Rachenschmerzen entstehen meist durch Entzündungen der Rachenschleimhaut, die ihrerseits eine Vielzahl an Ursachen haben können. Mitunter liegt den Beschwerden jedoch auch eine Neuralgie des Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv), eine Kehldeckelentzündung oder ein Pharynxkarzinom (Rachenkrebs) zugrunde.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Rachenschmerzen beschreiben Beschwerden, die sich auf den Bereich des Schlundes beziehungsweise der oberen Atemwege beschränken. Meist erfolgt umgangssprachlich eine synonyme Verwendung der Begriffe „Rachenschmerzen“ und „Halsschmerzen“. An dieser Stelle werden Rachenschmerzen jedoch als ein Teil des weiten Bereichs der Halsschmerzen definiert, zu dem auch Beschwerden zählen, die nicht im Zusammenhang mit dem Rachen stehen.
Symptomatik bei Rachenschmerzen
Rachenschmerzen sind gekennzeichnet durch einen stechenden, brennenden, mitunter auch druckartigen Schmerz im Rachenbereich. Typische Begleitsymptome sind Schluckbeschwerden und ein allgemein dicker Hals, doch können entsprechend den möglichen Ursachen der Rachenschmerzen auch zahlreiche weitere Beschwerden hinzukommen. Die Ursache der Rachenschmerzen bestimmt auch, welche Intensität die Beschwerden annehmen und in welcher zeitlichen Ausprägung diese auftreten. Hier reicht das Spektrum von relativ plötzlich einsetzenden, schnell wieder abklingenden Rachenschmerzen, beispielsweise beim Schlucken, bis hin zu dauerhaften Schmerzen im Rachenbereich.
Ursachen von Rachenschmerzen
Mögliche Ursachen der Rachenschmerzen sind neben den akuten und chronischen Rachenschleimhautentzündungen, Erkrankungen wie beispielsweise eine Kehldeckelentzündung, eine Glossopharyngeusneuralgie oder Rachenkrebs. Andere Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Mandelentzündung (Tonsillitis) oder die eher seltenen akuten Entzündungen der Schilddrüse (Thyreoiditis) sind zwar als Ursachen für Halsschmerzen bekannt, werden an dieser Stelle jedoch nicht den Auslösern des enger gefassten Begriffs der Rachenschmerzen zugeordnet.
Entzündungen der Rachenschleimhaut
Die häufigste Ursache für Rachenschmerzen ist eine akute Pharyngitis (Entzündung der Rachenschleimhaut). Diese geht in der Regel auf eine virale oder bakterielle Infektion zurück, wobei die bakteriell bedingten Rachenschleimhautentzündungen meist mit weiterreichenden Gesundheitsrisiken verbunden sind als die viralen Infektionen. Zu den Viren, die eine Pharyngitis verursachen können, zählen zum Beispiel Influenzaviren (Grippeviren), sogenannte Parainfluenzaviren und humane Adenoviren, aber auch Viren der Gattung Herpes-Simplex und spezielle Formen des Enterovirus (Coxsackievirus) sind als Auslöser von Rachenschleimhautentzündungen bekannt. Des Weiteren werden Viruserkrankungen wie Röteln oder Masern mitunter von einer Entzündung der Rachenschleimhaut begleitet. Häufig sind bei viral bedingten Rachenschleimhautentzündungen neben den Rachenschmerzen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen zu beobachten. Es können au0erdem deutlich schwerwiegendere gesundheitliche Beeinträchtigungen hinzukommen. So äußert sich zum Beispiel eine Infektion mit dem Coxsackievirus zunächst meist als Erkältung, mit Symptomen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit, sie kann allerdings in selteneren Fällen auch zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung oder Entzündung des Herzmuskels führen.
