Knackgeräusche im Ohr haben oft harmlose Gründe
Knacken im Ohr ist ein relativ unspezifisches Symptom, das als normale Begleiterscheinung des Druckausgleichs im Ohr, aber auch infolge schwerwiegenderer Ohrkrankheiten auftreten kann. Bei letzteren zeigen sich in der Regel weitere Symptome wie Ohrensausen, Ohrenschmerzen oder Fieber und sie machen dringend eine ärztliche Überprüfung erforderlich. Meist ist das Ohrenknacken jedoch ein eher harmloses, wenn auch für die Betroffenen äußerst lästiges Beschwerdebild.
Inhaltsverzeichnis
Symptomatik und Ursachen
Das Ohrenknacken wird von den Betroffenen in der Regel beim Schlucken oder Bewegungen des Kiefers wahrgenommen, kann jedoch auch unabhängig von derartigen Bewegungsabläufen sein. Das Ohrgeräusch geht beim Schlucken oftmals auf den gleichzeitig erfolgenden Druckausgleich zurück, bei dem sich die Ohrtrompete (Verbindung zwischen Nasenrachenraum und Mittelohr; Eustachi-Röhre) kurz öffnet, so dass der Luftdruck im Ohr dem Außendruck angeglichen werden kann.
Mit der kurzen Öffnung der Ohrtrompete geht eine Bewegung des Trommelfells einher, die als mehr oder weniger eindringliches Knacken wahrgenommen wird. Der Druckausgleich kann zum Beispiel beim Fliegen oder bei anderen plötzlichen Änderungen der Höhenlage beziehungsweise Änderungen des Luftdrucks erforderlich werden (zum Beispiel mit dem Auto bergauf oder bergab fahren). Auch beim Tauchen beziehungsweise dem anschließenden Auftauchen ist der Druckausgleich deutlich wahrnehmbar.
Erkrankungen des Mittel- und Innenohrs
Ein Knacken und andere Ohrgeräusche sind mitunter als Begleiterscheinung bei Erkrankungen des Mittelohrs, wie beispielsweise einer Mittelohrentzündung oder einem sogenannten Paukenerguss zu beobachten. Beide Erkrankungen gehen in der Regel mit Ohrenschmerzen und einer Minderung des Hörvermögens einher.
Bei der Mittelohrentzündung ist Fieber ein weiteres Leitsymptom, beim Paukenerguss leiden die Betroffenen oftmals begleitend unter heftigem Schwindel. Ursache der Mittelohrentzündung ist häufig eine bakterielle Infektion.
Ein Paukenerguss ist meist infolge eines sogenannten Tubenkatarrhs, also einem Verschluss der Ohrtrompete, wie er beispielsweise bei Schnupfen häufiger auftritt, zu beobachten. Der Druckausgleich kann hierbei nur noch eingeschränkt beziehungsweise überhaupt nicht mehr erfolgen und der dauerhafte Unterdruck in der Paukenhöhle führt schlimmstenfalls zur Entwicklung des Paukenergusses.
Auch bei dem Tubenkatarrh wird mitunter ein Knacken im Ohr wahrgenommen, zum Beispiel wenn sich die Verstopfung der Ohrtrompete mit Sekret kurz löst beziehungsweise bewegt. Als Erkrankung des Innenohrs, die neben einem anhaltenden Tinnitus auch zu einem gelegentlichen Knacken im Ohr führen kann, ist zudem der sogenannte Hydrops cochleae (Ödem im Innenohr) bekannt.
Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Beeinträchtigungen und Funktionsstörungen des Kiefergelenks und der Kaumuskeln werden von den Betroffenen oftmals ebenfalls in Zusammenhang mit einem Knacken im Ohr gebracht. Eigentlich handelt es sich hierbei jedoch eher um ein Kieferknacken, dass über den Knochen zum Ohr geleitet wird. Dies entsteht, da der Gelenkkopf nicht mehr reibungslos in der Gelenkpfanne hin und her gleiten kann, wie beispielsweise bei Schädigungen der Knorpelschicht oder bei einer Arthrose des Kiefergelenks.
Die Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion (CMD) wird unter anderem mit Symptomen wie Bewegungseinschränkungen des Kiefers und Beschwerden beim Kauen, aber auch mit verspannungsbedingten Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Schulterschmerzen und Rückenschmerzen in Zusammenhang gebracht.
Einige Betroffene leiden unter einem anhaltenden Tinnitus. Des Weiteren sind Schluckprobleme häufig Teil des Beschwerdebildes. Schwindel und Sehstörungen können auf eine Craniomandibuläre Dysfunktion zurückgehen.
Diagnosestellung
Ist das Knacken im Ohr ohne weitere begleitende Symptome zu beobachten, fällt auch den Fachärzten eine eindeutige Diagnosestellung oftmals äußerst schwer. Die klassische Herangehensweise bei der Diagnosestellung der Ohrbeschwerden sieht nach anfänglicher Befragung der Patienten zu ihren Beschwerden eine optische Untersuchung des Gehörgangs mittels Otoskop vor. Liegen Erkrankungen des Ohres den Beschwerden zugrunde, lassen sich mit der Otoskopie in der Regel bereits deutliche Hinweise hierfür erkennen.
