Ein Jucken im Hals- bzw. Rachenbereich ist nicht nur unangenehm, sondern kann oftmals auch Hinweis für einen beginnenden Krankheitsprozess sein. Vor allem Erkältungen, Grippe, Rachenentzündungen und Bronchitis kündigen sich im Großteil aller Fälle durch ein lästiges Kratzen oder Jucken im Hals an.
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Ebenso ist das Symptom des Halsjuckens charakteristisch für eine Vielzahl an Allergieerkrankungen. Der Juckreiz an sich ist somit zwar in der Regel harmlos, sollte bei anhaltenden Beschwerden aber zur Sicherheit ärztlich abgeklärt werden.
Wie entsteht Juckreiz im Hals?
Als Juckreiz (Pruritus) wird für gewöhnlich ein fortwährendes Jucken der oberen Hautschicht beschrieben, wie es zum Beispiel für Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis typisch ist. Allerdings können neben der Oberhaut auch andere Hautschichten wie etwa die Schleimhäute betroffen sein. Hier sind eher Erkrankungen der inneren Organe, Infektionen oder Entzündungsprozesse im Körper für den Juckreiz verantwortlich.
Geht es speziell um Jucken im Hals, so ist in den allermeisten Fällen eine Infektionskrankheit oder ein Entzündungsprozess im Bereich der Atemwege als Auslöser der Beschwerde auszumachen. Der Juckreiz wird dabei von bestimmten Botenstoffen ausgelöst, die am Krankheitsherd ausgeschüttet werden und dort sozusagen an den lokalen Nerven kitzeln. Dieses juckende Kitzeln wird als Warnsignal einer bestehenden Gewebereizung an das Gehirn weitergesendet und dort als Jucken interpretiert. Typische Botenstoffe, die einen entsprechenden Juckreiz im Hals produzieren sind:
- Histamin – Ein Gewebshormon, das insbesondere bei Allergien wie Heuschnupfen oder Lebensmittelunverträglichkeiten ausgeschüttet wird, jedoch auch als Botenstoff bei Entzündungen fungiert und hier neben entzündungsbasierten Gewebeschwellungen vor allem Juckreiz provoziert.
- Serotonin – Ebenfalls ein Gewebshormon, das maßgeblich mit dem Blutkreislauf, Herz-Kreislauf-, Darmvenen- und Zentralnervensystem assoziiert wird. Wenngleich es Hauptaufgabe von Serotonin ist, bestimmte Systemabläufe wie zum Beispiel Nervenkontraktionen, den Schlaf-Wach-Rhythmus oder die Blutgerinnung zu regulieren, so ist der Botenstoff doch auch als sogenanntes Glückshormon bekannt, das massiven Einfluss auf unser Empfinden nimmt. Neben Stimmungen wie innerer Ruhe oder Zufriedenheit, kann Serotonin diesbezüglich auch Empfindungen wie Schmerzen, Jucken oder Kratzen hervorrufen.
- Zytokine – Diese Proteine sind im Körper für das Zellwachstum verantwortlich. Außerdem signalisieren sie den Immunzellen im Krankheitsfall, sich gegen feindliche Krankheitserreger zu rüsten. Selbst die Bekämpfung von Tumorzellen kommt ohne die Signalwirkung von Zytokinen nicht aus. Begleiterscheinungen einer solchen Signalkommunikation im Krankheitsfall können dabei unter anderem Rötungen, Schwellungen und Juckreiz sein.
Vorsicht: Bei Juckreiz durch Zytokine kann es im schlimmsten Fall sogar zu einer Überreaktion des Immunsystems kommen. Hierbei werden äußerst hohe Mengen an entzündlichen Zytokinen ausgeschüttet und der Juckreiz stellt dann noch das geringste Problem dar. Denn die Komplikation, bei der man auch vom sogenannten Zytokinsturm (Hyperzytokinämie) spricht, gilt als lebensgefährlich und führt mitunter zu extremen Funktionseinbußen des betroffenen Gewebes oder von beteiligten Organen.
