Was tun gegen die Hitze?
Das Thermometer nähert sich der 40 Grad-Markierung. Menschen mit zu hohem wie zu niedrigem Blutdruck, alte Menschen und kranke Menschen leiden besonders darunter, ebenso Babys. Auch gesunden Menschen, die draußen arbeiten, lange Strecken mit dem Auto zurücklegen und nicht hitzefrei machen können, müssen sich zusätzlich schützen.
Inhaltsverzeichnis
Warum belastet große Hitze?
Der menschliche Körper hat mit dem Schwitzen ein natürliches Kühlsystem. Je größer die Hitze ist, umso mehr sind die Hautgefäße geweitet und umso mehr Schweiß stoßen die Drüsen aus. Der verdunstet auf der Hautoberfläche, hält die Haut so kühl, und die Temperatur im Körper bleibt stabil.
Ist die Hitze jedoch zu groß und hält sie zu lange an, oder kommt zur Hitze noch hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, reicht die körpereigene Kühlung nicht aus. Es gibt einen Wärmestau und wir leiden, weil wir durch den Schweiß zu viel Feuchtigkeit verloren haben. Das kann gefährlich werden! Besonders, wenn Sie bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.
Schweiß – ein System mit Defiziten
Die Evolution ist nie perfekt, sie „arbeitet“ immer nur mit vorhandenem Material. Auch unser Kühlsystem, das Schwitzen, birgt große Schwächen. Wenn wir schwitzen, verlieren wir nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch Mineralstoffe. Übermäßiges Schwitzen führt daher zu einem Mangel an wichtigen Stoffen wie Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium, Selen, Zink und Chrom. Dieser Mangel hat Konzentrationsprobleme, Benommenheit, Erschöpfung und Kopfschmerzen zur Folge.
Dem Verlust von Wasser und Mineralstoffen können Sie entgegen wirken: Trinken Sie viel Mineralwasser, isotonische Getränke (die enthalten genau die Mineralien, die beim Schwitzen verloren gehen), und/oder greifen Sie auf Breitband-Mineralstoffpräparate als Pulver zurück. Trinken Sie Gemüsebrühe! Sie enthält sehr viele der Nährstoffe, die durchs Schwitzen verloren gehen.
Wie viel trinken?
Bei gemäßigten Temperaturen braucht unser Körper um die 1, 5 Liter pro Tag. Wenn es sehr heiß ist, vergrößert sich dieser Bedarf bis auf das Dreifache. Eine Faustregel für Wüstentouren in der Sahara oder Sonora lautet: Trinken Sie nicht erst, wenn Sie den Durst spüren. Bei extremen Temperaturen ist es dann schon fast zu spät, und die ersten Anzeichen der Dehydration zeigen sich.
Sind diese ersten Anzeichen erst einmel da, geht es verdammt schnell: Sie verlieren den Orientierungssinn, ihnen wird schwarz vor Augen, Sie können nicht mehr klar denken, ermüden, bekommen Halluzinationen, Kopfschmerzen und Schmerzen im Körper.
Richtig trinken
Trinken Sie deshalb nicht sporadisch literweise, sondern durchgehend kleinere Mengen. Stellen Sie den ganzen Tag einen Krug Wasser parat und nehmen Sie circa jede Stunde ein Glas. Wenn Sie stundenlang nichts trinken, dann aber sehr viel auf einmal, kann der Körper nicht alles aufnehmen, und das meiste scheiden Sie wieder aus. Trinken Sie außerdem nicht zu viel am Abend. Das stört den Schlaf.
Übrigens: Auch wenn die Verlockung groß ist, genießen Sie die Getränke lauwarm statt eiskalt. Der Temperatursturz kostet den Körper Energie, die er dringend braucht. In heißen Ländern wie Marokko trinken die Menschen deshalb traditionell warmen Minztee. Der ist auch hierzulande einer der Favoriten für Drinks unter der Sonnenglut.
Schränken Sie den Genuss von Kaffee und Schwarzem Tee ein und wählen Sie stattdessen Kräutertees, Früchtetees oder Schorle mit Holundersirup. Auch Fruchtschorlen sind super.
