Schulterblattschmerzen können auf oder unter dem Schulterblatt, aber auch zwischen den Schulterblättern auftreten. Die Beschwerden können sich bewegungsabhängig oder auch in Ruhe bemerkbar machen. Einige Patienten klagen beispielsweise darüber, nachts vom Schmerz geweckt zu werden. Häufig sind Schmerzen am Schulterblatt auf eine einseitige Belastung oder Überlastung, Reizungen und Entzündungen der Sehnen und Schleimbeutel sowie Muskelverspannungen zurückzuführen. Darüber hinaus können unfallbedingte Verletzungen im Bereich der Schulter zu starken Beschwerden und Bewegungseinschränkungen führen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Schulterblattschmerzen sind schmerzhafte Beschwerden, die im Bereich des Schulterblattes auftreten. Die Schmerzen können sich ein- oder beidseitig bemerkbar machen. Häufig gehen Beschwerden am Schulterblatt mit einer Bewegungseinschränkung einher.
Beschwerdebild
Meist sind Schulterblattschmerzen auf einseitige Belastung oder Überlastung zurückzuführen. Die Beschwerden verschwinden dann nach einer Zeit der Schonung von allein. Handelt es sich jedoch um andauernde, wiederkehrende oder akute Schmerzen nach einem Unfall, sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine ernste Erkrankung der Schulter auszuschließen.
Die Anatomie Schulter besteht aus drei Hauptstrukturen:
- dem Schultergürtel (Schlüsselbeine und Schulterblätter),
- dem Schultergelenk (Schulterblatt und Oberarmknochen),
- dem Schulterdach (Akromion) und dem Rabenschnabelfortsatz (Coracoid), die als Knochenvorsprünge zum Schulterblatt gehören.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gelenken im menschlichen Körper ist der Bandapparat des Schultergelenks relativ schwach ausgebildet. Muskeln und Sehnen sorgen für die Stabilität der Schulter, die zusammen als Rotatorenmanschetten bezeichnet werden. Dachartig überdecken
- der Obergrätenmuskel (Musculus supraspinatus),
- der Untergrätenmuskel (Musculus infraspinatus),
- der kleine runde Armmuskel (Musculus teres minor)
- und der Unterschulterblattmuskel (Musculus subscapularis)
als Teil der Rotatorenmanschette das Schultergelenk. Sie verlaufen vom Schulterblatt zum Oberarmknochen, wo ihre Sehnen ansetzen.
Betroffene verorten Schulterblattschmerzen häufig mittig zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule. Die Beschwerden können aber auch auf oder unter dem Schulterblatt auftreten. Einige Patienten klagen zudem über Nackenschmerzen oder Nackenverspannungen. Häufig machen sich die Schmerzen beim Armheben oder –zurücknehmen bemerkbar.
Funktionelle Ursachen
Zwischen den Schulterblättern befinden sich die sogenannten Musculi rhomboidei (Muskulus rhomboideus minor und Muskulus rhomboideus major). Aufgrund von Verspannung können diese Muskeln zu Beschwerden führen und sogenannte Triggerpunkte aufweisen, spürbare Verhärtungen, die durch den Druck bei der Behandlung weicher und schmerzunempfindlicher werden. Die Musculi rhomboidei werden vom Trapezmuskel (Muskulus trapezius) überdeckt, der nach außen zu den Schultern und bis zum Hinterkopf verläuft und ebenfalls Verspannungen und Triggerpunkte aufweisen kann. Betroffene klagen meist über Schmerzen beim Zusammenziehen der Schulterblätter Richtung Wirbelsäule, die zum Teil bis in den Arm und die Finger ausstrahlen können.
