Was tun bei chronisch laufender Nase?
Auch außerhalb von Heuschnupfensaison und Erkältungszeit klagen manche Menschen über ein stetes Laufen der Nase. Anders als bei den bekannten Schnupfen-Formen scheint sich jedoch kein Auslöser zu finden. Die Betroffenen bekommen schlecht Luft, müssen sich andauernd die Nase putzen und sind ständig von Erkältungssymptomen geplagt. Grund ist häufig eine überreagierende beziehungsweise hypersensible Nasenschleimhaut.
Inhaltsverzeichnis
Was hilft schnell gegen eine laufende Nase?
Sind chronische Auslöser bekannt, die die Nasenschleimhäute anschwellen lassen, sollten diese so weit wie möglich gemieden werden. Solche Auslöser können beispielsweise Kaffee, Alkohol, Luftverschmutzung, Ozon, Feinstaub, Abgase, Tabakrauch oder Reizstoffe aus Putzmitteln sein. Regelmäßige Nasenspülungen können dazu beitragen, die empfindliche Nase von auslösenden Stoffen zu befreien. Außerdem sollte viel Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tees getrunken werden, um die Nasensekrete flüssig zu halten. Auch trockene Raumluft kann die Nasenschleimhaut reizen. Raumluftbefeuchter und Zimmerpflanzen können das Raumklima verbessern und die Nase entlasten.
Funktionen von Nase und Nasenschleimhaut
Die Nase wärmt und feuchtet die Luft an und filtert sie. Dabei kann unsere Nase schon im normalen Zustand bis zu zwei Liter Schleim pro Tag produzieren. Der Schleim ist sauer (pH- Wert 5.5 – 6.5) und seine Wirkung ist gegen Mikroben gerichtet. In puncto Temperatur stellt sie ein wahres Wunder dar, indem sie die Temperatur innerhalb der Nase konstant bei 30 Grad zu halten versucht. Es ist auch normal, dass die Nasenlöcher asymmetrisch durchblutet werden und anschwellen. Mal kann man durch das eine, dann wieder durch das andere besser atmen. Bei einer laufenden Nase ist die Schleimhautdurchblutung erhöht, somit kommt es zu einer vermehrten Schleimproduktion und einem Anschwellen der Schleimhäute. Hier ist eine durchgängige Hyperaktivität zu verzeichnen.
Übersensible Nase
Wenn Mediziner von einer nasalen Hyperreaktivität oder Hyperreagibilität sprechen, liegt eine überempfindliche Nasenschleimhaut vor. Diese reagiert übermäßig empfindlich auf äußere Reize wie Kälte, starke Gerüche, verschmutze Luft, Ozon, Feinstaub, Abgase, Tabakrauch oder Putzmittel sowie auf innere Reize wie bestimmte Nervenbotenstoffe, Hormone oder Eiweißstoffe. Folgende Anzeichen deuten auf eine überempfindliche Nasenschleimhaut hin:
- häufig verstopfte Nase,
- verminderter Geruchssinn,
- Nasenjucken,
- ständiger Nasenausfluss mit wässrigem Sekret,
- oft auftretende Kopfschmerzen im Stirnbereich,
- Symptome tauchen unabhängig von der Jahreszeit auf,
- bestimmte Einflüsse wie Gerüche oder Temperatur verstärken die Beschwerden.
Mögliche Ursachen für ständigen Nasenausfluss
Oft ist eine Allergie oder eine übersensible Nasenschleimhaut (vasomotorische Rhinitis) für den ständigen Nasenausfluss verantwortlich. Daneben gibt es auch besondere Schnupfen-Formen, die mit einem ständigen Laufen der Nase einhergehen. Hierzu zählen beispielsweise der hormonell bedingte Schnupfen, die nicht-allergische eosinophile Rhinitis oder die idiopathische Rhinitis. Des Weiteren kann das Naselaufen auch durch Medikamente ausgelöst werden. Beispielsweise kann die übermäßige Verwendung von abschwellenden Nasensprays zu einer Schleimhautreizung führen.
Vasomotorische Rhinitis (hyperreflektorische Rhinopathie)
Eine besondere Schnupfen-Form, die eine ständiges Naselaufen nach sich ziehen kann, ist die vasomotorische Rhinitis (auch hyperreflektorische Rhinopathie). Liegt eine vasomotorische Rhinitis vor, reagieren die Schleimhäute extrem sensibel auf starke Gerüche, Alkohol, heiße Getränke oder stark gewürzte Speisen. Auch heftige Reaktionen auf Temperaturwechsel oder auf körperliche Anstrengung in kalter Luft sind möglich. Darüber hinaus kann die Schleimhaut auch bei körperlichem oder seelischem Stress anschwellen.
