Unter Raucherhusten werden im allgemeinen durch Tabakkonsum bedingte chronische Erkrankungen der Atemwege verstanden. Dabei bilden sowohl die chronische Bronchitis als auch mögliche Lungenemphyseme (irreversible Schädigung der Lungenbläschen) eine relativ häufige Folge des langjährigen Tabakkonsums. Die Symptome und Folgeerkrankungen des Raucherhustens werden in der medizinischen Fachliteratur auch unter der Sammelbezeichnug COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung / engl. chronic obstructive pulmonary disease) beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Rauchen verursacht obstruktive Lungenerkrankung
Raucherhusten ist grundsätzlich durch vermehrte Sekretbildung in den Atemwegen sowie entsprechenden Husten mit Auswurf und leicht einsetzende Atemnot gekennzeichnet. Auch das regelmäßige Abhusten morgens nach dem Aufstehen kann bereits als Anzeichen für einen entstehenden “Raucherhusten” gewertet werden. Schlimmstenfalls drohen schwerwiegende chronische Erkrankungen der Atemwege, die irreversible Schäden der Lunge mit sich bringen.
Raucherhusten wird häufig auch als umgangssprachlicher Begriff für die Symptome der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung verwendet, obwohl nicht alle COPD-Fälle auf den Tabakkonsum zurückzuführen sind. In wenige Ausnahmefällen erleiden auch Nichtraucher eine entsprechende chronische Atemwegserkrankung. Der Abteilung Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zufolge sind neun von zehn COPD-Patienten Raucher. Hinzu kommen die Erkrankungen von Personen, die regelmäßig als Passivraucher dem Zigarettenqualm ausgesetzt sind. So gilt der Tabakkonsum nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden als Hauptursache der derzeit drei bis fünf Millionen chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen in Deutschland.
COPD sind dabei im wesentlichen durch das Zusammenspiel von drei verschiedene Atemwegskrankheiten gekennzeichnet: die chronische Bronchitis, die chronische Bronchiolitis und das Lungenemphysem. Spätestens wenn der Raucherhusten das Stadium der COPD erreicht hat, drohen den Betroffenen erhebliche gesundheitliche Konsequenzen und es sollte umgehend ein medizinische Behandlung eingeleitet werden. Denn obwohl die Schäden der Lunge oft irreversibel sind, kann durch verschiedene Therapiemaßnahmen die Lungenfunktion zumindest teilweise wieder verbessert werden.
Ursache von Raucherhusten
Im Anfangsstadium ist Raucherhusten in erster Linie durch einen verstärkten Hustenreiz bei körperlicher Belastung und morgens nach dem Aufstehen gekennzeichnet. Zum Schutz gegen den Rauch wird vermehrt Sekret in den Atemwegen gebildet, dass zusammen mit den Ablagerungen des Tabakrauchs durch die sogenannte Flimmerhärchen in Richtung des Rachenraums abtransportiert werden muss. Dieser Selbstreinigungsprozess der Bronchien bedingt einen verstärkten Hustreiz bei regelmäßigem Tabakkonsum. Die Atemwege sollen von den Giften und Schadstoffen des Tabakrauchs befreit werden. Doch bei anhaltender Rauchbelastung wird dieser Selbstreinigungsprozess mit der Zeit überfordert und es entwickelt sich ein chronischer Husten, bei dem die Betroffenen meist ein bräunliches Sekret abhusten.
Da der Selbstreinigungsprozess nicht alle der bis zu 12.000 im Tabakrauch enthaltenen Schad- und Giftstoffe beseitigen kann, entstehen weiter Schäden an den Bronchien, wobei zum Beispiel den Carbonylverbindungen, den Phenol- und den Säure-Anteilen eine Bronchitis fördernde Wirkung zugeschrieben wird. Außerdem werden durch die Schadstoffe im Tabakrauch die Regeneration und Selbstreinigung der Flimmerhärchen beeinträchtigt, so dass der Raucherhusten sich weiter verstärkt. Geräusche beim Ausatmen und allgemeine Kurzatmigkeit sind dabei neben dem Abhusten des Sekrets weitere Anzeichen des Raucherhustens.
