Leberschmerzen werden umgangssprachliche Schmerzen bezeichnet, bei denen ein Zusammenhang mit der Leber vermutet wird. Die Leber selbst verfügt über keine Schmerzrezeptoren, so dass die Schmerzen zum Beispiel bei Vergrößerung des Organs als Druckschmerz in dem umliegenden Gewebe wahrgenommen werden. Ursache sind in der Regel Funktionsstörung und Erkrankung der Leber, wobei die Beschwerden oftmals nur schwer zu lokalisieren sind und zum Beispiel als diffuse Schmerzen im rechten Oberbauch wahrgenommen werden. Ansonsten gilt der unter Ärztinnen und Ärzten geläufige Satz: Leberschmerzen äußern sich in Form chronischer Müdigkeit. Da die Beschwerden nicht selten Folge einer schwerwiegenden Erkrankung sind, sollte dringend eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Als zentrales Organ des Stoffwechsels übernimmt die Leber Aufgaben wie die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe, die Gallenproduktion und den Abbau beziehungsweise die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Außerdem reguliert die Leber den Nährstoffgehalt des Blutes. Die zugrunde liegenden Ursachen bei Leberschmerzen sind häufig auf eine Überforderung der Leberfunktion durch ungesunde Ernährung, anhaltenden Alkoholmissbrauch oder die Nebenwirkungen von Medikamenten zurückzuführen. Auch die steigende Schadstoffbelastung unserer Umwelt kann eine Erkrankung der Leber mit entsprechenden Leberschmerzen begünstigen. Eine fett- und zuckerreiche Ernährung sowie der überhöhte Alkoholkonsum bleiben jedoch Hauptauslöser der Leberbeschwerden.
Ursachen von Leberschmerzen
Als Ursachen der Leberschmerzen kommen Erkrankungen wie die sogenannte Fettleber, Leberentzündungen, Leberzirrhosen oder auch Leberkrebs in Frage. Meist werden die Leberschmerzen von Verdauungsproblemen, Erschöpfung und chronischer Müdigkeit begleitet. Diese Erkrankungen der Leber gehen ihrerseits auf unterschiedliche Ursachen zurück, die von viralen Infektionen über jahrenlangen Alkoholmissbrauch und Nebenwirkungen von Arzneimitteln bis hin zu erblich bedingten Faktoren reichen. Neuere Studien haben zudem gezeigt, dass oxidativer Stress in dem Geweben bei der Entwicklung von Lebererkrankungen eine wesentliche Rolle spielt.
Wichtig: Lebererkrankungen verlaufen oftmals lange Zeit symptomlos und erst in sehr fortgeschrittenem Stadium zeigen sich die ersten Beschwerden. Wenn Leberschmerzen oder andere auffällige Symptome auftreten, sollte daher umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden!
Lebensweise und Ernährung begünstigen Beschwerden
Bei besonders fettreicher Ernährung muss die Leber in kurzer Zeit eine Übermaß an Fetten verarbeiten, wobei durch die Produktion von Gallensaft, der in Abhängigkeit vom Fettaufkommen über die Gallenblase in den Dünndarm abgegeben wird, die aufgenommenen Fette zersetzt werden. Bei überhöhter Aufnahme von Fett beziehungsweise Cholesterin stößt die Leber hier unter Umständen bereits an ihre Grenzen. Werden zusätzlich alkoholische Getränke oder Medikamente aufgenommen, ist die Leistungsfähigkeit der Leber den Erfordernissen oft nicht mehr gewachsen, was sich vorerst in dyspeptischen Beschwerden, das heißt Verdauungsbeschwerden mit Blähungen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, äußert.
Werden die Entgiftungs- und Abbaumöglichkeiten der Leber derart überfordert, müssen vermehrt Fette in dem Organ eingespeichert werden, was zu krankhaften Veränderungen im Lebergewebe und entsprechenden Leberschmerzen führen kann. Mit der Zeit schwillt das Organ immer weiter an und verliert zusehends seine Funktionsfähigkeit, was zur Folge hat, dass die Entgiftungs- und Abbaufähigkeit der Leber weiter zurückgeht und zusätzliche Fette in dem Organ eingespeichert werden. So setzt ein sich selbst verstärkender Prozess ein, in dessen Verlauf eine sogenannte Fettleber und gegebenenfalls eine Fettleberentzündung entsteht. Das Organ verliert in wachsendem Maße seine Funktionsfähigkeit und das Risiko erheblicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen steigt.
Absterben der Leberzellen führt zur Leberzirrhose
Ändern die Betroffenen ihren Lebensstil nicht und können die krankmachenden Belastungen der Leber nicht abgeschaltet werden, entwickelt sich aus der chronischen Überforderung der Leber unter Umständen eine lebensbedrohliche Leberzirrhose. Hier sind die Leberzellen im Zuge der anhaltenden Überlastung mehrheitlich abgestorben und die Leber beginnt zu schrumpfen. Das Gewebe in der Leber vernarbt und das Organ kann seine lebenswichtigen Aufgaben nicht länger wahrnehmen.
