Kaliummangel kann verschiedene Gesundheitsbeschwerden auslösen, die schlimmstenfalls bis hin zu tödlichen Beeinträchtigungen der Herzfunktion reichen. Denn Kalium übernimmt im Organismus entscheidende Funktionen bei der Regulation des Zellwachstums, des Blutdrucks, der neuromuskulären Aktivitäten, des sogenannten Membranpotentials und bei vielen weiteren Prozessen.
Inhaltsverzeichnis
Kaliummangel Definition
Grundsätzlich wird zwischen intrazellulärer und extrazellulärer Kaliumkonzentration im Organismus unterschieden. Die intrazelluläre Konzentration beträgt dabei im Normalzustand ungefähr 150 Millimol pro Liter (mmol/l), die extrazelluläre liegt bei rund vier Millimol pro Liter.
Kaliummangel wird in der medizinischen Fachwelt als zu geringe Kaliumkonzentration im Blutserum, also dem extrazellulären Bereich definiert. Der Fachbegriff lautet Hypokaliämie. Diese ist erreicht, wenn die Konzentration unter einen Wert von 3,5 Millimol pro Liter fällt.
Symptomatik des Kaliummangels
Eine zu geringe Kaliumkonzentration im Organismus kann, entsprechend den Prozessen an denen Kalium beteiligt ist, eine Vielzahl von Beschwerden auslösen. Zunächst verzeichnen die Betroffenen meist eine allgemeine Erschöpfung und Antriebslosigkeit, was auch damit in Zusammenhang gebracht wird, dass Kalium entscheidenden Einfluss auf die Nerven- und Muskeltätigkeit hat.
Ein ausgeprägter Kaliummangel kann aus dem selben Grund zu Lähmungserscheinungen (Paresen) der Muskulatur führen. Diese manifestieren sich meist in den Gliedmaßen, betreffen mitunter jedoch auch andere Muskeln. Die Beeinträchtigungen der Nerventätigkeit durch den Kaliummangel führen des Weiteren zu einer Schwächung beziehungsweise mitunter sogar zu einem Ausbleiben der Reflexe.
Im Verdauungstrakt macht sich Kaliummangel ebenfalls oftmals bemerkbar. Als typische Folge gilt eine Verstopfung (Obstipation), die ihrerseits weitere Beschwerden wie Magendruck, Völlegefühle, Blähbauch und Schmerzen beim Stuhlgang mit sich bringt.
Ausgeprägter Kaliummangel kann schlimmstenfalls einen sogenannten paralytischen Ileus hervorrufen. Diese Form des Darmverschlusses geht auf Lähmungen der Muskeln zurück, welche für den Transport des Darminhaltes benötigt werden. Es handelt sich um ein potenziell lebensbedrohliches Ereignis, bei dem die Betroffenen unter anderem massive Bauchschmerzen und ein aufgeblähter Bauch plagen.
Besonders kritisch sind die Auswirkungen des Kaliummangels auf die Herzfunktion, nicht nur weil die Nerven- und Muskeltätigkeit allgemein eingeschränkt wird, sondern auch weil Kalium einen maßgeblichen Effekt auf die sogenannte Repolarisation des Herzkammergewebes nach einem Aktionspotential hat.
Bei Kaliummangel kann diese Repolarisation demnach nicht mehr angemessen erfolgen und schlimmstenfalls verbleibt die Herzkammer in Systole beziehungsweise die Betroffenen ereilt ein Herzstillstand. Auch Herzrhythmusstörungen beziehungsweise Herzstolpern, Vorhofflimmern und Kammerflimmern sind hier mögliche Folgen des Kaliummangels.
Bei Patientinnen und Patienten mit einem Herzschrittmacher führt Kaliummangel ebenfalls zu Herzbeschwerden, da die Kaliumkonzentration maßgeblichen Einfluss auf die spannungsgesteuerten Implantate hat. Bei zu geringer Kaliumkonzentration erhöht sich das Aktionspotential der Schrittmacher, was zu Herzrasen (Tachykardie) führt, jedoch in der Regel keine derart schwerwiegenden Probleme hervorruft, wie Kaliummangel bei einem gesunden Herzen.
Allgemein wird Kalium eine blutdrucksenkende Wirkung zugeschrieben und ein ausgeprägter Kaliummangel gilt als mögliche Ursache für Entgleisungen des Blutdrucks beziehungsweise als Risikofaktor für Bluthochdruck. Dabei ist allerdings nicht nur die Kaliumkonzentration sondern vor allem deren Zusammenspiel mit der Natriumkonzentration im Organismus für die Regulation des Blutdrucks entscheidend.
