Immer wieder krank: Anfälligkeit für Infekte
Von einer Infektanfälligkeit wird normalerweise gesprochen, wenn es häufiger als vier Mal (bzw. 12 Mal bei Kindern) im Jahr zu Infekten mit erkältungsähnlichen oder grippalen Symptomen wie Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen kommt. Dabei handelt es sich jedoch nur in seltenen Fällen um eine „echte“ Immunschwäche wie z.B. bei einem Antikörpermangel oder einer HIV-Erkrankung.
Stattdessen wird die Anfälligkeit häufig durch einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen, Umweltbelastungen, Allergien, Unverträglichkeiten oder Stress verursacht. Möglich sind darüber hinaus aber auch verschiedene Krankheiten wie Diabetes oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung, die dazu führen, dass die körpereigene Abwehr geschwächt wird und Erreger dadurch leichter in den Körper gelangen. Dementsprechend sollte bei häufiger auftretenden oder länger als zwei Wochen anhaltenden Symptomen immer ein Arzt aufgesucht werden, um ernstere Erkrankungen ausschließen bzw. gegebenenfalls frühzeitig behandeln zu können.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Ist es draußen kalt und nass, entsteht schnell ein grippaler Infekt mit typischen Symptomen wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit oder Halsschmerzen. Doch zum Teil vergeht die Erkältung nicht wie normalerweise nach einigen Tagen wieder, stattdessen kommt es dauerhaft zu einer laufenden Nase, Glieder- und Kopfschmerzen, Halsentzündungen sowie Abgeschlagenheit und einem Gefühl der allgemeinen Schwäche. In diesem Fall handelt es sich jedoch um ernstzunehmende Warnsignale des Körpers, die darauf hinweisen, dass mit dem Immunsystem etwas nicht stimmt und dadurch eine erhöhte Infektanfälligkeit besteht.
Als infektanfällig gelten Erwachsene jedoch erst dann, wenn sie häufiger als viel Mal im Jahr von entzündlichen Erkrankungen betroffen sind, die sich durch erkältungs- oder grippeähnliche Symptome wie beispielsweise Fieber, Hals- und Kopfschmerzen, oder Husten äußern und etwa ein bis zwei Wochen andauern. In vielen Fällen fühlen sich Betroffene zudem unwohl und zunehmend geschwächt, ebenso kann es zu Stuhlveränderungen wie z.B. Durchfall oder bei Frauen zu einem vermehrten Ausfluss aus der Scheide kommen. Besteht eine „echte“ Immunschwäche ( z.B. durch Aids, Leukämie oder einen angeborenen bzw. erworbenen Antikörper-Mangel), können die genannten Symptome auch sehr stark ausgeprägt sein, indem sich beispielsweise Fieber zu lebensbedrohlich hohen Temperaturen mit möglichen schwerwiegenden Folgen entwickeln kann.
Generell sind bei einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte die Atemwege am häufigsten betroffen, wodurch es beispielsweise zu einer Seitenstrangangina, Entzündung der Rachenschleimhäute (Pharyngitis) oder einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) kommt. Möglich ist aber z.B. auch eine wiederholt auftretende Bindehaut- oder Mittelohrentzündung oder eine Infektion der Mandeln (Tonsillitis). Wird hier erst spät oder sogar gar nicht behandelt, kann sich ein leichter Infekt schnell zu einer Bronchitis und dadurch im Ernstfall auch zu einer Lungenentzündung entwickeln.
Ursachen für ständige Infektionen
Häufig wird eine Infektanfälligkeit automatisch mit einer Immunschwäche gleichgesetzt, da ständige Erkältungssymptome wie Husten, Halsschmerzen und eine ständig laufende Nase schnell den Eindruck einer geschwächten Abwehr hinterlassen. Doch bei der Diagnose des Blutes zeigt sich oft weder ein Mangel an Antikörpern noch an weißen Blutkörperchen, vielmehr liegt stattdessen oft eine erhöhte Immunaktivität vor, was beispielsweise durch Heuschnupfen, allergisches Asthma oder Neurodermitis bedingt sein kann.
