stehen, der (zu?) schnell denkt, sehr gut leserliche Signaturen hingegen für jemanden, der offen und ehrlich ist. Sind die Buchstaben klar erkennbar, soll das zudem auf jemand deuten, der im sozialen Umgang unkompliziert ist, und dem es darum geht, sich für andere klar verständlich auszudrücken, um Missverständnisse zu vermeiden.
Schreibt jemand die Großbuchstaben besonders im Vornamen heraus gehoben, dann zeigt das ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, generell stehen große und geschwungene Buchstaben für Selbstvertrauen und Extraversion.
Schlaufen in der Unterschrift demonstrieren Entschlossenheit, unterstreicht jemand seine Signatur, dann betont er, dass er sich (zu?) wichtig nimmt.
Lässt jemand den Punkt über dem I aus, dann demonstriert er, dass ihn Details nicht interessieren.
Ein Drall nach links lässt Zurückhaltung vermuten, ein Drall nach rechts einen Menschen, den es „nach vorn“ treibt, der also progressiv, aber auch sprunghaft sein kann. Kippen die Buchstaben indessen gar nicht, sondern sind wie Bäume in einer Monokultur angeordnet, deutet das auf eine Person, für die Rationalität entscheidet. Eine zackige Unterschrift wirkt aggressiv, eine mit klarem Endpunkt zeigt: Ich treffe die Entscheidungen.
Nach oben führende Signaturen kennzeichnen Zukunftsdenker, nach unten abfallende Menschen, die Angst vor Veränderung haben.
Wer seinen vollen Namen ausschreibt, signalisiert Sicherheit über sich selbst, wer den Vor- und Nachnamen in unterschiedlichen Zeilen schreibt, suggeriert, dass er sich in Widersprüchen befindet und seine Mitte nicht gefunden hat.
Wer den Vornamen weglässt oder abkürzt, könnte damit verraten, dass es Geschehnisse in seiner Vergangenheit gibt, die er verdrängen möchte, wer nur seine Initialen schreibt könnte sogar zeigen, dass er ein starkes Schuldgefühl mit sich herum trägt.
Wenn ich meinen Namen groß schreibe, zeige ich, dass ich wichtig genommen werden will, schreibe ich ihn, möchte ich vermutlich unerkannt bleiben.
Dabei ändert sich eine Unterschrift im Lauf des Lebens, und diese Veränderungen hängen mit der Veränderung des Menschen zusammen.
Je einfacher, desto selbstbewusster
Wenn wir Unterschriften ausprobieren, denken wir häufig, dass eine besonders auffällige Variante auf besondere Selbstsicherheit schließen ließen. Doch die Graphologen sich sich einig: Selbstsichere Menschen benutzen meist einfache, aber klare Signaturen.
Eingehüllt
Schließt jemand seinen Namen durch Linien ein, ist das ein Zeichen für Abhängigkeit. Solche Menschen sind auch im fortgeschrittenen Alter mutmaßlich innerlich an die Mutter gebunden, haben Angst vor der Unabhängigkeit und verstecken sich. Sie schließen ihre Unterschrift in eine schützende Hülle ein, die der Fürsorge der Mutter für das Kind entspricht.
Dramatisch erscheinen auch Unterzeichnungen, in denen der Mensch seinen eigenen Namen durchstreicht. Solche Menschen könnten unbewusst einen Schutz gegenüber ihren Eltern aufbauen; sie haben Angst verletzt zu werden. Ihr Leben unterliegt „selbst auferlegten“ Zwängen, und sie streben nach Perfektion, um unangreifbar zu werden – weil sie tief verletzt sind.
Unleserliche Namenszüge können zwar auch nur aus Schlampigkeit „hingekrackelt“ sein, doch dieses Gekritzel kann auch auf eine Scheu deuten, dazu zu stehen, wie man ist. Dahinter steht in diesem Fall das Gefühl von Minderwertigkeit.
Wirkung auf Andere
Ganz so einfach ist es mit den Unterschriften indessen nicht. Ein Mensch drückt damit nicht nur sein „Unbewusstes“ aus, sondern die Signaturen haben auch eine Wirkung auf andere Menschen. Das wiederum bedeutet: Mit ihnen lässt sich manipulieren, sie können einen Status markieren und ebenso ein Revier – so wie ein Hund an einen Baum pinkelt.
Graphologen raten Chefs und Managern deswegen, ihre Namenszüge immer groß und deutlich zu schreiben, um zu zeigen: Ich bin hier der Herr im Haus. Eine Unterschrift ist wie ein Handdruck, und ihre Art wird von Mitarbeitern, Untergebenen, Geschäftspartnern und Kollegen auch genau so verstanden.
