Hodenschmerzen äußern sich als Ziehen, Druck oder Stechen im Hodenbereich und können durch unterschiedlichste Erkrankungen beziehungsweise Verletzungen der Hoden bedingt werden. Oftmals gehen mit den Hodenschmerzen Schwellungen, Rötungen und Verhärtungen im Bereich der Hoden einher. Da Hodenschmerzen auch ein Anzeichen schwerwiegender Krankheiten wie zum Beispiel Hodenkrebs, Hodentorsionen oder Nebenhodenentzündungen sein können, sollten Betroffene dringend äzrtliche Hilfe in Anspruch nehmen, um eine eindeutige Feststellung der Schmerzursachen zu ermöglichen und weitreichende Gesundheitsrisiken auszuschließen.
Inhaltsverzeichnis
Hodenschmerzen – Kurzübersicht
Eine schnelle Einordnung der Hodenschmerzen ist von entscheidender Bedeutung, da bei manchen Ursachen nur wenig Zeit bleibt, um eine erfolgversprechende Behandlung einzuleiten. Hier vorab die wichtigsten Fakten kurz zusammengefasst:
- Notruf kontaktieren, wenn die Hodenschmerzen plötzlich einsetzen, zunehmend stärker werden, Schwellungen und Rötungen (einseitig oder beidseitig) auftreten und/oder ausstrahlende Schmerzen in der Leistenregion und dem Bauch hinzukommen, da eine Hodentorsion vorliegen kann. Ähnliche Beschwerden können bei einer Hodenruptur auftreten (meist Folge äußerer Krafteinwirkung), bei der ebenfalls umgehend der Rettungsdienst kontaktiert werden sollte.
- Ursachen: sogenannte Kavaliersschmerzen, Hodenerkrankungen wie eine Hodenentzündung, Nebenhodenentzündung, Hodenprellung, Hodenruptur, Hodentorsion oder auch Hodenkrebs; Krampfadern im Bereich des Hodens, Leistenbruch, Nierensteine.
- Diagnose:Gründlichen Anamnese mit Befragung zu Auftreten der Beschwerden, der genauen Lokalisation der Schmerzen, deren Intensität und Dauer, bekannten Vorerkrankungen, Sexualverhalten und eventuellen Beschwerden beim Wasserlassen; Abtasten des Hodensacks, Ultraschalluntersuchung der Hoden sowie gegebenenfalls direkt operativen Öffnung des Hodensacks.
- Behandlung: Abhängig von den Ursachen, bei den genannten medizinischen Notfällen operativer Eingriff, bei bakteriellen Hodenentzündungen gegebenenfalls mit Antibiotika, bei manchen Ursachen jedoch lediglich kühlen und abwarten.
Unterschiedliche Schmerzen an den Hoden
Abhängig von den Ursachen der Hodenschmerzen können die Beschwerden in ihrer Intensität und Dauer deutlich variieren, wobei jedoch auch leichte Hodenschmerzen auf schwerwiegende Erkrankungen hinweisen können, dass heißt die Intensität der Schmerzen nicht zwangsweise mit der Schwere der Erkrankung zusammenhängt. Schätzungen gehen davon aus, dass hierzulande rund jeder zweite Mann im Laufe seines Lebens mindestens einmal unter Beschwerden im Bereich der Hoden oder der Prostata leidet. Allerdings muss nicht jedes schmerzhafte Zwicken im Hodenbereich auf eine Erkrankung der Hoden hinweisen. So können als Hodenschmerzen wahrgenommene Beschwerden auch durch Erkrankungen der umliegenden Organe bedingt werden, die bis in den Hoden ausstrahlen.
Darüber hinaus sind Hodenschmerzen mitunter auch Folge sexueller Erregung ohne folgende Ejakulation oder besonders lange aufrechterhaltener Erektionen. In diesen Fällen werden die Beschwerden als sogenannte Kavaliersschmerzen bezeichnet. Diese sind aus medizinischer Sicht jedoch eher unbedenklich und die Schmerzen gehen meist von alleine wieder zurück.
Hodenentzündung als Ursache für Hodenschmerzen
Oft ist eine Hodenentzündung (Orchitis) Ursache der Hodenschmerzen, wobei diese meistens in Verbindung mit einer Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis) auftritt. Die Entzündungen werden durch Viren oder Bakterien hervorgerufen und bringen häufig Symptome wie angeschwollene Hoden und eine Rötung des Hodensacks mit sich. Auch die Hodenschmerzen sind eine typische Folge derartiger Entzündungen. Die Schmerzen beginnen mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Ziehen und nehmen im Krankheitsverlauf kontinuierlich zu.