Jucken im Hals nicht zwingend gefährlich
Natürlicherweise kann ein Jucken, Kribbeln oder Kratzen im Hals auch dann auftreten, wenn der Rachen austrocknet und durch zu wenig Speichel nicht geschmeidig gehalten wird. Schläft man beispielsweise zu lange Zeit mit offenem Mund, kann es zu entsprechenden Beschwerden kommen und man wacht mit einem unangenehmen Jucken im Hals auf, das erst nach einigen Schluckvorgängen wieder verschwindet. Ähnliches passiert auch beim Aufenthalt in feuchtigkeitsarmer Umgebung, beispielsweise durch trockene Heizungsluft oder besonders heiße Temperaturen. Und auch so manche Nahrung bewirkt mitunter eine juckende Reizung im Hals, so etwa Stücke einer Apfelschale, die sich im Rachen- oder Halsbereich festsetzen.
Atemwegserkrankungen als Hauptursache
Als Anzeichen einer drohenden Grippe oder Erkältung dürfte ein juckender und kratzender Hals wohl jedem bekannt sein. Das Jucken wird hier durch alarmierende Botenstoffe ausgelöst, die mit entsprechenden Missempfindungen auf Toxine reagiert, welchen von den verantwortlichen Infektionserreger abgesondert werden. Häufig versuchen Betroffene reflexartig, den Juckreiz zunächst durch häufiges Schlucken von Speichel zu lindern. Auch das Lutschen von Halsbonbons oder schluckweises Trinken von lauwarmen Getränken kann dabei helfen, das juckende Gefühl im Hals vorübergehend zu lindern. Oftmals stellen Patienten kurz darauf jedoch schnell fest, dass diese Maßnahmen nur vorübergehende Erleichterung bringen und der Hals aufgrund anhaltender Entzündungsprozesse weiter gereizt bleibt und sich die Schleimhäute gefühlt immer mehr aufrauen.
Nicht selten legt sich der Reizzustand, mit dem das Jucken einhergeht, im späteren Verlauf der Erkrankung auch auf die Stimmbänder und man spricht zunehmend mit rauer Stimme. Die Aufrauhung der Schleimhaut nimmt weiter zu – nicht selten bis in die unteren Atemwege (zum Beispiel in die Bronchien) und beginnt Kehlkopf und Flimmerepithel der Lunge zu reizen. Infolgedessen schließt sich dem juckenden Hals gerne ein trockener, unproduktiver Reizhusten an. Im oberen Rachenbereich können neben den Schleimhäuten zudem die Mandeln und die Halslymphknoten reizbedingt anschwellen, was zusätzlich für ein starkes Beklemmungsgefühl sowie Atem- und Schluckbeschwerden sorgt. Insgesamt sind für Juckreiz im Zuge von Atemwegserkrankungen folgende Begleitsymptome typisch:
- Abgeschlagenheit,
- Atembeschwerden,
- Beklemmendes Gefühl im Rachen- und Halsbereich,
- Fieber,
- Schluckbeschwerden,
- Schnupfen.
Selbst eine Beteiligung der Ohren ist bei Infektionen der oberen Atemwege immer wieder anzutreffen. Da die Ohren über die Eustach’sche Röhere eine direkte Verbindung zum Rachenraum besitzen, geschieht es nur allzu leicht, dass sich Krankheitserreger aus den Ohren in Hals und Rachen ausbreiten oder umgekehrt von den Atemwegen aus ins Mittelohr aufsteigen. In beiden Fällen resultiert hieraus neben Ohrenschmerzen insbesondere ein starkes Kribbelgefühl in jenem Bereich, in dem die Eustachi-Röhre in den Rachenraum mündet. Betroffene spüren bei einem solchen Geschehen förmlich, wie die Krankheitserreger unter lästigem Jucken vom Gehör in die Atemwege übersiedeln.
