Mit dem Begriff Kieferschmerzen werden normalerweise all jene Beschwerden bezeichnet, die den Kauapparat betreffen, welcher sich aus den Kiefergelenken, den Zähnen, dem Kieferknochen und der Kaumuskulatur zusammensetzt. Schmerzen im Kiefer können sehr unangenehm sein und eine Vielzahl von Gründen haben, häufig ist jedoch nächtliches Zähneknirschen die Ursache, durch welches die Kauflächen der Zähne stark abgenutzt werden und infolge dessen Verspannungen entstehen.
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Neben dem kommen aber beispielsweise auch bakterielle oder virale Entzündungen im Kieferknochen oder Kiefergelenk, Fehlstellungen der (Weisheits-)Zähne oder eine Funktionsstörung der Kiefergelenke bzw. Cranio Mandibuläre Dysfunktion (kurz: CMD) in Betracht, bei der die Schmerzen häufig auch auf andere Bereiche des Körpers (Kopf, Rücken, Ohren etc.) ausstrahlen. In vielen Fällen berichten Betroffene von diffusen Schmerzen im Bereich des Kiefers, durch welche alltägliche Handlungen wie Sprechen, Trinken oder Kauen unter Umständen massiv beeinträchtigt sein können – dementsprechend sollten Kieferprobleme immer zahnärztlich oder kieferorthopädisch abgeklärt werden, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Definition Kieferschmerzen
Kieferschmerzen ist eine Sammelbezeichnung für Schmerzen im Bereich der beiden Knochen des Gesichtsschädels, in welchen sich normalerweise die Zähne befinden. Die Schmerzen können weiter unterschieden werden in Beschwerden des Oberkiefers (lat. Maxilla), des Unterkiefers (lat. Mandibula) und des Kiefergelenks (Articulatio temporomandibularis), über welches der Unterkiefer flexibel am Schläfenbein (Os temporale) befestigt ist. Während der Unterkiefer durch die Kaumuskeln bewegt werden kann und dadurch beispielsweise Kaubewegungen oder den Verschluss des Mundes ermöglicht, ist der Oberkiefer nicht beweglich. Ober- und Unterkiefer sind nur indirekt miteinander verbunden.
Ursachen für Kieferschmerzen
Schmerzen im Kiefer lassen sich oft nur schwierig zuordnen, da es eine Vielzahl möglicher Ursachen gibt. Hinzu kommt, dass die Kieferschmerzen häufig auch in andere Bereiche ausstrahlen, sodass nicht mehr einfach auszumachen ist, ob der Ursprung der Beschwerden tatsächlich im Kiefer, oder zum Beispiel im Bereich des Kopfes oder der Ohren liegt. Gerade weil die Ursache in vielen Fällen nicht so schnell zu erkennen ist, leidet das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen stark, denn durch die Schmerzen fallen Essen, Trinken und Sprechen meist sehr schwer.
Kieferschmerzen links und rechts
Eine sehr häufige Ursache für Kieferschmerzen auf der rechten und/oder linken Seite sind Verschleißerscheinungen im Bereich des Kiefergelenks (Kiefergelenkarthrose). Die Kiefergelenke stellen die beiden meist benutzten Gelenke des Körpers dar, die nicht nur durch das Beißen und Kauen, sondern auch durch das Sprechen und Schlucken ständig in Bewegung sind. Wie alle anderen Gelenke auch das Kiefergelenk verschleißen und infolge des Missverhältnisses zwischen Beanspruchung und Belastbarkeit über die Zeit eine Arthrose entwickeln. Durch die dauerhaft starke Belastung steigt das Risiko für eine Kiefergelenkarthrose mit zunehmendem Alter erheblich an.