Dabei können die Hoden- und Nebenhodenentzündungen einen akuten oder chronischen Krankheitsverlauf nehmen. In der Regel wird die Entzündung von Fieber, Beschwerden beim Wasserlassen und weiteren unspezifischen Krankheitssymptome begleitet. Auf Basis einer Blutuntersuchung sowie mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen ist eine Entzündung der Hoden- beziehungsweise Nebenhoden meist relativ leicht feststellbar. In Einzelfällen muss jedoch zusätzlich der Hoden operativ freigelegt werden, um die Diagnose zu bestätigen.
Wichtig: Den Betroffenen drohen bei einer chronischen Entzündung der Hoden- beziehungsweise Nebenhoden irreversible Schädigung des Hodengewebes, wodurch die Zeugungsfähigkeit bis hin zur Sterilität beeinträchtigt werden kann. Darüber hinaus können sich im Zuge der Hodenentzündung Abszesse bilden, die schlimmstenfalls eine Blutvergiftung auslösen. Bei entsprechenden Beschwerden sollte daher dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Hodenschmerzen durch Krampfadern und Leistenbruch
Auch eine Krampfader kann Schwellungen und Schmerzen im Bereich des Hodens auslösen, wobei oftmals bereits mit bloßem Auge die Gefäßerweiterung erkennbar ist. Die Schmerzen treten hier typischerweise verstärkt unter körperlicher Belastung auf. Zur Behandlung bietet sich eine operative Entfernung oder Verödung der Krampfadern an. Eine weitere mögliche Ursache der Hodenschmerzen bilden Leistenbrüche. Der Schmerz bei einem Leistenbruch strahlt nicht selten in Richtung der Hoden aus und wird von den Betroffenen dort als stark schmerzhaftes Druckgefühl wahrgenommenen. Dabei drücken durch den „Bruch“ des Bauchfells Eingeweideteile auf den Samenstrang oder die Blutgefäße, wodurch Schmerzen im Bereich der Hoden auftreten. Die Behebung eines Leistenbruchs bedarf einer Operation.
Hodenschmerzen durch Hodentorsion
Als weitere Ursache für akute Hodenschmerzen ist eine Hodentorsion (Verdrehter Hoden) zu nennen, bei der eine Verdrehung der Hoden um die eigene Achse die Blutzufuhr abschnürt und so massive Schmerzen verursacht. Die Schmerzen werden dabei in der Regel von Symptomen wie Bauchschmerzen, einem Anschwellen des Hodensacks, Übelkeit und Erbrechen begleitet. Erfolgt nicht umgehend eine operative Behandlung, bei der die Hoden wieder in ihre Ausgangslage gebracht werden, droht das Gewebe schon nach wenigen Stunden abzusterben und der betroffene Hoden ist anschließend vollständig zu entfernen. Am häufigsten tritt die Hodentorsion bei Kindern und Jugendlichen auf, mit wachsendem Lebensalter geht die Wahrscheinlichkeit einer derartigen Verletzung indes deutlich zurück.
Hodenkrebs als Ursache von Hodenschmerzen
Für die Hodenschmerzen kann außerdem die Bildung von Tumoren verantwortlich sein, wobei der Hodenkrebs – neben den Schmerzen – ertastbare Schwellungen und Verhärtungen an den Hoden mit sich bringt. Im Zweifelsall kann mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung die Diagnose verifiziert werden. Auch Hodenkrebs bedarf dringend medizinischer Behandlung, doch liegen die Heilungschance hier mit mehr als 90 Prozent erfreulich hoch. Nach der operativen Entfernung des betroffenen Hodens, wird bei Bedarf zusätzlich eine Strahlen- oder Chemotherapie eingesetzt, was in den meisten Fällen eine erfolgreiche Therapie ermöglicht. Auch bei Hodenkrebs gilt an dieser Stelle der Grundsatz: Je früher die Diagnose erfolgt und mit der Behandlung begonnen wird, umso höher die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Therapieverlaufs. So erreicht die Heilungsquote bei Hodenkrebs den Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft zufolge im frühen Stadium bis zu 98 Prozent.