Die Liste denkbarer Atemwegserkrankungen, die dem juckenden Hals zugrunde liegen können ist lang. Wie bereits aufgezeigt kommen zudem Erkrankungen von an die Atemwege angrenzenden Organen in Frage, sofern es zu einer entzündlichen Folgeinfektion im Atemwegsbereich gekommen ist. Als wichtigste Krankheitsursachen sind zu nennen:
- Entzündung der Bronchien (Bronchitis),
- Erkältung bzw. grippaler Infekt,
- Grippe (Influenza),
- Hals- / Rachenentzündung (Pharyngitis),
- Kehlkopfentzündung,
- Lungenentzündung (Pneumonie),
- Mandelentzündung (Tonsilitis),
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis),
- Schnupfen (Rhinitis).
Juckender Hals bei Allergien
Im Rahmen von allergischen Reaktionen ist Jucken im Halsbereich ebenfalls keine Seltenheit. Dieses kann bei vorliegender Allergie sowohl in einem tatsächlich gefühlten Jucken, als auch in Form von Kribbeln, Brennen oder Kratzen wahrgenommen werden. Am häufigsten steht das Jucken diesbezüglich mit einer Pollenallergie bzw. einem Heuschnupfen (Rhinitis allergica) in Verbindung. Der Juckreiz entsteht hier, wenn die allergieauslösenden Stoffe in Form von Pflanzenpollen in ausreichender Konzentration mit den Rezeptoren im Mund- und Nasenraum in Kontakt kommen. Begleitende Symptome zeichnen dabei oft ein eindeutiges Bild, denn nach Kontakt mit dem Allergen kommt es zusätzlich zum Jucken im Hals vor allem zu
- Atembeschwerden,
- Augenrötungen,
- Augentränen,
- juckenden bis brennenden Augen,
- Niesen,
- und verstopfter Nase.
Wissenswertes: Pollenallergene werden medizinisch auch als Aerosol bezeichnet. Der Begriff beschreibt feste und flüssige, in Gas gelöste Schwebeteilchen, wobei neben Pollen auch andere Aerosole als Allergene fungieren können. Dies gilt zum Beispiel für Pilzsporen, Hausstaub, Umweltschadstoffe und chemische Dämpfe. Auch sie können im Rahmen allergischer Reaktionen zu Juckreiz im Hals führen.
Im Gegensatz zu Allergien auf bestimmte Aerosole tritt ein juckender Hals bei Betroffenen mit Nahrungsmittelallergie auf, sobald das allergieauslösende Nahrungsmittel bzw. der allergene Nahrungsmittelbestandteil mit der Mund- und Rachenschleimhaut in Kontakt kommt. Außer den Schleimhäuten des Hals- und Rachenbereiches sind bei Lebensmittelunverträglichkeiten darüber hinaus meist die Schleimhäute des Magens und Darms von der allergischen Reaktion betroffen, was neben Juckreiz im Hals insbesondere für gastrointestinale Symptome wie Durchfall oder Magenschmerzen sorgt.
Ebenso kann die Haut mit Allergieverhalten reagieren. Wenngleich in beiden Fällen also der selbe Botenstoff, nämlich Histamin, für die allergischen Reaktionen verantwortlich ist, so gestaltet sich die Kombination an denkbaren Begleitsymptomen bei Nahrungsmittelallergien meist doch etwas anders als bei der Pollenallergie. Charakteristisch für die Nahrungsmittelallergie sind hier:
- brennende Speiseröhre,
- Schluckbeschwerden,
- Darmkolik,
- Durchfall,
- Hautausschlag,
- juckende Haut,
- Magenschmerzen / Magenkrämpfe,
- Übelkeit und Erbrechen
Achtung: Infolge einer allergischen Reaktion kann es im schlimmsten Fall zu einem anaphylaktischen Schock kommen! Dahinter verbirgt sich eine überschießende Immunreaktion, die sich vor allem in einer zunehmend erschwerten Atmung, einer Schwellung sämtlicher Schleimhäute, erhöhtem Blutdruck und Herzrasen sowie letztlich einem Kreislaufzusammenbruch äußert. Eine ärztliche Behandlung ist hier zwingend notwendig, weshalb bei ersten Anzeichen für einen anaphylaktischen Schock unbedingt ein Notarzt gerufen werden sollte.
