Kopfschmerzen sind eine der häufigsten menschlichen Schmerzformen. Bei vielen Menschen treten diese in Form von Spannungskopfschmerzen oder Migräne auf. Die Ursachen sind vielfältig – Kopfschmerzen können Symptom verschiedenster Erkrankungen sein.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht Kopfschmerzen – Die wichtigsten Fakten
Dieser Artikel gibt einen Überblick über Diagnose, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Kopfschmerzen. Eine Faktenübersicht in Kürze:
- Definition: Kopfschmerzen, die in der Fachsprache auch als Zephalgie bezeichnet werden, umfassen Schmerzen im Kopfbereich. Diese können primär oder sekundär als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auftreten. Zu den primären Kopfschmerzen zählen: Migräne, Spannungskopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen, Trigeminusneuralgie.
- Symptome: Kopfschmerzen können von leicht bis stark empfunden werden und unter anderem stechend, ziehend, drückend oder pochend sein. Die Schmerzen können akut oder chronisch, ein- oder beidseitig auftreten und Schädel, Gesicht und die obere Halswirbelsäule betreffen. Im Fall von Migräne treten zudem Sehstörungen und Übelkeit auf.
- Diagnose: Selbstbeobachtung, Anamnese, körperliche Untersuchung, Abklärung möglicher Grunderkrankungen, die hinter den Kopfschmerzen stehen können. Bildgebende Verfahren (Röntgen, Magnetresonanztomographie, Computertomographie), Blutuntersuchungen und neurologische Untersuchungen können folgen.
- Ursachen: Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeit, klimatische Faktoren, Medikamente, Schlafmangel, Rauchen und Alkohol oder psychische Ursachen zählen zu den Auslösern primärer Kopfschmerzen. Bei sekundären Kopfschmerzen sind unter anderem folgende Erkrankungen als mögliche Ursachen zu nennen: Hirntumor, Aneurysma, Hirnblutung, Hirninfarkt, Hirnvenenthrombose, Gehirnhautentzündung, Gehirnerschütterung, Schleuder- oder Schädel-Hirn-Trauma, Nieren- und Lebererkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Glaukomanfall, Erkältungsinfekte, Kieferhöhlen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, Zahnerkrankungen, Augenkrankheiten, Multiple Sklerose, niedriger Blutdruck (Hypotonie), Bluthochdruck (Hypertonie), prämenstruelles Syndrom.
- Konventionelle Therapie: Die konventionelle Therapie richtet sich nach der gestellten Diagnose und setzt in erster Linie Schmerzmittel ein. Bei Migräne kommen beim akuten Anfall Triptane und zusätzlich Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) zum Einsatz. Bei Spannungskopfschmerzen und leichter Migräne werden Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol empfohlen. Clusterkopfschmerzen werden im akuten Anfall mit Sauerstoffinhalation und Triptanen (Migränemittel) behandelt.
- Naturheilkunde: Fastenkur mit Saft, Rohkostkur, pflanzliche Schmerzmittel, Schröpfmassage, Akupunktur, Kneipp´sche Anwendungen oder Hydrotherapie, Homöopathie, Hypnotherapie, manuelle Verfahren (Rolfing, Osteopathie), Progressive Muskelrelaxation, Yoga.
- Wichtiger Hinweis: Wiederholt auftretende und/oder sehr starke akute Kopfschmerzen sollten immer zeitnah sorgfältig ärztlich untersucht und diagnostisch abgeklärt werden. Dies gilt auch für erstmalig auftretende Kopfschmerzen oder Schmerzen, die sich deutlich von bisherigen Kopfschmerzen unterscheiden.
Definition
Der Kopfschmerz (Zephalgie), kann primär, also als eigenständiges Beschwerdebild auftreten. Oder sekundär als Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung.
In ungefähr 90 Prozent der Fälle werden primäre Kopfschmerzen diagnostiziert. Diese zeigen sich vor allem in Form von Migräne und Spannungskopfschmerzen und verlaufen chronisch.
Die restlichen zehn Prozent treten sekundär auf, zum Beispiel als Begleiterscheinung von Bluthochdruck oder Diabetes. Vorübergehend kann Kopfschmerz auch als „Katerkopfschmerz” nach übermäßigem Alkohol- und/oder Tabakkonsum vorkommen, bei Wetterfühligkeit, Erkältung oder Grippe.
Arten von Kopfschmerzen
Die Schulmedizin teilt verschiedene Kopfschmerzformen nach häufig vorkommenden Auslösern, Verläufen, Ursachen, Haupt- und Begleitsymptomen ein.
In der Praxis werden diese Beschreibungen durch individuell erlebte Empfindungen und Beobachtungen der Betroffenen ergänzt. Manchmal kann aufgrund der individuellen Ausprägung auch keine Zuordnung vorgenommen werden.
In der Naturheilkunde werden diese Einteilungen ebenfalls berücksichtigt. Es kommen jedoch oft weitere Hypothesen zu den Ursachen in Frage. So bestehen neben der konventionellen Therapie alternative Behandlungsansätze zur Wiederherstellung der physiologischen Selbstorganisation des Organismus.
