Druckgefühl im Ohr: Ursachen und Behandlung
Ohrendruck – wer kennt das unangenehme Gefühl nicht? Eine Fahrt mit dem Auto ins Gebirge und je weiter es nach oben geht, desto mehr entsteht der unangenehme Druck auf den Ohren. Auch beim Landen und Starten des Flugzeugs ist dieser völlig normal und lässt sich durch das Kauen von Kaugummis häufig positiv beeinflussen. Neben den eher harmlosen Beschwerden bei Höhenveränderungen, können jedoch auch verschiedene Erkrankungen wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung die Ursache sein. In diesen Fällen sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, um schwere Krankheitsverläufe bzw. Komplikationen wie eine anhaltende Schwerhörigkeit zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Druck im Ohr durch Ohrenschmalz
Ohrendruck ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, das verschiedene Erkrankungen, vor allem im Bereich des Ohrs, begleitet. Oft ist ein Zuviel an Ohrenschmalz (Cerumen) die Ursache. Dieses gelblich braune Drüsensekret wird im äußeren Gehörgang gebildet und sezerniert. Es dient zur Reinigung und als Schutz vor Mikroorganismen. Wird davon zu viel produziert, kann es den Gehörgang verlegen und somit zu einem lästigen Druckgefühl im Ohr führen. Teilweise ist dadurch auch das Hörvermögen beeinträchtigt.
Manchmal entsteht ein Cerumenpfropf nach dem Baden oder Schwimmen. Das eingedrungene Wasser im Ohr bildet in diesem Fall zusammen mit dem Ohrenschmalz einen Pfropf, der den Gehörgang so verlegt, dass sich Ohrendruck entwickelt.
Häufig ist eine falsche Ohrhygiene der Grund für die Beschwerden. Denn wird durch den Gebrauch eines Q-tips das Cerumen weiter in Richtung Trommelfell gebracht, kommt es zu einer Verstopfung des Gehörgangs. Das ist der Grund, warum Wattestäbchen nichts im Ohr zu suchen haben und von eine übertriebenen Reinigung des Ohrs unbedingt Abstand genommen werden sollte.
Druckempfinden bei Infektionen
Grund für die Beschwerden können Entzündungen im Gehörgang und/oder des Trommelfells sein. Als Auslöser kommen hier zum Beispiel unsauberes Badewasser, mechanische Irritation oder Erreger in Betracht. Betroffene leiden bei einer solchen Infektion typischerweise unter Ohrenschmerzen, Ohrendruck und gelegentlich auch an Ohrensausen.
Bei einem sogenannten “Tubenkatarrh”, der akut oder chronisch auftritt, ist die Schleimhaut der eustachischen Röhre aufgrund einer Entzündung angeschwollen und somit die Tubenfunktion eingeschränkt. Die normale Belüftung des Mittelohrs ist dadurch behindert, wodurch der bekannte Druck auf den Ohren entsteht. Die akute Form tritt meist in Verbindung mit einer Erkältung auf. Weitere typische Symptome sind hier Schmerzen und Knacken im Ohr sowie eine eventuelle Hörminderung.
Die chronische Form befällt vor allem Kinder, wobei die Betroffenen unter einer deutlichen Beeinträchtigung des Hörvermögens leiden. Hinzu kommt ein massives Druckgefühl im Ohr, eventuell verbunden mit „gluckernden“ Ohrgeräuschen beim Essen, Gähnen oder Schnäuzen. Immer wieder wird bei den kleinen Patienten eine verzögerte Sprachentwicklung entdeckt, ausgelöst durch die verminderte Hörfähigkeit.
Ohrendruck durch Trommelfellperforation
Grund für den Ohrendruck kann eine Trommelfellperforation (ein Loch im Trommelfell) sein. Diese kann zum Beispiel durch eine Explosion, zu schnelles Auftauchen nach einem Tauchvorgang (Barotrauma) oder eine Verletzung mit Gegenständen wie Stricknadeln oder Haarklammern entstehen. Die von einem perforierten Trommelfell betroffenen Patienten klagen über plötzlichen Hörverlust, Ohrendruck und starke Schmerzen. Achtung: Bei einem Loch im Trommelfell dürfen keine Ohrentropfen verwendet werden!
Ursache Hörsturz
Häufig berichten Betroffene im Zuge eines so genannten “Hörsturzes” von einem Druckgefühl, welches sich anfühlt, als hätte man Watte im Ohr. Der Hörsturz bzw. „Ohrinfarkt” beschreibt dabei eine plötzlich auftretende, meist einseitige Hörminderung, welche bis zum vollständigen Hörverlust reichen kann.
