Während der Pubertät kommt es zu gravierenden körperlichen Veränderungen im menschlichen Körper sowie zu häufigen Konflikten zwischen den Pubertierenden und ihrem sie umgebenden Erwachsenenumfeld. Dieser Artikel beleuchtet die körperlichen Vorgänge, Hintergründe und mögliche Beschwerden während der Pubertät, gibt Tipps zum Umgang mit dieser besonderen Lebensphase und nennt einige Mittel aus der Naturheilkunde, die gegen typische Pubertätsprobleme (wie beispielsweise Pickel) Anwendung finden können.
Inhaltsverzeichnis
Pubertät – die wichtigsten Fakten
- Definition: Lebensabschnitt in dem die Geschlechtsreife beziehungsweise die Fortpflanzungsfähigkeit erreicht wird, mit entsprechenden körperlichen Veränderungen (verstärktes Wachstum, Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale, Schambehaarung), anhand derer die Pubertät in sogenannten Tanner-Stadien unterteilt werden kann.
- Körperliche Veränderungen Jungen:
- Wachstum von Hoden und Penis,
- Schamhaare im Genitalbereich und unter den Achseln,
- Wachstumsschub bei der Körpergröße,
- Stimmbruch,
- Bartwuchs.
- Körperliche Veränderungen Mädchen:
- Wachstum der Scheide und der inneren Geschlechtsorgane,
- Schamhaare im Genitalbereich und unter den Achseln,
- Wachstumsschub bei der Körpergröße,
- Brustentwicklung,
- erste Monatsblutung (Menarche).
- Zeitpunkt: Mädchen kommen druchschnittlich knapp zwei Jahre früher in die Pubertät als Junge und bei ihnen setzt die Pubertät frühestens ab dem 8. Lebensjahr ein. Im Alter von 17 Jahren ist die Pubertät bei Mädchen in der Regel vollständig abgeschlossen, bei Jungen bis spätestens zum 21. Lebensjahr.
- Typische Pubertätsprobleme: Akne, Stimmungsschwankungen, Wachstumsschmerzen und Menstruationsbeschwerdne (bei Mädchen).
- Hausmittel gegen Pubertätsbeschwerden: Umschläge mit Schwedenbitter gegen Wachstumsschmerzen, Heilerde-Masken gegen Pickel, Tee aus Beifuß, Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Schafgarbe, Kamille und Melisse gegen Menstruationsbeschwerden.
Hintergründe der Pubertät
Die Lebensphase, die Pubertät genannt wird, gilt als ein recht junges Phänomen, dessen gesonderte Betrachtung sich vor etwa einem Jahrhundert in den industriellen Ländern etabliert hat. Zwar durchlaufen alle Menschen diese Phase des körperlichen Umbruchs, doch in den Ländern leben, die meist als Dritte Welt bezeichnet werden, ist eine gesondere Betrachtung der Pubertät als Lebensphase nicht geläufig. Dies liegt unter anderem daran, dass sich der Lebensstil in den dortigen Regionen stark von denen der westlichen industrialisierten Ländern unterscheidet.
Unter anderem weil die meisten Menschen in den westlichen Ländern heutzutage länger leben als vor etwa hundert Jahren, wird die Phase der Kindheit, die wir nun Pubertät nennen, künstlich verlängert. Im Lebensabschnitt zwischen 13 und 14 Jahren gilt ein Mensch in vielen Ländern schon als erwachsen (und oftmals auch geschlechtsreif). In den westlichen Ländern werden die Jugendlichen aber nicht zu den Erwachsenen gezählt, sondern von ihnen eher isoliert und noch als Kind behandelt. Dies äußert sich im Alltag so, dass ihnen von Erwachsenen häufig noch keine (Eigen-) Verantwortung übertragen wird und die Erwachsenen weiter über das Leben des Teenagers entscheiden wollen.
Was Menschen in diesem Lebensabschnitt in der westlichen industrialisierten Welt fehlt, ist die Chance, selbst Verantwortung übernehmen zu dürfen beziehungsweise zu können und sich frühzeitig in dieser Gesellschaft zu bewähren und zu integrieren. Da erscheint es eine logische Konsequenz, dass dies zu Konflikten zwischen den Generationen führen muss.
