Herzrasen nach dem Essen kann, muss aber nicht zwingend eine ernste Ursache haben. Es sollte aber unbedingt ernst genommen und fachärztlich untersucht werden. So können sich dahinter falsche Ernährungsgewohnheiten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten aber auch Herzkrankheiten verbergen.
Inhaltsverzeichnis
Herzrasen – Definition
Ein normaler Ruhepuls liegt zwischen 60 und 90 Schlägen pro Minute. Es ist völlig normal, dass bei körperlicher Betätigung, Aufregung oder Stress der Puls ansteigt. Wenn jedoch in Ruhe ein erhöhter Herzschlag auftritt, spricht man von einer Tachykardie.
Das sollte man auf jeden Fall abklären lassen. Eine Tachykardie ist ein schneller, anhaltender Herzrhythmus mit mehr als 100 Schlägen pro Minute, umgangssprachlich als Herzrasen bezeichnet.
Begleitsymptome
Begleitsymptome, die gleichzeitig mit dem Herzrasen nach dem Essen auftreten können, sind:
- starkes Herzklopfen,
- Schwindel,
- Innere Unruhe,
- Druck auf der Brust,
- Übelkeit,
- Magen-Darm-Probleme,
- Müdigkeit,
- niedriger Blutdruck,
- Hitzewallung,
- Atemnot und
- Herzrhythmusstörungen.
Ursachen
Ursachen für Herzrasen nach dem Essen sind vielfältigster Natur. Dazu gehören:
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
- scharfe oder natriumreiche Speisen,
- zu große, üppige Mahlzeit,
- Alkohol,
- zu viel Koffein,
- ungesunde oder sehr zuckerhaltige Getränke,
- Schwankungen des Zuckergehaltes im Blut,
- Stress,
- Menopause,
- Psyche,
- Schilddrüsenfehlfunktionen,
- schneller Lagerungswechsel,
- Dehydration,
- Dumping-Syndrom und
- Roemheld-Syndrom.
Verdauungsprobleme
Herzrasen kann durch üppige Mahlzeiten, blähende Speisen, ungesunde zuckerhaltige Getränke und hastiges Essen ausgelöst werden. Wenn der Bauch nach der Mahlzeit sehr gebläht und überfüllt ist, kann dies auf das Herz drücken und somit das Herzrasen auslösen.
Beschwerden, die durch eine vermehrte Gasansammlung in Magen und Darm ausgelöst werden, werden als Roemheld-Syndrom bezeichnet. Durch die Gase wird das Zwerchfell zusammengedrückt und nach oben gepresst, wodurch der Platz im Brustkorb für die darin liegenden Organe verkleinert wird.
Dies wird, wie oben beschrieben, vor allem durch üppige und blähende Speisen ausgelöst. Weitere Ursachen für das Roemheld-Syndrom sind
- Gastroenteritiden (Magen-Darmentzündungen),
- Störungen der Gallenblasenfunktion,
- Laktose- oder Fruktoseintoleranz,
- Hiatushernie (Zwerchfellbruch) und
- die Einnahme von Mitteln, die die Säure im Magen neutralisieren (Antacida) und die Natriumbicarbonat enthalten.
Menopause
Herzrasen kann in Verbindung mit der Menopause auftreten. In den Wechseljahren verändert sich häufig auch der Blutdruck durch die Hormonumstellung.
Wenn zum Beispiel der Blutdruck absackt, dazu noch eine größere Mahlzeit eingenommen wird, kann dies zu Herzrasen nach dem Essen führen.
Erhöhter Zuckerkonsum
Bei eine große PortionZucker, zum Beispiel durch das Trinken von Energydrinks, große Mengen an Cola oder ähnlichem, kann dies zu Herzrasen nach dem Essen führen. Der Grund dafür ist, dass bei dem Verzehr einer größeren Menge Zucker das Hormon Adrenalin freigesetzt wird, was wiederum die Herzfrequenz erhöht.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit kann der Darm bestimmte Nahrungsmittel nicht verdauen beziehungsweise abbauen. Symptome dabei sind folgende möglich:
- Durchfall,
- Blähungen,
- Völlegefühl,
- Übelkeit,
- Kopfschmerzen,
- Hautausschläge,
- Konzentrationsstörungen,
- Müdigkeit und
- Herzrasen nach dem Essen.
Die am häufigsten verbreiteten Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden durch folgende Nahrungsmittel oder -bestandteile ausgelöst:
- Sorbit,
- Histamin,
- Getreide,
- Fruchtzucker und
- Milchzucker.