Übergang Raucherhusten zur Lungenerkrankung
Wird trotz der ersten Anzeichen eines entstehenden Raucherhustens nicht auf den Tabakkonsum verzichtet, drohen die Beschwerden in das Stadium der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen überzugehen, bei denen die Patienten neben einer chronischen Bronchitis relativ häufig unter Lungenemphysemen (Überblähung der Lungenbläschen) leiden. Die Entzündungen der Atemwege in Verbindung mit den Schädigungen der Lungenbläschen und der vermehrten Sekretbildung verursachen bei den Betroffenen im wachsenden Maß Atemnot, die sie anfänglich nur bei körperlicher Anstrengung, später in alltäglichen Situationen wie beispielsweise beim Treppensteigen ereilt.
Das Lungengewebe wird immer stärker geschädigt und die Beschwerden der Betroffenen nehmen zu. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann der gesamte Organismus in Mitleidenschaft gezogen werden und es drohen schwerwiegende gesundheitliche Folgen bis hin zu Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Muskulatur und des Knochenaufbaus. Als erste Anzeichen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung gelten verstärktes Schwitzen beim Schlafen, Fieber, erhöhte Entzündungswerte im Blut sowie die bereits genannten Geräusche beim Ausatmen und Atemnot bei körperlicher Anstrengung. Hinzu kommt eine verstärkte Anfälligkeit für bakterielle Infektionen.
Diagnose chronisch obstruktive Lungenerkrankung
Der Raucherhusten sollte daher nicht als „normal“ Begleiterscheinung des Tabakkonsums verstanden werden, sondern – aufgrund der drohenden gesundheitlichen Konsequenzen – als Anlass mit dem Rauchen aufzuhören und im Zweifelsfall mit der Einleitung einer entsprechenden medizinische Behandlung zu beginnen. Das Ziel der therapeutischen Maßnahmen sollte dabei in erster Linie darauf ausgerichtet sein, im Sinne der Lebensqualität der Betroffenen das Fortschreiten der Erkrankung zu mindern beziehungsweise aufzuhalten.
Als Grundvoraussetzung für eine erfolgversprechende Behandlung müssen vorerst die krankmachenden Ursachen von Raucherhusten ausgeschaltet werden, das heißt Rauchen ist strikt untersagt und Passivrauchen sollte ebenfalls möglichst vermieden werden. Im Zweifelsfall sind entsprechende Entwöhnungstherapien erforderlich. Bevor die eigentlichen Behandlung der COPD beginnt, bedarf es außerdem einer umfassenden Anamnese zur exakten Diagnose der Lungenerkrankung.
Durch das Abhorchen der Lunge mit dem Stethoskop und einen Lungenfunktionstest können bereits bestehende Schädigung der Lunge ermittelt und mit weiteren Untersuchungen genauer eingegrenzt werden, um anschließend geeignete therapeutische Maßnahmen abzuleiten. Die Voruntersuchungen dienen dabei auch dazu, mögliche andere Ursachen des chronischen Hustens wie beispielsweise Asthma bronchiale, Lungenfibrose oder exogene allergische Alveolitis auszuschließen.
Untersuchungsmethoden bei COPD:
- Röntgenaufnahmen der Thoraxorgane,
- Spirometrie,
- Reversibilitätstestung,
- Bodyplethysmographie,
- CO-Diffusionskapazität (DLCO single breath),
- Blutgasanalyse,
- Belastungstests,
- Computertomographie des Thorax,
- Laboruntersuchungen,
- Sputumdiagnostik,
- Elektrokardiogramm
- und Echokardiographie.
Körperliche Anzeichen, die auf eine COPD hinweisen, können außerdem die bereits erwähnten Atemgeräusche, Konzentrationsschwächen mit verminderter Aufmerksamkeit, Gewichtsverlust und periphere Ödeme (Schwellungen im Gewebe) sein. Röntgenaufnahmen und die Computertomographie können beim Nachweise der Lungenemphyseme einer COPD hilfreich sein.
Konventionelle Behandlung der COPD
Steht die Diagnose der COPD fest, bieten sich verschiedene therapeutische Maßnahmen an, mit deren Hilfe die Funktion der Lunge wieder verbessert werden kann. So erfolgt in der konventionellen Medizin häufig eine medikamentöse Behandlung mit inhalierbaren Arzneimitteln. Diese werden in der Regel als Dosieraerosole oder mit Hilfe von Pulverinhalatoren verabreicht. Gelegentlich kommen auch mittels elektrisch betriebener Inhalatoren einzunehmende Inhalationslösungen zum Einsatz. Zudem wird der Inhalation mit Meersalz oder pflanzlichen Aufgüssen wie beispielsweise Kamillenöl eine lindernde Wirkung bei COPD zugeschrieben.
