Kopfschmerzen am Hinterkopf
Ein großer Teil von Kopfschmerzpatienten klagt über Kopfschmerzen, die vom Hinterkopf ausstrahlen. In der Praxis werden diese als Spannungskopfschmerzen bezeichnet und von anderen Kopfschmerzformen getrennt betrachtet. Häufig werden die vom Hinterkopf ausstrahlenden Schmerzen mit einem Nerv (Nervus occipitalis major) in Verbindung gebracht. Dieser verläuft am Hinterkopf entlang durch die Nackenmuskulatur. Bei Nackenverspannungen wird dieser Nerv oftmals abgeklemmt verursachen so die Schmerzen. Es sind aber auch andere Ursachen möglich, die im Folgenden näher erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
Ausstrahlende Hinterkopfschmerzen – ein kurzer Überblick
In vielen Fällen haben vom Hinterkopf ausstrahlende Kopfschmerzen keine schlimmeren Ursachen. Ein eingeklemmter Nerv ist oft der Auslöser. Eher selten deuten diese Schmerzen auf einen medizinischen Notfall hin. Wenn allerdings die Beschwerden schlagartig auftreten und von weiteren heftigen Symptomen begleitet werden, könnte es sich um einen Schlaganfall, eine Gehirnblutung oder eine Hirnhautentzündung handeln. In diesen Fällen muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. Hier eine kurze Übersicht über die Symptomatik:
- Synonyme: Okzipitalkopfschmerz, Hinterkopfschmerzen, Ziehen am Hinterkopf, Spannungskopfschmerz, Englisch: occipital major headache, tension headache, pain at the back of head.
- Symptome: Vom Hinterkopf nach oben bis zur Kopfmitte ziehende Kopfschmerzen, zum Teil ausstrahlender Schmerz in die Schläfen, Augen oder Stirn, Kieferschmerzen, stechende oder pochende Schmerzen am Hinterkopf.
- Achtung: Treten die Schmerzen schlagartig auf und kommen Symptome wie Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, Übelkeit, Taubheitsgefühlen, Schwindel, Krampfanfällen oder Bewusstseinsstörungen hinzu, handelt es sich um einen Notfall, der umgehend behandelt werden muss.
- Häufige Ursachen: Oftmals ist ein Nerv eingeklemmt, doch es kann auch ein Schleudertrauma infolge eines Sturzes, Schlages oder Autounfalls, einen Bandscheibenvorfall, Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule, falsche Körperhaltung (z.B. im Büro) oder nächtliches Zähneknirschen die Ursache sein.
- Therapie: Schmerzmittel, Massagen, Wärmetherapie, Wärmecremes, Krankengymnastik.
- Naturheilkunde: Osteopathie, Auflagen aus heißen Kartoffeln, Heusäcke, Fangopackungen, Moxa-Therapie, Progressive Muskelrelaxation, Autogenen Training, Hypnotherapie, Selbsthypnose, Heilpflanzen und Kräutermedizin.
Symptome
Die Kopfschmerzen ziehen vom Hinterkopf nach oben bis zur Kopfmitte. Teilweise auch mit Ausstrahlungen in die seitlichen Areale (Schläfen) oder bis in die Augen oder die Stirn. Es gibt einen Nerv, der vom zweiten Halswirbel durch die Muskulatur am Hinterkopf bis zur Mitte des Schädels zieht. Dies ist der große Hinterkopfnerv (lateinisch Nervus occipitalis major). Die oben beschriebenen Beschwerden treten genau in seinem anatomischen Verlauf auf.
Funktionelle Ursachen
Der überwiegende Teil der Kopfschmerzen die vom Hinterkopf ausstrahlen, sind sogenannte Spannungskopfschmerzen. Sie werden mit einem Nerv (Nervus occipitalis major) in Verbindung gebracht, der hier auf seinem Weg direkt durch eine möglicherweise angespannte Nackenmuskulatur verläuft, wo er häufig gereizt oder abgeklemmt wird.
Abgeklemmter Nerv und mögliche Folgebeschwerden
Zum Teil kann es bei Betroffenen zu Beschwerden wie Augendruck, Augenschmerzen, Kieferschmerzen, Schmerzen in der Stirn oder Schläfenschmerzen kommen, die über das Versorgungsgebiet des abgeklemmten Nerv hinaus gehen. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass der Nerv eine Verbindungen zu anderen Nerven am Kopf hat (nach Jean- Pierre Barral). Es wird aber auch vermutet, dass es zu gegenseitigen Beeinflussungen zwischen Kopf- und Kiefergelenk kommen kann, da diese direkte und auch indirekten nervale Verbindungen aufweisen.
