Nächtliches Schwitzen
Nachtschweiß ist der Begriff für starkes Schwitzen in der Nacht während des Schlafes. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um ein Symptom, das diverse Erkrankungen begleitet. Menschen, die darunter leiden, wachen nachts mit durchgeschwitzter Kleidung und feuchtem Bettlaken auf. Dieser Nachtschweiß hat nichts damit zu tun, schweißgebadet aufzuwachen, weil es zu warm im Zimmer ist, sondern beschreibt starkes Schwitzen bei den empfohlen Schlaftemperaturen von 18 bis 21 °C.
Inhaltsverzeichnis
Normales Schwitzen
Schwitzen ist lebenswichtig. Der menschliche Körper reguliert so die Temperatur. Die Feuchtigkeit kühlt die Haut, das Blut im Kapillarnetz gibt Wärme ab und fließt um bis zu zwei Grad kälter durch die Venen zum Herz. Eine regulierte Körpertemperatur um 37 Grad Celsius ist optimal, damit der Körper funktioniert. Zum Beispiel wirken die Enzyme im Blut am besten bei dieser Wärme und die roten Blutkörperchen können den Sauerstoff gut binden.
Immer, wenn der Organismus arbeitet, schwitzen wir: Wir schwitzen in der Hitze, wir schwitzen vor Angst, bei Erregung, und wir schwitzen, wenn wir schuften. Dem Körper sind die Inhalte unserer Gefühle „egal“, aber starke Emotionen wie Angst bringen den Blutkreislauf in Fahrt, und der Schweiß schützt uns davor, dass er überhitzt.
Millionen von Schweißdrüsen pflastern unsere Haut und produzieren täglich circa einen Liter Schweiß. Die meisten Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter liegen an den Füßen – was zu den berüchtigten „Käsefüßen“ beziehungsweise Schweißfüßen führt – die wenigsten Drüsen haben wir im Bereich des Unterschenkels.
Der Schweiß kühlt nicht nur unseren Körper, er stärkt auch den Säureschutz der Haut und wehrt schädliche Keime ab. Zum allergrößten Teil besteht er aus Wasser. Doch Sexualhormone und Fettsäure wandeln das Wasser in Geruchsstoffe um.
- Schweiß kühlt die Haut, denn, wenn er verdunstet verliert diese, zusammen mit den Blutgefäßen Wärme.
- Schweiß reguliert den Mineralstoffhaushalt, denn er scheidet Kochsalz, Kalzium und Magnesium aus.
- Schweiß stärkt die Immunabwehr, denn Immunoglobuline neutralisieren schädliche Keime.
- Schweiß schafft einen pH-Wert von 5 auf der Haut und blockt so Mikroben ab.
- Schweißdrüsen sind an den Haarwurzeln mit Duftdrüsen gekoppelt, die insbesondere bei extremen Gefühlen Duftstoffe absondern.
Übermäßiges Schwitzen
Übermäßiges Schwitzen in der Nacht kann ein Zeichen für Erkrankungen sein, insbesondere für alle Arten von Fieber wie grippale Infekte, Grippe, Malaria oder Pfeifferschen Drüsenfieber. Das Schwitzen selbst ist in diesen Fällen nicht pathologisch, im Gegenteil: Der Körper versucht vielmehr, die überhöhte Temperatur zu regulieren, um die Körperfunktionen aufrechtzuerhalten.
Übermäßiges Schwitzen in der Nacht liegt häufig an solchen akuten Infektionen, aber auch an chronischen Infektionen wie einer Bronchitis, Tuberkulose oder Aids.
Weitere Ursachen für nächtliches Schwitzen sind:
- Schilddrüsenüberfunktion
- Klimakterium
- Diabetes mellitus
- Rheumatoide Arthritis
- Allergien
- Krebs, insbesondere Leukämie
- Multiple Sklerose
- Epilepsie
- Depressionen
- Angststörungen
- Psychosen
- das so genannte Burnout-Syndrom
- Stress
- aufregende Träume
- Übergewicht
- Untergewicht
- Alkohol
- andere Drogen, zum Beispiel Heroin
- Schwangerschaft
- Hormonstörungen und Hormonumstellungen
Nächtliches Schwitzen ist also ein unspezifisches Symptom, deutet aber fast immer auf einen gestörten Schlaf hin, und der zeigt ein Ungleichgewicht im Organismus an: Der Schlaf ist die wichtigste Zeit für den Körper, denn im Schlaf regenerieren wir uns. Im Traum verarbeiten wir die Eindrücke des Tages und unsere Lebensfragen, und das Gehirn baut neue Erfahrungen ein. Doch auch die „Hardware“ des Körpers braucht den Schlaf: Die Organe regenerieren sich, so wird das Immunsystem gestärkt; die Muskeln bauen sich ebenso auf wie die Knochen. Schwitzen in der Nacht kann also ein Alarmsignal sein.