Am oberen mittleren „Zipfel“ des Schulterblattes setzt der Schulterblattheber (Musculus levator scapulae) an, der ebenfalls Verspannungen aufweisen und mit dem Trapezmuskel „verkleben“ kann, sodass die Muskeln und ihre Bindegewebshüllen (Faszien) nicht mehr richtig aneinander gleiten und Beschwerden verursachen. Betroffene klagen meist über punktuelle Schmerzen am Ansatz des Schulterblattes beim Heben der Schulter oder beim Kopf schräg nach hinten drehen.
Muskelverspannungen gehören zu den häufigsten Ursachen von Schulterblattschmerzen und können jeden Muskel betreffen, der im Bereich der Schulter verläuft.
Das Rotatorenmanschettensyndrom
Unter dem Begriff „Rotatorenmanschettensyndrom“ (PHS, Periarthropathia humeroscapularis) werden verschiedene Beschwerdebilder zusammengefasst, die mit verschleißbedingten Schäden einhergehen und unter anderem zu Schmerzen im Bereich des Schulterblattes führen können. Die Verschleißerscheinungen reichen von kleinen Rissen (Rupturen) in den Sehnenfasern bis zum vollständigen Sehnenabriss. Davon betroffen sind vor allem:
- die Rotatorenmanschette (Rotatorenmanschettensyndrom),
- die Sehnenplatte der Schulterdreher,
- die Bizepssehne (Bizepssehnensyndrom).
Dabei treten meist Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen auf. Zudem können sich die Sehnen und/oder die Schleimbeutel entzünden. Kalkablagerungen, von denen vor allem die Supraspinatussehne betroffen ist beziehungsweise Verklebungen im Gelenk können bis zur Versteifung der Schulter führen. Einige Betroffene berichten zudem über Knackgeräusche in der Schulter (Schulterknacken).
Das Impingementsyndrom
Das Impingementsyndrom (Engpasssyndrom) bezeichnet eine Einengung des Gleitraumes der Sehnen der Rotatorenmanschetten sowie des Schleimbeutels zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. In der Folge treten Bewegungseinschränkungen des Schultergelenks auf, die von Schmerzen begleitet werden. Häufig ist die dauerhafte Überlastung Ursache der Beschwerden. In einigen Fällen lässt sich der Auslöser der Erkrankung jedoch nicht erkennen.
Beim Impingementsyndrom liegen verschleißbedingte Veränderungen der Suspraspinatussehne vor, die aufgrund einer Enge im Bereich der Rotatorenmanschette und der aufliegenden Schleimbeutel auftreten. Durch die Einquetschung leiden Betroffene zum Teil an starken Schmerzen, unter anderem am Schulterblatt.
Schulterblattschmerzen durch Verletzungen
Unfallbedingte Verletzungen im Bereich der Schulter kommen relativ häufig vor. Diese können das Schultergelenk und/oder seine umgebenden Strukturen wie Muskeln, Sehnen und Bänder sowie die Schulterknochen betreffen. Die Verrenkung des Schultergelenks (Schulterluxation) kann neben anderen Beschwerden auch zu Schulterblattschmerzen führen. Ähnlich verhält es sich mit Verletzungen der übrigen Strukturen der Schulter.
Unter massiver Gewalteinwirkung wie bei Verkehrsunfällen kann das Schulterblatt brechen. Eine solche Fraktur wird meist konservativ behandelt, sofern keine weiteren Strukturen betroffen sind. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ursachen, die zu Schulterblattschmerzen führen können wie beispielsweise
- Entzündungen im Bereich der Schulter,
- Arthrose,
- Nervenschädigungen,
- Rheuma,
- Tumore
- und Gefäßerkrankungen.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für Schulterblattschmerzen gehören vor allem chronische Überlastung beispielsweise aufgrund bestimmter Sportarten wie Tennis und Muskelverspannungen, die nicht rechtzeitig behandelt werden. Häufig genügt eine Massage, um starken Verspannungen im Bereich der Schulter vorzubeugen. Verletzungsbedingte Schulterblattschmerzen treten häufig infolge von Verkehrsunfällen oder Ski- und Reitunfällen auf.