Was bewirkt Hitzebelastung?
Sie merken, dass die Hitze Sie übermäßig belastet, wenn Sie sich erschöpft fühlen, Ihnen übel wird und sie aggressiv reagieren ohne dass der Auslöser das rechtfertigt. Sie werden apathisch und sind benommen, Ihnen wird schwindlig und Sie haben Kopfschmerzen – besonders an Stirn und Schläfen.
Risiko Autofahren
Autofahren bei Außentemperaturen über 30 Grad ist mit Gefahren verbunden. Im Wageninneren erreichen die Temperaturen (ohne Klimaanlage) bis leicht zu 70 Grad. Das Herz rast jetzt, deswegen ermüden Sie schnell und fühlen sich benommen. Sie reagieren langsamer auf die Geschehnisse des Straßenverkehrs, fast als seien Sie betrunken. Bei Hitze geschehen ein Fünftel mehr Unfällen als gewöhnlich!
Sie sollten bei Autotouren im Sommer unbedingt gut durchlüften, indem Sie Fenster und Autodach öffnen. Legen Sie bei langen Fahrten mehr Pausen ein, als Sie es sonst tun. Halten Sie auf Raststätten Ihre Unterarme und ihr Gesicht unter fließendes kaltes Wasser. Nehmen Sie genug Mineralwasser, isotonische Getränke, Früchtetee oder Fruchtschorlen mit auf die Fahrt. Wenn möglich, fahren Sie nachts und am frühen Morgen.
Leicht essen
Bei starker Hitze sollten Sie leicht essen und fette, schwer verdauliche Kalorienbomben vermeiden. Ideal ist wasser- und vitaminreiche Nahrung wie Obst und viele Gemüse. In heißen Ländern schwören die Menschen folglich auf Wassermelonen.
Die Hitze fällt hierzulande in die Zeit der Beerenreife, Erd-, Him-, Brom-, Stachel-, Heidel- und Johannisbeeeren enthalten Vitamine und Mineralien in hohem Ausmaß, darunter auch genau die, die beim Schwitzen verloren gehen. Beerensmoothies, Beerensäfte, Beerendesserts, Fruchtkaltschalen mit Beeren oder Obstsalate mit Beeren eignen sich bestens für den Sommer.
Sie können das Essen auch „trinken“: Suppen und Fruchtkaltschalen sind toll für die Hitze! Mit gutem Grund ist die kalte Tomatensuppe Gazpacho in Spanien Nationalgericht. Eine Gemüsebrühe voll Mineralstoffe wird mit Brokkoli, Zwiebeln, Sellerie und Möhren ganz schnell zu einer „richtigen“ Suppe und einem Mittagessen in heißer Zeit. Ältere Menschen und chronisch Kranke sollten die Suppen besser körperwarm essen, nicht heiß. Der Körper verbraucht dann keine zusätzliche Energie für den Temperaturausgleich.
Eiskalte Speisen sollten Sie langsam essen! Eiscreme zum Beispiel wärmen Sie am Besten vor dem Herunterschlucken etwas im Mund auf.
Gute Sommerspeisen sind: Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Kopf-, Romana- und Feldsalat, Birnen, Äpfel, Quitten, Kornellkirschen, die Früchte der Felsenbirne, Holunderblüten, Datteln, Maracuja, Mango, Orangen, Zitronen, Limonen, Grapefuit, Nektarinen, Pfirsiche, Pflaumen, Feigen, Ananas, Khakis, Granatapfel, Kiwis, Bananen, Wal- wie Haselnüsse, Mandeln, Poree, Frühlingszwiebeln, Wasser- wie Honigmelonen, Weintrauben, alle Beeren, Kokosnüsse (das Fleisch wie der Saft und das Mark) und alle Kohlsorten.
Wichtig ist zudem Essen, das viel Salz enthält, also zum Beispiel roher Schinken mit seinen Pökelsalzen. Schlecht geeignet sind fettes Schweinefleisch, fettreiche Saucen, üppige Kartoffelgerichte, fettreiche Würste und fettreiche Käsesorten.
