Bruststechen – Ursachen und Behandlung
Ein Stechen in der Brust wird häufig mit einem Herzinfarkt oder Brustkrebs in Verbindung gebracht. Um kein Risiko einzugehen, sollten die Beschwerden daher immer vorsichtshalber ärztlich abgeklärt werden. Häufig liegt die Ursache für durchgängig oder gelegentlich auftretende Stiche im Brustbereich jedoch in relativ harmlosen muskulären Verspannungen. Weitere mögliche Gründe sind beispielsweise alte Verletzungen oder psychische Belastungen, die sich körperlich durch das „Stechen“ bemerkbar machen.
Inhaltsverzeichnis
Stechen in der Brust – Kurzübersicht
Bei Schmerzen oder Stechen im Brustkorb geraten viele Betroffene in Panik, was schlimmstenfalls zu einer Verstärkung der Beschwerden beitragen kann. Zunächst gilt es daher Ruhe zu bewahren und abzuwägen, was zu tun ist. Die anschließende Kurzübersicht hilft bei einer schnellen Einordnung der Beschwerden.
- Notruf kontaktieren, wenn das Stechen in der Brust plötzlich auftritt, nicht nachlässt beziehungsweise die Schmerzen zunehmen und/oder auffällige Symptome wie zum Beispiel Angina pectoris, ausstrahlende Schmerzen im linken Arm, plötzliche Atemnot, starkes Schwitzen, akute Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Beeinträchtigungen des Bewusstsein und Todesangst hinzukommen!
- Ursachen: Herzkrankheiten wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Koronare Herzkrankheit, Herzbeutel- und Herzmuskelentzündungen oder ein Herzinfarkt; Erkrankungen der Atemwege (zum Beispiel Lungenentzündung, Luftröhrenentzündung, Pleuritis oder auch Lungenembolie), Verletzungen der Rippen, des Brustbeins oder Schlüsselbeins, Beeinträchtigungen der Rippenknorpel, Nervenkompressionen bzw. -erkrankungen im Brustkorbbereich, das Tietze-Syndrom, Muskelverspannungen, Reflux und Erkrankungen der Speiseröhre, ein Aortenaneurysma, Tumore und Zysten im Brustkorbbereich, Pleuraerguss (Flüssigkeit im Lungenspalt), Zwerchfellentzündung oder -krampf sowie einige weitere körperliche, aber auch psychische Ursachen (zum Beispiel Herzneurose).
- Diagnose: Gründliche Anamnese mit Fragen zum Auftreten des Stechens, der Lokalisation, Dauer und bekannten Vorerkrankungen; Abhorchen (mit einem Stethoskop) und Abtasten des Brustkorbs, Blutdruckmessung, Blutuntersuchungen, EKG (Elektrokardiogramm), Echokardiografie, Stressechokardiografie, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, Computertomografie, Magnetresonanztomografie, Koronarangiografie, Lungenfunktionstest und verschiedene weitere Untersuchungsmethoden.
- Behandlung: Streng an den jeweiligen Ursachen auszurichten; oft medikamentös, gegebenenfalls aber auch chirurgische Eingriffe erforderlich; bei psychisch bedingten Beschwerden gegebenenfalls Psychotherapie; bei funktionellem Bruststechen oft mit manuellen Therapien.
- Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin: Bei psychosomatischem Hintergrund zum Beispiel mit Phytotherapie, Biofeedback, Hypnose-Therapie, Entspannungsmethoden wie Yoga oder Autogenes Training; Bewegungstherapie zur Linderung der Beschwerden und zur Prävention von Herzkrankheiten.
Bruststechen Symptome
Das Stechen in der Brust tritt meist temporär auf. Da sich lebenswichtige Organe wie das Herz und die Lunge im Brustkorb befinden, sollten fachärztliche Untersuchungen Durchblutungsstörungen (Angina pectoris) und einen Herzinfarkt ausschließen.
Achtung: Dies gilt vor allem, wenn Panik, Angst, Ausstrahlungen in den linken Arm, Oberarmschmerzen, Atemnot übermäßiges Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen oder ein Vernichtungsgefühl dazukommen. Ein weiteres wichtiges Alarmsignal ist es, wenn das Stechen in der Brust beim Atmen oder beim Husten auftritt oder parallel Verdickungen im Brustbereich spürbar sind.
Bei einigen Menschen treten die Stiche nur nachts oder im Liegen auf, andere spüren sie vor allem in starken Stresssituationen. Häufig zeigen sich die Beschwerden im Zuge körperlicher Belastung wie zum Beispiel während des Laufens oder Gewichthebens – oftmals beim Bankdrücken oder beim nach innen Drücken des Armes.
Die stechenden Missempfindungen beziehungsweise Schmerzen können auch von Beschwerden im Bereich des Kopfes, wie Ohrendruck oder Kopfschmerzen vom Hinterkopf ausstrahlend, begleitet werden. Ebenso ist es möglich, dass sie bis in den Rücken ziehen und/oder sich zu generellen Brustschmerzen ausweiten.
Oftmals klagen Frauen über Stechen in der Brust beim Stillen, die zusätzlich von Einschlafen der Hände (nachts) oder Unterarmschmerzen begleitet werden.
