Hin und wieder einen Schrecken zu bekommen, hat an sich noch keinen Krankheitswert. In bestimmten Situationen, zum Beispiel wenn sich unerwartet ein sehr lautes Geräusch ereignet oder ein Horrorfilm eine dramatische Wendung nimmt, ist es völlig normal, erschrocken zu reagieren. Allerdings gibt es auch Menschen, die an chronischer Schreckhaftigkeit leiden. Hier spielen oftmals tiefgreifende psychische Belastungen eine Rolle, was eine therapeutische Behandlung notwendig macht. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr zu den Ursachen sowie zu geeigneten Behandlungsmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Wie entsteht Schreckhaftigkeit?
Eigentlich ist der Schreck eine völlig natürliche Reaktion auf eine überraschende Situation, die beängstigende oder bedrohliche Gefühle in uns hervorruft. Er lässt sich auch nicht kontrollieren und ist ein instinktiver Reflex aus grauer Vorzeit, als das Überleben des Menschen in der Wildnis noch sehr stark davon abhing, ob er Gefahren früh genug auch als solche einschätzen konnte.
Verschiedene Gerüche, Geräusche und auch Umgebungen mussten zeitnah als gefährlich oder ungefährlich eingestuft werden. Was den Menschen damals in Angst und Schrecken versetzte, führte deshalb unmittelbare Schutzmechanismen und schützende Verhaltensweisen herbei, die auch heute noch reflexartig auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel das Zusammenkneifen der Augen bzw. das Zusammenzucken als Schutzreaktion vor umherfliegenden Objekten, selbst wenn diese nicht vorhanden sind.
Auch ein reflexartiger Schrei als Ausdruck eines Schreckens ist nicht unüblich. Er diente seinerzeit dazu, dem eigenen Rudel Gefahr zu signalisieren. Darüber hinaus lässt sich auch oft eine intensive Zurückgezogenheit der Menschen beobachten, die möglichen Konfliktsituationen aus dem Weg gehen wollen, welche für sie einen besonderen Schrecken bedeuten. Sich bei Gefahr zu verstecken ist demnach ebenfalls eine Verhaltensweise, die eng mit dem Schreckgefühl in Verbindung steht. Doch wie genau entsteht so eine Schreckhaftigkeit nun?
Medizinisch betrachtet handelt es sich um eine relativ kurzfristige Angstreaktion, die meist nur den Bruchteil einer Sekunde, maximal eine echte Sekunde anhält. In dieser kurzen Zeitspanne kommt es schreckbedingt zu einer äußerst extremen Ausschüttung von Adrenalin, welche den gesamten Körper in einen Zustand höchster Alarmbereitschaft versetzt.
Die Sinne schärfen sich, die Muskeln sind angespannt und das Herz schlägt schneller. All das, um im Falle einer tatsächlichen Gefahr so schnell wie möglich handeln zu können, etwa indem man sich selbst verteidigt, ausweicht oder wegrennt.
Es gibt zahlreiche Szenarien, die eine solche Schreckhaftigkeit berechtigterweise entstehen lassen. Hierzu zählen:
- laute Schüsse oder Explosionsgeräusche,
- plötzliches Aufeinandertreffen mit gefährlichen Kreaturen,
- Naturkatastrophen,
- Kriegsszenarien,
- Unfälle,
- tätliche Auseinandersetzungen.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen irrtümlicherweise ein Schrecken aufkommt, etwa im Falle von Alpträumen oder wenn ein lautes Geräusch zwar dem Knall einer Schusswaffe ähnelt, es sich jedoch zum Beispiel nur um einen geplatzten Reifen handelt.
Sobald unser Gehirn die Gefahrlosigkeit derartiger Situationen erkannt hat, beruhigt sich das Gemüt normalerweise sehr schnell wieder. Bei manchen Personen löst eine solche Situation aber dennoch – auch ohne jedweden Gefahrenwert – wiederholt Panik aus.
Es gibt sogar Menschen, die ohne jeglichen Grund schreckhaft reagieren oder in bestimmten Situationen in eine Art Schreckstarre verfallen, weil sie an lang zurückliegende Trauma-Erlebnisse erinnert werden, deren Bilder im Moment des Schreckens wieder hochkommen. In solch einem Fall spricht man von einer krankhaften Schreckhaftigkeit.
