Knochenschmerzen sind in akuter Form vielen Menschen gut bekannt, da sie ein typisches Begleitsymptom bei Knochenbrüchen beziehungsweise Frakturen bilden. Doch können die Schmerzen der Knochen bei verschiedenen Erkrankungen auch eine chronische Verlaufsform annehmen. Die Betroffenen leiden dauerhaft unter Knochenschmerzen, sind häufig in ihrer Bewegungsfähigkeit und in ihrem Alltag deutlich beeinträchtigt. Schlimmstenfalls kann sich hinter den Beschwerden eine Krebserkrankung verbergen, weshalb eine ärztliche Überprüfung dringen anzuraten ist.
Inhaltsverzeichnis
Definition Knochenschmerzen
Als Knochenschmerzen sind im engeren Sinne ausschließlich Schmerzen zu verstehen, die von den Nerven im Knochenmark, der Knochenhaut und der Knochenmatrix registriert werden. Die Abgrenzung zwischen Knochenschmerzen und Beschwerden wie Gelenkschmerzen oder Muskelschmerzen fällt den Betroffenen oftmals jedoch äußerst schwer. Zumal beispielsweise im Rahmen einer Fraktur die Schmerzen auch im umgebenden Gewebe – wie den Muskeln, Bändern und Faszien – wahrgenommen werden, da diese meist ebenfalls geschädigt sind. Die umgangssprachliche Bezeichnung Gliederschmerzen umfasst als Oberbegriff sämtliche Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen.
Symptome
Knochenschmerzen werden von den Betroffenen meist als dumpfer, tief sitzender Schmerz wahrgenommen, der häufig unter Belastung deutlich zunimmt. Dabei sind in der Regel einzelne Knochen wie beispielsweise die Röhrenknochen des Oberschenkels, des Oberarms, der Elle oder des Schienbeins betroffen, die Beschwerden können sich theoretisch jedoch im gesamten Skelettsystem manifestieren. Für die Betroffenen sind die Knochenschmerzen als solche häufig nur schwer lokalisierbar. Der Knochenschmerz kann plötzlich einsetzen oder sich mit der Zeit allmählich entwickeln und dabei kontinuierlich zunehmen. Während einige Betroffene nur unter Belastung an Schmerzen der Knochen leiden, zeigen andere auch im Ruhezustand entsprechende Beschwerden.
Aufgrund der Schmerzen neigen die Patienten dazu, eine Schonhaltung einzunehmen, die ihrerseits Fehlbelastungen der Gelenke, Muskeln und Bänder mit sich bringt. Auf diese Weise können durch die Knochenschmerzen weitere Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems hervorgerufen werden. Neben den Knochenschmerzen sind bei den verschiedenen Ursachen der Beschwerden unterschiedlichste Begleitsymptome zu beobachten, die anschließenden im Zusammenhang mit den jeweiligen ursächlichen Erkrankungen eingehender erläutert werden.
Ursachen von Knochenschmerzen
Die unmittelbaren Ursachen für Knochenschmerzen reichen von sogenannten Wachstumsschmerzen über Frakturen, Knochenerkrankungen und Stoffwechselbeeinträchtigungen bis hin zu bösartigen Tumoren mit Metastasierung. Zwar sind die Knochenschmerzen nicht mit Gelenkschmerzen zu verwechseln, doch können diese durchaus zum selben Krankheitsbild zählen. So sind beispielsweise Hüftschmerzen häufiger im Zusammenhang mit einer Erkrankung an Osteomalazie zu beobachten, welche wiederum Ursache für Knochenschmerzen im Oberschenkelbereich sein kann.
Knochenkrankheiten als Ursache
Verschiedene Knochenerkrankungen können zu Schädigungen der Knochensubstanz und entsprechenden Knochenschmerzen führen, wobei die Osteoporose und Osteomalazie (im Kindesalter Rachitis) sicher zu den bekanntesten zählen. Weniger verbreitet, und daher weniger bekannt, sind Knochenkrankheiten wie die sogenannte aseptische Knochennekrose, Osteodystrophia deformans und das Engelmann-Syndrom.
