Eine Muskelverhärtung wird in der Medizin als Myogelose bezeichnet. Der Begriff beschreibt eine meist bohnengroße, klar umschriebene, tastbare, lokale Veränderung der Muskulatur. Häufig sind Myogelosen „druckschmerzhaft“. Der Begriff Muskelhartspann wird in der Medizin für einen großflächig umschriebenen, gesteigerten Spannungszustand der Muskulatur gebraucht.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Die Ursache der Muskelverhärtung oder Myogelose sind Stoffwechselveränderungen durch Überbelastung oder Dauerbeanspruchung der Muskulatur. Seltener ist die Entzündung eines Muskels Auslöser der Muskelverhärtung. Auch psychische Einflussfaktoren sind zu nennen.
Eine zu starke oder lang andauernde Belastung der Muskulatur führt zu einer Gefäßkompression und damit zu einer schlechten Blutversorgung der betroffenen Muskeln. Der Stoffwechsel der Muskelzellen wird gestört. Dies hat zur Folge, dass die Zellen weniger Sauerstoff aufnehmen und Stoffwechselprodukte schlechter abgebaut werden. Es kommt zur Schwellung und die Muskelspannung (Tonus) der Muskelfasern erhöht sich – der Muskel verhärtet.
Beim Muskelhartspann hingegen stellt die Ursache eine Reflexantwort auf einen Reiz dar, wie es zum Beispiel an der Sapnnungserhöhung der Bauchmuskulatur bei Magenproblemen zu beobachten ist. Des weiteren können auch Fehlhaltungen oder Verletzungen zum „reflexartigen“ Muskelhartspann führen.
Symptome
Abhängig von den Ursachen können unterschiedliche Symptome auftreten.
Symptome bei einer Muskelverhärtung
Bei der Muskelverhärtung ist eine knötchenförmige oder wulstartige Verhärtung zu tasten. Meist berichtet der Betroffene zunächst von einem erhöhten Spannungsgefühl der Muskulatur in einer bestimmten Körperregion. Später ist eine „Druckempfindlichkeit“ mit Schmerzen beim Anspannen und Kraftverlust der betroffenen Muskulatur zu beobachten. Besonders häufig sind Muskeln betroffen, deren Aufgabe es ist eine Körperhaltung gegen die Schwerkraft einzunehmen und diese über einen langen Zeitraum aufrecht zu erhalten, wie zum Beispiel die Nacken- und Rückenmuskulatur. Besonders bei Sportlern kann eine Muskelverhärtung auch nach einem Krampf oder einer starken Dehnung auftreten. Reagiert der Muskel häufig mit Muskelverhärtungen steigt das ein Risiko, einen Muskelfaserriss oder eine Zerrung zu erleiden.
Symptome bei einem Muskelhartspann
Symptomatisch für den Muskelhartspann hingegen ist ein dumpfer, drückender Dauerschmerz, der sich beim Einnehmen bestimmter Haltungen verstärkt.
Therapie
Die Muskelverhärtung kann mit einer Zahl verschiedener Maßnahmen therapiert werden. Ziel der Therapie sollte die Wiederherstellung schmerzfreier Beweglichkeit und Funktion sein. Konnte keine Entzündung als Ursache ausgemacht werden, eignen sich physikalische Maßnahmen wie spezielle Massagetechniken, Wärmetherapie (z.B. Packungen, Sauna, Rotlicht) und Dehnungen. Häufig wird auch Elektro- oder Hydrotherapie angewendet um die betroffenen Muskelfasern zu lockern.
Eine häufige Anwendung in der Therapie der Muskelverhärtung findet die sogenannte Triggerpunktbehandlung. Neben der prophylaktischen Wirkung dieser Technik auf unphysiologisch belastete Muskeln, wird sie auch zur Deaktivierung dauerhaft beanspruchter Muskelfasern eingesetzt. Dabei wird der betroffene Muskel an bestimmten Stellen punktuell behandelt. Die Möglichkeiten der Triggerpunkttherapie reichen von speziellen physiotherapeutischen Behandlungstechniken über Nadelungen mit Akupunkturnadeln und Stoßwellentherapie bis hin zur gezielten Injektion eines Lokalanästhetikums in den Triggerpunkt. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) erweitert die Möglichkeiten zur Behandlung einer Muskelverhärtung mit einer Vielzahl von Techniken. Dabei ist wohl die Akupunktur die geläufigste.
Sollte eine Entzündung die Ursache der Muskelverhärtung sein, steht eine medikamentöse Therapie im Vordergrund. Grundsätzlich ist festzuhalten, das die Muskelverhärtung ein Symptom ist, welches meist auf eine funktionelle Störung schließen lässt. Aufgrund zahlreicher Einflussfaktoren, die auf die Muskulatur wirken, gestaltet sich eine genaue Festlegung der ursächlichen Quelle der Störung oft schwierig. Jedoch ist es unumgänglich die Ursache zu finden und zu therapieren, um die Symptome zu lindern. (Philipp Schulz, Physiotherapeut)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tobias Jantsch: Ich und meine Gesundheit: Ganzheitlich, individuell und funktionsübergreifend, neobooks, 2016
- Uwe Wegner: Sportverletzungen: Symptome, Ursachen, Therapie, Schlütersche, 2003
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Hrsg.): Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, Springer, 2019
- Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt: Muskelverletzungen im Sport: 48 Tabellen, Georg Thieme Verlag, 2010
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.