Extremer Durst – woran liegt das? Viele Menschen bemerken ein starkes Durstgefühl, ständig hat man Durst und muss etwas trinken. Ständiger starker Durst kann ein Anzeichen für ernsthafte Funktionsstörungen und Erkrankungen sein, die anhand weiterer Anzeichen zu erkennen sind, die im Folgenden näher erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
Polydipsie: Die wichtigsten Fakten
Durst ist ein normales und wichtiges Gefühl, um den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren. Durstgefühl tritt auf, wenn das Bedürfnis nach Wasseraufnahme besteht. In diesem Sinne reguliert Durst den Flüssigkeitshaushalt, um Defizite zu vermeiden beziehungsweise auszugleichen und damit Austrocknung zu verhindern.
Gewisse tägliche Schwankungen im Durstgefühl sind normal und abhängig von der täglichen Ernährung, Temperatur, Aktivität, Alter und Fitness. So kann es auch bei völlig gesunden Personen zu starkem Durst kommen.
Tritt dieser allerdings über einen längeren Zeitraum auf, kann dies ein Krankheitssymptom sein. Hier ein kurzer Überblick:
- Natürlicher Durst: Durst ist ein lebenswichtiges Signal, das darauf hinweist, dass der Körper mehr Flüssigkeit benötigt. Normalerweise reguliert das Gehirn, speziell der Hypothalamus, den Wasserhaushalt des Körpers.
- Anzeichen für Polydipsie: Unstillbarer Durst, häufiges Urinieren, Durst hält über mehrere Tage an, Gewichtsabnahme.
- Nicht krankheitsbedingte Ursachen: Alkoholkonsum, salziges Essen, Hitze, Schwitzen, harntreibende Medikamente, sportliche Aktivität, körperliche Anstrengung.
- Krankheitsbedingte Ursachen: Diabetes mellitus, Diabetes insipidus (Wasserharnruhr), bestimmte psychische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Nierenerkrankungen, Fieber, Erbrechen, Durchfall.
- Diabetes mellitus: Bei dieser Stoffwechselerkrankung kann ein erhöhter Blutzuckerspiegel starken Durst und vermehrte Urinausscheidung verursachen.
- Diabetes insipidus: Diese seltene Krankheit ist gekennzeichnet durch eine verminderte Fähigkeit der Niere, den Harn zu konzentrieren, was zu vermehrtem Durst und Urinieren führt.
- Medikamente: Einige Arzneimittel, insbesondere Diuretika, können Polydipsie auslösen.
- Psychogene Polydipsie: Bestimmte psychische Störungen können zu gesteigertem Trinkverhalten führen, ohne dass ein körperlicher Durst vorliegt.
- Symptome bei Flüssigkeitsmangel: Zu den Symptomen eines Flüssigkeitsmangels gehören niedriger Blutdruck, Herzrasen, Müdigkeit, Schwächegefühl, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen.
- Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Ziel ist es, diese zu behandeln und den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren.
- Arztbesuch: Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn starker Durst über mehrere Tage anhält und besonders, wenn zusätzliche Symptome wie häufiges Urinieren auftreten.
Durst reguliert den Flüssigkeitshaushalt des Körpers
Um den Wassergehalt im Organismus gleichbleibend zu gewährleisten, empfinden wir Durst, wenn unser Körper mehr als 0,5 Prozent seines Gewichts an Wasser verloren hat. Beeinflusst wird der Wasserhaushalt bei gesunden Menschen durch Außentemperatur, Ernährungsweise, Luftfeuchtigkeit und körperliche Aktivität.
Unsere Gehirn überwacht permanent den richtigen Pegel. Sind bestimmte Stoffe im Blut zu hoch konzentriert, löst das Gehirn das Durstgefühl aus, um den Wasserhaushalt auf einem möglichst guten Niveau zu halten.
Anzeichen für Flüssigkeitsmangel
Das Durstgefühl warnt also frühzeitig vor der Gefahr innerer Austrocknung (Dehydratation). Doch gerade alte Leute und Kinder ignorieren häufig den Durst und trinken zu wenig.
Wird keine neue Flüssigkeit aufgenommen oder weiterhin in großen Mengen abgeben (beispielsweise durch übermäßiges Schwitzen, Erbrechen oder Durchfall), kann es zu typischen Beschwerden infolge des Wassermangels kommen.
