Ein unbedachter Griff in die Brennnesseln oder ein Insektenstich – schon sind sie da, die Quaddeln. Oft werden diese Hautunebenheiten dann auch noch von einem lästigen Juckreiz begleitet, was die Sache noch unangenehmer macht. Doch warum genau entstehen Quaddeln überhaupt und was lässt sich im Ernstfall dagegen tun? Unser Beitrag zum Thema klärt auf.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung von Quaddeln
Als Quaddeln bezeichnet die Medizin weißliche bis gerötete Veränderungen (Effloreszenzen) auf der Haut, die in unterschiedlichen Größen auftreten und mit Gewebswasser gefüllt sind. Sie können stecknadelkopfgroß und damit kaum erkennbar sein, oder auch handtellergroß und mit einer gut sichtbaren Rötung verbunden. Die charakteristische Unterscheidung zu anderen Hautirritationen ist dabei die deutliche Erhabenheit der Quaddeln über dem Hautniveau. In sehr extremen Fällen erinnern die Hauterhebungen deshalb an eine schlecht verheilte Narbe, wobei Quaddeln im Gegensatz zu solchem Narbengewebe für gewöhnlich nach kurzer Zeit wieder abflauen.
Betroffen sein kann von der Quaddelbildung der gesamte Körper, das heißt, die Hauterhebungen können sowohl an den Extremitäten, also Armen und Beinen, als auch am Kopf sowie dem Torso auftreten. Die tatsächliche Verteilung von Quaddeln am Körper ist diesbezüglich sehr stark abhängig von den verursachenden Faktoren. Grundsätzlich entstehen die Erhebungen aber durch eine gesteigerte Ausschüttung von Gewebshormonen im betroffenen Hautgewebe, die dann eine Gewebereizung hervorrufen.
In vielen Fällen handelt es sich bei besagten Gewebshormonen um Histamin. Zu dessen Freisetzung im Körper kommt es immer dann, wenn die Immunabwehr durch reizende Fremdstoffe wie Allergene oder toxische Substanzen alarmiert wird. Histamin fungiert in solchen Fällen als Botenstoff, der die Durchlässigkeit der kleinsten Hautblutgefäße des Oberhautgewebes (Epidermis) erhöht. Dadurch kann das im Blut enthaltene Wasser in die Umgebung diffundieren, was den bluteigenen Abwehrzellen eine schnelle Verteilung im betroffenen Gewebeabschnitt erlaubt. Allerdings entstehen durch die Wassereinlagerungen auch lokale Schwellungen des Hautareals. Zudem führt Histamin darüber hinaus auch zu klassischen Entzündungsreaktionen wie Jucken, Brennen oder Schmerzen, die ebenfalls Teil der Immunantwort auf bestehende Reizungen sind.
Quaddeln durch bestehende Allergieerkrankung
Die Reizfaktoren, die das Immunsystem zur Ausschüttung von Gewebshormonen wie Histamin veranlassen, sind sehr vielseitig. Einen besonders großen Ursachenbereich histamininduzierter Quaddelbildungen nehmen jedoch Allergien ein. Hierbei wird vom körpereigenen Immunsystem ein eigentlich ungefährlicher Stoff fälschlicherweise als gefährlich eingestuft und folglich bekämpft. Im Zuge dieser immunologischen Fehleinschätzung kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion im gesamten Körper, die durch eine erhöhte Ausschüttung von Histamin gekennzeichnet ist.
Nun denken viele bei allergisch bedingten Quaddeln zunächst an Kontaktallergien, beispielsweise eine Allergie auf Zusatzstoffe in Pflegeprodukten wie Seifen oder Lotionen, oder an Kontaktallergien auf bestimmte chemische Substanzen in Reinigungsmitteln. Und gewiss sind diese Formen von Allergie definitiv eine mögliche Ursache für Quaddeln. Allerdings können auch Allergieformen, die auf den ersten Blick nicht direkt mit Hautreaktionen assoziiert werden, die Quaddelbildung provozieren. Sowohl Pollen- und Lebensmittelallergien, als auch Allergien auf Medikamente bzw. medikamentöse Wirkstoffe, kommen nämlich grundsätzlich als allergische Verursacher der Hauteffloreszenzen in Betracht. Betroffene sollten deshalb bei Verdacht umfassend auf alle möglichen Allergien untersucht werden.