Verspannte Nackenmuskulatur
Da der Hinterkopfnerv auf seinem Weg direkt durch die Nackenmuskulatur verläuft, nimmt man an, dass er dort oft gereizt wird, wenn die Nackenmuskulatur dauerhaft sehr angespannt ist. Dies ist beispielsweise bei vielen Bürotätigkeiten, bei ständiger psychischer Anspannung oder bei körperlichen Tätigkeiten mit Hochziehen der Schultern der Fall.
Schleudertrauma und Überlastung
Hinzu kommt, dass häufig der zweite Halswirbel durch vergangene Autounfälle (Schleudertrauma) oder eine Überlastung durch chronisches Überstrecken des Kopfes in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist und zusätzlich Nerven abklemmt. Gleich geschieht bei vielem Arbeiten am Monitor durch das nach vorne Schieben des Kopfes, wobei die Halswirbelsäule zusätzlich stabilisiert werden muss. Bei einigen kann es dann auch am Übergang zwischen Hals- und Brustwirbelsäule zum Auftreten einer Instabilität der Wirbelsäule kommen.
Wann liegt ein Notfall vor?
In seltenen Fällen können vom Hinterkopf ausstrahlende Kopfschmerzen auf ernsthafte und gefährliche Ursachen hinweisen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Beschwerden schlagartig auftreten und von anderen Symptomen begleitet werden. Tritt beispielsweise innerhalb kurzer Zeit ein steifer Nacken auf und kommt es gleichzeitig zu einer Sprachstörung sowie zu Lähmungserscheinungen im Gesicht und dem linken Arm, so können dies die ersten Anzeichen eines Schlaganfalls sein. Nun ist umgehend und so schnell wie möglich ein Krankenwagen zu rufen, da jede Minute über Leben und Tod sowie über das Auftreten von Folgeschäden entscheidet.
Weitere ernsthafte Erkrankungen
Treten die Hinterkopfschmerzen infolge eines Sturzes, Schlages oder Unfalls auf, so kann es sich um eine Gehirnerschütterung handeln, die unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte. Wenn Übelkeit und Erbrechen, Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle am Kopf, Seh- oder Sprachstörungen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Krämpfe oder Fieber zusammen mit den Kopfschmerzen auftreten, kann es sich außerdem um eine Gehirnblutung oder eine Hirnhautentzündung handeln. Hier ist ebenfalls eine umgehende Behandlung in einem Krankenhaus erforderlich.
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten
In einer osteopathischen Behandlung wird versucht, die Spannung der Nackenmuskulatur zu reduzieren und die Beweglichkeit des zweiten Halswirbels wiederherzustellen und ihn gleichzeitig zu entlasten. Anschließend wird nach den Gründen für die erhöhte Muskelspannung geschaut. Mögliche Gründe liegen hierfür beispielsweise in der Brustwirbelsäule, im Umgang mit Stress oder allein nur an der Position des Bildschirmes zu Hause oder auf der Arbeit. Ebenso können falsches Schuhwerk, einseitige Belastung, eine unpassende Matratze, ein falsches Kissen oder nächtliches Zähneknirschen für die Schmerzen verantwortlich sein.
Die gesammte Halswirbelsäule muss betrachtet werden
Das bedeutet, dass es neben der Diagnose und Behandlung der lokalen Beschwerden wichtig ist, das gesamte System der Halswirbelsäule mit seinen Verbindungen zu betrachten, da dies für das Auftreten von Beschwerden mitverantwortlich seink kann. Ein solches Vorgehen erfolgt beispielsweise in der Osteopathie und dem Rolfing.
Wärmebehandlungen
Bei „einfachen“ Nackenverspannungen können manchmal Wärmeanwendungen helfen, indem eine vermehrte Durchblutung die Sauerstoffversorgung verbessert und damit eine Entspannung erzielt wird. Dazu eignen sich beispielsweise Auflagen aus heißen Kartoffeln, Heusäcke, Fangopackungen, Moxaanwendungen oder Wärmepflaster.
