Obwohl Juckreiz im Intimbereich eine äußerst lästige Angelegenheit ist, muss sich nicht zwingend eine ernste Erkrankung dahinter verbergen. Allergische Reaktionen auf das Material der Unterwäsche oder das verwendete Waschmittel, falsche Intimhygiene oder eine Reaktion auf die Rasur können Ursachen für das ständige Jucken sein. Länger andauernde und/oder wiederkehrende Beschwerden sollten jedoch unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.
Begleitsymptome
Häuige Begleitsymptome neben dem lästigen Jucken sind Ausfluss, Rötung der Haut und/oder Schleimhaut, Schwellung, Nässen, Brennen und Schmerzen. Beschwerden während oder nach dem Geschlechtsverkehr sind ebenso möglich.
Verschiedene Ursachen bei Mann und Frau
Juckreiz im Intimbereich kann verschiedene Ursachen haben. Übertriebene Hygiene mit der falschen Waschlotion, Allergien, Scheidenpilz, Diabetes mellitus, Infektionen, hormonelle Störungen und Geschlechtskrankheiten – all dies gehört zu den möglichen Gründen für ein Jucken im Genitalbereich.
Falsche Intimpflege
Tägliche Intimpflege ist wichtig, jedoch wird dies häufig übertrieben. Im Intimbereich der Frau herrscht ein saures Milieu, das wichtig für die Abwehr ist. Diese Normalflora wird durch zu häufiges Waschen mit aggressiven Seifen zerstört. Warmes Wasser reicht völlig aus, was auch für die Hygiene des Mannes gilt. Wer jedoch nicht auf ein Waschgel verzichten möchte, sollte am besten ein Mildes benutzen, das seifen- und alkoholfrei ist und keine Duftstoffe enthält.
Für Frauen sind mittlerweile spezielle Gels für den Intimbereich erhältlich, die Milchsäure enthalten. Aber auch hier lautet der Grundsatz, weniger ist mehr. Waschlappen werden am besten gar nicht verwendet, da sich in diesen die Bakterien und Pilze so richtig wohlfühlen. Wichtig ist auch ausreichendes Abtrocknen. Intimreinigungstücher sind wirklich nur im Notfall zu verwenden. Diese enthalten in der Regel Parfum, das die Haut im Intimbereich unnötig reizt und eine allergische Reaktion hervorrufen kann.
Von synthetischer Unterwäsche ist abzuraten, vor allem bei wiederkehrenden Entzündungen. Die synthetischen Fasern können den Schweiß nicht aufsaugen und sorgen somit für ein feuchtes Milieu, in dem sich Krankheitserreger verstärkt ausbreiten. Wer Slipeinlagen verwenden möchte, tut gut daran, sich welche ohne Plastikfolien zu besorgen. Diese sorgen nämlich für zu viel Feuchtigkeit im Slip und tragen deshalb zu einem erhöhten Entzündungsrisiko bei. Ein tägliches Wechseln der Unterwäsche ist selbstverständlich.
Allergische Reaktionen
Juckreiz im Intimbereich kann durch eine allergische Reaktion entstehen. Das für die Intimpflege verwendete Duschgel oder aber auch das Waschmittel für die Wäsche können daran Schuld sein. Unterwäsche, die vor dem ersten Tragen nicht gewaschen wird, kann ebenso zu unangenehmen Juckreiz führen.
Antibiotika
Die Einnahme von Antibiotika kann sich negativ auf die Scheidenflora auswirken. Damit ist gemeint, dass das saure Milieu in der Scheide plötzlich nicht mehr so „sauer“ ist und nicht mehr die erforderliche Abwehr leisten kann. Daraufhin kann sich ein Scheidenpilz ausbreiten, der sich mit Juckreiz im Intimbereich bemerkbar macht. Die Naturheilkunde empfiehlt während der Antibiotika Einnahme Präparate, die bestimmte physiologische Bakterien enthalten, um die Darmflora zu stärken und die Nebenwirkungen zu minimieren. Nach der Antibiotika Therapie sollte dann noch eine Darmsanierung folgen.
Diabetes mellitus
Diabetes mellitus geht häufig mit einer trockenen Haut einher, was auch zu Juckreiz an den verschiedensten Stellen am Körper, so auch im Intimbereich, führen kann. Vor allem, wenn die Zuckerwerte hoch und die Betroffenen medikamentös schlecht eingestellt sind, klagen Viele über ständigen Juckreiz. Hier ist der Gang zum Arzt nötig. Eine Blutuntersuchung zeigt, wie hoch die Zuckerwerte sind und ob die Therapie verändert werden muss. Diabetes mellitus Patienten sollten ihre Haut täglich mit einer feuchtigkeitsspendenen Creme versorgen. Spezielle Produkte, die Urea (Harnstoff) enthalten, spenden Feuchtigkeit und lindern den Juckreiz. Bei der Wahl der Pflegeprodukte ist auch wichtig, dass diese nicht auf Erdölbasis sind. Ein Tipp aus der Naturheilkunde ist hier das Kokosöl. Dieses Öl macht die Haut geschmeidig und regt die Produktion der Hautzellen an.
