Rezension: “Klarträumen: Träume bewusst steuern – die Kreativität beflügeln – Probleme lösen” von D. Tuccillo, J. Zeizel und T. Peisel
Dylan Tuccillo, Jared Zeizel und Thomas Peisel bieten ein Handbuch zum Klarträumen. So wie es weiße Flecken auf der Landkarte gäbe stünden auch wir heute wieder „an der Grenze zu einer neuen unbekannten Welt“, unserer Traumwelt. Diese zu erkunden und mit ihr arbeiten zu können, ist Thema des Buches.
Klarträumen (luzides Träumen) bezeichnet dabei die Fähigkeit, im Traum zu wissen, dass man träumt. Träume ließen sich erforschen und verändern, wenn währenddessen freier Wille, Vorstellungskraft und Gedächtnis erhalten blieben. Ihr Buch soll ein Reiseführer in diese Welt sein, die Autoren tragen Techniken zusammen, entwickeln diese und bringen sie auf einfache Formen. Sie möchten zeigen, wie Menschen wieder in Kontakt zu ihren Träumen kommen, Klarträume erleben können, und was zu tun ist, sobald solche erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
„Die Reise beginnt“
Die Autoren erörtern zuerst die Entdeckung des Phänomens Klarträume in der Moderne durch die britischen Wissenschaftler Keith Hearne und Alan Worsley 1975.
Worsley und Hearne sprachen ein Zeichen ab: Wenn Worsley bewusst träumte, führte er eine bestimmte Augenbewegung aus, um dies seinem Kollegen zu signalisieren: acht Mal von links nach rechts. Die Ergebnisse waren eindeutig.
Hearne schrieb: „Die Signale kamen aus einer anderen Welt – der Welt der Träume. Es war so aufregend, als kämen sie von einem anderen Sonnensystem draußen im All.“ Das EEG bestätigte, dass die Hirnaktivität der im Bewusstsein entsprach.
Weitere Tests festigten die Erkenntnis: Der wissenschaftliche Nachweis für luzides Träumen war erbracht.
Was ist ein luzider Traum?
In einem luziden Traum realisiert der Schlafende, dass er träumt. Oft merkt derjenige, dass etwas nicht stimmt, er also träumen muss: Er geht durch Wände, er ist in einem fremden Land oder Tiere sprechen.
Wer diese Klarheit erlangt, kann auf die Erinnerungen des Wachzustands zurückgreifen, so die Autoren. Er kann demzufolge logisch denken, Entscheidungen treffen und sich „bei der Erforschung der Traumwelt so bewegen, wie wir es auch in der physischen Welt tun würden.“
Luzid Träumende können den kompletten Traum und seinen Inhalt unmittelbar beeinflussen, so die Verfasser. Im Unterschied zu einem normalen Traum ist der Geist wach genug, um das Geschehen selbst zu bestimmen, zum Beispiel „mit Traumfiguren reden, über eine Bergkette fliegen, unter Wasser atmen, mühelos durch Wände treten…“
Die Wahrnehmungen unserer Sinne seien dabei ebenso lebendig wie im Wachleben: „Wir fühlen, riechen, sehen, schmecken und hören genauso gut.“ Das Setting erscheint real, obwohl es eine reine Projektion des Geistes ist. Mehr noch: „Dieser Ort bringt Weisheiten und Orientierungshilfen, die ihr Leben verändern können.
Die Vorteile des luziden Träumens
„Manche behaupten, Klarträume seien das Beste, was sie je erlebt hätten“, schreiben die Autoren und viele würden sich diesen aus reiner Abenteuerlust hingeben, um Dinge zu tun, die normalerweise unmöglich sind. Das erste, was ausprobiert werden würde, sei oft zu fliegen und Sex zu haben.
Luzide Träume seien perfekt, um ungezügelte Fantasien auszuleben. Die Erlebenden könnten „in einem Satz auf einen Riesengipfel springen, Fabelwesen begegnen, Gespräche mit toten Berühmtheiten führen…“
Sie könnten Alpträume entschärfen, indem der Betroffene der Ursache des Schreckens auf den Grund gehe und den Monstern bewusst ins Gesicht schaue.