Stechen in der Brust – Ursachen
In erster Linie sollte natürlich ein sofortiger ärztlicher Ausschluss von Ursachen wie Herzinfarkt, Rippenbrüchen, Gefäßverengungen am Herzen und Erkrankungen der Lunge und ihrer umgebenden Strukturen ausgeschlossen werden. Sind parallel stark hervortretende Rippenknorpel sichtbar, ist an das Tietze-Syndrom zu denken.
Oft handelt es sich bei Stechenden Schmerzen jedoch um muskuläre Verspannungen, vor allem, wenn diese bewegungsabhängig sind.
Konnten strukturelle Ursachen ausgeschlossen werden, handelt es sich aus funktioneller Sicht häufig um Verspannungen oder Reizungen der Brustmuskulatur, die vom Brustbein bis zur Schulter ziehen. Gerade an den Ansätzen am Brustbein klagen viele Menschen über das mechanisch auslösbare Stechen.
Da die Rippen vom Brustbein bis nach hinten in den Rücken ziehen, ist es gut nachvollziehbar, dass sich auch eine verspannte Rückenmuskulatur oder Festigkeit an den Rippen-Wirbel-Gelenken nach vorne übertragen und die Beschwerden auslösen kann.
Bruststechen durch alte Verletzungen und Entzündungen
Nach Auffassung von Körpertherapien wie dem Rolfing oder der Osteopathie sind durch alte Verletzungen oder durch Entzündungen bedingte Verklebungen des Lungenfells eine weitere mögliche Ursache. Denn diese können Bewegungseinschränkungen hervorrufen und in der Folge zu einem Stechen führen. Nicht zuletzt, da sich beim Atmen die Lungen stark aufblähen und sich das Herz sowie umgebende Strukturen, wie das gleitende Bindegewebe (Faszien), mitbewegen müssen.
Denkbar ist, dass Menschen mit viel sitzenden Lese- und Computertätigkeiten hier zusätzlich Festigkeit in die Brustregion bringen. Der österreichische Philosoph Professor Otto Julius Hartmann (1895- 1989) legt in seinem Buch „Dynamische Morphologie“ die Logik nahe, dass das Prinzip unseres Hirnschädels, das durch Festigkeit und eine massive Nicht-Dynamik gekennzeichnet ist, bei Menschen, die viel Kopfarbeiten leisten, sich im restlichen Körper fortsetzt und diese Beschwerden hervorrufen kann.
Bruststechen beim Stillen
Stechen in der Brust beim Stillen kann durch die nach vorne geneigte Haltung entstehen. Gleichzeitig auftretende eingeschlafene Hände und/oder Unterarmschmerzen können dadurch bedingt sein, dass durch die hohe Spannung der Brustmuskeln Gefäße abgeklemmt werden, die zu den Armen verlaufen. Vermutlich spielen in diesem Fall nicht nur mechanische, sondern auch hormonelle Faktoren eine Rolle.
Nervöses und psychosomatisches Stechen in der Brust
Nervöse Herzbeschwerden sind vor allem durch eine beschleunigte Herztätigkeit gekennzeichnet, doch zu den weiteren typischen Symptomen zählen Herzbeklemmungen, Druckgefühl und Bruststechen. Dahinter steckt keine Leistungsschwäche des Herzens, sondern eher eine gesteigerte Erregbarkeit. Das Herz wird in seiner Funktion maßgeblich vom vegetativen Nervensystem mitgesteuert und reagiert dadurch fein auf die Dysbalancen, die sich im Zusammenspiel zwischen Körper und Seele ergeben.
Häufig bestehen in diesem Fall weitere vegetative Symptome wie innere Unruhe, Schlafstörungen, eine sogenannte Reizblase oder ein Reizdarmsyndrom.
Alle Situationen und Konflikte, die individuell Stress auslösen können (zum Beispiel berufliche Überforderung, zwischenmenschliche Belastungen oder innere Konflikte) kommen als Verstärker der Beschwerden in Frage. Bleibt ein innerlich bestehender Konflikt auf unbewusster Ebene dauerhaft bestehen, kann sich dieser – im Sinne der Psychosomatik – auf körperlicher Ebene zum Beispiel als „Stechen in der Brust“ ausdrücken.
Bei den Betroffenen, die das Stechen körperlich empfinden, dauert es in der Regel sehr lange, bis sie diese Erklärung für sich annehmen können. Diese Form der Abwehr ist unter dem Aspekt des sich selbst organisierenden Organismus nachvollziehbar, welcher das Symptom vorzuziehen scheint, das mit weniger Angst beziehungsweise. Problemen besetzt ist und deshalb eher in den Vordergrund treten darf. In diesem Sinne haben die Beschwerden eine Schutzfunktion, die nicht vorschnell aufgegeben werden darf.
Therapierende, die in ihrer Arbeit organbezogene Deutungen heranziehen, gehen davon aus, dass ein Bruststechen mit Angst um das eigene Herz bei allen Betroffenen ähnliche Hintergründe haben müsse. Beim Herzen liegt in diesem Sinne der Bezug zum eigenen Lebensrhythmus, der Wahrnehmung und des Auslebens der eigenen Gefühle, das Erfahren von Verletzungen (zum Beispiel Trauer, Liebeskummer) nahe.