Angemessene Kleidung
In heißen Ländern tragen Menschen meist langärmlige Hemden und Kleider, weit geschnitten und in heller Farbe. Das verhindert einen Hitzestau. Baumwolle eignet sich kaum, da sie den Schweiß aufsaugt. Sie laufen dann ständig mit einem nassen T-Shirt herum. Kommt jetzt Wind auf, versteifen sich die Muskeln. Besser geeignet sind Viskose, Tencel und Lyocell.
Bei starker Sonneneinstrahlung sollten Sie den Kopf bedecken! Der Cowboyhut aus den Western diente nicht dazu, besonders männlich zu wirken, sondern sollte die Arbeiter bei der Gluthitze des Sommers in den Plains vor einem Sonnenstich schützen.
Wenn Sie sich viel draußen aufhalten, sollten Sie außerdem ihren Nacken schützen. Der amerikanische Begriff „Rednecks“ für Landeier kommt daher, dass die ländlichen Farmer sich an ihrem von der Sonne rot gebrannten Nacken erkennen ließen. Das birgt die Gefahr, zum Beispiel an Hautkrebs zu erkranken.
Meiden Sie körperliche Belastungen
Der Kreislauf hat mit der Hitze genug zu kämpfen. Wenn Sie jetzt in der Hitze effektiv Sport treiben oder körperlich arbeiten, belasten Sie ihn zusätzlich. Wenn möglich verlagern Sie den Sport auf die frühen Morgenstunden.
Die Hitze draußen lassen
Lüften Sie die Wohnung nachts und morgens und lassen Sie tagsüber die Rollos oder Jalousien runter. So bleibt die Temperatur innen erträglich.
Kurz abkühlen
Wenn Sie nicht an einem Baggersee liegen, sollten Sie zwischenzeitlich für Entlastung sorgen. Sie können dafür kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen oder die Füße baden. Das verengt die Gefäße und stärkt kurzfristig den Kreislauf.
Duschen Sie kühl oder lauwarm, nicht eiskalt. Im schlimmsten Fall kollabiert sonst der Kreislauf durch den Temperaturschock. In milderen Fällen sind zumindest Kopfschmerzen die Folge. In jedem Fall schwitzen Sie nicht weniger, sondern mehr.
Schränken Sie Alkohol ein
Eine These geht davon aus, dass das Alkoholverbot im Islam den Bedingungen der Arabischen Wüste geschuldet ist, wo die Religion entstand. Tatsächlich sind die Folgen des Alkoholkonsums bei Hitze wesentlich schlimmer als bei gemäßigten Temperaturen. Alkohol weitet die Blutgefäße, dem Kreislauf steht weniger Blut zur Verfügung, das er gerade bei Hitze dringend braucht. Die Niere läuft auf Hochtouren, sie verlieren noch mehr lebenswichtige Flüssigkeit und Mineralstoffe. Wenn Sie Getränke mit Alkohol bei Hitze trinken, nimmt der Körper keine Flüssigkeit auf, sondern verliert Sie. Abends, wenn die Temperaturen sinken, können Sie hingegen ohne Probleme ein Glas Weizenbier zu sich nehmen, das Sie jetzt mit verlorenen Nährstoffen versorgt.
Klimaanlagen
Klimaanlagen sollten Sie nicht unkritisch einsetzen. Trifft der Lufstrom den Körper mit voller Wucht, ziehen sich die Muskeln an diesen Stellen zusammen, eine Erkältung kann die Folge sein – oder ein Muskelkrampf. Trifft der Luftstrom die Augen, sind Kopfschmerzen eine mögliche Folge oder eine entzündete Bindehaut. Menschen in heißen Ländern kennen das Phänomen des „Sommerhustens“, meist eine Folge von Klimaanlagen auf voller Pulle.
Wie bei der eiskalten Dusche gilt: der Unterschied zwischen Außentemperatur und Klimaanlage sollte nicht zu groß sein, sonst schlägt die Hitze unerbittlich zu!
