Gerötete statt glatter Haut nach der Rasur
Die Bartrasur hält für viele Männer ein paar lästige Tücken bereit. Neben ungewollten Schnitten ist der Rasurbrand eine der unangenehmsten Folgen. Dieser zeichnet sich durch juckende bis brennende Rötungen der rasierten Hautstellen aus, die mitunter auch sehr unansehnliche Pickel hervorrufen. Normalerweise klingt diese Hautirritation nach kurzer Zeit wieder ab. Gelegentlich entwickelt sich aus dem Rasurbrand aber auch eine ernste Entzündung, die dann einer medizinischen Behandlung bedarf. Erfahren Sie nachstehend wichtige Details zum Rasurbrand sowie zu geeigneten Präventiv- und Behandlungsmaßnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Wie entsteht der Rasurbrand?
Grundsätzlich liegt dem Rasurbrand eine Hautreizung zugrunde, die in der Regel meist dadurch entsteht, dass beim Rasieren die obersten Hautschüppchen versehentlich mit abgetragen werden. Zu Rasurpickeln kommt es zusätzlich, wenn Teile nur unvollständig abrasierter Haarfollikel zurück unter die Haut rutschen, dort einwachsen und in Folge Reizungen unter der Haut provozieren. Zusätzlich zu den für Rasurbrand typischen und mit Juckreiz oder Brennen verbundenen Hautrötungen kommen dann auch stark gerötete Pickel, die sich im schlimmsten Fall entzünden können.
Der unkomplizierte Rasurbrand ist klar von der entzündlichen Variante, der Pseudofolliculitis barbae (PFB) abzugrenzen. Letztere ist deutlich problematischer und kann durch chronische Verläufe zu einer bleibenden Vernarbung der Haut im Bartbereich führen. Auch birgt die Pseudofolliculitis barbae die Gefahr ernster Infektionen, die sich im Entzündungsbereich manifestieren.
Vielfach werden entsprechende Infektionsprozesse von dem Bakterium Staphylococcus aureus verursacht. Unbehandelt dringt diese Infektion bisweilen sehr tief ins Hautgewebe vor und wird dann als Sycosis barbae bezeichnet. Im Rahmen dieser tief sitzenden und entzündlichen Staphylokokkeninfektion entstehen dann im weiteren Verlauf hochkomplikative Karbunkel, die eine anhaltende Entleerungsstörung der Haarfollikel zur Folge haben und ohne Antibiotika kaum zu beheben sind.
Ursachen für Rasurbrand
Ein erhöhtes Risiko, durch Abschürfungen oder eingewachsene Haarfollikel einen Rasurbrand zu bekommen, ist vor allem mit falschen Rasiertechniken und mangelnden Hygienemaßnahmen verbunden. Außerdem scheint auch die Beschaffenheit der Barthaare eine entscheidende Rolle zu spielen.
Falsche Rasiertechnik
Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Rasieren gegen die Haarwuchsrichtung für die Haut eine zusätzliche Irritation bedeutet. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Gesichtshaut, sondern auch für die Haut im Bein-, Achsel- und Schambereich. Durch das Führen der Rasierklinge gegen die natürliche Wuchsrichtung der Haare werden die Haarfollikel nämlich zusätzlich aufgeraut. Leider nutzen viele diese Technik, da die Rasur danach irrtümlicherweise glatter erscheint. Sobald die Haare aber nachwachsen merken viele Betroffene schnell, dass diese stoppeliger sind als zuvor. Und auch dem Rasurbrand ebnen raue Follikelstoppel Tür und Tor. Mehr noch, denn es kommt dadurch vermehrt zu einer entzündlichen Variante des Rasurbrandes, weil die aufgerauten Haarfollikel auch das Unterhautgewebe irritieren.
Ein weiterer “technischer Fehler” beim Rasieren ist mit Blick auf Rasurbrand die Trockenrasur. Nasse Haut, ebenso wie nasse Haare, sind für gewöhnlich weicher und lassen sich deshalb auch einfacher mit der Rasierklinge behandeln. Im trockenen Zustand ist die Haut dagegen zumeist sehr rau und auch die Haare leisten einen größeren Widerstand. Auf diese Weise kann es deutlich leichter zu kleineren Mikroverletzungen an der Haut sowie aufgerauten Haarfollikeln kommen. Die schlimmste Kombination ist das Rasieren gegen die Haarwuchsrichtung auf trockener Haut.