Das Histamin kann bei vorliegender Allergieerkrankung zahlreiche allergische Reaktionen im Körper auslösen, wozu unter anderem eben auch die weiter oben beschriebene Erhöhung der Gefäßdurchlässigkeit im Hautgewebe gehört. Typische Begleitsymptome der Quaddelbildung können hier sein:
- Juckreiz,
- Hautrötungen,
- Atemnot,
- Fließschnupfen,
- Bindehautentzündung,
- Durchfall
- und Übelkeit und Erbrechen.
Im Rahmen allergischer Reaktionen wird die Quaddelbildung medizinisch gerne genutzt, um Allergietests durchzuführen. Zu diesem Zweck werden geringe Mengen verschiedener Allergene auf einen Testbereich der Haut aufgetragen und dann wird abgewartet, ob eine Allergiereaktion erfolgt oder nicht. Außerhalb dieser Testkonditionen lässt sich die Ausprägung der Quaddeln am Körper bei Allergieursachen relativ genau nach lokalem Vorkommen bestimmen:
- Medikamentenallergie: Hier treten die Quaddeln häufig am Körperstamm auf, wobei sie sich bei besonders extremer Allergiereaktion aber auch auf die Extremitäten ausweiten können. Sehr häufig sind die Quaddeln in diesem Zusammenhang als Reaktion unmittelbar während oder zeitversetzt nach einer Antibiotikatherapie zu beobachten. Dies gilt insbesondere für Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline, gegen die so mancher allergisch ist. Ebenfalls nicht selten tritt die Quaddelbildung bei bestehender Allergie gegen medikamentöse Wirkstoffe nach Gabe von Schmerzmitteln wie zum Beispiel Novalgin, Paracetamol oder Ibuprofen auf.
- Kontaktallergie: Menschen, die an Kontaktallergien leiden, wie etwa einer Allergie gegen Latex, Nickel, chemische Zusatzstoffe oder Duftstoffe in Pflegeprodukten, sind oft besonders von der Quaddelbildung geplagt. Sie ist neben anderen Hautirritationen wie Rötungen oder Juckreiz oft das Kardinalsymptom einer derartigen Allergie und zeigt sich meist schon Sekunden nach dem Kontakt mit dem jeweiligen Allergen. Die Hautveränderungen bleiben hierbei meist lokal begrenzt auf das Hautareal, in dem sich der Kontakt zum Allergen ereignet hat.
- Lebensmittelallergie: Im Gegensatz zu lokal relativ begrenzten Allergiequaddeln können sich Quaddeln als allergische Reaktion auf Lebensmittel am ganzen Körper ausbreiten. Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Histaminausschüttung bei Lebensmittelallergien erst dann in Gang gesetzt wird, wenn das Allergen (z.B. Erdnüsse, Gluten, Laktose oder Meeresfrüchte) über die Verdauungsprozesse ins Blut aufgenommen wird. Danach gelangt das Allergen über den Blutkreislauf vom Verdauungstrakt aus auch in andere Körperbereiche, welche die Hautschichten miteinschließen.
- Licht- beziehungsweise Sonnenallergie: Liegt eine Allergie gegen die UV-Strahlen der Sonne vor, treten Quaddeln vor allem an jenen Körperregionen auf, die der Sonne direkt ausgesetzt sind. Typisch ist die Quaddelbildung hier beispielsweise im Dekolletébereich, der Halsregion, dem Gesicht oder an den Armen und Händen. Meist bleiben die Hauterhebungen hier sehr klein und sind von rundlicher Beschaffenheit. Die Entstehung der Quaddeln kann hier einige Stunden bis hin zu einem Tag auf sich warten lassen.
