Kreuzbandschmerzen entstehen durch eine Überdehnung beziehungsweise Zerrung, einen Riss (Ruptur) oder Anriss eines der Kreuzbänder. In den seltensten Fällen sind beide Bänder davon betroffen.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben der Kreuzbänder
Unterschieden werden bei den Kreuzbändern das vordere und das hintere Kreuzband. Diese liegen, wie der Name schon sagt, gekreuzt übereinander. Ganz genau betrachtet, befinden sich die Kreuzbänder nicht im Gelenk, sondern außerhalb. Sie gehören, zusammen mit weiteren Bändern zum Bandapparat des Knies und sorgen für Stabilität.
Die wichtigsten vier Bänder im Knie sind die beiden Seitenbänder und die Kreuzbänder, wobei das vordere Kreuzband das Band ist, das beim Sport am häufigsten verletzt wird. Die Kreuzbänder schützen vor zu starker Rotation, sie begrenzen das Strecken des Schienbeins und stabilisieren dieses.
Verletzungen
Verletzungen der Kreuzbänder können in unterschiedlicher Form auftreten, sind jedoch stets mit Schmerzen verbunden.
Kreuzbandriss
Bei einer Verdrehung des Knies mit zugleich fest stehendem Unterschenkel kann das Kreuzband reißen. Auch ist dies durch einen Schlag aufs Knie, einen Sturz oder durch einen Autounfall möglich. Der Kreuzbandanriss ist eine der häufigsten Verletzungen des Knies. Knieschmerzen, ein Gefühl der Instabilität, starke Schwellung, unsicherer Gang, Wegknicken des Gelenks und eine Druckempfindlichkeit sind dabei die Symptome.
Risse des vorderen Kreuzbandes sind allgemein häufiger als die des hinteren. Die Ruptur ist für Betroffene durch ein knackendes Geräusch zu hören. Erleidet ein Sportler einen Kreuzbandriss, so kann es sein, dass dies nicht gleich bemerkt wird, da die vorhandene Muskulatur das Kniegelenk stützt. Jedoch treten danach immer wieder Kreuzbandschmerzen auf, die unbedingt ernstzunehmen sind und zu einem Arztbesuch führen sollten.
Häufig werden bei Verletzungen des vorderen Kreuzbandes auch andere Strukturen, wie zum Beispiel der Meniskus und das Innenband mit verletzt (s. unhappy triad). Das hintere Kreuzband reißt viel seltener und wenn dies passiert, ist meist äußere Gewalteinwirkung die Ursache.
Bei Verdacht auf einen Kreuzbandriss, ist zuerst eine ausführliche Anamnese nötig:
Wie, wann und wodurch ist die Verletzung entstanden? War diese begleitet durch ein „Plopp – Geräusch?“ War nach er Verletzung ein Bewegen möglich? Bei welcher Bewegung treten Kreuzbandschmerzen auf? Ist dies die erste Knieverletzung?.
Anschließend wird das Knie untersucht, abgetastet in Augenschein genommen und es werden verschiedene Tests durchgeführt. Ist zum Beispiel ein Verschieben des Unterschenkels wie eine Schublade gegen den Oberschenkel, nach vorne möglich, so ist das vordere Kreuzband betroffen. Dieser Test wird als vorderer Schubladentest bezeichnet. Beim hinteren Schubladentest kann der Unterschenkel nach hinten verschoben werden – demnach ist hier das hintere Kreuzband verletzt.
Des weiteren überprüft der Arzt Sensibilität, Motorik, Durchblutung und den Bewegungsumfang. Ein MRT dient zur Absicherung der Diagnose.
Bei Verdacht auf einen Kreuzbandriss sollte der Sport sofort unterbrochen, das Knie gekühlt, ein Druckverband angelegt und das Bein hoch gelagert werden (PECH-Regel: Pause – Eis – Compression – Hochlagern). Schmerzmittel können die massiven Schmerzen lindern.