Wenn wir häufig nachts schwitzen und uns zudem Atemnot plagt, sollten wir den Hausarzt aufsuchen. Der verweist uns, falls erforderlich, an einen Fachmediziner. Je nach möglicher Erkrankung kann das ein Internist sein, ein Psychologe, ein Schlafmediziner, ein Neurologe, ein Allergologe, ein Endoktrinologe oder ein Onkologe.
Der Arzt untersucht, seit wann, wie stark und bei welchen Anlässen wir übermäßig schwitzen. Er fragt nach Gewichtsverlust, psychischen Stimmungen, mangelndem Appetit und dem Herzrhytmus. „Übliche Verdächtige“ sind Vorerkrankungen wie Infektionen, Diabetes, Hyperthyreose, Erbkrankheiten oder psychische Probleme.
Nach der Anamnese und einer Untersuchung des Körpers folgt eine Blutentnahme, um zu erkennen, wie die Blutzellen zusammen gesetzt sind, ob Leber und Nieren funktionieren, wie der Spiegel von Adrenalin, Noradrenalin und Geschlechtshormonen aussieht, und, last but not least, wie die Schilddrüse arbeitet. Das Blutbild gibt oft schon einen Einblick auf eine Basiserkrankung.
Therapie
Eine spezifische Therapie gegen übermäßiges Schwitzen gibt es nicht, vielmehr helfen die Therapien gegen die jeweiligen Krankheiten.
Übermäßiges Schwitzen und Schlafstörung
Liegt das Nachts Schwitzen „nur“ an einem gestörten Schlaf, wirken einfache Maßnahmen zwar keine Wunder, helfen aber.
Dazu gehören:
- atmungsaktive Kleidung
- luftdurchlässige Bettwäschung
- Frischluft
- Raumtemperatur zwischen 18 und 21 Grad
- Entspannung, zum Beispiel durch Yoga-Übungen, positive Gedanken an Erfolgserlebnisse vor dem Schlaf, bewusstes Nichtstun vor der Bettruhe, die to-do-list beiseite legen und stattdessen ein Notizbuch neben das Bett legen, um spontane Eingebungen aufzuschreiben
- wiederkehrende Alpträume sind eine Ursache dafür, schweißgebadet aufzuwachen, dagegen helfen beruhigende Musik und Filme (wer unter Schlafstörungen leidet, sollte vor dem Einschlafen nicht unbedingt Horror-DVDs gucken)
- Verzicht auf schweres, scharf gewürztes und fettreiches Essen in den zwei Stunden vor dem Einschlafen, ebenso Verzicht auf Alkohol, Kaffee und Zigaretten am Abend.
eine Dämmerungsphase einlegen, also eine Stunde vor der Nachtruhe das Licht dimmen, Kerzen anzünden etc. - den Biorhythmus stabilisieren, also, wenn möglich, ungefähr zur gleichen Zeit einschlafen und aufstehen. Wer sich künstlich wach hält, fordert seinen Körper, und der reagiert mit Schwitzen.
Psychische Arbeit
Schweiß ist keine Krankheit, sondern ein Mittel des Körpers, um Krankheiten abzuwehren. Die Träume sind die „Wachhunde der Psyche“, und der Schweiß ist ihr Heiltrank. Gegen psychische Überlastung steuert der Körper ebenso an wie gegen physische.
Wenn der Schweiß besonders nachts ausbricht, ohne dass eine Grunderkrankung vorliegt, und ohne, dass wir tagsüber stark schwitzen, deutet das darauf hin, dass wir unser Unbewusstes strapazieren, indem wir psychische Probleme nicht ernst nehmen.
Wenn wir uns den Alltag schön reden und verdrängen, worunter wir leiden, weisen uns die Träume den Weg. Wenn wir schweißgebadet aufwachen oder uns trotz Schlaf wie gerädert fühlen und außerdem unser Schlafanzug nass ist, stimmt etwas nicht: Wir ignorieren unsere Probleme, aber das Unbewusste lässt sich nicht betrügen; es arbeitet im Schlaf.
Der Nachtschweiß ist in diesem Fall zwar lästig, aber unser Berater. Wir sollten genau notieren, was wir träumten, vor welchen Entscheidungen wir stehen, welche Situationen Stress auslösen, und diese angehen.
Allerdings sind die Erregungen unseres Unbewussten nicht zwangsläufig negativ. Sexuelle Träume regen ebenfalls den Schweißfluss an, ebenso aufregende „Stories“ unseres Unbewussten. Gerade in der Pubertät und bei jungen Erwachsenen laufen die Hormone bisweilen auf Hochtouren und nächtliche Erregung ist dann vollkommen normal. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Helga Peter, Thomas Penzel, Jörg Hermann Peter: Enzyklopädie der Schlafmedizin, Springer Verlag, 2007
- Thomas-Christian Wetter, Roland Popp, Michael Arzt, Thomas Pollmächer: Schlafmedizin, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019
- Allan R. Tunkel: Fieber bei Erwachsenen, MSD Manual, (Abruf 10.09.2019), MSD
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) e. V.: Patienten-Erkrankungen-Schilddrüsenüberfunktion (Abruf: 10.09.2019), endokrinologie.net
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.