Und das lässt sich lernen: Wer zum Beispiel einen langen Vor- und Nachnamen sauber ausschreibt, zeigt damit, dass er die Adressaten schätzt – er gibt sich Mühe. Wer hingegen in einem persönlichen Brief, ob von einer Schulleitung an Eltern oder von einer Behörde an einen Kunden, nur die Initialen seines Nachnamens hinterlässt, suggeriert, dass es sich um eine reine Pflichtübung handelt, und er sich für den Inhalt des Briefes nicht interessiert.
Wer die Anfangsbuchstaben groß schreibt und die Wörter am Ende in die Länge zieht, nimmt Raum ein und zeigt so seine Wichtigkeit. Wer verbunden, nach rechts geneigt und fließend seine Signatur schreibt, zeigt den Empfängern: Ich habe Lust, zu schreiben. Wer klein und verbunden schreibt, zeigt, dass er ein emotionaler Mensch ist.
Der I-Punkt und der T-Strich
Der Volksmund sagt: Das ist das Tüpfelchen auf dem I. Gemeint ist das letzte Detail, das ein Projekt vollendet, eine Geschichte abrundet oder ein Gericht schmackhaft macht. Ohne dieses „Tüpfelchen auf dem I“ bleibt das schale Gefühl „etwas fehlt“.
Wer den Punkt hoch ansetzt und nach oben schwingt, gilt bei Graphologen als Optimist; wer das Tüpfelchen losgelöst vom I präsentiert, für den zählt Sachlichkeit nicht sonderlich.
Wer den Punkt rechts neben das I setzt, demonstriert damit, dass er hastig ist, links davon lässt auf Hemmungen schließen.
Wer seine I Punkte überstark als Striche setzt, könnte Sorgen haben, die sich in Aggressionen äußern; wer die Punkte kaum lesbar andeutet, ist womöglich schüchtern, wer sich selbst gerne ins Rampenlicht stellt, der neigt zu überdimensionalen Schweineschwänzchen.
Auch mit dem T-Strich lässt sich vieles demonstrieren. Ein sehr hoch gesetzter T-Strich steht für den Willen, Macht über andere auszuüben, besonders, wenn sie stark ins Papier gedrückt und zackig sind – ein tief gesetzter verweist hingegen auf wenig Drang, über andere zu herrschen. Verknotet sich der Strich, zeigt sich darin ein starker Eigenwille, zieht er sich rechts nach oben aus und überragt gar das ganze Wort, soll das auf einen Träumer, aber auch Visionär darstellen.
Rund und eckig
Wer die Buchstaben rund und weich schreibt, dem stehen Graphologen rücksichtsvolles Verhalten und Emotionalität zu – ein Mensch, dem es darum geht, mit seinen Mitmenschen in Frieden zu leben. Eine sehr weiche Schrift zeigt demnach aber auch einen Mangel an Willenskraft, und solche Menschen sind so diplomatisch, dass sie sich leicht von anderen kontrollieren lassen.
Je eckiger sie jedoch ist, umso mehr versucht der Schreibende, den Experten zufolge, seinen Willen durchzukämpfen. Widerstand bremst ihn nicht, sondern stachelt ihn an. Der ausgedrückte Wille zum Kampf kann aber auch ein innerer Kampf sein, die zackige Schrift ein Signal, auch eigene Gefühle nicht zu berücksichtigen.
Gleichmäßigkeit
Menschen, die labil in ihren Stimmungen sind, und/oder außergewöhnlich emotional, zeichnen sich durch eine unregelmäßige Schrift aus. Stehen sie unter Druck, wirkt ihr Geschriebenes gepresst, fühlen sie sich entspannt, dann werden die Buchstaben ausladender. Je mehr Selbstkontrolle ein Mensch hat, umso gleichartiger sieht seine Schrift aus.
Psychischer Zustand und äußere Umstände
Handschriften ändern sich aber auch nach dem Tagesrhythmus und Anlass. Wir haben einen „Hausschrift“ und eine „offizielle Schrift“. So achten wir beim Eintrag in den Kalender weniger auf Sorgfalt als bei öffentlichen Anliegen. Deutlich wird das bei Menschen, die wenig schreiben, wenn sie öffentliche Texte (zum Beispiel an Lehrern) verfassen: Ihre gezielte „Schönschrift“ zeigt wenig individuelle Handschrift, sondern ist so, wie „man schreiben soll“.
Handschrift lernen
Die Kunst, eine Handschrift zu lesen, bedeutet nicht nur, in Abständen, Kringeln und Verbindungen Merkmale der Persönlichkeit zu erkennen, sie ermöglicht auch, einen geübten Schreiber von einem Dilettanten zu unterscheiden. Viele Menschen haben keine wirklich eigene Schrift entwickelt, weil das Schreiben selbst für sie wie Malen nach Zahlen ist.
Mit psychologischen Überinterpretationen sollte sich ein Graphologe deshalb tunlichst zurück halten. Eine schwer leserliche, eine schlechte Handschrift lässt nicht notwendig auf Ängste oder Charakterschwächen schließen, sondern erst einmal auf eine verkrampfte Haltung der Hand beim Schreiben – also darauf, dass ein Mensch Schreiben niemals professionell trainiert hat.