- Pflanzen- bzw. Pollenallergie: Geht es um die Pollenallergie, so sind als Hauptsymptome meist gerötete Augen und eine verstopfte Nase aufgeführt. Allerdings können auch Quaddeln die Folge einer solchen Allergie sein. Gleiches gilt für Allergien gegen bestimmte Pflanzenwirkstoffe. Bekannt ist die Quaddelbildung diesbezüglich zum Beispiel bei vorliegender Allergie gegen die Inhaltsstoffe der Nelke, des Ginkgo biloba, der Passionsblume, des Mönchspfeffers, der Nessel und des Gingsengs.
Quaddeln durch Kontakt mit Giftstoffen
Neben Allergenen sind auch bestimmte Giftstoffe dazu in der Lage, eine Histaminausschüttung als Abwehrreaktion des Immunsystems auszulösen und in Folge die Entstehung von Quaddeln hervorzurufen. Vor allem bestimmte Pflanzen- und Insektengifte sind dafür bekannt, entsprechende Hautirritationen zu provozieren. Bei Insektenstichen im Speziellen wird die Entstehung von Quaddeln umso wahrscheinlicher, wenn Betroffene an der Einstichstelle herumkratzen. Auf diese Weise bekommen die Giftstoffe die Möglichkeit, sich weiter im Oberhautgewebe auszubreiten, wodurch vermehrt eine Histaminausschüttung angeregt wird.
Auch bei Pflanzengiften bestimmt oft die Verteilungsrate im Gewebe das Ausmaß der Quaddeln. Zusätzlich ist natürlich die jeweilige Dosis des Giftes entscheidend für die Quaddelbildung. Ein besonders aggressives Gift besitzt diesbezüglich der Bärenklau. Die Giftpflanze ruft nach dem Hautkontakt neben Quaddeln auch regelrechte Verbrennungen hervor, was zu unerträglichen Schmerzen führen kann. Neben Insekten- und Pflanzengiften dürfen darüber hinaus auch manche Umweltgifte nicht als mögliche Auslöser der Quaddeln unterschätzt werden.
Der Entstehungsablauf bei Quaddeln ist durch Kontakt mit Giftstoffen nahezu derselbe wie bei Allergien, mit dem Unterschied, dass das körpereigene Immunsystem hier richtigerweise einen giftigen Fremdstoff als gefährlich einstuft. Die Ausschüttung von Histamin als Abwehrmechanismus ist demzufolge der korrekten Interpretation der Körperabwehr geschuldet. Typische Giftstoffe, die in diesem Zusammenhang zur Quaddelbildung führen, sind:
- Pflanzengifte (z.B. von Bärenklau, Blaualgen, Giftsumach, Dieffenbachie oder Juckbohne),
- Tiergifte (z.B. von giftigen Amphibien, Fischen, Insekten, Quallen, Schlangen, Seeigeln oder Spinnen)
- und Umweltgifte und Chemikalien (z.B. Ammoniak, Formaldehyd, Palladium, Platin oder Rhodium).
Es sei darauf hingewiesen, dass bei Verdacht auf eine Vergiftung umgehend ein Notarzt angerufen werden sollte. Auch wenn Quaddeln in der Regel harmlos sind, so gehen sie doch gerade bei Kontakt mit giftigen Substanzen meist mit einer Reihe weiterer Begleitsymptome einher, die mitunter lebensgefährlich sein können. Im schlimmsten Fall droht hier ein Kreislaufschock mit Todesfolge, sofern die Vergiftung nicht rechtzeitig behandelt wird.
Allergie, Vergiftung oder normale Reizreaktion?
Es gibt einige Fälle, in denen die Grenzen zwischen Allergie- und Vergiftungsreaktionen stark verschwimmen. Nimmt man zum Beispiel den Wespenstich, so sind die dadurch entstehenden Quaddeln teilweise der bloßen Immunreaktion auf das Gift der Wespe geschuldet. Teils kann bei Betroffenen aber auch eine besondere Allergie gegen die beim Stich mitfreigesetzten Wespenpheromone ausgelöst werden, wodurch die allergischen Reaktionen und somit auch das Ausmaß der Quaddelbildung verschlimmert werden. Wie bei einer gewöhnlichen Vergiftung ist in solch einem Fall nicht mit den Quaddeln zu spaßen, denn ein Wespenstich kann ebenfalls zu lebensbedrohlichen Begleiterscheinungen führen.
