Geschwollene Hoden
Eine Hodenschwellung ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Wichtig dabei ist, die verantwortliche urologische Grunderkrankung zeitnah zu diagnostizieren.
Betroffene sollten deshalb bei einer Hodenschwellung unbedingt ärztliche Hilfe suchen. Erkrankungen, die mit einer Schwellung der Hoden einhergehen, sind zum Beispie die Hodentorsion, Nebenhodenentzündungen, Hydrozelen, ein Hodentrauma, Hodenabszesse, ein Leistenbruch, Hodentumore oder eine Hodenentzündung.
Inhaltsverzeichnis
Hodenschwellung: Die wichtigsten Fakten
- Symptomatik: Schwellung der Hoden gegebenenfalls begleitet von Schmerzen Druckgefühl, Rötung und Erwärmung des Hodensacks und weiteren Symptomen wie Übelkeit, Fieber, Harndrang oder Beschweren beim Wasserlassen.
- Ursachen: Hodentorsion, Nebenhodenentzündung, Hydrozele, Hodentrauma, Hodenentzündung, Hodenabszesse, Leistenbruch,Hodentumore.
- Behandlung: Entsprechend den Ursachen mit Maßnahmen wie Bettruhe, Hochlagerung und Kühlung des Hodens, Medikamenten bis hin zu chirurgischen Eingriffen und weiteren spezifischen Maßnahmen.
Definition
Eine Hodenschwellung wird hervorgerufen durch eine Flüssigkeitsansammlung im Bereich der Hoden oder der Nebenhoden, welche einen oder auch beide Hoden gleichzeitig betrifft. Letztere sind dabei vergrößert, was von Schmerzen begleitet, jedoch auch schmerzfrei sein kann. Die Haut des Hodensacks ist in der Regel gespannt, eventuell gerötet und heiß.
Ursachen
Einer Hodenschwellung können verschiedene urologische Ursachen zugrunde liegen. Um diese herauszufinden, ist eine fachärztliche Untersuchung dringend erforderlich.
Verdrehter Hoden (Hodentorsion)
Eine Hodentorsion, auch Hodenverdrehung genannt, ist ein urologischer Notfall: Hoden und Samenstrang drehen sich um die eigene Achse. Dabei entsteht ein hoch akutes Krankheitsbild, wobei durch die Drehung die Blutzufuhr zum Hoden teilweise oder aber auch komplett abgeschnürt wird.
Das Blut staut sich in den Venen – der Hoden ist geschwollen, rot und extrem druckempfindlich. Hinzu kommen plötzlich eintretende, massive Hodenschmerzen, die in den Unterbauch ausstrahlen, sowie Übelkeit und Erbrechen.
Im schlimmsten Fall kann der Hoden aufgrund der ungenügenden Blutversorgung absterben. Bei Verdacht auf eine Hodentorsion muss der Patient daher so schnell wie möglich in eine Klinik. Bei einer diagnostizierten Hodenverdrehung muss der Betroffene spätestens vier bis sechs Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome operiert werden. Je schneller eine Operation erfolgt, desto eher kann der Hoden gerettet werden.
Diese Erkrankung tritt vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen und jungen Männern bis zum Ende der Pubertät auf. Später ist eine Hodentorsion möglich, die Wahrscheinlichkeit nimmt jedoch mit zunehmendem Alter ab.
Nebenhodenentzündung (Epididymitis)
Der Nebenhoden liegt auf der Rückseite des Hodens. Dort werden die Samen gespeichert. Eine Nebenhodenentzündung ist meist einseitig. Dabei entstehen intensive Schmerzen, die in den Leistenkanal ausstrahlen, Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl.
Begleitet wird dies von einer Hodenschwellung und einer Rötung. Meist gehen der Erkrankung Beschwerden voraus, die an einen Harnwegsinfekt erinnern wie Harndrang mit häufigen Blasenentleerungen und Brennen beim Wasserlassen. Kommt Schüttelfrost hinzu, beseht der Verdacht auf eine Abszessbildung.
Die Nebenhodenentzündung kann sich aus einem Harnwegsinfekt entwickeln. Aber auch Erreger einer sexuell übertragbaren Erkrankung, wie Chlamydien oder Gonokokken, können dazu führen. Für die nicht bakterielle Form sind eventuell Viren, Pilze oder Parasiten verantwortlich.
Eine weitere mögliche Ursache ist eine bereits bestehende Harnabflussstörung, wie dies zum Beispiel bei einer Prostatavergrößerung oder einer Harnröhreneinengung der Fall ist.
Bei einer Epididymitis ist der Arztbesuch unumgänglich. Der Patient benötigt Bettruhe, Kühlung und Hochlagerung des Hodensacks, Medikamente mit antiphlogistischer Wirkung und eventuell noch Antibiotika.
Sind die Schmerzen sehr stark, kann eine lang anhaltende Lokalanästhesie des Samenstrangs helfen. Eine Nebenhodenentzündung muss unbedingt komplett ausgeheilt werden, da die Gefahr der Chronifizierung und einer damit verbunden Fertilitätsstörung besteht.