Neben dem kommen eine Reihe weiterer Ursachen für eine funktionelle Störung des Immunsystems in Betracht. Hierzu zählen neben Stress z.B. Arzneimittel wie Entzündungshemmer (Antiphlogistika), Kortison, bestimmte Krebsmedikamente oder Antibiotika, welche zum einen zellschädigend (zytotoxisch) wirken und zum anderen die Darmflora schwächen bzw. zerstören, welche normalerweise als „natürliches Schutzschild“ gegen Krankheitskeime fungiert.
Häufig ist diese Beeinträchtigung der Schutzfunktion auch durch Ernährungsfehler bedingt, die sich teilweise bereits in der Kindheit manifestieren (zu viel Zucker, Fett etc.) und dadurch das Darm-Immunsystems schädigen. Weitere mögliche Ursachen sind unter anderem Genussmittel wie Alkohol und Nikotin oder eine erhöhte Belastung durch Schadstoffe wie zum Beispiel Holzschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide), Polychlorierte Biphenyle (PCB) oder so genannte „Weichmacher“, welche unter anderem Wandfarben, Lacken, Klebstoffen, Kosmetika und Fußbodenbelägen zu finden sind.
Auch das Lebensalter spielt bei einer erhöhten Infektanfälligkeit eine große Rolle, denn sich das Immunsystem in den ersten Lebensjahren erst nach und nach entwickelt, ist bei Kindern generell häufiger mit Infekten zu rechnen. Gleiches gilt für ältere Menschen, deren Immunsystem mit steigendem Alter meist schwächer wird. Ein Grund hierfür ist die allmähliche Abnahme der Blutstammzellen, was vor allem die Zellen betrifft, die für die Aufrechterhaltung der Abwehr von Erregern benötigt werden.
Darüber hinaus kommen neben den „echten Immunschwächen“ wie z.B. Aids, Leukämie oder einem angeborenen bzw. erworbenen Antikörpermangel einige weitere Erkrankungen im Zusammenhang mit einer erhöhten Infektanfälligkeit in Frage. Hierzu zählen beispielsweise Schilddrüsenfunktionsstörungen und die so genannte „Zuckerkrankheit“ Diabetes mellitus, bei der in vielen Fällen die Abwehrzellen nicht mehr „kräftig“ genug sind, um eindringende Krankheitserreger zu bekämpfen. Welche konkreten Symptome bei Diabetes auftreten, hängt jedoch davon ab, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet, typisch sind jedoch außerdem starker Durst, Abgeschlagenheit, Heißhunger auf Süßes, Sehstörungen, häufiges Wasserlassen und Juckender Hautausschlag.
Ursache Leberzirrhose
Auch bei einer so genannten „Leberzirrhose“ entwickelt sich meist eine Infektanfälligkeit. Dabei wird mit dem Begriff normalerweise das Endstadium chronischer Lebererkrankungen bezeichnet, welches durch strukturelle Veränderungen des Organs („Schrumpfleber“) gekennzeichnet ist. Eine Leberzirrhose kann viele Ursachen, in mehr als der Hälfte der Fälle ist jedoch Alkoholmissbrauch der Auslöser, der zu einer alkoholbedingten Fettleber führt. Neben dem kann aber auch eine nicht-alkoholbedingte Fettleber z.B. durch starkes Übergewicht bzw. Adipositas oder Diabetes mellitus zur einer Leberzirrhose führen, ebenso besteht der Auslöser oft in einer chronischen Virushepatitis (meist Hepatitis C). Seltener können auch erblich bedingte Stoffwechselerkrankungen dazu führen, dass die Gewebe- und Gefäßstruktur der Leber zerstört wird. Dazu zählen unter anderem die Kupferverwertungsstörung Morbus Wilson, durch welche es zu einer verstärkten Ansammlung von Kupfer im Körper kommt. Erfolgt hier keine entsprechende Behandlung, kann es zu massiven Schädigungen wie Leberversagen, Nierenproblemen oder auch psychischen Veränderungen (Depression, Psychose etc.) kommen.
Die sogenannte „Eisenspeicherkrankheit“ (Hämochromatose) kann in selteneren Fällen zu einer Leberzirrhose und damit zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte führen. Diese, zumeist genetisch bedingte Erkrankung, ist durch eine erhöhte Aufnahme von Eisen im oberen Dünndarm gekennzeichnet, durch welche es im Laufe der Zeit zu Schädigungen verschiedener Organe wie z.B. Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Milz oder der Schilddrüse kommt. Darüber hinaus kann der krankhafte Zustand der Leber auch durch die autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose verursacht werden.