Nicht immer wird ein Kreuzbandriss operiert. Eine konservative Behandlung ist ebenso möglich. Welche Therapie die richtige ist, hängt von Ausmaß der Verletzung ab. Das Alter und die Fitness werden mit ins Kalkül gezogen. Sind Sportler betroffen, die sehr aktiv sind und so schnell wie möglich wieder trainieren möchten oder auch müssen, ist eher die Operation das Mittel der Wahl. Bei der OP wird meist ein körpereigenes Transplantat in Form einer Sehne verwendet. Anschließende Reha-Maßnahmen sind unbedingt nötig.
Wichtig: Bei allen Knieverletzungen besteht ein erhöhtes Thromboserisiko, weswegen immer eine Thromboseprophlaxe (niedermolekulares Heparin sc.) bedacht werden sollte.
Bei einer konservativen Therapie steht das Ruhigstellen in einer Schiene an erster Stelle. Nach einer Ruhepause von einigen Wochen folgt eine regelmäßige, professionelle Physiotherapie. Das Knie wird langsam, Schritt für Schritt immer mehr belastet.
Kreuzbandanriss
Auch ein Kreuzbandanriss ist mit Kreuzbandschmerzen verbunden. Diese werden unmittelbar nach der Verletzung verspürt. Ein Stechen im Kniebereich, Bewegungseinschränkung, Unsicherheit beim Gehen und eine Schwellung gesellen sich dazu.
Im Gegensatz zur Ruptur, erfolgt der Anriss oftmals nicht durch äußere Gewalteinwirkung. Hier sind die Gründe eher ein heftiger Sprung, ein abruptes Wechseln der Laufrichtung oder ein plötzliches starkes Beschleunigen oder Bremsen, wie dies zum Beispiel beim Squash der Fall ist.
Diese Verletzung muss behandelt werden – meistens durch konservative Therapien. Die Betroffenen bekommen Gelenkstützen und zur Entlastung des betroffenen Knies Krücken. Ein Muskelaufbau durch Anleitung eines erfahrenen Physiotherapeuten ist wichtig, um das Knie zu stabilisieren. Häufig ist der Alltag mit einem Kreuzbandanriss nicht großartig eingeschränkt. Sportliche Aktivitäten jedoch sind kaum möglich.
Gleich nach der Verletzung wird das Knie gekühlt, geschont und hoch gelagert. Ebenso wie beim Riss, werden bei stärkeren Kreuzbandschmerzen Schmerzmittel verordnet. Eventuell ist die Gabe von Kortison nötig. Ist das vordere Band betroffen, wird bei sportlich aktiven Personen manchmal zur Operation geraten.
Kreuzbanddehnung (Kreuzbandzerrung)
Bei einer Kreuzbanddehnung klagt der oder die Betroffene über starke Kreuzbandschmerzen. Diese können recht schnell wieder nachlassen, wobei sie unter Belastung aber schnell wieder einsetzen. Hinzu kommen noch eine deutliche Schwellung des Knies, eine Druckempfindlichkeit, ein Bluterguss und ein instabiler Bandapparat. Gerade in Verbindung mit Leistungssport kommt eine Kreuzbanddehnung häufig vor. Eine falsche Drehbewegung und schon ist´s passiert. Bei dieser Verletzung können noch zusätzlich die Seitenbänder und der Meniskus in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bei einer Kreuzbanddehnung wird das Knie geschont, hoch gelagert und gekühlt. Um das Knie vollkommen zu entlasten, sind Krücken angesagt. Eventuell wird eine Schiene verordnet oder das Knie getaped. Eine Physiotherapie ist stets das Mittel der Wahl. Eventuell ist eine „Auszeit“ von sechs Monaten nötig: Kein Sport, keine langen Spaziergänge und keine längere Autofahren – gezielte Übungen vom Physiotherapeuten sind jedoch unerlässlich.
