Bei einem Kaliumüberschuss, in der Fachsprache Hyperkaliämie genannt, ist der Kaliumspiegel im Blut erhöht. Dafür können die verschiedensten Ursachen verantwortlich sein. Symptome treten in der Regel erst auf, wenn der Kaliumüberschuss massiv ist. Ist dies nicht der Fall, kann eine Hyperkaliämie durchaus ein Zufallsbefund im Rahmen einer erweiterten Blutuntersuchung sein. Bevor wir über ein Zuviel an Kalium sprechen, richten wir erst einmal den Blick auf die Aufgaben des Kaliums im menschlichen Körper.
Inhaltsverzeichnis
Kalium gehört zu den wichtigsten Mineralien im menschlichen Körper. Circa 98 Prozent davon sind im Inneren der Zellen, der Rest befindet sich extrazellulär. Kalium ist vor allem für die Energieproduktion wichtig. Kalium sollte stets in ausreichender Menge im Körper vorhanden sein, damit eine normale Funktion der Zellen gewährleistet ist. Dieser Mineralstoff ist wichtig für die elektrischen Vorgänge in den Zellen, für die Arbeit der Nerven, deren Erregbarkeit und die Funktion der Muskeln. Auch der Säure-Basen-Haushalt und der Wasserhaushalt des Organismus sind auf Kalium angewiesen. Sowohl ein Kaliumüberschuss als auch ein Kaliummangel können die Körperfunktionen einschränken, im schlimmsten Falle kann dies lebensbedrohlich werden.
Des Weiteren sorgt Kalium im Zusammenspiel mit Natrium für den Erhalt des osmotischen Druckes zwischen dem Inneren und dem Äußeren der Zelle. Damit die Zellen des Herzmuskels richtig funktionieren, sind sie auf diesen wichtigen Mineralstoff angewiesen. Geringe Veränderungen der Kaliummenge im Blut können hier bereits Störungen der elektrischen Erregbarkeit bedingen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
Kalium in der Nahrung
Der Kaliumbedarf ist in der Regel durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt. Besonders viel Kalium ist enthalten in Obst (vor allem Bananen), Trockenobst, Gemüse, Nüssen, Vollkornprodukten, Kakao und Schokolade. In der folgenden Tabelle finden Sie Lebensmittel, die für ihren besonders hohen Kaliumgehalt bekannt sind.
Kaliumreiche Lebensmittel – circa Mengenangabe je 100 Gramm | |
Pfifferlinge | 5379 Milligramm |
Frische Bananen | 375 Milligramm |
Getrocknete Bananen | 1447 Milligramm |
Getrocknete Aprikosen | 1700 Milligramm |
Sojabohnen | 1800 Milligramm |
Weiße Bohnen | 1310 Milligramm |
Petersilie | 1000 Milligramm |
Edamer | 657 Milligramm |
Spinat | 365 Milligramm |
Avocado | 480 Milligramm |
Kartoffeln | 440 Milligramm |
Ursachen für erhöhtes Kalium im Blut
Ursachen für einen Kaliumüberschuss im Blut sind in erster Linie Nierenerkrankungen bei denen die Ausscheidungsleistung der Nieren eingeschränkt ist, wie zum Beispiel bei einer Niereninsuffizienz.
Akute Zellschädigungen gehören ebenso zu den Ursachen, wie zum Beispiel bei
- Verbrennungen,
- Infarkten
- oder Ischämien (mangelnde Versorgung von Organen mit Blut).
Auch einige Medikamente können „schuld“ an einer Hyperkaliämie sein. Dazu gehören unter anderem
- ACE- Hemmer,
- Kalium sparende Diuretika,
- Betablocker
- und Digitalisglykoside.