Osteoporose
Osteoporose (Knochenschwund) beschreibt ein Beschwerdebild, das durch eine Abnahme der Knochendichte geprägt wird und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Knochenbrüchen mit sich bringt. Typischerweise sind vor allem ältere Menschen betroffen, da mit dem Lebensalter die Knochendichte natürlicherweise nachlässt. Allerdings kann die Osteoporose auch Nebeneffekt anderer Erkrankungen wie beispielsweise einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer chronischen Polyarthritis sein. Die Einnahme von bestimmten Arzneimittel wird ebenfalls in Zusammenhang mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko gebracht. bedingt werden. Oft verläuft die Osteoporose zunächst unbemerkt, bis schließlich die ersten Frakturen bei scheinbar nichtigem Anlass auftreten. Diese sind verantwortlich für die plötzlich einsetzenden Knochenschmerzen im Rahmen einer Osteoporose-Erkrankung.
Osteomalazie
Bei der Osteomalazie (Knochenerweichung) findet keine ausreichende Mineralisierung der Knochensubstanz statt, was zu einem erhöhten Anteil weicher Knochenmatrix am Knochenaufbau führt. Verursacht wird die Erkrankung meist durch eine Mangel an Vitamin D und/oder Calcium-Mangel. Anhaltende dumpfe Knochenschmerzen gelten als typisches Merkmal der Osteomalazie. Die Schmerzen gehen dabei vermutlich von der Knochenhaut aus. Auch verursachen die sogenannten schleichenden Frakturen, welche im Rahmen der Osteomalazie auftreten können, zum Teil erhebliche Schmerzen der betroffenen Knochen. Häufiger zeigen sich derartige schleichende Knochenbrüche zum Beispiel an der Innenseite des Oberschenkelknochens. Die Osteomalazie-Patienten neigen zu Schonhaltungen, die das Risiko weiterer Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems deutlich erhöhen. Bei Kindern wird die Knochenerweichung als Rachitis bezeichnet.
Aseptische Knochennekrose
Als Knochenerkrankung, die zu erheblichen Knochenschmerzen führen kann, ist auch die sogenannte aseptische Knochennekrose (Knocheninfarkt ohne Infektion) zu nennen, bei der die Blutversorgung des Knochengewebes durch einen Gefäßverschluss lokal beeinträchtigt wird. Anschließend beginnt das Knochengewebe aufgrund des Mangels an Sauerstoff, Nähr- und Mineralstoffen allmählich abzusterben. Die Schädigungen der Knochensubstanz können dabei ein äußerst unterschiedliches Ausmaß annehmen. Dies reicht von nicht wahrnehmbaren minimalen Substanzverlusten, bis hin zu schweren irreversiblen Schäden, die mit erheblichen Knochenschmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden sind.
Osteodystrophia deformans
Knochenschmerzen sind auch bei einer Erkrankung an Morbus Paget (Osteodystrophia deformans) zu beobachten. Diese pathologische Veränderung der Knochen betrifft vor allem ältere Menschen und ist im Anfangsstadium durch entzündliche Prozesse gekennzeichnet, die mit einer erhöhten Knochenumbaurate und Schmerzen in den Knochen einhergehen. Die Knochen beginnen sich zu verdicken und zu deformieren. Vermehrt betroffen sind Becken, Beinknochen und die Lendenwirbelsäule. Unter Umständen werden die Knochenveränderungen auch von außen sichtbar. Die Wärmeabgabe über die Haut ist in den betroffenen Bereichen oftmals deutlich erhöht beziehungsweise es lässt sich auf der Haut eine Überwärmung spüren. Da die Veränderungen der Knochen mitunter auf die Nervenbahnen drücken, sind im Rahmen einer Erkrankung an Morbus-Paget nicht selten weitere Beschwerden wie Kreuzschmerzen beziehungsweise Rückenschmerzen, Ischiasschmerzen und Muskelverspannungen (beispielsweise Nackenverspannungen) und zu beobachten.
Akromegalie
Eine seltene Form der Knochenerkrankungen, die mit Knochenschmerzen verbunden sein kann, ist die Akromegalie, welche als eine Vergrößerung der Körperendglieder und der sogenannten Akren (am weitesten vom Rumpf entfernte Körperteile) wahrnehmbar ist. Betroffen sind vor allem Zehen und Füße, Finger und Hände sowie Nase, Kinn und Gesichtspartien wie Augenbrauenwülste oder Jochbein. Hervorgerufen wird die Akromegalie durch eine Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin, weshalb sie aus medizinischer Sicht den sogenannten endokrinologischen Erkrankungen (Erkrankungen der Hormondrüsen) zugeordnet wird. Ursache ist ein Tumor in der Hirnanhangsdrüse.