Juckreiz im Hals durch Reizungen der Speiseröhre
Der Hals beherbergt nicht nur einen Teil der Atemwege, sondern auch die Speiseröhre. Ist diese von einer Erkrankung betroffen, sind verschiedene Missempfindungen wie Juckreiz oder ein beklemmendes Gefühl im Hals ebenfalls denkbar. Sehr häufig führt in diesem Zusammenhang beispielsweise in die Speiseröhre zurückfließende Magensäure zu einem kratzenden, kribbelnden oder auch brennenden Gefühl im Hals, das sich bis hinauf in den Rachenbereich erstrecken kann. Da Magensäure aufgrund ihres sehr sauren pH-Wertes die Schleimhautzellen der Speiseröhre angreift, ist eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) bei solch einem Szenario unvermeidlich.
Verantwortlich für den Rückfluss des Magensaftes können verschiedene Verdauungskomplikationen sein. Im Großteil aller Fälle bleibt der Magensäurerückfluss eine einmalige Sache und ist dann in der Regel einem Sodbrennen, etwa durch zu schnelles Essen oder Stress geschuldet. Allerdings kann der Rückfluss von Magensäure auch zu einem chronischen Problem werden. Hier steckt zumeist die sogenannte Refluxösophagitis dahinter. Eine Erkrankung, bei der es durch
- dauerhafter Überproduktion von Magensäure,
- Funktionsstörungen im Bereich der Speiseröhrenperistaltik
- oder Schäden am Speiseröhrenschließmuskel (Ösophagussphinkter)
zu Reizungen beziehungsweise Entzündungen der Speiseröhre kommt. Letzterer bezeichnet jenen Muskelring, der den Mageneingang in Richtung Speiseröhre verschließt und den Magensaft bei bestehenden Grunderkrankungen nur noch unzureichend daran hindern kann, in die Speiseröhre aufzusteigen.
Denkbare Gründe für eine gestörte Funktion des Ösophagussphinkters sind zum Beispiel bakterielle Infektionen des Magens. Vor allem das Bakterium Helicobacter pylori sorgt diesbezüglich gerne für eine infektionsbedingte Magenentzündung (Gastritis). Ebenso kommen Magengeschwüre oder Essstörungen wie Bulimie als Auslöser von Refluxösophagitis in Frage. Gerade ein gestörtes Essverhalten wird hierbei häufig unterschätzt. Durch das häufige Erbrechen von Bulimie-Patienten werden Magen und Speiseröhre nämlich gleich doppelt belastet. Zum einen verändert sich aufgrund des fortwährenden Brechreflexes auf Dauer die Speiseröhren- und Magenperistaltik der Betroffenen, was zu Schwächen am Ösophagussphinkter führen kann. Zum anderen wird mit dem Erbrechen auch stets eine nicht geringe Menge an Magensäure in die Speiseröhre befördert, wodurch es zu anhaltendem Kratzen und Jucken im Hals aufgrund einer chronischen Ösophagitis kommen kann.
Neben diesen Krankheitsbedingten Ursachen für einen juckenden Hals im Rahmen einer gereizten Speiseröhre kann es auch zu einer Schädigung der speiseröhreneigenen Schleimhautzellen durch Bestrahlungs- oder Chemotherapien kommen. Ist dies der Fall, so spricht man von einer Strahlenösophagitis.