Hormonelle Störungen
Bei Frauen im Klimakterium ändert sich durch das Sinken des Östrogens die Scheidenflora. Auch nimmt die Feuchtigkeit in der Scheide ab. Daraufhin entstehen Brennen und Juckreiz. Durch die Hormonveränderung ist die Abwehrleistung im Bereich der Scheide geschwächt – Keime können leichter eindringen. Die Pille oder auch die Spirale tragen unter Umständen ebenso zu hormonellen Störungen bei.
Herpes genitalis
Herpes genitalis ist eine Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus Typ II. Dieser wird in der Regel durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Die Erkrankung geht einher mit Juckreiz im Intimbereich, mit schmerzhaften und kribbelnden Bläschen und Schwellungen. Dazu gesellen sich eventuell Allgemeinsymptome, wie Krankheitsgefühl, Fieber, Gliederschmerzen, Muskelschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Leider verbleibt dieser Virus für immer im Körper und kann stets wieder zum Leben erweckt werden.
Lichen sclerosus
Lichen sclerosus ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung mit weißlich, glänzenden Herden, Juckreiz, Schmerzen und Spannungsgefühlen beim Geschlechtsverkehr. Ist die Krankheit fortgeschritten, so können die betroffenen Hautareale verhärten, die Schamlippen atrophieren (Atrophie = Gewebeschwund) und im Bereich des Blasenausgangs zeigen sich Verengungen. Die Ursachen des Lichen sclerosus sind nicht geklärt. Eventuell sind Autoimmunprozesse daran beteiligt.
Scheidenpilz – Candidose (Infektion mit einem Pilz der Gattung Candida)
Ein typisches Symptom für das Auftreten einer Candidose ist Juckreiz im Intimbereich. Dazu kommen noch weitere Beschwerden, wie Brennen, Rötung und weißlicher, bröckliger Ausfluss. Des weiteren sind Symptome, wie Wundheitsgefühl, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr möglich. In bis zu 90 Prozent der Fälle ist der Hefepilz Candida albicans dafür verantwortlich. Ein Vaginalpilz entsteht aufgrund eines Ungleichgewichts der Scheidenflora. Das Scheidenmilieu hängt massiv von der hormonellen Situation der Frau ab. So kann sich diese in Zeiten der Menstruation oder auch während der Wechseljahre verändern. Ab Beginn der sexuellen Reife der Frau wächst die Wahrscheinlichkeit, an einer Pilzinfektion zu erkranken.
Die Psyche
Bei Juckreiz im Intimbereich sollte die Psyche als Ursache nicht außer Acht gelassen werden. Probleme, Sorgen und Stress können durchaus zu Juckreiz führen. Hier sind Entspannungsübungen, Yoga, Meditation und Autogenes Training zu empfehlen. Lavendel stärkt die Nerven, macht widerstandsfähiger gegen Stress und beruhigt. Diese wunderbare, wohlriechende Pflanze mit den lilafarbenen Blüten kann als Tee oder in Tropfenform gute Dienste leisten.
Gonorrhoe
Gonorrhoe ist eine sexuell übertragbare, bakterielle Geschlechtskrankheit, die zu schweren Infektionen führen kann und unbedingt eine medizinische Behandlung erfordert. Gonorrhoe befällt nicht nur die Geschlechtsorgane, sondern kann auch zu Entzündungen des Rachens oder des Analbereiches führen. Symptome dieser Geschlechtskrankheit sind Rötung der Schleimhäute, Ausfluss und Juckreiz im Intimbereich. Des weiteren können Schmerzen beim Wasserlassen, Hautläsionen und Fieber auftreten. Gonorrhoe ist vor allem gefährlich für Schwangere, da diese die Krankheit auf den Fötus übertragen können und damit die Gefahr einer Fehlgeburt steigt. Spätfolgen einer unbehandelten Gonorrhoe sind Unfruchtbarkeit, sowohl beim Mann als auch bei der Frau.
Juckreiz bei Schwangeren
Juckreiz im Intimbereich bei Schwangeren sollte so schnell wie möglich von einem Arzt abgeklärt werden. Entzündungen im Genitalbereich müssen während einer Schwangerschaft stets ernst genommen und behandelt werden, um das Ungeborene nicht zu gefährden.