Rachenschleimhautentzündungen infolge einer bakteriellen Infektion sind deutlich seltener als die viralen Infektionen. Sie verursachen ein ähnliches Beschwerdebild, insbesondere bei Kindern kommen jedoch nicht selten Bauchschmerzen und Übelkeit hinzu. Beschwerden die auch bei den viralen Infektion durchaus auftreten können, dort allerdings ein weniger typisches Merkmal bilden. Eine bakterielle Pharyngitis wird meist durch spezielle Streptokokken ausgelöst, ist mitunter allerdings auch Folge einer Infektion mit dem Corynebacterium diphtheriae (Auslöser der Diphtherie), Treponema pallidum (Syphilis) oder anderen Bakterienarten.
Gelegentlich nehmen die Rachenschleimhautentzündungen auch einen chronischen Verlauf, wobei die Ursache hier häufig anhaltende Reizungen beispielsweise durch Tabak- oder Alkoholkonsum sind. Auch spezielle Umweltgifte und Allergien gelten bei den chronischen Entzündungen der Rachenschleimhaut als mögliche Auslöser der Beschwerden.
Kehldeckelentzündungen
Rachenschmerzen, die vor allem beim Schlucken auftreten, können Ausdruck einer potenziell lebensbedrohlichen Epiglottitis sein. Diese Entzündung des Kehldeckels geht bei einem Großteil der Fälle auf eine bakterielle Infektion mit Haemophilus influenzae Typ B zurück. Die Betroffen haben das Gefühl eines Kloß im Hals, leiden unter Atemnot und erzeugen deutlich hörbare Atemgeräusche. Der Kehldeckel kann im Zuge der Entzündung soweit anschwellen, dass die Luftwege extrem verengt werden und die Betroffenen schlimmstenfalls den Erstickungstod sterben. Aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung sind mitunter auch bläuliche Verfärbungen der Lippen, Haut und Fingernägel zu beobachten.
Glossopharyngeusneuralgie
Neuralgien erzeugen Missempfindungen und Schmerzen im Versorgungsbereich der betroffenen Nervenbahnen. Zeigt sich die Neuralgie im Bereich des Zungen-Rachen-Nervs, leiden die Patienten nicht selten unter einem plötzlich einsetzenden Schmerz im Rachenbereich, der vor allem beim Schlucken, Kauen oder Sprechen einsetzt. Die Schmerzen können dabei auch in den Bereich der Zungenbasis, Mandeln oder Ohren ausstrahlen. Mitunter hat die Neuralgie des neunten Hirnnervs (Nervus glossopharyngeus) zudem einen Einfluss auf die vegetativen Funktionen beziehungsweise das vegetative Nervensystem, was zu einer Verlangsamung des Herzrhythmus (Bradykardie), einem Blutdruckabfall oder gar zur kurzfristigen Kreislaufzusammenbrüchen (Synkopen) und lebensbedrohlichen Aussetzern des Herzschlags (Asystolien) führen kann.
Rachenkrebs
Auf der Rachenschleimhaut können aus bislang nicht gänzlich erforschter Ursache auch bösartige Gewebewucherungen in Form eines Pharynxkarzinoms entstehen. Je nach Lokalisation und Größe des Geschwürs sind dabei unterschiedliche Beschwerden zu beobachten, die von Beeinträchtigungen der Nasenatmung über das Gefühl eines Kloß im Hals und Beschwerden beim Schlucken bis hin zu massiven Rachenschmerzen reichen können. Auch eher unspezifische Symptome wie ein unangenehmer Mundgeruch, wiederholtes Nasenbluten oder Blutungen im Rachenraum sind mitunter Folge eines Pharynxkarzinoms. Besonders gefährlich ist beim Rachenkrebs die oftmals relativ frühzeitig einsetzende Bildung von Metastasen, wobei diese sich zunächst meist in den Halslymphknoten manifestieren.
