Nierenschmerzen werden links und rechts von der Wirbelsäule etwa im Bereich zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem dritten Lendenwirbel wahrgenommen. Sie werden auch als Flankenschmerzen beschrieben und können einseitig oder beidseitig auftreten. Irrtümlicherweise denken viele Betroffene angesichts der Symptomatik zunächst an Rückenschmerzen beziehungsweise Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, anstatt an eine Erkrankung der Nieren. Nierenbeschwerden können durchaus mit einer ernsthaften Erkrankung im Zusammenhang stehen und sollten dringend ärztlich untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
Die Funktion der Nieren
Die Niere ist ein paarig angelegtes, bohnenförmiges Organ des Harnsystems. Die beiden Nieren befinden sich im menschlichen Körper links und rechts der Wirbelsäule unterhalb der Rippen und sind etwa 12 Zentimeter groß.
Eine wesentliche Aufgabe des Organs ist die Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen, welche als Endprodukte des Stoffwechsels im Organismus anfallen. Auch werden mit dem Harn toxische Substanzen ausgeschieden, die ansonsten zu Gesundheitsschäden führen könnten. Die Nieren übernehmen allgemein eine wichtige Funktion bei der Regulation des Wasserhaushalts, des Blutdrucks und des Säure-Basen-Haushalts.
Das Organ hat entscheidenden Einfluss auf die Bildung bestimmter Hormone. Darüber hinaus wird der Elektrolytgehalt des Blutes maßgeblich durch die Nieren bestimmt. Die Nieren bestehen werden aus zahlreichen sogenannten Nephronen (Nierenkörperchen und Nierenkanälchen), welche in mehreren Schritten erhaltenswerte von auszuscheidenden Substanzen trennen.
So filtern gesunde Nieren mehr als 1.000 Liter Blut am Tag. Dabei wird das Blut von den schädigenden Stoffe befreit und diese können anschließend mit dem Urin ausgeschieden werden. Die für den Menschen nützlichen Stoffe gehen zurück in die Blutbahn. Aufgrund ihrer Filterfunktion werden die Nieren umgangssprachlich auch als Entgiftungsorgane bezeichnet.
Ursachen für Nierenschmerzen
Auslöser der Schmerzen können unterschiedlichste Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege sein. Hier sind angeborene und erworbene Fehlbildungen ebenso zu nennen wie virale oder bakterielle Infektionen, Überlastungen durch die Einnahme von Arzneimitteln, verschiedene Systemerkrankungen, Erbkrankheiten und Tumore.
Auch Nierensteine und ein Harnstau beziehungsweise -rückfluss können Ursache der Schmerzen im Nierenbereich sein. In seltenen Fällen werden die Beschwerden durch eine sogenannte Sarkoidose (spezielle Bindegewebserkrankung) hervorgerufen. Es folgt eine Übersicht zu den häufigsten Ursachen der Nierenschmerzen.
Nierensteine und Harnleitersteine
Relativ häufig verbergen sich hinter den Beschwerden kristalline Ablagerungen in den Nieren oder Harnwegen, die entweder allgemein als Harnsteine oder (abhängig von ihrer Lokalisation) als Harnleitersteine und Nierensteine bezeichnet werden. Harnsteine können sehr unterschiedlich ausgebildet sein. Häufig sind Harnsäurekristalle, Oxalate und Urate Bestandteile der Ablagerungen.
Oftmals ist die Entstehung der Nieren- und Harnleitersteine auf die Ernährung zurückzuführen. Als begünstigend für die Entwicklung von Harnsteinen gilt zum Beispiel eiweißreiche Kost, wie Fleisch, aber auch Kaffee-Konsum wird als mögliche Einflussgröße gewertet.
Des Weiteren kann eine häufig erblich bedingte Abbaustörung bestimmter Bestandteile der Nahrung auftreten, die zur Bildung großer Mengen von Harnsäure im Blut führt.
Die Schmerzen bei Harnleitersteinen sind meist äußerst heftig und treten krampfartig auf. Sie werden durch die Dehnung des Harnleiters verursacht, in dem sich der Stein befindet. Die Schmerzen können als Rückenschmerzen oder Flankenschmerzen empfunden werden. Einige Betroffene klagen auch über Bauchschmerzen, die bis in den Intimbereich ziehen.