Die „Leitlinien der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD)“ (siehe Quellenangaben) empfehlen einen sehr konkreten Maßnahmen-Katalog, der je nach Schwere der Erkrankung verschiedene Therapieansätze vorsieht. Dabei werden generell vier Schweregrade der Lungenerkrankungen unterschieden.
Schweregrade der Erkrankung
Zu unterscheiden sind die leichtgradige COPD (Schweregrad I) mit chronischem Husten und Auswurf, bei der die Beeinträchtigungen der Lungenfunktion so gering sind, dass die Patienten diese oftmals noch nicht bemerken. Die mittelgradige COPD (Schweregrad II), bei der die Patienten neben dem chronischen Husten und der vermehrten Sekretbildung insbesondere unter körperlicher Belastung Atemnot verspüren. Die schwere COPD (Schwergrad III), bei der die Patienten mit den bisherigen Symptomen – allerdings in ausgeprägterem Umfang – zu kämpfen haben. Und die sehr schwere COPD (Schweregrad IV), bei der – neben den bereits erwähnten Beschwerden – eine chronische respiratorische Insuffizienz zu beobachten ist, die die sogenannte Einsekundenkapazität beim Ausatmen um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Normalzustand reduziert.
Die Patienten mit sehr schwerer COPD haben außerdem relativ häufig mit plötzlichen Exazerbationen (Verschlechterungen des Krankheitsverlaufs) zu kämpfen, die einen potenziell lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können. Ein typisches Symptom des Spätstadiums der COPD ist die arterielle Hypoxämie (verringerter Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut), oftmals begleitet von Hyperkapnie (erhöhter Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut). Als Langzeittherapie der stabilen COPD wird eine schrittweise Steigerung der Therapiemaßnahmen in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung empfohlen. Dabei sind sowohl medikamentöse als auch nicht medikamentöse Therapieverfahren zur Behandlung der COPD vorgesehen.
Behandlung chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen
Den Behandlungsleitlinien zugolge bilden Patientenschulungen bei der COPD-Behandlung generell ein wichtiges Therapieelement, das wesentlich zu dem Behandlungserfolg beiträgt. Darüber hinaus sind je nach Schweregrad der Erkrankung verschiedene therapeutische Maßnahmen vorgesehen.
Für die Patienten mit einer leichtgradigen COPD (Schweregrad I) werden bedarfsweise Inhalation von bronchienerweiternden Mitteln (Bronchodilatatoren) wie Anticholinergika, Beta-2-Sympathomimetika und Theophyllin empfohlen, wobei „jede Pharmakotherapie individuell in Abhängigkeit von Symptomatik, Exazerbationsrisiko, Ansprechen, unerwünschten Effekten, Komorbiditäten, Patientenpräferenz und -fähigkeit, verschiedene Inhalatoren korrekt anzuwenden, sowie der Kosten” abgewogen werden sollte, so der Hinweis in den Behandlungsleitlinien. Mit Hilfe der medikamentösen Behandlung sei eine Linderung der Beschwerden, eine Besserung von körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität und/oder eine Verminderung der Exazerbationsfrequenz erreichbar.
Zusätzlich zu den Maßnahmen der COPD Patienten des Schweregrads I werden bei den mittelgradigen Erkrankungen (Schweregrad II) ein oder mehrere lang wirksame Bronchien erweiternde Mittel als Dauertherapie empfohlen. Bei den Patienten mit einer COPD des Schweregrads III wird außerdem zu einer kombinierten Behandlung mit inhalativen Glukokortikoiden und LABA (Long-Acting Beta-Agonists) geraten. Ein Dauerbehandlung mit systemischen Glukokortikoiden sollte wegen der häufigen unerwünschten Effekte jedoch vermieden werden.
