Husten nach dem Essen ist nicht zwingend gefährlich. Sie kennen doch sicher das Husten nach dem Genuss von Eis. Dies ist völlig normal und kommt bei Vielen vor. Jedoch existieren auch Krankheiten, bei denen neben weiteren Beschwerden das postprandiale Husten mit dabei ist.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Das Husten nach dem Essen ist in der Regel trocken und unproduktiv (ohne Auswurf). Dies kann im Zusammenhang mit unterschiedlichsten Erkrankungen auftreten. Hierbei steht an erster Stelle die Gastroösophageale Refluxkrankheit, der stille Reflux, des weiteren Divertikel der Speiseröhre (Ösophagusdivertikel), Schluckstörungen und die tracheoösophageale Fistel.
Gastroösophageale Refluxkrankheit
Die gastroösophageale Refluxkrankheit, auch GERD genannt, kommt in den Industrieländern mit steigender Tendenz vor. In vierzig Prozent der Fälle ist das Symptom Husten nach dem Essen mit dabei.
Der untere Schließmuskel ist bei der Krankheit recht schwach, Mageninhalt und/oder Magensäure können in die Speiseröhre und anschließend in den Nasen-Rachenbereich aufsteigen. Husten entsteht entweder durch die Reizung der Schleimhäute oder das Inhalieren von Magensäure, was wiederum die tieferen Atemwege reizen kann.
Zusätzlich ist häufig noch die Schleimhaut im unteren Bereich der Speiseröhre entzündet. In der Schleimhaut liegen die Nervenenden des Nervus Vagus, was wiederum einen Hustenreflex auslöst.
Neben dem Husten nach dem Essen können noch weitere Beschwerden, wie das Brennen hinterm Brustbein, Brennen im Rachen und saures Aufstoßen, auftreten. Husten nach dem Essen kommt aber auch als alleiniges Symptom vor, vor allem beim stillen Reflux.
Stiller Reflux
Husten nach dem Essen kann auf einen sogenannten stillen Reflux hindeuten. Magensaft gerät unbemerkt von der Speiseröhre bis hinein in die Atemwege, und zwar in Form von unsichtbaren Gasen und Aerosolen.
Die Betroffenen leiden nicht unter Sodbrennen, aber der stille Reflux reizt die Speiseröhre ebenso. Weitere Symptome beim stillen Reflux sind Heiserkeit und verstärkte Schleimbildung im Hals.
Stiller Reflux und das Pepsin
Der Mageninhalt enthält Substanzen, die die Speiseröhre und die Atemwege reizen können. Magensäure und Pepsine sind wichtig, um die Nahrung zu verdauen. Die Atemwege jedoch können sehr empfindlich darauf reagieren.
Die Pepsine werden durch die Salzsäure im Magen aktiviert und sind dazu da, die mit der Nahrung aufgenommen Eiweiße zu verdauen. Aber auch die Säure in der Nahrung kann diese Pepsine aktivieren. Und diese Pepsine sind der Hauptverursacher für den stillen Reflux. Still deshalb, weil die Betroffenen kein Sodbrennen verspüren, sondern sich vor allem das Husten nach dem Essen als Symptom zeigt.
Weitere Ursachen für den stillen Reflux sind Hiatushernie (Zwerchfellbruch), Schwäche des Schließmuskels, eine gestörte Muskelspannung, zu schnelles Essen, zu viel Säureproduktion, Stress, Rauchen, Alkohol und Übergewicht.
Allergische Reaktion auf Nahrungsmittel, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker
Husten nach dem Essen kann auch durch eine allergische Reaktion auf Nahrungsmittel, Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker auftreten. Babys reagieren am ehesten auf Kuhmilch, Soja und Hühnerei, Erwachsene auf rohes Obst, Gemüse, Gewürze und Nüsse.
Eine Nahrungsmittelallergie macht sich in der Regel innerhalb von Minuten bemerkbar. Am häufigsten reagiert als erstes die Haut auf Nahrungsmittel, die nicht vertragen werden. Hinzu kommen Niesattacken, Schnupfen und dann eventuell der Husten.
Schluckstörungen – Dysphagie
Bei Vorliegen von Schluckstörungen, in der Fachsprache Dysphagie genannt, kann es ebenso zu Husten nach dem Essen kommen. Schluckprobleme entstehen dadurch, dass die Passage der Speisen blockiert ist, zum Beispiel durch Entzündungen oder Tumore in der Speiseröhre.
Weitere Ursachen sind neurogener Natur, wie zum Beispiel ein Schlaganfall, eine fortgeschrittene Parkinson Erkrankung, Multiple Sklerose oder fortgeschrittene Demenz. Hierbei ist die Übertragung des Reizes zwischen Nerv und Muskel gestört.