Neben dem können aber auch Fehlbelastungen der Kieferknochen der Grund sein, die wiederum häufig durch den Verlust von Backenzähnen, aber auch durch falsch angepassten bzw. abgenutzten Zahnersatz oder alte, verschlissene Zahnfüllungen entstehen können. Auch Karies, Parodontitis, Verletzungen oder Entzündungen können Auslöser einer Kiefergelenkarthrose sein, ebenso wie das nächtliche Zähneknirschen (Bruxismus), von dem mittlerweile eine Vielzahl Erwachsener, aber auch schon Kinder betroffen sind. Bei diesem werden die Zähne unbewusst so stark aufeinander gepresst oder aneinander gerieben, dass eine Überbelastung der Kaumuskeln und Kiefergelenke entsteht, welche häufig zu irreparablen Schäden am ganzen Kausystem führt.
Häufig äußert sich eine Arthrose in diesem Bereich zunächst durch Reibe-, Knack- und Knirschgeräusche im Kiefergelenk, hinzu kommt meist eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefers. Typisch ist außerdem, dass Betroffene nicht nur chronische Kieferschmerzen beim Gähnen, Kauen, Sprechen oder Öffnen des Mundes verspüren, sondern häufig auch unter Kopfschmerzen sowie Beschwerden im Bereich des Nackens, der Schulter oder der Ohren leiden.
Kieferschmerzen bei Erkältung
Schmerzen im Kiefer können auch im Zusammenhang mit einer Erkältung auftreten (auch “grippaler Infekt“), die zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt zählt und Erwachsene im Schnitt etwa drei Mal sowie Kinder im Vorschulalter sogar bis zu zehn Mal im Jahr betrifft. Bei einer Erkältung handelt es sich um eine akute Infektion der oberen Atemwege, verursacht in den meisten Fällen durch Viren wie Adeno-, Rhino-, Parainfluenza-, oder Coxsackieviren. Die Ansteckung erfolgt in erster Linie über Tröpfcheninfektion, was bedeutet, dass sich Erreger durch Husten, Niesen, Sprechen etc. in der Luft verbreiten und dadurch von weiteren Personen eingeatmet werden.
Neben dem ist aber auch eine Kontaktinfektion (auch „Schmierinfektion“ genannt) möglich, bei der die infektiösen Keime über die Hände auf die Schleimhäute von Mund, Auge und Nase in den Körper gelangen. Da die Abwehr der Krankheitserreger ein starkes Immunsystem erfordert, wird die Entstehung einer Erkältung zudem durch immunschwächende Faktoren wie Unterkühlung, Schlafmangel, Stress oder andere Krankheiten begünstigt, auch das Zusammensein mit vielen Menschen in geschlossenen Räumen (z.B. am Arbeitsplatz, bei Veranstaltungen, im Kindergarten etc.) stellt gerade in den Erkältungshochzeiten Herbst und Winter ein zusätzliches Risiko dar.
Typischerweise zeigen sich zu Beginn leichte Halsschmerzen bzw. ein trockener Hals, häufig tritt auch ein Kratzen im Hals-Rachen-Raum auf. Sobald die Erkältung „ausgebrochen“ ist, kommt es normalerweise zu weiteren Symptomen wie Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen, starker Müdigkeit und einem allgemeinen Schwächegefühl – wobei die Beschwerden in ganz unterschiedlicher Kombination und Intensität auftreten können.
Wurde die Erkältung durch Viren verursacht, ist es außerdem möglich, dass zu der Virusinfektion noch eine bakterielle Infektion erfolgt („Superinfektion”), denn da die Abwehrmechanismen durch die Vieren bereits geschwächt sind, haben Bakterien ein leichteres Spiel, das betroffene Gewebe erneut zu infizieren. Gerade bei Kindern führt eine Erkältung daher häufig auch zu einer Mittelohrentzündung, möglich sind zudem eine Nasennebenhöhlen-, Rippenfell- oder Lungenentzündung, Mandelentzündung oder Bronchitis.