Diagnose
Kopfschmerzen können akut oder chronisch verlaufen, Schädel, Gesicht, die obere Halswirbelsäule betreffen und mit Begleitsymptomen einhergehen. Verlauf, Lokalisation und Schmerzcharakter, Auslöser und begleitende Symptome geben wichtige Hinweise auf die Ursache.
Einer wirksamen Behandlung sollte deshalb eine gute Selbstbeobachtung der Betroffenen vorausgehen. Die Ärztin oder der Arzt wird in der Anamnese eine sorgfältige Befragung durchführen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Die Abklärung möglicher Grunderkrankungen gehört ebenso dazu.
Kann dadurch noch keine eindeutige Diagnose gestellt werden, können weitere Untersuchungen Aufschluss über die Ursache gebe. Dazu zählen bildgebende Verfahren (Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomographie, Computertomographie) des Gehirns.
Auch Blutuntersuchungen, neurologische Untersuchungen sowie psychologische Tests können zum Einsatz kommen. Eine augenärtzliche Untersuchung wird normalerweise bei Kopfschmerzen ebenfalls durchgeführt. Liegt eine Diagnose vor, kann auf deren Grundlage ein individueller Therapieplan erarbeitet werden.
Kopfschmerz-Tagebuch
Sinnvoll ist es bei chronischen und wiederkehrenden Kopfschmerzen, selbst ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen. Diese Hinweise können nicht nur der Ärztin oder dem Arzt, sondern auch Betroffenen selbst Aufschluss zu möglichen Ursachen der Beschwerden geben.
Folgende Punkte, die nachgehend noch erläutert werden, sollten in einem Kopfschmerz-Tagebuch über mehrere Monate lang regelmäßig notiert werden:
- Wo genau tritt der Schmerz auf?
- Wie fühlt sich der Schmerz an und wie stark ist er?
- Wann tritt der Schmerz auf und wie lange dauert er?
- Welche Auslöser kommen in Frage in der Situation? Dazu wiederum können unter anderem Stress, Einnahme von Medikamenten, Klima, Lärmbelastung, Unterzuckerung, hormonelle Faktoren (zum Beispiel Schwankungen im Rahmen des Menstruationszyklus), Nahrungsmittel, Schlafdauer und -rhythmus oder auch Alkohol zählen.
Schmerzen lokalisieren
Die Schmerzen unterscheiden sich zunächst in der Lokalisation des Schmerzes. Dieser kann ein- oder beidseitig auftreten, im Schwerpunkt Stirn, Schläfen oder Hinterkopf betreffen, er kann wandern, ausstrahlen oder auf einen Punkt beschränkt sein.
Häufig beschreiben Betroffene zum Beispiel Kopfschmerzen, die in den Hinterkopf ausstrahlen. Das kann für die Behandlung von Bedeutung sein.
Intuitiv verweisen die Betroffenen körpersprachlich sehr genau auf die schmerzenden Bereiche. Indem etwa schmerzende Stellen gehalten werden beziehungsweise mit dem Finger der Schmerzverlauf nachgefahren wird.
Diese wichtigen Informationen können therapeutisch effektiv genutzt werden. So richtet sich die Behandlung nach dem Faszien-Distorsions-Modell (FDM) ausschließlich nach körpersprachlichen Hinweisen durch den Betroffenen.
Schmerzart
Die Beschwerden werden als stark, mittel oder leicht empfunden und weiterhin qualitativ als hell, dumpf, stechend, drückend, pochend, hämmernd oder ziehend beschrieben. Diese Beschreibungen können manchmal bereits Hinweise auf die Ursache geben.
Zum Tragen kommen solche individuellen Empfindungen jedoch vor allem bei bestimmten Behandlungsformen, beispielsweise beim eingangs erwähnten FDM, imaginativen Verfahren und der Hypnotherapie, wo ebenfalls mit den Bildern der Betroffenen gearbeitet wird.
Auslöser
Hinweise auf die Entstehung der Schmerzen sind durch Häufigkeit und Situation zu bekommen. Gibt es Regelmäßigkeiten beim zeitlichen Auftreten, beginnen die Schmerzen unter Stress, nach Anstrengung oder treten sie am Wochenende oder in Entspannungsphasen auf?
Kann ein Zusammenhang mit Nahrungsmitteln, Beschäftigungen oder gar Personen festgestellt werden? Fallen sonstige spezielle Auslöser auf, beispielsweise Berührung, Schlafen bei geschlossenen Fenstern oder Liegen in bestimmter Position?
Nicht selten sind chronische Kopfschmerzen auch psychisch bedingt. Seelische Belastungen, die sich beispielsweise aus der beruflichen Situation oder zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben, können also für die Wahl der optimalen Therapie eine wichtige Rolle spielen.
Die häufigsten Kopfschmerzarten und -ursachen
Im Folgenden sollen die häufigsten Formen von primären Schmerzen am und im Kopf dargestellt werden und einige Erkrankungen genannt werden, bei denen (sekundäre) Kopfschmerzen als Symptom auftreten können.
Migräne
Mit Migräne (Hemikranie) bezeichnet man anfallsartige Schmerzen, die meist einseitig auftreten („hemi“ bedeutet halb, „kranium“ bedeutet Kopf). In ihrer Qualität werden sie vielfach als pulsierend, stechend oder pochend beschrieben.
Migräneanfälle treten meist periodisch auf. Sie können Stunden (vier bis 72 Stunden) bis Tage andauern.