Auch andere durch Insektenstiche oder -bisse provozierte Quaddelbildungen sind nicht immer eindeutig einer Vergiftung geschuldet. Vielfach spielen hier auch reizende Speichelsekrete der Insekten eine Rolle. Besagte Sekrete enthalten in der Regel blutgerinnungshemmende Substanzen, die es den Insekten nach einem Stich in einen Wirt erlauben, dessen Blut zu schlürfen, ohne dass es während desTrinkvorgangs eindickt. Für das menschliche Immunsystem sind auch diese Blutgerinnungshemmer Fremdstoffe, gegen welche die Körperabwehr mit einer erhöhten Freisetzung von Histamin vorgeht und somit die Entstehung von Quaddeln begünstigt.
Die Brennnessel wiederum führt in ihren Brennhaaren neben schwach giftigen Substanzen wie Acetylcholin auch selbst Histamin, sodass an einer lokalen Hautreaktion erst gar kein immunologischer Prozess beteiligt sein muss, um die Quaddeln hervorzurufen. Die Histaminmenge in der Brennnessel ist dabei meist aggressiver als das eigentliche Pflanzengift, welches im Übrigen kaum ins Gewicht fällt, wenn es um die Essbarkeit von Brennnesseln geht. Es verflüchtigt sich sehr schnell und kann meist schon durch ausreichendes Abwaschen der Brennnessel unter heißem Wasser oder die Zubereitung als Brennnesseltee unschädlich gemacht werden.
Quaddeln durch bestehende Vorerkrankungen
Apropos Brennnessel: Gelegentlich stehen Quaddeln mit einer vorliegenden Grunderkrankung wie der Nesselsucht (Urtikaria), auch Nesselfieber genannt, in Verbindung. Sie beschreibt eine chronische Hauterkrankung, die ihren Namen dem Umstand verdankt, dass sie wie die tatsächliche Berührung einer Brennnessel zu Quaddeln, Juckreiz und Hautrötungen führt. Die Krankheit kann sich unter Umständen auch auf die Atmungsorgane ausbreiten und dort zu einer Schwellung der Atemwege mit einhergehender Atemnot führen, was die Krankheit durchaus gefährlich macht.
Die Ursachen der Urtikaria werden wissenschaftlich gerade erforscht und man ist dabei noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Sowohl die auslösenden Faktoren, als auch die Symptome ähneln einer allergischen Reaktion auf bestimmte Stoffe oder Reize, jedoch beschreibt man die Urtikaria aktuell eher als Pseudoallergie oder Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems, da in sehr vielen Fällen der Urtikaria die für eine Allergie typischen, im Blut nachweisbaren Faktoren fehlen. Letztlich kommt es aber auch hier durch bestimmte Stoffe und Reize zu einer Aktivierung der Wächterzellen und damit verbunden zu einer erhöhten Histaminausschüttung mit den oben beschriebenen Symptomen. Als auslösende Faktoren und mögliche Ursachen kommen infrage:
- Reizstoffe in Lebensmitteln (z.B. Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker oder histaminhaltige Lebensmittel),
- Wirkstoffe in Medikamenten (z.B. antibiotische Wirkstoffe, Entzündungshemmer, Fiebermedikamente oder Schmerzmittel),
- psychischer oder physischer Stress (z.B. durch anhaltende Anstrengung, fehlende Ruhezeiten oder bestehende Infektionen),
- physikalische Reize (z.B. Wärme, Kälte, Sonneneinstrahlung, Druck oder Vibration)
- und organische Ursachen (z.B. autoimmunologische Prozesse, Nebennieren- oder Schilddrüsenfunktionsstörung).
