Nesselfieber (Urtikaria) gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen, etwa jeder Zehnte soll zumindest einmal im Leben davon betroffen sein. Es kann akut oder chronisch vorkommen und entsteht durch eine Immunreaktion, die mit Hautausschlag und Juckreiz auf der Haut einhergeht.
Seinen Namen trägt das Nesselfieber, auch Nesselsucht genannt, weil auch der Kontakt mit der Nesselpflanze (lat. Urtica) ein Auslöser für die Quaddeln ist. Neben dem Hautkontakt mit Pflanzen und Tieren sind allergische und nichtallergische Formen bekannt.
In vielen Fällen wird der Auslöser auch gar nicht entdeckt. Therapeutisch wird vor allem das Vermeiden von Kontakt mit dem Auslöser angestrebt und mit symptomlindernden und ursachenbezogenen Behandlungsformen kombiniert.
Inhaltsverzeichnis
Nesselsucht (Urtikaria): Die wichtigsten Fakten
Nesselfieber ist eine Hauterkrankung, die durch Juckreiz, Rötungen und Quaddeln gekennzeichnet ist und oft durch Allergien oder physikalische Reize ausgelöst wird. Hier ein kurzer Überblick zu dem Beschwerdebild:
- Häufigkeit: Nesselfieber zählt zu den gängigen Hauterkrankungen.
- Symptome: Typisch sind Hautrötungen, Quaddeln und Juckreiz.
- Formen: Es gibt akute und chronische Urtikaria.
- Auslöser: Verschiedene, häufig unklare Ursachen, oftmals allergiebedingt. Manche Medikamente können als Auslöser fungieren.
- Physikalische Reize: Hitze, Kälte oder Druck können Nesselfieber auslösen.
- Ernährung: Bestimmte Lebensmittel können Symptome verursachen.
- Behandlung: Oft symptomorientiert, z.B. mit Antihistaminika.
- Komplikationen: In schweren Fällen kann es zu Atemnot oder allergischem Schock kommen.
Nesselfieber: Symptome
Anzeichen und Symptome einer Nesselsucht sind unter anderem:
- Hautrötung
- Rote oder hautfarbene kleine Quaddeln, die in Größe und Form variieren und überall am Körper auftauchen können,
- mitunter starker Juckreiz,
- Schwellungen der Lippen, Augenlider oder im Halsbereich,
- äußerliche Einflüsse wie Hitze, Bewegung und Stress verschlimmern oft die Symptome.
Beschwerden bei Nesselfieber betreffen vor allem die Haut, wo sie meist als lokal begrenzte Hauterscheinungen auftreten, die mit starkem Juckreiz einhergehen. Insbesondere bei allergischer Beteiligung kann es aber auch zu Durchfall, anderen Magen-Darm-Beschwerden oder zu Fieber kommen.
Manchmal entstehen Schwellungen in Gesicht oder Kehlkopf, die im schlimmsten Fall zu bedrohlicher Atemnot führen. Selten führt Nesselfieber zum allergischen Schock, der dann lebensgefährlich und ein Fall für den Notarzt ist.
Quaddeln bei Nesselfieber
Unabhängig vom Auslöser finden sich als Symptome bei Nesselfieber typischerweise eine oder mehrere Quaddeln unterschiedlicher Größe in einem umschriebenen Hautgebiet. Sämtliche Körperpartien kommen dabei in Frage, auch hinter juckenden Brustwarzen und Scheidenjucken kann sich Nesselfieber verbergen.
Häufig schließen sich viele kleine Quaddeln dabei zu einem unregelmäßig geformten, großflächigen Quaddelareal zusammen. Die Hauterscheinungen sind dabei von starkem Juckreiz begleitet, der vorzugsweise durch Reiben (nicht durch Kratzen) zu stillen versucht wird.
Die frischen Quaddeln sind leicht erhaben und erscheinen im frischen Stadium entweder weiß oder rötlich und von einem weißen Rand umsäumt. Bei der akuten Nesselsucht bilden sich die in kürzester Zeit aufgetretenen Quaddeln nach Minuten bis Tagen wieder zurück, während die chronische Urtikaria Wochen und sogar Monate andauern kann.