Hodenprellung als Ursache
Durch äußere Einwirkungen wie Stöße, Schläge oder Tritte können Hodenprellungen mit längerfristigen Schmerzen im Bereich der Hoden ausgelöst werden. Neben den Schmerzen zeigt sich hier ein Hämatom im Bereich der Hoden und ein entsprechendes Anschwellen des Hodensacks. Es hilft in der Regel nur kühlen und Geduld. Die Schmerzen können sich über mehrere Tage hinziehen, verschwinden jedoch normalerweise wieder von alleine. Mit dem Hämatom geht meist eine bläulich, grünliche Verfärbung der Hoden einher, die jedoch ebenfalls im Laufe der Zeit wieder zurückgeht. Da durch die äußere Krafteinwirkung jedoch auch andere Verletzungen im Bereich der Hoden ausgelöst werden können, sollte bei einer Hodenprellung eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Hodenschmerzen durch Nierensteine
Akute Hodenschmerzen können des Weiteren durch Nierensteine und Blasensteine bedingt werden, wobei sich diese meist als Ablagerung in den ableitenden Harnwegen wie Niere, Harnleiter und Harnblase bilden. Neben den Hodenschmerzen sind Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Beschwerden beim Wasserlassen oder Blut im Urin typische Anzeichen für Nieren- und Blasensteine.
Bei der Behandlung werden kleinere Ablagerungen im Rahmen einer Blasenspiegelung entfernt, größere Steine müssen mit Hilfe unterschiedlicher Verfahren zerkleinert und anschließend beseitigt werden. Unter Umständen ist hierfür ebenfalls ein operativer Eingriff erforderlich.
Bei Hodenschmerzen dringend einen Arzt aufsuchen
Insgesamt betrachtet können hinter den Hodenschmerzen zahlreiche gravierende Erkrankungen stecken, die im Zweifelsfall – wie zum Beispiel bei einer Hodentorsion – innerhalb weniger Stunden die Einleitung ärztlicher Maßnahmen erfordern, um weitreichendere Gesundheitsrisiken auszuschließen. Männer, die Schmerzen im Bereich des Hoden haben, sollten sich daher nicht scheuen, umgehend fachärztliche Hilfe (Urologe, Urologin) in Anspruch zu nehmen. Hier kann in der Regel mit einigen einfachen Schritten die Ursache der Beschwerden zeitnah bestimmt werden und es können entsprechende Behandlungsschritte eingeleitet werden. Grundlage für eine erfolgreiche Therapie der Hodenschmerzen ist dabei stets eine möglichst präzise Diagnose.
Diagnosestellung
Zunächst bedarf es einer gründlichen Anamnese mit Befragung der Betroffenen zu dem Auftreten der Beschwerden, der genauen Lokalisation der Schmerzen, deren Intensität und Dauer, bekannten Vorerkrankungen, Sexualverhalten und eventuellen Beschwerden beim Wasserlassen. Eine genaue Betrachtung der Hoden und ein Abtasten des Hodensacks kann weitere wichtige Anhaltspunkte liefern (zum Beispiel Rötung, Schwellung, sichtbare Krampfadern).
Bei Bedarf kann zudem eine Ultraschalluntersuchung der Hoden erfolgen, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Doch unter Umständen bedarf es weiterer Untersuchungen (Tests auf bestimmte Erreger) oder gar einer operativen Öffnung des Hodensacks, um die Diagnose endgültig zu sichern.
Hodenschmerzen – Behandlung
Die Behandlung der Hodenschmerzen ist grundsätzlich an den jeweiligen Ursachen auszurichten und gegebenfalls bleiben nur wenige Stunden, um mittels eines operativen Eingriffs weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden. Dies gilt nicht nur für die Hodentorsion, sondern beispielsweise auch bei einem eingeklemmten Leistenbruch. Durch Kühlen der Hoden kann der Schmerz bis zum Arztbesuch zwar oftmals überbrückungsweise gelindert werden, doch darf der Erfolg des Kühlens nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine ernste Erkrankung hinter den Beschwerden stecken kann. Eine ärztliche Abklärung ist daher unumgänglich.
Behandlung von Hodenentzündungen
Abhängig davon, ob Viren oder Bakterien die Hodenentzündung ausgelöst haben, kommen anschließend unterschiedliche Behandlungsmethoden in Erwägung. So sieht die Therapie bei einem viralen Infekt hauptsächlich heilungsunterstützende Maßnahmen wie Bettruhe, eine Kühlung des Hodensacks und die Einnahme entzündungshemmender Medikamente vor. Sind Mumpsviren Auslöser der Beschwerden, wird in der konventionellen Medizin mit Interferon gegen die Entzündung vorgegangen. Bakteriell bedingte Hodenentzündungen lassen sich indes mit Antibiotika relativ erfolgreich behandeln, wobei möglichst frühzeitig mit der Therapie begonnen werden sollte, um den Übergang in einen chronischen Krankheitsverlauf zu vermeiden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- B.-S. Schneevoigt: Der akute Hodenschmerz - ein Notfall!; in: MMW - Fortschritte der Medizin, Volume 153, Issue 8, Seite 38–42, Februar 2011, springer.com
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- Havish Srinath: Acute scrotal pain; in: Australian Family Physician, Volume 42, No. 11, Seite790-792, November 2013, racgp.org.au
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.