Entscheidend für den Verlauf der Erkrankung ist, ob diese vor oder nach der Pubertät einsetzt. Denn sind die Wachstumsfugen der Knochen bei Ausbruch der Erkrankung noch nicht geschlossen, zeigen die Betroffenen statt der auffälligen Vergrößerung der Körperendglieder mit entsprechenden Veränderungen der Körperproportionen ein allgemeines Längenwachstum in Form des Riesenwuchses. Sind die Wachstumsfugen bei Ausbruch der Erkrankung bereits geschlossen, führt die erhöhte Konzentration des Wachstumshormons Somatotropin bei der Akromegalie an anderer Stelle zu unkontrollierten Wachstum von Gelenkknorpel und Gewebestrukturen. Hierdurch entwickelt sich die auffällige Verschiebung der Körperproportionen der Betroffenen. Neben den Knochenschmerzen sind als Begleitsymptome aufgrund der Störungen des Hormonhaushaltes Beschwerden wie Kopfschmerzen, Mattigkeit, Müdigkeit, vermehrtes Schwitzen und ein Rückgang der sexuellen Erregbarkeit zu beobachten. Infolge der Akromegalie erhöht sich zudem das Risiko von Bluthochdruck, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen.
Engelmann-Syndrom
Eine weitere seltene Ursache der Knochenschmerzen ist das Engelmann-Syndrom, welches eine unkontrollierte Verdickung der Knochen beschreibt. Die Belastbarkeit der Knochenstruktur geht dabei deutlich zurück. Das Engelmann-Syndrom ist eine Erbkrankheit, die bereits im Kindesalter zu einer überschüssigen Bildung von Knochengewebe führt und dabei entsprechende Knochenschmerzen verursachen kann. Zunächst sind in der Regel meist Röhrenknochen wie Schienbein, Oberschenkelknochen, Speiche oder Elle betroffen. Im späteren Krankheitsverlauf weiten sich die Beschwerden auf andere Knochen aus und es zeigen sich vermehrt begleitenden Beeinträchtigungen der umliegenden Muskulatur. Im Spätstadium erfasst die Erkrankung unter Umständen auch die Schädelbasis und den Unterkiefer, was zur Einengung der Kanäle für die Hirnnerven führen kann. Wird hier ein Nerv eingeklemmt sind neurologische Ausfallerscheinungen wie ein Hörverlust, Sehstörungen und Gesichtslähmungen drohende Folgen.
Krebserkrankungen
Krebserkrankungen sind als mögliche Ursache der Knochenschmerzen zu nennen, wobei zwischen Knochenkrebs beispielsweise in Form eins Multiplen Myeloms oder Osteosarkoms und den Knochenmetastasen, die sich im Zuge anderer Krebserkrankungen entwickeln, zu unterscheiden ist. Knochenmetastasen sind zum Beispiel im Spätstadium bei Brust- und Prostatakrebs häufiger zu beobachten. Sie sind auf Basis der heutigen medizinischen Kenntnisse nicht heilbar. Die Knochenschmerzen werden bei Knochenmetastasen durch die Kombination mehrerer Faktoren als besonders stark wahrgenommen. So führt die Bildung der Metastasen einerseits zu Kompressionen der Nerven und einer Verringerung der Durchblutung, anderseits werden Botenstoffen freigesetzt, die Entzündungsprozesse initiieren. Alle drei Faktoren können bereits für sich genommen Knochenschmerzen hervorrufen, in Kombination zeigen sie eine fatale Wirkung. Hinzu kommt eine Aktivierung der sogenannten Osteoklasten, welche ein saures Milieu in dem betroffenen Knochen bedingt, das wiederum zu Schmerzen führen kann.