Ursachen für krankhafte Schreckhaftigkeit
Die Ursachen sind für gewöhnlich psychischer Natur, was physische Einflussfaktoren jedoch nicht grundsätzlich ausschließt. Befindet sich der Körper zum Beispiel in einem lebensbedrohlichen Zustand, etwa durch eine schwere Krankheit oder Vergiftungserscheinungen, kann auch dies ein Gefühl des Schreckens auslösen. Zur besseren Übersicht anschließend die wichtigsten Ursachen im Überblick.
Traumatische Erlebnisse
Wer in der Vergangenheit ein schweres Trauma erlitten hat, der neigt gemeinhin dazu, in sogenannten Triggersituationen mit einer momentanen Schreckhaftigkeit zu reagieren, die der Erinnerung an das traumatische Erlebnis geschuldet ist. Denkbar sind diesbezüglich eine ganze Reihe von Trauma-Erlebnissen, darunter
- Kriegstraumata,
- Missbrauch,
- Mobbing,
- Nahtoderfahrungen,
- Unfalltraumata,
- Verlusterlebnisse.
Wie schwer sich so ein Trauma auswirken kann, zeigt dabei die posttraumatische Belastungsstörung. Sie wurde insbesondere durch gehäufte Fälle unter Kriegsveteranen und Soldaten bekannt, in denen die Betroffenen bei augenscheinlich harmlosen Situationen durch bloße Trigger-Geräusche (z.B. Helikoptergeräusche) in einen Zustand schreckhafter Flashbacks versetzt werden.
Es werden wiederholt längst vergangene, jedoch lebensbedrohliche Kriegserlebnisse durchlebt und während der traumatischen Flashbacks sind die Betroffenen in einem absoluten Ausnahmezustand totaler Panik. Das geht soweit, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich zu bewegen oder zu reagieren. Sie sind für mehrere Minuten förmlich in dem traumatischen Schrecken gefangen, der ihnen einst widerfahren ist.
Wichtig: Neben Kriegstraumata können auch alle anderen aufgezeigten Trauma-Erlebnisse zu einer posttraumatischen Belastungsstörung mit akuten Flashbackphasen führen. Eine derartige Störung muss dringend behandelt werden, da sie langfristig nicht nur eine psychische, sondern auch eine schwere physische Gesundheitsbelastung darstellt!
Angststörungen
Unbehandelt können sich Traumata mitunter auch zu Angststörungen entwickeln. Wie bei der posttraumatischen Belastungsstörung wird hier durch Trigger-Reize eine unbegründete Schreckhaftigkeit ausgelöst. Bekannt ist diesbezüglich zum Beispiel die Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie). Sie entsteht vielfach, wenn Personen in ihrer Kindheit oder Jugend einmal in einem engen Raum eingesperrt waren.
Anders sieht es beispielsweise bei der Angst vor Spinnen (Arachnophobie) aus, bei der Spinnen den Betroffenen durch ihr bloßes Aussehen, gegebenenfalls auch durch ihre haarige Oberfläche oder ihre schnelle Krabbelfortbewegung einen panische Angst bereiten. Oft haben Angststörungen nicht zwingend eine logische Ursache, sondern stehen mit der bloßen Angst davor in Verbindung, dass etwas schiefgehen könnte. Gute Beispiele sind hier:
- Flugangst (Aviophobie),
- Angst vor dem Zahnarzt (Dentalphobie),
- Angst vor großen Höhen (Akrophobie).
Deutlich komplizierter verhält es sich mit sozialen Phobien. Diese haben unzählige Unterformen und lassen sich nicht einheitlich auf ein spezifisches Trauma-Ereignis zurückführen. Oftmals spielen Mobbing-Erlebnisse oder häusliche Gewalt eine Rolle. Es können aber auch einfach nur sehr peinliche Ereignisse (z.B. das Einnässen in der Öffentlichkeit im Kindesalter) hinter derartigen Phobien stecken.