Als Begleitsymptome finden sich regelmäßig Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Viele Menschen müssen den Anfall im abgedunkelten Raum liegend abwarten.
Die Migräne kann zudem mit einer sogenannten Aura auftreten, die mit vorübergehenden visuellen Phänomenen (Lichtblitze, Flimmern) sowie neurologischen Ausfallerscheinungen (Halbseitenlähmung, Aphasie) einhergehen kann.
Die Ursachen von Migräne gelten immer noch weitgehend als unbekannt, es scheint eine erbliche Komponente zu geben. Als Auslöser für einen Anfall werden vielfach genannt: Stress, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und bestimmte Nahrungs- und Genussmittel, wie Alkohol, Schokolade und Käse.
Migräneanfälle können in jedem Alter auftreten, also auch bereits im Kindesalter. Wie bei älteren Menschen sind bei Kindern die Attacken meist von kürzerer Dauer. Was die Geschlechteraufteilung betrifft, so sind Frauen insgesamt häufiger von Migräne betroffen als Männer.
Spannungskopfschmerz
Der chronische Spannungskopfschmerz wird beinahe ebenso häufig diagnostiziert wie die Migräne. Im Unterschied zu dieser wird der chronisch bestehende oder wiederkehrende Spannungskopfschmerz jedoch überwiegend als diffuser, dumpfer Schmerz im gesamten Kopf beschrieben.
Er wird auch als vegetativ-vasomotorischer Kopfschmerz bezeichnet, was bedeutet, dass es durch Dysregulation des vegetativen Nervensystems zu Gefäßverengungen im Kopfbereich kommt. Diese bewirken dann die Schmerzen.
Als Auslöser werden immer wieder vor allem Stress, Nackenverspannungen, klimatische Faktoren, Schlafmangel, Rauchen und Alkohol genannt. Die Schmerzen bestehen meist isoliert, also ohne begleitende Symptome wie Übelkeit und Erbrechen.
Insbesondere Frauen sind nach der Symptombeschreibung jedoch häufig von einer Kombination aus Migräne und Spannungskopfschmerz betroffen. Daher werden Zusammenhänge zwischen den beiden Kopfschmerzformen diskutiert.
Kopfschmerzen und Wirbelsäule
Der Nerv, der meist die Spannungskopfschmerzen auslöst, weil er über den Kopf läuft, kommt vom zweiten Halswirbel. Nach dem Austreten aus dem Wirbelkanal muss er am Hinterkopf durch die Muskulatur, wo er vermutlich durch eine hohe Spannung abgeklemmt werden kann.
In der Chiropraktik geht man unter anderem davon aus, dass Blockierungen des ersten oder zweiten Halswirbels den Nerv beeinträchtigen und Schmerzen auslösen können. Die ungünstigen Spannungsverhältnisse an und um die Halswirbelsäule herum führt man auf alte Verletzungen zurück.
Dies können einmalige, heftige Vorfälle sein, wie ein Autounfall mit Schleudertrauma. Oder auch unscheinbare, aber alltägliche Haltungsfehler, wie ein dauerhaftes Nach-Vorne-Schieben des Kopfes im Rahmen von Bildschirmarbeit.
Clusterkopfschmerz
Der Clusterkopfschmerz (Bing-Horton-Syndrom) tritt wiederholt, anfallsartig und akut auf. Dabei werden die Schmerzen sehr intensiv und manchmal als unerträglich wahrgenommen.
Die Schmerzepisoden werden in den meisten Fällen von schmerzfreien Intervallen abgelöst, die Monate andauern können. Die Kopfschmerzen werden in der Regel als konstant einseitig beschrieben, wobei Stirn- und Schläfenschmerzen dominieren.
Meist erwachen die Betroffenen nachts zur immer gleichen Zeit mit heftigen Schmerzattacken. Diese dauern 30 bis 120 Minuten und können tagsüber noch zwei- bis siebenmal wiederkehren.
Als Begleitsymptome treten mitunter vermehrter Tränenfluss, Nasenlaufen, Schwellung der Nasenschleimhaut, ein hängendes Oberlid und gerötete Bindehäute (Augenrötung) auf. Typisch ist das Vermeiden von Liegepositionen.
Die Ursachen für Clusterkopfschmerzen sind nicht bekannt, als Auslöser gelten Nikotin- und Alkoholkonsum sowie Histamininjektionen. Im Vergleich zur Migräne kommt der Clusterkopfschmerz wesentlich seltener vor und tritt gehäuft bei Männern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren auf.
Auch Kinder und ältere Menschen können betroffen sein. Eine ähnliche Symptomatik zeigt sich auch beim SUNCT-Syndrom, bei dem jedoch die Attacken mit stechenden, pulsierenden Schmerzen eine Frequenz von drei bis 200 pro Tag aufweisen.
Trigeminusneuralgie
Eine Trigeminusneuralgie tritt mit wiederholten Anfällen sehr intensiver Schmerzen oftmals einseitig im Gesicht auf. Die Schmerzen tauchen blitzartig auf und halten einige Sekunden konstant an einer Stelle an.