Die Symptome können bei einer Schrumpfleber je nach Ursache in ganz unterschiedlicher Form und Intensität auftreten, bei etwa einem Viertel der Betroffenen zeigen sich sogar gar keine Krankheitszeichen (latente Leberzirrhose). In den anderen Fällen kommt es zu Beginn der Erkrankung oft erst zu eher allgemeinen Krankheitssymptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Hinzu kommen charakteristische Veränderungen der Haut („Leberhautzeichen“) wie zum Beispiel gelbe Augen und Haut (Ikterus), Gesichtsäderchen bzw. Gefäßspinnen an Oberkörper oder Hals, juckende Haut sowie auffällig glänzende und gerötete Lippen („Lacklippen“) und eingerissene Mundwinkel. Darüber hinaus sind weitere Symptome wie Leberschmerzen, Fieber, blaue Flecken oder Wasser in den Beinen (Ödeme) möglich, ebenso wie hormonelle Störungen in Form einer unregelmäßigen oder ausbleibenden Monatsblutung oder einer Hodenschrumpfung und Potenzproblemen.
Ist die Krankheit sehr weit fortgeschritten kommt es zudem oft zu Komplikationen wie einer Bauchwassersucht (Aszites), Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) oder Leberzellkrebs, welche dementsprechend zu weiteren spezifischen Beschwerden führen können.
HIV-Infektion / Aids
Eine weitere mögliche Ursache für eine Infektanfälligkeit ist eine HIV-Infektion, die nach mehrjährigem Verlauf in die Immunschwächekrankheit AIDS („Acquired Immuno Deficiency Syndrome“) übergehen kann. Das Humane Immundefizienz (HI)-Virus wird dabei vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, mögliche Wege sind aber auch infizierte Blutkonserven, nicht desinfizierte medizinische Geräte oder die Verwendung verunreinigter Spritzen im Falle einer Drogenabhängigkeit. Kommt es zu einer Infektion, wird die betreffende Person normalerweise als „HIV-positiv“ bezeichnet, wobei es zum Teil Monate dauern kann, bis die ersten Krankheitszeichen einer akuten HIV-Erkrankung auftreten.
Unbehandelt verläuft die Infektion von der Ansteckung bis zum Ausbruch von AIDS meist in vier Stadien, in denen unterschiedliche Symptome auftreten können. Wie lange die einzelnen Phasen dauern, kann dabei von Fall zu Fall völlig unterschiedlich sein. Meist kommt es drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung zu Grippe-ähnlichen Symptomen wie Fieber, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, juckendem Hautausschlag und einer Lymphknotenschwellung. Da die Beschwerden oft jedoch nur schwach ausgeprägt sind und relativ schnell wieder verschwinden, werden sie von vielen Betroffenen gar nicht bemerkt oder irrtümlich als eine harmlose Erkältung oder Magen-Darm-Grippe interpretiert. Stattdessen beginnt in dieser Phase jedoch das körpereigene Immunsystem bereits damit, die HI-Viren zu bekämpfen und bildet zu diesem Zweck bestimmte Antikörper, die in einem HIV-Test etwa ab drei Monaten nach der Ansteckung nachgewiesen werden können.
Nach dieser akuten Episode folgt die sogenannte „Latenzphase“, während der die meisten Betroffenen keine Symptome haben und sich gesund fühlen. Diese Phase dauert durchschnittlich zehn Jahre, in denen sich das Virus aber dennoch immer weiter vermehrt und die Zahl der Immunzellen im Blut (T-Helferzellen) kontinuierlich abnimmt. Dementsprechend wird das Immunsystem mehr und mehr geschädigt und es besteht ein besonders hohes Ansteckungsrisiko. Im Anschluss folgt bei den meisten Infizierten ein drittes Stadium der HIV-Infektion, denn nun ist die körpereigene Abwehr durch die Einwirkung des Virus derart stark eingeschränkt, dass der Betroffene eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen sowie für bestimmte Erkrankungen hat, die aber nicht lebensbedrohlich sind. Auch hier können die Symptome von Patient zu Patient ganz unterschiedlich sein, typisch sind unter anderem wiederholte Fieberschübe ohne erkennbaren Grund, anhaltender Durchfall und Pilzbefall des Mund- bzw. Rachenraumes sowie der weiblichen Geschlechtsorgane.