Gemeinsam ist den sozialen Phobien jedoch, dass sie den Betroffenen eine erhöhte Schreckhaftigkeit in sozialen Situationen bescheren, etwa wenn sie von anderen angesprochen werden oder jemand den Blickkontakt zu ihnen sucht. Auch größere Menschenmassen provozieren bei Personen mit sozialer Phobie immer wieder panische und schreckhafte Momente.
Eine weitere Form der Angststörung, die sich mehr oder minder zu den sozialen Phobien zählen lässt und die als Begleitfaktor in Erscheinung treten kann, ist die Panikstörung. Entsprechende chronische Panikattacken entstehen zumeist aus sehr einschneidenden Lebensveränderungen, die zwar nicht zwangsläufig ein Trauma bedeuten müssen, für die Betroffenen aber ähnlich schwer zu bewältigen sind.
Denkbar sind Panikattacken zum Beispiel aufgrund eines Arbeitsplatzverlustes oder eines Beziehungsendes. Ebenso kommen aber tatsächliche Verlusttraumata (z.B. durch den Tod eines geliebten Menschen) oder ein Trauma durch eine physisch oder psychisch belastende Beziehung in Frage. Dies zeigt auf, dass die Übergänge bei den Ursachen einer Panikstörung oftmals fließend verlaufen.
Psychische Erkrankungen
Während Phobien zu den psychischen Erkrankungen gehören, gibt es auch einige psychische Erkrankungen, die eine besondere Schreckhaftigkeit als Kardinalsymptom anführen. Hierzu zählt zum Beispiel die bipolare Störung.
Obwohl als Störung bezeichnet, handelt es sich hierbei in Wahrheit doch um eine handfeste Erkrankung der Gemütsbewegungen (Affekte). Es kommt zu extremen Stimmungsschwankungen, die neben besonders euphorischen Phasen auch solche besonderer Betrübtheit mit sich bringen. Eng verwandt ist die bipolare Störung auch mit der Depression.
Eine weitere psychische Erkrankung, welche die Gefühlswelt hin zu einer ungewöhnlichen Schreckhaftigkeit treiben kann, ist die Schizophrenie. Die Krankheit nimmt in hohem Maße Einfluss auf die Wahrnehmung sowie die Gedanken- und Gefühlswelt der Betroffenen, was nicht nur bedeutet, dass sie augenscheinlich harmlose Situationen fälschlicherweise als gefährlich oder bedrohlich wahrnehmen, sondern auch unkontrolliert Stimmen hören und Gefühle empfinden.
Neurologische Erkrankungen
Fernab psychischer Krankheiten können sich im Gehirn auch neurologische Erkrankungen manifestieren, mit denen eine erhöhte Schreckhaftigkeit einhergeht. Zu nennen wäre hier insbesondere die Epilepsie, welche sich durch unwillkürliche Krampfanfälle auszeichnet, die sich bei Betroffenen allerdings oft durch eine sogenannte Aura ankündigen.
Viele berichten davon, in dieser Auraphase eine bedrohliche Gefühlslage zu entwickeln oder gar eine unangenehme Präsenz wahrzunehmen, was natürlich mit einem gewaltigen Schrecken einhergehen kann. Auch ist im Rahmen eines langjährigen Anfallsleidens die Unsicherheit im Alltag stark ausgeprägt, da diese Personen irgendwann die Angst entwickeln, in der Öffentlichkeit einen Anfall zu erleiden.
Die krankheitsbedingte Schreckhaftigkeit kann bei Epilepsie also durch soziale Phobien noch intensiviert werden. Abermals zeigt sich hier, wie eng psychische und körperliche Einflussfaktoren miteinander verknüpft sein können.
Nicht als neurologische Ursachen für die Schreckhaftigkeit auszuschließen sind natürlich auch Neuropathien. Darunter versteht man Erkrankungen des peripheren Nervensystems, wie sie zum Beispiel bei Nervenentzündungen gegeben sind. Auch Neuralgien, also ausgeprägte Schmerzsymptome, die natürlich immer nervlich bedingt sind, können Auslöser sein.
Substanzeinfluss
Neuralgien können mitunter auch durch regen Alkoholkonsum ausgelöst werden. Davon abgesehen spielt einem die Psyche bei Rauschmittel- und Drogenkonsum bekannterweise nicht selten Streiche, mit denen Wahrnehmungsstörungen, Panik und Schreckhaftigkeit einhergehen können.