Diagnose
Treten Schulterblattschmerzen akut infolge eines Unfalls, andauernd oder wiederkehrend auf, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. Bei der ärztlichen Untersuchung werden zunächst Fragen zur Krankengeschichte und möglichen Ursachen der Beschwerden gestellt. Danach folgt eine eingehende Untersuchung der Schulter, bei der mögliche Bewegungseinschränkungen und sichtbare Veränderungen wie Rötungen und Schwellungen geprüft werden. Häufig treten Schulterblattschmerzen bei bestimmten Bewegungen auf, die bei der Diagnosestellung wichtige Anhaltspunkte geben können. Eine Tastuntersuchung kann unter anderem Hinweise auf Triggerpunkte geben.
Um ein muskuläres oder nervliches Problem zu diagnostizieren, kann ein Elektromyogramm (EMG) durchgeführt werden, bei dem die Aktivität der Muskeln in Ruhe und in Bewegung gemessen wird, sodass festgestellt werden kann, in welchem Bereich (Muskel oder Nerv) eine Störung vorliegt. Zudem kann die Nervenleitgeschwindigkeit ermittelt werden. Weitere Untersuchungen können ebenfalls notwendig sein, dazu gehören
- Röntgenuntersuchung,
- Ultraschall,
- Magnetresonanztomographie (MRT),
- Computertomographie (CT)
- oder Blutuntersuchungen.
Behandlungsoptionen
Die Behandlung von Schulterblattschmerzen richtet sich nach der Ursache. Bei entzündlichen Prozessen werden meist entzündungshemmende Schmerzmittel verabreicht. Zudem kann die Schonung der Schulter sinnvoll sein. In anderen Fällen können Bewegung und gezielter Muskelaufbau helfen. Bei einer Fraktur des Schulterblattes kann entweder die Ruhigstellung der Schulter erfolgen oder, falls nötig, ein operativer Eingriff durchgeführt werden.
Da häufig keine Erkrankung, sondern vielmehr funktionelle Ursachen Auslöser der Beschwerden sind, können eine osteopathische Behandlung und Rolfing erfolgversprechend sein. Beide Behandlungskonzepte beziehen die Gesamtstatik des Körpers mit ein und untersuchen, welche Strukturen zu Spannungen an der Schulter führen. Häufig sind Triggerpunkte Auslöser der Schmerzen. Mit verschiedenen Behandlungsmethoden unter anderem aus der manuellen Therapie oder der Physiotherapie werden die Triggerpunkte gezielt weicher und schmerzunempfindlicher.
Schulterblattschmerzen vorbeugen
Um Muskelverspannungen vorzubeugen – insbesondere, wenn Sie viel im Sitzen arbeiten, monotone Tätigkeiten ausüben, die die Muskulatur im Schulterblattbereich stark belasten, und hohem Stress ausgesetzt sind – können Entspannungs- und Bewegungsübungen zu Prävention dienen, wie zum Beispiel:
- Yoga,
- Thai Chi,
- Autogenes Training
- oder progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobsen,
- oder auch einfaches Schwimmen.
Darüber hinaus gibt es viele Lockerungsübungen, um den Schulterbereich zu dehnen, die sich in Ihren Tagesablauf einbauen lassen.
(ag, fp, ok)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Volker Echtermeyer, Stefan Bartsch: Praxisbuch Schulter, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2004
- Hussein Elkousy, T. Bradley Edwards: Impingement Syndrome, Gartsman's Shoulder Arthroscopy, S. 203-219, Elsevier Verlag, 3. Auflage, 2019
- Ulrich Brunner et al.: S2e-Leitlinie „Rotatorenmanschette“, Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), (Abruf 09.07.2019), AWMF
- Nikolaus Wülker et al.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
- Jens Schönbeck: Physiotherapie Schulter - Konservative und postoperative Rehabilitation, Urban & Fischer Verlag, Elsevier GmbH. 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.