Sie seien zudem der Tummelplatz für Kreative. Wem seine Träume bewusst seien, der finde Zugang zu „einem unglaublichen Fundus an Wissen und Inspiration.“ Die Autoren schreiben: „Wenn wir davon ausgehen, dass die Traumwelt ein Produkt unseres Unterbewussten ist, ist sie der ideale Ort, um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Da sie keine Einschränkungen kennt, können wir in ihr so ziemlich alles erschaffen, was uns in den Sinn kommt.“
Tuccillo, Zeizel und Peisel selbst sind für die Verbindung zwischen Klarträumen und Kreativität gute Beispiele: Sie arbeiten hauptberuflich als Drehbuchschreiber und Filmemacher, wo ihnen sicherlich der ein oder andere Klartraum Ideen liefert.
Diese könnten ein Testfeld sein, um Fähigkeiten zu erproben, Hilfe und Rat für Alltagsprobleme zu holen. Die Autoren verweisen darauf, dass Träume seit Jahrtausenden als Mittel zur psychischen und physischen Heilung dienen, dies sei seit den alten Ägyptern belegt.
Sie seien ein Mittel der Selbsterkenntnis, wie ein Spiegel, um uns selbst zu sehen. Klarträumen sei eine Forschungsreise zu uns selbst und erlaube uns, „die Verbindung zu unserem Inneren zu vertiefen“; Diese seien also ein „praktisches Instrument zur seelischen Erforschung“ und „eine Möglichkeit, um mit den tieferen Ebenen unseres Selbst in Kontakt zu treten“.
Was sind Träume?
Im nächsten Kapitel geht es darum, was Träume sind, was die Wissenschaft über diese weiß (den Autoren zufolge nicht viel), was historische Kulturen damit verbanden, generell also um das Wesen von psychischen Aktivitäten während des Schlafes.
Diese waren, so die Autoren, immer Teil unseres Lebens und inspirierten uns auf beinahe allen Gebieten. Deshalb hätten fast alle Kulturen zu jeder Zeit diese besondere Form des Erlebens im Schlaf „analysiert, gewürdigt und als Kunst praktiziert“. Wissenschaftliche Durchbrüche, Romane, Erfindungen und Kunstwerke seien ihnen zu verdanken.
So hätte Elias Howe geträumt, Kannibalen würden ihn angreifen und ihre Speere hätten unterhalb der Spitze ein Loch. Dies sei die Vorlage für die von ihm erfundene Nähmaschine gewesen.
Auch Mary Shelley sei von ihren Träumen inspiriert gewesen. Tatsächlich träumte sie in der Nacht eines legendären Treffens am 13. Mai 1816 mit ihrem Lover Percy Shelley, dem Dichter Lord Byron und Giovanni Polidori von einem Studenten, der sich über eine Leiche beugt, die beginnt, sich zu bewegen. Dies inspirierte sie zu ihrem 1818 veröffentlichten Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“, einem der ganz großen Werke der Gothic Novel.
Jeder Mensch träumt
Jeder Mensch träumt, im Schnitt jede Nacht circa zwei Stunden, so die Autoren. Das sind in einem Leben ungefähr sechs Jahre reine Traumzeit. Trotzdem wissen wir auch in unserer wissenschaftlich fortschrittlichen Zeit nicht wirklich, warum dies geschieht, was passiert, während wir schlafen, und wo wir währenddessen hingehen, so die Autoren.
Träume verstehen
Das folgende Kapitel zeigt einzelne Erklärungsansätze. Ein Klassiker dazu war die „Traumdeutung“ von Sigmund Freud, der Träume für eine Form der Wunscherfüllung hielt, die aus unterdrückten Sehnsüchten und Konflikten entstünden. Sie seien, laut Freud, ein Versuch des Unbewussten, alte Konflikte aufzulösen.
Bis heute würde keine Einigkeit darüber bestehen, was es mit Träumen auf sich hat. Die Wissenschaft wüsste noch nicht einmal genau, welchem Zweck das Schlafen diene.
Theorie 1) Das Computergehirn
Diese Theorien gingen davon aus, dass Träume Gedächtnisinhalte organisierten, damit wir morgens neue Informationen verarbeiten könnten.
Theorie 2) Proben für die Zukunft
Nach dieser Theorie böten Träume einen Rahmen, um Verbindungen zwischen verschiedenen Gedanken und Emotionen herzustellen; in ihnen würden wir uns auf zukünftige Ereignisse vorbereiten und diese durchspielen.