Ein Osteosarkom betrifft den Knochen direkt und ist durch ein unkontrolliertes Zellwachstum der Knochengrundsubstanz gekennzeichnet. Die Knochen werden zunehmend geschädigt und die Patienten leiden unter erheblichen Schmerzen. Es droht die Bildung von Metastasen in der Lunge. Osteosarkome manifestieren sich zunächst meist an den langen Röhrenknochen in der Nähe der Gelenke, dabei können durchaus auch jüngere Menschen betroffen sein. Multiple Myelome sind eine weitere Form der Krebserkrankungen, die unmittelbar im Knochen entstehen. Sie gelten als besonders bösartig, betreffen das Knochenmark und führen hier zu einer unkontrollierten Vermehrung der sogenannten Plasmazellen, die ihrerseits zur Produktion von Antikörpern dienen. Die Plasmazellen bedingen eine Auflösung des Knochens und erhebliche Knochenschmerzen. Auch führen die überschüssig produzierten Antikörper nicht selten zu Ablagerungen im Gewebe, die ihrerseits zum Beispiel zu Durchblutungsstörungen oder Beeinträchtigungen der Nierenfunktion führen können.
Weitere Ursachen für Knochenschmerzen
Neben den Erkrankungen, die direkt die Knochensubstanz betreffen, sind zahlreiche weitere Faktoren als mögliche Ursache der Knochenschmerzen in Betracht zu ziehen. Diese reichen vom Opioidentzug über Regulationsstörungen der Nebenschilddrüsen, die Vitaminmangelkrankheit Skorbut und chronisches Nierenversagen bis hin zu akuter Leukämie.
Hyperparathyreoidismus
Durch eine Regulationsstörung der Nebenschilddrüsen wird bei einem sogenannten Hyperparathyreoidismus zu viel Parathormon gebildet, was einen verstärkten Abbau der Knochensubstanz zur Folge hat. Das Calcium aus den Knochen wird gelöst, wodurch eine Demineralisierung und unter Umständen Knochenschmerzen hervorgerufen werden. Die gleichzeitig durch Parathormon verringerte Calcium-Abgabe über das Urin, hat einen deutlichen Anstieg der Calcium-Konzentration im Blut zur Folge. Dies führt schlimmstenfalls zur Bildung von Nieren- und Gallensteinen oder gar einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Typisches Begleitsymptom sind in derartigen Fällen massive Bauchschmerzen (Akute Bauchschmerzen).
Chronisches Nierenleiden
Bei einem chronischen Nierenleiden wird der Knochenstoffwechsel oftmals erheblich in Mitleidenschaft gezogen, was zu Veränderungen der Knochensubstanz und entsprechenden Knochenschmerzen führen kann. Die Beeinträchtigung des Vitamin D-Stoffwechsels, die gleichzeitig reduzierte Aufnahme von Calcium über den Darm und die Übersäuerung des Blutes verursachen einen erheblichen Verlust der Knochensubstanz, der mit ähnlichen Symptomen wie eine Osteoporose-Erkrankung einhergeht. Chronische Nierenleiden können neben den Knochenschmerzen verschiedene weitere Beschwerden wie beispielsweise Bluthochdruck, Schädigungen des peripheren Nervensystems oder schlimmstenfalls tödliche Erkrankungen des Herzens (Koronare Herzkrankheit, Herzbeutelentzündung) hervorrufen.
Wachstumsschmerzen
Knochenschmerzen werden bei Kindern und Jugendlichen auch in Zusammenhang mit allgemeinen Wachstumsprozessen gebracht. Diesen sogenannten Wachstumsschmerzen liegt keine nachweisbare Erkrankung zugrunde und sie treten in der Regel nur als kurzfristiger Schmerz auf, der von alleine wieder verschwindet. Zwar verläuft das Wachstum normalerweise schmerzfrei, doch bei einigen Heranwachsenden treten während der Wachstumsphase trotz fehlender körperlicher Symptome erhebliche Knochenschmerzen auf. Besonders häufig sind dabei die Beine betroffen. Vor allem Nachts werden die Betroffenen von den unangenehmen Schmerzattacken aus dem Schlaf gerissen. Diese sind in der Regel jedoch relativ schnell wieder verschwunden und die Betroffenen plagen keine weitergehenden Beeinträchtigungen.
Opioidentzugssyndrom
Bei einer Abhängigkeit von Opioiden (beispielsweise Heroin) zeigen sich bereits einige Stunden nach der letzten Einnahme erste Anzeichen des Entzugs. Die Entzugserscheinungen erreichen in der Regel nach anderthalb bis drei Tagen ihren Höhepunkt und können dabei unter anderem Beschwerden wie Hitzewallungen, starkes Schwitzen, Herzklopfen, Gänsehaut, Appetitlosigkeit, Fieber, eine erhöhte Herzschlag- und Atemfrequenz, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen umfassen. Vor allem in den unteren Extremitäten sind infolge des Opioidentzugs auch Muskelschmerzen und Knochenschmerzen zu beobachten.