Diagnosestellung
Nach einer ausführlichen Befragung der Patienten zu dem Auftreten der Rachenschmerzen, möglichen Begleitsymptomen, Vorerkrankungen und potenziellen Risikofaktoren wie Rauchen oder Alkoholkonsum, folgte eine Inaugenscheinnahme des Mund- und Rachenraums mit Hilfe eines sogenannten Holzspatels. Der Spalte wird genutzt, um die Zunge ein wenig nach unten zu drücken und so einen Blick in den Rachenraum werfen zu können. Möglicherweise vorliegende Entzündungen der Rachenschleimhaut oder des Kehldeckels lassen sich auf diesem Wege meist deutlich erkennen. Allerdings besteht bei einer Kehldeckelentzündung die Gefahr, dass durch den Druck mit dem Holzspatel die ohnehin verengten Luftwege vollständig verschlossen werden, weshalb eine entsprechende Untersuchung nur durchgeführt werden sollte, wenn die Luftzufuhr durch einen in die Luftröhre eingebrachten Schlauch sichergestellt ist.
Treten bei der Untersuchung beziehungsweise beim Druck mit dem Spatel auf den Bereich der Mandeln Schmerzen auf und ist keine Entzündungen der Rachenschleimhaut zu erkennen, kann dies auf eine möglicherweise vorliegende Glossopharyngeusneuralgie hinweisen.
Bei einer festgestellten Rachenschleimhautentzündung dient ein Abstrich mit anschließender Laboruntersuchung zur Identifizierung der Erreger. Blutuntersuchungen liefern Hinweise auf möglicherweise bestehende Entzündungen und können darüber hinaus beim Nachweis weiterer Erkrankungen wie beispielsweise Röteln oder Masern helfen.
Auch Rachenkrebs lässt sich im Rahmen der Begutachtung des Rachenraumes häufig bereits deutlich erkennen. Die Untersuchung mittels eines sogenannten Endoskops, das in den Nasen-Rachen-Raum eingeführt wird und einen Blick ins Körperinnere ermöglicht, erfolgt bei schwierigeren Fällen der Diagnosestellung. Mit dem Endoskop kann gleichzeitig eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) durchgeführt werden, um die Diagnose endgültig zu sichern. Doch lassen sich auch mit dem Endoskop nicht alle Formen des Rachenkrebs erkennen. Hier helfen im Zweifelsfall modernen bildgebende Verfahren wie Ultraschall, die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie beim Aufspüren der bösartigen Geschwüre. Zur endgültigen Diagnosesicherung bedarf es jedoch der Untersuchung einer Gewebeprobe.
Therapie bei Rachenschmerzen
Steht die Diagnose fest, erfolgt eine ursachenorientierte Therapie der Rachenschmerzen. Beispielsweise wird gegen virale Entzündungen der Rachenschleimhaut meist mit verschiedenen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Arzneien, desinfizierenden Mundspülungen sowie schmerzstillenden und desinfizierenden Lutschtabletten vorgegangen. Der Einsatz zielt in der Regel auf eine Linderung der Symptome und das Vermeiden bakterieller Sekundärinfektionen. Eine medikamentöse Bekämpfung der Viren ist kaum möglich, jedoch in den meisten Fällen auch nicht erforderlich, da die viralen Rachenschleimhautentzündungen in der Regel vom Immunsystem alleine erfolgreich bekämpft werden können.
Gehen die Rachenschmerzen auf eine bakterielle Rachenschleimhautentzündung zurück, verspricht der Einsatz von Antibiotika eine erfolgreiche Behandlung. Auch gegen die lebensbedrohlichen Kehldeckelentzündungen, welche in den meisten Fällen durch Bakterien der Gattung Haemophilus influenzae Typ B hervorgerufen werden, kommen spezielle Antibiotika zum Einsatz. Zunächst gilt es hier jedoch, die Luftzufuhr sicherzustellen. Im Zweifelsfall bedarf dies der künstlichen Beatmung über einen Schlauch. In akuten Notfallsituationen bei drohendem Erstickungstod kann auch ein sogenannter Luftröhrenschnitt erfolgen. Nicht selten wird gegen die Schwellung des Kehldeckels im Rahmen der Therapie mit Kortison vorgegangen.