Des Weiteren gibt es auch äußere Einflüsse, die einen derartigen Juckreiz begünstigen. Zu nennen wären hier vor allem Reizungen durch chemische Stoffe wie giftige Lösungen, Spritzmittel oder andere toxische Substanzen. Werden diese verschluckt, so ätzen sie die Speiseröhrenschleimhaut auf, was in weiterer Folge zu Entzündungen führt. Unabhängig von der zugrundeliegenden Ursache sind mit einem juckenden Hals durch Speiseröhrenreizungen aber für gewöhnlich mehrere der folgenden Begleitsymptome verbunden:
- Brennen oder Kratzen in der Speiseröhre,
- Entzündungen der Speiseröhre,
- häufiges Aufstoßen und Räuspern,
- Magenschmerzen,
- Mundgeruch,
- Schluckbeschwerden bzw. Schmerzen während des Schluckens,
- trockener Reizhusten
Juckender Hals bei Schilddrüsenerkrankungen
Symptome im Rachenbereich, die im Rahmen von Schilddrüsenerkrankungen auftreten, werden zwar von den meisten Betroffenen eher als Fremdkörper- und Engegefühl im oberen Halsbereich wahrgenommen, jedoch kann es gerade im Anfangsstadium auch hier zu einem Kribbeln oder Kratzen kommen. Als Krankheitsauslöser hierfür tritt sehr oft entweder die eine Schilddrüsenunterfunktion oder aber ihr Gegenstück die Schilddrüsenüberfunktion
auf.
Darüber hinaus kann auch die Hashimoto-Thyreoiditis, eine autoimmun bedingte und chronische Entzündung der Schilddrüse, hinter dem Symptom stecken. Missempfindungen im Hals, die sich als Kribbeln, Kratzen oder auch Jucken bemerkbar machen, gelten bei dieser Autoimmunkrankheit als Kardinalsymptom.
Schilddrüsenfehlfunktionen werden gemeinhin von einer Vielzahl an weiteren Symptomen begleitet, die bisweilen sehr schleichend entstehen und die Betroffenen anfangs nur wenig einschränken. Da bei Schilddrüsenerkrankungen aber oftmals eine frühzeitige Therapie über den weiteren Verlauf entscheidet, ist es wichtig, die ersten Krankheitszeichen richtig zu deuten. Nachstehend finden Sie eine Übersicht zu den nicht selten sehr konträren Symptomen.
Symptomkomplex | Schilddrüsenüberfunktion | Schilddrüsenunterfunktion / Hashimoto |
---|---|---|
Antrieb | gesteigerter Antrieb bis hin zur Hyperaktivität | gedrosselter Antrieb bis hin zur Depression |
Stoffwechsel | gesteigerte Stoffwechselrate; Betroffene können essen so viel sie wollen, ohne sichtlich zu zunehmen. Im Gegenteil, erscheinen Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion meist als relativ hager | gedrosselte Stoffwechselrate; schon der „Anblick“ ungesunder Lebensmittel lässt das Körpergewicht von Patienten gefühlt ansteigen |
Schlafbedürfnis | gering, wenige Stunden reichen aus | erhöht, selbst nach vielen Stunden Schlaf fühlt man sich müde |
Stuhlgang | gesteigert, Neigung zu Durchfall | gedrosselt, Neigung zu Verstopfungen |
Diagnose
Sofern sich keine Erkältung oder andere leichte Atemwegserkrankungen als Ursache für einen juckenden Hals ausfindig machen lassen, sollten Betroffene zur Abklärung lieber einen Arzt aufsuchen. Denn hinter dem Symptom können sich ebenso ernste Grunderkrankungen verbergen, mit denen nicht zu spaßen ist. Die Diagnose verläuft dann meist nach dem Ausschlussverfahren. Zu Beginn steht natürlich erst einmal eine ausführliche Anamnese des Patienten, beispielsweise um mögliche familiäre Häufungen von Autoimmunerkrankungen und Allergien in Erfahrung zu bringen. Auch bestehende Begleitsymptome sollten von Betroffenen unbedingt angesprochen werden, da diese relativ gute Hinweise zu einschlägigen Erkrankungsfeldern liefern.