Hormonell bedingter Schnupfen
Ständiger Nasenausfluss kann ebenfalls in Zusammenhang mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) stehen. Dabei kommt es zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, die beispielsweise zu einer allgemein erhöhten Sensibilität gegenüber Temperaturen führt. Als Folge reagiert der Körper mit einer anschwellenden Nasenschleimhaut. Generell kann ein veränderter Hormonhaushalt mitunter zu Nasenschleimhautschwellungen führen. So leiden beispielsweise rund 20 Prozent der Schwangeren aufgrund des Östrogenspiegels unter einer verstopften Nase. Dieser „Schwangerschaftsschnupfen“ verschwindet in der Regel wieder nach der Geburt. Schwangere sollten ihre verstopfte Nase wegen möglichen Folgeschäden jedoch nicht mit abschwellenden Sprays behandeln. Stattdessen eignen sich natürliche Hausmittel gegen eine vertopfte Nase.
Nicht-allergische eosinophile Rhinitis (NARE-Syndrom)
Wenn keine allergischen und infektiösen Auslöser festgestellt werden können, die Betroffenen aber dennoch unter ganzjährigen Symptomen wie Nasenausfluss, Niesattacken, verstopfter Nase sowie Juckreiz im Nasen- und Rachenraum leiden, könnte eine sogenannte nicht-allergische eosinophile Rhinitis (NARE-Syndrom) verantwortlich sein. Häufig liegen bei diesem Krankheitsbild auch Nasenpolypen vor. Zur Behandlung werden diese oft operativ entfernt. Des Weiteren können Nasensprays mit Kortison Linderung verschaffen. Eine neuere Behandlungsform ist eine stationäre Infusion in zwei bis drei Zyklen mit immunstärkenden Proteinen (Interferone). Ein Teil der Betroffenen konnte mit dieser Behandlungsform dauerhaft geheilt werden.
Idiopathische Rhinitis
Ärzte sprechen von einer idiopathischen Rhinitis, wenn im Vorfeld der chronischen Beschwerden wiederholter Schnupfen (Rhinitis) durch Viren auftrat. Die häufigen Virus-Infektionen haben bei diesem Krankheitsbild die Nasenschleimhaut überempfindlich werden lassen. Eine idiopathische Rhinitis zeichnet sich oft dadurch aus, dass sich keine eindeutigen Auslöser identifizieren lassen.
Riss in der Siebplatte
Tritt ständiger Nasenausfluss nach einer Kopfverletzung, einem Unfall oder nach einer Operation auf, sollte auch ein Leck in der Siebplatte (Lamina cribrosa) in Betracht gezogen werden. Dieser hauchdünne Knochen trennt die Nasennebenhöhle von den Organen im Kopf. Ein Riss kann dazu führen, dass Cerebrospinalflüssigkeit (Hirnwasser) aus dem Schädel entweicht und über die Nase abfließt. Abhängig von der Größe des Lecks kann diese seltene Verletzung lebensbedrohlich sein. In der Medizin wird dieser Riss als CSF Leak bezeichnet.
Diagnose
Nach der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) prüft die Ärztin beziehungsweise der Arzt zunächst, ob eine allergische oder infektiöse Ursache für den Nasenausfluss verantwortlich ist. Dazu können Diagnosemethoden wie beispielsweise ein Allergietest, Blutanalysen, eine Endoskopie der Nase oder eine Laboruntersuchung des Nasensekrets zum Einsatz kommen.
Behandlung
Die jeweilige Behandlung ist stark abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Liegt eine nicht allergische und nicht infektiöse Ursache zugrunde, müssen zunächst die Auslöser identifizieren werden, die das Anschwellen der Nasenschleimhaut begünstigen. Dies kann beispielsweise mithilfe eines Krankheitstagebuchs geschehen, in dem festgehalten wird, wie stark die Symptome waren und was man an dem Tag gegessen und gemacht hat. Sind die auslösenden Faktoren einmal identifiziert, gilt es, diese möglichst oft zu meiden. Daneben ist eine ausgiebige Pflege der Nasenschleimhaut zu empfehlen, beispielsweise durch regelmäßige Nasenspülungen mit Salzlösung.