Diese Phase kann ebenfalls Jahre dauern und geht normalerweise in das sogenannte „Vollbild AIDS“ über. In diesem Endstadium der HIV-Infektion ist das Immunsystem schließlich so geschädigt, dass es nicht mehr funktioniert. Typischerweise kommt es dadurch nun vor allem zu Erkrankungen, die bei einer gesunden Abwehr nicht auftreten könnten („opportunistische Infektionen“), wie z.B. Lungenentzündungen durch den Parasiten Pneumocystis carinii, wiederholte Salmonellen-Infektionen, Tuberkulose, Hepatitis oder Entzündungen des Gehirns durch Toxoplasmen (Toxoplasmose). Hinzu kommen eine Reihe weiterer möglicher bösartiger Erkrankungen, die in diesem Endstadium der HIV-Infektion auftreten können, wie z.B. bösartige Tumore des lymphatischen Gewebes (Lymphome) oder Gebärmutterhalskrebs.
Dementsprechend ist bei HIV bzw. Aids eine frühzeitige Diagnose immens wichtig. Da der Erfolg der Behandlung maßgeblich vom Zeitpunkt ihres Beginns abhängt, sollte demnach bei Verdacht auf eine Infektion Fall umgehend ein HIV-Test durchgeführt werden. Denn obwohl eine HIV-Infektion und AIDS bislang nicht heilbar sind, ist es heute möglich, die Ausbreitung des Virus zu verhindern und das Auftreten von AIDS hinauszuzögern, wodurch sich die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern lässt.
Infektanfälligkeit bei Kindern
Während bei Erwachsenen von einer Infektanfälligkeit bei mehr als vier entzündlichen Erkrankungen pro Jahr gesprochen wird, gilt bei Babys bzw. Kindern eine andere Faustregel. Hintergrund ist dabei die Entwicklung des spezifisches Abwehrsystem, welche ab etwa drei Monaten nach der Geburt beginnt und erst im Erwachsenenalter vollständig abgeschlossen ist. Dementsprechend müssen Kinder zum Aufbau ihrer spezifischen Abwehr zunächst Infekte durchstehen, gegen die die Erwachsenen bereits immun sind, wobei sich mit jeder Erkrankung oder Impfung das eigene sogenannte „immunologische Gedächtnis“ vergrößert. Verantwortlich für dieses sind die „Gedächtniszellen“ (auch „Memoryzellen“ genannt), bei welchen es sich um Zellen des Immunsystems handelt, welche gebildet werden, wenn ein zuvor gesunder Organismus zum ersten Mal von einem Krankheitserreger befallen wird („Primärinfektion“).
Kommt es zu einem erneuten Kontakt mit diesem Erreger, werden diese Memoryzellen aktiviert, wodurch bei einem intakten Immunsystem eine erneute Infektion verhindert wird. Dementsprechend ist das immunologische Gedächtnis auch dafür verantwortlich, dass Impfungen über viele Jahre hinweg wirksam bleiben, ebenso aber auch dafür, dass Allergien unter Umständen das ganze Leben lang Bestand haben.
Da das Immunsystem also in der Kindheit ständig trainiert wird, ist es also ganz natürlich und normal, dass es in dieser Lebensphase häufig zu Erkrankungen kommt, wobei gerade Kinder bis zum vierten Lebensjahr besonders oft von Atemwegsinfekten betroffen sind. Dementsprechend gelten in dieser Zeit normalerweise bis zu zehn Infekte der Atemwege pro Jahr noch als „normal“. Bis zur Vorschulzeit können durch die hohe Ansteckungsgefahr in der Krippe oder im Kindergarten sogar bis bis zu 12 Erkrankungen auftreten, ohne dass gleich Grund zur Sorge besteht, bei Schulkindern liegt diese Grenze bei bis zu 8 Infekten jährlich.
Kommt es jedoch häufiger zu Symptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen, Bronchitis oder sonstigen Anzeichen einer Erkältung bzw. halten diese im Einzelfall außergewöhnlich lang an, wird bei Kindern von einer Infektanfälligkeit gesprochen, welche in jedem Fall kinderärztlich abgeklärt und behandelt werden muss.