Die Attacken können täglich bis zu einhundertmal vorkommen. Viele Betroffene entwickeln als Reaktion auf die wiederkehrenden Attacken mit stechend-bohrenden, vernichtenden Schmerzen Depressionen, die nicht selten mit Suizidalität einhergehen.
Ausgelöst werden die Schmerzattacken, die den zweiten und dritten Ast des Trigeminusnervs betreffen, mitunter durch Berührung von Triggerpunkten oder beim Kauen, Schlucken und Sprechen. Die Ursachen sind ungeklärt, vermutet werden neurale Kurzschlüsse zwischen taktilen und schmerzleitenden Fasern.
Selten besteht eine mechanische Reizung der Nervenwurzel durch einen Tumor oder ein Aneurysma. Frauen sind häufiger betroffen, insbesondere ab dem 50. Lebensjahr.
Kopfschmerzen als Krankheitssymptom
Wenn die Beschwerden als Symptom einer bestehenden Grunderkrankung oder anderer bekannter Ursachen (Verletzung, Medikamente) in Erscheinung treten, ist die Rede von sekundären Kopfschmerzen.
Auch bei erhöhtem Hirndruck durch rasch wachsende Hirntumoren oder Entzündungen der Gehirnhäute (zum Beispiel bei FSME) treten Kopfschmerzen auf. Oftmals kommt es dabei früher oder später zu Bewusstseinsstörungen.
Bei traumatisch bedingten Beschwerden durch Gehirnerschütterung, Schleuder- oder Schädel-Hirn-Trauma kommt es begleitend oft zu Übelkeit und Erbrechen und einem steifen Nacken. Treten noch Jahre später Kopfschmerzen ohne organischen Befund auf, kann es sich um eine psychische Fehlverarbeitung des Traumas handeln.
Paradoxerweise kann die regelmäßige Anwendung von Schmerzmedikamenten über einen längeren Zeitraum wiederum zu toxisch bedingtem Dauerkopfschmerz führen. Ebenso gelten Schlafmittel und hormonell wirksame Verhütungsmittel („Antibabypille“) als potentielle Verursacher.
Innere Vergiftungen, die zu Kopfschmerzen führen, sind häufig auf Nieren- und Lebererkrankungen, auf Gastritis oder chronische Verstopfung zurückzuführen. Dabei verbleiben Giftstoffe im Körper, deren Abbau durch Minderfunktion der ausleitenden Organe eingeschränkt ist. Ebenso können Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder Hyperthyeose mit Kopfschmerzen einhergehen (metabolischer Kopfschmerz).
Schmerzen im Gesichtsbereich und Wangenschmerzen können unter anderem auf einen Glaukomanfall, Erkältungsinfekte mit Schnupfen, Kieferhöhlen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, Tumoren, Zahnerkrankungen, Augenkrankheiten, Multiple Sklerose (beidseitig), aber auch Zosterneuralgie zurückzuführen sein.
Kopfschmerzen treten weiterhin bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) und Bluthochdruck, beim Phäochromozytom sowie nach Punktion von Rückenmarksflüssigkeit auf. Auch als Symptom des klimakterischen, prämenstruellen und depressiven Syndroms und nach starkem Husten kommen sie oftmals vor.
Long-COVID-Syndrom
Eine aktuelle Studie untersuchte Patientinnen und Patienten, die am Long-COVID-Syndrom leiden. Geruchsveränderungen und kognitive Beeinträchtigungen sind gemeinsame Merkmale des Long-COVID-Syndroms.
Von den 152 an der Querschnittstudie Teilnehmenden litten genau die Hälfte an Kopfschmerzen. Diese hatten zudem ein signifikant erhöhtes Risiko, an Anosmie (vollständiger Verlust des Geruchssinns) und/oder Hyposmie (teilweiser Verlust des Geruchssinns) zu leiden.
Kopfschmerzen als Notfall
Hochakuter Kopfschmerz (schlagartig auftretende, stärkste Schmerzen), oft verbunden mit neurologischen Begleitsymptomen (vor allem Störungen des Sehens, Hörens, Sprechens oder der Motorik), kann bei Hirnblutungen, Hirninfarkt oder Hirnvenenthrombosen auftreten. In diesem Fall sollten Sie sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben!
Treten weitere ungewöhnliche Begleitsymptome wie Nackensteife mit dem Kopfschmerz auf, sollten Sie ebenfalls keine Zeit verlieren und sofort ärztlichen Rat suchen. Hierfür kann zum Beispiel ein HWS-Syndrom oder ein Sonnenstich verantwortlich sein oder auch Meningitis.
Auch erstmalig auftretende, länger anhaltende, stärkere, andauernde oder wiederholte Kopfschmerzen sollten ärztlich abgeklärt werden. Dies gilt auch, wenn Sie eine bestimmte Art Kopfschmerzen bei sich kennen, die Schmerzen sich jedoch plötzlich in Art, Dauer, Lokalisation und Intensität anders anfühlen als sonst, also für ungewohnte Kopfschmerzen.
Bei Kopfschmerzen, die streng lokalisiert (auf einen klar eingegrenzten Bereich beschränkt) sind und einseitig auftreten, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Holen Sie auch in diesem Fall ärztlichen Rat ein.
Grundsätzlich gilt: Kopfschmerzen haben oft vergleichsweise harmlose Ursachen. Sie treten bei den meisten Menschen hin und wieder auf und verschwinden meist von selbst oder können mit Hausmitteln gut behandelt werden.