Hydrozele
Eine Hydrozele wird auch Wasserbruch genannt. Dabei entsteht eine in der Regel schmerzlose Hodenschwellung , die ohne Grund oder aber auch als Folge von Hodenerkrankungen, wie zum Beispiel der Hodentorsion, auftreten kann. Ist die Hydrozele sehr groß, entstehen Druck- und Spannungsgefühl.
Vor oder bald nach der Geburt wandern die Hoden aus der Bauchhöhle in den Hodensack hinab. Dabei bleibt ein kleiner Spalt im Bauchfell, der sich normalerweise bis zum Ende des ersten Lebensjahres schließt. Passiert dies nicht, kann sich in diesem Spaltraum Flüssigkeit ansammeln und daraus eine Hydrozele entstehen.
Diese kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten und bildet sich meistens spontan wieder zurück. Wird der Spalt nicht geschlossen, besteht die Gefahr eines Leistenbruchs.
Weitere mögliche Ursachen für eine Hydrozele sind Hodenentzündungen, Nebenhodenentzündungen oder Traumen. Ein Wasserbruch ist eigentlich harmlos, jedoch sollte dieser, wenn er länger besteht, operiert werden.
Hodentrauma
Hodentraumen entstehen meist durch stumpfe Gewalt, in Verbindung mit Kämpfen, Tritten, Sportverletzungen oder Verkehrsunfällen. Neben massiven Schmerzen ist auch häufig eine Hodenschwellung festzustellen.
Ein Hodentrauma kann zu einer Zerreißung der Hodenhüllen führen. Dabei entstehen massive Hämatome (Blutergüsse). Häufig ist hier eine Operation nötig.
Bösartige Hodentumore
Hodentumore können gut- aber auch bösartig sein, wobei die Gutartigen sehr selten vorkommen. Auffälligstes Symptome eines Hodentumors ist eine schmerzlose Hodenschwellung. Beim Tasten fällt eine Verhärtung auf.
Betroffene berichten auch über Schweregefühl und Schmerzen, Blutbeimengung im Sperma oder eine Schwellung der Brustdrüsen (durch die Hormonveränderung). Dies Alles kann auf einen bösartigen Hodentumor hinweisen.
Für Hodenkrebs sind die Heilungschancen jedoch mittlerweile sehr gut. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser auch hier die Erfolgschancen. Bei Verdacht auf einen Hodentumor sollte daher zeitnah eine Ärztin beziehungsweise ein Arzt aufgesucht werden.
Hodenentzündung (Orchitis)
Eine Hodenentzündung, in der Fachsprache Orchitis genannt, hat meistens eine virale Ursache. Bakterien als Auslöser sind möglich, jedoch seltener anzutreffen. Auch kann sich eine Orchitis infolge eines Trauma,zum Beispiel im Rahmen eines Unfalls, entwickeln.
Bei viralen Erkrankungen wie Mumps, Pfeifferschem Drüsenfieber, Windpocken, Syphilis und auch Malaria kann eine Hodenentzündung als Begleiterkrankung auftreten. Die bakterielle Form entwickelt sich aus einer Harnröhren- oder einer Prostataentzündung.
Die Betroffenen leiden unter einer Hodenschwellung, Druckempfindlichkeit der Hoden, starker Rötung des Skrotums (Hodensack), starkem Krankheitsgefühl und hohem Fieber. Die Erkrankung erfordert unbedingt Bettruhe sowie Hochlagern und Kühlen der Hoden. Dazu bekommen die Patienten noch schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente.
Bei bakteriellem Befall ist eine Antibiose nötig. Häufig tritt gleichzeitig mit der Hodenentzündung eine Nebenhodenentzündung auf. Diese Kombination wird als Nebenhoden-Hoden-Entzündung oder auch Epididymoorchitis bezeichnet.
Da die Orchitis zu einer Fertilitätsstörung führen kann, sollte bei kleinen Jungs eine Impfung gegen Mumps in Erwägung gezogen werden. Dies wird in der Regel mit dem Kombi-Impfstoff Masern-Mumps-Röteln durchgeführt.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Hodenschwellung, auch wenn sie ohne Schmerzen und ohne weitere begleitende Symptome verläuft, so schnell wie möglich ärztlich abgeklärt werden muss. Eventuell kann die Erkrankung chronisch werden, zu einer Fruchtbarkeitsstörung führen oder im schlimmsten Fall kann ein bösartiger Tumor übersehen werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jörg Baltzer; Klaus Friese; Michael A. Graf; Friedrich Wolff: Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe: das komplette Praxiswissen in einem Band ; 321 Tabellen, Georg Thieme Verlag, 2006
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- Dieter Jocham; Kurt Miller: Praxis der Urologie: Band I, Thieme, 2007
- Geetha Maddukuri: Schmerzlose Skrotale Raumforderung; in: MSD Manuals (Stand 09.06.2024), msdmanuals.com
- Patrick J. Shenot: Epididymitis; in: MSD Manuals (Stand 09.06.2024), msdmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.