In diesem Zusammenhang seien auch bestimmte Medikamente als mögliche Ursache erwähnt. Vor allem Psychopharmaka, die bewusst die Psyche beeinflussen sollen, führen immer wieder Angstzustände als mögliche Nebenwirkungen auf.
Sonstige Ursachen
Weitere körperliche Auslöser finden sich zum einen im Bereich der Vergiftungen, Herzbeschwerden (z.B. bei einem Herzinfarkt) und lebensbedrohlichen Krankheiten, welche die Vitalfunktionen derart angreifen, dass diese Menschen Todesängste bekommen.
Zum anderen ist es auch möglich, dass Verletzungen den Betroffenen einen Schrecken einjagen. Auch der Unfallhergang an sich leistet in solchen Fällen einen nicht unerherblichen Beitrag, der nicht selten einem erschreckenden Aufprall oder Sturz geschuldet ist.
Nicht zu unterschätzen ist zudem Stress als Auslöser einer schreckhaften Persönlichkeit. Denn alles, was die Nerven ständig unter Strom setzt, kann auch eine erhöhte Reizbarkeit in (vermeintlich) schreckenbereitenden Situationen bedeuten.
In diesem Zusammenhang sei auch eine schlechte Schlafhygiene als mögliche Ursache angeführt. Denn Schlafmangel ist dafür bekannt, Wahrnehmungs- und Empfindungsstörungen zu verursachen, die sich neben erhöhter Reizbarkeit auch in Gemütsschwankungen und Schreckhaftigkeit äußern können.
Übrigens: Durch ungewöhnliche Körpervorgänge wie den Beginn einer Schwangerschaft kann man ebenfalls einen Schrecken bekommen. Schwangere Frauen, die sich urplötzlich übergeben müssen, kennen diese Erfahrung nur allzu gut. Da sie zum Zeitpunkt des Erbrechens häufig nicht wissen, dass sie schwanger sind, löst der Brechreflex zunächst Angst und Panik aus. Ein Krankheitswert ist diesbezüglich aber nicht gegeben.
Begleitsymptome
Grundsätzlich sind mit der Schreckhaftigkeit genau jene körperlichen Ausnahmezustände verbunden, die schon in der Urzeit als Begleiterscheinungen einer gefährlichen Situation auftraten. Hierzu zählen
- Angespanntheit,
- Herzrasen,
- Panik,
- Schweißausbrüche,
- innere Unruhe,
- zitternde Hände.
Sofern dem Ganzen bestimmte Krankheiten zugrunde liegen, gibt es natürlich auch eine Vielzahl krankheitsspezifischer Symptome, die mit dem augenblicklichen Schrecken einhergehen können. Denkbar sind zum Beispiel
- Blutungen,
- Schmerzen,
- Wahrnehmungsstörungen,
- Übelkeit und Erbrechen.
Derartige Begleiterscheinungen steigern den Schreck oftmals zusätzlich und machen es Betroffenen noch schwerer, ihrer Angst Herr zu werden.
Achtung: Chronische Schreckhaftigkeit kann nicht nur für die Psyche, sondern insbesondere auch für das Herz und das Immunsystem eine ernste Belastung sein!
Da sich der Körper aufgrund des Schreckens wiederholt in einem alarmierenden Ausnahmezustand befindet, wird das geschwächte Immunsystem ständig in Bereitschaft gehalten, was energie- und kräfteraubend für die Körperabwehr ist. Ebenso kann das mit dem Schrecken verbundene Herzrasen ab einer gewissen Wiederholungsrate den Herzrhythmus empfindlich aus dem Takt bringen und sogar einen Herzinfarkt verursachen!
Diagnose
Schreckhaftigkeit trägt oftmals überhaupt erst zur Findung einer eigentlichen Krankheitsursache bei, da sie die Betroffenen alarmiert und so zum Arztbesuch veranlasst. Die erste Anlaufstelle ist dann häufig die zuständige Hausärztin beziehungsweise der Hausarzt. Da ein Großteil aller Ursachen aber psychischer bzw. neurologischer Natur ist, bleibt ein anschließende fachärztliche Untersuchung meist unerlässlich. Zuvor werden aber standardmäßige, körperliche Untersuchungen durchgeführt, innerhalb derer eine physische Ursache entweder gefunden oder ausgeschlossen wird.