Für die Patienten im Endstadium der Erkrankung (Schweregrad IV) kann neben den bereits genannten therapeutischen Maßnahmen auch die Langzeitsauerstofftherapie über 16 bis 24 Stunden am Tag zu einer Verbesserung der Prognose beitragen. Zudem wird in den Behandlungsleitlinien darauf verwiesen, dass Betroffene von körperlichem Training bezüglich Belastbarkeit, Linderung der Atemnot und Ermüdbarkeit profitieren.
Pharmakologische Behandlung der COPD
Zu den verschiedenen Medikamenten, die für die Behandlung von COPD empfohlen werden, ist zu erwähnen, dass die sogenannten „Beta-2-Sympathomimetika“ entspannend auf die Muskeln der Atemwege und Bronchien erweiternd wirken sollen, was zu einer Linderung der typischen COPD-Symptome wie Atemnot, Husten und Auswurf beitragen kann. Zu unterscheiden sind die kurz wirksamen Beta-2-Sympathomimetika, die fast sofort wirken und die lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika, die für die Langzeittherapie eingesetzt werden. Die ebenfalls in den Leitlinien der Deutschen Atemwegsliga genannten „Anticholinergika“ sollen auch zur Muskelentspannung der Bronchien beitragen und ähnlich wie die Beta-2-Sympathomimetika eine Linderung der COPD-Symptome bewirken. Ihre Wirkung ist jedoch schwächer und eher langfristig ausgelegt.
Die Glukokortikoiden (auch Glucocorticoide) sollen eine entzündungshemmende Wirkung in den Atemwegen entfalten und so akute Verschlechterungen des Krankheitsverlaufs (Exazerbationen) verhindern. Das ebenfalls zur Behandlung von COPD empfohlene Theophyllin hat eine langfristig bronchienerweiternde Wirkung und sollte nur eingesetzt werden, wenn die gängige Kombinationstherapie mit Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika nicht ausreicht. Denn es drohen erhebliche Nebenwirkungen, da der Wirkstoffspiegel starken Schwankungen unterliegen kann. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte müssen daher regelmäßig die Wirkstoffmenge im Blut kontrollieren.
Nicht medikamentöse Therapieansätze bei COPD
Neben den pharmakologischen Therapieansätzen bieten sich verschiedenen nicht medikamentöse Maßnahmen zur Behandlung der COPD an. Die sogenannten „physikalische Maßnahmen“ dienen dabei meist zur Unterstützung der medikamentöse Behandlung. Das Spektrum reicht von Klopfmassagen zur Erleichterung des Abhustens über Atemgymnastik zur Steigerung der Lungen-Leistungsfähigkeit bis hin zu Haltungsübungen und körperlichem Training.
Im Rahmen der Atemphysiotherapie erlernen die Patienten verschiedene Atemtechniken, mit deren Hilfe sie die Belüftung der Lungen verbessern, die Sauerstoffversorgung erhöhen und die Sekretelimination steigern können. Durch diese Techniken kann die Atemnot gelindert werden, wobei „atemerleichternde Körperstellungen“ wie zum Beispiel der „Kutschersitz“ die erhöhten Atemwegswiderstände zusätzlich reduzieren. Beispielsweise können Atemtechniken der „exspiratorisch wirksamen Stenosen“ wie zum Beispiel die dosierte Lippenbremse oder das Atmen durch ein Strohhalmstück, das Risiko eines exspiratorischen Kollaps verringern. Die Atemtechniken bieten laut Aussage der Experten für die COPD-Betroffenen eine gute Option, um eigenständig die Symptome der Erkrankung zu lindern.
Körperliches Training lindert die Symptome
Ein Schlüsselrolle bei der Langzeittherapie der COPD wird in den Leitlinien der Deutschen Atemwegsliga dem körperlichen Training zugeschrieben. Positive Effekte der Trainingseffekte sind demnach für COPD-Patienten aller Schweregrade durch randomisierte und kontrollierte Studien belegt. So bilden Bewegungsübungen heute einen festen Bestandteil bei der COPD-Behandlung. Denn so lässt sich der Belastungsdyspnoe entgegenwirken, aus der sonst eine weiter abnehmende körperliche Belastbarkeit durch körperlicher Schonung und Dekonditionierung von Herz, Kreislauf und Muskulatur resultiert. Als Vorteile des körperlichen Trainings werden in den Behandlungsleitlinien
- gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit,
- Abnahme der Atemnot,
- Steigerung der krankheitsspezifischen Lebensqualität,
- Reduktion der Anzahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten,
- Abnahme von COPD assoziierter Angst und Depression,
- Verbesserung der Prognose,
- und positive Effekte des Atemmuskeltrainings genannt.