Ösophagusdivertikel
Ein Ösophagusdivertikel ist eine Ausstülpung der Speiseröhre. Divertikel können angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein. Am häufigsten sind Männer in höherem Alter davon betroffen.
Symptome, die auftreten können, sind Rückfluss von Mageninhalt und Magensäure, Sodbrennen, Schmerzen hinterm Brustbein und vor allem bei entzündeten Divertikeln auch Husten nach dem Essen.
Tracheoösophageale Fistel
Eine Fistel kann chirurgisch gelegt, sich aber auch im Körper bilden. Eine Fistel ist eine röhrenförmige Verbindung zwischen zwei Hohlorganen oder zwischen der Körperoberfläche und einem Organ. Tracheoösophageale Fisteln sind häufig angeboren.
Chirurgisch gelegt werden sie zum Beispiel nach Entfernen des Kehlkopfes. So eine Fistel kann dazu führen, dass Mageninhalt in die Lunge gelangt und dies zu Husten nach dem Essen in Form von massiven Hustenanfällen führt.
Eishusten
Husten nach dem Essen kann auch das Husten nach dem Genuss von Eis bedeuten. Eine völlig harmlose Angelegenheit.
Der „Eishusten“ ist eigentlich ein ganz natürlicher Schutzreflex des Körpers, um sich vor sehr kalten Speisen beziehungsweise Getränken zu schützen. Durch diese unnatürliche Kälte schlagen die Rezeptoren Alarm und der Hustenreflex wird ausgelöst.
Behandlung
Bei Vorliegen einer Gastroösophagealen Refluxkrankheit werden in der Regel Medikamente, und zwar sogenannte Protonenpumpeninhibitoren, verordnet. Dies vor allem auch, wenn von Husten nach dem Essen berichtet wird. Diese Arzneimittel sollen die Säureproduktion eindämmen.
Des Weiteren wird den Betroffenen empfohlen, sich gesund, am besten vorwiegend basisch, zu ernähren und die Mahlzeiten mehrmals täglich in kleineren Mengen zu sich zu nehmen. Übergewicht ist zu reduzierten und fettreiche Kost, scharfe Gewürze und Zitrusfrüchte sind zu meiden.
Kaffee und Alkohol sollte nur in kleinen Mengen genossen, das Rauchen eingestellt werden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von stillem Wasser oder Kräutertee ist ebenso angezeigt. Die Behandlung ist auch bei stillem Reflux angezeigt
Tritt der Husten nach dem Essen aufgrund einer allergischen Reaktion auf, ist natürlich das auslösende Allergen zu meiden. Dies herauszufinden ist nicht immer ganz einfach. Spezielle Blutuntersuchungen und der Pricktest helfen dabei.
Sind Schluckstörungen die Ursache des Hustens nach dem Essen, so wird versucht, für eine normale Nahrungsaufnahme zu sorgen. Die Betroffenen bekommen eingedickte Nahrung, eingedickte Getränke – diese lassen sich leichter schlucken.
Eine Schlucktherapie, bei denen normalerweise Ärzte, Pflegepersonal, Ernährungsberater und Logotherapeuten zusammen arbeiten, ist die Basis der Behandlung. In schlimmsten Fällen wird eine Magensonde gelegt.
Beim Vorliegen von Ösophagusdivertikeln mit Symptomen wie Schluckstörungen, Globusgefühl, üblem Mundgeruch und Regurgitation (Zurückströmen unverdauter Nahrung) wird häufig zur Operation geraten.
Ösophagusdivertikel können perforieren und es besteht die Gefahr einer Aspiration von Nahrungsresten mit nachfolgender Lungenentzündung. Eine Tracheoösophageale Fistel, wenn nicht bewusst chirurgisch gelegt, wird in der Regel operativ behandelt.
Zusammenfassung
Immer wiederkehrender Husten nach dem Essen, wenn es sich nicht um Eishusten handelt, sollte unbedingt abgeklärt werden. Eventuell verstecken sich hinter diesem Symptom ernst zu nehmende Erkrankungen, die behandelt werden müssen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Peter Kress: Was wissen europäische Ärzte über den laryngopharyngealen Reflux?, in: Laryngorhinootologie 2020, 99(01): 6-7, (Abruf 28.03.2022), Thieme
- P. Malfertheiner, B. Hallerbäck: Clinical manifestations and complications of gastroesophageal reflux disease (GERD), in: The International Journal Of Clinical Practice, Volume59, Issue3, March 2005, Pages 346-355, (Abruf 28.03.2022), Wiley
- C. Winterholler: Schluckstörungen bei neuromuskulären Erkrankungen erkennen und behandeln, in: Pneumologie 2008, 62: S35-S38, (Abruf 28.03.2022), Thieme
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.