Kieferschmerzen durch Weisheitszahn
Auch Weisheitszähne können der Grund für ausgeprägte Kieferschmerzen sein, verursacht meist dadurch, dass einer bzw. mehrere dieser Zähne keinen ausreichenden Platz im Kiefer haben. Bei den Weisheitszähnen handelt es sich um die letzten Zähne bzw. die dritten Backenzähne (Molare) im Ober- und Unterkiefer, die vom Zahnarzt auch als „8er“ bezeichnet werden. Bei diesen dritten Molaren handelt es sich im Grunde um ein Relikt aus der Vorzeit, als der Mensch die Nahrung noch stärker durch Kauen zerkleinern musste als heute – dementsprechend stellen die vier Weisheitszähne ein sogenanntes „Rudiment“ dar, da sie zwar noch sehr häufig auftreten, zugleich aber heute gar keine Funktion mehr haben.
Die 8er brechen in den meisten Fällen erst im Erwachsenenalter durch, obwohl bei nur etwa 50% der Menschen überhaupt ausreichend Platz im Kiefer vorhanden ist, wodurch die Zähne häufig auch vollständig im Kiefer eingeschlossen bleiben oder nur zum Teil durchbrechen (Teilretention). Während im Kiefer verbleibende Zähne normalerweise keine Beschwerden verursachen, kommt es bei einem Durchbruch durch den mangelnden Platz gerade im Unterkiefer sehr häufig zu starken Kieferschmerzen, die oft erst langsam beginnen, dann aber nach und nach stärker werden und häufig zudem von Kopfschmerzen begleitet werden.
Können die Zähne aufgrund des Raum-Mangels nur zum Teil durchbrechen („Dentitio difficilis“) kommt es durch angesammelte Speisreste und Bakterien zudem schnell zu einer akuten oder chronischen Entzündung, die meist mit einem „puckernden“ bzw. „pochenden“ Schmerz einhergeht, der häufig bis zum Ohr und der Schläfe ausstrahlt. Brechen die Weisheitszähne nur in einem Kiefer durch, können diese zudem durch den fehlenden Zahn im Kiefer gegenüber (Antagonist bzw. „Gegenspieler“) zu einem Gleithindernis werden. Dadurch besteht wiederum ein erhöhtes Risiko für Zahnschädigungen, Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenkbeschwerden, welche letztendlich starke Zahnschmerzen zur Folge haben können.
Auch nach einer Weisheitszahn-Operation können Kieferschmerzen auftreten. Diese stellen in der Regel keinen Grund zur Sorge dar, sondern sind ebenso wie Schwellungen, blaue Flecken oder eine eingeschränkte Mundöffnung normale Begleiterscheinungen bzw. Nachwehen des operativen Eingriffs. Die Beschwerden sollten jedoch insgesamt von Tag zu Tag besser werden – andernfalls kann es sich auch um eine Komplikation wie die so genannte „Alveolitis sicca“ (auch „trockene Alveole“), handeln, welche sich häufiger insbesondere nach der Entfernung der Weisheitszähne des Unterkiefers durch starke postoperative Schmerzen sowie teilweise auch durch Mundgeruch äußert.
Verursacht wird die Alveolitis sicca durch einen bakteriellen Zerfall oder den Verlust (z.B. infolge starken Spülens) des Koagulums (Blutgerinnsel), wodurch der Knochen in der Folge ungeschützt frei liegt und starke Schmerzen bereitet. Da der Schmerz ohne zahnärztliche Behandlung nicht vergeht, ist es in diesem Fall unverzichtbar, den Zahnarzt erneut aufzusuchen, damit die Wunde nochmals behandelt werden kann. Gleiches gilt, wenn die Blutung infolge der OP auch nach einigen Tagen nicht nachlässt und /oder weitere Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder starke Schluckbeschwerden auftreten.
Kieferschmerzen und Ohrenschmerzen
Da das Kiefergelenk, der äußere Gehörgang und das Mittelohr nah beieinander liegen, kann es ebenso vorkommen, dass Probleme aus dem Kieferbereich auf die Ohren übergreifen, wodurch es in der Folge auch zu Ohrenschmerzen kommt. Beispiele können hier Fehlstellungen des Gebisses, Abnutzungserscheinungen oder Entzündungen sein, besonders häufig kommt es allerdings dazu, dass Schmerzen in Folge von durchbrechenden bzw. schief wachsenden Weisheitszähnen, Karies oder Wurzelentzündungen bis in den Ohrbereich ausstrahlen. Auch verspannte Kaumuskeln können Kieferschmerzen hervorrufen, die so stark werden, dass sie bis zum Ohr ausstrahlen. Unabhängig von der Ursache sollten Beschwerden im Kiefer, die auch die Ohren betreffen, immer von einem Zahnarzt begutachtet werden, denn häufig lassen sich diese recht schnell und unkompliziert, beispielsweise durch eine individuell angefertigte Aufbissschiene lindern.