Mitunter benötigt es eine Kombination mehrerer der genannten Faktoren, damit eine Urtikaria ausbricht. Nicht selten werden Fälle beobachtet, wo beispielsweise bisher ein Medikament gegen Schmerzen und Fieber gut vertragen wurde, bei gleichzeitig vorhandener Infektion jedoch eine Urtikaria entstand. Dieser Umstand macht natürlich eine abschließende Ursachenforschung nicht einfach und es bleibt nach abgeschlossener Therapie immer ein Restrisiko für ein wiederholtes Auftreten bestehen.
Es gibt noch einige andere Krankheiten, für die eine Quaddelbildung typisch ist. Zu nennen wären insbesondere Kinderkrankheiten wie die Masern. Hier sind es Infektionsviren, die dem Immunsystem stark zusetzen und dieses zu einer überschießenden Abwehrreaktion veranlassen. Auch die Histaminintoleranz (Histaminose) stellt eine Erkrankung dar, als deren Hauptsymptom Quaddeln auftreten können. Die Krankheit wird oft fälschlicherweise als Allergie beschrieben, ist in Wahrheit aber eine chronische Stoffwechselstörung, bei der Histamin vom Körper nicht abgebaut werden kann.
Symptome
Die Begleitsymptome von Quaddeln richten sich zumeist nach der Ursache für die Hautveränderungen. Es kann bei weißlichen bzw. leicht aufgehellten Erhebungen bleiben, aber auch zu geröteten und stark juckenden bis schmerzlich brennenden Effloreszenzen kommen. Darüber hinaus sind ursachenabhängige Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit und Erbrechen denkbar, was vor allem für extreme allergische Reaktionen und schwere Vergiftungen gilt. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal darauf hingewiesen, dass die Histaminausschüttung, welche die Quaddeln hervorruft, nur eine von vielen immunologischen Abwehrreaktionen ist, die denkbar sind. Schwere Reaktionen wie ein anaphylaktischer Schock, eine Blutvergiftung (Sepsis) oder gar ein Herz-Kreislauf-Stillstand sind nicht auszuschließen und erfordern eine zeitnahe Behandlung. Insgesamt muss mit folgenden Begleitsymptomen gerechnet werden:
- Abgeschlagenheit,
- Atembeschwerden,
- Augenrötungen,
- Bauch- und Magenkrämpfe,
- Bindehautentzündung,
- Bluthochdruck,
- Durchfall,
- Fieber,
- Hautrötungen,
- Herzrasen,
- Juckreiz,
- Schwindel,
- Schnupfen
- und Übelkeit und Erbrechen
Diagnose
Da Quaddeln auf der Haut in den meisten Fällen zumindest auf den zweiten Blick erkennbar sind, reicht eine Blickdiagnose zur Feststellung der Effloreszenzen in der Regel aus. Kniffeliger wird es dann erst bei der Ursachenforschung, welche in vielen Fällen eine Ausschlussdiagnose erforderlich macht. Hierfür stehen dem zuständigen Arzt mehrere Diagnosemaßnahmen zur Verfügung, die eine eingrenzende Diagnose ermöglichen:
- Anamnese: Im Arztgespräch klärt der Arzt durch gezielte Befragung zunächst, ob beim Patienten Allergien bzw. Grunderkrankungen bestehen, was er in der letzten Zeit gegessen hat und ob es zu einem Kontakt mit einschlägigen Reizstoffen gekommen ist. Betroffene sollten innerhalb des Patientengespräches auch etwaige Begleitsymptome ansprechen, da diese oft einen ersten Hinweis auf mögliche Ursachen geben.
- Labordiagnostik: Zur Abgrenzung der möglichen Ursachen veranlasst der Arzt nach der Anamnese für gewöhnlich eine Blutuntersuchung. Sie kann wichtige Details zum Blutstatus, etwa in Form von Entzündungsparametern (Blutsenkungsgeschwindigkeit, CRP und Differentialblutbild) sowie die Allergiefaktoren (Immunglobuline) und anderen Werten (Schilddrüsenwerte und Autoantikörper) liefern und so Auskunft über Ungereimtheiten im Blutbild geben.