Theorie 3) Zufallsgeschehen
Die 1977 entwickelte Aktivationssynthese-Theorie vermutete in ihnen eine Reaktion des Gehirns auf biologische Prozesse, die im Schlaf ablaufen, also für sinnlos. Wörtlich schrieben die Forscher Allan Hobson und Robert McCarley: „Träume sind ein Nebenprodukt des zufälligen Bombardements mit neuronalen Signalen…, und unser zerebraler Cortex versucht, in die dabei generierten Informationen einen Sinn zu bringen:“
Die Traumerfahrung
Laut den Autoren ist es grundfalsch, Träume als „Kinderkram“ oder „Zeitverschwendung“ anzusehen. Diese Ansicht sei in westlichen Gesellschaften aber weit verbreitet. Wer sich dazu entschließt, könnte derweil seine Traumfähigkeiten entwickeln.
Was wir davon im Gedächtnis behielten, sei nicht dieser selbst. Das Erleben im Schlaf habe wie reale Erlebnisse einen Jetzt-Moment. Bei Klarträumen ginge es darum, sich dieses Jetzt-Moments bewusst zu werden. Um Träume zu verstehen, müsste wir die Erfahrung im Augenblick ihrer Entfaltung erleben.
Eine Geschichte des Träumens
Die Autoren erläutern, dass in schamanischen Kulturen Träume als Schlüssel zu Realitäten galten, die den normalen Sinnen des Wachzustands verborgen blieben. Diese anderen Welten hielten die Menschen für reale Welten, die sich mit der physischen Welt überlappten.
Sie stellten in diesen Kulturen eine Verbindung zu höheren Realitäten dar, eine Traumreise war die Reise in die spirituelle Welt. Wer keinen Zugang zu seinen Träumen hatte, galt bei Native Americans demnach als abgeschnitten von seiner Seele. Sie waren existentiell für das Leben der Menschen.
Die Sumerer dokumentierten bereits im 4. Jahrtausend v. u. Z. Träume als Prophezeiungen, von denen sich mythische Heroen in der Wachwelt leiten ließen. Die antiken Ägypter hielten sie für einen direkten Zugang zur geistigen Welt. So konnte die Freiseele Ba sich im Schlaf vom Körper lösen und auf Reisen gehen. Träume dienten der Erkenntnis und gaben Einblick in ansonsten verborgene Wirklichkeiten. Die Ägypter hatten spezielle Traumtempel, in denen sie glaubten, Erleuchtung zu erfahren.
Griechen und Römer
Die Griechen der Antike sahen das Erleben im Schlaf ebenfalls als spirituelle Praxis an. Sie wurden direkt von den Göttern gesendet, zum Beispiel von Zeus, aber auch von Hypnos, dem Gott des Schlafes und seinem Sohn Morpheus, von denen sich die Begriffe Hypnose und Morphium ableiten – ein Beleg dafür, dass auch Rausch- wie Trancezustände als mit Träumen verwandt galten.
Aristoteles, der das wissenschaftliche Denken späterer Zeiten begründete, negierte indessen, dass diese von Göttern kämen und sprach ihnen Bedeutung ab. Artemidor von Daldis gab schließlich ein fünfbändiges Werk heraus, in dem er nicht nur einzelne Traumsymbole untersuchte wie das Krokodil (Mörder) oder den Kater (Ehebrecher), sondern auch die individuelle Bedeutung dieser Symbole erfasste.
Die Römer nahmen die Ägypter und Griechen in ihrer Traumdeutung als Vorbild und gründeten ebenfalls Traumtempel. Sie glaubten an die bewusste Seelenwanderung und daran, dass spirituelle Meister sich mit Träumen verständigen konnten – über Ort und Zeit hinweg.
Hindus, Tibeter und Chinesen
Die Hindus schließlich hielten die physische Welt für einen Traum des Gottes Wischnu, und die Menschen wie andere Lebewesen für Figuren dieses Traumes. Die Welt, wie wir sie kennen, geht demnach unter, wenn Wischnu aufhört, zu träumen. Träume sehen Hindus als wesentlichere Zustände des Bewusstseins an als den Wachzustand.
Die Tibeter praktizieren, den Autoren zufolge, seit mindestens 1000 Jahren Traumyoga, eine Methode des luziden Träumens. Dafür entwickelten sie Techniken und lernten, während dieses Zustandes Aufgaben zu bewerkstelligen, wobei die Herausforderungen mit den Fähigkeiten des Ausführenden stiegen.