Maßnahmen zum Stressabbau
Wenn negative Stressfaktoren, Belastungen und Anspannungen bei der Schmerzentwicklung durch Muskelkontraktion im Vordergrund stehen, sind Arbeits- und Freizeitbedingungen zu analysieren und gegebenenfalls mit professioneller Unterstützung zu regulieren. Das Erlernen der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobsen, von Feldenkrais- Übungen, Atemtechniken oder des Autogenen Trainings fördert die Fähigkeit zur körperlichen und seelischen Tiefenentspannung, was massiv zum Stressabbau beiträgt.
Hypnotherapie und Selbsthypnose
In Hypnotherapie und Selbsthypnose können darüber hinaus ungünstige Glaubenssätze modifiziert und Lösungen, wie neue Einstellungen entwickelt werden, aus denen dann förderliche Verhaltensweisen resultieren können.
Heilpflanzen
Bei ausgeprägter vegetativer Dysbalance werden übergangsweise auch beruhigende und stimmungsregulierende pflanzliche Medikamente verabreicht. Hier kommen unter andrem folgende Heilpflanzen zum Einsatz:
- Baldrian,
- Hopfen,
- Johanniskraut,
- Passionsblume.
Prävention – was sie selber tun können
Es gibt eine Reihe präventiver Maßnahmen, die dazu beitragen können, die Beschwerden zu mindern, zu heilen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Als erstes sollte man seine Schuhe überprüfen. Sind diese zu groß, zu klein, zu eng oder zu hoch, werden Gelenke, Sehnen und Muskeln unnötig belastet, was letztendlich auch in Hinterkopfschmerzen resultieren kann.
Kopfschmerz-Tagebuch führen
Für Personen, die regelmäßig unter Kopfschmerzen leiden, empfiehlt sich ein Kopfschmerz-Tagebuch, in dem sämtliche Informationen über die Kopfschmerzen aufgeschrieben werden. Das Tagebuch kann sehr dabei helfen, die eigentlichen Auslöser aufzudecken. Im Buch sollte beispielsweise dokumentiert werden
- wann die Kopfschmerzen aufgetreten sind,
- wie stark die Schmerzen waren und wie lange sie anhielten,
- was man zuvor gemacht hat,
- was man gegessen und getrunken hat,
- ob Medikamente eingenommen wurden,
- wie viel Stress man empfunden hat,
- ob Begleiterscheinungen aufgetreten sind.
Rucksack besser als Tasche
Eine einseitige Tragetasche kann auch zu einseitigen Belastungen führen. In einem Rucksack ist das Gewicht besser verteilt, als in einer Handtasche. Der Einkauf im Supermarkt kann beispielsweise auch mit einem Rollwagen transportiert werden.
Bett überprüfen
Ist der Kopfschmerz morgens besonders stark? Dann könnte der Schlafplatz oder die Schlafhaltung ursächlich sein. Neben einer unbequemen Matratze ist oft auch ein ungeeignetes Kissen Schuld an einer ungesunden Schlafhaltung.
Regelmäßige Bewegung schafft Abhilfe
Wer sich nach stundenlanger Computerarbeit nur noch auf die Couch legt, der fördert Verspannungen durch Fehlbelastungen und Bewegungsmangel. Oft gesellt sich auch noch Übergewicht zu dem ungesunden Kreislauf. Neben dem Fitnessstudio eignen sich hier auch Thai-Chi und Yoga sehr gut, um diesen Kreislauf zu durchbrechen und gleichzeitig auch noch Stress abzubauen.
Zahnarzt befragen
Der Zahnarzt kann bei der nächsten Routineuntersuchung überprüfen, ob die Kiefergelenke überbeansprucht sind. Dies kann zum Beispiel durch Zähneknirschen in der Nacht geschehen. Neben einer Schutzschiene kann der Zahnarzt auch störende Zähne abschleifen und eine manuelle Therapie verschreiben. (tf, jvs, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Andreas Straube: Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, (Abruf 19.08.2019), AWMF
- Stephen D. Silberstein: Spannungskopfschmerz, MSD Manual, (Abruf 19.08.2019), MSD
- Alfred J. Cianflocco: Abklärung von Nacken- und Rückenschmerzen, MSD Manual, (Abruf 19.08.2019), MSD
- Charly Gaul, Hans Christoph Diener: Kopfschmerzen: Pathophysiologie - Klinik - Diagnostik - Therapie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2016
- Matti Scholz et al.: DGU Leitlinien 012-011 Verletzungen der oberen Halswirbelsäule, Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU), (Abruf 19.08.2019), AWMF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.