Ein harter Bauch kann naheliegende funktionelle Ursachen haben wie ein starkes Bauchmuskeltraining beziehungsweise eine starke Beanspruchung der Bauchmuskeln. Auch kann er bei Frauen zum Beispiel im Rahmen der Periodenblutung oder während der Schwangerschaft auftreten. Und es gibt viele Fälle, in denen ein harter Bauch auftritt, ohne dass eine Ursache auf den ersten Blick erkennbar ist. Dabei kann das Beschwerdebild (mit oder ohne Bauchschmerzen) auch auf ernste Erkrankungen zurückgehen und es gilt stets zu bedenken, dass bei einem akuten Abdomen, welches einen gravierenden Notfall darstellt, ebenfalls ein harter Bauch auftritt. Hier ist umgehend der Rettungsdienst zu kontaktieren.
Inhaltsverzeichnis
Harter Bauch – Kurzübersicht
Grundsätzlich ist angesichts der möglichen schwerwiegenden Ursachen des Beschwerdebildes eine ärztliche Abklärung geboten und in einigen Fällen kann sogar einen sofortige notärztliche Versorgung erfordelrich werden. Zur schnellen Einordnung des Beschwerdebild hier die wichtigsten Fakten kurz zusammengefasst:
- Definition: Harter Bauch ist die umgangssprachliche Bezeichung für einen aufgeblähten Bauch mit harter Bauchdecke und Spannungsgefühl.
- Ursachen: Darmverschluss, Bauchfellentzündung, akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Durchbruch der Gallenblase, Hodentorsion, Eierstockstiehldrehung (Ovarialtorsion), ein Aortenaneurysma, eingeklemmter Leistenbruch, Blinddarmentzündung, Divertikulitis, Adnexitis (Eierstock- und Eileiterentzündung), Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Lebensmittelallergien, Verdauungsstörungen, Reizdarmsyndrom, aber auch intensives Bauchmuskeltraining sowie übermäßiges Essen und Trinken.
- Wann ist der harte Bauch ein Notfall? Bei auftretenden Begleitsymptomen wie übermäßigem Schwitzen, Blässe, Herzrasen, Bluterbrechen, Blut im Stuhl, Fieber, niedrigem Blutdruck, Übelkeit und Erbrechen oder akuten Bauchschmerzen.
- Diagnose: Nach gründlicher Anamnese und körperlicher Untersuchung mit Abtasten und Abhorchen des Bauches können bildgebende Verfahren (wie Sonografie oder Computertomografie), endoskopische Untersuchungen (zum Beispiel Gastroskopie, Darmspiegelung), Blutuntersuchungen, Urin- und Stuhlproben sowie weitere diagnostische Methoden Anwendung finden. Im Ernstfall kann bei einem akuten Abdomen auch eine Laparotomie (chrirurgische Öffnung des Bauches) oder eine Laparoskopie (endoskopischer Eingriff in die Bauchhöhle) erforderlich werden.
- Behandlung: An den jeweiligen Ursachen auszurichten; kann von einfachen Ernährungsumstellungen über medikamentöse Behandlungen bis hin zu größeren chirurgischen Eingriffen beziehungsweise Notfalloperationen reichen.
- Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin: Unterstützung der Verdaung zum Beispiel mit Schwedenkräutern und anderen bitterstoffhaltigen Mitteln; Heilpflanzen wie Kümmel und Fenchel gegen Blähungen; Heilerde bei vorliegendem Reizdarm-Syndrom, Bauchmassage und manuelle Behandlung beispielsweise mittels Osteopathie.
Wichtig: Auch bei einem Herzinfarkt können Bauchschmerzen und eine extreme Abwehrspannung der Bauchdecke auftreten, was dem Beschwerdebild des harten Bauchs nahe kommt. Begleitende Symptome wie zum Beispiel Brustschmerzen, Atemnot, Engegefühl im Brustkorb, Kreislaufprobleme und ausstrahlende Schmerzen im linken Arm sind hier als Warnsignale zu werten!
Symptome bei hartem Bauch
Ein harter Bauch tritt oft in Kombination mit weiteren Symptomen auf, die wichtige Hinweise auf die Ursache liefern können und unter Umständen Warnsignal für einen medizinischen Notfall sind. So sollte der Rettungsdienst kontaktiert werden bei Symptomen wie:
- übermäßigem Schwitzen,
- Blässe,
- Herzrasen,
- Bluterbrechen,
- Fieber,
- Blut im Stuhl,
- niedriger Blutdruck,
- Übelkeit und Erbrechen
- oder akuten Bauchschmerzen.