- Weiterführende Tests: Zusätzliche Informationen können in der Diagnose von Quaddeln spezielle Testverfahren wie ein Allergie- bzw. Provokationstest (z.B. Pricktest) geben. Auch die Anwendung von Blutdruckmessungen und bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder CT ist im Einzelfall hilfreich. Zur weiteren Diagnostik kommen nach Abwägung von Nutzen und Risiko auch Hautstanzbiopsien und erweiterte Allergietests in Frage.
- Tagebuch: Kann nun immer noch keine abschließende Diagnose gestellt werden, stehen weitere Instrumente zur Verfügung, die die möglichen Ursachen eingrenzen können. Hier kann beispielsweise das Führen eines Tagebuches angedacht werden, indem Betroffene ihre Ernährung, Aktivitäten und das Auftreten von Quaddeln dokumentieren.
Therapie
Nicht immer ist bei Quaddelbildung die Einnahme von Medikamenten notwendig. Häufig reicht es aus, den auslösenden Stoff künftig zu meiden bzw. nicht mehr anzuwenden. Beispielsweise dann, wenn die Quaddeln durch unverträgliche Lebensmittel, Pflegeprodukte oder Medikamente verursacht werden. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Eliminierungstherapie. Vergiftungen, ebenso wie chronische Erkrankungen, bedürfen hingegen einer sehr sorgfältigen Therapie, nicht primär wegen der Quaddelbildung, sondern wegen der Gefahr für die Patientengesundheit.
Medikamentöse Therapie
Das Mittel der Wahl bei Vorliegen von Quaddeln, wie auch bei allgemeinen allergiebedingten Überreaktionen des Immunsystems, ist ein geeignetes Antihistaminikum. Es kommt zum Tragen, wenn die Quaddelbildung so manifest geworden ist und sie durch die Begleitsymptome Juckreiz, Sekundärinfektionen und Hautrötung bei Betroffenen einen so hohen Leidensdruck auslöst, dass eine Eliminierungstherapie allein nicht schnell genug zur gewünschten Linderung der Beschwerden führen würde. Einige Standardpräparate sind hier beispielsweise Allegra, Claritin oder Zyrtec.
Antihistaminika schwächen und blockieren die Wirkung des körpereigenen Histamins, indem sie die Histaminrezeptoren an den entsprechenden Zellen blockieren. Dadurch klingen die Symptome rasch ab und Betroffene erfahren schnell Linderung. Die Therapie kann durch den Einsatz von Korikosteroiden (Kortison) noch zusätzlich unterstützt werden, wobei hier nur zu einer Anwendung im äußersten Notfall geraten wird, da Kortison bisweilen selbst schwere Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Antihistaminika können dagegen sowohl kurz- als auch langfristig eingesetzt werden, wenn beispielsweise eine komplette Meidung des auslösenden Stoffes nicht gewährleistet werden kann.
Sollten Infektionen für die Quaddelbildung verantwortlich sein, muss natürlich mit anderen Arzneimitteln gearbeitet werden. Bakterielle Infektionen lassen sich hier mit Antibiotika behandeln, wobei vorab zu prüfen ist, ob eine Antibiotikaunverträglichkeit besteht, um die Überreaktion des Immunsystems nicht noch zu verschlimmern. Bei Virusinfektionen wie den Masern gestaltet sich die medikamentöse Behandlung etwas schwieriger. Zum einen gibt es außer einigen aggressiven Virustatika nicht viele Wirkstoffe gegen Viren, zum anderen schwächen besagte Präparate das Immunsystem nicht selten zusätzlich. Es wird darum eher mit Mitteln gearbeitet, welche die Begleitsymptome lindern. Zusätzlich hat sich eine Gabe von Vitamin A bewährt, um den Genesungsprozess bei Masern zu beschleunigen.