Infektanfälligkeit Schilddrüse
Häufig wird eine erhöhte Infektanfälligkeit durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht, die durch eine unzureichende Versorgung des Organismus mit Schilddrüsenhormonen gekennzeichnet ist. Eine solche Mangelversorgung kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden, zudem kann die Unterfunktion sowohl nur schwach als auch stark ausgeprägt auftreten (latente bzw. manifeste Hypothyreose). Dementsprechend können die Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion ganz unterschiedlich sein, typisch sind jedoch neben der Anfälligkeit für Infekte eine chronische Müdigkeit, Antriebsschwäche, Konzentrationsstörungen und optische Veränderungen wie strohige Haare, kühle, trockene, blass-gelbliche Haut, brüchige Nägel oder eine deutliche Gewichtszunahme. Hinzu kommen Anzeichen wie Appetitlosigkeit, langsamer Puls, Zyklusstörungen, Verstopfung oder eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Kälte.
Die Ursachen für eine Unterfunktion der Schilddrüse sind ebenfalls vielfältig. Im Fall einer angeborenen Hypothyreose kann es beispielsweise sein, dass die Hormondrüse nicht entsprechend ausgebildet ist bzw. sogar komplett fehlt oder eine genetisch bedingte Jodverwertungsstörung vorliegt.In den meisten Fällen wird eine Unterfunktion jedoch im Laufe des Lebens erworben, wobei die häufigste Ursache eine Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) ist, die vor allem infolge einer so genannten „Hashimoto-Thyreoiditis” auftritt. Dabei handelt es sich um eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen des Menschen, von der in erster Linie Frauen ab dem 40. Lebensjahr betroffen sind und deren genaue Ursachen bislang noch nicht geklärt werden konnten.
Kennzeichnend ist jedoch, dass der Körper die eigene Schilddrüse fälschlicherweise als fremdes Gewebe betrachtet und dadurch beginnt, Antikörper gegen diese zu bilden. In der Folge kommt es zu einer chronischen Entzündung, durch welche das Schilddrüsengewebe zerstört wird, wodurch wiederum nach einiger Zeit nach und nach eine Schilddrüsenunterfunktion entsteht.
Neben dem kann eine erworbene Unterfunktion aber auch andere Ursachen haben, die zu einem Verlust bzw. der Zerstörung von funktionsfähigem Schilddrüsengewebe führen. Hier kommen zum Beispiel Maßnahmen zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion wie Bestrahlungen der Schilddrüse, Medikamente (Thyreostatika) oder eine Radiojodtherapie in Betracht, welche ungewollt zu einer Unterfunktion führen können. Neben dem kann es auch vorkommen, dass nicht die Funktion der Schilddrüse selbst gestört ist, sondern die Unterfunktion z.B. durch Störungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) verursacht wird (sekundäre Hypothyreose). Ebenso kann auch der Hypothalamus betroffen sein (tertiäre Hypothyreose), indem die sogenannten Thyreotropin-Releasing-Hormone (TRH) nicht mehr ausreichend gebildet werden.
Ständige Infekte durch Stress
Akuter sowie chronischer psychischer und körperlicher Stress kann die Funktionen der Immunabwehr beeinflussen und dadurch zu einer Anfälligkeit für Infekte führen. Dies liegt unter anderem daran, dass der Körper bei emotionaler und mentaler Belastung die Hormone Cortisol und Adrenalin ausschüttet, woraufhin das Herz schneller und mit stärkerem Druck pumpt, um für Leistungsfähigkeit und Energie zu sorgen. Dies ist in einem gewissen Rahmen folglich ein ganz natürlicher und normaler Vorgang. Kommt es jedoch zu einer dauerhaften Belastung und damit zu einer ständigen Ausschüttung dieser sogenannten „Stresshormone“ kann sich zum einen chronischer Bluthochdruck entwickeln, welcher wiederum eine Arterienverkalkung und damit im Ernstfall sogar einen Herzinfarkt verursachen kann. Hinzu kommt, dass Cortisol in zu hoher Dosis das Immunsystem hemmt. Dies ist zwar einerseits positiv, um den Körper vor Entzündungsreaktionen zu schützen, andererseits kann dadurch aber auch eine erhöhte Infektanfälligkeit entstehen, die oft durch fehlende sportliche Betätigungen oder stressbedingte Schlafstörungen noch weiter verstärkt wird.