Kieferschmerzen und Knacken durch CMD
Tritt neben den Schmerzen im Kiefer ein unüberhörbares Knacken beispielsweise beim morgendlichen Gähnen oder verstärktes Zähneknirschen (Bruxismus) auf, kann dies auch auf eine sogenannte Cranio Mandibuläre Dysfunktion (CMD) hindeuten. Der Begriff CMD (lateinisch „cranium“ für Schädel, „mandibula“ für Unterkiefer und „Dysfunktion“ für Störung), wörtlich übersetzt also „Schädel-Unterkiefer-Störung“ umfasst übergreifend eine Reihe klinischer Symptome der Kaumuskulatur und/oder des Kiefergelenks sowie der dazugehörenden Muskeln und Knochen (Ober- und Unterkiefer bzw. Schädel). Eine CMD, häufig auch als „gestörter Biss“ bezeichnet, kann mit einer Vielzahl von Symptomen einhergehen, wobei in erster Linie neben Zahnschmerzen Schmerzen in der Kaumuskulatur und im Bereich der Kiefergelenke auftreten, die meist durch Kauen oder andere Unterkieferbewegungen noch stärker werden.
Die Störung kann sich jedoch auch auf den ganzen Körper auswirken und dadurch beispielsweise die Ursache von Ohrenschmerzen, Ohrensausen bzw. Tinnitus, Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Gesichtsschmerzen, Problemen bei der Mundöffnung oder Mundbrennen sowie Verspannungen im Nacken und Rücken sein. Bei vielen Betroffenen zeigen sich zudem eine stark ausgeprägte Kaumuskulatur (Hypertrophie) sowie teilweise massive Abnutzungserscheinungen der Zahnhartsubstanzen durch das Aufeinanderpressen der Kiefer und Knirschen mit den Zähnen.
Typisches Kennzeichen ist außerdem, dass CMD-Patienten, vor allem bei akuten Beschwerden, davon berichten, dass die Zähne nicht mehr richtig aufeinander passen bzw. ein bestimmter Zahn „stört“. Eine CMD betrifft etwa 5-10% der erwachsenen Bevölkerung, wobei Betroffene oft gar nicht wissen, dass ihre Beschwerden auf einen „falschen Biss” zurückzuführen sind. Da die Dysfunktion neben einer Reihe spezifischer auch viele unspezifische Symptome verursachen kann, besteht häufig kein klar erkennbarer Zusammenhang zwischen dem Kauapparat und Beschwerden wie beispielsweise starken Kopfschmerzen – wodurch diese oftmals über Jahre hinweg fehldiagnostiziert und falsch therapiert werden.
Eine craniomandibuläre Dysfunktion kann verschiedene Ursachen haben, häufig sind Bissveränderungen der Grund, hervorgerufen beispielsweise durch fehlende Zähne oder falsch sitzenden Zahnersatz. Häufig ist CMD aber auch eng mit negativem Stress und außergewöhnlichen psychischen Belastungen verbunden, wodurch es zu verstärktem Aufeinanderpressen der Kiefer oder Zähneknirschen kommt. Weitere mögliche Ursachen sind Traumata der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom) oder der Kiefergelenke beispielsweise infolge eines Unfalls oder Sturzes, Fehlhaltungen des Oberkörpers, Operationen im Kopf- und Halsbereich oder Stoffwechselstörungen. Darüber hinaus können auch „schlechte Angewohnheiten“ wie permanentes Kaugummi oder Fingernägel kauen zu einer CMD führen, da durch diese die Kaumuskulatur dauerhaft überlastet und eine unnatürliche Stellung des Unterkiefers begünstigt wird.
