Ein Melaninmangel entsteht, wenn dem Körper dieses Pigment nahezu komplett fehlt oder es nicht mehr ausreichend hergestellt werden kann. Je nach Ausmaß treten unterschiedliche Erkrankungen zu Tage. Was es mit dem Melanin auf sich hat und wie ein Melaninmangel entstehen kann, erfahren Sie in den folgenden Zeilen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Melanin ist ein Pigment. Dieses wird von speziellen Zellen, den Melanozyten, aus der Aminosäure L-Tyrosin hergestellt. Das Pigment ist verantwortlich für die Farbe der Haut, der Haare und der Augen.
Zwei verschiedene Melanine sind hier zu nennen: Und zwar das Eumelanin, ein schwarz-braunes Pigment, das in dunklen Haaren dominiert, und das Phäomelanin, ein rötlich-gelbes Pigment, das vor allem hellblonde, blonde und rothaarige Personen in sich tragen. Der jeweilige Hautton hängt davon ab, wieviel Melanin die Melanozyten produzieren und wie dies in den Zellen verteilt ist. Die Melanogenese (Bildung von Melanin) ist genetisch bestimmt, kann jedoch von exogenen (äußereren) Reizen beeinflusst werden, vor allem durch die UV-Bestrahlung.
Melanin: Produktion und Aufgaben
Die bereits erwähnten speziellen Zellen, die Melanozyten, sind für die normale Hautpigmentierung jedes Menschen verantwortlich. Sie sitzen auf der Basalmembran der Haut. Dies ist die unterste Schicht der Oberhaut, die Epidermis.
Diese Zellen versorgen die Keratinozyten (hornbildende Zellen) mit dem Melanin. Die Keratinozyten bewegen sich innerhalb eines Zyklus von circa vier Wochen von der Basalmembran bis hin zur obersten Schicht der Haut. Dort werden sie als winzige Hornplättchen abgeschuppt.
Das Melanin, wie bereits erwähnt, besteht beim Menschen aus zwei verschiedenen Melaninen, dem Eumelanin und dem Phäomelanin. Das Mischungsverhältnis der beiden Arten ist vor allem genetisch fixiert.
Schutz der Haut vor UV-Strahlen
Das Melanin schützt die Haut vor UV-Strahlen. Bei einem Sonnenbad ist die Melaninproduktion um ein Vielfaches erhöht. Dabei entsteht die Sonnenbräune. Das Melanin schützt sowohl die Oberhaut als auch die Zellkerne.
Dass die Haut sich durch Sonneneinwirkung braun färbt, ist demnach ein Schutzmechanismus des Körpers. Eine völlige Durchbräunung dauert mehrere Wochen, da ja die Keratinozyten erst die unterste Hautschicht versorgen und dann nach oben weiterwandern müssen. Übrigens kommen die Melanozyten nicht auf den Handflächen, den Fußsohlen und den Schleimhäuten vor.
Menschen mit heller Haut und blonden oder roten Haaren, die vor allem das oben bereits erwähnte Phäomelanin in sich tragen, haben mit großer Wahrscheinlichkeit einen geringeren UV-Schutz als Menschen mit dunklen Haaren und dunklerem Teint.
Aber Vorsicht – auch wenn wir Menschen so ein tolles Sonnenschutzsystem in uns haben – trotzdem sollten ausgedehnte Sonnenbäder unbedingt vermieden werden. Die Haut sollte draußen in der Sonne stets geschützt werden. Denn trotz des Schutzfaktors Melanin können durch ausgiebiges Sonnenbaden gravierende Schäden entstehen.
Mangel an Melanin
Ein Melaninmangel kann unterschiedliche Ausprägungen und auch Ursachen haben. Meistens jedoch spielt die Anzahl der Melanozyten dabei eine große Rolle. Je weniger davon vorhanden sind, desto weniger Melanin wird gebildet und desto heller ist die Haut.
Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)
Bei dieser Art von Melaninmangel entstehen helle, unregelmäßig geformte Flecken auf der Haut. Die Ursache dafür ist, dass sich immer mehr Pigmentzellen zurückbilden. Warum dies geschieht, ist noch nicht vollständig geklärt. Auf jeden Fall spielt die genetische Disposition eine Rolle. Die meisten Betroffenen erkranken im Jugendalter. Häufig tritt die Vitiligo zusammen mit anderen Autoimmun- oder Schilddrüsenerkrankungen auf.
Der Großteil der Forschenden geht davon aus, dass dieser Melaninmangel eine Autoimmunerkrankung ist. Dies bedeutet, dass der Körper gegen sich selbst vorgeht. In diesem speziellen Fall hält der Körper Eiweißstoffe, die sich auf den körpereigenen Pigmentzellen befinden, für gefährlich, bildet Antikörper und zerstört damit die eigenen Melanozyten. Stress, schwere Sonnenbrände und Hautverletzungen können den Prozess weiter beschleunigen.
