Impfnebenwirkungen sind bei jeder Impfung möglich, müssen aber nicht zwangsläufig auftreten. Unabhängig von Alter und Geschlecht können Impfnebenwirkungen individuell leicht oder auch ausgeprägt auftreten. Impfung ist eine Präventionsmaßnahme, deren Nutzen nicht unmittelbar ersichtlich ist. Da sie an Gesunden durchgeführt wird, stehen Impfreaktionen und vor allem Impfnebenwirkungen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Im Rahmen einer Impfung werden manche Begriffe, obwohl sie unterschiedliche Bedeutungen haben, synonym verwendet. Nachfolgend werden die Begriffe näher erläutert.
Eine Impfreaktion tritt im Anschluss an eine Impfung auf. Diese Reaktion ist, wenn sie nicht zu heftig ausfällt, eigentlich auch erwünscht und erwartet. Sie stellt nämlich eine Immunreaktion des Körpers dar.
Keine Angst, auch wenn diese Impfreaktion gar nicht eintritt, bedeutet das nicht, dass die Impfung nicht erfolgreich war. In der Regel hält eine Impfreaktion ein bis drei Tage lang an und heilt dann auch vollständig ab.
Beschwerden, die dazu gehören können, sind:
- Rötung und Schwellung der Einstichstelle,
- Schmerzen an der Einstichstelle,
- Fieber,
- Unwohlsein
- Kopfschmerzen und
- Gliederschmerzen,
Diese Impfreaktion wird häufig auch als Impfnebenwirkung bezeichnet, obwohl dies nicht ganz richtig ist. Die Reaktion wird erwartet, Nebenwirkung nicht. Impfnebenwirkungen sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Diese werden aber häufig auch als Impfkomplikationen bezeichnet.
Diese können teilweise sehr heftig, sogar lebensbedrohlich sein. So sind anhaltende Kopfschmerzen oder eine punktuell auftretende Hautblutung im Zeitraum von vier bis 16 Tagen nicht „normal“, jedoch nicht zu vergleichen mit heftigen Impfnebenwirkungen wie zum Beispiel folgenden:
- Anaphylaxie,
- Fieberkrampf,
- ausgedehnte Schwellungen,
- Apnoe,
- Thrombopenie,
- Meningitis und
- Narkolepsie.
Es gibt noch viele andere mögliche Nebenwirkungen, die abhängig sind von dem verwendeten Impfstoff.
Lebend- oder Totimpfstoffe
Beim Impfen wird zwischen Lebend- und Totimpfstoffen unterschieden.
Mit den Lebendimpfstoffen werden abgeschwächte Krankheitserreger, sowohl Viren als auch Bakterien, injiziert. Der Körper reagiert darauf mit der Bildung spezifischer Antikörper. Vorteil dieses Impfstoffes ist, dass er sehr lange anhält. Die Impfung kann ähnliche Symptome wie die Krankheit selbst verursachen.
Wenn Impfnebenwirkungen bei den Lebendimpfstoffen auftreten, so geschieht dies erst ein bis zwei Wochen nach der Impfung. Dies liegt daran, dass sich genau in diesem Zeitraum die Antikörper bilden. In der Regel sind Lebendimpfstoffe mittlerweile gut verträglich.
Auch werden dabei gerne mehrere Lebendimpfstoffe zusammen verabreicht, wie zum Beispiel bei der MMR-Impfung (Maser-Mumps-Röteln).
Totimpfstoffe dagegen enthalten abgetötete Erreger, die nicht mehr vermehrungsfähig sind. Sie werden vom Körper als „fremd“ wahrgenommen, worauf dieser dann anfängt, Antikörper zu bilden.
Beispiel für Totimpfstoffe sind Diphtherie, Hepatitis B oder Poliomyelitis. Der Vorteil an der Impfung mit Totimpfstoffen ist, dass sie geringere Impfnebenwirkungen haben als die Lebendimpfstoffe.
Der Nachteil ist jedoch, dass der Impfschutz viel schneller nachlässt. Unerwünschte Impfnebenwirkungen zeigen sich nach ein bis drei Tagen.
Sowohl das Impfen mit den Lebend- als auch den Totimpfstoffen wird als aktive Immunisierung bezeichnet.
Daneben existiert auch noch die Möglichkeit der passiven Immunisierung. Dabei werden Antikörper gespritzt, damit der Körper diese nicht erst herstellen muss und somit die Wirkung gleich unmittelbar vorhanden ist.
Dies ist das Mittel der Wahl bei einem Verdacht, wenn der Körper bereits infiziert ist. So zum Beispiel bei Verdacht auf eine Tollwutinfektion oder nach einem Schlangenbiss. Der Vorteil der passiven Impfung ist, dass diese sofort wirkt, der Nachteil, dass die Impfung nicht lange anhält.