In welche Richtung die Maßnahmen der Diagnose letztendlich laufen, hängt sehr stark von den Informationen ab, die während des anfänglichen Patientengespräches (Anamnese) in Erfahrung gebracht werden. Es ist sehr wichtig, dass Betroffene hier ehrlich und offen auf alle Fragen zu bestehenden Begleitsymptomen und möglichen Entstehungsursachen – auch im psychischen Bereich – antworten, damit zeitnah eine passende Therapieform gefunden werden kann.
Je nach Verdacht sind dann in der Erstuntersuchung verschiedene labortechnische und bildgebende Verfahren möglich. Besteht Grund zu der Annahme, dass ein bestimmter Substanzeinfluss hinter der Krankheit steckt, wird beispielsweise eine Blutprobe entnommen, die dann auf entsprechende Parameter hin untersucht wird. Bei Herzbeschwerden ist ein EKG üblich.
Neurologische und psychische Erkrankungen oder Angststörungen erfordern dagegen die Überweisung an eine/n Neurologin bzw. einen Neurologen oder eine Psychiaterin bzw. einen Psychiater. Hier werden, neben Verfahren wie der Elektroenzephalographie (EEG), vor allem auch ausführliche Diagnosen nach Gesprächen angefertigt. Die Behandlung erfolgt dann meist ebenfalls unter neurologischer bzw. psychotherapeutischer Betreuung.
Therapie
Fast alle Fälle von krankhafter Schreckhaftigkeit erfordern eine mehr oder minder umfangreiche psychotherapeutische Betreuung. Das gilt selbst für jene Fälle, in denen eine körperliche Krankheitsursache zugrunde liegt. Ungeachtet der Ursache herrscht bei schreckhaften Personen nämlich ein anhaltender psychischer Ausnahmezustand, der sich nur durch geeignete psychotherapeutische Maßnahmen entschärfen lässt. Insgesamt stehen Betroffenen folgende Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung:
Medikamente
Zur medikamentösen Behandlung der Schreckhaftigkeit werden hauptsächlich Präparate aus dem Bereich der Sedativa genutzt. Das sind Arzneimittel, die eine beruhigende Wirkung auf die Nerven haben und auch zur Behandlung diverser Angststörungen eingesetzt werden können. Klassische Medikamente sind hier zum Beispiel Diazepam, Nitrazepam, Citalopram oder Amitriptylin. Die beiden letzteren dienen gleichzeitig auch als Antidepressiva, wie sie etwa bei Angststörungen verschrieben werden.
Sofern eine Epilepsie als Auslöser festgestellt werden kann, wird dagegen eher zu Antiepileptika mit beruhigender Wirkung gegriffen (z.B. Phenobarbital). Im Bereich der Neuroleptika finden sich ferner Präparate wie Promethazin oder Chlorprothixen.
Es sei darauf hingewiesen, dass viele dieser Präparate ein hohes Suchtpotenzial besitzen und nur dann angewendet werden sollten, wenn andere Behandlungsmaßnahmen ohne Erfolg bleiben. Sofern keine einschlägigen psychischen oder neurologischen Erkrankungen als Ursache erfasst sind, ist es daher besser, zunächst mit krankheitsspezifischen Medikamenten (z.B. Herzmedikamenten bei Herzbeschwerden) oder einer psychotherapeutischen Behandlung zu arbeiten.
Psychotherapie
Innerhalb einer psychotherapeutischen Behandlung finden vor allem Verhaltenstherapien statt, die Patientinnen und Patienten eine geeignete Bewältigungsstrategie für den Umgang mit ihrer Angst vermitteln. Auch bei Nikotin- und Alkoholsucht, die gemeinhin ebenfalls für eine vermehrte Nervensensibilität und damit für mehr Schreckhaftigkeit im Alltag sorgen, kann eine solche Verhaltenstherapie helfen.
