Verringerung des Blasenfassungsvermögens
Vielen Menschen ist die Symptomatik einer Schrumpfblase – nämlich der vermehrte Harndrang bei gleichzeitig verringerter Urinabgabe – durchaus bekannt, doch wissen sie wenig über deren Ursachen und mögliche Behandlungsansätze. Auch wird die vermeintlich harmlose Symptomatik nicht selten ignoriert beziehungsweise unterschätzt. Da sich hinter den Beschwerden schlimmstenfalls eine Krebserkrankung verbergen kann, ist eine ärztliche Kontrolle jedoch dringend angeraten.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Als Schrumpfblase wird eine dauerhafte Verringerung des Fassungsvermögens der Harnblase bezeichnet, die meist mit entsprechenden Harnableitungsstörungen verbunden ist. Das Volumen der Harnblase wird dabei zum Teil auf weniger als 15 Prozent seines ursprünglichen Umfanges reduziert
Symptomatik einer Schrumpfblase
Eine Schrumpfblase macht sich vor allem durch verstärken Harndrang mit anschließender Abgabe geringer Harnmengen bemerkbar (Pollakisurie) Die Harnabgabe ist dabei häufig schmerzhaft, kann jedoch auch ohne weitere Beschwerden verlaufen.
Ursachen für eine Schrumpfblase
In den meisten Fällen geht die Verringerung des Blasenfassungsvermögens auf eine nicht richtig ausgeheilte oder chronische Harnblasenentzündung (Zystitis) zurück, die von einer Fibrose der Blasenmuskulatur begleitet wird. Bei Anzeichen einer Blasenentzündung wie Blasenkrämpfen, schmerzhaftem Urinabgang und Pollakisurie oder Blut im Urin sollte daher dringend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, um die Entwicklung einer Schrumpfblase und weitere Komplikationen, wie beispielsweise eine Nierenbeckenentzündung, zu vermeiden. In der Regel wird die Blasenentzündung durch Bakterien bedingt, gegen die Antibiotika helfen. Doch existieren auch andere Formen wie die interstitielle Zystitis, deren genaue Ursache bis heute unklar bleibt und bei der bislang keine Heilung möglich ist.
Neben den Harnblasenentzündungen kommen einige weitere Faktoren als Auslöser der Schrumpfblase in Betracht, die von den Folgen einer Ableitung des Harns per Blasenkatheter und Vernarbungen des Blasengewebes nach einer Operation über eine sogenannte neurogene Blase bis hin zu Blasenkrebs reichen. Die neurogene Blase wird dabei durch Nervenstörungen hervorgerufen, die im Falle eine Schrumpfblase eine anhaltende beziehungsweise zu häufige Kontraktion der Harnblasenmuskulatur bewirken. Nicht nur Blasenkrebs sondern auch Krebserkrankungen nahegelegener Organe, wie beispielsweise Prostatakrebs oder Gebärmutterhalskrebs, können zu einer Abnahme des Fassungsvermögens der Harnblase beziehungsweise zu einer Schrumpfblase führen.
Diagnose und Behandlung
Zunächst gilt es im Rahmen der Untersuchung herauszufinden, welche Ursache den Beschwerden zugrunde liegt, bevor mit einer zielgerichteten Therapie begonnen werden kann. In der Regel werden die Betroffenen aufgefordert eine Urinprobe abzugeben, welche anschließend im Labor untersucht wird. Auf diese Weise lassen sich Blutrückstände im Urin aber auch bakterielle Blasenentzündungen leicht nachweisen. Des Weiteren wird häufig eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um den Beschwerden auf den Grund zu gehen. Auch bildgebende Verfahren wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie können wichtige Hinweise zur Diagnosestellung liefern. Sie bieten jedoch zum Beispiel bei Blasenkrebs keine ausreichende Sicherheit, so dass bei entsprechendem Verdacht nicht selten eine Blasenspiegelung durchgeführt wird. Vorliegende Anzeichen auf eine neurogene Blasenentleerungsstörung erfordern zusätzliche Untersuchungen des Nervensystems und Gehirns mittels bildgebender Verfahren. Darüber hinaus können funktionelle Untersuchungen der Harnblase, wie beispielsweise eine Harnstrahlmessung, angebracht sein.
Gemäß den unterschiedlichen Ursachen der Schrumpfblase stehen zahlreiche verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung, die jedoch nicht immer eine Heilung, sondern mitunter nur eine Linderung der Beschwerden erreichen können. Gute Erfolgsaussichten bestehen beispielsweise bei der Behandlung bakterieller Blasenentzündung. Diese lassen sich in der Regel mittel Antibiotika innerhalb relativ kurzer Zeit beseitigen. Haben die Erreger gegen gängige Antibiotika Resistenzen entwickelt, wird auf sogenannte Breitbandantibiotika zurückgegriffen.
