Heißhungerattacken auf Süßigkeiten
Einen der bedeutendsten Fallstricke bei der Gewichtskontrolle stellt der Heißhunger auf Süßes dar. Dieser kann psychisch bedingt sein, ist aber ebenso als Mangelerscheinung sowie durch die gestörten Abläufe natürlicher Regelkreise im Körper zu bewerten. Stoppen lässt sich das Verlangen nach Süßigkeiten langfristig besonders effektiv durch eine gezielte Ernährungsumstellung und eine verbesserte Selbstwahrnehmung.
Inhaltsverzeichnis
Süßigkeiten als Seelentröster
Als psychisch motiviert gilt der Heißhunger, wenn negative Gefühle durch ihn gebessert oder vermieden werden. Der unwiderstehliche Appetit überfällt uns dann regelmäßig in Situationen von Einsamkeit, Angst, Traurigkeit u.s.w., wobei der Genuss von Süßem ein Gefühl von Trost, Sicherheit, Schutz oder einfach Wohlgefühl vermitteln kann. Schwieriger zu erkennen ist dieser Mechanismus, wenn Heißhunger und der Verzehr von Süßigkeiten drohendes Unwohlsein bereits im Vorfeld unterdrücken. Die Betroffenen berichten dann z. B. von einem „süßen Gefühl“, das den Drang nach Süßigkeiten einleitet.
Heißhunger als Hinweis auf belastete Funktionsabläufe im Organismus
Heißhunger auf Süßigkeiten kann aber auch ein Hinweis auf eine übermäßige Besiedelung des Darms mit Hefepilzen, insbesondere mit Candida albicans sein. Pilzinfektionen (Mykosen) beim Menschen wiederum werden häufig in Zusammenhang mit einer Schwermetallbelastung beobachtet, welche letztlich auch schwächend auf den insulinproduzierenden Teil der Bauchspeicheldrüse einwirken kann.
Ebenso kann ein Defizit an Mineralstoffen hinter den Heißhungerattacken stehen. Diskutiert werden dabei vor allem Chrom-, Selen- und Magnesiummangel. Grund dafür kann eine mangelnde Bildung an natürlichen Verdauungssäften (Magensäure, Galle, Bauchspeichel) und Hormonen (z.B. der Schilddrüse) sein, etwa durch Unterfunktion der zuständigen Drüsen und Organe.
Vitamin- und Mineralstoffmängel entstehen in unserem Kulturkreis paradoxerweise jedoch meist durch Überernährung. Gemeint ist damit eine Ernährungsweise, die mit isolierten Kohlehydraten von Industriezucker und Weißmehl, Fertigkost und Süßigkeiten den Blutzuckerspiegel durch rasches An- und Absteigen auf „Berg- und Talfahrt“ schickt und die Bauchspeicheldrüse massiv stresst und belastet.
Als Frühsymptom einer Diabetes-Erkrankung treten bei ca. einem Viertel der Betroffenen Heißhungerattacken auf. Allerdings führen diese nicht zu einer Gewichtszunahme und sind häufig mit starkem Durst und häufigem Wasserlassen verbunden.
Vollwertige Nahrung stabilisiert Blutzuckerspiegel und Sättigungsgefühl
Eine Anamnese und gründliche (Labor-)Untersuchung durch eine Heilpraktikerin bzw. einen naturheilkundlich ausgerichteten Arzt soll zunächst den Blick auf die mögliche(n) Ursache(n) erhellen. Daraufhin kann eine spezifische Behandlung eingeleitet werden. Eine naturheilkundliche Entgiftungskur beispielsweise kann bereits den Süßigkeitenappetit drastisch vermindern.
Als Selbstmaßnahmen eignet sich vor allem die Umstellungen von Essgewohnheiten. Dabei kommt der Stabilisierung des Blutzuckerspiegels eine besondere Bedeutung zu. Förderlich dafür sind geregelte Mahlzeiten, möglichst ohne Zwischenmahlzeiten. Vollwertiges Getreide, Obst und Gemüse treiben den Blutzuckerspiegel nicht unnötig in die Höhe und sind reich an Nährstoffen, die ihrerseits den Stoffwechsel ankurbeln. Gesunde Lebensmittel, die das Bedürfnis nach „Süßem“ decken können, sind z.B. Karotten, Gurken, Topinambur, Vollkornbrot und Ingwertee.
Weitere Alternativen zu Süßem sind (geringe Mengen) Honig und Nüsse. Letztere liefern neben vielen wichtigen Nährstoffen wie z.B. Kalium, Vitamin E und Magnesium jede Menge Energie. Sie sind zwar kalorienreich, aufgrund des hohen Gehalts an lebenswichtigen, ungesättigten Fettsäuren aber sehr gesund.
Bewegung und genug Schlaf helfen gegen Heißhunger
Um das Verlangen nach Schokolade, Weingummi oder Himbeertorte in den Griff zu bekommen, sollten Sie darauf achten, dass Sie sich jeden Tag ausreichend bewegen. Denn körperliche Aktivität verändert den Fokus, lenkt ab, ist gesund und sorgt für körperliches Wohlbefinden. Wer immer „in Schwung“ bleibt und sich fit fühlt, greift oft schon “automatisch” lieber in die Obstschale als in die Bonbontüte.
Wichtig ist, dass Sie viel trinken. Denn dadurch wird der Appetit gehemmt und der Stoffwechsel unterstützt. Nehmen Sie über den Tag hinweg mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich. Am besten geeignet sind Wasser und ungesüßter Tee, sofern medizinisch kein Einwand besteht, kann auch hin und wieder eine verdünnte Fruchtsaftschorle getrunken werden.
Versuchen Sie, jede Nacht mindestens sieben Stunden zu schlafen. Denn bei zu kurzem Schlaf entsteht schnell Heißhunger auf Dickmacher. Wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, werden infolge von Schlafentzug bestimmte Bereiche im Gehirn aktiviert, die für den Belohnungseffekt nach ungesunden Nahrungsmitteln verlangen. Wer genug schläft, sorgt hingegen für körperliche Ausgeglichenheit und ist weniger gefährdet für plötzliche Hungerattacken.
Appetit und Hunger unterscheiden lernen
Ebenfalls in Eigenregie versucht werden kann ein Training zur Wahrnehmung und Unterscheidung von Hunger und Appetit sowie zum Erspüren der seelischen Bedürfnisse, die sich hinter dem „Heißhunger“ verstecken. Denn bekommt man beispielsweise beim Gucken eines spannenden Films immer Lust auf Lakritze oder „braucht“ in Stress-Situationen unbedingt Schokolade, ist das nicht auf Hunger, sondern auf Gewohnheiten bzw. Gefühlszustände zurückzuführen.
Wenn es alleine nicht funktioniert, können etwa psychologische Beratung und hypnotherapeutische Techniken helfen, individuelle Mechanismen aufzudecken und Alternativen zu entwickeln. (jvs, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) e.V.: www.awmf.org (Abruf: 20.08.2019), Diagnostik und Therapie der Essstörungen: Registernummer 051 - 026
- Kai-Dietrich Nüsken; H. Jarz: "Steuerung von Appetit, Hunger und Sättigung", in: Klinische Ernährungsmedizin, 2010, Springer Link
- Maria Marquardt: Ernährungsphysiologie der Nahrungsmittel: Gesunde und toxische Nahrungsbestandteile im Fokus, Lehmanns Media, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.