Die genauen Hintergründe für dieses Phänomen sind bislang nicht vollständig geklärt. Einige Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen des Innenohrs. Ebenso werden unter anderem chronische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen als mögliche Auslöser diskutiert sowie Stress häufig als Ursache für Hörstürze betrachtet.
Weitere Gründe für Druck auf den Ohren
Ist die Nasenatmung ständig behindert, zum Beispiel durch einen Nasenseptumdefekt, so entsteht ein Unterdruck im Mittelohr und daraus folgend ein unangenehmer Druck auf den Ohren. In ausgeprägten Fällen hilft hier nur ein chirurgischer Eingriff.
Weiterhin kann die Halswirbelsäule für die Beschwerden verantwortlich sein. Der oberste Halswirbel, der Atlas, trägt den Kopf. In diesem Bereich verlaufen viele Nervenbahnen und Blutgefäße, auch das Ohr ist nicht weit davon entfernt. Deshalb ist bei Erkrankungen in diesem Bereich auch das Entstehen von Ohrendruck möglich.
Gleiches gilt für die so genannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Deren Ausgangspunkt bildet das Kiefergelenk, welches durch eine Fehlbelastung und/oder Fehlstellung in Mitleidenschaft gezogen wird. Neben Zähneknirschen, Kopfschmerzen, Schwindel und anderen Symptomen kann dadurch auch ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr auftreten.
Behandlung von Ohrendruck
Ist eine Entzündung der Grund für die Beschwerden, ist diese selbstverständlich zu therapieren. Der Gang zum Arzt ist daher auf jeden Fall angezeigt. Um Schwellungen im Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum (“Eustachische Röhre”, auch “Ohrtrompete” genannt) zu beseitigen, werden meist Schleimhaut abschwellende Nasentropfen verabreicht. Gerade bei kleineren Kindern wird empfohlen, bei jedem Schnupfen ein geeignetes Nasenspray zu verwenden, um einem Tubenkatarrh vorzubeugen.
Ist ein Cerumenpfropf die Ursache für den Ohrendruck, wird beim Arzt mit Hilfe einer Ohrspülung entfernt. Bei einer Entzündung des äußeren Gehörgangs kann die Einlage eines Salbenstreifens, welcher in Alkohol, Antibiotika oder Kortison getränkt wurde, helfen. Manchmal reicht schon der Einsatz entsprechender Ohrentropfen aus.
Sind Beschwerden rund um die Halswirbelsäule (wie z.B. das HWS-Syndrom) der Auslöser, kommen je nach Ursache Medikamente und/oder Physiotherapie zum Einsatz. Die Behandlung einer Craniomandibulären Dysfunktion ist keine einfache Angelegenheit. Dementsprechend sollte die Behandlung auf jeden Fall von spezialisierten Therapeuten durchgeführt werden.
Ständige Behinderungen der Nasenatmung, die zu einem Dauerdruck im Ohr oder gar in beiden Ohren führen, werden – wenn keine andere Therapie zu einem Erfolg führt – durch eine Operation beseitigt.
Bei einem Hörsturz, der häufig bei Personen auftritt, die großen Stress in ihrem Leben haben und diesem nicht Herr werden, werden durchblutungsfördernde Infusionen und Cortison angewendet, obwohl es keine eindeutigen Belege für die Wirkung gibt.
Was tun bei Ohrendruck im Flugzeug?
Beim Starten oder Landen mit dem Flugzeug muss das Ohr – angesichts der Veränderungen des Luftdrucks – für Druckausgleich sorgen. Jeder kennt den dabei entstehenden, unangenehmen Druck auf dem Ohr. Um die Schleimhäute während eines Fluges zu befeuchten, ist das Verwenden eines Nasensprays (z.B. Meersalzspray) vor einem Flug zu empfehlen. Wichtig ist auch, während einer Flugreise genügend Wasser zu trinken.
Bei Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich kann das so genannte „Valsalva Manöver“ helfen. Dabei wird mit zugehaltener Nase und verschlossenem Mund versucht, kräftig über die Nase auszuatmen. Dies wenden auch Taucher an, um einem Barotrauma vorzubeugen. Gähnen, Kauen und Schlucken können ebenfalls helfen, gegen das Druckgefühl anzukämpfen.
Naturheilkunde bei Druck in den Ohren
Das Druckgefühl tritt nicht selten in Verbindung mit Infekten auf. Vor allem, wenn diese rezidivierend sind, kann die Naturheilkunde gute Dienste leisten. Achtung: Jede Entzündung im Bereich des Ohrs sollte allerdings zunächst von einem Arzt abgeklärt werden.
