Erhöhte Blutfettwerte
Erhöhte oder hohe Blutfettwerte stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit und Herzinfarkte. Begünstigt werden erhöhte Blutfettwerte durch eine fett- und fleischreiche Ernährungsweise, übermäßigen Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht sowie durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenunterfunktion. In einigen Fällen können erbliche Anlagen für hohe Blutfettwerte verantwortlich sein.
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Hohe Blutfettwerte – Definition
Hohe Blutfettwerte beschreiben Konzentrationen bestimmter Lipide (Fette) im Blut, die bei gesunden Erwachsenen mittleren Alters von folgenden Werten abweichen:
- Gesamtcholesterin 200 mg/dl (Milligramm pro Deziliter)
- LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl
- HDL-Cholesterin über 40 mg/dl Männer, über 48 mg/dl bei Frauen
- Triglyzeride unter 150 mg/dl
- Very low density lipoprotein (VLDL) über 30 mg/dl
Sind der Gesamtcholesterinwert, die LDL-Cholesterin-, HDL-Cholesterin- und Triglycerid-Werte erhöht, wird dies in der Fachwelt auch als Hyperlipidämie beziehungsweise Hyperlipoproteinämie bezeichnet. Die genannten Grenzwerte können dabei jedoch abhängig vom Alter variieren beziehungsweise mit steigendem Lebensalter gilt auch ein höherer Grenzwert als tolerabel.
Vor allem Cholesterin und Triglyceride werden in Zusammenhang mit ungesunden Blutfetten genannt, wobei sie unschädlich sind, solange ihre Konzentration im Normalbereich liegt. Dann erfüllen sie im Körper lebenswichtige Funktion. So ist Cholesterin ein wichtiger Bestandteil der Zellwand und stellt einen Vorläufer von Hormonen wie dem Sexualhormon, Vitamin D und Gallensäuren dar.
Triglyceride werden auch als Neutralfette bezeichnet und machen den Großteil der Nahrungsfette aus. Sie bilden das Depotfett, das als wichtiger Energielieferant fungiert, die Organe wie beispielsweise die Nieren „abpolstert“ und isolierend wirkt, so dass der Körper vor Kälte geschützt wird.
Vor allem das umgangssprachlich als „schlechtes Cholesterien“ bezeichnete LDL-Cholesterin sollte genau wie die Tryglyceride im Normalbereich gehalten werden, da eine erhöhte Konzentration dieser Blutfett zu Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) führen kann und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Im Gegensatz dazu sollte das HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) beispielsweise durch eine gesunde Ernährung und Sport möglichst hoch gehalten werden.
Symptom erhöhte Blutfettwerte
Erhöhte Blutfettwerte verursachen über einen langen Zeitraum keine Beschwerden. Häufig werden hohe Cholesterin- und Triglycidewerte zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung festgestellt, die aus einen anderen Grund wie einem allgemeinen Gesundheitscheck durchgeführt wird. In einigen Fällen erfolgt die Diagnose erst, wenn Erkrankungen wie Arteriosklerose als Folge von erhöhten Blutfettwerten bereits weit fortgeschritten sind.
Arteriosklerose, umgangssprachlich auch als „Arterienverkalkung“ bezeichnet, ist eine Systemerkrankung der Arterien (Schlagadern), bei der Ablagerungen an den Innenseiten der Gefäße auftreten, in denen das Blut vom Herzen weg transportieren wird. Dadurch verringert sich nach und nach der Arteriendurchmesser, bis die betroffene Stelle schließlich vollständig verschlossen ist.
Vermutlich führen kleinste Verletzungen an der Gefäßinnenwand dazu, dass die Immunabwehr des Körpers komplizierte biochemische Prozesse anstößt und Blutfette, Blutzellen, Bindegewebe und Kalk als sogenannte Plaques abgelagert. Vor allem Stellen des Gefäßsystems, an denen sich Gefäße verzweigen und die gleichförmige Strömung des Blutes gestört wird, sind von den Ablagerungen betroffen. In der Folge können die koronare Herzkrankheit, Herzinfarkte, ein Schlaganfall, Angina Pectoris, Niereninsuffizienz und Durchblutungsstörungen auftreten.