Ein harter Bauch kann zudem in Verbindung mit anderen Symptomen auftreten, wie zum Beispiel:
- Ziehen im Unterleib,
- Ausschlägen am Bauch,
- Blähungen,
- Durchfall,
- Aufstoßen,
- Völlegefühl
- und Krämpfen.
Bei vielen Betroffenen gibt es zudem, tageszeitliche und mechanische Unterschiede. Sie klagen beispielsweise über einen harten Bauch nach dem Essen oder nach längerem Sitzen. Auch tritt zum Teil bei Frauen, nach dem Geschlechtsverkehr oder im Rahmen einer Schwangerschaft ein harter Bauch auf.
Harter Bauch – Ursachen
Wenn die eingangs erwähnten schweren Symptome auftreten, kann es sich um ein Akutes Abdomen handeln, aus dem ein Kreislaufversagen oder auch ein Schock resultieren könnte und das unbedingt sofortiger notfall-ärztlicher Versorgung bedarf. Ein akutes Abdomen kann auf verschiedene Erkrankungen zurückgehen, wie:
- Darmverschluss,
- akute Bauchspeicheldrüsenentzündung,
- Durchbruch der Gallenblase,
- Hodentorsion,
- Eierstockstiehldrehung (Ovarialtorsion),
- ein Aortenaneurysma,
- eingeklemmter Leistenbruch,
- Blinddarmentzündung,
- Divertikulitis,
- Adnexitis (Eierstock- und Eileiterentzündung).
Weitere mögliche Ursachen für einen harten Bauch sind:
- intensives Bauchmuskeltraining,
- Blähungen (beispielsweise aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten),
- Verdauungsstörungen,
- Reizdarmsyndrom,
- übermäßiges Essen und Trinken.
Harter Bauch – Schwangerschaft
Neben diesen akuten und strukturellen Ursachen gibt es auch funktionelle Geschehen, die einen harten Bauch auslösen können. Bei Frauen kann es ganz natürlich durch eine Schwangerschaft zu einem harten Bauch kommen. Wenn dazu chronische Müdigkeit, Erbrechen, Übelkeit oder Stimmungschwankungen auftreten, sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Auch im Verlauf der Schwangerschaft kann ein harter Bauch auftreten, der nicht zwangsweise auf Probleme hindeuten muss. Ein zeitnahe gynäkologische Abklärung ist in diesen Fällen jedoch geboten.
Diagnose
Zunächst sollte eine gründliche Anamnese mit Fragen zu dem Auftreten der Beschwerden, deren Intensität, begleitenden Symptomen, auffälligen Zusammenhängen (beispielsweise mit der Nahrungsaufnahme) und bekannten Vorerkrankungen erfolgen. Eine anschließende körperlicher Untersuchung mit Abtasten und Abhorchen des Bauches liefert in vielen Fällen bereits Hinweise auf mögliche Ursachen für den harten Bauch. Des Weiteren können je nach Verdacht weitere Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen wie beispielsweise bildgebende Verfahren (Sonografie, Computertomografie), endoskopische Untersuchungen (zum Beispiel Gastroskopie, Darmspiegelung), Blutuntersuchungen, Urin- und Stuhlproben, Allergietests und viele mehr. Bei einem akuten Abdomen ist unter Umständen jedoch eine sofortige Laparotomie (chrirurgische Öffnung des Bauches) oder eine Laparoskopie (endoskopischer Eingriff in die Bauchhöhle) erforderlich, ohne dass zuvor eine sichere Diagnose gestellt wurde.
Harter Bauch – Behandlung
Entsprechend den jeweiligen Ursachen der Beschwerden kommen verschiedene therapeutische Maßnahmen zum Einsatz, die bei einem aktuen Abdomen zum Beispiel die Zufuhr von Sauerstoff, Infusionen zur Volumensubstitution, die Verabreichung bestimmter Schmerzmittel, aber auch endoskopische Eingriffe in die Bauchhöhle oder gar eine Öffnung der Bauchdecke mit anschließender Operation an den inneren Organen umfassen. Gleichzeitig erfolgt eine Überwachung wichtiger medizinischer Parameter wie Atemfrequenz, Herzfrequenz, Blutdruck oder Sauerstoffsättigung des Blutes.