Dementsprechend ist es für die psychische und körperliche Gesundheit immens wichtig, auf eine entsprechende Balance zwischen An- und Entspannung zu sorgen und negativen Stress so gut wie möglich abzubauen bzw. einen gesunden Umgang mit diesem zu erlernen. Hierfür bieten sich eine Vielzahl wirkungsvoller Methoden und Techniken zu Stressabbau an, wie zum Beispiel Yoga, autogenes Training oder Atemübungen. Lässt sich der Stress auf diesem Wege nicht bewältigen, eignet sich in einigen Fällen auch eine entsprechende Lebensberatung oder eine Psychotherapie, in welcher tieferliegende Konflikte und Probleme bearbeitet und gelöst werden können.
Infektanfälligkeit Behandlung
Wichtig bei der Behandlung einer erhöhten Infektanfälligkeit ist vor allem eine optimale und vitalstoffreiche Ernährung, wobei stärkere Mangelzustände zum Teil parallel eine gezielte Einnahme von Vitalstoffen oder in einigen Fällen sogar zu Anfang eine Infusion benötigen. Kommt für die „Fehlsteuerung“ des Immunsystems möglicherweise eine Allergie in Frage, muss diese zunächst z.B. über einen Hauttest am Unterarm oder auf dem Rücken (Pricktest) einwandfrei identifiziert werden, um dann nach Möglichkeit die auslösenden Allergene vermeiden zu können (Allergenkarenz).
Neben dem kommen hier eine Vielzahl von Allergie-Medikamenten (z.B. Antihistaminika, Kortison) in Frage, die jedoch lediglich die Symptome bekämpfen können und zudem unter Umständen zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Sehstörungen und Übelkeit (bei Antihistaminika) oder Bluthochdruck, Knochenschwund und Gewichtszunahme (Kortison) führen können. Als ursächliche Therapie wird hingegen die sogenannte „Hyposensibilisierung“ eingesetzt, bei welcher dem Allergiker das entsprechende Allergen in sukzessive steigender Dosierung zugeführt wird, um ihn auf diesem Wege daran zu gewöhnen. Auch bei einer möglichen Medikamentenunverträglichkeit oder erhöhten Belastung durch Schadstoffe gilt es, zunächst die konkrete Ursache zu erkennen, um schädigende Einflüsse zukünftig meiden und gemeinsam mit dem behandelnden Arzt neue bzw. alternative Behandlungsmöglichkeiten entwickeln zu können.
Wird die Infektanfälligkeit durch eine Erkrankung verursacht, sollte zunächst die Behandlung dieser im Mittelpunkt stehen. Dementsprechend erfolgt die Therapie bei einer Schilddrüsenunterfunktion beispielsweise durch Medikamente, welche die fehlenden Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) ersetzen. Um den Mangel auszugleichen und damit die Symptome zu lindern bzw. zu bekämpfen, muss die Einnahme der Tabletten in den meisten Fällen ein Leben lang kontinuierlich erfolgen. Liegt zusätzlich ein Jodmangel vor, wird dieser durch zusätzliches Jod ausgeglichen. Verabreicht werden Präparate mit synthetisch hergestelltem Thyroxin, welches dem natürlichen Schilddrüsenhormon T4 entspricht, das Hormon T3 wird hingegen im Körper selbst aus T4 in erforderlichem Maße hergestellt.
Handelt es sich um eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion, muss der Ausgleich der fehlenden Hormone so schnell wie möglich beginnen, um Entwicklungsstörungen bzw. Folgeschäden beim Kind zu vermeiden. Dementsprechend wird hierzulande zur Früherkennung in den ersten Lebenstagen jedes neugeborene Baby routinemäßig auf eine Hypothyreose hin untersucht (Neugeborenenscreening).