Nierenbeckenentzündung
Grund für die Beschwerden kann eine Nierenbeckenentzündung sein. Diese, in der Fachwelt als Pyelonephritis bezeichnete, meist bakteriell bedingte Entzündung entsteht in der Regel durch Erreger, die aus der Blase über den Harnleiter aufsteigen.
So können zum Beispiel Darmbakterien der Gattung Escherichia coli, aber auch Klebsiellen, Enterokokken und spezielle Staphylokokken zu einer Nierenbeckenentzündung führen. In selten Fällen wird die Entzündung durch eine Pilzinfektion mit dem Hefepilz Candida albicans verursacht.
Aufgrund der kürzeren Harnröhre erkranken Frauen deutlich häufiger als Männer. Neben den Nieren- beziehungsweise Flankenschmerzen leiden die Betroffenen oftmals unter Begleitsymptomen wie Beschwerden beim Wasserlassen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen.
Um die Entwicklung einer chronischen Nierenbeckenentzündung zu verhindern, ist in der Regel eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika beziehungsweise Antimykotika (bei Infektionen mit Candida albicans) unverzichtbar. Geht die Erkrankung in ein chronisches Stadium über, wechseln meist auch die Symptome und die Betroffenen zeigen eher allgemeine Beschwerden wie eine verminderte Leistungs- beziehungsweise Konzentrationsfähigkeit, chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen.
Nierenentzündung
Entzündungen der Nierenkörperchen und des Nierenbindegewebes werden als Nierenentzündung bezeichnet. Diese kann ebenfalls Ursache der Beschwerden sein. Im weitesten Sinne sind auch die Nierenbeckenentzündungen eine Form der Nierenentzündungen, an dieser Stelle erfolgt jedoch eine separate Betrachtung.
Liegt eine Entzündung der Nierenkörperchen vor, so lautet der medizinische Fachbegriff Glomerulonephritis. Eine Entzündung der Nierentubuli und des Nierenbindegewebes wird als interstitielle Nephritis bezeichnet. Wie die verschiedenen Bezeichnungen verdeutlichen, können unterschiedliche Bereiche der Nieren betroffen sein, was wiederum mit unterschiedlichen Begleitsymptomen einhergehen kann.
Entzündungen der Nierenkörperchen sind nicht selten im Anschluss an eine überstandene virale, bakterielle der mykogene Infektion zu beobachten. Sie entstehen durch die Ablagerung sogenannter Immunkomplexe (Antigen-Antikörper-Komplexe) im Nierenbereich. Hier ist zum Beispiel die Glomerulonephritis nach Streptokokken-Erkrankungen zu nennen.
Typische Symptome sind die Hämaturie (Vermehrtes Ausscheiden roter Blutkörperchen mit dem Urin), Proteinurie (Vermehrte Eiweißausscheidung mit dem Urin), ein Rückgang der Urinproduktion sowie Ödeme an verschiedenen Stellen des Körpers, da das Gleichgewichte der Körperflüssigkeiten in den Zellzwischenräumen, Zellen und Gefäßen gestört wird.
Auch Bluthochdruck kann zum Krankheitsbild der Nierenentzündung gehören. Weitere mögliche Ursachen einer Nierenentzündung sind Schädigungen durch toxische Substanzen und bestimmte Arzneimittel.
Nierenschmerzen durch Verletzung
Die Schmerzen im Nierenbereich können auf äußerliche Gewalteinwirkung beispielsweise bei Stürzen, Verkehrsunfällen oder körperlichen Auseinandersetzungen zurückgehen. Das Krankheitsbild wird in diesem Fall als Nierentrauma bezeichnet. Neben den Schmerzen sind häufig Hämatome (Blutergüsse) als Begleitsymptom zu beobachten.
Oft gehen Frakturen (zum Beispiel Rippenbrüche) und Trauma-Verletzungen anderer innerer Organe mit dem Nierentrauma einher. Je nach Ausmaß der Verletzung sind mit dem bloßen Auge oder unter dem Mikroskop Blutrückstände im Urin zu erkennen. Zeigen sich im Zuge des Nierentraumas starke innere Blutungen, können diese zu einem lebensbedrohlichen Zusammenbruch des Kreislaufes führen.
Verengungen der Harnwege/ Harnstau
Abflusshindernisse der Harnwege wie beispielsweise Verengungen durch Tumore oder eine Blockade durch Harn- beziehungsweise Nierensteine können zu einem Harnstau (obstruktive Uropathie) führen, der seinerseits oftmals von Schmerzen begleitet wird.