Therapie bei Kieferschmerzen
Entsprechend der verschiedenen möglichen Ursachen, gibt es auch unterschiedliche Ansätze und Methoden, um die Kieferschmerzen zu behandeln. Während beispielsweise bei einer Erkältung oft schon einfache Hausmittel eine deutliche Linderung bringen, ist bei einer craniomandibulären Dysfunktion meist die individuelle Anpassung einer Aufbissschiene nötig. Sind die Beschwerden auf negativen Stress zurückzuführen, können unter anderem Entspannungsmethoden helfen, wieder mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu erreichen.
Behandlung bei einer Erkältung
Liegt eine Erkältung vor, heilt diese in den meisten Fällen innerhalb von etwa 14 Tagen von ganz alleine aus, normalerweise zeigt sich dabei schon nach drei bis vier Tagen eine deutliche Besserung der Beschwerden. Die Gabe von Antibiotika ergibt bei einer „einfachen“ Erkältung zumeist keinen Sinn, da es sich üblicherweise um eine Virusinfektion handelt. Kommt es allerdings zu einer bakteriellen Zweitinfektion („Superinfektion“), muss rasch mit Antibiotika behandelt werden, da ansonsten schnell Komplikationen auftreten und die Erkrankung bei bestimmten Risikogruppen (z.B. Säuglingen und Kleinkindern, Menschen mit geschwächtem Immunsystem) in besonders schweren Fällen auch tödlich enden kann.
Liegt eine normale Erkältung vor, bieten sich jedoch verschiedene Hausmittel gegen Halsschmerzen oder Schnupfen an. Neben dem können bewährte Hausmittel gegen Husten wie beispielsweise Inhalationen mit Salbei oder Thymian helfen, die Beschwerden zu lindern.
Hustenstiller sollten hingegen wenn überhaupt nur sehr vorsichtig verwendet werden, da diese das Abhusten des erregerhaltigen Schleims blockieren. Auch Fieber ist im Rahmen einer Erkältung normalerweise kein gesundheitliches Problem, da es zu den natürlichen und sinnvollen Abwehrprozessen des Körpers gehört. Anders verhält es sich jedoch, wenn dieses sehr hoch ist, parallel Atemnot, starke Schmerzen, Flüssigkeitsmangel, Krämpfe oder Kreislaufschwäche bzw. eine Ohnmacht auftreten, der Betroffene generell unter einer chronischen Krankheit leidet oder im Vorfeld der Beschwerden im Ausland war. In diesen Fällen sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, um den Ursachen der Beschwerden auf den Grund zu gehen.
Therapie bei craniomandibulärer Dysfunktion
Im Falle einer CMD ist normalerweise eine interdisziplinäre Behandlung sinnvoll und wichtig, bei der die Störungen im Mund zahnärztlich korrigiert, Auswirkungen auf andere Bereiche (wie zum Beispiel auf die Körperhaltung und -statik) jedoch von entsprechenden Fachärzten (wie Orthopäden, HNO-Spezialisten, Neurologen etc.) therapiert werden. Bewährt hat sich in der Behandlung sowohl bei einer akuten als auch einer dauerhaften CMD eine „Aufbissschiene“ (medizinisch: Okklusionsschiene) aus Kunststoff. Diese vermindert zum einen das Zähneknirschen oder Aufeinanderpressen der Kaumuskeln und schützt dadurch die Zähne dauerhaft vor weiterer Abnutzung. Zum anderen kann die Schiene helfen, Verspannungen in der Kaumuskulatur zu lösen und dadurch Schmerzen zu lindern, darüber hinaus kann beispielsweise wirkungsvoll ein „knackender Kiefer“ verringert sowie die Position der Kiefergelenke korrigiert und stabilisiert werden.