Allerdings können auch diverse schwerwiegende Ursachen dahinterstecken. Sobald Sie also beunruhigt oder im Zweifel sind, was sich hinter Ihren Kopfschmerzen verbirgt, zögern Sie nicht, ärztlichen Rat einzuholen.
Behandlung von Kopfschmerzen
Die Behandlung von Kopfschmerzen richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Daher sollte für eine individuelle Behandlung zunächst eine Diagnose erfolgen.
Die Schulmedizin und die Alternativmedizin beziehungsweise Naturheilkunde bieten viele unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Diese können – je nach Art und Ursache der Kopfschmerzen – einzeln oder kombiniert zum Einsatz kommen.
Entspannungsmethoden und/oder Psychotherapie leisten oft ebenfalls wertvolle Hilfe. So kann man zum Beispiel lernen, Stress zu reduzieren. Wenn die Ursache der Kopfschmerzen sich nicht beheben lässt, können sie Techniken vermitteln, auf andere Weise mit dem Schmerz umzugehen.
Im besten Fall kann man die Ursachen beheben und/oder Kopfschmerzen soweit vorbeugen, dass sie gar nicht mehr, seltener oder nur noch in leichterer Form auftreten. Auch eine Veränderung des Alltags und der Lebensgewohnheiten kann hier eine große Rolle spielen.
Konventionelle Therapie
Die konventionelle Therapie richtet sich nach der gestellten Diagnose. Fast immer steht die Therapie mit Schmerzmitteln im Vordergrund.
Die Behandlung von Migräne besteht einerseits in der medikamentösen Linderung der Symptome im akuten Anfall. Dazu werden Medikamente mit schmerzstillenden, gefäßverengenden und Übelkeit vermindernden Wirkstoffen verabreicht.
Bei leichteren Beschwerden werden Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol empfohlen. Diese sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und können auch gegen Spannungskopfschmerzen eingesetzt werden.
Bitte beachten Sie, dass die Medikamente nicht harmlos sind, nur weil sie rezeptfrei erhältlich sind. Die Einnahme birgt Risiken und Nebenwirkungen, über die Sie sich vorab gut informieren sollten.
Bei schweren Migräneattacken werden zum Beispiel Triptane und zusätzlich Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) verschrieben. Zur Prophylaxe und Verminderung der Anfallshäufigkeit werden zwischen den Attacken Betablocker, Antiepileptika und Kalziumantagonisten verabreicht.
Der Clusterkopfschmerz wird im akuten Anfall durch Sauerstoffinhalation sowie die Gabe von Triptanen unterbrochen. Prophylaktisch werden auch Antiepileptika wie Topiramat verwendet.
Alternativmedizinische Behandlung von Kopfschmerzen
Zwar ist der schnelle und wiederholte Griff zu Schmerzmitteln nachvollziehbar. Das gilt insbesondere bei starken Kopfschmerzen.
Die Gefahr von Nebenwirkungen, Langzeitschäden und/oder einer Medikamentenabhängigkeit werfen jedoch immer wieder die Frage nach alternativen Behandlungsformen auf, die nach Möglichkeit sogar die Ursachen beheben, statt ausschließlich die Symptome zu bekämpfen.
Hier sollen beispielhaft einige allgemeine und spezielle Ansätze und Verfahren aus Naturheilkunde und Alternativmedizin vorgestellt werden. Für die Selbstbehandlung leichterer Beschwerden stehen zahlreiche Hausmittel bei Kopfschmerzen aus der Naturheilkunde, insbesondere der Phytotherapie, zur Verfügung.
Bei Kopfschmerzen spielt oft auch die Lebensweise eine wichtige Rolle. Daher bezieht die alternative Behandlung die allgemeine Lebensführung mit den Bereichen Ernährung und Bewegung sowie Entspannungsmethoden mit ein.
Hausmittel
Bei leichten Kopfschmerzen können zum Beispiel folgende Hausmittel helfen:
- Pfefferminzöl auftragen,
- viel Wasser oder Kräutertee trinken,
- eine starke Tasse Kaffee trinken,
- Bewegung an der frischen Luft,
- Dehnungsübungen für Hinterkopf und Nacken,
- Schlaf.
Phytotherapie
Die Welt der Heilpflanzen bietet verschiedene Mittel, die gegen Kopfschmerzen eingesetzt werden können. Dies kann in Form innerlicher oder äußerlicher Anwendung geschehen, zum Beispiel durch die Einnahme von Ingwerkapseln oder das Auftragen von Pfefferminzöl auf die Schläfen.
Pflanzliche Schmerzmittel
Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) bietet einige wirksame Schmerzmittel an. Diese können bei verschiedenen Arten von Kopfschmerzen eine gute Alternative darstellen.
Pflanzliche Schmerzmittel sind etwa Pfefferminzöl, Weidenrinde, Teufelskralle, Pestwurz und Mutterkraut. Informationen zu weiteren Phytotherapeutika und ihrer Anwendung bei verschiedenen Kopfschmerzarten finden Sie in unserem Artikel Pflanzliche Schmerzmittel – Arten, Einnahme und Anwendungsgebiete.