Vitiligo ist keine ansteckende Erkrankung, jedoch leiden die meisten Betroffenen sehr darunter. Vor allem dann, wenn die Pigmentstörung im Gesicht, an Hals, Dekolleté oder an den Händen auftritt. Vitiligo kann nahezu alle Körperstellen befallen, sogar Schleimhäute und behaarte Stellen, wobei anfangs vor allem Gesicht, Hände und Füße betroffen sind. Der Melaninmangel kann sich generalisiert oder nur lokal zeigen.
Diese Art von Erkrankung ist nicht heilbar. Behandelt wird jedoch mit einer speziellen Lichttherapie, die die Melaninproduktion anregen soll. Des Weiteren kommen kortisonhaltige Salben zu Einsatz. Diese sollen die entzündlichen Reaktionen eindämmen. Der Nachteil jedoch ist, dass Kortison die Haut sehr dünn werden lässt.
Wenn gar nichts hilft und der Leidensdruck zu groß ist, können gesunde Hautstellen entnommen und transplantiert werden. Die Transplantation von Pigmentzellen ist ebenso möglich. Dies wird „Haut zum Sprühen“ genannt. Melanozyten werden entnommen und von außen auf die weißen Flecken „gesprüht“. Diese sollen dort anwachsen und den Farbstoff bilden.
Albinismus
Der Albinismus ist eine Erbkrankheit, bei der die Melanin-Produktion gestört ist. Entweder betrifft es das Schlüsselenzym für den Melaninstoffwechsel oder auch andere Enzyme, die für die Melanin-Produktion wichtig sind. Wenn von Albinismus die Rede ist, wird dies sofort mit dem charakteristischen Erscheinungsbild mit blasser oder weißer Haut, rosa Augen und weißen Haaren in Verbindung gebracht.
Der Melaninmangel kommt jedoch unterschiedlich ausgeprägt vor. So betrifft beim partiellen Albinismus die Erkrankung begrenzte Hautareale, beim totalen Albinismus jedoch sind Haare, Haut und Augen (okulokutaner Typ) oder nur die Augen (okulärer Typ) von dem Mangel betroffen.
Beide Formen treten in unterschiedlicher Ausprägung auf. Bei dieser Krankheit kann noch eine Restfunktion erhalten sein, sodass durchaus weiße Betroffene relativ unauffällig aussehen können, zum Beispiel mit braunen Haaren und blauen Augen.
Sind die Augen betroffen, so kann das neben der Farbe auch die Sehkraft beeinflussen und sich in Strabismus (Schielen) und/oder Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen) zeigen. Des Weiteren ist durch die massive Blendungsempfindlichkeit und die nicht vollständige Ausbildung der Fovea centralis (Sehgrube) ein eingeschränktes Sehvermögen möglich.
Diese Erbkrankheit kann ebenso in Kombination mit anderen Gendefekten auftreten, wie zum Beispiel zusammen mit dem Prader-Willi-Syndrom. Dies ist eine Erkrankung, die unter anderem zu Adipositas, Kleinwuchs und Diabetes mellitus führt. Nicht nur wir Menschen, sondern auch Tiere können an Albinismus erkranken.
Da die betroffenen Menschen in der Regel äußerst lichtempfindlich sind, sollten sie unbedingt direktes Sonnenlicht meiden, eine Sonnenbrille tragen, sich mit geeigneter Kleidung vor der Sonne schützen und Sonnenschutzmittel auftragen, die sowohl die UV-A- als auch die UV-B-Strahlen blockieren. Bei Albinismus ist die Haut so empfindlich, dass sich durch exogene Reize Entartungen bilden können.
Weitere Ursachen eines Melaninmangels
Weitere Ursachen für einen Melaninmangel sind Kälte und Wärme, mechanische Reibung oder bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel die Antibabypille. Kosmetika und hormonelle Veränderungen in Zeiten der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren zählen ebenso zu den Ursachen.
Bei wiederkehrendem Entzündungsreiz in der Haut, wie dies bei Neurodermitis oder Schuppenflechte der Fall ist, ist ein vorübergehender Melaninmangel möglich. Des Weiteren kann die angeborene Stoffwechselstörung PKU (Phenylketonurie) die Melaninherstellung so behindern, dass die Betroffenen eine sehr helle Haut und dazu blonde Haare haben.