Nach der Patientenbefragung erfolgt dann zunächst eine körperliche Untersuchung. Dabei werden insbesondere Atmung und Erscheinung des Hals-Rachen-Bereiches überprüft. Begleitbeschwerden wie Atembeschwerden, Schleimhautentzündungen, Schwellungen und Rötungen lassen sich so am besten feststellen. Dementsprechend sind Diagnosemaßnahmen wie das Abklopfen oder Abhören des Brustraums auf ungewöhnliche Geräusche oder der Blick in den Hals- und Rachen-Raum mittels einer Spaltlampe üblich. Auch ein Abstrich zur Ermittlung von Infektionserregern ist möglich. Ergänzende Informationen zum Gesundheitszustand des Patienten liefert dann eine Blutanalyse, mit deren Hilfe sich sowohl Entzündungswerte, als auch hormonelle und immunologische Marker beurteilen lassen.
Behandlung
Je nachdem, welche Ursache für den Juckreiz im Hals verantwortlich ist, gibt es unterschiedliche Maßnahmen zur Behandlung. Ohne eine medikamentöse Behandlung geht es aber oft nicht. Ergänzend bieten Hausmittel und Naturheilkunde gerade bei Entzündungen im Atemwegs- und Speiseröhrenbereich gute Ansätze zur begleitenden Therapie.
Medikamente
Die medikamentöse Therapie von Juckreizsymptomen im Hals- und Rachenbereich richtet sich sehr nach der zugrundeliegenden Ursache. Allergien werden standardmäßig mit histaminhemmenden Medikamenten (Antihistaminika) behandelt. Zugleich muss natürlich das verursachende Allergen gemieden werden, damit sich erneute allergische Reaktionen so gut wie möglich vermeiden lassen.
Entzündungen der oberen Atemwege und der Speiseröhre können medikamentös mithilfe einer Antibiotikatherapie behandelt werden, sofern Bakterien oder Pilze die Ursache der Entzündung sind. Ist ein Pilzbefall ursächlich für die Symptome, helfen alternativ auch antimykotische Arzneimittel, die oral oder über die Vene appliziert werden.
Eine Überproduktion von Magensäure im Zuge einer Refluxösophagitis wird in der Therapie mittels magensäurehemmender Medikamente (Antizida) behandelt. Je nach Ursache für den Säurereflux kann eine derartige Behandlung als kurzfristig Kur von zwei bis vier Wochen oder auch ein Leben lang erforderlich sein.
Schilddrüsenunterfunktionen können mit Ersatztherapien der zu wenig produzierten Schilddrüsenhormone (meist Thyroxin) behandelt werden. Eine Schilddrüsenüberfunktion bedarf hingegen der Gabe von Präparaten, welche die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen hemmen. Entsprechende Medikamente werden Thyreostatika genannt, wobei Mittel wie Carbimazol, Natriumpercholat, Propylthiouracil und Thiamazol allgemein üblich sind. In jedem Fall müssen Patienten mit Schilddrüsenfehlfunktion aber in regelmäßigen Abständen laborchemisch kontrolliert und gegebenenfalls in ihrer Dosis angepasst werden.
Zusätzlich zur gezielten Krankheitsmedikation ist in den meisten Fällen auch die Gabe von entzündungshemmenden, abschwellenden und/oder schmerzstillenden Medikamenten denkbar. Es empfiehlt sich allerdings, in der Symptombehandlung zunächst auf Hausmittel und Heilkräuter zu setzen, ehe man zur pharmazeutischen Keule greift. Denn jede Arznei bedeutet für den Körper zusätzliche Belastung im Abbau von körperfremden Stoffen, weshalb Tabletten und Co. nur in Erwägung gezogen werden sollten, wenn Privatmaßnahmen keinen Erfolg zeigen.
