Wenn Schmerzen im Gesicht auftreten
Schmerzen im Gesicht sind keine Kopfschmerzen im Inneren des Schädels, sondern Schmerzen in den Schläfen, Wangen, dem Kiefergelenk, dem Umfeld von Nase, Mund und Augen, den Gesichtsmuskeln und der Gesichtshaut.
Gesichtsschmerzen überlappen sich zwar bisweilen mit Kopfschmerzen, sind aber nicht mit ihnen identisch. Ärzte unterscheiden zwischen akuten und chronischen Schmerzen, die im Gesicht lokalisiert werden.
Die Schmerzen können das gesamte Gesicht umfassen oder nur einzelne Bereiche wie das Kinn oder die Nase. Sie können in einer Gesichtshälfte auftreten oder in beiden; sie können sich auf Nacken, Schultern und den oberen Rücken ausdehnen.
Ursachen
Die Beschwerden haben ihre Basis oft in Nervenstörungen, also in den Nervenbahnen, die das Gesichts durchziehen. Schmerzen, die aus solchen Neuralgien stammen, treten abrupt auf, schneiden und tun sehr weh. Berührung, Kälte oder Licht können sie auslösen.
Herpes-Erkrankungen führen ebenfalls zu Schmerzen im Gesicht. Diese sind auch als Gesichtsrose bekannt, die entzündete Haut juckt und brennt. Auch Dysfunktionen in den Kaumuskeln und dem Kiefergelenk verursachen starke Schmerzen.
Außerdem können sich Zahnschmerzen auf das Gesicht verlagern, ohne dass der Infektionsherd sofort erkennbar ist. Eine Wurzelentzündung in einem Backenzahn oder eine Zyste an einem Weisheitszahn strahlt auf die Nervenbahnen aus, die an der entsprechenden Gesichtshälfte vom Kiefer zu den Ohren verlaufen.
Erkrankungen, die nicht im engeren Sinne Schmerzen im Gesicht sind, wirken sich auf das Gesicht aus. Dazu gehören Augenentzündungen ebenso wie Infektionen der Nasennebenhöhlen. Beschwerden der Halswirbelsäule und Verspannungen der Nackenmuskeln strahlen zudem nicht selten auf das Gesicht aus.
Schmerzen im Gesicht können auch mit Erkrankungen im Inneren des Kopfes einhergehen. Dazu zählen Hirntumore, Schlaganfälle und Migräne.
Was sagt der Arzt?
Wenn es Ihnen kurz im Gesicht weh tut, müssen Sie nicht zum Arzt. Tauchen die Schmerzen aber immer wieder auf, und sind sie zudem plötzlich und intensiv, dann suchen Sie einen Mediziner auf.
Auch ein Allgemeinmediziner erkennt an ihrer Krankengeschichte und den konkreten Beschwerden schnell, um welche Ursachen es sich handeln kann: Eine Neuralgie zum Beispiel äußert sich in sehr schmerzhaften Schüben, entweder ohne äußeren Anlass oder in Reaktion auf einen Außenreiz.
Wenn die Schmerzen beim Kauen oder im Kiefergelenk auftreten, deutet das auf eine Dysfunktion in den dortigen Muskeln und Gelenken hin.
Ein chronischer Schmerz heißt im Fachjargon atypischer Gesichtsschmerz – eine Umschreibung dafür, dass Mediziner bis heute die Ursache nicht kennen.
Bei länger anhaltenden Schmerzen verweist der Hausarzt den Patienten je nach Krankheit an HNO-Ärzte, Kieferorthopäden, Zahnärzte, Internisten oder sogar Psychotherapeuten.
Behandlung
Für die nervlich bedingten Schmerzen gibt es drei Methoden, sie zu behandeln.
- Ein Teflonpolster zwischen Gefäß und Nerv dient als Puffer, um den Nerv zu schützen. Die Schmerzen enden unmittelbar nach der Operation.
- Bei der Erhitzung des Nervenknotens gehen die Schmerzen ebenfalls zurück, kommen aber oft nach Jahren wieder.
- Eine Bestrahlung dauert lange, bis sie wirkt. Die Schmerzen gehen meist erst nach Monaten zurück.
- Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.: www.dgss.org (Abruf: 28.08.2019), Mund- und Gesichtsschmerz
- Sandra Love; T Gradidge; Hugh B. Coakham: "Trigeminal neuralgia due to multiple sclerosis: ultrastructural findings in trigeminal rhizotomy specimens", in: Neuropathology and applied neurobiology, Volume 27 Issue 3, 2001, Wiley Online Library
- Joachim Müller: Trigeminusneuralgie loswerden: Von der Hölle zurück in ein glückliches Leben, Books on Demand, 2019
- Monks - Ärzte im Netz GmbH: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abruf: 29.08.2019), Chronischer Gesichtsschmerz trifft besonders Frauen
- Werner Hacke: Neurologie, Springer, 2016
Bei der Dysfunktion von Kiefergelenk oder Kaumuskeln (craniomandibulären Dysfunktion) ist vor allem der Masseter-Muskel unter dem Ohrläppchen betroffen. Auch Entzündungen im Kiefergelenk können äußerst schmerzhaft sein, doch ähnliche Schmerzen entstehen auch durch psychisch bedingte Verspannungen der Kaumusulatur, unter anderem durch Zähneknirschen.
Oft sind hier die Schmerzen am stärksten, wenn die Betroffenen aufwachen, da sie häufig nachts knirschen. Zur Behandlung dient eine Aufbiss-Schiene. Diese entlastet das Gelenk und ändert die Position beim Zubeißen. Krankengymnastik hilft, wenn die Kaumuskeln das Problem sind. Das gleich gilt für eine Massage der Muskeln.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson hilft ebenso wie ein gelernter Umgang mit Stress. Gegebenenfalls sind auch psychologische bzw. psychotherapeutische Hilfen nötig. Antidepressiva entspannen, sollten jedoch nur in kleinen Dosen verabreicht werden.
Handelt es sich um einen Verschleiß des Kiefergelenks, dann empfiehlt es sich, Knorpelreste anzutragen, und bei Infektionen sind Entzündungshemmer ratsam. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.