Des Weiteren können erhöhte Blutfettwerte zu einer erhöhten Kapselspannung durch übermäßige Fetteinlagerungen in den Organen vor allem der Leber (Fettleber) führen. Bekannt ist zudem der Zusammenhang zwischen der Entstehung von Gallensteinen und erhöhten Cholesterinwerten.
Gallensteine entstehen durch ein Ungleichgewicht der Lösungsverhältnisse der in der Gallenflüssigkeit enthaltenen Bestandteile Cholesterin, Bilirubin und Calcium, wenn diese kristallisieren und sogenannte Konkremente bilden. Auf diese Weise wird die Gallenblase mehr und mehr gefüllt bis sie diese, den Gallengang oder mitunter den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse blockieren. Zu den Ursachen gehören vor allem ein Überangebot an Cholesterin durch ungesunde Nahrung, aber auch ein verminderter Abbau von Cholesterin im Körper sowie eine unzureichende Aufnahme von Gallensäuren im Dünndarm.
Gallensteine machen sich meist durch Gallenkoliken bemerkbar, bei denen Betroffene unter heftigen Bauchschmerzen leiden. Begleitend können Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche und Fieber auftreten.
Stark erhöhte Trigyceride können sich ebenfalls durch Bauschmerzattacken, die in einigen Fällen von juckenden Hautveränderungen begleitet werden, bemerkbar machen. Cholsterinablagerungen können sich ebenfalls an der Haut durch sogenannte kutane Xanthome meist an den Augenlidern und unterhalb der Augen zeigen. Zudem kann es zu Ablagerung von Cholesterin in den Sehnen kommen. Meist sind die Achillessehne und die Fingerstrecksehnen betroffen.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für erhöhte Blutfettwerte gehören vor allem eine fett- und fleischreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Des Weiteren können erbliche Anlagen sowie andere Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, familiäre Hypercholesterinämie sowie familiäre Hyperchylomikronämie zu erhöhten Blutfettwerten führen.
Diagnose
Die Diagnose von erhöhten Blutfettwerten erfolgt durch eine Laboruntersuchung des Blutes. Im nüchternen Zustand wird dem Patienten Blut abgenommen, das anschließend auf Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin, Trigycerdide und in einigen Fällen weitere Werte untersucht wird.
Der Gesamtcholesteringehalt kann dabei nur einen ersten Anhaltspunkt auf eine mögliche Störung oder Entgleisung des Fettstoffwechsels geben. Ausschlaggebend ist vor allem die Konzentration von LDL und Trigyceriden, die schädigend auf das Gefäßsystem wirken. Positiv wirkt sich dagegen eine erhöhter Gehalt von HDL-Choleserin („gutes Cholesterin“) aus.
Therapie bei erhöhten Blutfettwerten
Erhöhten Blutfettwerten lässt sich meist durch eine gesunde und fettarme Ernährung wie beispielsweise mit mediterrane Kost und ausreichend Bewegung vorbeugen. Sind die Cholesterin- und Trigyceridwerte erstmal erhöht, können die Blutfette durch Ernährung und Sport etwa um zehn bis fünfzehn Prozent reduziert werden. Reicht das nicht aus, können Medikamente zur Senkung der Blutfettkonzentration im Blut zum Einsatz kommen. Dabei führt die Einnahme von Statinen (HMG-CoA-Reduktasehemmer) zur Hemmung der Eigenproduktion von Cholesterin und unterstützt zudem die Aufnahme von LDL-Cholesterin in den Körperzellen.
In der Folge sinkt der Cholesterinspiegel. Anionen-Austauscher senken ebenfalls die Konzentration von Cholersterin im Blut, indem sie Gallensäuren im Darm binden und eine vermehrte Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren fördern. Um Triglyceridwerte zu senken kommen unter anderem Fibrate und Nikotinsäurederivate in Frage. Eine maschinelle Blutwäsche außerhalb des Körpers kann in schweren Fällen zudem notwendig sein.