Behandlungsmöglichkeiten
Juckreiz im Intimbereich kann völlig harmlos sein. Tritt dieser jedoch heftig, immer wieder oder auch längerfristig auf, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Bei Schwangeren, wie bereits erwähnt, ist dies grundsätzlich nötig.
Liegt eine Allergie vor, ist das auslösende Allergen, zum Beispiel das Waschmittel oder auch das Material der Unterwäsche, zu meiden. Des weiteren ist die tägliche Intimhygiene zu überdenken.
Liegt dem Juckreiz im Intimbereich eine hormonelle Ursache zugrunde, kann durch einen geeigneten Blut- oder Speicheltest die aktuelle Hormonsituation abgefragt werden. In der Naturheilkunde werden hier naturidentische Hormone in homöopathischer Form oder als Salben verordnet. Die Schulmedizin greift eher zu Hormonen.
Gerade bei Frauen im Klimakterium, die über Juckreiz und Trockenheit im Intimbereich klagen, ist das Zuführen von Milchsäurebakterien durch Vaginalzäpfchen wichtig. Diese können die Flora wieder ins Gleichgewicht bringen und so die Abwehr stärken. Juckreiz und Trockenheit werden dadurch ebenfalls reduziert.
Bei Vorliegen eines Scheidenpilzes ist dieses Vorgehen ebenso wichtig. Zusätzlich werden hier antimykotische Salben verordnet, die den Pilz bekämpfen. Die Naturheilkunde greift hier zu Salben, die Mayoran, Lavendel, Echinacea und Ähnliches enthalten. Zusätzlich erfolgt in den meisten Fällen noch eine Darmsanierung, da der Hefepilz sich relativ häufig bereits im Darm befindet, bevor er die Scheidenregion befällt. Der Candia albicans liebt zuckerhaltige Nahrung. Um ihn „auszurotten“ ist folgende Ernährung zu empfehlen: Wenig bis gar kein Zucker, kein Weißmehl, keine zuckerhaltigen Getränke, wenig süßes Obst, keine Hefeprodukte, kein Kefir.
Eine Geschlechtskrankheit, wie die erwähnte Gonorrhoe, gehört auf alle Fälle in die Hände eines Arztes. Ein selbst „Herumdoktern“ hat hier überhaupt nichts verloren. Das Verwenden eines Kondoms verhindert das Übertragen von Bakterien oder Viren.
Ist die Ursache für den Juckreiz im Intimbereich eine bereits zugrunde liegende Diabetes mellitus Erkrankung, wird von dem behandelnden Arzt überprüft, ober die Betroffenen medikamentös richtig eingestellt sind. Diabetiker sollten eine geeignete Hautpflege betreiben. Dies wurde bereits im Absatz „Diabetes mellitus“ besprochen.
Liegt ein Genitalherpes vor, so wird in der Regel mit antiviralen Mitteln, sogenannten Virustatika, therapiert. Diese werden sowohl oral als Tablette als auch äußerlich als Salbe oder Gel verordnet. Die Naturheilkunde empfiehlt bei Herpes-Infektionen eine Therapie, die das Immunsystem steigert, zum Beispiel durch die Einnahme von Echinacea über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Zur äußerliche Anwendung kommen zum Beispiel Manuka Honig, Propolis Tinktur und Johanniskrautöl zum Einsatz. Darüber hinaus bieten sich zahlreiche Hausmittel gegen Herpes (Myrrhe, Schwarzkümmelöl, Knoblauch, Nelke usw.) zu Selbstbehandlung an.
Ein harmloser Juckreiz im Intimbereich kann durch das Einreiben mit einer Mischung aus ätherischem Lavendelöl und Mandelöl behandelt werden. Dazu werden drei Tropfen reines, hochwertiges ätherisches Lavendelöl mit zwanzig Millilitern gutem Mandelöl gemischt. Dies wird morgens und abends auf die betroffenen Stellen aufgetragen – jedoch nur äußerlich, nicht innerlich. Homöopathische Mittel gegen Juckreiz sind zum Beispiel Rhus toxocodendron oder Urtica urens. Auch Schüssler Salze können helfen. Hier muss natürlich, wie in der Homöopathie, die Ursache ergründet werden, um das geeignete Mittel zu finden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ines Ehmer; Michael Herbert: Probleme im Intimbereich... damit müssen Sie nicht leben!: Ärztlicher Ratgeber, W. Zuckschwerdt Verlag, 2016
- Lidia Lasch; Sabine Fillenberg: Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer, 2016
- Ulrich Graf: Leichter leben mit Typ-2-Diabetes: Optimale Blutzuckereinstellung mit der neuen Vitalkost, Trias, 2012
- Ute Sperle: Leben mit Herpes Genitalis, epubli, 2018
- Peter Altmeyer: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie: Therapie kompakt von A-Z, Springer, 2006
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.