Bei Phobien erfolgt nach einer anfänglichen Gesprächstherapie, die zumeist mehrere Sitzungen umfasst, eine gezielte Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen beziehungsweise Objekten. Im Falle eines schweren Traumas schließen sich an derartige Maßnahmen auch bewusste Entspannungstherapien an.
Entspannungstherapie
Bei Entspannungsangeboten wie progressiver Muskelentspannung, Yoga, Klangtherapie oder Qigong geht es nicht nur darum, bestehende Traumata und Ängste zu bewältigen. Vielmehr soll Betroffenen mehr Gelassenheit vermittelt werden, die es vermag, übermäßige Panik, Ängste und damit auch die krankhafte Schreckhaftigkeit zu unterbinden.
Eine besondere Kombination aus Entspannungs- und Psychotherapie ist darüber hinaus mit der Hypnose gegeben. Sie kommt heutzutage immer häufiger in der Traumabewältigung und Angsttherapie zum Einsatz und erzielt interessanterweise auch gute Erfolge. Einzige Gegenanzeige ist bei der Hypnose allerdings das Vorliegen einer psychischen Erkrankung. Patienten mit bipolarer Störung oder Schizophrenie dürfen sich demnach keiner Hypnosebehandlung unterziehen.
Heilkräuter
Wie so oft, ist auch gegen Schreckhaftigkeit mehr als nur ein Kraut gewachsen. Zu den wirksamen heilpflanzlichen Beruhigungsmitteln zählen hierbei:
- Baldrian,
- Ginseng,
- Hopfen,
- Johanniskraut,
- Kamille,
- Lavendel,
- Linarin,
- Melisse,
- Passionsblume,
- Zitronenmelisse.
Die Kräuter werden überwiegend als Tee zubereitet, können aber auch Teil einer entspannenden Aromatherapie oder Massage sein. Beides kann schreckhaften Menschen sehr gut tun und die Situationen, in denen sie mit übertriebenem Schrecken reagieren, reduzieren.
Private Maßnahmen
Natürlich gibt es auch eine ganze Menge an Maßnahmen, die Betroffene selbst unternehmen können, um ihre Schreckhaftigkeit zu lindern. Schon in Sachen Verhaltenstherapie ist die Eigeninitiative in besonderem Maße gefragt, um sich willentlich mit angstauslösenden Faktoren zu konfrontieren.
Sich im Alltag mehr Freiraum für Entspannungsangebote zu schaffen, gehört ebenfalls zu den Privatmaßnahmen, wenngleich Ärztinnen und Ärzte sowie die Krankenkassen hier oftmals entsprechende Angebote unterstützen. Davon abgesehen kann man den Alltag aber auch insgesamt entspannter gestalten und beruhigenden Tätigkeiten wie Gärtnern, Spazierengehen, Sticken oder Malen mehr Aufmerksamkeit schenken.
Zusätzlich zu diesen Alltagsmaßnahmen ist es auch ratsam, bestimmte ungesunde Angewohnheiten abzulegen. Hierzu zählt zum Beispiel der Nikotin- und Alkoholkonsum. Zwei Substanzen, die den Nerven ungemein zusetzen und so die Schreckhaftigkeit fördern.
Auch ist es wichtig, eine gesunde Schlafhygiene an den Tag oder vielmehr die Nacht zu legen, um ausgeruht und ausgeglichen zu sein. Im Bereich der Ernährung ist auf Koffein und Zucker zu verzichten, da beides die Nerven unnötig strapaziert. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bessel van der Kolk: Verkörperter Schrecken, G.P. Probst Verlag, 5. Auflage, 29. Oktober 2018
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN): S3-Leitlinie Schizophrenie, Langfassung, Version 1.0, zuletzt geändert am 15. März 2019, (Abruf 24.06.2019), DGPPN
- Andreas Maercker (Hrsg.): Posttraumatische Belastungsstörungen, Springer Verlag, 4. Auflage, 2013
- Luise Reddemann, Cornelia Dehner-Rau: Trauma: Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen: Ein Übungsbuch für Körper und Seele, Medizinverlage Stuttgart, 2. Auflage, 8. Februar 2006
- Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, Ernst Reinhardt Verlag München Basel, 4. Auflage, 2009
Wichtiger Hinweis:
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