Die richtige Nasenpflege
Insbesondere bei Dauerschnupfen ist die richtige Pflege der Nase wichtig. Dazu zählt vor allem, die Schleimhaut in der Nase ständig feucht zu halten. In einem trockenen Raumklima trocknet auch die Schleimhaut schnell aus. Dadurch werden die natürlichen Selbstreinigungskräfte vermindert. Staub, Schadstoffe und Schmutzpartikel bleiben so länger in der Nase und reizen die Schleimhaut. Empfehlenswert ist es deshalb, viel zu trinken. Das aufgenommene Wasser hält die Schleimhäute feucht und das Nasensekret flüssig.
Nasensprays
Abschwellende Nasensprays sollten nur kurze Zeit bei akutem Schnupfen eingesetzt werden. Ansonsten können sie ein dauerhaftes Anschwellen der Nasenschleimhaut begünstigen. Meersalzhaltige Nasensprays tragen jedoch dazu bei, die Nase feucht zu halten und von Sekret zu befreien. Auch pflegende Nasensprays mit Dexpanthenol, Zitrusöl, Sesamöl oder Salbeiöl können zur Pflege der Nase eingesetzt werden.
Regelmäßige Nasenduschen
Durch regelmäßige Nasenduschen können die Nasenwege von überschüssigem Schleim, Krusten, Krankheitserregern und Schmutzpartikel befreit werden. Dies entlastet die Nasenschleimhaut und sie beginnt zu regenerieren. Nasenspülungen eignen sich auch als aktive Schutzmaßnahme vor Nebenhöhlenentzündungen und Erkältungskrankheiten wie einem grippalen Infekt sowie anderen Erkrankungen im Bereich von Nase und Ohren. Fertige Lösungen und Salze für die Nasendusche gibt es in Apotheken zu kaufen. Die Spüllösung kann aber auch selbst hergestellt werden, indem man abgekochtes Wasser mit einer Messerspitze Kochsalz versetzt.
Naturheilkunde
Die Antwort nach der Hyperaktivität ist nach Ansicht der Naturheilkunde selten in der Nase selbst zu finden. Als Hintergrund ist es wichtig zu wissen, dass das lymphatische System der Nase mit anderen Schleimhäuten, wie zum Beispiel dem Darm, kommuniziert. Der in der Klinik häufig zu beobachtende Zusammenhang zwischen Dünndarm und Nase, erklärt sich so auch theoretisch.
In diesem Zusammenhang hat der Hamburger Osteopath Peter Wührl, D.O. zwei Möglichkeiten aufgezeigt: Entweder sind in diesem Schleimhautsystem bestimmte Bereiche nicht richtig aktiv, weswegen die Nasenschleimhaut quasi als Kompensation mit vermehrter Aktivität versucht dies wettzumachen oder es sind schon andere Bereiche hyperaktiv und das reizt die Nase zusätzlich.
Anatomisch kommt ein Teil der Nervenversorgung (sympathischer Anteil) aus der oberen Brustwirbelsäule. Durch mechanische Probleme in dieser Region oder auf dem Weg der Nerven bis zur Nasennebenhöhle kann es zu Beeinträchtigungen kommen, die zu einer fehlerhaften Durchblutung der Schleimhaut führen könnten.
Um diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen, müssen in Untersuchung und Behandlung der ständig laufenden Nase der Zustand der Darmflora, Pilzinfektionen, Schwermetallbelastungen, (Zahn-)Herde, funktionelle Problem im Bereich der Wirbelsäule und eine Regulierung des Immunsystem berücksichtigt sowie auch „versteckte“ Allergien bedacht werden. (jvs, vb; aktualisiert am 23. Januar 2019)
Quellen
- Leitlinie Rhinosinusitis (Stand April 2017)
- Internetauftritt des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte – besucht am 22. Januar 2019
- Internetauftritt der amerikanischen CSF Leak Association – besucht am 22. Januar 2019
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Boris A. Stuck: S2k-Leitlinie Rhinosinusitis, Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC), Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), (Abruf 10.07.2019), AWMF
- Internetauftritt des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, (Abruf 10.07.2019), HNO
- Internetauftritt der amerikanischen CSF Leak Association, (Abruf 10.07.2019), csf
- Marvin P. Fried: Verstopfte und laufende Nase, MSD Manual, (Abruf 10.07.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.