Bei einer neurogenen Blase besteht auf medikamentöser Ebene indes in der Regel nur die Möglichkeit einer Linderung der Beschwerden beziehungsweise einer Normalisierung der Harnabgabe. Zeigen sich Komplikationen wie ein Rückfluss von Harn in das Nierenbecken (vesikorenale Reflux oder auch vesiko-uretero-renaler Reflux) und verschlechtert sich der Zustand der Patienten, bleibt eine Operation als letzte Option. Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs kann zum Beispiel eine Vergrößerung der Harnblase (Blasenaugmentation) erfolgen oder auch eine neue künstliche Harnblase (Blasenplastik) angelegt werden.
Bei Blasenkrebs bilden Chemotherapie und operative Beseitigung bis heute die Behandlungsmethoden der Wahl. Im Falle einer frühzeitigen Erkennung der Krebserkrankung sind die Chancen auf eine Heilung der Patienten dabei recht hoch. Ist der Blasenkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose jedoch schon weit fortgeschritten und zeigen sich bereits Metastasen – wie beispielsweise Knochenmetastasen verbunden mit entsprechenden Knochenschmerzen – ist eine Heilung der Betroffenen nicht mehr möglich. Es geht lediglich darum, die Beschwerden der Patienten zu minimieren und das Fortschreiten der Erkrankung soweit möglich zu bremsen.
Der drastischen Reduzierung des Blasenvolumens im Rahmen einer Schrumpfblase von 300 bis 400 Milliliter auf zum Teil weniger als 50 Milliliter kann allgemein auch mit Hilfe eines sogenannten Blasentrainings begegnet werden. Dieses erfolgt in der Regel ergänzend oder im Anschluss an die Therapie der Grunderkrankung, mit dem Ziel, das Blasenfassungsvermögen allmählich wieder zu vergrößern und die Harnabgabe zu normalisieren. Die Betroffenen trainieren den Harn bewusst zurückzuhalten und auf diese Weise die Ausscheidungsintervalle zu erhöhen. Unterstützend können Medikamente eingesetzt werden, die die Blasenmuskelkontraktion regulieren.
Naturheilverfahren bei Schrumpfblase
Zwar hat die Naturheilkunde einzelnen Ursachen der Schrumpfblase, wie beispielsweise den neurogenen Blasenfunktionsstörungen oder den Krebserkrankungen, ebenso wenig entgegenzusetzen, wie die Schulmedizin, doch insbesondere bei den chronischen Blasenentzündungen bietet sie durchaus vielversprechende ergänzende Behandlungsoptionen. So wird verschiedenen Tees beziehungsweise Teemischungen auf pflanzlicher Basis (beispielsweise Brennnessel, Misteltherapie, Kamillenblüten, Gundelrebenkraut) eine lindernde – allerdings keine heilende – Wirkung zugeschrieben. Auch gelten Kürbiskerne als vorteilhaft. Des weiteren greift die Pflanzenheilkunde bei Blasenentzündungen zum Beispiel auf Tinkturen und Extrakte aus Spitzwegerich, Löwenzahn, Schachtelhalm und Wacholder zurück. Zudem wird Preiselbeersaft eine präventive Wirkung zugeschrieben, da dieser bakterielle Infektionen der Blase erschweren soll.
Weitere naturheilkundliche Behandlungsansätze gegen chronische Blasenentzündungen bilden Akupunktur und Akupunkt-Massagen nach Penzel. Zudem kommen verschiedene Homöopathika wie beispielsweise Nux vomica oder Cantharis gegen Entzündungen der Harnblase zum Einsatz. Aus dem Bereich der Schüssler-Salz-Therapie haben sich vor allem die Schüssler Salze Nr. 9 (Natrium phosphoricum) und Nr. 11 (Silicea) bei Blasenentzündungen bewährt. Da die entzündlichen Prozesse der Harnblase auch im Zusammen mit einer allgemeinen Übersäuerung des Organismus gebracht werden, ist ein Ausgleich im Säure-Basen-Haushalt oftmals Bestandteil der naturheilkundlichen Behandlung eine Schrumpfblase. Welche naturheilkundlichen Maßnahmen sich am besten für eine Behandlung eignen, hängt stark von dem individuellen Beschwerdebild und der Konstitution der Betroffenen ab. Die Auswahl sollte daher stets erfahrenen Therapeuten überlassen bleiben. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Gasser: Basiswissen Urologie, Springer Verlag, 6. Auflage, 2015
- W. H. Jost et al.: Diagnostik und Therapie von neurogenen Blasenstörungen, S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, (Abruf 08.10.2019), AWMF
- Richard Hautmann, Jürgen Gschwend: Urologie, Springer Verlag, 5. Auflage, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.