Akute Leukämie
Eine weitere mögliche Ursache der Knochenschmerzen ist die akut verlaufende Leukämie (Blutkrebs). Sie tritt im Gegensatz zu der chronischen Leukämie relativ plötzlich auf und zeigt sich dabei mit äußerst unterschiedlichen Symptomen. Allgemeine Schwäche, eine erhöhte Blutungsneigung, winzige Gewebeeinblutungen und vermehrte blaue Flecke, können hier erste Hinweise bilden. Die Betroffenen beginnen darüber hinaus vor allem nachts vermehrt zu schwitzen, zeigen eine Lymphknotenschwellung und weisen zudem oftmals eine Vergrößerung der Leber und Milz auf. Begleitend können Knochenschmerzen hinzukommen, diese sind jedoch kein fester Bestandteil des Krankheitsbildes. Eine akute Leukämien kann bei unterlassener Behandlung innerhalb relativ kurzer Zeit (einigen Wochen) zum Tod der Patienten führen.
Skorbut
Eine früher durchaus verbreitete, heute in Europa kaum noch vorkommende Ursache der Kochenschmerzen ist die Vitaminmangelerkrankung Skorbut. Bei einer Ernährung ohne beziehungsweise mit lediglich minimalen Anteilen Vitamin C treten nach spätestens vier Monaten erste körperliche Beschwerden auf. Die Betroffenen neigen vermehrt zu Zahnfleischblutungen, sind anhaltend müde und erschöpft, leiden unter Schwindel und haben mit Hautproblemen zu kämpfen. Hohes Fieber, Durchfall, schlecht heilende Wunden, Zahnausfall und Muskelschwund gelten als weitere Merkmal der Vitaminmangelkrankheit. Die Knochenschmerzen werden bei Skorbut durch Einblutungen unterhalb der Knochenhaut verursacht. Insgesamt ist der Organismus aufgrund der Vitaminmangelerkrankung extrem geschwächt und äußerst anfällig gegenüber Infektionskrankheiten. Schlimmstenfalls kann Skorbut bei anhaltendem Vitamin-C-Mangel zum Tod der Betroffenen infolge einer Herzschwäche führen.
SAPHO-Syndrom, Erdheim-Chester-Erkrankung und Langerhans-Zell-Histiozytose
Knochenschmerzen können außerdem durch sehr seltenen Krankheiten wie beispielsweise das SAPHO-Syndrom, eine Histiozytose X oder die Erdheim-Chester-Erkrankung bedingt werden. Zwar liegt das Risiko einer entsprechenden Erkrankung äußerst gering, doch sollten auch diese Auslöser in Betracht gezogen werden, wenn sich keine anderen Ursachen der Knochenschmerzen ermitteln lassen. Typische Begleitsymptome beim SAPHO-Syndrom sind starke Akne, die Bildung eitriger Bläschen an Händen und Füßen, Gelenkkapselentzündungen, Knochenmarkentzündungen (Osteomyelitis) und eine krankhafte Vermehrung der Knochensubstanz (Hyperostose).
Die Langerhans-Zell-Histiozytose und die Erdheim-Chester-Erkrankung zählen beide zu der Gruppe der sogenannten Histiozytosen, die auf einer Fehlfunktion bestimmter, hauptsächlich im Bindegewebe vorkommender Zellen des Immunsystems basieren. Es bilden sich tumorähnliche Gewebeveränderungen, die auch das Skelettsystem befallen können. Abhängig davon, wo sich die Histiozytose manifestiert, sind äußerst unterschiedliche Symptome zu beobachten. Da das Skelettsystem relativ häufig betroffen ist, zählen Knochenschmerzen zu den verbreiteteren Beschwerden der Langerhans-Zell-Histiozytose und der Erdheim-Chester-Erkrankung. Ein Befall weiterer Organe (zum Beispiel Lunge, Leber oder Milz) ist im Zuge beider Erkrankungen allerdings durchaus keine Seltenheit, wobei dieser schlimmstenfalls tödliche Folgen haben kann. Auch Hautirritation, wie beispielsweise ein Juckender Hautausschlag, und Fieber zeigen sich vermehrt im Zusammenhang mit den Histiozytosen. Insgesamt ist die Verbreitung der Langerhans-Zell-Histiozytose und der Erdheim-Chester-Erkrankung glücklicherweise jedoch äußerst gering.