Hormone in der Pubertät
Es kommt neben dem äußerlich sichtbaren Größenwachstum, zu inneren Prozessen der hormonellen Umstellung, die von aussen sicht-, und für Angehörige und Freunde und vor allem die Pubertierenden selbst, fühlbar sind. Vor allem die Sexualhormone Östrogen und Testosteron sind es, die sich im pubertierenden Organismus geschlechtsabhängig erhöhen. Produziert wird das Testosteron in den Hoden und das Östrogen in den Eierstöcken. Angekurbelt wurde ihre Produktion durch Hormone der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) – nämlich das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). Die Hypophyse ist über den Hypophysenstil (Infundibulum), mit dem Hypothalamus verbunden. Aus diesem kommt ursprünglich das die beiden Epiphysenhormone LH und FSH anheizende Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), welches wiederum von einem Protein der Hypophyse (Kisspeptin) ausgegangen ist. Dieses bindet sich zur der Aktivierung des GnRH zuvor an sogenannte GPR54-Rezeptoren an.
Die anfänglich erwähnten Sexualhormone Östrogen und Testosteron wirken nun wiederum genau hier, auf den Hypothalamus, indem sie den Sexualtrieb beeinflussen und ein für den Organsimus angemessenes Gleichgewicht von LH und FSH halten helfen. Diese internen Schalt- und Umwandlungsmechanismen haben äußerlich sichtbar die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale und mit ihnen die sexuelle Reifung zur Folge. Besonders belastend kann in der Pubertät bei Jungs sein, wenn sich bei ihnen durch zu viele Östrogene Brüste ausbilden – dies nennt man Pubertätsgynäkomastie.
Die hormonellen Abläufe sind äußerst komplex und können noch nicht ganz überschaut werden. Auch der im Fettgewebe hergestellte Botenstoff Leptin scheint nach neueren Erkenntnissen die körperliche Umwandlung mit zu begünstigen.
Tanner-Stadien bei Pubertät
Die äußere physische Entwicklung der Pubertierenden wird in die sogenannten Tanner-Stadien eingeteilt. James Mourilyan Tanner (1920-2010) war ein englischer Kinderarzt, der die Pubertät 1969 in diese verschiedenen Stadien unterteilte und dabei individuelle und neben den körperlichen auch soziale Komponenten mit einbezog. Auf die Entwicklung der weiblichen Brust, der männlichen Genitalien und der Schambehaarung wird bei den Tanner-Stadien das hauptsächliche Augenmerk gelegt.
Gehirn und Pubertät
Die äußeren Entwicklungs- und Umbauprozesse machen auch vor der Schaltzentrale Gehirn nicht halt. Die Initialzündung für die “Baustellenatmosphäre” während der Pubertät unter der Schädeldecke scheinen, auch bei Jungen, Östrogene zu geben. Es sterben sogar einige Hirnzellen ab und es bilden sich Verbindungen zurück, um neuen funktionellen Strukturen Platz zu schaffen. Die Umbildung erfolgt vom Hinterkopf in Richtung Stirn. Hier sitzt der sogenannte präfrontale Cortex. Ein Areal, welches die Eigenschaften Bewertung, Risikoabschätzung und Planung von Situationen beherbergt. So kann es während der “Baustellenphase” zu einem Mangel an rationalen Entscheidungen kommen. Unter anderem kann in dieser Zeit im Gehirn das Schlafhormon Melatonin etwa zwei Stunden später als normal ausgeschüttet werden und so für das lange Wachbleiben von Pubertierenden sorgen – verbunden mit der Konsequenz, dass das morgendliche Aufstehen schwerer fällt.
Pubertät – Symptome und Krankheiten
Beinahe jeder Jugendliche hat – zumindest zeitweise – von einfachen Pickeln bis zur hartnäckigen Pubertätsakne mit Hautproblemen zu kämpfen. Nicht wenige junge Menschen klagen während der Pubertät über Wachstumsschmerzen, die in den Gliedmaßen und Muskeln spürbar werden. Die Mädchen bekommen ihre Menstruation und leiden häufig unter Regelschmerzen .
