Auslöser und Behandlung bei Ohrenstechen
Stechen im Ohr wird vor allem mit Erkältungen und Mittelohrentzündungen assoziiert. Tatsächlich gibt es aber noch diverse andere HNO-Erkrankungen, die das Stechen auslösen können. Besondere Vorsicht ist darüber hinaus geboten, wenn mit Ohrenstechen bestimmte Begleitsymptome einhergehen, denn in manchen Fällen kündigt dieses einen beginnenden Hörverlust an.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Ohrenstechen gehört zu den sogenannten Otalgien. Der Begriff beschreibt verschiedene Formen von Ohrenschmerzen, wobei für die Schmerzentstehung grundsätzlich Signalreize folgender Nerven verantwortlich sind:
- Zungen-Rachen-Nerv (Nervus glossopharyngeus) – dieser Nerv ist auch als IX. Hirnnerv bekannt und normalerweise für das Geschmacksempfinden verantwortlich
- Paukenhöhlennerv (Nervus tympanicus) – ein Ast des IX. Hirnnervs, üblicher Weise zuständig für das Empfindungsgeschehen im Mittelohr und die Speichelproduktion
- Vagusnerv (Nervus vagus) – der X. Hirnnerv ist neben der Geschmackswahrnehmung auch für Berührungsempfinden und motorische Abläufe im Ohr- und Rachenbereich verantwortlich
Aufbau des Gehörs
Um nachvollziehen zu können, wie Ohrenstechen im Detail entsteht, muss man sich zunächst den Aufbau des Gehörs etwas genauer ansehen. Grundsätzlich lässt sich das Ohr in fünf wichtige Hauptbestandteile gliedern. Das Außenohr (Auris externa) bildet den sichtbaren Teil des Ohres, bestehend aus
– Ohrläppchen,
– Ohrmuschel
– und äußerem Gehörgang.
Stechen im Ohr tritt hier hauptsächlich in Form von stechenden Ohrläppchen auf. Verantwortlich dafür ist in diesem Bereich des Ohr für gewöhnlich eine unzureichende Durchblutung, etwa durch Kälteeinwirkung oder Gefäßerkrankungen. Ist die Durchblutungsstörung besonders umfangreich, kann es sich vom Ohrläppchen aus auch bis in den äußeren Gehörgang fortsetzen.
An den äußeren Gehörgang schließt sich das Trommelfell (Membrana tympani) an. Es trennt das Außenohr vom Mittelohr und kann ebenfalls stechende Ohren verursachen. Hierzu kommt es vor allem durch Verletzungen oder Entzündungen der dünnen Membran. Und auch Verstopfungen des Gehörgangs, wie sie maßgeblich durch aufgestautes Ohrenschmalz entstehen, können unter Umständen für Trommelfellstechen sorgen.
Seinen Namen hat das Trommelfell nicht umsonst erhalten. Denn alle Geräusche, die von außen in den Gehörgang gelangen, werden durch die Membrana tympani als trommelnde Vibrationen an das Mittelohr (Auris media) weitergeleitet. In ihm befindet sich die Paukenhöhle, deren Gehörknöchelchen, bestehend aus
– Hammer,
– Amboss
– und Steigbügel,
die Geräuschvibrationen weiterverarbeiten. Schmerzhaft gefährlich werden kann dieser Schallübertragung beispielsweise eine Mittelohrentzündung. Sie ist eine der wohl häufigsten Ohrerkrankungen, die mit Ohrenstechen einhergeht.
Nach unten hin geht das Mittelohr in die Eustachische Röhre (auch Eustachi-Röhre, lat. Tuba auditiva Eustachii) über. Der feine Gehörkanal dient zum einen der Belüftung der Paukenhöhle, was der Entstehung von Infektionsherden im Ohr vorbeugt. Zum anderen ermöglicht die auch als “Ohrtrompete” bezeichnete Eustachische Röhre durch Körperfunktionen wie Gähnen, Kauen und Schlucken einen Druckausgleich in den Ohren und lindert so die Druckeinwirkung auf das Trommelfell.