Falsches Rasierwerkzeug
Alte beziehungsweise stumpfe Rasierklingen sind ein weiterer Risikofaktor, wenn es um Rasurbrand geht. Ein sauberer Schnitt ist mit einer stumpfen Klinge kaum möglich, sodass es vermehrt zu Abschabungen der Hautschuppen und damit zu Rötungen und Hautirritationen kommt. Darüber hinaus befinden sich an alten Rasierklingen oftmals auch mehr Verunreinigungen, die das Entzündungs- und Infektionsrisiko erhöhen. Die Gefahr, sich eine Pseudofolliculitis barbae oder gar eine Sycosis barbae zuzuziehen ist bei veralteten Klingen also deutlich größer.
Mangelnde Hygiene- und Pflegemaßnahmen
Wie bereits erwähnt sind schlecht gereinigte Rasierklingen nahezu ein Garant für das Aufkommen von Rasurbrand. Doch auch eine mangelhaft gereinigte Haut kann zur Entstehung von Irritationen, Rötungen und Entzündungen beitragen. Ferner sollten zumindest im Gesicht frisch rasierte Hautstellen immer mit einem geeigneten Aftershave zur Desinfektion behandelt werden. Und auch hier kann es zu Problemen kommen.
Angenommen, die Gesichtshaut reagiert äußerst empfindlich auf aggressive Zusätze in Pflegeprodukten, so kann die Wahl des falschen Aftershaves ebenfalls einen Rasurbrand begünstigen. Gleiches gilt für alte Produkte, die ihr Haltbarkeitsdatum längst überschritten haben. In solch einem Fall gehen aus den Zusatzstoffen von Pflegeprodukten häufig verfallsbedingte Nebenprodukte hervor, die der Haut mehr schaden als sie ihr nutzen.
Ungünstige Beschaffenheit der Haarfollikel
Sehr robuste oder stark gekräuselte Haarfollikel neigen gemeinhin eher zu Rasurbrand als glatte oder dünne Follikel. Aus diesem Grund haben Personen mit sehr dickem oder lockigem Haar häufig vermehrt mit dem Rasurbrand zu kämpfen. Gerade Männer und Frauen mit afrikanischer oder hispanischer Abstammung gelten als besonders geplagt von Hautirritationen nach dem Rasieren, da ihre Haare sehr widerstandsfähig und zumeist auch gekraust sind, was wortwörtlich eine holprige Rasur und damit ein erhöhtes Maß an Haut- und Haarfollikelirritationen bedeutet.
Begleitsymptome
Eigentlich ist der Rasurbrand an sich bereits ein Symptomkomplex, der aus verschiedenen Begleitsymptomen besteht. Charakteristisch ist gewiss die gut sichtbare Hautrötung, welche mit Juckreiz und Brennen einhergeht, was dem Rasurbrand letztendlich auch seinen Namen verlieh. Hinzu kommen, je nach Schwere des Rasurbrandes, auch entzündliche Prozesse und Gewebeirritationen. Alles in Allem sind für Rasurbrand folgende Symptome nicht auszuschließen:
- Brennen auf der Haut,
- Hautirritationen,
- Hautentzündungen,
- Juckreiz,
- Furunkel,
- Pickel- oder Pustelbildung (zum Teil mit Eiterbildung),
- Schmerzen (v.a. Druckschmerz)
- und tiefgreifende Gewebeschäden.
Diagnose
Ein Rasurbrand lässt sich von Betroffenen meist problemlos durch bloße Blickdiagnose feststellen. Solange die Hautirritationen innerhalb weniger Tage wieder abklingen, besteht auch noch kein Grund zur Sorge. Alarmiert sein sollten Patienten dagegen, wenn der Rasurbrand über Wochen hinweg anhält und darüber hinaus auch Symptome wie starke Schmerzen oder große Pickel verursacht. Der Gang zum Haus- oder Hautarzt ist dann definitiv nahezulegen. Die Haarfollikel können hier genauer unter die Lupe genommen und im Falle des Falles auch Biopsien beziehungsweise Haarproben entnommen werden, um gegebenenfalls Infektionserreger zu identifizieren.