Bitte beachten Sie, dass auch pflanzliche Mittel bei manchen Menschen Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten hervorrufen können. Besprechen Sie die Einnahme daher vorab vorsichtshalber mit einer fachkundigen Person.
Heilkräuter gegen Migräne
Eine Studie fasst 19 Forschungsergebnisse zu verschiedenen Kräuterbehandlungen in ihrer Wirkung bei Migräne zusammen. Diese wurden als einzelner Inhaltsstoff als Akutbehandlung oder zur Vorbeugung von Migräne verabreicht.
Insgesamt waren die Ergebnisse zur Wirksamkeit von Mutterkraut gemischt. Es gab positive, wenn auch begrenzte Beweise für die Wirkung von Pestwurz, Migräne zu lindern. Positiv wirksam gegen Migräne waren Curcumin, Zitrone und Koriander in der prophylaktischen Anwendung.
Pfefferminzöl und Kamille wirkten in der Akutbehandlung von Migräne. Zusammenfassend betonen die Forschenden, dass weitere Forschung nötig ist, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Heilkräutern bei der Behandlung von Migräne zu untersuchen.
Pfefferminzöl gegen Kopfschmerzen
Gegen akute Spannungskopfschmerzen hilft die äußere Behandlung mit Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae). Dies fasst auch eine wissenschaftliche Studie zusammen. Die Wirksamkeit von Pfefferminzöl ist vergleichbar mit der von Acetylsalicylsäure oder Paracetamol.
Zehnprozentiges konzentriertes Pfefferminzöl in ethanolischer Lösung ist für die Behandlung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp zur äußerlichen Anwendung zugelassen. Dies gilt für Erwachsene und Kinder ab dem sechsten Lebensjahr
Pfefferminzöl wurde in die Leitlinien von Fachgesellschaften aufgenommen. Es wird zur Akuttherapie bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp als ein Standardmedikament betrachtet.
Hier einige Tipps zur richtigen Anwendung von Pfefferminzöl:
- Pfefferminzöl wird auf die Stirn und die Schläfen einmassiert,
- entweder vorher auf die Finger oder auf ein dünnes Tuch auftragen,
- Pfefferminzöl immer nur in zehnprozentiger Verdünnung anwenden,
- die Augen sollten niemals in Kontakt mit Pfefferminzöl kommen,
- Menschen, die unter Asthma leiden, dürfen dies nur nach ärztlicher Absprache anwenden.
Ingwer gegen Kopfschmerzen
Ingwer kann Schmerzen allgemein und auch Kopfschmerzen lindern. Eine wissenschaftliche Studie untersuchte die schmerzlindernde Wirkung von Ingwer an Patientinnen und Patienten nach einem operativen Eingriff.
In der Doppelblindstudie erhielten die Teilnehmenden eine Ingwerkapsel mit 500 Milligramm Ingwer-Rhizompulver, eine Kapsel Ibuprofen 400 Milligramm oder ein Placebo. Ingwer und Ibuprofen verringerten die Schmerzintensität signifikant mehr als das Placebo.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Ingwer fast die gleiche Wirkung wie Ibuprofen hat bei der Reduzierung von Schmerz und dabei weniger Nebenwirkungen. Bei Kopfschmerzen hilft Ingwer auch frisch zubereitet als Tee:
- ein Stück Ingwer in der Größe einer Fingerkuppe frisch von der Knolle abschneiden,
- dieses mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergießen,
- zehn Minuten ziehen lassen.
Ernährungsumstellung
Aus Sicht der Naturheilkunde besteht oft ein Zusammenhang zwischen einer „Verschlackung“ des Gewebes beziehungsweise einer „Übersäuerung“ des Organismus und der Entstehung chronischer Kopfschmerzen. Aus schulmedizinischer Sicht ist diese Verschlackung oder eine Übersäuerung des Gewebes nicht möglich.
Um eine Verschlackung beziehungsweise eine Übersäuerung zu beheben, bietet sich aus naturheilkundlicher Sicht sowohl bei Migräne als auch bei Spannungskopfschmerzen zum Einstieg der Behandlung eine (fachkundig begleitete) Fastenkur (Heilfasten) an.
Im Anschluss sollte die Ernährung umgestellt werden auf eine möglichst basenüberschüssige und naturbelassene Kost. Die neue ausgewogene Ernährung sollte einen hohen Anteil an Gemüse enthalten. Sie sollte vorzugsweise fleischarm, vollwertig und abwechslungsreich sein.
Auf Weißmehl, Industriezucker, Koffein, Fertigprodukte und -gerichte mit Konservierungsstoffen, Farbstoffen und Geschmacksverstärkern sollte genauso verzichtet werden wie auf zuviel Salz, Zitrusfrüchte und künstliche Süßstoffe. Alkohol, Nikotin und sonstige Genussgifte sollten vollständig gemieden werden.
Zusätzlich kann gegebenenfalls mit der orthemolekularen Medizin und Basenprodukten unterstützt werden, wenn Nährstoffmängel und/oder Übersäuerung vorliegen. Häufig kommt Magnesium zum Einsatz.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls wichtig. Täglich sollten 1,5 bis zwei Liter Wasser und/oder Kräutertee getrunken werden.