Leider sind dem Ohr mit der Eustachischen Röhre aber nicht nur Möglichkeiten zum Luftaustausch und Druckausgleich gegeben. Da der Belüftungskanal eine direkte Verbindung zwischen Ohr und Rachen darstellt, können über ihn auch Krankheitserreger aus dem HNO-Bereich leicht ins Mittelohr einwandern. Ohrerkrankungen, die zu stechenden Schmerzen führen, werden auf diese Weise begünstigt. Zudem übermitteln die Nerven entlang des Ohrkanals häufig Schmerzreize aus dem Rachenbereich, die dann irrtümlicher Weise als Ohrenstechen wahrgenommen werden.
Gelegentlich lässt sich das hinter der Paukenhöhle befindliche Innnenohr (Auris interna) als Schmerzquelle ausmachen. Es beherbergt neben dem Gleichgewichtsorgan auch die Hörschnecke, welche zur Schallübertragung ins Gehirn unerlässlich ist. Hier tritt das Stechen gerne gemeinsam mit Gleichgewichtsstörungen und Kopfschmerzen auf, etwa im Rahmen einer Innenohrentzündung.
Erkältungskrankheiten als Hauptursache für Ohrenstechen
Besonders häufig treten stechende Ohrenschmerzen im Herbst und Winter auf. Das nasskalte Wetter sorgt hier deutlich öfter für schmerzhafte Durchblutungsstörungen am Außenohr. Zusätzlich strapaziert die Kälteeinwirkung das Immunsystem, was die Gefahr von Erkrankungen wie Schnupfen (Rhinitis), Grippe (Influenza) und Erkältung (auch: grippaler Infekt) erhöht. Diese wirken sich bekannter Weise auf alle Bereiche der oberen Atemwege aus. Aufgrund ihrer Nähe zur Eustachischen Röhre strahlen Erkältungsschmerzen deshalb nicht selten bis in das Ohr aus, wo sie sich als vermeintliches Ohrenstechen bemerkbar machen.
Sollte eine Erkältung oder Grippe im weiteren Krankheitsverlauf nicht vernünftig auskuriert werden, besteht ferner das Risiko, dass die verantwortlichen Infektionserreger in die Eustachische Röhre aufsteigen. In Folge kommt es zunächst zu Schwellungen und Entzündungen im Belüftungskanal. Der Luftaustausch, ebenso wie der Druckausgleich im Ohr, werden hierdurch enorm erschwert.
Neben erhöhten Druckverhältnissen im Bereich des Trommelfells, befördert eine solche Belüftungsstörung die Entstehung eines Paukenergusses. Dahinter verbirgt sich eine Sekretansammlung im Mittelohr, die sich schnell zu einem Infektionsherd entwickeln kann. Sollte es auf diese Weise zu einer Folgeinfektion kommen, ist Ohrenstechen sehr wahrscheinlich. Übliche Begleitsymptome sind dann gemäß der vorausgegangenen Erkältungskrankheit Husten, Heiserkeit und Schnupfen. Je nach Schwere des Infektes können auch Fieber und Schüttelfrost auftreten.
HNO-Erkrankungen und stechende Ohren
Erkältung und Grippe sind bei Weitem nicht die einzigen Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, die als Ursache für ein stechendes Gefühl im Ohr in Frage kommen. Grundsätzlich können sich über die Eustachische Röhre auch Krankheiten wie die Rachenentzündung (Pharyngitis), Mandelentzündung (Tonsilitis) und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) bis ins Ohr verschleppen.
Selbst Erkrankungen der unteren Atemwege, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung (Pneumonie), besitzen das Potential, über den Hals und Rachenbereich bis ins Ohr aufzusteigen. Dabei ist es im Anfangsstadium der genannten Krankheiten oftmals schwer zu deuten, ob die Krankheitssymptome nur bis ins Gehör ausstrahlen oder ob sich eine Infektion bereits in das Ohr verschleppt hat.
Achtung: Infektionskrankheiten bergen immer das Risiko einer Blutvergiftung! Diese ist umso wahrscheinlicher, wenn sich die Infektionserreger bereits ausgebreitet haben! Eine frühzeitige Behandlung ist darum äußerst wichtig!