Die Schiene wird nach einem exakten Gebiss-Abdruck individuell angefertigt – was notwendig ist, da schon eine kleine Unregelmäßigkeit im Biss eine CMD zur Folge haben kann und durch eine unpassende Schiene dementsprechend die Symptome noch verstärkt werden können. Je nach dem, wie ausgeprägt die Störung ist, wird die Schiene entweder nur nachts, teilweise aber auch rund um die Uhr getragen, damit sich der „falsche Biss“ dauerhaft verändern kann, muss sie zudem regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden. Bei akutem Schmerz können außerdem Medikamente zur Linderung eingesetzt werden – wobei diese nicht die eigentlichen Ursachen der CMD beseitigen können und dementsprechend nur nach genauer Absprache mit dem/den behandelnden Arzt/Ärzten eingenommen werden sollten.
Auch physiotherapeutische Maßnahmen bieten oft eine sehr gute Hilfe, indem nicht nur Störungen der Kaumuskulatur und/oder des Kiefergelenkes erfolgreich behandelt werden, sondern beispielsweise auch Übungen für eine verbesserte Mundöffnung erlernt werden können. Darüber hinaus kommen häufig auch physikalische Maßnahmen (Wärme, Kälteanwendungen, Rotlicht usw.), Akupunktur sowie Osteopathie und die Craniosacral-Therapie zum Einsatz.
Naturheilkunde bei Kieferschmerzen
Treten die Kieferschmerzen im Zusammenhang mit einer Erkältung auf, ist nicht immer gleich der Griff zu Medikamenten notwendig, vielmehr haben sich gerade bei leichteren Formen zum Beispiel verschiedene Hausmittel gegen Schnupfen bewährt, um die Beschwerden auf natürlichem Wege zu lindern.
Hier eignen sich unter anderem Inhalationen besonders gut, denn durch diese wird Husten gelindert und eine verstopfte Nase befreit, zudem werden die gereizten Schleimhäute von Nase und Nasennebenhöhlen befeuchtet. Inhaliert werden kann entweder mit einem speziellen Gerät mit Mund- und Nasenaufsatz oder aber auf „klassischem“ Wege mittels eines Dampfbades. Bei diesem wird das Gesicht über eine Schüssel mit kochend heißem Wasser gehalten, wobei ein Handtuch so über den Kopf gelegt wird, dass der Dampf nicht entweichen kann. Der Dampf wird dann mehrmals mit geschlossenen Augen tief und ruhig durch die Nase eingeatmet (etwa fünf bis zehn Minuten lang) und der Vorgang zwei bis drei Mal täglich für einige Minuten wiederholt.
Zum Inhalieren bewährt haben sich verschiedene pflanzliche Mittel, die vor dem Aufgießen in die Schüssel gegeben werden, allem voran die Kamille, welche Entzündungen entgegen wirkt, Bakterien bekämpft und Schnupfen lindert. Aber auch ätherische Öle aus Eukalyptus, Latschenkiefer oder Fichtennadeln können sehr wohltuend bei der Inhalation sein, da sie festsitzenden Schleim aus den oberen Atemwegen lösen und dadurch auch bei einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung eingesetzt werden können.
Kieferschmerzen durch Stress – Therapie und Tipps
Gerade im Bereich des Kiefers werden Schmerzen in vielen Fällen durch psychischen Stress ausgelöst, der sich in Form von Knirschen, Pressen oder Reiben auf die Zähne entlädt und dadurch zu mitunter massiven Problemen und Beschwerden führen kann. Dementsprechend ist es wichtig, neben dem Einsatz einer „Aufbissschiene“ sowie verschiedener physiotherapeutischer und physikalischer Maßnahmen auch solche Methoden zu berücksichtigen, die helfen können, Stress und Anspannung zu lindern.
Die Alternativmedizin bietet hier eine Vielzahl an Übungen zum Stressabbau an, die helfen können, die Anspannungen des Alltags „nicht mit in den Schlaf zu nehmen“. Besonders geeignet ist hierbei die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, aber auch Autogenes Training, Tai Chi oder Yoga führen bei vielen Betroffenen zu einer langfristigen Besserung bzw. Entlastung. Parallel kann in einigen Fällen auch eine Psychotherapie sehr sinnvoll sein, um tiefer liegende Konflikte und Probleme bearbeiten sowie Strategien für einen „gesünderen“ Umgang mit Stress entwickeln zu können.