Der Flüssigkeitsmangel äußert sich ab einem gewissen Grad durch trockene Schleimhäuten, einen trockenen Hals, eine rissige Zunge mit Borken-artigem Belag und stehende Hautfalten. Typische Symptome bei Flüssigkeitsmangel sind:
- Niedriger Blutdruck (Hypotonie),
- Herzrasen,
- geringe und hochkonzentrierte Urinmengen,
- Müdigkeit,
- Schwächegefühl,
- Übelkeit,
- Konzentrationsstörungen,
- Bewusstseinstrübung,
- Erschöpfung,
- Kopfschmerzen,
- Schwindel.
Geringe Flüssigkeitsaufnahme ist ungesund
Wie viel Wasser sollte man täglich trinken? In erster Linie ist darauf zu achten, immer ausreichend zu trinken.
Durch Schwitzen, Atmen und Wasserlassen gehen im Tagesverlauf etwa zwei bis drei Liter Wasser verloren, die durch Nahrungs- und vor allem durch Flüssigkeitsaufnahme wieder ausgeglichen werden müssen. Allgemeine Empfehlungen belaufen sich zwischen zwei bis drei Litern am Tag. In der Regel reicht es, auf sein Durstgefühl zu hören und immer dann zu trinken, wenn man durstig ist.
Doch diese Regel gilt nicht für alle Menschen. Senioren und Kinder entwickeln oft kein richtiges Durstgefühl. Außerdem führen bestimmte Krankheiten wie Diabetes häufig zu einem abnormal gesteigerten Durst.
Ein abnorm starkes Durstgefühl als Symptom
Wenn Menschen ein ständiges Durstgefühl entwickeln wird dies medizinisch als Polydipsie bezeichnet. Dies ist häufig Begleitsymptom einer körperlichen Erkrankung und geht bei vielen Betroffenen mit häufigem Wasserlassen (Polyurie) einher.
Das vermehrte Wasserlassen ist dann die Ursache für den Flüssigkeitsverlust. Ebenfalls zeigt sich die Polydipsie als Leitsymptom beim selten auftretenden Diabetes insipidus (Wasserharnruhr), einer hormonellen Erkrankung mit Störung der Wasserrückresorption in die Nieren. Auf welche Erkrankungen die Polydipsie hindeuten kann, wird im Folgenden eingegangen.
Diabetes als Ursache für starken Durst
Geht das starke Durstgefühl mit einer vermehrten Urinmenge (Polyurie) einher und führt diese andersherum zur Polydipsie, ist an ein Diabetes mellitus zu denken.
Treten starker Durst, Polyurie und Gewichtsabnahme beim Typ 2-Diabetes erst in späteren Stadien auf, so können diese beim Diabetes mellitus Typ 1 typischen Symptome sein, die sich bereits in den ersten Stunden bis Wochen entwickeln.
Weitere Anzeichen können dabei Heißhunger auf Süßes, Übelkeit, Schwächeanfälle und Bewusstseinsstörungen sein.
Abnormen Durst aufgrund psychischer Erkrankungen
Infolge bestimmter psychischer Erkrankungen und Psychosen neigen die Betroffenen mitunter dazu, sehr viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Dies kann beispielsweise der Fall sein bei
- Schizophrenie,
- Verhaltensstörungen,
- Magersucht (Anorexie).
Wasserharnruhr führt zu Polydipsie
Bei der seltenen Krankheit Diabetes insipidus (Wasserharnruhr) steht das sogenannte antidiuretische Hormon (ADH) in der Hirnanhangsdrüse im Mittelpunkt. Normalerweise kommt dieses Hormon nur bei Flüssigkeitsmangel und Durst zum Einsatz.
ADH bindet sich in der Niere und führt dort zu einer verminderten Ausscheidung von Urin, um Flüssigkeit im Körper zurückzuhalten. Bei Patienten mit Diabetes insipidus wird je nach Form entweder ADH im Gehirn nicht ausgeschüttet (zentrale Form) oder die Andockstellen in den Nieren sind gestört (renale Form).
Die Folgen sind häufiges Wasserlassen, starke Polydipsie und schnelle Dehydratation. Die Betroffenen müssen sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um den Wasserhaushalt aufrechtzuerhalten. Es kann vorkommen, dass ein Patient täglich über 20 Liter Wasser trinken muss.