Diagnostik
Zu Beginn der Diagnose sollte eine ausführlich Anamnese erfolgen, um die Ursachen der Knochenschmerzen bereits möglichst weit einzugrenzen. Es folgte eine erste körperliche Untersuchung mit Abtasten der schmerzenden Körperregionen und einer oberflächlichen Begutachtung. Bewegungstest können sich hier ebenfalls anbieten. Röntgenaufnahmen sind bei Knochenbeschwerden ein allgemein häufig verwendetes Diagnoseverfahren, da hier stärkere Veränderungen der Knochenstruktur meist relativ gut sichtbar werden. Dies gilt nicht nur für Frakturen und verschiedene unmittelbare Knochenerkrankungen, sondern beispielsweise auch für Skorbut. Bei der Vitaminmangelkrankheit sind deutlich die Einblutungen unter die Knochenhaut zu erkennen.
Um genauer festzustellen, welcher Art die Veränderungen der Knochenstruktur sind, wird bei Bedarf eine Knochendichtemessung durchgeführt und eine Gewebeprobe des Knochens (Knochenbiopsie) entnommen. Eine Biopsie ist auch das Mittel der Wahl bei der Diagnose von Tumoren. Moderne bildgebende Verfahren, wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) können darüber hinaus weitere wichtige Informationen zur Diagnosestellung liefern. Wesentliche Hinweise zur Beurteilung der Knochenschmerzen ergeben sich außerdem unter Umständen aus der Laboruntersuchung von Urin- und Blutproben der Betroffenen. Auf diesem Wege lassen sich zum Beispiel sowohl chronische Nierenleiden, als auch ein Hyperparathyreoidismus, Osteodystrophia deformans oder eine akute Leukämie relativ eindeutig feststellen.
Therapie
Die Therapiemöglichkeiten gegen Knochenschmerzen sind stark abhängig von den Auslösern der Beschwerden. Während bei einigen Erkrankungen, die Schmerzen der Knochen hervorrufen, eine vollständige Heilung gelingt, sind andere bis heute nicht therapierbar. Hier konzentriert sich die Behandlung auf eine Linderung der Symptome und die Reduzierung des Voranschreitens der Erkrankung.
Behandlung bei Osteoporose
Osteoporose ist eine der Knochenkrankheiten, bei denen bis heute keine Heilung, sondern lediglich eine Verlangsamung des Krankheitsprozesses erreicht werden kann. Im Rahmen der Therapie wird meist eine Anpassung der Ernährung zur Sicherstellung der benötigten Calciumaufnahme und die Ausübung körperlicher Aktivitäten zur Anregung der Knochenbildung empfohlen. Da Vitamin D eine wesentliche Funktion beim Knochenaufbau einnimmt und nur bei Kontakt der Haut mit dem Sonnenlicht gebildet wird, sollten außerdem mindestens 30 Minuten am Tag Sonnenstrahlen die Haut erreichen. Auch die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten kann hier hilfreich sein. Darüber hinaus stehen Arzneien zur Verfügung, die eine Verminderung der Knochenresorption oder eine Anregung der Knochenbildung bewirken sollen, doch sind diese zum Teil mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und daher nicht unumstritten. Möglichkeiten der naturheilkundlichen Osteoporose-Therapie werden weiter unten im Abschnitt „Naturheilkunde bei Knochenschmerzen“ dargestellt.
Therapie bei Osteomalazie
Da die Knochenerweichung in der Regel auf einen Mangel an Calcium oder Vitamin-D zurückzuführen ist, sieht die Standardtherapie hier eine Anpassung der Ernährungsweise auf calciumhaltige Lebensmittel (zum Beispiel Milch, Käse, Grünkohl oder Broccoli) , ausreichend Sonnenkontakt sowie gegebenenfalls die Einnahme von Calcium- und Vitamin-D-Präparaten vor. Geht die Osteomalazie auf einen Mangel an Phosphat zurück, ist eine entsprechende Anwendung von Phosphat-Präparaten vorgesehen. Durch gezielte Behebung des Mangels, der die Osteomalazie hervorgerufen hat, lässt sich ein Fortschreiten der Knochenerweichung und damit des Knochenschmerzes in den meisten Fällen stoppen.