Neben dem können bereits kleine Veränderungen im alltäglichen Leben helfen, innere Unruhe und Spannungen des Tages zu lösen und so die nächtliche Entspannung zu fördern. Hierzu gehört zum Beispiel, Handy, Computer und Fernseher aus dem Schlafzimmer zu verbannen sowie Zugluft zu vermeiden, denn „Störungen“ solcher Art bedeuten negativen Stress für den Körper, welcher wiederum zu unbewusster Anspannung führen kann. Um psychische Spannungszustände zu lindern, bieten sich zudem aus dem Bereich der Aromatherapie vielfältige ätherische Öle an. Hier kann beispielsweise für Betroffene, die sich psychisch erschöpft und ausgelaugt fühlen, der Duft von Lavendel, Melisse oder Baldrian in Form eines Duftsäckchens auf dem Kopfkissen den Schlaf positiv beeinflussen und dadurch für mehr Erholung sorgen.
In anderen Fällen erweist es sich als hilfreich, eine heiße Milch mit Honig als „Einschlafhilfe“ zu trinken, denn Milch enthält in relativ hoher Konzentration die Aminosäure Tryptophan. Diese wird benötigt, um im Gehirn den Botenstoff Serotonin herzustellen, welcher wiederum zum einen für allgemeines Wohlbefinden sorgt und zum anderen als „natürliches Schlafmittel“ fungiert. Neben dem ist auch die psychologische Wirkung einer heißen Honig-Milch nicht zu unterschätzen, denn gerade für Kinder ist das „Nuckeln“ an der Flasche schon allein so beruhigend, dass das Einschlafen kein Problem mehr ist.
Kieferschmerzen bei Kindern behandeln
Bei jüngeren Kindern, die unter Bruxismus leiden, haben sich darüber hinaus in vielen Fällen auch homöopathische Anwendungen bewährt. Hier kommt vor allem Belladonna (C9) in Betracht, welches mit 3 Globuli vor dem Schlafengehen eingesetzt wird. Auch Chamomilla (C9) wird häufig in Form von drei Gaben à 9 Globuli täglich verwendet, ebenso ist Cina ein bewährtes Heilmittel für Kinder, welches sich für die Behandlung von Zähneknirschen eignet.
Auch wenn sich die Homöopathie oft als wirksam und wohltuend bei kindlichem Bruxismus erweist, kann dadurch natürlich nicht in allen Fällen das Problem gelöst werden. Dementsprechend sollten Eltern bei anhaltenden Kieferschmerzen und/oder Beschwerden im Bereich des Kopfes, der Schläfen usw. in jedem Fall einen Zahnarzt zu Rate ziehen, um ernste Komplikationen infolge von starkem Aufeinanderpressen und Aneinanderreiben über einen längeren Zeitraum hinweg zu vermeiden. Hier kann es unter Umständen ebenfalls sinnvoll sein, Unterstützung bei einem Kinder- und Jugendpsychotherapeuten bzw. entsprechenden Beratungsstellen zu suchen, um dem Kind bei möglichen Problemen oder Konflikten angemessen helfen und so die Ursachen des nächtlichen Zähneknirschens besser beheben zu können. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- M. Kunkel et al.: S2k-Leitlinie Operative Entfernung von Weisheitszähnen, Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie (DGMKG), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund-und Kieferheilkunde (DGZMK), (Abruf 02.10.2019), AWMF
- Jochen Jackowski, Hajo Peters, Frank Hölzle: Zahnärztliche Chirurgie, Springer Verlag, 1. Auflage, 2017
- Thomas Weber: Memorix Zahnmedizin, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2017
- David F. Murchison: Zahnschmerzen und Infektionen, MSD Manual, (Abruf 02.10.2019), MSD
- Ingrid Peroz et al.: Diagnostik und Behandlungvon Bruxismus, Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGFDT), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), S3-Leitlinie (Langversion), AWMF-Registernummer: 083-027, (Abruf 02.10.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
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