Andere Ursachen des harten Bauches bedürfen weniger aufwendigen oder gar keiner Therapien. So ist beispielsweise bei Verdauungsstörungen und auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oftmals eine schlichte Umstellung der Ernährung ausreichend, um das Problem dauerhaft zu beheben. Bei einem intensiven Bauchmuskeltrainig als Ursache, ist lediglich ein Schonphase für die Erholung erforderlich. In jedem Fall gilt es daher, die Ursachen möglichst genau zu bestimmen, um die jeweils geeigneten therapeutischen Maßnahmen zu bestimmen.
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Betroffene wenden sich in der Regel verzweifelt der Naturheilkunde zu, wenn alle Organe und Gefäße in der Region untersucht und als intakt bezeichnet wurden – der harte Bauch aber bestehen bleibt. Somit wurden die genannten schwerwiegenden Erkrankungen bereits ausgeschlossen. In dieser Situation bieten die Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin durchaus einige Optionen, die zumindest einen Versuch wert sind.
Ist ein Reizdarmsyndrom Ursache der Beschwerden, kann eine innerliche Behandlung mittels Heilerde aber auch die Anwendung von Bauchmassagen Linderung verschaffen. Letzere wirken auch bei Blähungen oftmals lindernd. Hier können zudem altbekannte Hausmittel gegen Blähungen wie Kümmel und Fenchel oder feucht-heiße Leibwickel helfen.
Wurden anhand von Stuhluntersuchungen mögliche Fehlbesiedlungen der Darmflora ermittelt, kann gegebenenfalls mit einer Darmsanierung die natürliche Darmflora wieder aufgebaut werden, um dem harten Bauch dauerhaft entgegenzuwirken.
Wenn der harte Bauch in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme steht, kann das sogenannte Fletchern (spezielle Technik beim Kauen) eine zweckmäßige Maßnahme sein: Dabei wird das Essen zu festen Zeiten und vor allem in Ruhe eingenommen und es wird darauf geachtet, mit der speziellen Methode besonders gründlich zu kauen. Auch besteht die Möglichkeit, bei Verdauungsstörungen auf traditionelle Mittel wie zum Beispiel die sogenannten Schwedenkräuter und bitterstoffhaltige Heilpflanzen zurückzugreifen.
In der Osteopathie werde auh die Bewegung und die Spannungsverhältnisse der Organe mit einbezogen. Dabei gibt es innerhalb dieser Fachdisziplin verschiedene Ansätze: Einige Osteopathen richten sich nach der Bewegung der Organe durch die Atmung, andere nach den ehemals embryologischen Bewegungen. Es geht dabei mitnichten nicht nur um Bewegungsstörungen, sondern auch um ein Zuwenig an Spannung oder insgesamt ungünstige Spannungverhältnisse im Bauchraum. Auch die Ursprünge der Nerven an der Wirbelsäule werden mit untersucht – weswegen in der osteopathischen Eingangsuntersuchung beispielsweise nach Rückenschmerzen gefragt werden kann. Anschließend wird durch gezielte manuelle Behandlung versucht, den identifizierten funktionellen Ursachen des harten Bauchs entgegenzuwirken. (tf, jvs, fp)
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Hausmittel bei Blähungen
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Bauchschmerzen: Symptome (Abruf: 20.09.2019), internisten-im-netz.de
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- R. E. Schernthaner, C. Loewe: Vaskuläre Ursachen eines klinisch unklaren akuten Abdomens; in: Der Radiologe, Febraur 2019, Volume 59, Issue 2, Seite 133–138 , springer.com
- Stefan Hecht, Matthias Meissnitzer, Rosemarie Forstne: Akutes Abdomen der Frau: gynäkologische Ursachen; in: Der Radiologe, Februar 2019, Volume 59, Issue 2, Seite 126–132, springer.com
- Reintam Blaser, A.; Malbrain, M. L. N. G.; Regli, A.: Abdominal pressure and gastrointestinal function: an inseparable couple?; in: Anaesthesiology Intensive Therapy, 2017, 49(2), Seite 146-158. , PubMed
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.