Entgiftung
Ist ein Kontakt mit Giftstoffen für die Quaddeln verantwortlich, hat eine umfassende Entgiftung oft Priorität vor der Quaddelbehandlung. Diese schwellen in der Regel ohnehin wieder ab, sobald der Giftstoff aus dem Körper entfernt wurde. Denkbar ist zum Beispiel der Einsatz von Aktivkohle bei Vergiftungen, die durch den Verzehr entsprechender Gifte entstanden ist. Bei Schlangengift oder auch diversen Pflanzengiften wird hingegen meist ein geeignetes Gegengift verabreicht. Eine stationäre Behandlung ist hierfür normalerweise unabdingbar, denn der Zustand der Patienten sollte bis zur vollständigen Entgiftung unbedingt von geschultem Personal überwacht werden. Treten schwere Begleitbeschwerden wie Anzeichen eines Schocks, Atemnot oder Herzbeschwerden auf, sind eventuell eine künstliche Beatmung oder anderweitige Maßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen vonnöten.
Hausmittel
Im Repertoire der Hausmittel kommen bei Quaddeln vor allem Maßnahmen zum Tragen, die zwar keine Therapie der Ursachen erreichen können, aber durchaus in der Lage sind, die medikamentöse Behandlung zu unterstützen und vor allem die quälenden Begleitsymptome wie Juckreiz und Schwellungen zu lindern. Zum Beispiel können kühlende und juckreizlindernde Umschläge, Coolpacks, Sprays oder Salben auf die Quaddeln aufgetragen werden. Den gleichen Effekt kann man auch über ein (kühles), aber kurzes Vollbad erreichen. Mischt man dem Wasser noch etwas Backpulver oder Kaisernatron hinzu, kann durch den nun basischen pH-Wert des Badewassers der heilende Effekt verstärkt werden.
Naturheilkundliche Unterstützung:
Die unterstützende Behandlung von Quaddeln durch homöopathische Mittel kann sehr erfolgsversprechend sein. Da hier, wie für den homöopathischen Ansatz üblich, Ähnliches mit Ähnlichem behandelt wird, kommen Präparate zum Einsatz, die Quaddelbildung, Juckreiz und Schwellung im Anwenderbild verankert haben:
- Ameisensäure (Acidum formicicum),
- Echter Baldrian (Valeriana officinalis),
- Kleine Brennnessel (Urtica urens),
- Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.)
- und Pfefferminze (Mentha piperita).
Die natürlichen Wirkstoffe können alle lokal angewendet werden und wirken so direkt auf der Haut. Aus Heilkräutern wie Kamille oder Pfefferminze kann zudem ein kühlender Umschlag hergestellt werden. Hierfür kocht man einfach eine Tasse Tee aus den entsprechenden Heilpflanzen, lässt ihn abkühlen und gibt die Flüssigkeit dann auf ein Stück Stoff. Das getränkte Tuch kann man nun auf das Hautareal mit den Quaddeln auflegen. Der Kühleffekt lindert den Juckreiz und die Inhaltsstoffe beruhigen die gereizte Haut.
Einen besonderen, naturheilkundlichen Ansatz stellt ferner die Darmsanierung dar. Die zugrundeliegende These ist die Annahme, dass sich eine gesunde Darmflora regulierend auf das Immunsystem auswirkt und damit unter anderem Allergien und Unverträglichkeiten ein ausreichender Schutzwall entgegensetzt werden kann. Insbesondere der tägliche Verzehr von Bifidobakterien und Lactobazillen kann gute Erfolge erzielen. Gerade auch im Hinblick auf eine längerfristige Antibiotikabehandlung kann eine solche Kur schon vorbeugend begonnen werden. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diana S. Church, Martin K. Church: Pharmacology of Antihistamines, World Allergy Organization Journal, (Abruf 15.08.2019), PubMed
- Torsten Zuberbier et al.: The EAACI/GA²LEN/EDF/WAO guideline for the definition, classification, diagnosis and management of urticaria, Allergy, (Abruf 15.08.2019), PubMed
- Knut Brockow et al.: Leitlinie Allergologische Diagnostik von Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel, S2K-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), (Abruf 15.08.2019), AWMF
- Mercedes E. Gonzalez: Quaddeln, MSD Manual, (Abruf 15.08.2019), MSD
- Dorothea Terhorst-Molawi: Dermatologie Basics, Elsevier / Urban Fischer Verlag, 4. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.