Unhappy Triad
Dies ist eine schwere Knieverletzung mit folgender Trias: Verletzung des Innenmeniskus, Riss des Innenbandes und Riss des vorderen Kreuzbandes. Dies kann passieren, wenn bei fixiertem Fuß das Knie zu sehr nach außen gedreht wird, zum Beispiel bei Skiunfällen oder auch bei Fußballern. Bei einer Drehung, kombiniert mit einem Schlag gegen das Bein, können die Bandstrukturen reißen und der Meniskus verletzt werden.
Die Symptome dieser Sportverletzung sind: starke Kreuzbandschmerzen und Schmerzen im Kniegelenk, ein stark geschwollenes Knie, eingeschränkte Beweglichkeit (strecken und beugen), druckempfindlicher Gelenkspalt, ploppendes Geräusch beim Unfall, Blutergüsse nach zwei bis drei Tagen, Instabilitätsgefühl und Gelenkerguss. Zur Diagnosestellung gehören bildgebende Verfahren wie Röntgen und MRT. In der Regel wird diese Verletzung operiert und anschließende Rehabilitationsmaßnahmen sind unerlässlich, um das Kniegelenk wieder voll belasten zu können.
Hilfe aus der Naturheilkunde
Selbstverständlich gehören Kreuzbandschmerzen in ärztliche Behandlung. Selbst, wenn nicht operiert wird, ist eine regelmäßige Physiotherapie unerlässlich. Jedoch können Therapien aus der Naturheilkunde die Heilung unterstützen und die Heilungsdauer verkürzen.
Eine Akupunktur kann den Schmerz lindern, die anfangs verspannten Muskeln lockern und die Heilung anregen. Auch eine Fußreflexzonenmassage ist eine geeignete Therapieform bei Kreuzbandschmerzen, ganz egal welche Ursache diese haben.
Des weiteren können aus der Homöopathie zum Beispiel die Einzelmittel Arnika, Ruta, Rhus toxicodendron, Symphytum, Ferrum phosphoricum, Calcium phosphoricum und Calcium fluoratum Anwendung finden. In der Komplex–Homöopathie werden die verschiedene Einzelmittel in Komplexpräparaten kombiniert, so dass sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen und als Gesamtheit ein großes Wirkungsspektrum erzielen. Auch bestimmte Schüßler Salze können zur unterstützenden Behandlung von Kreuzbandschmerzen eingesetzt werden. Dies sind die Nr.1 Calcium fluoratum, Nr.2 Calcium phosphoricum, Nr. 3 Ferrum phosphoricum und Nr.11 Silicea.
Zur äußerlichen Anwendung dienen Salben, die zum Beispiel Arnika, Hypericum und/oder Rhus toxicodendron enthalten. Auch können Hausmittel wie Umschläge mit Heilerde, Quark oder Retterspitz durchaus zur Linderung beitragen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kreuzbandschmerzen unbedingt ernstzunehmen sind. Ein Arztbesuch ist unumgänglich, damit weitere Verletzungen vermieden werden und auch eine völlige Heilung erreicht werden kann. In der Regel wird zur Diagnosestellung bei Kreuzbandschmerzen eine MRT-Untersuchung durchgeführt. Eine naturheilkundliche Behandlung zeitgleich mit der konventionellen Therapie ist zu empfehlen, da diese den Heilungsprozess positiv beeinflussen und die Dauer der Rekonvaleszenz verkürzen kann. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: Vordere Kreuzbandruptur, (Abruf 05.09.2019), DGU
- W. Petersen, T. Zantop: Das vordere Kreuzband, Deutscher Ärzteverlag, 1. Auflage, 2009
- Andrea Ferretti et al.: The unhappy triad of the knee re-revisited, International Orthopaedics, Ausgabe 1/2019, (Abruf 05.09.2019), Springermedizin
- Jörn Lange: Verletzungen des Kniegelenkes, Klinik für Unfall-und Wiederherstellungschirurgie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, (Abruf 05.09.2019), Uni-greifswald
- Carl Joachim Wirth, Wolf Mutschler, Dieter Kohn, Tim Pohlemann: Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.