Zudem besteht ein enger Zusammenhang der Kaliumkonzentration mit dem Säure-Basen-Haushalt. Kaliummangel gilt daher als mögliche Ursache einer Übersäuerung des Körpers, die ihrerseits insbesondere in der Naturheilkunde mit einer Vielzahl weiterer Beschwerden in Verbindung gebracht wird.
Ursachen für einen Kaliummangel
Meist wird Kaliummangel durch eine zu geringe Aufnahme des Mineralstoffs über die Nahrung, bei gleichzeitig erhöhter Ausscheidung des Kaliums im Zuge eines übermäßigen Flüssigkeitsverlustes, bedingt.
Den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge sollten Erwachsene täglich 4.000 Milligramm Kalium über die Nahrung aufnehmen, für Kinder und Jugendliche werden je nach Alter 1.100 Milligramm bis 4.000 Milligramm empfohlen. Da der Körper mit dem Urin relativ viel Kalium ausscheidet, kann eine zu geringe Kaliumaufnahme relativ schnell zu einer Mangelsituation im Organismus führen.
Häufigste akute Ursache ist ein erhöhter Flüssigkeitsverlust beispielsweise aufgrund von Durchfall oder Erbrechen, der trotz Einhaltung der empfohlenen Tagesdosis auftreten kann, da deutlich mehr Kalium als normalerweise ausgeschieden wird.
Dies gilt in ähnlicher Weise auch für (Leistungs-)Sportler, die extrem viel Flüssigkeit beim Schwitzen verlieren und auf diesem Wege massiv Kalium ausscheiden. Bestimmte Diuretika (harntreibende Arzneien) und Abführmittel haben ebenfalls eine erhöhte Kaliumausscheidung zur Folge, was bei längerer Einnahme zu einem deutlichen Kaliummangel führen kann. Auch sind Vergiftungen mit Barium als mögliche Ursache der Unterversorgung zu nennen.
Des Weiteren sind das sogenannte Conn-Syndrom und das Gitelman-Syndrom als Erkrankungen bekannt, mit denen ein erheblicher Kaliummangel einhergehen kann. Das Conn-Syndrom – auch als primärer Hyperaldosteronismus bezeichnet – geht auf eine überhöhte Ausschüttung des Steroidhormons Aldosteron zurück, was wiederum eine vermehrte Kaliumausscheidung und eine erhöhte Natriumresorption zur Folge hat.
Dies führt unter anderem zu einem deutlichen Anstieg des Blutdrucks, mit dem Beschwerden wie Kopfschmerzen, Nasenbluten, Ohrensausen, Sehstörungen oder auch ein Engegefühl im Brustkorb und andere Beschwerden einhergehen können.
Schlimmstenfalls führt die Erkrankung zu einer sogenannten hypertensiven Krise, die als medizinischer Notfall versorgt werden muss. Als Ursachen des sogenannten primären Conn-Syndroms gelten Erkrankungen der Nebennierenrinde (meist ein Adenom beziehungsweise Geschwür) und genetische Veranlagungen, die zu einer überhöhten Ausschüttung des Steroidhormons Aldosteron führen. Auslöser des sekundären Conn-Syndroms kann zum Beispiel eine Leberzirrhose sein.
Auch bei dem Gitelman-Syndrom zeigen die Betroffenen eine ausgeprägte Hypokaliämie, deren Ursache bislang jedoch nicht gänzlich geklärt werden konnte. Die äußerst seltene Erbkrankheit führt darüber hinaus unter Umständen bereits im Kindesalter zu Symptomen wie Muskelkrämpfen oder gar Lähmungen und massiven Beschwerden im Verdauungstrakt. Auch leiden die Betroffenen begleitend zu dem Kaliummangel an einem ausgeprägten Magnesiummangel, der seinerseits weitere Beschwerden hervorrufen kann.
Als mögliche Ursache des Kaliummangels gilt außerdem der regelmäßig Verzehr größerer Mengen Cola. Durch das enthaltene Koffein, die Glukose und Fruktose werde vermehrt Kalium ausgeschieden und es stelle sich bei Tagesverzehrmengen von mehr als zwei Litern Cola schnell ein Kaliummangel ein, so das Ergebnis einer Untersuchung griechischer Wissenschaftler der University of Ioannina aus dem Jahr 2009.
