Was bedeutet, wenn der Urin sehr hell oder farblos ist
Unser Urin besteht größtenteils aus Wasser. Lediglich fünf Prozent sind Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin, Salze, Säuren, Farbstoffe, Hormone und Vitamine. Wir geben circa zwei Liter Urin am Tag ab, je nachdem, wie viel wir trinken. Je mehr wir schwitzen, desto weniger Urin verlässt den Körper.
Inhaltsverzeichnis
Nieren und Harnröhre
Der Urin wird in den Nieren gebildet und gelangt durch die Harnleiter in die Blase. Dort heraus führt die Harnröhre. Sind die Nieren erkrankt, können Flüssigkeit und Abfallstoffe nicht mehr so ausgeschieden werden, wie es nötig ist. Ein verfärbter Urin kann darauf hindeuten.
Die Harnröhrenentzündung
Die Harnröhre verbindet die Außenwelt mit den Harnwegen, der Niere und der Blase. Über das Ausscheidungsorgan können Pilze, Viren, Bakterien und Einzellen eindringen und eine Entzündung verursachen. Das zeigt sich in einem schleimigen oder getrübten Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen, außerdem in einem gesteigerten Harndrang, ohne mehr zu trinken als gewöhnlich.
Die Blase
Die Blase liegt auf dem Beckenboden und sammelt den Urin. Bei mehr als 350 Millilitern spüren wir den Harndrang, jedoch speichert eine gesunde Blase auch bis zu einem Liter. Die Blase ist unterteilt in Blasenkörper, Blasenhals und Blasengrund. Zwei Harnleiter verbindet die Blase mit den Nieren, deren Abfallprodukte mit dem Urin in die Blase gelangen, um sie von dort über die Harnröhre zu entsorgen. Die Blase funktioniert wie ein Luftballon. Wenn der Urin sie füllt, wird sie zur Kugel. Glatte Muskeln machen sie sehr dehnfähig.
Blasenschmerzen gehen einher mit einem brennenden Gefühl beim Pinkeln. Ist die Blase entzündet, fühlen wir auch bei geringen Mengen von Urin einen starken Harndrang.
Ausfluss
Fluor vaginalis, der Scheidenausfluss, ist vollkommen normal. Es handelt sich dabei nicht um Urin! Der Ausfluss beginnt bei Mädchen vor der Pubertät und hält bis zu den Wechseljahren an, während des Eisprungs und einer Schwangerschaft ist er stärker. Der Körper entsorgt so überschüssigen Schleim aus Gebärmutter und Zellen. Milchsäurebakterien im Ausfluss halten schädliche Erreger fern.
Normaler Ausfluss ist durchsichtig bis weiß, während des Eisprungs wirkt er glasiger. In der Periode kann er sich rötlich färben. Nimmt der Ausfluss eine braune Farbe an, dann zeigt das eine veränderte Flora in der Scheide. Das kann an einer Schwangerschaft liegen, aber auch an einer Krankheit. Die häufigsten Ursachen für einen bräunlichen Ausfluss sind Hormonschwankungen oder Infektionen, aber auch Veränderungen im Gewebe oder Medikamente kommen als Auslöser in Frage.
Viel trinken führt zu heller Farbe
Hellgelber Urin ist meist kein Zeichen einer Krankheit. Bei gesunden Menschen ist eher dunkler Urin ein Signal, mehr zu trinken. Urin bekommt nämlich seine Farbe durch Stoffe der Galle, die sich bilden, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden. Je mehr wir trinken, umso mehr verdünnt das Wasser diese Farbstoffe. Je mehr wir schwitzen und je weniger wir trinken, desto dunkler wird der Urin.
Durchsichtiger Urin
Urin in jeder Farbe kann trüb sein. Das liegt entweder an Eiter, Fibrin, einem Eiweiß oder abgeschliffenen Zellen. Möglicherweise handelt es sich um eine Erkrankung der Nieren oder Harnwege. Gelegentlicher trüber Urin bei jungen Männern ist indessen ganz normal.
Der Urin wird fast farblos, wenn wir viel trinken. Aber Vorsicht: Auch eine hormonelle Störung, der Diabetes insipidus (hat nichts mit Zuckerkrankheit zu tun) führt zur Ausscheidung einer großen Menge sehr hellen Urins.
Weiße Färbungen
Urin in der Farbe von Milch oder Creme zeigt, dass der Urin weiße Blutkörperchen enthält, und das ist meist Zeichen für eine Infektion der Nieren und / oder Harnröhre.
Die Färbung des Urins ist oft die Folge harmloser Medikamente oder Nahrungsmittel. Nach dem Genuss von roter Beete färbt sich der Urin zum Beispiel braunrot, bei Bärentraube braungrün, bei Rhabarber zitronengeld und bei bestimmten Vitamintabletten dottergelb.
Diabetes insipidus centralis
Beide Formen der Diabetes insipidus zeigen sich in sehr hellem Urin. Im Unterschied zu gesunden Menschen, die viel getrunken haben, macht sich die Krankheit aber auch in einem ebenso ständigen wie starken Durst bemerkbar. Bei Diabetes insipidus neurohormonalis wird das Hormon ADH nur ungenügend im Hypothalamus produziert oder unzureichend vom Hypothalamus in die Hypophysenhinterlappen transportiert. Andere Ursachen sind, dass die Hypophysehninterlappen das Hormon nicht ausreichend speichern oder nicht genug abgeben. ADH sorgt für einen konzentrierten Urin – bei dieser Diabetes-Erkrankung wird folglich zu viel Urin zu unkonzentriert abgegeben.
Ursachen des ADH-Mangels sind unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma, Zysten, Operationen, Entzündungen, Blutungen, Infarkte oder Tumore. Solche Störungen können zu der Krankheit führen, wenn sie den Hypthalamus oder die Hypophyse schädigen. Ausgesprochen selten liegt auch eine der folgenden Basisstörungen vor: Eine Wegenersche Granulomatose, eine Sarkoidose oder eine Histiozystosis X. Noch seltener ist eine genetische Disposition, also eine familiäre Diabetes insipidus.
Diabetes insipidius ist bis heute nicht hinreichend erforscht: Bei einem Drittel der Fälle bleibt die Ursache unbekannt.
Diabetes insipidius renalis
Hier handelt es sich um eine rare Form einer bereits raren Krankheit. Im Unterschied zur „klassischen“ Diabetes insipidus geht diese renale Variante nämlich von der Niere aus. Das Hormon ADH ist dabei in ausreichendem Maß vorhanden, aber die Niere kann keinen normal konzentrierten Harn bilden. Entweder ist der Aquaporinkanal AQP 2 beschädigt und die Niere kann so kein Wasser aus dem Primärharn rückführen oder die Nierentubuli wurden durch Nierenerkrankungen oder Medikamente wie Lithium in Mitleidenschaft gezogen. Bei jeder Diabetes insipidus scheiden die Nieren zu viel Wasser aus. Wenn die Betroffenen nicht in hohem Ausmaß trinken, dann konzentriert sich das Natrium im Blut und es kommt zu einer hypertonen Dehydration, einem Wassermangel im Körperinneren. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
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Wichtiger Hinweis:
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