Besonders starke Schmerzen bei Ohrentzündungen
Eine typische Folgeinfektion bei Verschleppung von Infektionskeimen ins Ohr ist die Mittelohrentzündung (Otitis media). Stechen im Ohr tritt bei dieser Ohrerkrankung gemeinhin in regelmäßigen Intervallen und mit besonderer Intensität auf. Weitere Begleitsymptome können Schluckbeschwerden, Fieber, Schwindel und Übelkeit sein. Möglich ist auch eitriger Ausfluss aus dem Ohr, sofern es im Laufe der Erkrankung zu einer Mitbeteiligung des Trommelfells und damit zu einer Trommelfellentzündung (Myringitis) gekommen ist.
Bleibt die Mittelohrentzündung über einen längeren Zeitraum unbehandelt, droht die Entstehung einer Innenohrentzündung (Otitis interna oder Labyrinthitis). Diese sorgt gemeinhin nicht nur für eine weitere Verstärkung des Ohrenstechens, sondern erhöht zusätzlich das Risiko von bleibenden Hörschäden bis hin zu Ertaubung des betroffenen Ohres.
Eine Otitis media kann nicht nur durch ins Ohr aufsteigende HNO-Erkrankungen entstehen. Ebenso ist es denkbar, dass sie von der Außenseite des Trommelfells ausgelöst wurde. Das wahrscheinlichste Szenario in diesem Zusammenhang ist eine Außenohrentzündung (Otitis externa), die für sich genommen schon zu Ohrenstechen führen kann.
Die Erkrankung entsteht mit Vorliebe durch mikrobielle Verunreinigungen des Ohrs, etwa durch Bakterien, Milben oder Pilzinfektionen. Die Infektionserreger gelangen zumeist über nicht-sterile Fremdkörper wie Wattestäbchen oder durch keimbelastete Wasseransammlungen in den Gehörgang.
Bei letzterem gilt der Aufenthalt in öffentlichen Bädern als klassischer Infektionsweg. Das Badewasser im Schwimmbecken führt hier häufig kontaminierte Schmutzpartikel oder Urinrückstände, die zur Infektion beitragen. Werden Außen- bzw. Mittelohrentzündung während einem Badeaufenthalt erworben, spricht man deshalb auch von der sogenannten Schwimmer-Otitis. Gerade krankheitsbedingtes Stechen in den Ohren im Kindesalter kommt neben Erkältungen hauptsächlich auf diesem Wege zustande.
Apropos Wasser: Wasserrückstände können auch den Ohrdruck kurzfristig so erhöhen, dass es zu zeitweisem Stechen kommt. Das Symptom ist hier allerdings eher harmlos und flaut ab, sobald sich die Wasseransammlung aufgelöst hat.
Ohrstechen durch Verletzungen und erhöhten Druck
Am gefährlichsten sind stechende Ohrenschmerzen, wenn sie durch Gehörverletzungen entstehen. Wie bei der Innenohrentzündung droht hier ein dauerhafter Gehörverlust, weshalb diese in Verbindung mit Hörproblemen immer ärztlich untersucht werden sollte.
Entstehen können Verletzungen im Ohr dabei auf vielfältige Weise. Denkbar sind zum Beispiel Schäden an den geräuschverarbeitenden Ohrelementen durch unzureichend behandelte Ohrinfektionen. Ebenso lassen sich Verletzungen am Trommelfell, wie sie neben fortgeschrittenen Infektionen auch durch extreme Knall- und Explosionstraumata oder ins Ohr eingeführte Fremdkörper möglich sind, nicht als Ursache ausschließen.
Geht es um Verletzungen durch erhöhte Druckverhältnisse, so kommt es sehr stark auf die Intensität der Druckerhöhung an. Stechende Ohren durch Tauchgänge in moderater Tiefe oder steigender Höhendruck beim Fliegen sind normalerweise unbedenklich. Anders sieht es bei extremen Druckveränderungen aus. Der abnormale Druck hinter dem Trommelfell, der hier durch fehlenden Druckausgleich entsteht, kann tatsächlich schmerzhafte Verletzungen in Form eines Barotraumas provozieren.