Hausmittel
Gerade Jucken im Hals durch einen zu trockenen oder ausgekühlten Rachenbereich, durch viral bedingte Infektionskrankheiten der oberen Atemwege oder durch stressbedingte Refluxösophagitis sprechen mitunter sehr gut auf Hausmittel an. Dabei umfassen die möglichen Privatmaßnahmen in erster Linie Ernährungs- und Verhaltensänderungen im Alltag. In jedem Fall sollten reizende Stoffe wie Nikotin, Alkohol und Abgase gemieden werden, da diese den ohnehin irritierten Hals nur noch weiter belasten. Alle weiteren Maßnahmen hängen dann mehr oder weniger von der Grunderkrankung ab.
Hausmittel bei trockenem, ausgekühltem Hals
Nicht selten hat ein Jucken, Kratzen oder Kribbeln im Hals gar keinen direkten Krankheitswert, sondern resultiert aus einer Austrocknung oder Auskühlung. Jedoch sollte man bedenken, dass ein auf diese Art angegriffener Rachenbereich immer Eintrittspforten für Krankheitserreger bietet und Betroffene so schnell zu einer Erkältung oder Grippe neigen. Aus diesem Grund sollten Menschen, die anfällig für oben genannte Effekte sind, ihrem Hals- und Rachenbereich besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen und folgende Vorkehrungsmaßnahmen ergreifen:
- Tragen Sie bei kühlem Wetter keinen tiefen Ausschnitt und schützen Sie Ihren Hals- und Brustbereich zusätzlich mit einem Halstuch oder Schal.
- Sorgen Sie für ausreichende Geschmeidigkeit im Rachen und Hals. Am besten sind hierfür Hustenbonbons mit wohltuenden Kräuterzusätzen sowie warme Tees geeignet.
- Trinken Sie grundsätzlich sehr viel, damit Ihr täglicher Flüssigkeitsbedarf abgedeckt ist und Ihr Körper stets genügend Speichel zur Befeuchtung der Hals- und Rachenschleimhäute produzieren kann.
- Für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen muss vor allem im Winter gesorgt werden. Stellen Sie hierzu einfach eine Schale mit Wasser oder legen Sie ein feuchtes Tuch auf die Heizung. Wer möchte, kann sich auch einen speziellen Luftbefeuchter zulegen.
Hausmittel bei Atemwegsinfektionen
- Oberstes Gebot bei Infektionen der Atemwege ist die Unterstützung der Selbstheilungskräfte Ihres Körpers. Neben der Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit ist hier auch eine vitaminreiche Kost mit viel Obst und Gemüse gefragt, um das Immunsystem zu stärken.
- Zusätzlich zu einer immunstärkenden Ernährung ist des Weiteren genügend Ruhe wichtig. Der Körper ist mit der Bekämpfung von Infektionserregern bereits genug strapaziert und muss deshalb so viel Zeit zur Regeneration wie möglich erhalten.
- Auch die richtige Kühlung bzw. Wärmung des Halsbereiches kann das Jucken im Hals lindern. Ob hierbei eher kühlende Maßnahmen wie kalte Umschläge oder Wärmebehandlungen mit Körnerkissen und Wärmflaschen angenehmer sind, muss individuell ausprobiert werden.
Hausmittel bei stressbedingter Refluxösophagitis
Eine Entzündung der Speiseröhre und des Mageneingangs durch eine Überproduktion an Magensäure rührt in sehr vielen Fällen aus der Kombination von viel Stress, unausgewogener Ernährung und dem Konsum von Suchtmitteln her. Deshalb kann eine Umstellung der Lebensweise in diesen Bereichen nicht nur eine kurzfristige Linderung, sondern auch eine langfristige Heilung der Symptome verschaffen.