In diesem Stadium wird von einer sogenannten Schrumpfleber gesprochen, welche ebenfalls Leberschmerzen mit sich bringen kann. Aussichten auf eine Heilung bestehen in diesem Fall nicht mehr und durch die Verkleinerung des Organs verschlechtert sich auch die Durchblutung der Leberläppchen, was einen Rückstau des Blutes in die Pfortader (Pfortaderhochdruck) zur Folge haben kann. Dieser bringt seinerseits ebenfalls erhebliche gesundheitliche Risiken und unter Umständen Schmerzen der Leber mit sich.
Im Zuge des Pfortaderhochdrucks (portale Hypertension) führen die Stauungen des Blutes in der Pfortader oder Leber nicht nur zu einem Absterben der Leberzellen, sondern auch zu einer Umgehung des Pfortaderkreislaufs, so dass das Blut aus den Bauchorganen Magen, Dünndarm, Dickdarm, Bauchspeicheldrüse, Milz und Teilen des Mastdarms nicht mehr seinen natürlichen Weg über die Leber zurück zum Herzen nehmen kann. Als weitere Ursache der Leberschmerzen kommt die sogenannte Stauungsleber in Betracht, bei der sich das Blut aufgrund einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) im Bereich der Leber staut, wodurch der Druck auf die Leberzellen steigt. Im Zuge des anhaltend erhöhten Drucks sterben die Leberzellen ab und das Gewebe vernarbt – es droht eine Leberzirrhose.
Leberinsuffizienz als Auslöser
In der Regel liegt Leberschmerzen eine Leberinsuffizienz (Leberschwäche) zu Grunde, bei der das lebenswichtige Organ seine Stoffwechselfunktion nicht mehr im benötigten Maß ausführen kann und so krankhafte, teilweise schmerzliche Veränderungen des Lebergewebes autreten. Ein relativ eindeutiges Signal für eine entsprechende Leberschwäche ist zum Beispiel eine Störung des Bilirubin-Stoffwechsels, die sich recht leicht an einer gelblichen Verfärbung der Haut und der Augen erkennen lässt.
Bilirubin ist Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, das mit Hilfe der Leber verstoffwechselt wird. Kann die Leber ihre Funktion beim Bilirubinstoffwechsel nicht mehr ausreichend erfüllen, wird das Bilirubin vermehrt im Körpergewebe eingelagert, wobei eine gelbliche Verfärbung der Haut, Schleimhäute und der Bindehaut des Auges zu verzeichnen ist. Die Betroffenen leiden unter der sogenannten Gelbsucht (Ikterus). Diese kann ein Hinweis für eine ernsthafte Erkrankung der Leber sein und sollte daher dringend ärztlich untersucht werden. Ist ein Funktionsstörung der Leber Ursache der Gelbsucht, wird in den Fachwelt von einem sogenannten intrahepatischer Ikterus gesprochen.
Werden Leberschmerzen von Symptomen der Gelbsucht begleitet, ist eine Funktionsstörung der Leber äußerst wahrscheinlich und aufgrund der drohenden gesundheitlichen Beeinträchtigung bedürfen die Betroffenen dringend medizinischer Versorgung.
Die Schmerzen im Bereich der Leber können auch durch sogenannte Aszites verursacht werden, bei denen sich Flüssigkeit im Bauchraum ansammelt, da die Leber nicht ausreichend Bluteiweiße zur Verfügung stellt, um die Flüssigkeitsverteilung innerhalb und außerhalb der Blutgefäße zu regulieren. Dieser Mangel an Eiweißen ist unter Umständen auf einen zu geringen Eiweißgehalt bei der Ernährung zurückzuführen, geht jedoch oftmals auf Beeinträchtigungen der Leberfunktion zurück.
Entzündungen der Leber
Leberschmerzen können auch durch eine Entzündung der Leber (Hepatitis) hervorgerufen werden. Diese umfassen sämtliche Entzündungsreaktionen in der Leber wie sie zum Beispiel durch Giftstoffe, Hepatitis A bis E Viren, Bakterien (Salmonellen, Leptospiren), Parasiten, Defekte im Erbgut oder eine fehlgesteuerte Immunreaktion ausgelöst werden können. Auch mechanische oder physikalische Beeinträchtigung zum Beispiel durch Prellungen oder Blutabflussstörung können eine Entzündung der Leber bedingen. Dabei sind akute und chronische Verlaufsformen der Leberentzündung zu unterscheiden.
Im Zuge der Hepatitis werden die Leberzellen geschädigt beziehungsweise zerstört, was erhebliche Beeinträchtigungen der Leberfunktion zur Folge haben kann. Hier drohen Störungen des Hämoglobin- und Gallensäure-Stoffwechsels mit entsprechendem Anstieg der Bilirubin-Konzentration, aber auch eine Störung des Energiestoffwechsel, wodurch die Betroffenen unter Umständen mit anhaltender Müdigkeit und chronischem Schwächegefühl zu kämpfen haben.