Augenschwellung und Atemnot bei Nesselfieber
Obwohl in der Regel die Reaktion örtlich begrenzt bleibt, können sich neben Quaddeln auch Augenschwellungen und Atemnot bei Nesselfieber entwickeln.
Wenn tiefere Hautschichten an der Symptomatik beteiligt sind, kommt es mitunter zu flächenhaften Schwellungen in verschiedenen Körperregionen.
Typisch sind Ödeme an Händen und Füßen sowie im Gesichtsbereich. Schwellungen der Augenlider und Lippen werden medizinisch als Quincke-Ödem bezeichnet. Gefährlich wird es, wenn die Stimmritze im Kehlkopf zuschwillt, sodass es zu Atemnot und Sauerstoffmangel kommt.
Tritt dieses, auch Glottis-Ödem genannte Symptom auf, ist sofortige notärztliche Behandlung angezeigt, weil Erstickungsgefahr droht.
Allergischer Schock bei Nesselfieber
Wenn ursächlich eine Allergie vom Soforttyp besteht, kann als gefährliche Komplikation ein allergischer Schock bei Nesselfieber auftreten. Anzeichen dafür sind Kreislaufstörungen mit Übelkeit, Gesichtsblässe und kaltem Schweiß auf der Stirn, die in massivem Blutdruckabfall und Atemstillstand münden können.
Die Schockreaktion kann sich innerhalb von Minuten ausbilden und muss sofort vom Notarzt mit Adrenalin, Glukokortikoiden und Antihistaminika behandelt werden.
Nesselsucht: Ursachen
Nesselsucht kann unter anderem verursacht werden durch:
- Lebensmittel: Viele Lebensmittel können bei Menschen mit Empfindlichkeiten allergische Reaktionen auslösen. Häufig sind Nahrungsmittel wie Schalentiere, Fische, Erdnüsse, Baumnüsse, Eier und Milch verantwortlich.
- Medikamente: Nahezu jedes Medikament kann theoretisch Nesselfieber auslösen. Oft sind Penicillin, Aspirin, Ibuprofen, Naproxen und Blutdruckmittel die Auslöser.
- Allergene: Allergische Substanzen wie Pollen, Tierhaare, Latex und Insektengifte können auch Urtikaria hervorrufen.
- Umweltfaktoren: Hitze, Kälte, Sonnenlicht, Wasser, Druck, emotionaler Stress oder Bewegung sind typische Reize, die Nesselfieber begünstigen.
- Bluttransfusion: Nesselsucht kann als Reaktion auf Bluttransfusionen auftreten.
- Vorerkrankungen: Urtikaria tritt gelegentlich im Zuge von Störungen des Immunsystems (z.B. Lupus), einigen Krebsarten (z.B. Lymphome), Schilddrüsenerkrankungen und Infektionskrankheiten mit Bakterien oder Viren (z.B. Hepatitis, Helicobacter pylori, HIV, Cytomegalievirus, Epstein-Barr) auf.
Formen und Auslöser
Die Liste der Auslöser, die Nesselfieber hervorrufen können, ist lang. Sie reicht von den Giften verschiedener Tiere und Pflanzen über physikalische Reize bis hin zu Nahrungs- und Genussmittel. Als physikalische Reize kommen Kälte, Wärme, Licht oder Druck in Frage.
Als Sonderform physikalisch ausgelöster Nesselsucht ist die cholinergische Urtikaria bekannt, die durch Stimulation der Schweißdrüsen entsteht. Auch Stress und Hormonumstellungen können Nesselfieber auslösen.
Viele Schwangere leiden während der Schwangerschaft an Quaddeln und Juckreiz, die sich nach der Entbindung zurückbilden. Bei mehr als der Hälfte chronischer Urtikariaverläufe kann der Auslöser gar nicht ermittelt werden.