Zu den Aufgaben gehörten der Gestaltwechsel, das Gespräch mit diversen Tierwesen und mit anderen Traumfiguren. Ziel dieses Traumyoga ist es, zu erkennen, dass das Leben selbst nur ein Traum ist. Je klarer ein Yogi träumt, umso mehr nähert er sich diesem Ziel, den Traumzustand zu begreifen bedeute, absolutes Bewusstsein zu erlangen.
Die Chinesen setzten sich bereits 2000 v. Chr intensiv mit ihren Schlaferlebnissen auseinander. Diese Traumreisen prägten zum einen der Ahnenkult, zum anderen der Götterglaube. Im alten China gab es die Körperseele und die Geistseele. Die Geistseele ging nachts auf die Reise, wenn der Körper schlief, kommunizierte mit anderen Seelen und mit den Geistern der Ahnen. Die Chinesen glaubten, dass die Geistseele ihre Rückkehr in den Körper verlassen könnte, wenn der Erlebende zu abrupt erwachte.
Indigene Völker
Weiter führen die Autoren unter dem Begriff „Stammeskulturen“ unzählige Traumpraktiken indigener Völker zusammen, die glaubten, dass alles in der Welt von Geistern durchdrungen sei und Träume ermöglichten, in diese gewöhnlich unsichtbaren Parallelwelten zu reisen. Diese Geisterwelten waren ebenso real wie die materielle Welt und zudem jedem Menschen zugänglich.
Traumdeutung war elementar für alle Fragen, die das Individuum und die Gemeinschaft betrafen, ob Jagd, Heilung oder Krieg.
Christen
In Europa verbannten sowohl der katholische Klerus wie auch Martin Luther Schlaferlebnisse in das Reich des Teufels, so die Autoren. Nur die Kirche sollte göttliche Botschaften verbreiten können, die Träume schicke hingegen der Teufel. Dementgegen seien aber die heiligen Schriften der Christen voll mit solchen, die als Botschaften Gottes galten.
Freud und Jung
In der Moderne spielten Träume ein Schattendasein, als nicht messbar und nicht beweisbar, gerieten sie in die Nähe psychischer Störungen. Dies änderte sich den Autoren zufolge, erst mit Sigmund Freud, der das „Unbewusste“ durch die Analyse von Träumen zu ergründen suchte.
Freuds Schüler Carl Gustav Jung, sei sogar noch weiter gegangen, in dem er Träume nicht nur als Aufarbeitung des Vergangenen gesehen hätte, sondern auch als konkrete Hinweise für die Gegenwart. Dabei hätte Jung aber Freuds Theorien zur Traumsprache generell akzeptiert. Jung knüpfte an die schamanischen Vorstellungen an und glaubte an ein „kollektives Unbewusstes“, an Traumsymbole, die kollektiv wieder auftauchten, die „Archetypen“ und an Synchronizitäten, die kein Zufall wären, sondern im Leben von Menschen Bedeutung hätten.
Wer liegt richtig?
Nach diesem kurzen Abriss über die Einschätzung von Träumen in verschiedenen Gesellschaften stellen die Autoren die Frage, welcher Ansatz der richtige sei. Sie beantworten diese Frage nicht, sondern sehen die verschiedenen Standpunkte zum Thema als Gedankenhilfen an und rufen dazu auf, sich den eigenen Träumen zu öffnen und selbst herauszufinden, “was diese wirklich sind”.
Die Koffer packen
Folgerichtig geht es im Teil 2 „Koffer packen“ darum, sich praktisch auf das Klarträumen vorzubereiten. Die Autoren versuchen hier, aus eigener Erfahrung mit Traumliteratur, einen roten Faden zu entwickeln, der als eine Art Reiseführer dient.
Dazu erklären sie erst einmal die Rapid Eye Movement Phase, also den Teil unseres Schlafes, in dem sich die Augen schnell bewegen, und in dem wir unsere epischen Träume erleben.
In diesen REM-Phasen ähneln unsere Gehirnwellen dem Wachzustand. Doch statt auf äußere Reize zu reagieren, erschaffen jetzt die Erinnerungen und Gedanken die Erlebniswelten. Dies sei für Klarträumen immens wichtig, denn wenn wir aktiv in die REM-Phase einträten, könnten wir luzide Träume auslösen.