Körperliches Training kann den gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei COPD-Patienten ab Schweregrad II entgegenwirken und zur Steigerung der Lebensqualität und Belastbarkeit sowie zur Verringerung der Exazerbationsrate beitragen. So wird körperliches Training generell als Teil der Langzeittherapie bei COPD-Patienten empfohlen, da diese durch eine Steigerung der Belastbarkeit und eine Linderung von Dyspnoe und Ermüdbarkeit profitieren. Die positiven Effekten werden den COPD-Leitlinien zufolge insbesondere bei Trainingsprogrammen mit einer Dauer von vier bis zehn Wochen und drei bis fünf Übungseinheiten pro Woche unter Supervision und hoher Trainingsintensivität nahe der anaeroben Schwelle erzielt. Entscheidend ist jedoch, dass die Betroffenen die körperlichen Übungen auch selbstständig durch Heimtraining (Treppensteigen, Gehtraining) in Verbindung mit der Teilnahme an ambulanten Lungensportgruppen umsetzen. Ideal ist ein wohnortnahes ambulantes Rehabilitationsangebot, verbunden mit häuslichem Training, zum Beispiel im Rahmen ambulanter Lungensportgruppen.
Ernährungstherapie im Rahmen der COPD-Behandlung
Bei den umgangssprachlich als Raucherhusten bezeichneten Chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen ist häufig auch ein erheblicher Gewichtsverlust der Patienten zu beobachten, wobei den COPD-Leitlinien zufolge eine Abnahme des Körpergewichts um mehr als zehn Prozent in den letzten sechs Monaten oder um mehr als fünf Prozent im letzten Monat als krankheitsbedingt zu beurteilen ist. Hier wird eine Ernährungstherapie und die regelmäßige Gewichtskontrolle erforderlich. Denn Untergewicht führt zu Muskelschwäche, eingeschränkter Belastbarkeit und verminderter Lebensqualität.
Spezielle Diäten zur Gewichtskorrektur untergewichtiger Patienten kann hier zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen. So bieten entsprechende Ernährungstherapien eine einfach zu praktizierende und durchaus erfolgversprechende Ergänzung bei der COPD-Behandlung. Wichtig ist dabei auch, dass die Betroffenen auf die Flüssigkeitszufuhr achten und im Tagesverlauf ausreichend trinken, denn bei dehydrierten Patienten ist die Expektoration (Abhusten) beeinträchtigt, so der Hinweis in den Behandlungsleitlinien. Eine generell förderliche Wirkung erhöhter Flüssigkeitsaufnahme bei COPD sei jedoch nicht gegeben, und diese können sogar kontraproduktiv wirken.
Sauerstoff-Langzeittherapie bei Raucherhusten
Neben den bereits dargestellten Behandlungsmöglichkeiten der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, kann auch eine „Sauerstoff-Langzeittherapie“ vor allem bei den Patienten des Schweregrades IV durchaus positive Wirkung erzielen. Dies gilt laut den Behandlungsleitlinien insbesondere, wenn im fortgeschrittenen Krankheitsstadium der COPD, bereits eine Schwäche der rechten Herzhälfte (Rechtsherzinsuffizienz) vorliegt. Die Betroffenen inhalieren über eine Nasensonde 16 bis 24 Stunden pro Tag Sauerstoff aus einer Sauerstoffflaschen, um die Sauerstoffkonzentration im Blut zu stabilisieren und die Atemnot zu reduzieren. Durch die Therapie erhöht sich die Belastbarkeit, die Atemmechanik wird verbessert und es zeigen sich positive Effekte auf den Hämatokrit-Wert (Anteil zellulärer Bestandteile im Blut).
Wiederherstellung der Lungenfunktion
Als letzte Option bei der Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen bleiben Operationen, wobei zwischen chirurgischen Eingriffen zum Erhalt beziehungsweise zur Wiederherstellung der Lungenfunktion und Lungentransplantation – also dem Austausch des geschädigten Organs – unterschieden werden muss.