Der erste Rat an einen Menschen mit solcher verkrampfter Schreibe ist: Schreiben Sie langsamer und machen Sie Pausen, dann entspannt sich das Schriftbild bereits. Dazu bewegen Sie zwischendurch immer wieder die Finger, trommeln mit ihnen zum Beispiel auf die Tischplatte oder tun so, als seien Sie eine Katze, die ihre Krallen ausstreckt.
Um das manuelle Schreiben zu verbessern, ist es sinnvoll, einen Bewegungstherapeuten um Rat zu bitten.
Abstände
Abstände zwischen Wörtern und Buchstaben können einiges aussagen: Ein Mensch, der die Wörter nah aneinander drängt, könnte im sonstigen Leben Angst haben, allein zu sein. Wer hingegen große Abstände zwischen den Wörtern lässt, ist wahrscheinlich jemand, der seine Freiheit und Unabhängigkeit liebt und gerne mit sich uns seinen Gedanken allein bleibt.
Wer am linken Rand einen großen Abstand lässt, der hängt vielleicht an seiner Vergangenheit, wer den breiten Rand auf der rechten Seite lässt, blickt hingegen in die Zukunft. Und jemand, der die ganze Seite füllt? So ein Mensch hat vermutlich eine Fülle Gedanken im Kopf und weiß nicht, wie es sie alle umsetzen soll.
Die einzelnen Buchstaben
Wir können im Deutschen Buchstaben auf verschiedene Art schreiben und entwickeln unseren eigenen Stil dabei, der wiederum Rückschlüsse auf den Menschen zulässt.
Weite Schlaufen beim kleinen e zum Beispiel deuten auf einen offenen Charakter, eng gesetzte Schlaufen hingegen auf einen verschlossenen, ein rundes kleines s deutet auf Harmoniesucht, ein zackiges auf Aggressivität und Ehrgeiz.
Generell gelten Menschen, die geschwungene Buchstaben bevorzugen als fantasievoll und assoziativ, Schreiber mit Spitzen und Kanten als aggressiv mit intelligentem Kalkül.
Der Druck
Menschen, die beim Schreiben stark aufdrücken, gelten als methodisch und ernst, wer hingegen seine Schrift dahin huschen lässt, steht im Ruf, ebenso mitfühlend wie empfindlich zu sein. Bitte auch hier die Umstände beachten: Wer einen fast leeren Kugelschreiber hat, muss stark aufdrücken, um überhaupt Farbe auf das Papier zu bringen.
Unterschiede in der Schrift
Kritzeleien in einem sonst gut lesbaren Schriftbild? Starker Rechtsdrall der Buchstaben gegenüber Abschnitten, in denen sie wie Türme in die Höhe ragen?
Was würde Sherlock Holmes dazu sagen? Der Schreiber scheint mit Aspekten dieses Abschnitts Gefühle zu verbinden, die eine andere Schrift auslösen. Oder ihm kam ein spontaner Einfall. Jetzt geht es darum, sich die abweichenden Abschnitte anzugucken und zu untersuchen, um welche Inhalte es sich dabei handelt.
Girlanden, Winkel und Arkaden
Girlandenschreiber schreiben ein n oft wie ein u, sie stehen im Ruf, besonders den Kontakt zu anderen Menschen zu suchen. Der Winkelschreiber hingegen markiert m, n oder z in brachialem Zickzack. Er gilt als entschlossen und herrisch. Fadenschreiber wiederum lassen m, n oder u in Fäden auslaufen. Sie gelten als Chamäleons.
Was lässt sich an einer Handschrift ablesen?
Eine Handschrift von außen betrachtet, lässt nur grobe Schlussfolgerungen auf den Schreiber zu. Ein Graphologe kann zum Beispiel erkennen, ob dieser Mensch sich extrovertiert oder introvertiert verhält, schwankenden Stimmungen ausgesetzt ist, sich in der Vordergrund drängt oder zurückhält. Spätestens bei der Frage, warum sich der Mensch so verhält, sagt die manuelle Schrift allein kaum etwas.
Spezielle Begabungen lassen sich an der Handschrift jedoch nicht herausfiltern, und über die Entwicklung eines Menschen lässt sich nur etwas sagen, wenn wir untersuchen, wie sich diese über einen längeren Zeitraum veränderte.
Um die Handschrift anderer Menschen zu erforschen, sollte man selbst analytisch denken können, geduldig sein und einen Blick für kleine Details haben. Die Offenheit, eigene Ergebnisse immer wieder zu hinterfragen, ist unabdinglich. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heinz Dirks: Die Handschrift - Deuten und Beurteilen, Orbis Verlag, 2000
- Herbert Steigrad: Das große Buch der Graphologie, Bassermann Verlag, 1999
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.