Die Kraft der Autosuggestion
Dafür seien Autosuggestionen entscheidend, also Gedanken, die auf ganz bestimmte Aktionen hinzielten. Hier sei es das Ziel, im Traum luzid zu werden. Dazu sollten Sie ihre Absicht so präzise wie möglich formulieren und zwar in der Gegenwart, zum Beispiel, indem Sie vor dem Einschlafen sagen „Ich bin luzid und mir meines Traumzustands bewusst.“
Sie können sich wiederkehrende Träume ins Gedächtnis rufen und sich diese mit allen fünf Sinnen vorstellen. Sie sollten sich auch einen luziden Zustand vorstellen, also sich imaginieren, dass sie träumen und währenddessen Klarheit erlangen.
Sie sollten auch erwarten, einen luziden Traum zu haben und sich genau darauf vorbereiten. Sie haben, so die Autoren, jede Nacht zwei Stunden Zeit zum üben.
Sie sollten dem erstrebten Zustand der Luzidität beim Einschlafen höchste Priorität einräumen, also dieses Gefühl, klar zu werden als letztes im Kopf haben, während sie einschlafen. Damit gelänge der Wunsch in die Traumwelt und könne exakt das hervorrufen,was Sie sich wünschten.
Die Autosuggestion fassen die Autoren in dem Satz zusammen: „Eine der größten Paradoxien ist diese: Just das, wonach wir suchen, ist entscheidend dafür, es überhaupt zu finden.“
Träume erinnern
Entscheidend sei, sich seiner Träume zu erinnern. Je besser das gelänge, umso mehr luzide Träume hätten wir. Es ginge also darum, Brücken zu bauen, die die Traumerinnerung stärkten. Dafür gäbe es Strategien.
Diese begännen mit dem Vorsatz, sich beim Einschlafen zu sagen, „Ich erinnere mich an meine Träume“ und abschweifende Gedanken auf diesen Punkt zurück zu holen. Sie können sich visualisieren, wie sie morgens aufwachen und sich in plastischen Details an ihre Träume erinnern. Dafür können Sie ein Traumtagebuch führen, in dem Sie ihre Träume aufschreiben und aufmalen.
Sie sollten auch versuchen, sich das Gefühl vorzustellen, dass Sie haben, wenn Sie aus einem lebhaften Traum aufwachen.
Gesunde Schlafgewohnheiten
Um klar zu träumen, seien gesunde Schlafrituale notwendig. Sie können zum Beispiel vor dem Einschlafen duschen, Dehnübungen durchführen, meditieren, eine To-Do Liste schreiben und zumindest in der Stunde vor dem Einschlafen auf Fernsehen verzichten.
Immer zur gleichen Zeit schlafen gehen sei ebenso wichtig wie ein Schlafzimmer als Ort der Stille und des Friedens., in dem es dunkel, bequem und ruhig sei. Alkohol, Nikotin, Marihuana und Kaffee wirkten sich alle negativ auf das Träumen aus, indem sie die REM-Phase unterdrückten oder die Tiefschlafphase ausdehnten.
Aufwachen
Ebenso wichtig wie ein gesunder Schlafrhythmus ist, den Autoren zufolge, ein langsames Aufwachen, ohne sich zu bewegen, ein Aufsammeln der Fragmente, die in ihrem Kopf vom letzten Traum herumschwirren, ein Wechsel der Schlafposition, falls Sie sich in ihren Träumen blockiert fühlen, ein Achten auf ihre Emotionen beim Aufwachen und ein Aufschreiben des Erlebten.
Aufschreiben
Träume systematisch aufzuschreiben und das Geschriebene erneut durchzulesen, zu assoziieren und zu interpretieren, ist den Autoren so wichtig, dass sie darüber ein ganzes Kapitel verfassten.
Sie geben Hinweise, wie sich ein sinnvolles Traumtagebuch führen lässt und vergleichen das mit den Reisetagebüchern von Forschern. So hätte der Mensch in den ersten 5 Minuten nach dem Aufwachen mehr als die Hälfte seiner Trauminhalte vergessen, nach zehn Minuten sogar 90 %.
Deshalb sollten Sie in den ersten Minuten nach dem Aufwachen in Stichworten aufschreiben, was Sie an Traumbildern in sich tragen. Dies sei das beste Mittel, sich an sie zu erinnern. So käme es häufig vor, dass sich Menschen an lange und lebhafte Träume gerade dann erinnerten, wenn sie ein Traumtagebuch führten.