Behandlung einer aseptischen Knochennekrose
Die aseptische Knochennekrose und die hiermit verbundenen Knochenschmerzen sind – abhängig von dem Ausmaß und der Lokalisation der Beschwerden – mit äußerst unterschiedlichen Verfahren therapierbar. Zunächst gilt es, die betroffenen Knochen zu schonen beziehungsweise zu entlasten, was meist durch eine Ruhigstellung erfolgt. Sogenannte Entlastungsbohrungen sind bei schwereren Formen der aseptische Knochennekrose als invasiver Eingriff vorgesehen. Auch Knochentransplantationen und der Einsatz von sogenannten Endoprothesen können bei einer ausgeprägten Knochennekrose erforderlich werden. Bei weniger schwerwiegenden Formen und im Frühstadium der Erkrankung wird der hyperbaren Sauerstofftherapie (Einatmung reinen Sauerstoffs bei erhöhtem Umgebungsdruck) eine vielversprechende Wirkung nachgesagt.
Behandlung bei Osteodystrophia deformans
Bei Osteodystrophia deformans beziehungsweise Morbus Paget konzentriert sich die Behandlung ebenfalls auf eine Linderung der Symptome, da ein Heilung auf Basis des heutigen medizinischen Wissens nicht möglich ist. Schmerzmittel und entzündungshemmende Arzneien bilden hier in der Regel einen wesentlichen Bestandteil der schulmedizinischen Therapie. Begleitend wird den Betroffenen häufig Krankengymnastik verordnet, um die Beweglichkeit möglichst zu erhalten und das Muskel-Skelett-System zu stabilisieren. Auch Arzneien, die den Abbau der Knochensubstanz hemmen (Bisphosphonate), finden im Rahmen der Behandlung von Morbus Paget Anwendung. Als letzte Option bleibt eine operative Korrektur der Knochen oder der Ersatz durch eine Prothese.
Akromegalie Behandlung
Die Akromegalie geht in der Regel auf ein tumoröses Geschehen in der Hirnanhangsdrüse zurück, dem mit einer chirurgische Entfernung des Tumors begegnet wird. Zu Vorbereitung des operativen Eingriffs oder nach einer nicht vollständig geglückten chirurgischen Beseitigung kann einen medikamentöse Behandlung erfolgen, wobei im Rahmen der medikamentösen Nachsorge die Normalisierung der Hormonausschüttung im Mittelpunkt steht. Als letzte Behandlungsmöglichkeit bleibt eine Strahlentherapie, die jedoch erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringt und daher nur in Erwägung zu ziehen ist, wenn sämtliche anderen Therapieansätze erfolglos blieben.
Therapie des Engelmann-Syndroms
Das Engelmann-Syndrom ist als Erbkrankheit nicht heilbar, doch kann die Langzeittherapie mit Kortikosteroiden eine deutliche Linderung der Beschwerden bewirken. Unter Umständen wird allerdings das Wachstum der Betroffenen durch die Therapie deutlich beeinträchtigt.
Behandlung bei Knochenmetastasen und Knochenkrebs
Während bei den Knochenkrebserkrankungen durchaus Behandlungsoptionen beispielsweise in Form einer operativen Entfernung, Strahlentherapie, Chemotherapie oder Stammzellentransplantation bestehen, die eine Heilung bewirken können, sind Knochenmetastasen bis heute in der Regel nicht heilbar und die Therapie zielt auf ein palliative Versorgung der Patienten. Dies gilt auch für die Strahlen- und Chemotherapien, welche bei Knochenmetastasen unter Umständen durchgeführt werden. Operative Eingriffe an den befallenen Knochen bieten indes nicht nur die Möglichkeit, kurzfristig das von Knochenmetastasen befallene Gewebe zu entfernen, sondern in sehr seltenen Fällen wurde bei speziellen Metastasen (des Nierenzellkarzinoms) auf diesem Wege auch eine Heilung erreicht.