Aufgrund des Harnstaus erhöht sich allgemein die Infektanfälligkeit und das Risiko einer Nierenbeckenentzündung. Auch kann der erhöhte Druck in der Niere zu einem Absterben von Gewebe führen.
Werden die Verengungen der Harnwege nicht behoben, droht eine umfassende Vernarbung des Nierengewebes und die Entwicklung einer sogenannten Schrumpfniere. Des Weiteren bildet sich im Zuge des Harnstaus unter Umständen eine sogenannte Hydronephrose (Sackniere beziehungsweise Wassersackniere). Harnstau ist auch im Zusammenhang mit neurogenen Blasenentleerungsstörungen zu beobachten, wie sie bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen auftreten können.
Harnrückfluss
Harnabflussstörungen können zu einem Rückstau beziehungsweise Rückfluss des Urins in die Nieren führen. Je nachdem, an welcher Stelle der Harnabfluss blockiert wird, sind einseitige oder beidseitige Nierenbeschwerden zu beobachten.
Ein Abflusshindernis unmittelbar nach einer Niere, führt zu einem Harnrückfluss in eben diesem Organ. Liegen die Ursachen der Harnabflussstörung im Bereich der Harnröhre oder der Blase, treten die Beschwerden in beiden Nieren auf.
Zahlreiche Ursachen kommen als Auslöser des Harnrückflusses in Betracht, wobei das Spektrum von angeborenen Fehlbildungen über Harnsteine und Entzündungen bis hin zu unkontrollierten Gewebewucherungen in Form von bösartigen Tumoren reicht.
Es werden akute und chronische Formen unterschieden. Im akuten Fall treten krampfartige Nierenschmerzen auf, die unter Umständen in die Leistengegend ausstrahlen können. Chronische Verlaufsformen machen sich indes oftmals erst beim Absterben des Nierengewebes bemerkbar.
Zystennieren
Zystennieren sind meist erblich bedingt und gekennzeichnet durch das geballte Auftreten von Gewebekammern mit enthaltener Körperflüssigkeit im Bereich der Nieren. Als Nierenzysten werden hingegen einzelne Zysten im Nierenbereich bezeichnet, die meist ein eher harmloses Beschwerdebild darstellen.
Erste Anzeichen der erblich bedingten Zystennieren treten in der Regel ab dem 20. Lebensjahr auf. Die Betroffenen weisen zum Beispiel Blut- und Eiweißrückstände im Urin auf, zeigen einen dauerhaft erhöhten Blutdruck und leiden unter Nierenschmerzen.
Nicht selten bleibt die Erkrankung jedoch vollständig ohne Symptome, bis relativ unvermittelt ein vollständiges Nierenversagen mit entsprechend weitreichenden Konsequenzen eintritt.
Ursache Niereninfarkt
Eine weitere mögliche Ursache ist der sogenannte Niereninfarkt. Dabei wird das Nierengewebe aufgrund eines vor Ort gebildeten oder eingeschwemmten Blutgerinnsels (Thrombose oder Embolie) in den Nierenarterien nur noch unzureichend durchblutet.
Die mangelnde Durchblutung beziehungsweise der hiermit verbundene Sauerstoffmangel führen zu einem Absterben des Gewebes. Typische Beschwerden bei einem solchen Niereninfarkt sind anhaltende Flankenschmerzen, Blutrückstände im Urin, vermehrte weiße Blutkörperchen im Blut (Leukozytose) und schlimmstenfalls ein akutes Nierenversagen.
Nierenkrebs (Nierentumor)
Ein bösartiger Nierentumor kommt ebenfalls als Auslöser der Nierenschmerzen in Betracht. Das Krankheitsbild wird als Nierenkrebs bezeichnet. Die häufigste Form ist das Nierenzellkarzinom beziehungsweise Nierenzellkrebs.
Als Beschwerden können zum Beispiel Blutrückstände im Harn und Nierenschmerzen auftreten, oftmals verläuft die Erkrankung zunächst jedoch eher unauffällig mit unspezifischen Beschwerden wie Appetitlosigkeit, chronischer Müdigkeit und gegebenenfalls Fieber. Im Spätstadium sind die Tumore auch von außen ertastbar.