Medikamente als Auslöser für Polydipsie
Bestimmte Medikamente können ein starkes Durstgefühl auslösen. Hier kommen vor allem harntreibende Mittel (Diuretika), Abführmittel (Laxanzien), Cisplatin, Rifampicin, Aminoglykosiden, Glukokortikoide und Antiepileptika wie Carbamazepin in Frage. Auch das Antidepressivum Lithium kann bei anfänglicher Einnahme Polydipsie auslösen.
Weitere Ursachen für gesteigerten Durst
Als Nebenerscheinung können Fieber oder ein erhöhter Alkoholkonsum den starken Durst bedingen. Bestimmte Stoffwechselstörungen können ebenfalls Polydipsie auslösen. Hierzu zählen beispielsweise Hypokaliämie (Kaliummangel) oder eine Nebenschilddrüsenüberfunktion.
Des Weiteren kommen Nierenerkrankungen als Ursache in Frage.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Es gibt viele normale Bedingungen, die zeitweise einen stärkeren Durst auslösen als gewöhnlich. Dies kann beispielsweise infolge von Sport, Alkoholkonsum, stark gesalzenem Essen, Schwitzen oder hohen Außentemperaturen der Fall sein. In der Regel ist dies kein Grund zur Besorgnis und erfordert keinen Arztbesuch.
Hält der starke Durst allerdings über mehrere Tage an und ist geradezu unstillbar, gesellen sich Auffälligkeiten wie ungewollter Gewichtsverlust und vermehrtes Wasserlassen hinzu, so sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Empfohlene tägliche Flüssigkeitsaufnahme
Die empfohlene tägliche Flüssigkeitsaufnahme variiert je nach individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Klima und Aktivitätslevel. Eine allgemeine Richtlinie ist jedoch nützlich, um eine angemessene Hydratation sicherzustellen.
- Allgemeine Empfehlungen: Für Erwachsene wird im Allgemeinen eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von etwa 2 bis 3 Litern empfohlen. Diese Menge beinhaltet alle Flüssigkeiten, die durch Getränke und Nahrung aufgenommen werden.
- Körperliche Aktivität: Personen, die regelmäßig Sport treiben oder körperlich anstrengende Arbeit verrichten, benötigen mehr Flüssigkeit, um den durch Schwitzen verursachten Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
- Klimatische Bedingungen: In heißen und trockenen Klimazonen oder bei erhöhter Luftfeuchtigkeit steigt der Bedarf an Flüssigkeiten aufgrund des vermehrten Schwitzens.
- Ernährung: Eine Ernährung, die reich an salzigen oder gewürzten Lebensmitteln ist, kann den Durst erhöhen und damit den Bedarf an Flüssigkeitsaufnahme steigern.
- Gesundheitszustand: Bestimmte Gesundheitszustände, wie Diabetes oder Nierenerkrankungen, können die Flüssigkeitsanforderungen des Körpers beeinflussen. Ebenso können einige Medikamente die Hydratation beeinträchtigen.
- Alter und Geschlecht: Ältere Erwachsene und Kinder haben oft unterschiedliche Flüssigkeitsbedürfnisse. Männer benötigen in der Regel mehr Flüssigkeit als Frauen.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangere und stillende Frauen benötigen zusätzliche Flüssigkeit, um den Bedarf ihres Körpers und des Kindes zu decken.
- Anzeichen von Dehydrierung: Zu den Anzeichen von Dehydrierung gehören trockener Mund, dunkler Urin, Müdigkeit und Schwindel. Diese können Hinweise darauf sein, dass eine höhere Flüssigkeitsaufnahme erforderlich ist.
- Arten von Flüssigkeiten: Wasser ist die beste Quelle für Hydratation. Andere Getränke wie Tee, Kaffee und Fruchtsäfte tragen ebenfalls zur Flüssigkeitsaufnahme bei, wobei zuckerhaltige und alkoholische Getränke in Maßen konsumiert werden sollten.
- Individuelle Unterschiede: Die Flüssigkeitsbedürfnisse variieren von Person zu Person. Daher ist es entscheidend, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und entsprechend zu trinken.
(jvs, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- R. Pfäffle, R. Holl: Diabetes insipidus neurohormonalis (D. i. centralis), Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ), (Abruf 22.08.2019), AWMF
- James L. Lewis, III: Hypernatriämie, MSD Manual, (Abruf 22.08.2019), MSD
- Thomas Haak, Klaus-Dieter Palitzsch: Diabetologie für die Praxis, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.