Darmflora aufbauen
Aus naturheilkundlicher Sicht kommen Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten als Auslöser von Kopfschmerzen in Frage. Mitverursachend für Migräne und andere Kopfschmerzen könnte zudem eine Fehlbesiedelung der Darmflora (Dysbiose) sein.
Entsprechend wird großer Wert auf eine Darmsanierung gelegt und darauf, wie man die Darmflora aufbauen kann. Diese Maßnahmen sollten unter fachkundiger Begleitung, zum Beispiel einer Heilpraktikerin oder eines Heilpraktikers, erfolgen.
Schröpfen
Häufig sind Nackenverspannungen ein Auslöser für Kopfschmerzen. Bei Verspannungen im Nackenbereich sollen durch unblutiges Schröpfen oder großflächige Schröpfmassage lokal und reflektorisch über Reflexzonen Heilungsvorgänge angekurbelt werden.
Akupunktur
Auch mit Akupunktur können bei Migräne und Spannungskopfschmerzen Erfolge erzielt werden. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsteam in zwei Übersichtsstudien 2016 unter der Leitung von Professor Klaus Linde von der Technischen Universität München.
Dafür werteten die Beteiligten 22 Studien mit etwa 5000 Teilnehmenden aus. Die erste Studie ergab, dass mit Hilfe von Akupunktur Migräneattacken ohne Medikamente vorgebeugt werden kann.
Die Anfälle traten dadurch seltener auf. In der zweiten Studie konnten gute Resultate auch für die Behandlung von Spannungskopfschmerzen mit Akupunktur nachgewiesen werden.
Hydrotherapie
Bei manchen Kopfschmerzarten spielt eine mangelnde Durchblutung eine Rolle. Diese kann unter anderem durch Wasseranwendungen der Hydrotherapie angeregt werden.
Dazu dienen zum Beispiel Kneipp´sche Anwendungen wie Wechselfußbäder, kalte Ganzwaschungen, Wassertreten und Unterschenkelgüsse. Vor allem bei vegetativ-vasomotorischen Spannungskopfschmerzen hat sich diese Form des „Gefäßtrainings“ bewährt.
Tipp – Fußbad gegen Kopfschmerzen
Speziell Menschen, die an Migräne leiden, klagen oft über kalte Füße. Bei Kopfschmerzen und Migräne kann ein altes naturheilkundliches Rezept helfen, das Fußbad mit Senföl.
Es kann zur Entspannung und Schmerzlinderung beitragen, indem es die Durchblutung ankurbelt. Ein Fußbad mit Senföl wird so gemacht:
- Kleine Wanne oder einen Eimer mit fünf Liter 38 Grad warmen Wassers auffüllen,
- 20 Gramm schwarzes Senfmehl ins Wasser geben,
- zehn Minuten baden und danach gründlich die Füße mit klarem Wasser abspülen.
Senf enthält Senfglykoside, welche die Haut reizen und röten. Eine gewisse Rötung und Reizung der Haut ist natürlich und gewollt beim Fußbad. Sollte die Reizung nicht erträglich sein, bitte das Fußbad abbrechen. Mit den Augen und allgemein mit den Schleimhäuten sollte Senfmehl nicht in Kontakt kommen.
Ein Fußbad kann ebenso mit drei bis vier Tropfen Rosmarinöl oder Lavendelöl durchgeführt werden. Ein Schuss Sahne hilft, dass sich das Öl mit dem Wasser besser verbindet.
Hildegard von Bingen
In der Hildegard-Heilkunde wird für die Entstehung von Krankheit eine Disharmonie der natürlichen Körpersäfte durch Vermehrung von Krankheitssäften verantwortlich gemacht. Die Hildegard-Heilkunde geht auf Hildegard von Bingen (1098-1179) zurück.
Sie ist eine sehr alte Methode, die auf Erfahrung beruht. Wissenschaftlich wird sie Säftetheorie heute nicht mehr unterstützt.
Im Falle von Kopfschmerzen sind aus der Hildegard-Medizin fünf Ursachen bekannt, die für eine übermäßige Ausschüttung schwarzer Galle sorgen und dadurch die Beschwerden auslösen sollen. Dazu gehören:
- fieberhafte Infekte und Erkältungsinfekte,
- Diätfehler,
- Stoffwechselstörungen,
- Unfälle,
- ungünstige Lebens- und Arbeitsweise mit Stress und Sorgen.
Zu den Diätfehlern zählen laut der Hildegard´schen Theorie die „Küchengifte“ aus Erdbeeren und Pfirsichen. Darüber hinaus auch aus Pflaumen und Lauch.
Speziell bei Migräne werden in der Hildegard-Praxis das Hildegard-Schröpfen sowie der Hildegard-Aderlass angewendet. Dadurch soll die schlechte Mischung der Körpersäfte (Dyskrasie) beseitigt werden, die dieser Theorie zufolge aus Regulationsstörungen von Stoffwechsel und Hormonsystem entstanden ist.
Homöopathie gegen Kopfschmerzen
Aus der Homöopathie sind zahlreiche Mittel bekannt, die bei Kopfschmerzen wirksam sein können. Die klassische Homöopathie arbeitet allerdings ganzheitlich, bezieht also den individuellen Menschen in seiner Gesamtheit sowie die Lebensumstände mit ein, statt nur ein Symptom zu bekämpfen.