Die Eigenbluttherapie ist eine geeignete Möglichkeit, gegen eine Infektanfälligkeit anzugehen und damit auch den Druck auf den Ohren zu bekämpfen. Ausleitverfahren wie zum Beispiel ein Cantharidenpflaster, aufgebracht auf den Mastoid (Knochen hinter dem Ohr), kann ein wirksames Hausmittel bei Mittelohrentzündung sein.
Das homöopathische Mittel Pulsatilla hilft bei Beschwerden, die sich anfühlen, als würde etwas nach außen drücken oder das Ohr verstopft sein. Kalium bichromicum wird bei chronischen katarrhalischen Entzündungen angewandt und beseitigt auf diese Art und Weise die Beschwerden. Luffa operculata und Ferrum phosphoricum sind relativ bekannte Mittel, die bei Tubenkatarrh und Stockschnupfen Erleichterung versprechen.
Einige gut wirksame Nasentropfen, die Pflanzenauszüge und/oder Meersalz beinhalten, werden zur Behandlung von Infekten der oberen Atemwege eingesetzt. Ohrentropfen können die Schleimhaut im Gehörgang beruhigen, dürfen jedoch niemals verwendet werden, wenn das Trommelfell defekt ist. Den Betroffenen wird zudem empfohlen, Kräuterbonbons zu lutschen und Kaugummis zu kauen, um den Schluckakt anzuregen. Dies kann die Belüftungssituation verbessern und somit dem Druck entgegen wirken.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kommen unter anderem Ohrakupunktur und Körperakupunktur zum Einsatz. Bei Kindern wird der sanfteren Variante, der Laserakupunktur, Vorzug gegeben.
Warme Auflagen verflüssigen das Sekret. Einige Hausmittel bei Ohrenschmerzen zeigen auch gegen Ohrendruck Wirkung. So helfen zum Beispiel warme Zwiebelwickel oft, die Beschwerden zu lindern. In vielen naturheilkundlichen Praxen werden bei entsprechenden Beeinträchtigungen zudem Ohrkerzen angewandt. Diese wirken antientzündlich, durchblutungsfördernd und haben eine beruhigende Komponente.
Anleitung für eine Zwiebel-Auflage:
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Ist die Ursache im Bereich der Halswirbelsäule zu suchen, versprechen Injektionen mit Mitteln aus der anthroposophischen Medizin Linderung. Bei starken Verspannungen wird der Baunscheidttherapie und dem Schröpfen eine positive Wirkung zugeschrieben.
Sind die Betroffenen häufig verspannt, sollten sie lernen, besser mit Stress umzugehen. Hierbei helfen Entspannungsübungen wie beispielsweise Autogenes Training oder Yoga. Weitere wirkungsvolle Hilfestellung beim Stressabbau bieten die klassische Homöopathie und die Schüssler Salze Nr. 7 Magnesium phosphoricum und Nr. 5 Kalium phosphoricum.
Im Falle ständiger Verspannungen ist es weiterhin ratsam, die Ernährung zu überdenken. Denn eine stark säurehaltige Kost kann durchaus eine Übersäuerung des Organismus beziehungsweise ein Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt und auf diesem Wege dauerhafte, therapieresistente Verspannungen bedingen.
Um dem entgegen zu wirken, sollte Tierisches reduziert und häufig Gemüse und Obst verzehrt werden. Empfehlenswert ist eine Trinkmenge von mindestens zwei bis zweieinhalb Litern stillem Wasser am Tag. Zusätzlich kann Bewegung an der frischen Luft das Immunsystem stärken und dadurch wiederkehrenden Infekten vorbeugen. (sw, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V. (DEGA): www.pub.dega-akustik.de (Abruf: 01.09.2019), „Ohrendruck“ – ein unterschätztes Geräuschphänomen?
- Armin Baur: Humanbiologie für Lehramtsstudierende, Springer, 2015
- Hans Reuter; Markus Vieten: Differenzialdiagnose für Heilpraktiker, Foitzick Verlag GmbH, 2010
- Ahmed Rashid: "Yonder: Earache, personality disorder, pain scores, and vulvodynia", in: British Journal of General Practice, Volume 69 Issue 686, 2019, BJGP
- Gill Norman et al.: "Systematic review of the limited evidence base for treatments of Eustachian tube dysfunction: a health technology assessment", in: Clinical Otolaryngology, Volume 39 Issue 1, 2014, Wiley Online Library
- Miguel A. Lopez-Gonzalez et al.: "Sudden Deafness Caused by Lifestyle Stress: Pathophysiological Mechanisms and New Therapeutic Perspectives", in: The Open Otorhinolaryngology Journal, Volume 3 Issue 1, 2009, semanticscholar.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.