Weitere Ursachen für stechende Ohren
Mit Blick auf die Krankheitsursachen für stechende Ohrenschmerzen müssen neben HNO-Erkrankungen auch Allergien und Kinderkrankheiten wie Mumps, Masern, Scharlach oder Röteln als mögliche Ursache erwähnt werden. Ähnlich wie Grippe und Co. können sich die Erreger dieser Infektionskrankheiten über die Atemwege oder die Blutbahn in die Ohren verschleppen und den Stechschmerz durch Ohrinfektionen so weiter verschlimmern. Dies zeigt einmal mehr, weshalb die vollständige Ausheilung von Infektionen enorm wichtig ist, um Folgeinfektionen zu vermeiden.
Des Weiteren erwähnt seien mit Blick auf Strahlungsschmerzen im Ohr diverse Zahnerkrankungen. Sie zählen zwar nicht zu den HNO-Erkrankungen, ereignen sich aber ebenfalls im Einzugsbereich der Eustachischen Röhre und senden deshalb gerne Schmerzsignale in Richtung Ohr. Vor allem Schäden und Entzündungen an der Zahnwurzel sowie problematische Weisheitszähne sind dafür bekannt, neben Zahnschmerzen auch Ohrenschmerzen hervorzurufen. Dies lässt sich anhand der Zahnnerven erklären, die in enger Verbindung mit den für Otalgien verantwortlichen Nervensträngen stehen.
Fehlbildungen des Gehörs oder des Kiefers, Schädelfrakturen (z.B. ein Schädelbasisbruch) und Nervenentzündungen sind ebenfalls nicht als Schmerzursache auszuschließen. Denkbar sind weiterhin Gewebeveränderungen wie Pickel, Ekzeme oder Furunkel im Ohr, die sich durch stechende Ohrbeschwerden bemerkbar machen.
Gelegentlich gehen die Beschwerden auf einen im Ohr befindlichen Tumor zurück. Die Begleitsymptomatik hält sich hier zumeist in Grenzen, weshalb das Stechen in den Ohren zunächst oft unerklärlich ist.
Begleitsymptome geben erste Hinweise
Wie aufgezeigt, sind die Ursachen sehr vielseitig. Ähnlich sieht es mit den Erscheinungsformen der Otalgie aus. Eine Kombination des Stechens in den Ohren mit verschiedenen Begleitsymptomen gibt diesbezüglich häufig schon ein erstes Indiz auf mögliche Auslöser:
Klingende Ohren:
Die harmloseste Variante des Ohrenstechens sind „klingende Ohren“, ein teils stechender Schmerz, der unter Kälteeinwirkung am Außenohr oder den Ohrläppchen entsteht. Zurückzuführen dieser in solch einem Fall auf eine verminderte Durchblutung der ohreigenen Blutgefäße.
Klopfendes bis pulsierendes Ohrenstechen:
Tritt das Stechen in Kombination mit Klopfen oder Pulsieren in den Ohren auf, ist dies meist ein Zeichen stark verengter Blutgefäße. Der Gefäßdruck wird in solch einem Fall buchstäblich hörbar. Neben Kälteeinwirkung kann dieser Form auch eine krankheitsbedingte Blutdruckstörung zugrunde liegen.
Stechende Druckschmerzen:
Ursachen, die zu einem veränderten Ohrendruck führen, gibt es viele. Von plötzlichen Höhenunterschieden, wie sie beim Fliegen mit dem Flugzeug auftreten, über verstopfte Ohren bis hin zu einem Paukenerguss und Belüftungsstörungen der Eustachischen Röhre (z.B. bei entzündungsbedingten Schwellungen), sind hier diverse Szenarien denkbar. Gefährlich sind derartige Druckschmerzen nicht immer. Allerdings sollten sie bei anhaltenden Beschwerden ärztliche abgeklärt werden, um sicher zu gehen.