Eine ausführliche Anamnese bei einer Homöopathin oder einem Homöopathen ist deshalb angeraten. Wer sich dennoch in der Selbstbehandlung versuchen möchte, lässt sich in der Apotheke zu homöopathischen Komplexmitteln bei Kopfschmerzen beraten.
Obwohl die Wirkung von Homöopathie wissenschaftlich bislang nicht ausreichend belegt werden konnte, gibt es viele positive Erfahrungsberichte aus der Praxis.
Hypnose
Hypnose oder Hypnotherapie kann bei unterschiedlichen Kopfschmerzformen eingesetzt werden. Gearbeitet wird mit Entspannungsübungen und Schmerzkommunikation, mit heilenden Bildern und Symbolisierungen.
Indem dem Schmerz eine Gestalt (wie Form und/oder Farbe) gegeben wird, kann er konkretisiert und anschließend eventuell verändert werden. Ein wichtiger Aspekt ist die mangelnde Wahrnehmung von Körpersignalen, die oft von wiederholten Überforderungssituationen unterschiedlicher Art herrührt.
Vielfach ist der natürliche Rhythmus von Anspannung und Entspannung bei Menschen mit chronischem Kopfschmerz gestört. Dies kann zu einer dauerhaften Fehlregulation der Muskelspannung und so zu bei Spannungskopfschmerzen führen.
Bei vielen von Migräne Betroffenen fallen in diesem Zusammenhang die starken Stimmungswechsel vor und nach dem Anfall auf. Wie bei der Arbeit mit Biofeedback-Geräten sollen Reaktionsweisen (wieder)erlernt werden, die den Schmerz positiv beeinflussen können.
Es existieren dazu verschiedene wissenschaftliche Studien. Zum Beispiel eine 2002 veröffentlichte Studie von Faran („Pharmacological and Psychological Approaches of Migraine Treatment“), in der medikamentös beziehungsweise hypnotherapeutisch orientierte Behandlungsverläufe bei Migräne verglichen wurden.
Dabei konnte unter anderem eine signifikante Verminderung der Frequenz und Dauer der Migräneattacken verzeichnet werden. Auch die subjektiv empfundenen Schmerzen verringerten sich.
Osteopathie
Die Osteopathie und das Rolfing sehen den ganzen Körper als relevant für Diagnose und Behandlung an. Ein recht häufig auftauchender Zusammenhang besteht zum Kiefergelenk durch erhöhte Mundschließerspannung, Asymmetrien und andere Faktoren.
Auch Beckenschiefstände oder Festigkeiten in der Brustwirbelsäule werden beispielsweise zur besseren Funktion und zum Ausgleich der Spannungsverhältnisse am Kopf herangezogen. Im Fasziendistorsionsmodell (FDM) spielen die anatomischen Modelle keine Rolle.
Letztendlich entscheiden die Aussagen und Körpergesten der Patientinnen und Patienten über Diagnose und Behandlung. Die ziehenden Schmerzen über den Kopf werden durch Abfahren mit dem Daumen behandelt.
Ziehende, brennende Schmerzen werden als Verdrehungen der Galea aponeurotica, einer derben Bindegewebsplatte am Kopf, angesehen. Punktuelle Kopfschmerzen werden als Störungen im Knochen- Weichteilgewebe-Übergang (sogenannte Kontinuum-Distorsionen) angesehen.
Diese müssen mit starkem Daumendruck behandelt werden. Großflächige Kopfschmerzen werden als Verdrehung der oberflächlichen Faszie gesehen und meist durch Zug an den Haaren nach diagonal oben behandelt.
Progressive Muskelentspannung und Yoga
Weitere Maßnahmen, die bei Kopfschmerzen hilfreich sein können, sind die Progressive Muskelrelaxation oder regelmäßig geübtes Yoga. Beides kann auch ergänzend zu anderen Therapieformen eingesetzt werden.
Auch andere Entspannungsmethoden können bei Kopfschmerzen vorbeugend und/oder lindernd wirken. Denn Stress ist ein häufiger Auslöser.
Regelmäßiger Sport lindert Migräne
Regelmäßige Bewegung und sportliche Betätigung sind zu empfehlen, da diese Stress als häufige Ursache von Kopfschmerzen lindern. Außerdem regen sie die Durchblutung an und vermindern das Risiko von Verspannungen.
Eine Studie gibt einen systematischen Überblick zu 265 Studien, die untersuchten, ob regelmäßiger Sport helfen kann, Migräne zu reduzieren. Die Anzahl der Migränetage, die Dauer und die Schmerzintensität wurden hierbei betrachtet.
Die Teilnehmenden übten in den betrachteten Studien meist dreimal pro Woche Walking, Walking-Programm, Cross-Training, Indoor-Cycling, Joggen und Radfahren einzeln oder in Kombination aus. Die Übersichtsstudie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.
Bei Patientinnen und Patienten verringerte sich die Anzahl der Migränetage durch regelmäßigen Sport deutlich. Die Dauer der einzelnen Migräneattacken reduzierte sich gering bis mäßig (20 bis 27 Prozent), ebenso die Schmerzintensität (20 bis 54 Prozent) nach einer aeroben Übungsintervention. (jvs, ls, kh)
Autoren- und Quelleninformationen
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