Eine Untersuchung des Nasenrachenraums kann Anhaltspunkte zur Diagnosestellung liefern. Des Weiteren kann anhand eines Hörtests die Schallleitung ermittelt werden, was zum Beispiel Rückschlüsse auf einen vorliegenden Paukenerguss ermöglicht. Eine Messung der Trommelfellbeweglichkeit (Tympanometrie) liefert ebenfalls Hinweise auf einen möglicherweise bestehenden Paukenerguss, da bei einer entsprechenden Untersuchung nicht nur die Druckverhältnisse, sondern auch möglicherweise vorliegende Flüssigkeit im Ohr erkennbar werden.
Werden die Ursachen des Knackens im Ohr im Bereich des Kiefers vermutet, bietet sich der Besuch bei einem Kieferchirurgen an, der die Zahnstellung, Kieferbewegung, Kaumuskulatur und das Kiefergelenk genauer unter die Lupe nimmt. Hier können Röntgenaufnahmen des Kiefer zur Diagnosestellung beitragen.
Behandlung bei Knacken im Ohr
Die Behandlung der Beschwerden ist grundsätzlich an den jeweiligen Ursachen auszurichten. So wird beispielsweise gegen eine Mittelohrentzündung oftmals zunächst mit einer Kombination aus schmerzlindernden Ohrentropfen, abschwellend wirkenden Nasensprays und der oralen Einnahme entzündungshemmender Präparate vorgegangen.
Bei schwerwiegenderen bakteriellen Mittelohrentzündungen führt an der Einnahme von Antibiotika kein Weg vorbei. Schlimmstenfalls kann eine Operation erforderlich werden, wenn die Entzündung vom Mittelohr auf den sogenannten Warzenfortsatz des Schläfenbeines übergegangen ist (Mastoiditis). Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung wiederholt auftretender Entzündungen des Mittelohrs ist der Einsatz eines sogenannten Paukenröhrchens (auch Paukendrainage oder Mittelohrdrainage). Diese Röhrchen wird im Zuge einer relativ unkomplizierten Operation in das Trommelfell eingesetzt und dient der Verbesserung der Belüftung und des Sekretabflusses.
Auch bei einem Paukenerguss wird mitunter auf diese Behandlungsmethode zurückgegriffen. Meist lässt sich jedoch bereits mit dem Einsatz abschwellender Nasentropfen eine Öffnung der Ohrtrompete erreichen und die Belüftung der Paukenhöhle wieder herstellen. Wird eine bakterielle Infektion als Ursache des Paukenergusses vermutet, können Antibiotika zum Einsatz kommen. Eine operative Öffnung des Trommelfells mit anschließender Beseitigung des angesammelten Sekrets ist nur in schwerwiegenden Fällen erforderlich. Dies gilt in ähnlicher Weise für den Einsatz eines Paukenröhrchens, der nur bei wiederholtem Auftreten der Beschwerden Anwendung finden sollte.
Hilfe bei Ohrenknacken durch CMD
Lassen sich keine Ursachen der Ohrgeräusche in den Ohren feststellen, sind Funktionsbeeinträchtigungen des Kiefergelenks und der Kaumuskeln als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen, insbesondere wenn die Betroffenen das Knacken im Ohr hauptsächlich beim Kauen oder anderen Kieferbewegungen wahrnehmen. Hier kann eine physiotherapeutische Behandlung durchaus hilfreich sein. Diese zielt in erster Linie darauf Verspannungen der Muskulatur zu beheben, die Bewegungsabläufe zu korrigieren und das Kiefergelenk zu stabilisieren.
Auch die Naturheilkunde bietet mit den manuellen Verfahren wie beispielsweise der Osteopathie eine gute Option, um insbesondere gegen die kraniomandibulären Dysfunktionen vorzugehen. Neigen die Patienten zu nächtlichem Zähneknirschen, wird mitunter auf eine sogenannte Aufbissschiene zurückgegriffen, die zur Vermeidung von übermäßigen Belastungen des Kiefergelenks und der Muskulatur beitragen soll.
Lassen sich keine körperlichen Ursachen des Ohrenknackens feststellen und/oder zeigen die therapeutischen Maßnahmen keinen Erfolg, besteht die Möglichkeit auf psychotherapeutischem Wege gegen das Knacken im Ohr vorzugehen. So wird beispielsweise mit Hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie versucht, die Wahrnehmung des Ohrenknackens zu beeinflussen, so dass die Betroffenen dies nicht länger als störend und belastend empfinden. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hans-Michael Mühlenfeld et al.: Ohrenschmerzen, S2k-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), (Abruf 28.08.2019), AWMF
- Debara L. Tucci: Ohrenschmerzen (Otalgie), MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- Thomas Lenarz, Hans-Georg Boenninghaus: HNO, Springer-Verlag, 14. Auflage 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.