Ohrenstechen und Schluckbeschwerden:
Schluckbeschwerden können bei stechenden Ohren ebenfalls von Druckveränderungen im Gehör herrühren. Ansonsten tritt die Begleitbeschwerde vor allem bei Erkältungen, Mandel- und Rachenentzündungen auf. Weitere Symptome wie Husten oder ein rauer Hals sind im Zuge der genannten Grunderkrankungen ebenfalls denkbar, wobei insbesondere das Schlucken in der Regel eine kurzfristige Intensivierung der stechenden Schmerzen verursacht.
Erklären lässt sich dies durch die Nähe des Rachenbereichs zur Eustachischen Röhre sowie die Beteiligung des Schluckens am Druckausgleich im Ohr. Im schlimmsten Fall deuten die schmerzhaften Schluckprobleme darauf hin, dass der Belüftungskanal bereits von einer krankheitsbedingten Infektion mitbetroffen ist. Eine entzündliche Folgeinfektion des Mittelohrs durch Aufsteigen von Krankheitserregern ist dann nicht mehr auszuschließen.
Stechende Ohren und Atemwegsblockaden:
Neben Schluckbeschwerden tritt Ohrenstechen bei zahlreichen HNO-Erkrankungen auch gemeinsam mit verschleimtem Hals, verstopfter Nase oder verstopfter Stirnhöhle auf. Üblich sind entsprechende Begleitsymptome außer bei Erkältung und Grippe vor allem bei Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlenentzündungen. Rechtzeitig auskuriert besteht bei diesen Krankheiten für gewöhnlich kein Grund zur Sorge. Unbehandelt können sich solche Erkrankungen jedoch weit über das Ohr hinaus bis in die sensiblen Bereiche der Hirnhaut ausbreiten und dort eine Hirnhautentzündung hervorrufen.
Ohrenstechen, Kopfschmerzen und Schwindel:
Das Innenohr stellt die letzte Station wahrgenommener Geräusche vor deren Eintritt ins Gehirn dar. Daneben beherbergt das Innenohr auch den Gleichgewichtssinn. Ist dieser Gehörabschnitt an der Entstehung von Ohrenstechen beteiligt, tritt das Symptom deshalb in Regel gemeinsam mit einschlägigen Begleitbeschwerden wie Schwindel, Gleichgewichtsproblemen oder Kopfschmerzen auf. Darüber hinaus machen sich auch Schädelfrakturen und Hirnhautentzündungen durch Wahrnehmungsstörungen und Kopfschmerzen bemerkbar. Im Zweifelsfall sollte bei dieser Symptomkombination deshalb dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Stechen in den Ohren in Kombination mit Hörproblemen:
Im Zuge einer Erkältung kann es neben dem stechenden Gefühl auch zu Hörproblemen wie Tinnitus kommen. Ursächlich können dabei sowohl Trommelfellverletzungen durch Explosions- und Knalltraumata, als auch extreme Schäden an anderen geräuschverarbeitenden Ohrelementen, etwa durch Innenohr- oder Mittelohrentzündungen sein. In jedem Fall sollte ein kombiniertes Auftreten von Ohrenstechen und Hörproblemen von einem Arzt untersucht werden.
Stechende Ohrenschmerzen in Kombination mit Ausfluss:
Definitiv zu den gefährlichen Symptomen gehören das Ohrstechen, wenn es gemeinsam mit blutigem oder eitrigem Ausfluss aus den Ohren auftritt. Auch hier lassen sich Gehörverletzungen und fortgeschrittene Ohrentzündungen als Hauptursachen ausmachen. Eine schnelle Behandlung ist bei stechenden Ohren in Kombination mit Flüssigkeit im Ohr dringend erforderlich, um bleibende Gehörschäden abzuwenden.
Diagnose
Die ärztliche Diagnose erfolgt zumeist im Rahmen einer Anamnese. Die Befragung des Patienten zu bestehenden Begleitsymptomen und/oder Vorerkrankungen lässt für gewöhnlich einen zielführenden Verdacht seitens des Arztes zu.
Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung. Neben Hals-, Rachen- und Nasenspiegelungen sowie Bluttests kommen hier vor allem Ohruntersuchungen zur Anwendung. Diese können zum Beispiel aus einer umfassenden Audiometrie bestehen. Dahinter verbirgt sich eine Reihe standardmäßiger Hörtests, welche die Gehörfunktion anhand verschiedener Messwerte Prüfen. Gängig ist zum Beispiel der Weber-Test, bei dem das Hörempfinden unter Zuhilfenahme einer Stimmgabel beurteilt wird.