Bei sämtlichen Formen wird durch den Kontakt mit den spezifischen Auslösern Histamin aus Mastzellen und basophilen Granulozyten (das sind „weiße“ Blutzellen, die an der Immunabwehr beteiligt sind) freigesetzt.
Nesselfieber durch Nesselgifte
Nesselfieber kann durch Hautkontakt mit Tieren oder Pflanzen ausgelöst werden. Die sogenannte Raupendermatitis beispielsweise entsteht bei Berührung mit den Nesselgifthärchen des Eichenprozessionsspinners, die in einem bestimmten Entwicklungsstadium der Larven abgeworfen werden und zufällig in die Haut und Schleimhaut von Menschen geraten können.
Bei jeder Berührung schießt dagegen die Feuerqualle ihre Nesselzellen aus den Quallententakeln ab und sorgt auf der menschlichen Haut für Quaddelbildung und regelrechten „Verbrennungen“.
Aus der Pflanzenwelt sind die juckenden Hauterscheinungen vor allem durch die Berührung mit Brennnesselgewächsen bekannt, zu denen unsere heimische Brennnessel genauso gehört wie eine Vielzahl tropischer Pflanzen, deren Blätter Brennhaare besitzen.
Nesselfieber als Allergie und Pseudoallergie
Ist das Nesselfieber durch eine Allergie oder Pseudoallergie verursacht, kommen die unterschiedlichsten Auslöser in Betracht. So sind allergische Hautreaktionen durch Tierhaare genauso möglich wie durch Verzehr bestimmter Früchte oder Gemüsearten, von Schalen- und Krustentieren.
Bei Pollenallergie kann beispielsweise ein Picknick im Gras zur akuten Nesselsucht führen.
Während allergische Reaktionen schon bei kleinsten Spuren des Allergens ausgelöst werden können, bedarf es bei Pseudoallergien, zu denen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Medikamentenintoleranzen gezählt werden können, einer bestimmten Menge des Stoffes, bevor es zu Symptomen kommt.
Zwar treten Allergien und Pseudoallergien mit dem gleichen Beschwerdebild auf, bei allergischen Reaktionen sind im Blut jedoch bestimmte Immunglobuline (IgE) nachweisbar, die bei Pseudoallergien und Unverträglichkeiten fehlen.
Konventionelle Diagnostik
Ob für Hochschulmediziner oder Vertreter der Naturheilkunde: Um den Betroffenen zu entlasten, steht zunächst die Suche nach dem Auslöser für Nesselfieber im Vordergrund. Wenn nach Untersuchung und Anamnese die Urtikaria diagnostiziert ist, folgen weitere Tests zur Ermittlung des Auslösers.
Konventionell werden mittels Hauttests Allergene gesucht, durch Gabe kleiner Mengen verdächtiger Nahrungsmittel und Medikamente eine Reaktion provoziert und in Blutuntersuchungen nach spezifischen Antikörpern (IgE) geforscht.
Diagnose von Nesselfieber in der Naturheilpraxis
In der Naturheilpraxis bedient man sich bei der Suche nach dem Auslöser kinesiologischer Testmethoden, der Elektroakupunktur oder Bioresonanzverfahren. Stuhluntersuchungen geben Hinweise über den Zustand der Darmflora, insbesondere wenn Verdauungsstörungen auftreten.
Vor allem bei wiederkehrenden Beschwerden werden Methoden zur Störfelddiagnose eingesetzt. Mit der Dunkelfelddiagnostik können Allergiebereitschaft und eventuelle Funktionsschwächen wichtiger Entgiftungsorgane erkannt werden, die Irisdiagnose gibt darüber hinaus auch Aufschluss über die allgemeine Konstitution des Betroffenen.
Nesselsucht: Behandlung
Bei leichten Symptomen ist oft keine Behandlung erforderlich. In vielen Fälle klingen die Beschwerden von allein ab. Bei starkem Juckreiz, schweren Beschwerden oder anhaltenden Symptomen kommen in der Schulmedizin häufig Medikamente zum Einsatz wie beispielsweise
- Antihistaminika,
- entzündungshemmende Medikamente wie Kortison,
- Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken,
- schmerz- und schwellungslindernde Arzneien,
- Leukotrienantagonisten (bei chronischem Nesselfieber).