- Vermeiden oder reduzieren Sie zumindest ihren Konsum von Suchtmitteln wie Nikotin, Koffein, Alkohol. Auch eine Reduktion von Lebensmitteln, die viele säurehaltige bzw. reizende Inhaltsstoffe aufweisen, sollte zur Schonung der Speiseröhre erfolgen. Gemeint sind diesbezüglich vor allem Softdrinks, Süßigkeiten, Fertiggerichte und scharfe Gewürze.
- Ihre letzte Mahlzeit sollten Sie nicht direkt vor dem Schlafengehen verzehren. Denn der Magen tut sich gerade nachts sehr schwer mit der Verdauung, was bei Vorliegen einer Refluxösophagitis zu Sodbrennen führen könnte. Auch sollten die Mahlzeiten insgesamt nicht zu üppig gestaltet sein, um dem Magen seine Verdauungsarbeit zu erleichtern.
- Schlafen Sie mit leicht erhöhtem Oberkörper, damit die Magensäure nicht allzu leicht zurück in die Speiseröhre fließen kann.
- Bei einem akuten Anfall des Säurerückflusses können Sie einen großen Schluck Milch trinken oder ein Stück Mischbrot bzw. einen Esslöffel Haferflocken langsam zerkauen. Die Lebensmittel saugen die Magensäure auf und beugen so einem Rückfluss vor.
Naturheilkunde
Halsbeschwerden reagieren erfahrungsgemäß sehr gut auf die Behandlung mit naturheilkundlichen Mitteln. Gute Erfahrungen werden in diesem Bereich mit der Anwendung von Salbei, Thymian und Kamille gemacht. Die Kräuter können als Tee, Lutschbonbons, Wickel, Gurgellösungen, Dampfbäder und Inhalationen angewendet werden.
Manche Menschen schwören bei der heilkundlichen Behandlung eines juckendem Halses auch homöopathische (Kombinations-)Präparate. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang beispielsweise Lycopodium, Belladonna und Phytolacca. Diese sollen, bei Hals- und Ohrenbeschwerden als Globuli mehrmals täglich angewendet, sehr schnell Linderung verschaffen. Allerdings sind die Erfahrungen hierzu sehr unterschiedlich. Im Zweifelsfall gilt: Nach Rücksprache mit einem erfahren Therapeuten einfach ausprobieren.
Operation
Operative Behandlungsmöglichkeiten kommen bei Kleinkindern, die häufig an Ohrenentzündungen leiden, zum Einsatz. Hier werden kleine Röhrchen in die Eustach‘sche Röhre eingesetzt, um den Entzündungssekreten den physiologischen Ausscheideweg über die Paukenröhre zu ermöglichen.
Ist die Speiseröhre infolge von Verätzungen sehr stark geschädigt, bleibt mitunter ebenfalls nur der Weg der operativen Sanierung, der oftmals mit einem Teilverlust von Speiseröhre und Magen verbunden ist. Bei Schilddrüsenfehlfunktionen kommt manchmal ebenfalls eine operative Therapie in Betracht.
Krankheiten als Ursachen bei Jucken im Hals: Erkältung, Bronchitis, Rachenentzündung, Lungenentzündung, Mandelentzündung, Grippe, Mittelohrentzündung, Schnupfen, Heuschnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung, Kehlkopfentzündung, Lebensmittelallergie, Refluxösophagitis, Ösophagitis, Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- A. Lan Schumacher, Georg J. Ledderose, Peter Hahn (Hrsg.), Karl-Joseph Paquet (Hrsg.): Facts HNO, KVM - Der Medizinverlag, 1. Auflage, 2010
- Hannelore Wächtler, Jean-Francois Chenot: Halsschmerzen, DEGAM-Leitlinie Nr. 14, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, (Abruf 15.08.2019), AWMF
- Jürgen Strutz (Hrsg.), Wolf Mann (Hrsg.), Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2017
- Kristle Lee Lynch: Gastroösophageale Refluxkrankheit, MSD Manual, (Abruf 15.08.2019), MSD
- Jerome M. Hershman: Hashimoto-Thyreoiditis, MSD Manual, (Abruf 15.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.