Naturheilkunde, ganzheitliche Medizin und Hausmittel
Erhöhte Blutfettwerte sind meist in erster Linie auf ungesunde und fettreiche Nahrung zurückzuführen. Wer Cholesterin und Triglycide auf natürliche Weise in den Griff bekommen möchte, sollte deshalb seine Ernährungsgewohnheiten überprüfen und auf Nahrungsmittel mit einer blutfettsenkenden Wirkung setzen. Denn Ingwer, Knoblauch und viele andere Gewürze sowie Obst- und Gemüsesorten wirken sich positiv bei erhöhten Blutfettwerten aus.
Bereits im Jahr 2011 veröffentlichten Forschende der Florida State University eine Studie, in der sie nachwiesen, dass Patienten ihren LDL-Cholesterinspiegel um bis zu 23 Prozent senken konnten, wenn sie ein halbes Jahr lang täglich einen Apfel (75 Gramm) in Form von getrockneten Apfelscheiben aßen. Damit können Äpfel durchaus mit Medikamenten zur Senkung des Cholesterinspiegels mithalten. Für die blutfettsenkende Wirkung von Äpfeln sind Pektine verantwortlich, die Gallensäuren an sich binden. In der Folge muss die Leber neue Gallensäuren bilden, die für die Fettverbrennung nötig sind. Dafür bedient sie sich des Cholesterins im Körper, so dass die Cholesterinkonzentration im Blut sinkt.
Auch Ingwer wird in der Naturheilkunde bei erhöhten Blutfettwerten eingesetzt. Seine Gingerole sollen laut wissenschaftlichen Studien (siehe unten Quellen) eine Senkung der Blutfettwerte bewirkten. Bereits zwei Gramm Ingwer pro Tag können sich demnach positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken.
Knoblauch gilt ebenfalls als „Wundermittel“ der Naturheilkunde. Der Wirkstoff Alliin, der in Knoblauch enthalten ist, bewirkt die Hemmung wichtige Enzyme der Cholesterinsynthese. Dem hier zulande einheimischen Bärlauch werden sogar noch stärkere Effekte auf erhöhte Blutfettwerte nachgesagt.
Auch Hülsenfrüchte wie Erbsen eigenen sich für eine cholesterinbewusste Ernährung. Sie enthalten sogenannte Saponine, die zum einen Cholesterinmoleküle in unlösliche Komplexe binden, so dass diese nicht in den Blutkreislauf gelangen. Andererseits binden sie auch Gallensäuren an sich, so dass die Leber neue Gallensäuren produzieren muss und sich dafür des vorhandenen Cholesterins bedienen muss. Folglich sinkt der Cholesterinspiegel im Blut. Den höchsten Gehalt an Saponinen enthalten Kichererbsen.
Pflanzenöle aus Weizenkeimen, Sonnenblumensamen, Kürbiskernen, Sesam und Soja enthalten viele Phytosterine, die ebenfalls über eine cholesterinsenkende Wirkung verfügen wie wissenschaftliche Studien belegen. Auch Olivenöl senkt das LDL-Cholesterin.
Weitere Nahrungsmittel mit positivem Einfluss auf die Blutfettwerte sind Grüner Tee oder der halbfermentierte Oolong-Tee, die vermutlich aufgrund ihrer ihre Gerbstoffe und Saponine für eine gehemmte Aufnahme von Nahrungsfetten sorgen. Das Psyllium in Flohsamen beeinflusst Menge und Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit und reduziert dadurch ebenfalls den Cholesteringehalt im Blut. Zudem wird Nüssen eine blutfettsenkende Wirkung nachgesagt, die vor allem auf ihre ungesättigten Fettsäuren zurückzuführen ist. Auch Bitterschokolade mit einem Kakao-Anteil von 85 Prozent wirkt sich günstig auf den Fettstoffwechsel aus. Ihr hoher Anteil an Polyphenolen beeinflusst den HDL-Wert im Blut, in dem das „gute Cholesterin“ erhöht wird. (ag, fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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