Herzklopfen nach dem Essen muss nichts Schlimmes bedeuten. Kommt dies jedoch wiederholt vor und ist es noch von weiteren Symptomen begleitet, sollte es ärztlich abgeklärt werden. Eine bisher übersehene Krankheit wie zum Beispiel Diabetes Typ II könnte der Grund dafür sein.
Inhaltsverzeichnis
Herzrasen postprandial
Herzrasen oder auch Herzklopfen nach dem Essen (postprandial) kann direkt oder ein bis drei Stunden verzögert auftreten. Ein normaler Puls in Ruhe liegt zwischen 60 und 80 Schlägen. Bei Herzklopfen beziehungsweise Herzrasen handelt es sich um Werte, die höher als 100 sind.
Häufig wird das Herzklopfen nach dem Essen von Beschwerden wie Schwitzen, Nervosität, niedrigem Blutdruck, Übelkeit oder Magen-Darmbeschwerden begleitet.
Ursachen für postprandiales Herzklopfen
Mögliche Ursachen für Herzklopfen nach dem Essen sind:
- Dumping-syndrom,
- Hyperthyreose,
- Diabetes Typ II,
- Roemheld Syndrom,
- Tumore,
- Wechseljahre,
- Schwangerschaft,
- Psyche,
- bestimmte Speisen, Getränke.
Dumping-Syndrom
Beim sogenannten Dumping-Syndrom gelangt der Speisebrei zu schnell in den Dünndarm. Dabei handelt es sich entweder um ein Früh- oder ein Spätdumping.
Beim Früh-Dumping gelangt zu viel Flüssigkeit aus dem Blut in den Dünndarm – hierbei treten die Symptome, so auch das Herzklopfen, unmittelbar nach dem Essen auf. Die Ursache dafür ist am häufigsten eine Magenoperation.
Durch die Teilentfernung des Magens mit Entfernung des Pylorus kann unverdünnter Speisebrei vom Magen aus unkontrolliert in den Dünndarm abstürzen. Auch nach Magenverkleinerungen ist dies möglich. Hier treten die Beschwerden vor allem bei Speisen auf, die einen hohen osmotischen Druck haben, wie zum Beispiel Süßspeisen, Zucker und Milch.
Durch das starke Konzentrationsgefälle zwischen Darminhalt und den Blutgefäßen geben Gefäße viel Flüssigkeit ins Innere des Darmes ab. Daraufhin verringert sich das Plasmavolumen in den Gefäßen und der Blutdruck sinkt mitunter deutlich ab. Zusätzlich werden Substanzen aus der Darmwand freigesetzt, wie zum Beispiel Neurotensin, was die Darmwand stimuliert und die Glucagonfreisetzung anregt.
Beim Spät-Dumping wird zu viel Insulin ausgeschüttet, weil hohe Mengen von Kohlenhydraten auf einmal aufgenommen und verarbeitet werden müssen. Damit der Körper nicht in den Unterzucker gerät, steuert er mit Adrenalin dagegen, was zum Herzklopfen führen kann.
Dies Alles passiert circa ein bis drei Stunden nach dem Essen. Das Insulin zirkuliert eine Zeit lang im Blut, dadurch kann es zu einer Hypoglykämie kommen, woraus Beschwerden wie auch das Herzklopfen nach dem Essen entstehen können.
Diabetes Typ II
Zu den Ursachen für Herzklopfen nach dem Essen zählt auch Diabetes Typ II, und zwar während der Frühphase, in der es zu einer zeitweise gesteigerten Insulinausschüttung kommt.
Hyperthyreose
Eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) führt zu einem gesteigerten Stoffwechsel. Dies kann unabhängig von den Mahlzeiten zu Herzrasen, aber natürlich auch zu Herzklopfen nach dem Essen führen.
Roemheld-Syndrom
Bei einem Roemheld-Syndrom sammelt sich eine große Menge an Gas im Verdauungstrakt – vor allem durch üppige Speisen. Dies drückt auf das Zwerchfell beziehungsweise auch auf das Herz. Unangenehme, einengende Brustschmerzen, aber auch Herzklopfen nach dem Essen treten auf.
Psychische Störungen
Psychische Störungen können ebenfalls zu Herzklopfen nach dem Essen führen. Vor allem dann, wenn das Essen bei der psychischen Erkrankung eine Rolle spielt. Ebenso die „Angst vor der Angst“ – eine Angststörung, bei der die Betroffenen Angst haben, dass es durch das Essen zu Herzrasen kommen könnte.
Üppiges Essen
Oft wird eher an fettes Essen gedacht, wenn es um Herzklopfen nach dem Essen geht, jedoch ist dazu wenig bekannt. Übeltäter ist hier eher ein Zuviel an kohlenhydratreicher Nahrung, bei der, wie bereits erwähnt, eine Menge an Insulin und dann noch Adrenalin ausgeschüttet wird.
Koffeinhaltige Getränke, Alkohol
Größere oder ungewohnte Mengen an schwarzem Tee oder Kaffee können ebenfalls die Ursachen für Herzklopfen nach dem Essen sein. Auch der Alkohol zählt zu den Übeltätern.
Tumore
Ein Insulinom, ein Insulin produzierender Tumor der Bauchspeicheldrüse, kann neben weiteren Beschwerden ebenso zu Herzklopfen, auch nach dem Essen, führen. Weitere Symptome infolge der Hypoglykämie sind Mattigkeit, Zittern, Nervosität und großer Hunger.