Durch die gestörte Entfernung von freiem Ammoniak aus der Blutbahn, besteht außerdem das Risiko einer Enzephalopathie (Funktionsstörung des Gehirns durch unzureichende Entgiftungsfunktion der Leber), die schlimmstenfalls das sogenannte Leberkoma auslösen kann. Dabei leiden die Betroffenen im Endstadium unter Bewusstlosigkeit, einem Ausfall der Muskeleigenreflexe und Muskelsteife sowie einem Verlust der Muskelspannung. Bei Anzeichen für eine Leberentzündung sind dringend ärztliche Maßnahmen erforderlich, die an den Ursachen der Beschwerden ansetzen, wobei einer präzisen Diagnose als Grundlage einer erfolgreiche Therapie besondere Bedeutung zukommt.
Diagnose
Neben bekannten Symptomen wie chronischer Müdigkeit und Gelbsucht kann auch ein Abtasten der Bauches beziehungsweise der Lebergegend erste Hinweise auf vorliegende Erkrankungen liefern. Durch anschließende Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Leberwerte lassen sich die Funktionsstörungen des lebenswichtigen Organs in der Regel bereits relativ eindeutig feststellen. Auch können Untersuchungen des Urins und Stuhls gegebenenfalls wichtige Hinweise liefern. Weiterhin kommen je nach Bedarf bildgebende Verfahren wie die Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Sonographie oder eine Angiographie, aber auch Leberbiopsien (Entnahme einer Gewebeprobe) zum Einsatz.
Leberschmerzen – Behandlung
Da Leberschmerzen Anzeichen zahlreicher schwerwiegender Erkrankungen sein könne, sollte bei entsprechenden Beschwerden in jedem Fall umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Grundlage einer erfolgreichen Behandlung muss dabei der strikte Verzicht auf leberschädigende Substanzen sein. Alkohol und fettreiches Essen sind ebenso zu vermeiden, wie stark zuckerhaltige Nahrungsmittel.
Auch die Einnahme von Medikamenten sollte einer kritischen ärztlichen Überprüfung unterzogen werden. Dies gilt umso mehr, da die meisten Medikamente über die Leber abgebaut werden und in ihrer Wirkung auf eine normale Leberfunktion ausgerichtet sind. Das heißt, bei den empfohlenen Dosierungen ist die Abbauleistung der Leber bereits berücksichtigt, nimmt die Abbauleistung aufgrund einer Erkrankung der Leber ab, drohen daher gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Abweichungen von der richtigen Dosierung.
Weiterhin ist die Behandlung grundsätzlich an den jeweiligen Ursachen den Beschwerden und an dem Schweregrad eventueller Leberschädigungen auszurichten. Zwar lassen sich einige Ursachen der Leberschmerzen dabei durchaus erfolgreich therapieren, doch unter Umständen kann den Betroffenen nur noch mit einer Operation beziehungsweise einer Lebertransplantation geholfen werden. Im Falle von Leberkrebs ist allerdings manchmal auch mit chrirugischen Eingriffen keine Heilung mehr erreichbar.
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Um Erkrankungen der Leber vorzubeugen, empfiehlt sich nicht nur der Verzicht auf Alkohol und fettreiches Essen, sondern auch eine Umstellung der Ernährung, um den Abbau von Schadstoffen in der Leber zu erleichtern. Hier bieten sich auf naturheilkundlicher Ebene zahlreiche Heilpflanzen an, die beim Leber entgiften helfen sollen. So wird zum Beispiel Löwenzahn, Artischocken und Mariendisteln eine positive Wirkung auf die Entgiftungsprozesse der Leber zugeschrieben. Auch Fastenkuren und sogenannte Glaubersalzen (oral als Abführmittel verwendetes Natriumsulfat) kommen in der ganzheitlichen Medizin bei der Entgiftung der Leber zum Einsatz. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wiegand, Johannes; Berg, Thomas: Ätiologie, Diagnose und Prävention einer Leberzirrhose; in Deutsches Ärzteblatt, Volume 110, Issue 6, Seite 86-91, 2013, aerzteblatt.de
- Michael P. Manns, Natascha Cieplik, Sabine Schneidewind:Anatomie der Leber; in Praxis der Hepatologie, Springer, 2016, springer.com
- Rowe, I.A.: Lessons from Epidemiology: The Burden of Liver Disease; in: Digestive Diseases; Volume 35, Seite 305-309; 2017, karger.com
- Deutsche Leberstiftung: Lebererkrankungen – vielfältige Ursachen (Abruf 01.10.2019), deutsche-leberstiftung.de
- Halina Cichoż-Lach, Agata Michalak: Oxidative stress as a crucial factor in liver diseases; in World Journal of Gastroenterology, Volume 20, Issue 25, Juli 2014, wjgnet.com
Wichtiger Hinweis:
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