Urogenitaltuberkulose
Eine Urogenitaltuberkulose entsteht im Zuge einer Tuberkulose, wenn die Erreger über die Blutbahn Richtung Nieren, Harnwege und Harnblase gelangen. Hier bilden die Erreger ein sogenanntes Tuberkulom, das eine Art Verkalkung mit enthaltenen lebenden Tuberkulose-Erregern darstellt.
Kann das Immunsystem dies nicht erfolgreich beseitigen, breiten sich die Verkalkungen aus und das Nierengewebe beginnt abzusterben. Langfristig werden die Nieren hierdurch massiv geschädigt und es bildet sich eine sogenannte Kittniere, die durch eine Vielzahl von Tuberkulomen gekennzeichnet ist und ihre eigentliche Funktion nicht mehr wahrnehmen kann.
Als Beschwerden bei einer Urogenitaltuberkulose sind Flankenschmerzen, Hämaturie, Eiterrückstände im Urin, Probleme beim Wasserlassen und eher unspezifische Symptome wie Blähungen oder Verstopfungen zu beobachten. Die Urogenitaltuberkulose ist heute jedoch eher selten.
Nierenvenenthrombose
Bildet sich ein Thrombus in den Nierenvenen, führt dies zu einem Blutstau in den Nieren, was abhängig vom Ausmaß und der Lokalisation der Nierenvenenthrombose zu unterschiedlichen Beschwerden führen kann. Bluthochdruck, starke Nierenkoliken, Flankenschmerzen und Bauchschmerzen sind hier mögliche Symptome.
Partielle Verschlüsse der Nierenvenen verlaufen hingegen nicht selten symptomfrei oder werden zunächst lediglich von einem leichten Dauerschmerz begleitet. Folge der Nierenvenenthrombose ist ein Absterben des Nierengewebes, was eine zunehmende Beeinträchtigung der Organfunktion mit entsprechenden weiteren Beschwerden bedingt.
Nierenvenenthrombosen können durch unterschiedlichste Faktoren, wie beispielsweise allgemeine Blutgerinnungsstörungen, Nierentrauma oder zum Beispiel einen akuten Flüssigkeitsmangel beziehungsweise eine innere Austrocknung (Dehydratation) bedingt werden.
Wanderniere
Bei einigen Menschen sind die Nieren ungewöhnlich beweglich beziehungsweise mobil. Dies führt dazu, dass die Organe in ihrer Position verrutschen können, was wiederum zur Folge hat, dass die Blutgefäße und Harnleiter beeinträchtigt werden. Typisches Merkmal sind Nieren- beziehungsweise Flankenschmerzen, die im Liegen nachlassen.
Als weitere eher unspezifische Beschwerden können Übelkeit, Erbrechen und eine verringerte Urinproduktion auftreten. Frauen leiden häufiger an dem Beschwerdebild als Männer, wobei das Risiko unmittelbar nach einer Geburt als besonders hoch bewertet wird.
Diagnosestellung
Basis der Diagnosestellung bildet eine ausführliche Befragung der Betroffenen zu den auftretenden Beschwerden. Ergibt sich hieraus der Verdacht auf eine Nierenerkrankung, wird zunächst eine Urinprobe im Labor auf Blutrückstände, Eiweißausscheidungen, Nitrit, Eiter, Bakterien und andere auffällige Inhaltsstoffe untersucht.
Eine Blutuntersuchung kann wichtige Hinweise zur Diagnosestellung liefern (zum Beispiel Nachweis einer Leukozytose bei Nierenbeckenentzündungen) und zur weiteren Eingrenzung der Beschwerden dienen bildgebende Verfahren wie eine Sonographie, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.
Die sogenannte Nierenszintigraphie, bei der ein Kontrastmittel injiziert wird, um anschließend mit einer Gammakamera die Gewebestrukturen sichtbar zu machen, stellt ein besonders spezialisiertes Diagnoseinstrument dar. Zur Sicherung der Diagnose wird bei Nierenkrebs, aber auch bei verschiedenen anderen Nierenleiden, die Entnahme einer Gewebeprobe im Rahmen einer sogenannten Punktion erforderlich.
Therapie bei Nierenschmerzen
Grundsätzlich zielt die Behandlung der Nierenschmerzen auf eine Behebung der eigentlichen Ursache. Entsprechend können die erforderlichen Therapieschritte deutlich variieren. Zwar lassen sich die meisten Auslöser auf medikamentösem Wege durchaus erfolgreich therapieren, in einigen Fällen kann jedoch auch eine Operation und gegebenenfalls die Transplantation einer Spenderniere erforderlich werden.
Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen
Harnsteine mit hohem Urat- und Cystingehalt lassen sich in der Regel mit Hilfe spezieller Arzneien relativ gut lösen. Doch sind nicht alle Nierensteine auf diese Weise zu beheben. In diesen Fällen werden weitere Behandlungsschritte erforderlich.
Als nicht-invasives Verfahren steht zum Beispiel die sogenannte Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie zur Verfügung, bei der mit Hilfe zielgerichtetere Schallwellen von außen der Harnstein zertrümmert werden soll. Die kleineren Teile können anschließend über die Harnwege ausgeschieden werden.
Möglich ist die Einführung eines speziellen Untersuchungs- und Behandlungsinstrumentes (Endoskop) über die Harnröhre, das verschiedene Optionen zur Beseitigung von Harnleitersteinen bietet (zum Beispiel Zerstörung per Ultraschall oder Laser).
Bei der sogenannten perkutanen Nephrolitholapaxie (PNL) wird das Endoskop über einen kleinen Schnitt in der Haut eingeführt und anschließend eine Zertrümmerung der Harnsteine (meist mittels Stoßwellen) durchgeführt. Ist die Zerkleinerung erfolgreich, erfolgt im Anschluss in der Regel der Einsatz einer Harnleiterschiene, die den Harnleiter weitet und die Ausscheidung der Harnsteinfragmente erleichtert.
Therapie bei Entzündungen im Nierenbereich
Gegen eine Nierenbeckenentzündung wird in den meisten Fällen mit Antibiotika vorgegangen. Geht die Entzündung auf eine Pilzinfektion zurück, kommen sogenannten Antimykotika zum Einsatz.
Sind Komplikationen, wie beispielsweise ein Harnstau, die Bildung von Abszessen oder Anzeichen einer Blutvergiftung zu beobachten, kann dies auch bei einer Nierenbeckenentzündung eine Operation oder gegebenenfalls sogar die Entfernung der betroffenen Niere (Nephrektomie) erforderlich machen.
Nicht jede Nierenentzündung bedarf unbedingt einer Therapie, doch sollte in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Hierbei wird die Ursache ermittelt und gegebenenfalls eine zielgerichtete Behandlung eingeleitet. Regelmäßige Kontrollen des Urins dienen zu Beobachtung des Krankheitsverlaufs.
Bei akuten Verlaufsformen, denen eine Autoimmunreaktion zugrunde liegt, werden häufig kurzfristig Immunsuppressiva (vor allem Corison) eingesetzt. Gegen die Ödeme, welche sich bei schweren Verlaufsformen der Nierenentzündungen bilden, können entwässernde Arzneien Anwendung finden. Allerdings ist bei deren Einsatz besondere Vorsicht angebracht, um mögliche negative Folgen durch die vermehrte Flüssigkeitsausscheidung zu vermeiden.
Medizinische Versorgung bei Nierentrauma und Zystenniere
Leichte Trauma-Verletzungen der Nieren werden in den meisten Fällen konservativ, Organ-erhaltend behandelt. Unter engmaschiger Überwachung der Betroffenen wird dabei zunächst auf einen operativen Eingriff verzichtet.
Dies gilt auch für die schweren Nierentrauma, wobei hier oftmals im späteren Verlauf eine Operation erforderlich wird, während die leichten Nierentrauma in der Regel auch ohne Eingriff problemlos abheilen.
Indikationen für eine unbedingt erforderliche Operation sind zum Beispiel offene Verletzungen der Nieren wie eine Schuss- oder Stichwunde. Auch wird auf eine Operation zurückgegriffen, wenn sich der Kreislaufzustand der Betroffenen nicht stabilisieren lässt, Harnleiter und Nierenbecken durch die Verengung voneinander getrennt wurden oder weitere innere Verletzungen vorliegen.
Gehen Nierenschmerzen auf eine Zystenniere zurück, ist langfristig in der Regel zunächst eine Dialyse und anschließend wenn möglich ein Nierentransplantation erforderlich, da weder auf medikamentösem Weg noch durch die operative Beseitigung der Zysten eine Heilung erreicht werden kann.
Zwar wird derzeit intensiv nach weiteren Therapie-Möglichkeiten bei Zystennieren geforscht, doch trotz vielversprechender erster Ergebnisse ist eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung bisher nicht in Sicht.