Neben eher funktionellen Problemen wie dem Morbus Scheuermann (evtl. mit Rückenschmerzen) oder dem Morbus Osgood-Schlatter (eventuell mit Knieschmerzen oder Kniescheibenschmerzen), kann es im Rahmen der Pubertät zur Manifestation von ernsthaften Krankheitsbildern wie Diabetes Typ1, Epilepsie, Depressionen oder Schilddrüsenerkrankungen wie zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion kommen. Vorstellbar ist, dass es durch sich nicht neu organisierende Regelkreisläufe zu Fehlfunktionen mit anschließender pathologischer Ausprägung kommen kann.
Es gibt in diesem Zusammenhang in der Wissenschaft immer wieder auftauchende Erklärungsmodelle, die auch Essstörungen wie Bulimie und Anorexie, Selbstverstümmelungen, Drogenabusus oder Schizophrenie in der Pubertät rein neurobiologisch zu erklären versuchen.
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Funktionelle Störungen im Bereich von Muskeln und Skelett können in der Naturheilpraxis vor allem durch Osteopathie und andere manuelle Therapien vielfach gebessert werden. Eine ausgeprägte Pubertätsakne kann auf die Anwendung entgiftender und ausleitender Heilpflanzen ebenso gut ansprechen wie auf eine Eigenbluttherapie oder die Behandlung mit Eigenurin. Daneben können unverträgliche Nahrungsmittel, zum Beispiel kinesiologisch ausgetestet und gemieden werden. Vielfach bessern sich Hautbeschwerden auch über einer Regulierung der fehlbesiedelten Darmschleimhaut (Darmdysbiose), die bei Hautsymptomen häufig nachgewiesen wird.
Nach klassisch homöopathischer Anamnese kann das gefundene Konstitutionsmittel sich positiv auf verschiedene Symptome auswirken, wie sie bei den Jugendlichen zeitgleich durchaus bestehen können. Bei Wachstumsschmerzen sind beispielsweise aus der Homöopathie vor allem Acidum phosphoricum oder Calcium phosphoricum in den Potenzen D6 bzw. D12 einen Versuch wert, wobei letzteres auch als Schüßler-Salz eingenommen werden kann.
Hausmittel bei Pubertätsbeschwerden
Typische Pubertätsbeschwerden wie Wachstumsschmerzen oder Pickel können mit Hausmitteln gelindert werden. Zur äußerlichen Anwendung können bei Wachstumsschmerzen Umschläge mit Schwedenbitter direkt an den schmerzenden Gliedern aufgelegt werden. Bei Pickeln und Mitessern gelten Masken und Packungen mit Heilerde als vielversprechend, wobei die Heilerde Giftstoffe regelrecht aufsaugt und Entzündungen abmildern oder gar verhindern kann. (tf, jvs, fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Melanie Hess, Urs Zumsteg: Zu früh? Zu spät? Ein Überblick über die Pubertät und häufige Pubertätsstörungen; in Praxis (2017), 106, Seite 127-133
- Gertraud Diem-Wille: Pubertät - Die innere Welt der Adoleszenten und ihrer Eltern: Psychoanalytische Entwicklungstherorie nach Freud, Klein und Bion, Kohlhammer Verlag, 2017
- Kinder- und Jugendärzte im Netz: Zeit der Veränderung (Abruf 10.09.2019), kinderaerzte-im-netz.de
- Sergio R. Ojeda & Alejandro Lomniczi: Unravelling the mystery of puberty; in Nature Reviews Endocrinology, 10, Seite 67–69 (2014) , nature.com
- Nandita Vijayakumara, Zdena Op de Macks, Elizabeth A. Shirtcliff, Jennifer H.Pfeifer: Puberty and the human brain: Insights into adolescent development; in Neuroscience & Biobehavioral Reviews, Volume 92, September 2018, Seite 417-436, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
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