Liegt eine Störung vor, kann dadurch umgehend mit der Therapie begonnen und gewährleistet werden, dass sich die betroffenen Kinder körperlich und geistig ganz normal entwickeln können. Obwohl ein Jodmangel nur in seltenen Fällen für die Unterfunktion verantwortlich ist, empfiehlt es sich dennoch, stets auf einen ausreichende Jodversorgung zu achten. Hierfür eignet sich vor allem Seefisch wie Scholle, Seelachs oder Kabeljau, denn dieser ist besonders jodhaltig und sollte daher gerade bei Personen mit erhöhtem Jodbedarf (Schwangere, Stillende Frauen) zwei- bis dreimal in der Woche auf dem Speiseplan stehen ist. Wer nur selten bzw. nie Fisch isst und sich auch ansonsten eher salzarm ernährt, kann alternativ bei Bedarf auch zusätzlich Jodpräparate einnehmen, um für eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement zu sorgen. Über die individuelle Dosierung sowie die Dauer der Einnahme sollte jedoch im Vorfeld immer ausführlich mit einem Arzt beraten werden.
Naturheilkunde bei Infektanfälligkeit
Konnte als Ursache für die erhöhte Infektanfälligkeit eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen werden, bietet auch die Naturheilkunde eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die entweder parallel oder teilweise als Alternative zu herkömmlichen Therapiemaßnahmen eingesetzt werden können. Hier sollte jedoch in jedem Fall immer im Vorhinein ein beratendes Gespräch mit einem Heilpraktiker oder einem naturheilkundlich ausgerichteten Arzt erfolgen, um die Möglichkeiten bestmöglich auszuschöpfen und gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Als hilfreich hat sich in vielen Fällen beispielsweise eine so genannte „Eigenbluttherapie“ erweisen, bei welcher dem Körper zunächst Blut entnommen und anschließend nach verschiedenen Aufbereitungsformen wieder zugeführt wird. Häufig ist auch eine Darmsanierungbzw. Entgiftung sinnvoll, um das Immunsystem zu stärken und dadurch für mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheitserregern zu sorgen. Bei dieser wird der Darm im ersten Schritt z.B. mithilfe eines Einlaufs von jeglichem schädlichen Ballast befreit, was meist in Form einer Kur über einen Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen durchgeführt wird.
Anschließend erfolgt die eigentliche „Sanierung“ des Darms, wobei auch hierfür zahlreiche Möglichkeiten bestehen, die je nach Ausgangslage des Betroffenen und Beschwerdebild gemeinsam mit einem Heilpraktiker individuell ausgewählt werden sollten. Beispiele sind hier unter anderem die Gabe von Milchsäure-bildenden Keimen wie Lactobazillen und Bifidobakterien oder die Einnahme von Flohsamenschalen, durch welche Giftstoffe gebunden und der Körper bei der Regeneration unterstützt werden kann.
Darüber hinaus kann eine Infektanfälligkeit häufig bereits durch die hochdosierte Verwendung fehlender Vitalstoffe (Orthomolekularmedizin) deutlich verringert werden. Eine Verstärkung dieses Effekts wird zudem häufig durch den Einsatz weiterer individuell abgestimmter alternativmedizinischer Behandlungsmethoden erreicht. Hier kommen unter anderem die Homöopathie und Akupunktur in Betracht, aber auch verschiedene Heilpflanzen wie Holunder oder Meerrettich, die zu einer Stärkung der Infektabwehr beitragen können. Um akute Symptome zu lindern, bieten sich darüber hinaus vielfältige Hausmittel gegen Hustenwie z.B. Quarkwickel, Heublumensäckchen oder ein wohltuendes Vollbad mit Eukalyptus oder Fichtennadeln an. Weitere Hausmittel gegen Schnupfen können zudem helfen, im akuten Fall die triefende Nase zu beruhigen und dadurch für mehr Wohlbefinden und freies Durchatmen zu sorgen. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Craig R. Pringle: Grippaler Infekt, MSD Manual, (Abruf 25.09.2019), MSD
- Michael Herzog, Eva Lang, Jürgen Sengebusch: Differenzialdiagnose für Heilpraktiker, Haug Verlag, 1. Auflage, 2010
- Hans-Georg Boenninghaus, Thomas Lenarz: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Springer, 2012
- Siegfried Hoc: Psychoneuroimmunologie: Stress erhöht Infektanfälligkeit, PP 2, Ausgabe Februar 2003, Seite 83
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ): Mein Kind hat ständig Infekte, (Abruf 25.09.2019), DGKJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.