Alkohol
Alkohol in größeren Mengen kann zu Herzrasen nach dem Essen führen. Zuerst macht Alkohol die Blutgefäße weit, der Blutdruck sinkt etwas ab. Beim Konsum von größeren Mengen an Alkohol wird der Sympathikus aktiviert, Hormone werden ausgeschüttet und der Blutdruck steigt.
Später werden die Blutggefäße enger gestellt. Alkohol und Essen in Kombination können zu Herzrasen führen. Rotwein enthält zudem Histamin. Bei einer vorliegenden Histaminunverträglichkeit kann auch schon eine kleine Menge an Alkohol zu Herzrasen nach dem Essen führen.
Wobei alleine der Rotwein schon Symptome wie zum Beispiel Herzrasen, Herzklopfen, Juckreiz, Kopfschmerzen und Schwindel auslösen kann.
Kaffee und das Koffein
Eine Tasse Kaffee nach dem Essen, ein Espresso gleich nach einer leckeren Mahlzeit – für viele ist das ein Ritual. Doch nicht jeder verträgt das. Denn das kann zu Herzrasen nach dem Essen führen.
Vor allem Personen, die unter einer Kaffeeunverträglichkeit leiden, sind davon betroffen. Dazu gehören neben dem Herzrasen noch Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall.
Die Betroffenen reagieren nicht unbedingt ausschließlich auf das Koffein, sondern auch auf Bitterstoffe und Säuren, die im Kaffee enthalten sind. Bei einer Koffeinunverträglichkeit kommen zum Herzrasen noch Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Schweißausbrüche hinzu. Als Ursachen dafür wird ein zu langsamer Abbau des Adrenalins diskutiert.
Scharf gewürzte Speisen
Auf scharf gewürzte Speisen reagiert der Körper mit Wärme und Schweißbildung. Die Blutgefäße stellen sich weit, das Blut fließt besser, wodurch sich die Herzfrequenz erhöhen und ein Herzrasen nach dem Essen entstehen kann.
Natriumreiche Lebensmittel
Zuviel Natrium kann Herzrasen nach dem Essen auslösen. Viele Menschen nehmen diese Mengen nicht bewusst auf. Gewürze, Fertigprodukte und Konservierungsstoffe enthalten große Mengen an Salz, das wiederum Natrium enthält.
Salz ist in verschiedensten Würzmitteln und auch zur Konservierung enthalten. So werden viel zu große Mengen an Salz aufgenommen – Mengen, die wir auf keinen Fall benötigen.
Getreide wird nicht vertragen
Wenn Getreide nicht richtig im Darm aufgespalten wird, entstehen unmittelbar nach dem Essen laute Darmgeräusche. Es kommt zu einem vermehrten Flüssigkeitseinstrom in den Darm, was ein sogenanntes Dumping zur Folge hat. Dieses kann mit Blutdruckabfall, Herzrasen und Schwäche einhergehen.
Wenn der Körper „austrocknet“
Dehydration, also das Austrocknen des Körpers, kann zu Herzrasen nach dem Essen führen. Deshalb ist regelmäßiges Trinken lebenswichtig. Es ist nicht erst dann wichtig, wenn wir Durst verspüren.
Wenn man über einen längeren Zeitraum hinweg zu wenig getrunken hat, zeigt sich das in vermehrtem Durst, niedrigem Blutdruck, trockener Haut und gegebenenfalls auch einer erhöhten Herzfrequenz. Diese kann als Herzrasen nach dem Essen wahrgenommen werden.
Dabei ist die Mahlzeit nicht das Ausschlaggebende, sondern die Dehydration, die bereits vorher bestand.
Wenn der Blutdruck kurzzeitig abfällt
Nach einer ausgiebigen Mahlzeit sollte man sich nicht abrupt erheben, da dies zu Schwindel, Benommenheit und kurzzeitigem Herzrasen führen kann. Der plötzliche Abfall des Blutdrucks kann zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut führen, was wiederum Schwindel und Benommenheit auslösen kann.
Psychische Ursachen
Psychische Ursachen können ebenso Herzrasen nach dem Essen verursachen. Vor allem dann, wenn es sich dabei um eine Essstörung handelt. Hierbei ist das Essen der Stressauslöser, mit steigender Herzfrequenz und Herzklopfen.
Medikamente, die die Herzfrequenz erhöhen können
Medikamente, die die Herzfrequenz erhöhen können sind folgende:
- Schilddrüsenhormone,
- Antacida,
- Antimykotika,
- Antibiotika,
- Antiallergika,
- Cortison,
- Diuretika,
- Überdosierung Vitamin D,
- Ritalin
- und vieles mehr.
Die Einnahme dieser Mittel hat nicht unbedingt etwas mit dem Essen zu tun. Jedoch vor oder nach dem Essen eingenommen, könnte dies zu Herzrasen führen.