Bei einer Glossopharyngeusneuralgie ist zunächst in der Regel eine medikamentöse Behandlung auf Basis spezieller Antiepileptika vorgesehen. Sollte diese jedoch nicht den gewünschten Erfolg zeigen, bleibt die Möglichkeit eines operativen Eingriffs. Die mikrochirurgische Operation zielt dabei auf eine Beseitigung möglicher Kompressionen der Nervenbahnen, wie sie bei der Glossopharyngeusneuralgie zum Beispiel häufiger in Form von pulsierenden Gefäßschlingen vorliegen.
Rachenkrebs lässt sich bei entsprechend frühzeitiger Diagnose oftmals im Zuge eines chirurgischen Eingriffs vollständig beseitigen. Hier kommt heute vielfach die sogenannte transorale Laserchirurgie zum Einsatz, welche eine Entfernung des Tumors mit Hilfe eines Endoskops und einem speziellen CO2-Laser ermöglicht. Schwerwiegendere Erkrankungen werden meist mit einer Kombination aus Strahlentherapie und Operationen behandelt. Nicht selten sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits umliegende Gewebestrukturen in Mitleidenschaft gezogen, so dass diese im Rahmen der Operationen ebenfalls entfernt werden. Dies gilt auch für die Halslymphknoten, da hier häufig eine Metastasierung erfolgt. Ist der Rachenkrebs bereits weit fortgeschritten, wird auf eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie zurückgegriffen. Bei den Rachenkrebserkrankungen mit Metastasenbildung konzentriert sich die Therapie jedoch häufig auf eine palliative Versorgung der Patienten, da eine Heilung nicht mehr möglich ist.
Naturheilkunde bei Rachenschmerzen
Die Naturheilkunde setzt bei Entzündungen der Rachenschleimhaut und hiermit einhergehende Rachenschmerzen vor allem auf pflanzliche Wirkstoffe. So haben sich laut Angaben des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) gegen die Rachenschleimhautentzündungen zum Beispiel Zubereitungen aus Salbeiblättern oder Kamillenblüten bewährt. Als Arzneitee zubereitet sind diese nach dem Abkühlen auch zum Gurgeln mehrmals am Tag geeignet. Des Weiteren werden Mundspülungen mit Tinkturen aus Myrrhe vom DZVhÄ empfohlen, da sie „desinfizierend und schleimhautgerbend“ wirken. Die Pflanzenheilkunde setzt bei Entzündungen der Rachenschleimhaut zudem auf die Wirkung von Tinkturen aus der Wurzel des Ratanhia-Strauchs, welche zum Gurgeln Verwendung finden.
Gegen die Entzündungen der Rachenschleimhaut stehen auch zahlreiche homöopathische Mittel wie beispielsweise Hepar sulfuris, Mercurius solubilis oder Kalium bichromicum zur Verfügung. Die Auswahl sollte dabei jedoch in enger Abhängigkeit zu den Symptomen erfolgen und ausschließlich erfahrenen Therapeuten überlassen bleiben. Aus dem Bereich der Schüssler Salze hat sich vor allem das Schüssler Salz Nr. 9 (Natrium phosphoricum) gegen Rachenschleimhautentzündungen bewährt. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Clarence T. Sasaki: Epiglottitis, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Michael Rubin: Glossopharyngeusneuralgie, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Deutsche Krebshilfe: Krebs im Rachen und Kehlkopf, (Abruf 08.10.2019), krebshilfe.de
- Michael Reiß: Facharztwissen HNO-Heilkunde: Differenzierte Diagnostik und Therapie, Springer-Verlag, 1. Auflage, 2009
- A. Lan Schumacher, Georg J. Ledderose, Peter Hahn (Hrsg.), Karl-Joseph Paquet (Hrsg.): Facts HNO, KVM - Der Medizinverlag, 1. Auflage, 2010
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.