Behandlung weiterer Ursachen
Gegen die verschiedenen weiteren potenziellen Auslöser der Knochenschmerzen kommen jeweils angepasste Behandlungsstrategien zur Anwendung. Dabei reicht das Spektrum von einer einfachen Umstellung der Ernährung (beispielsweise bei Skorbut) über Massagen gegen Wachstumsschmerzen oder einen medikamentös gestützten Opioidentzug bis hin zu chirurgischen Eingriffen (beispielsweise bei Hyperparathyreoidismus) sowie Strahlentherapie, Chemotherapie und Stammzellentherapie gegen eine akute Leukämie. Ist die Ursache der Knochenschmerzen diagnostiziert, lässt sich in der Regel jedoch recht eindeutig angeben, wie die Behandlungsmöglichkeiten aussehen und welchen Erfolg diese versprechen.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei extrem seltenen Erkrnakungen wir dem SAPHO-Syndrom oder der Erdheim-Chester-Erkrankung ist bislang nur wenig fundiertes Wissen vorhanden und so kommt hier oftmals eine Kombination aus Krankengymnastik, Schmerzmitteln, Immunsuppressiva, Bisphosphonaten, bestimmte Antibiotika, Steroiden und Interferon zum Einsatz, mit der auf die jeweilige Symptomatik reagiert werden soll.
Naturheilkunde bei Knochenschmerzen
Die Naturheilkunde hält gegen einige potenzielle Auslöser der Knochenschmerzen durchaus vielversprechende Behandlungsoptionen bereit, doch sind diese in den meisten Fällen lediglich für eine begleitende Therapie geeignet. Auch kann die Naturheilkunde den Krebserkrankungen und Erbkrankheiten in der Regel kaum etwas entgegensetzen.
Bei Osteoporose wird in der Naturheilkunde einer basischen Ernährung beziehungsweise dem Ausgleich im Säure-Basen-Haushalt eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben, da die Übersäuerung des Körpers für einen vermehrten Calciumabbau in den Knochen verantwortlich gemacht wird. Auch soll mit Hilfe der Magnetfeldtherapie eine Stimulation der Knochenbildung erreicht werden. Gleiches gilt für das sogenannte Vibrationstraining, bei dem die Patienten auf einem vibrierenden Untergrund stehen. Darüber hinaus wird die Schüssler-Salz-Therapie gegen den Knochenschwund eingesetzte, wobei die Schüssler Salze Nr. 1 (Calcium Fluoratum), Nr. 2 (Calcium Phosphoricum) und Nr. 11 (Silicea) Anwendung finden. Des Weiteren kommen verschiedene Heilpflanzen wie Schachtelhalm, Beinwell oder Meeresalgen bei der Behandlung von Knochenschmerzen zum Einsatz. Die Orthomolekulare Medizin mit hochdosierter Vitaminbehandlung verspricht insbesondere bei den Störungen des Knochenstoffwechsels infolge von Mangelerscheinungen Linderung. Die manuellen Behandlungsmethoden wie Rolfing oder Osteopathie bieten vor allem bei Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates durch die unterschiedlichen Knochenerkrankungen unter Umständen eine erfolgversprechende Begleittherapie. Die Homöopathie nutzt zur Linderung akuter Knochenschmerzen, wie sie beispielsweise im Rahmen von Frakturen auftreten, Arnica und bei anhaltenden Schmerzen findet Ruta als homöopathisches Mittel Anwendung. Zur schnelleren Knochenheilung soll Symphytum beitragen und gegen ein verzögerte Knochenwachstum wird Calcium phosphoricum eingesetzt.
Welche naturheilkundliche Behandlungsmethode angewandt wird, ist maßgeblich von den Ursachen der Knochenschmerzen und dem individuellen Beschwerdebild der Betroffenen abhängig. Die Auswahl sollte stets in enger Rücksprache zwischen Therapeuten und Patienten erfolgen.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alexandra Villa-Forte: Schmerzen im Bewegungsapparat, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- M. Nathrath, I. Teichert von Lüttichau: Onkologische Ursachen von Knochenschmerzen, Monatsschrift Kinderheilkunde, Ausgabe 7/2009, (Abruf 08.10.2019), Springer
- Andreas Jopp: Risikofaktor Vitaminmangel, Trias Verlag, 5. Auflage, 2017
- C.P. Rader, N. Corsten, O. Rolf: Osteomalazie und Vitamin-D-Hypovitaminose, Der Orthopäde, Ausgabe 9/2015, (Abruf 08.10.2019), Springer
- Marvin E. Steinberg: Osteonekrose, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Ian M. Chapman: Gigantismus und Akromegalie, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.