Achten Sie auf Medikamente
Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Das gilt im Sommer besonders für Mittel, die den Blutdruck senken. Denn die Hitze senkt den Blutdruck ebenfalls, und das kann dazu führen, dass Sie ein kritisches Level unterschreiten.
Vorsicht ist bei Johanniskraut geboten. Nicht wegen der Hitze selbst, sondern wegen der Sonne. Wenn Sie Johanniskraut einnehmen, sollten Sie für Sonnencremes mit höherem Lichtschutz sorgen, einen Sonnenhut aufsetzen und generell die offene Sonne meiden.
Zwölf Tipps und Tricks
Menschen aus heißen Ländern kennen eine Menge Tricks, um sich mit der Hitze zu arrangieren. Hinzu kommen einige unkonventionelle Ideen.
- Wenn Sie Halbschuhe tragen, können Sie die Einlegesohlen über Nacht in den Kühlschrank legen. Eine Zeit lang haben Sie dann tagsüber kühle Füße.
- Egal, ob Sie draußen oder im Büro arbeiten: legen Sie vorher Kühlelemente in das Eisfach und nehmen diese mit zum Job. Zwischendurch legen Sie diese immer wieder mal auf besonders erhitzte Stellen.
- Schlafen Sie! Nicht nur die Spanier pflegen die Siesta, auch im Iran, Marokko oder Ägypten entziehen sich die Menschen den heißesten Stunden durch Schlafen und Dösen. Das gilt natürlich nur, wenn es bei ihrer Arbeit möglich ist.
- Sprühen Sie! Was ihren Zimmerpflanzen gut tut, können Sie auch für sich selbst nutzen. Füllen Sie kühles Wasser in eine Sprühflasche und sprühen sich dieses ins Gesicht, wenn es mal wieder unerträglich wird.
- Die schönen Fächer, die sie beispielsweise Spanien und Italien als Souvenir erhalten, haben eine praktische Funktion. Sie fächern sich damit kühle Luft zu. Sie brauchen keinen Platz und können Ihnen in fast jeder Situation Kühle verschaffen.
- Legen Sie zwischendurch die Beine hoch! Hitze drückt den Blutdruck nach unten, und das kann die Venen belasten. Um diese Beschwerden auszugleichen, legen Sie sich auf ein Sofa, legen sie die Beine hoch oder stellen sie sich ab und zu auf die Zehenspitzen.
- Gehen Sie schwimmen oder baden Sie! Zur Not füllen Sie ihre Badewanne mit kühlem Wasser auf und setzen sich hinein.
- Gehen Sie in den Schatten! Wenn Sie draußen sind, suchen Sie einen Wald auf, dort sind die Temperaturen niedriger. Wenn Sie in der Stadt sind, fahren Sie aufs Land, dort sind die Temperaturen drei bis fünf Grad niedriger. Ist beides keine Option, setzen Sie sich zumindest unter einen Baum mit ausladender Krone.
- Verzichten Sie auf das Auto, wo es nur geht und setzen Sie sich stattdessen auf das Fahrrad!
- Bespannen Sie das Bett mit Satin. Das kühlt!
- Reiben Sie die Haut mit Eiswürfeln ein, stecken Sie ihre Finger in Eiswasser und benetzen Sie damit ihre Schläfe.
- Hängen Sie feuchte Tücher vor die offenen Fenster beim Lüften. Dadurch wird die einströmende Luft gekühlt. Sie können auch sich selbst in feuchte Tücher einhüllen.
(Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- K. J. Glitz et al.: Arbeit unter klimatischer Belastung: Hitze, S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM), (Abruf 20.08.2019), AWMF
- Y. Aoyagi, T. M. McLellan, Roy Shephard: Interactions of physical training and heat acclimation. The thermophysiology of exercising in a hot climate, Sports Medicine, (Abruf 20.08.2019), PubMed
- David Tanen: Hitzeerschöpfung, MSD Manual, (Abruf 20.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.