Sie sollten das Traumtagebuch auf das Nachtkästchen legen, um beim Aufwachen direkt hinein schreiben zu können, beim Schlafengehen Ort und Uhrzeit eintragen. Damit würden Sie sich unterbewusst auf einen Tagebucheintrag am nächsten Morgen vorbereiten. Wenn Sie in der Gegenwart schrieben, könnten Sie sich besser in den Traum versetzen.
Beim erneuten Lesen könnten Sie dem Traum einen Titel geben, der den Inhalt zusammenfasst. Dies helfe bei der Deutung und erleichtere es, bei späterer Traumarbeit ältere Träume wiederzufinden.
Dabei sollten Sie sich auch notieren, ob der entsprechende Traum luzid war, was diese Luzidität auslöste und wie lange sie dauerte.
In den folgenden drei Teilen geht es um „Eine neue Welt erforschen“, „das Gelände beherrschen“, und zu „neuen Ufern“. Wie lassen sich Alpträume entschärfen, wie Heilung und Ganzheit erreichen, wie helfen luzide Träume der Selbsterkenntnis? Am Ende folgt gar um eine Vision für die Zukunft.
Fazit
Die große Stärke des Buches ist die verständliche Einführung in Traumtechniken, die sich Kapitel für Kapitel umsetzen lassen. Wer luzid träumen möchte, kann sich überprüfen, wie er dies erreicht, und wenn er klar träumt, wie er dies verbessern und zu welchen Ergebnissen er kommen kann. Diese Übungen vermitteln die Autoren auf eine plastische Art und Weise und zeigen immer wieder, dass Träumen keine Pflichtübung, sondern ein Abenteuer ist.
Wer dieses Buch von Anfang bis Ende liest, kann sofort beginnen, seinen Schlafrhythmus zu optimieren und ein Traumtagebuch zu schreiben und wird vermutlich mit ein wenig Disziplin bald Klarträume haben und sich an diese erinnern.
Die praktischen Übungen sind auch für Menschen zu empfehlen, die sich bereits geschult haben mit Yoga, Techniken des Schamanismus, kreativem Schreiben oder anderen Methoden, um das bildhafte Denken zu aktivieren.
Ganz besonders eignet sich das Buch aber für Anfänger, die verwirrt sind im Labyrinth der Traumtheorien und endlich mit ihren eigenen Träumen arbeiten wollen. Der große Vorteil dieses Werkes liegt darin, dass es undogmatisch einen Leitfaden erstellt. Es geht also nicht darum, welches Traumsymbol was bedeutet, sondern darum, was ein Mensch mit seinen ureigensten Träumen anfangen kann und wie er diese erkennt. Die Autoren gerieren sich nicht als strenge Aufseher, sondern nehmen den Träumer an die Hand, um ein nächtliches Reich zu erkunden.
Eine Schwäche liegt hingegen in der wissenschaftlichen Basis. So ist unser Wissen über Träume heute keineswegs so dünn, wie die Verfasser es darstellen. Zwar steht eine solide Grundlage wie Darwins Evolutionslehre für die Traumforschung noch aus, doch die Neurowissenschaften und Biologie gewinnen ständig neue Kenntnisse über die Bedeutung von Träumen.
So zeigt sich in den Gehirnstrukturen deutlich, dass die REM-Phasen vermutlich vor allem bei Säugetieren auftreten und bei Menschen viel stärker an individuelle Erfahrungen gekoppelt sind als bei anderen Tieren, während die besonders dramatischen Muster von Alpträumen in evolutionsgeschichtlich uralte Situationen spiegeln: Gefahr, Angriff oder Flucht.
Eine solche Differenzierung zwischen dem Verarbeiten individueller Erlebnisse und stammesgeschichtlich bedingtem Training von Überleben, bzw des Wechselspiels zwischen beiden wäre aber notwendig, um spezifische luzide Träume angemessen zu würdigen. Handelt es sich hier um eine persönliche „Fantasygeschichte“ oder wird ein Traum deshalb besonders klar, weil die potenzielle Gefahr so dramatisch ist?
Auf diesen Punkt gehen die Autoren nicht ein und lassen die Deutung dem Träumer selbst. Trotz dieser kritischen Aspekte ist das Buch für jeden, der Bewusstsein über seine Träume entwickeln und mit diesen arbeiten möchte, uneingeschränkt zu empfehlen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dylan Tuccillo, Jared Zeizel, Thomas Peisel: Klarträumen, Goldmann Verlag, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.