Bei Gesunden ist eine erhöhte Kaliumzufuhr durch Nahrung kaum möglich. Anders sieht dies bei dem Vorliegen einer Niereninsuffizienz aus. Weitere Ursachen sind eine Ketoazidose, die sich im Rahmen einer Diabetes mellitus Erkrankung entwickeln kann, und ein massiver Muskelzerfall, zum Beispiel durch ein Trauma ausgelöst. Des Weiteren gehören zu den möglichen Ursachen die beiden endokrinen Erkrankungen Hypocortisolismus (Mangel an Cortisol im Rahmen einer Nebenniereninsuffizienz) und Hypoaldosteronismus (Mangel an Aldosteron). Eine im Alltag häufige Ursache für einen fälschlichen Befund der Hyperkaliämie ist, wenn bei der Blutabnahme das Blut zu lange gestaut oder eine zu dünne Nadel verwendet wurde.
Symptome
Ein leichter Kaliumüberschuss verursacht in der Regel keine Symptome. Eventuell verspüren die Betroffenen eine Muskelschwäche. Zu den allgemeinen Beschwerden gehören
- Müdigkeit,
- Unlust,
- Schwäche,
- allgemeines Unwohlsein,
- Verwirrtheit
- und Durchfall.
Dazu kommen neuromuskuläre Symptome wie Muskelschwäche, Missempfindungen in Armen und/oder Beinen sowie eine pelzige Zunge bis hin zu Lähmungserscheinungen. Symptome, die das Herz betreffen, sind ein verlangsamter Herzschlag und Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall droht ein Herzstillstand. Des Weiteren ist eine metabolische Azidose, eine stoffwechselbedingte Übersäuerung, möglich.
Diagnose
Die Diagnose einer Hyperkaliämie erfolgt durch eine Blutuntersuchung, bei der Gehalt an Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid im Blut gemessen und auch der pH-Wert bestimmt wird. Eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und ein EKG sind ebenfalls Teil einer solchen Untersuchung. Wichtig ist, bei bereits vorliegenden Erkrankungen die Medikamentenliste abzuklären, da ja das eine oder andere Mittel, wie bereits erwähnt, zu einem Kaliumüberschuss führen kann. Besteht eine Nierenerkrankung, müssen Symptome wie Ohrensausen oder Muskelschwäche unbedingt abgeklärt werden. Bei Muskelzuckungen und Herzrhythmusstörungen ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Behandlung
An erster Stelle steht die Behandlung der Grunderkrankung. Eventuell muss die exogen zugeführte Menge an Kalium, bedingt durch eine falsche Ernährungsweise, reduziert werden. Medikamente, die schuld am Kaliumüberschuss sind, werden unter medizinischer Kontrolle abgesetzt, beziehungsweise umgestellt. Stark erhöhtes Kalium im Blut ist ein Fall für die Intensivstation, da sich eine lebensbedrohliche Situation entwickeln kann. Mit Medikamenten wird versucht, die Ausscheidung der Niere und die Kaliumaufnahme in die Zellen anzuregen. Insulin und Glucose fördern die intrazelluläre Kaliumaufnahme. Eine Kalziuminfusion kann Herzrhythmusstörungen verhindern. Wenn gar nichts hilft, ist eine Blutwäsche das Mittel der Wahl.
Zusammenfassung
Ein Kaliumüberschuss kommt sehr selten vor. Ist dies jedoch der Fall, müssen Symptome, die den Verdacht auf Hyperkaliämie erhärten, unbedingt ernst genommen und medizinisch abgeklärt werden. So gilt dies vor allem für ältere Patienten, die an Nierenerkrankungen leiden und eventuell noch zusätzliche Medikamente einnehmen. Wenn eine Grunderkrankung vorliegt und dazu noch die verschiedensten Arzneimittel verordnet werden, kann dies eventuell zu Arzneimittel-Wechselwirkungen führen. Hier ist äußerste Vorsicht geboten. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- James L. Lewis: Hyperkaliämie, MSD Manual, (Abruf 10.07.2019), MSD
- Pschyrembel Online: Hyperkaliämie, Pschyrembel Online, (Abruf 10.07.2019), pschyrembel
- Ulrich Kuhlmann et al.: Nephrologie, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2015
- James L. Lewis: Übersicht zu Störungen der Kaliumkonzentration, MSD Manual, (Abruf 10.07.2019), MSD
- Abdol A. Ameri: Hyperkaliämie: Ein Problem im Management von Nieren- und Herzinsuffizienz, CardioVasc, Ausgabe 5/2016
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.