Behandlung von Harnleiterverengungen, Harnstau und Harnrückfluss
Liegt ein Harnstau vor, bestehen verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung, wobei sich auch hier grundsätzlich an den Ursachen der Beschwerden orientiert wird. Zum Beispiel kann die Verengung mittels eines eingeführten Katheters (Harnleiterschienung) geweitet, der angestauter Harn über einen Schlauch nach außen geleitet (Nephrostomie) und/oder die zugrundeliegende Infektion mit Antibiotika therapiert werden.
Die Nephrostomie ist auch bei Harnrückfluss eine Option, um kurzfristig für Entlastung zu sorgen. Allerdings wird anschließend eine Beseitigung der Ursachen erforderlich. Blockierende Harnsteine müssen – ebenso wie möglicherweise vorliegende Tumore – beseitigt werden, um einen erneuten Rückfluss zu vermeiden.
Arzneien und Eingriffe bei Niereninfarkt und Nierenvenenthrombose
Bei einem Niereninfarkt werden in der Regel Arzneien zur Hemmung der Blutgerinnung, zur Schmerzlinderung und zur Regulation des Blutdrucks angewandt. Auch kann eine weitergehende Therapie mit blutverdünnenden Arzneien in Form einer sogenannten Lysetherapie erforderlich werden. Im schlimmsten Fall ist eine operative Beseitigung des Thrombus vorgesehen.
Die Nierenvenenthrombose wird ebenfalls mit gerinnungshemmenden Medikamenten therapiert, wobei eine Einnahme über mehrere Monate erforderlich ist. Mitunter müssen die Betroffenen auch ihr Leben lang entsprechende Arzneien einnehmen.
Nierenkrebs-Therapie
Nierenkrebs wird – solange sich keine Metastasen gebildet haben – mit Hilfe einer chirurgischen Entfernung des Tumors therapiert. Kleinere Tumore lassen sich dabei zum Beispiel mit dem minimal-invasiven Verfahren der Kryotherapie (Vereisungsbehandlung) beseitigen. Allerdings darf der Tumor hierfür nicht größer als vier Zentimeter sein.
Bei großen Tumoren ist meist eine vollständig Entnahme der Nieren und des umliegenden Gewebes vorgesehen. Gegen metastasierte Formen des Nierenkrebs kommen heute verschiedene, relativ neue Arzneien im Rahmen einer sogenannten medikamentösen Systemtherapie zum Einsatz, die auch in diesem Stadium der Erkrankung noch eine Heilung ermöglichen.
Medizinische Maßnahmen bei Urogenitaltuberkulose und Wanderniere
Eine Urogenitaltuberkulose wird mit speziellen Antibiotika therapiert, die über einen Zeitraum von mehreren Monaten eingenommen werden müssen. Zeigt die Behandlung nicht den gewünschten Erfolg und/oder werden die Nieren zunehmend geschädigt, kann auch hier ein operativer Eingriff beziehungsweise eine chirurgische Beseitigung des befallenen Gewebes erforderlich werden.
Das Beschwerdebild der Wanderniere wird heute in den meisten Fällen erfolgreich mit einer konservativen Therapie behandelt. Durch eine Stärkung der Bauchmuskulatur bei gleichzeitiger Stützung durch ein Korsett kann die außergewöhnliche Mobilität der Nieren deutlich reduziert werden und bestenfalls gehen die Beschwerden vollständig zurück. Allerdings lässt sich auf Basis der konservativen Behandlung nicht immer eine Heilung erreichen. In diesen Fällen kann eine Operation erfolgen, bei der die Nieren an dem Musculus psoas „befestigt“ werden.
Naturheilkunde bei Nierenschmerzen
Viele Ursachen lassen sich auf naturheilkundlichem Wege nicht beheben – doch die Naturheilkunde kann oft einen hilfreichen ergänzenden Beitrag zur Behandlung leisten. So setzt zum Beispiel die Pflanzenheilkunde bei entzündlichen Erkrankungen der Nieren und Harnwege auf Extrakte aus Bärentraubenblättern, Sauerdorn, Brennnesseln, Petersilie, Schachtelhalm, Birkenblättern, Goldrute, Queckenwurzelstock, Eisenkraut und anderen Heilpflanzen.