Bei den operativen Eingriffen können unter Umständen zum Beispiel, die durch Lungenemphyseme (Überblähung der Lunge) verursachten Ballon artigen Erweiterungen der Bronchien entfernt werden. Dabei wird Lungengewebe, das nicht mehr am Gasaustausch teilnimmt, herausgeschnitten, um die Durchblutung von „Totraum“ und damit die Zumischung von Sauerstoffarmem Blut zu vermindern und damit die Dyspnoe zu vermindern. Der auch als Lungenvolumen-Reduktions-Operation bekannte Eingriff ist jedoch nur bei bestimmten Formen der Lungenemphyseme erfolgversprechend.
Auch Lungentransplantation sind als letztes Mittel bei COPD-Patienten ein durchaus häufiger angewandter Eingriff. So sind COPD den Angaben der Deutschen Atemwegsliga zufolge weltweit die häufigste Indikation für Lungentransplantation. In Deutschland erhalten demnach rund 60 COPD Patienten pro Jahr eine neue Lunge, wobei bestimmte Voraussetzungen für die Aufnahme auf die Warteliste erfüllt sein müssen. So ist beispielsweise eine dokumentierte mindestens sechsmonatige Abstinenz vom Tabakrauchen, Grundvoraussetzung für die Registrierung auf der Warteliste. Außerdem gilt in der Regel eine Altersobergrenze von 60 Jahren und die Betroffenen müssen eine durchschnittlich zweijährige Wartezeit vor Verfügbarkeit eines Spenderorgans in Kauf nehmen.
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Auch in der Naturheilkunde werden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten des Raucherhustens aufgezeigt, wobei die Maßnahmen vor allem im Frühstadium der Erkrankung ihre Wirkung entfalten. Ergänzend zu der üblichen Therapie und dem Erlenen spezieller Atemtechniken kann beispielsweise eine physiotherapeutische Behandlung mit sogenannten oszillierenden PEP-Systemen erfolgen, bei denen der Atemwiderstand erhöht und so ein positiver Ausatemdruck erzeugt wird. Durch das Ausamten in spezielle Geräte werden auf physikalische Weise Vibrationen und Druckschwankungen hervorgerufen, die zur Erweiterung der Bronchien führen, das Sekret lösen und verflüssigen, die Ausatemmuskulatur stärken und das anschließende Abhusten erleichtern.
Auch über die Ernährungstherapie kannn versucht werden, positviven Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu nehmen oder zumindest einen begleitenden Gewichtsabbau zu vermeiden. Neben einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist in der Naturheilkunde auch die Berücksichtigung sogenannter basischer Kost vorgesehen, um möglichen Ungleichgewichten im Säure-Basen-Haushalt entgegenzuwirken.
Aus dem Bereich der Homöopathie sind verschieden Mittel bekannt, die den Hustenreiz lindern und das Risiko von Schädigungen des Lungengewebes reduzieren sollen. Dabei werden unter anderem die Wirkstoffe Acidum formicicum, Acidum hydrocyanicum, Ammi visnaga, Antimonium arsenicosum, Antimonium sulfuratum aurantiacum, Antimonium tartaricum, Coccus cacti, Hamamelis virginica, Natrium sulfuricum, Phosphorus zur Behandlung der COPD eingesetzt. Ein Beleg für die Wirkung liegt allerdings nicht vor.
Verschlechterungen ein Warnsignal
Trotz der zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten lassen sich Exazerbation, das heißt Verschlechterungen des Krankheitsverlaufs, jedoch oftmals nicht vermeiden. Durch Infekte oder bei kalter Witterung können die Symptome der COPD plötzlich zunehmen. Bei derartigen akuten Verschlechterungen müssen die therapeutischen Maßnahmen umgehend angepasst werden und schlimmstenfalls ist eine stationäre Behandlung der Patienten erforderlich. Grundsätzlich werden bei den Exazerbationen der COPD drei Schweregrade (leicht, mittel, schwer) unterschieden, wobei die Therapie abhängig von dem Schweregrad der Exazerbation ambulant oder stationär erfolgen kann. Sobald eine spürbare Verschlechterung der Krankheitssymptome zu verzeichnen sein, sollten die Betroffenen dringend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da die schweren Exazerbation potenziell tödlich verlaufen können und oftmals einen stationären Aufenthalt der Patienten erfordern. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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