Sobald der Cola-Konsum reduziert wurde, habe sich die Kaliumkonzentration im Organismus der Probanden in der Regel jedoch schnell wieder normalisiert, berichten die Forschenden.
Diagnosestellung
Zur Feststellung des Kaliummangels dient eine umfassende Blutuntersuchung. Sollte der Verdacht eines Conn-Syndroms bestehen, kann zudem die Konzentration des Steroidhormons Aldosteron ermittelt werden.
Fällt die Konzentration des Steroidhormons Aldosteron erhöht aus, folgt im Anschluss oftmals eine Untersuchung der Nieren mittels bildgebender Verfahren wie der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie, um eventuelle Erkrankungen des Organs festzustellen. Auch Messungen des Blutdrucks können im Rahmen der Diagnosestellung angebracht sein.
Behandlung des Kaliummangels
Einem festgestellten Kaliummangel wird zunächst in der Regel mit einer erhöhten Kaliumzufuhr über die Nahrung begegnet. Als kaliumreich gelten Lebensmittel mit einem Kaliumgehalt von 0,2 bis einem Gram pro 100 Gramm.
Hierzu zählen verschiedene Speisepilze, Kartoffeln, Tomaten, Spinat, Bohnen oder auch Obst wie Aprikosen, Bananen und Datteln.
Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass kaliumreiche Lebensmittel harntreibend wirken und sie daher für Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, die regelmäßig zur Dialyse müssen, nicht geeignet sind. Lässt sich über die Umstellung der Ernährung kein Ausgleich der Kaliumkonzentration erreichen, können Kalium-Präparate zur Kaliumsubstitution zum Einsatz kommen.
Sind aufgrund des Kaliummangels massive Herzbeschwerden zu beobachten, ist eine intensivmedizinische stationäre Behandlung geboten, bei der mit Injektionen beziehungsweise Infusionen von Kaliumaspartat, Kaliumchlorid oder Kaliummalat eine langsame Angleichung des Kaliumspiegels im Blutserum erreicht werden soll.
Die schnelle Verabreichung hochdosierter Präparate ist hier kontraproduktiv, da ein plötzlicher Anstieg der Kaliumkonzentration seinerseits zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden oder gar zum Herzstillstand führen kann.
Das Conn-Syndrom wird auf medikamentösen Wege mit Arzneien behandelt, die eine Reduzierung der Ausschüttung des Steroidhormons Aldosteron bewirken sollen. Ist ein Adenom der Nebennieren Auslöser der vermehrt Hormonausschüttung, erfolgt in der Regel eine operative Entfernung der betroffenen Nebenniere.
Bei den genetisch bedingten Varianten des Conn-Syndroms bleibt den Betroffenen nur die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie. Sie müssen dauerhaft Arzneien zur Regulierung der Aldosteron-Aussschüttung und gegebenenfalls zusätzlich blutdrucksenkende Medikamente einnehmen.
Der Kaliummangel bei Patientinnen und Patienten mit dem Gitelman-Syndrom wird in der Regel ebenfalls durch die Einnahme von Kalium-Präparaten therapiert, welche jedoch lediglich zur Linderung der Beschwerden beitragen können. Eine Heilung der Erbkrankheit ist bis heute nicht möglich, so dass die Betroffenen in der Regel ihr Leben lang auf entsprechenden Arzneien zum Ausgleich des Kaliumspiegels angewiesen sind. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- James L. Lewis, III: Hypokaliämie, MSD Manual, (Abruf 06.10.2019), MSD
- Deutsche Herzstiftung: Herzrhythmusstörungen: Kalium- und Magnesiummangel können sie auslösen oder verstärken, (Abruf 06.10.2019), herzstiftung.de
- MDhealth: Potassium Deficiency Causes and Treatments, (Abruf 06.10.2019), MD
- Christian Löser: Unter- und Mangelernährung, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
- James L. Lewis: Übersicht zu Störungen der Kaliumkonzentration, MSD Manual, (Abruf 06.10.2019), MSD
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Referenzwerte Kalium, (Abruf 06.10.2019), DGE
- V. Tsimihodimos, V. Kakaidi, M. Elisaf: Cola-induced hypokalaemia: pathophysiological mechanisms and clinical implications; in: International Journal of Clinical Practice (veröffentlicht Juni 2009), pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Wichtiger Hinweis:
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