Behandlung von Melaninmangel
Wie bereits bei der Behandlung der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) erwähnt, kommt im Rahmen einer Pigmentstörung eine Lichttherapie zum Einsatz. Jedoch ist dies eine äußerst langwierige Therapie. Wer darunter sehr leidet, kann die einzelnen hellen Hautflecken eventuell mit Camouflage bedecken. Darüber hinaus sind Selbstbräuner eine Möglichkeit, um die hellen Stellen etwas dunkler zu färben.
Zusätzlich ist unbedingt an die psychische Belastung zu denken, die viele Betroffene bei Vorliegen eines Melaninmangels verspüren. Gerade das Selbstwertgefühl leidet oft darunter. Viele Betroffenen ziehen sich zurück, möchten sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen. Hinzu kommt, dass durch den Melaninmangel die Haare schneller ergrauen und die Haut schneller altert. Alles zusammen ist nicht gerade aufbauend. Eine psychologische Therapie ist hier unbedingt anzudenken. Die Naturheilkunde kann die Psyche mit Akupunktur und geeigneten phytotherapeutischen oder auch anthroposophischen Mitteln stärken.
Um die Melaninproduktion anzuregen, sind verschiedenste Mittel auf dem Markt, die vor allem eine „tolle natürliche Bräune“ versprechen. Für deren Nutzen sind jedoch keine gesicherten Studien auf dem Markt. Bevor Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, sollten Sie sich unbedingt in der Apotheke oder ärztlich beziehungsweise naturheilkundlich beraten lassen.
Eine gesunde Rundumversorgung mit allen lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen ist auf alle Fälle der richtige Weg. Es existiert eine Vielzahl von Produkten, um Mangelzustände gegebenenfalls auszugleichen. Auch hier ist zu empfehlen, sich vor einer Einnahme unbedingt fachkundig beraten zu lassen. Vitamine müssen in richtiger Konzentration, in richtiger Zusammensetzung und vor allem auch in guter Qualität zusammengestellt sein, um den richtigen Nutzen zu bringen und unsere Gesundheit zu fördern.
Graue Haare
Graue Haare betreffen irgendwann jeden Menschen in seinem Leben. Den einen früher, den anderen später, je nach Veranlagung. Der Grund für das Ergrauen ist, dass die Melanozyten mit zunehmendem Alter immer weniger Melanin bilden und dies vor allem in den Zellen, die sich in den Haarwurzeln befinden.
Schuld daran ist das Wasserstoffperoxid. Dieser Stoff kommt überall im Körper in kleinen Mengen vor. Der Körper baut diesen Stoff in der Regel ab, jedoch ist das mit fortschreitendem Alter nicht mehr so ausgeprägt. So hat Wasserstoffperoxid Zugriff auf das Melanin, beziehungsweise hemmt dessen Bildung. Die Melanozyten bilden deshalb nicht mehr genügend Farbstoff für die Haare und daraufhin werden diese grau.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben festgestellt, dass akuter Stress die Haare schneller ergrauen lässt. Dies ist damit begründet, dass der Körper bei Stress verschiedene Stoffe ausschüttet, wie zum Beispiel das Noradrenalin. Die Melanozyten-Vorläufer besitzen Rezeptoren für Noradrenalin. Sie beginnen sich zu differenzieren, was einen schnelleren Alterungsprozess bewirkt.
Zusammenfassung
Melaninmangel ist nichts Ansteckendes, nichts Bedrohliches. Jedoch leiden die Betroffenen, je nach Ausmaß der Erkrankung, zum Teil massiv darunter. Deshalb ist unbedingt ein Augenmerk auf eine psychologische Betreuung zu richten.
Zudem kann auch jede einzelne Person, die nicht selbst betroffen ist, dazu beitragen, dass Menschen mit Melaninmangel nicht darunter leiden: Durch weniger starre Schönheitsnormen und die Akzeptanz, dass jeder Körper in Ordnung ist, egal, wie er aussieht. Auch wenn die Werbung uns etwas anderes vorgaukelt: Menschliche Körper sind sehr verschieden und deshalb sollte niemand schräg angeschaut oder gar als optisch ungenügend verurteilt werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Comberg, Hans-Ulrich; Klimm, Hans-Dieter: Allgemeinmedizin (Reihe, Intensivkurs WB) (Deutsch), 4. Auflage, Thieme, 2004
- Fritsch, Peter: Dermatologie und Venerologie, Springer, 1998
- Pressemitteilung der Johannes Gutenberg Universität Mainz vom 22.06.2016: Bildung des Bräunungspigments Melanin entschlüsselt: Wissenschaftler aus Mainz und Kiel decken molekularen Mechanismus der Melaninbildung durch Mutation beteiligter Enzyme auf. (Abruf am 15.07.2021), Uni Mainz
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.