Wechseljahre
Frauen in den Wechseljahren leiden nicht nur unter den bekannten Hitzewallungen. Auch Schlaflosigkeit, Gelenkbeschwerden, vermehrte Stressanfälligkeit, trockene Schleimhäute, depressive Verstimmung, Herzrasen zu jeder Tageszeit sowie Herzklopfen nach dem Essen gehören mit dazu.
Vor allem reagieren Frauen in der Menopause leicht auf Kaffee oder geringe Mengen an Alkohol. Dazu noch eine üppige oder kohlenhydratreiche Mahlzeit und schon kann es zu besagtem Herzklopfen kommen.
In der Schwangerschaft
Gerade im letzten Drittel der Schwangerschaft, wenn der Bauch schon etwas größer ist und der Magen in Richtung Herz drückt, kann nach dem Essen Herzklopfen auftreten. Hier sind kleinere, häufigere Mahlzeiten zu empfehlen.
Behandlung des postprandialen Herzklopfens
Kommt das Herzklopfen nach dem Essen sehr selten vor, vergeht es wieder von ganz alleine und ist nicht von weiteren Beschwerden begleitet, ist das in der Regel nicht weiter schlimm. Tritt dies jedoch gehäuft auf und sind eventuell noch Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Schwitzen, Übelkeit oder Nervosität dabei, sollte ärztliche Hilfe hinzugezogen werden.
Nach einer ausführlichen Anamnese, bei der nach den Beschwerden, der Einnahme von Medikamenten und auch den Ernährungsgewohnheiten gefragt wird, sind körperliche Untersuchungen an der Reihe.
Dazu gehören Bluttests, hier neben den allgemeinen Blutwerten vor allem noch die Schilddrüsenwerte, Blutzucker, Entzündungsparameter und Herzenzyme. Ein EKG ist ebenso angezeigt. Weitere Untersuchungen können eine Magen- und/oder Darmspiegelung sein.
Liegen bereits Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes Typ II oder eine Hyperthyreose vor, müssen diese medikamentös eventuell neu eingestellt werden. Den Betroffenen wird eine gesunde Kost mit wenig Zucker, Fett und Kohlenhydraten empfohlen. Auf üppige Mahlzeiten sollte verzichtet, Alkohol und Nikotin reduziert beziehungsweise komplett gemieden werden.
Komplikationen
Sehr selten kann Herzklopfen nach dem Essen auch auf eine lebensbedrohliche Erkrankung hindeuten. Vor allem dann, wenn Symptome wie Schmerzen im Brustbereich, Engegefühl, massive Angst, Verwirrtheit, Seh- oder Empfindungsstörungen mit hinzukommen. Hier ist sofort ein Notarzt zu informieren.
Hilfe aus der Naturheilkunde
Bereits vorliegende Erkrankungen wie Diabetes Typ II oder Hyperthyreose können in der Naturheilkunde mit Hilfe von Akupunktur, Phytotherapie oder anthroposophischer Medizin begleitend therapiert werden.
Bei vorliegendem Roemheld-Syndrom ist das Ziel, die Gase im Verdauungstrakt zu eliminieren. Hier wirkt unterstützend eine Teemischung aus Anis, Fenchel, Kümmel und Koriander.
Alle vier Saaten, zu gleichen Teilen, leicht anstoßen und davon einen gehäuften Teelöffel auf 250 ml kochendes Wasser geben. Nach circa acht bis zehn Minuten ist der leckere Tee fertig. Dieser wird am besten dreimal täglich nach den Mahlzeiten getrunken – eine Wohltat für den Bauch.
Des Weiteren werden Amara Kräuter wie Wermut, Schafgarbe, Bibernelle und Wacholder verordnet. Eine Fußreflexzonenmassage und Akupunktur runden die Behandlung ab.
Frauen in den Wechseljahren bekommen in der Naturheilpraxis eine individuelle Therapie, abgestimmt auf die Hormonsituation und das Beschwerdebild. Hier sind ebenso Aamara Kräuter angezeigt. Eventuell als Bitterkräutermischung nach den Mahlzeiten.
Wer psychisch sehr angespannt ist und jede Nahrungsaufnahme als eine Herausforderung emfindet, dem wird häufig die Melisse empfohlen. Dies ist eine wunderbare Pflanze, die bei psychisch bedingten Verdauungsstörungen Hilfe bringt. Sie wird am besten als Urtinktur, tropfenweise, eingenommen.
Unabhängig von bereits bestehenden Krankheiten ist bei Herzklopfen nach dem Essen ein Blick auf die Ernährung wichtig. Zu vermeiden ist Fettes, Blähendes, Säurehaltiges und Süßes. Kohlensäurehaltiges Wasser ist komplett zu meiden. An ein langsames Essen mit genügendem Kauen ist zu appellieren. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heinrich Kasper, Walter Burghardt: Ernährungsmedizin und Diätetik:Unter Mitarbeit von Walter Burghardt, Urban&Fischer Verlag, 2020
- Deutsche Herzstiftung: Herzrasen: Ursachen unbedingt abklären lassen (Abruf 12.04.2023), herzstiftung.de
- Deutsches Schilddrüsenzentrum: Schilddrüse und Herz (Abruf 12.04.2023), deutsches-schilddruesenzentrum.de
- Andrea D. Thompson, Michael J. Shea: Postprandiale Hypotonie, in: MSD Manuals (Abruf 12.04.203), msdmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.