Nahrungsergänzungsmittel
Wer an einer Herzerkrankung leidet, sollte stets bei der Einnahme von Natrium, Kalium und Magnesium aufpassen. Diese drei Mineralien sollten immer in einem Gleichgewicht sein. Ist dies nicht der Fall und kommt noch vielleicht eine üppige Nahrungsaufnahme hinzu, kann dies zu Herzrasen nach dem Essen führen.
Dumping-Syndrom
Das Dumping-Syndrom ist ein Zusammenspiel von verschiedenen Symptomen, das nach einer Magenoperation auftreten kann. Zum Beispiel nach Magenverkleinerungen oder wenn der Magenpförtner entfernt wurde.
Dabei wird der Mageninhalt sturzartig in den Dünndarm entleert. Dies kann zu Herzrasen nach dem Essen und Blutdruckabfall führen.
Schilddrüse
Eine Schilddrüsenfehlfunktion kann neben vielen anderen Beschwerden zu Herzrasen, Herzrhythmusstörungen führen. Dies hat nichts primär mit der Nahrungsaufnahme zu tun, ist aber auch in Verbindung mit dem Essen möglich.
Diagnose
Wenn Herzrasen nach dem Essen häufiger vorkommt, muss das untersucht werden. Dazu muss eine ausführliche Anamnese erstellt werden, es müssen Blutuntersuchungen gemacht werden, eventuell müssen spezielle Untersuchungen auf bestimmten Lebensmittelunverträglichkeiten durchgeführt werden, es muss eine Überweisung zum Facharzt erfolgen.
All dies kann Krankheiten ausschließen oder dabei helfen, die Diagnose zu finden. Vielleicht sind „nur“ falsche Essensgewohnheiten schuld daran. Aber das muss unbedingt abgeklärt werden.
Therapie
Wer unter Herzrasen nach dem Essen leidet, wird zuerst fachärztlich gründlich untersucht. Mit Hilfe der Diagnose wird für die vorliegende Erkrankung das weitere Vorgehen festgelegt und ein geeigneter Therapieplan erstellt. Eventuell ist bei der einen oder anderen Erkrankung eine Zusatzbehandlung in der Naturheilkunde, wie zum Beispiel Fußreflexzonenmassage, Akupunktur, Phytotherapie oder Anthroposophische Medizin möglich.
Allgemeine Tipps
Folgende Tipps können dabei helfen, Herzrasen nach dem Essen zu verhindern.
- Auf den ausgeglichenen Blutzuckerspiegel achten (Verzehr langkettiger Kohlenhydrate, wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und so weiter).
- Beim Vorliegen einer Lebensmittelunverträglichkeit oder einer Intoleranz sollten die Auslöser gemieden werden.
- Verzicht auf Lebensmittel mit hohem Natriumgehalt. Gewürzmischungen und Fertigprodukte enthalten häufig zu viel Salz.
- Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit in Form von stillem Wasser oder Kräutertee zu sich zu nehmen. Dehydration sollte unbedingt vermieden werden. Warten Sie nicht, bis Sie Durst bekommen, sondern nehmen Sie rechtzeitig Flüssigkeit zu sich.
- Alkohol reduzieren beziehungsweise meiden und auf Nikotin verzichten.
- Wenn Probleme mit Kaffee oder koffeinhaltigen Getränken bestehen, sollten diese am besten gemieden oder außerhalb der Mahlzeiten und in kleineren Mengen getrunken werden.
Verzicht auf üppige und/oder fettreiche Mahlzeiten. - Wer Probleme mit niedrigem Blutdruck hat, sollte nach dem Essen ganz langsam aufstehen.
Verzicht auf scharf gewürzte Speisen und - Wer unter Roemheld-Syndrom leidet, sollte auf große und blähende Mahlzeiten verzichten.
(sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laura Maintz, Natalija Novak: Histamine and histamine intolerance; in: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 85, Issue 5, 2007, ScienceDirect
- Muhammad Umair Javaid, Muhammad Ikrama, Shafqat Abbas, Muhammad Saad Javaid, Muhammad Danial Khalid, Nabeel Riaz, Malik Ahsan Safdar:: Exploring Roemheld syndrome: a comprehensive review with proposed diagnostic criteria; in: Herz, 07.05.2024, LinkSpringer
- Christiani Jeyakumar Henry, B. Emry: Effect of spiced food on metabolic rate; in: Human nutrition. Clinical nutrition, Vol. 40, Issue 2, 1986,, Pubmed
- Rothfischer, K.: Nahrungsmittelunverträglichkeit: Das viel belächelte Volksleiden. In: Focus Online,, FocusOnline
- Ledochowski, M.: Wenn Brot und Getreide krank machen, 2011, Trias
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.