Schlecht vertragene Impfungen
Impfnebenwirkungen werden auch manchmal als „schlecht vertragene“ Impfungen bezeichnet. Eine große Anzahl an Beschwerden, die nicht zu den normalen Impfreaktionen gehören, umfasst zum Beispiel:
- massive Schwellungen an der geimpften Extremität,
- bei Babys unstillbares Schreien,
- Hautausschlag,
- allergische Reaktion an der Einstichstelle,
- Fieberkrampf,
- Schmerzen im Bereich der Impfstelle,
- unspezifische Infektion der Atemwege,
- Übelkeit und Erbrechen,
- massive Müdigkeit,
- Apathie,
- Nesselfieber (Urtikaria),
- Durchfall (Diarrhö),
- generalisierte Schmerzen,
- Bewußtlosigkeit (Synkope),
- Depression,
- Angstzustände,
- Atemnot,
- Harnwegsinfektionen,
- Hirnhautreizung,
- Lähmungen,
- Narbe an der Impfstelle,
- Mittelohrentzündung,
- Innere Unruhe,
- Verwirrtheit,
- Asthma,
- erhöhte Berührungsempfindlichkeit,
- ein Neurodermitis-Schub wird ausgelöst oder Neurodermitis verschlimmert,
und vieles mehr.
Wann sollen Nebenwirkungen gemeldet werden?
Ärzte und Heilpraktiker sind dazu verpflichtet, Impfnebenwirkungen, die über das Maß einer normalen Impfreaktion hinausgehen, zu melden. Dies wird dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet. Dieses muss den Verdacht dann an die zuständige Landesbehörde weitergeben.
Zusätzlich wird sofort das Paul-Ehrlich-Institut informiert. Ein zeitlicher Zusammenhang mit bestimmten Beschwerden und einer Impfungen bedeutet zuerst nur den Verdacht, dass es sich hier um Impfnebenwirkungen handelt.
Dieser Verdacht ist nach dem Infektionsschutzgesetz nach § 8 Abs.1 Satz 1 meldepflichtig. Jedoch kann dieser Verdacht auch unabhängig von Arzt oder Heilpraktiker, von den betroffenen Personen selbst, beim Paul Ehrlich-Institut über ein Meldeformular angezeigt werden.
Vor der Zulassung der Impfstoffe werden viele klinischen Untersuchungen durchgeführt. Jedoch können diese nicht alle Risiken und Impfnebenwirkungen erfassen. Deshalb ist es nach der Zulassung, auch Jahre später, sehr wichtig, alle Risiken und Nebenwirkungen zu überwachen und den Verdachtsfall zu melden. Wenn medizinische Fachleute und auch Betroffene Impfnebenwirkung anzeigen, hilft dies dabei, Impfstoffe sicherer zu machen.
Impfnebenwirkungen bei COVID-19-Impfstoffen
Das Paul-Ehrlich-Institut hat aufgrund der aktuellen Situation speziell für die COVID-19-Impfung eine Smartphone App entwickelt, mit deren Hilfe Geimpfte Auskunft darüber geben können, wie sie die Impfung vertragen und ob Impfnebenwirkungen aufgetreten sind. Die ist die SafeVac 2.0 App.
Mit diesem Link erhalten Sie Zugang zu der Datenbank, in der Verdachtsfälle von Impfkomplikationen/Impfnebenwirkungen gespeichert sind.
So sei zum Beispiel mittlerweile gesichert, dass in sehr seltenen Fällen die Impfnebenwirkungen Herzbeutelentzündung (Perikarditis) und Myokarditis in Verbindung mit der COVID-19 Impfung auftreten können.
Eine Myokarditis entwickle sich bei Jüngeren nach der zweiten Impfung Biontech/Pfizer oder Moderna in sehr seltenen Fällen. Die Herzbeutelentzündung (Perikarditis) trete bei älteren Patienten nach der ersten oder der zweiten Impfung auf.
Homöopathie bei Impfnebenwirkungen
Eine Impfung kann mit Hilfe der Homöopathie begleitet werden. Dabei soll das Immunsystem gestärkt und gleichzeitig auch darin unterstützt werden, die „negativen“ Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel die Konservierungsstoffe, auszuleiten.
Die Schüßler Salze Nr. 3 Ferrum phosphoricum und Nr. 4 Kalium chloratum sollen das Immunsystem dabei untersützen. Diese beiden Salze werden dazu eine Woche vor geplanter Impfung eingenommen und dies wird noch ein bis zwei Wochen nach der Impfung fortgeführt.
Damit die Zusatzstoffe im Impfserum den Körper nicht so sehr belasten, sollen Thuja und Berberitze aus der Homöopathie eine gute Hilfe sein. Zusätzlich wird noch Quarz empfohlen.
Auch bei Impfreaktionen, die über das anomale Maß hinaus gehen können homöopathischen Mittel Anwendung finden. So werden zum Beispiel bei Fieber Eisenhut oder Tollkirsche (Belladonna), bei geschwollener Impfstelle Apis und bei Schmerzen im Arm Arnika oder Rhus toxicodendron eingesetzt.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Impfnebenwirkungen unbedingt ernst genommen werden sollten. Impfreaktionen, wie oben beschrieben, sind völlig normal, wenn sie in leichter Form auftreten und auch schnell wieder verschwunden sind.
Wobei die Reaktionen jedoch sehr individuell auftreten können. So gibt es Personen, die generell leichter auf Impfungen reagieren als andere.
Außergewöhnliche Impfnebenwirkungen sollten unbedingt gemeldet werden. Dies dient zur Sicherheit eines Impfstoffes. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Poethko-Müller, C.; Atzpodien, K. et al.: Impfnebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys , RKI
- Infovac - Centre de Vaccinologie CMU: Nebenwirkungen der Impfstoffe, Abruf: 07.05.2022, , Iinfovac
- Diaz, G.A.; Parsons, G.T. et al.: Myocarditis and Pericarditis After Vaccination for COVID-19. In: Research Letter, Aug. 2021 , JAMA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.