Sind die Auslöser gefunden, gilt es, diese zu meiden, um die Symptome zum Verschwinden zu bringen und den Körper zu entlasten. Zur Unterdrückung der Histaminfreisetzung werden zur Symptombehandlung (gegen den Juckreiz) Antihistaminika gespritzt, oral gegeben oder äußerlich aufgetragen.
In schwereren Fällen oder bei Atemnot werden Glukokortikoide (Kortison) verabreicht und bei allergischem Schock Adrenalin injiziert. Sind die symptomunterdrückenden Methoden der Hochschulmedizin bei kompliziertem Nesselfieber und besonders im Notfall unverzichtbar, so stehen für die ursächliche Behandlung chronischer Beschwerden unzureichend Konzepte zur Verfügung.
Naturheilkunde Therapie
Behandler aus der Naturheilkunde, die sich vor allem mit chronischem Nesselfieber konfrontiert sehen, gehen bei Nesselfieber von einer Funktionsstörung bestimmter Organe bzw. Organsysteme aus, die das gesamte Immungeschehen beeinflusst.
Zentrale Aufmerksamkeit erhält hier – neben dem Meiden mutmaßlicher Auslöser- die Therapie des Verdauungssystems und speziell der Darmschleimhaut, die zu einem beträchtlichen Teil dem Immunsystem direkt angehört.
Eine naturheilkundliche Behandlung besteht deshalb oftmals darin, die Verdauung anzuregen, eine Fehlbesiedelung der Darmflora und damit das Immungeschehen zu regulieren.
Hautausschläge werden in der Naturheilkunde als Entgiftungsmaßnahme des Körpers betrachtet. Um diese zu unterstützen, kann es auch notwendig sein, mit geeigneten Maßnahmen die Leber zu entgiften.
Vielfach wird auch durch eine Eigenbluttherapie versucht, den Organismus „umzustimmen“, sodass er die überschießende Abwehrreaktion auf unschädliche Stoffe wieder aufgeben kann.
Homöopathie und Bachblüten
Zahlreiche Mittel aus der Homöopathie werden einzeln eingesetzt oder sind in Komplexmitteln enthalten. Nach dem Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie kommen dabei zur Selbstbehandlung z.B. Apis mellifica (Honigbiene) oder Urtica urens (Brennnessel) in niedrigen Potenzen in Frage.
Seelisch-geistige Gründe bzw. eine emotionale Beteiligung können in einer sorgfältigen homöopathischen Anamnese mit erfasst werden, die der Ermittlung eines tiefgreifend wirkenden Konstitutionsmittel dienen soll.
Aus dem Arsenal der Bachblüten können bei psychogen ausgelöster Urtikaria die Notfalltropfen zur Beruhigung des Nervensystems und der Hautreaktion kommen.
Zur längerfristigen Einnahme werden in einem ausführlichen Gespräch bzw. mit bioenergetischen Testverfahren weitere Bachblüten gefunden, welche die seelischen Entsprechungen der Intoleranz des Immunsystems sowie die Hitzigkeit der körperlichen Reaktion ausgleichen sollen. (vb, jvs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mayo Clinic: Hives and angioedema (Abruf: 25.09.2019), mayoclinic.org
- aha! Allergiezentrum Schweiz: Urtikaria/Nesselfieber (Abruf: 25.09.2019), pollenundallergie.ch
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI): S3-Leitlinie Urtikaria, Klassifikation, Diagnostik und Therapie, Stand: April 2011, Leitlinien-Detailansicht
- urtikaria network e.V.: Formen der Urtikaria (Abruf: 25.09.2019), urtikaria.net
- Dorothea Terhorst-Molawi: BASICS Dermatologie, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 4. Auflage, Oktober 2015
- Wolfram Sterry: Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme, 2. Auflage, 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.