Therapie
Sofern tatsächlich medizinisch gegen einen Rasurbrand vorgegangen werden muss, sind antibiotische Medikamente oft alternativlos, um schlimmere Infektionsprozesse frühzeitig zu stoppen. Daneben gibt es auch einige gute naturheilkundliche Mittel und Privatmaßnahmen, die Betroffene zu Hilfe ziehen können, um den Rasurbrand zu behandeln beziehungsweise diesem künftig vorzubeugen.
Medikamente
Antibiotika müssen in der Behandlung gegen Rasurbrand glücklicherweise nur sehr selten eingesetzt werden. Ist dies jedoch der Fall, so greift man zumeist auf entzündungshemmende und antibiotische Wirkstoffe zurück. Denkbar sind zum Beispiel Cremes und Gels aus Hydrocortison oder Benzoylperoxid. Antibiotika wie Doxycyclin oder Erythromycin können auch zum Einsatz kommen.
Heilkräuter
Heilpflanzlich kann gegen Rasurbrand durch das Auftragen von Kräuterkompressen oder Kräuterölen vorgegangen werden. Die wichtigsten Heilpflanzen sind:
- Aloe Vera,
- Honig,
- Johanniskraut,
- Kamille,
- Manuka-Honig,
- Ringelblume
- und Teebaum.
Ein besonderer Tipp sind kalte Kompressen, die zuvor in erkaltetem Kräutertee eingeweicht wurden. Denn Kühlung ist bei Hautirritationen ebenso wichtig wie heilsame Wirkstoffe. Gut bewährt hat sich zum Beispiel eine kalte Honig-Quark-Kamillen-Kompresse. Auch spezielle Kräutersalben wie etwa Manuka-Salbe sind empfehlenswert.
Hausmittel
Apropos Kühlung: Man kann kurzfristig auch Coolpacks oder in Leinen gewickelte Eiswürfel auf die irritierte Haut legen. Die Kälteeinwirkung verschließt zudem die Poren, sodass keine Krankheitserreger in das irritierte Hautgewebe einwandern können.
Möglicherweise problematische Pflegeprodukte wie Aftershaves oder Gesichtswasser sollten entsorgt und gegen hautfreundliche Produkte wie Babypuder oder natürliche Aftershaves ohne künstliche Zusatzstoffe ersetzt werden. Auch sind alte Rasierer umgehend zu entfernen und sollten zukünftig öfter gewechselt werden. Darüber hinaus ist die Nassrasur der Trockenrasur vorzuziehen. Zudem sollte bei der Rasur darauf geachtet werden, dass mit der Haarwuchsrichtung rasiert wird und nicht gegen die Wuchsrichtung. Das gilt insbesondere für Personen mit sehr robusten Haaren.
Grundsätzlich ist es ratsam, die Rasur bei Rasurbrand für einen längeren Zeitraum einzustellen, um den betroffenen Hautstellen genügend Zeit zur Regeneration und Beruhigung zu geben. Frauen sollten bei wiederkehrendem Rasurbrand an den Beinen oder im Intimbereich eventuell alternative Methoden zur Haarentfernung wie das Waxing, Sugaring, Epilieren oder Cremes zur Haarentfernung in Betracht ziehen. Männer wiederum sollten bei der Bartrasur künftig nur hochwertige Rasierer nutzen und von billigen Einwegrasierern absehen. Alternativ können Sie dem Warnsignal ihrer Gesichtshaut folgen und es zur Abwechslung doch mal mit einem Bart versuchen. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Pfahl, Mary: Der große Hausmittel Ratgeber - 70 einfache Hausmittel gegen verschiedene Beschwerden, neobooks Self-Publishing, 2015
- Plewig, Gerd et al.: Akne und Rosazea, Springer, 1996
- Schweitzer, Rudolf: Die Heilpraktiker-Akademie. Dermatologie, Elsevier, 2018
- Maurer, Marcus et al.: "The male beard hair and facial skin - Challenges for shaving", in: International Journal of Cosmetic Science, Volume38, Issue S1 June 2016, Wiley Online Library
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.