Aus dem Bereich der Homöopathie werden Präparate wie beispielsweise Nux vomica, Cantharis, Acidum benzoicum, Berberis und Eucalyptus gegen entzündliche Prozesse in den Nieren und Harnwegen eingesetzt.
Die Ernährungstherapie greift ergänzend auf eine spezielle Diät mit reduziertem Salzgehalt, wenig Zucker, geringem Eiweißanteil und einem weitgehenden Verzicht auf fettige Speisen zurück. Welche Diät sich hier konkret eignet, ist abhängig von dem individuellen Beschwerdebild und dem Allgemeinzustand der Betroffenen.
Über die Ernährung wird auch ein Ausgleich im Säure-Basen-Haushalt angestrebt, da ein Zusammenhang zwischen den Nierenbeschwerden und einer vorliegenden Übersäuerung des Körpers bestehen kann.
Gegen Nierensteine finden in der Naturheilkunde unter anderem Tees aus Eisenkraut, Scharfkraut (Wasserpfeffer), Besenginster, Mädesüß oder auch Waldmeister Anwendung. Des Weiteren kann ein Absud aus verschiedenen Heilpflanzen erstellt und anschließend eingenommen werden. Gut geeignet sind hierfür zum Beispiel Hundsrosen, echter Sellerie, Saubohnen, Eschenrinde, Ackerschachtelhalm, Weißdorn, Vogelknöterich oder Löwenzahn.
Die Homöopathie bietet bei Nierensteinen Mittel wie Acidum benozoicum, Acidum oxalicum, Berberis vulgaris und Coccus cacti an. Auch hier hat eine begleitende Ernährungsumstellung besondere Bedeutung. Fett- und eiweißarme Kost, eine hohe Kalziumzufuhr (hemmt die Oxalat-Aufnahme im Darm) und eine reduzierte Salzaufnahme bilden die Basis der Behandlung.
Da die Bildung von Nierensteinen aus Kalziumoxalat durch eine erhöhte Oxalatzufuhr begünstigt wird, sollten man Nahrungsmittel mit hohem Oxalatgehalt meiden wie beispielsweise Spinat, Rhabarber, Sauerampfer, Sauerklee oder Mangold. Der Fleischkonsum ist ebenfalls zu reduzieren.
Eine vorbeugende Wirkung gegenüber Nierensteinen wird der Einnahme von (verdünntem) Zitronensaft – beispielsweise in Form selbstgemachter Zitronenlimonade – zugeschrieben, da die enthaltenen Citrate der Steinbildung entgegenwirken.
Sowohl bei den Nierenentzündungen als auch bei den Nierenbeckenentzündungen und bei Nierensteinen, kann die Naturheilkunde durchaus beachtliche Behandlungserfolge erzielen. Allerdings ist eine ärztliche Überwachung dringend geboten und von eigentherapeutischen Maßnahmen abzuraten.
Bei den übrigen (schweren) Nierenerkrankungen wie beispielsweise einer Zystenniere oder bei Nierenkrebs ist auf Basis der naturheilkundlichen Behandlung keine Heilung möglich, so dass hier an der konventionellen Therapie – gegebenenfalls mit Entfernung der Niere oder gar einer Nierentransplantation – kein Weg vorbei führt. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Nierensteine und Harnleitersteine (Abruf: 05.09.2019), gesundheitsinformation.de
- Wolfgang Kühn, Gerd Walz: Autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung, Dtsch Arztebl 2007; 104(44): A-3022 / B-2660 / C-2579, (Abruf 05.09.2019), aerzteblatt.de
- Giovanni Cavagna: Kidney, Fundamentals of Human Physiology, S. 217-249, Springer International Publishing, 2019
- Wilfried Druml et al.: S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM): Enterale und parenterale Ernährung von Patientenmit Niereninsuffizienz, (Abruf 05.09.2019), AWMF
- Anna Malkina: Chronische Nierenkrankheiten, MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
- Anna Malkina: Akute Nierenschädigung (AKI), MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
- J. Braun, D. Müller-Wieland, H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 6. Auflage, 2017
- Noel A. Armenakas: Nierentrauma, MSD Manual, (Abruf 05.09.2019), MSD
- Michael Field, Carol Pollock, David Harris: Organsysteme verstehen - Niere: Integrative Grundlagen und Fälle, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH, 1. Auflage, 2017
- Thomas Gasser: Basiswissen Urologie, Springer Verlag, 6. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.