Ebenfalls üblich sind Otoskopien. Dabei wird das Gehör mit der Lichtquelle eines Otoskops ausgeleuchtet, um bestehende Gehörschäden im äußeren Gehörgang sowie am Trommelfell entdecken zu können. Zur Beurteilung des Innenohrs können bei konkretem Verdacht auch bildgebende Verfahren wie MRT, Kernspintomographien oder Ultraschall zum Einsatz kommen. Dies gilt insbesondere, wenn hinter dem Stechschmerz eine Schädelfraktur oder eine Ohr- bzw. Kieferfehlbildung vermutet wird. Auch ein Bluttest, beispielsweise zur Diagnose von Infektionen, ist denkbar.
Therapie bei stechenden Ohren
Die Einnahme von Medikamenten ist nicht immer notwendig. Allerdings ist gerade mit zugrunde liegenden Infektionen nicht zu spaßen, weshalb lieber zu früh denn zu spät ein geeignetes Präparat zum Einsatz kommen sollte. Gute Unterstützung während der Behandlung bieten zudem zahlreiche Heilkräuter, die schmerzlindernd wirken und Infektionserreger dank ihrer desinfizierenden Wirkung zuverlässig eindämmen. Nachstehend eine Übersicht zu möglichen Behandlungsmaßnahmen.
Medikamentöse Behandlung
Sind bakterielle Infektionen für das Ohrenstechen verantwortlich, ist die Anwendung von antibiotischen Ohrentropfen (bei Gehörgangsentzündung)oder Tabletten gelegentlich unvermeidlich. Gängige Medikamente sind unter anderem Amoxicillin, Azithromycin, Clarithromycin und Penicillin.
Allerdings gibt es inzwischen auch heilpflanzliche Antibiotika wie Otovowen, die mit Blick auf die zunehmende Zahl multiresistenter Keime eine gute Alternative bieten. Gerade für Kinder sind derartige Arzneimittel darüber hinaus sanfter als aggressive Antibiotika.
Sollte das Stechen mit Eiter im Ohr oder Verschleimung der Atemwege einhergehen, bieten sich je nach Grunderkrankung ferner sekretausleitende Präparate wie Acetylcystein, Ambroxol, Bromelain oder Papain an. Sie können den Druck, der auf den inneren Gehörgang wirkt lindern, was nicht nur Schmerzen reduziert, sondern gleichzeitig auch druckbedingten Ohrschäden vorbeugt. Ergänzend können Schmerzsalben und Schmerzmittel wie Ibuprofen eingenommen werden. Hier sollte vorab aber eine Absprache mit dem HNO-Arzt stattfinden, um die Medikamente richtig zu dosieren.
Hausmittel gegen Stechen im Ohr
Bei stechenden Druckschmerzen im Ohr durch den Aufenthalt in einem Flugzeug, Bergsteigen oder Tauchen hilft die sogenannte Valsalva-Methode. Hierzu wird die Nase bei geschlossenem Mund zugehalten und gleichzeitig fest dagegen geatmet. Vermeiden lassen sich die Beschwerden während einer Höhenverschiebung zudem durch regelmäßiges Schlucken.
Geht es um Ohrenstechen durch Ohrentzündungen und andere HNO-Erkrankungen, ist eine gezielte Wärmebehandlung immer wieder von großem Nutzen. So können Wärmekissen oder eine (bitte nicht allzu heiße) Wärmflasche zum Beispiel die Schmerzsymptome im Bereich der Ohren lindern. Dampfbäder wiederum befreien die Atemwege und helfen bei der Ausleitung von Infektionssekreten. Weitere bewährte Hausmittel bei Ohrenschmerzen sind die Rotlichttherapie, warme Kartoffelwickel, die aufs Ohr gelegt werden oder der altbewährte heiße Tee.
Tipp: Eine Studie aus Finnland konnte bereits 1996 nachweisen, dass das Zuckerderivat Xylitol erfolgreich prophylaktisch gegen Mittelohrentzündung wirkt. Xylitol besitzt offenbar Bestandteile, die für Otitis media verantwortliche Infektionskeime erfolgreich abtöten. Ideal ist es dabei, mit dem Derivat versetzte Kaugummis zu kauen. Zum einen gelangt das Xylitol so über den Rachen schneller ins Mittelohr. Zum anderen hilft es in Kombination mit der Kaubewegung des Kiefers zusätzlich dabei, die Eustachische Röhre zu stärken und so die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern.
Heilpflanzliche Hilfe
Wärmende Tees sind bei Stechen im Ohr gut geeignet, um therapeutisch gegen die zugrundeliegende Erkrankung anzugehen. Empfehlenswert sind Kräuter wie
- Kamille,
- Knoblauch,
- Königskerze,
- Lavendel,
- Melisse,
- Petersilie,
- Pfefferminze,
- Salbei,
- Thymian
- und Zwiebel.
Einige dieser Kräuter können auch als Gewürz für warme Brühen und andere stärkende Gerichte verwendet werden. Eine geschälte Knoblauchzehe in Watte gewickelt, lässt sich darüber hinaus direkt ins Ohr legen, wo die antibakteriellen Inhaltsstoffe des Knoblauchs schnell in den Infektionsherd einziehen.
Ebenfalls zu empfehlen sind Kräuterzusätze für Dampf- oder Heilbäder. Passen Sie beim Baden aber bitte auf, dass kein Wasser in die Ohren gelangt, um eine Verschlimmerung von Infektionen durch Wasserrückstände zu vermeiden.
Hygienische Maßnahmen
Ein wichtiger Schritt bei der Ausheilung von Ohrentzündungen, wie auch bei der Linderung damit verbundener Stechschmerzen ist die fachgerechte Reinigung des Gehörgangs. Verstopfte Ohren lassen sich durch Ohrenspülungen auflösen. Besonders gut gegen Erkrankung und Schmerzsymptome wirkt darüber hinaus die Desinfizierung der Ohren mit klarem Alkohol. Zu diesem Zweck werden Alkohol getränkte Leinenstreifen in das Ohr eingeführt, die dann in regelmäßigen Abständen gewechselt werden, bis die Entzündung ausgeheilt ist.
Wichtig: Es ist ratsam, die Leinenstreifen zur Ohrendesinfektion von einem erfahrenen Facharzt einsetzen zu lassen. Die falsche Handhabe von Pinzetten oder das zu tiefe Einführen der Streifen könnte ansonsten zu Verletzungen im Gehörgang führen, welche die Schmerzsymptomatik, wie auch das Entzündungsrisiko weiter erhöhen. Ähnlich sieht es bei Ohrenspülungen aus, die ebenfalls besser von einem HNO-Arzt professionell durchgeführt werden sollten.
Operative Maßnahmen
Durch Fremdkörper verstopfte Ohren bedürfen hin und wieder einer Operation zur Entfernung der Blockaden. Sehr häufig kommt diese Maßnahme bei Kindern zum Einsatz. Und auch durch Ohrenschmalz verstopfte Ohren könnten eines operativen Eingriffs bedürfen, sofern eine Spülung nicht weiterhilft.
Gehörverletzungen als Ursache für stechende Ohrenschmerzen müssen zumeist operativ versorgt werden. So lassen sich Trommelfellrisse beispielsweise nur durch künstliche Versiegelung beheben. Gelegentlich muss das Trommelfell auch künstlich eröffnet werden, beispielsweise um Sekretansammlungen auszuleiten.
Ist der Schaden am Gehör besonders umfangreich, muss womöglich über einen vollständigen Ersatz betroffener Gehöranteile nachgedacht werden. Normalerweise beschränkt sich die Operation aber auf minimal-invasive Eingriffe. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Debara L. Tucci: Ohrenschmerzen, MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- Jürgen Strutz (Hrsg.), Wolf Mann (Hrsg.), Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2017
- Thomas Lenarz, Hans-Georg Boenninghaus: HNO, Springer-Verlag, 14. Auflage 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.