So hilfreich diese Aspekte auch sein können, besteht bei einer allzu starren Anwendung immer die Gefahr, den Betroffenen eine Erklärung überzustülpen. Dies kann unter Umständen zu Widerständen gegen die Heilung führen.
Behandlung bei funktionellem Bruststechen
Aus mechanischer Sicht muss die Bewegung im Brustbereich verbessert werden. Methoden wie die eingangs erwähnte Osteopathie und das Rolfing beziehen hierfür den gesamten Körper und seine Statik in die Untersuchung und Therapie mit ein. Hier erfolgen unter anderem Tests der Atembewegung und der Beweglichkeit des Brustkorbes sowie eine Behandlung vorhandener Bewegungseinschränkungen.
Des Weiteren werden der Brustkorb und seine Strukturen in Beziehung zum Rest des Körpers gesetzt und die generelle Spannungsverteilung im Organismus iwird untersucht sowie gegebenenfalls behandelt. Aus diesem Grund ist es für einen Osteopathen interessant, ob die Betroffenen zusätzlich zum Stechen in der Brust beispielsweise über Kiefergelenksbeschwerden, Rückenschmerzen, Fußschmerzen oder einen Kloß im Hals klagen.
Direkter wird bei dem Konzept nach dem Fasziendistorsionsmodell (FDM) vorgegangen. Bei dieser (manuellen) Behandlung werden direkt jene Punkte und Areale ermittelt, die den Betroffenen Schmerzen bereiten, und im Anschluss behandelt. Liegt ein punktuelles Stechen in der Brust vor, handelt es sich nach dem FDM um Störungen im Knochen-Band-Übergang oder Knochen-Sehnen-Übergang am Brustbein. Diese Punkte werden durch Daumendruck behandelt und sofort erneut getestet.
Bruststechen – Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Nervös bedingtes Bruststechen spricht gut auf eine regelmäßige Anwendung von Heilpflanzenrezepturen an, die einerseits das vegetative Nervensystem beruhigen, andererseits herzkräftigende Wirkung haben. Ein Kräutertee aus Weißdornblüten, Baldrianwurzel, Melisse, Rosmarinblättern und Arnikablüten erfüllt diesen Anspruch und sorgt als Ritual zu festgelegten Zeiten zusätzlich für eine Pause, in der das Nervensystem auf Ruhe umschalten kann. Die gleichen Pflanzen können auch äußerlich in Form von Salben genutzt werden, wobei das regelmäßige Einreiben der eigenen Brust (durch Zuwendung und Ruhe) eine therapeutische Wirkung entfalten soll.
Homöopathische Mittel, die in niedrigen Potenzen eingesetzt werden, sind zum Beispiel Coffea (Kaffee), Convallaria (Maiglöckchen) oder Valeriana (Baldrian).
Sogenanntes Biofeedback kann den Betroffenen helfen, die nervösen Beschwerden mit speziellen Techniken günstig zu beeinflussen.
Entspannungsmethoden bei nervösem Bruststechen
Um Anspannungen und innere Unruhe zu minimieren, bieten sich spezielle Übungen und Verfahren zum Stressabbau an. Angebote wie Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation sind eine gute Möglichkeit, um Stress und Spannung abzubauen und die Fähigkeit zur Entspannung zu erlernen. Dadurch wird es möglich, auch mit Belastungen und unangenehmen Situationen klarzukommen und das seelische Gleichgewicht zu bewahren.
Werden tieferliegende Probleme vermutet, können diese zum Beispiel durch moderne Hypnotherapie aufgearbeitet und dabei mit entspannenden und stärkenden Bildern kombiniert werden. Alternativ oder zusätzlich sind die systemische Therapie oder tiefenpsychologische Verfahren zu empfehlen.
Funktionelles Bruststechen – Aromatherapie
Bei unangenehmen beziehungsweise schmerzenden Stichen infolge von Verspannungen hat sich die Aromatherapie bewährt. Hintergrund ist, dass bestimmte Düfte das vegetative Nervensystem beeinflussen und dadurch die Muskulatur entspannen. Zu den besonders geeigneten Düften zählen Kamille, Majoran und Lavendel.
Für die Anwendung in der Duftlampe geben Sie zunächst etwas Wasser in das Schälchen und träufeln dann bis zu 15 Tropfen ätherisches Öl hinzu. Je nach Belieben können die verschiedenen Düfte gemischt werden, indem zum Beispiel von den drei erwähnten Ölen je fünf Tropfen verwendet werden.
Alternativ kann bei verspannungsbedingtem Bruststechen ein entspannendes Bad sehr wohltuend sein, um den Stress und die Hektik des Alltags „abzuschütteln“. Für eine Verstärkung der Wirkung eignet sich zum Beispiel Lavendelöl, indem es durch seinen frischen und wohltuenden Duft hilft, die innere Ruhe zurückzugewinnen. Weitere ätherische Öle, die je nach Belieben in das Badewasser gegeben werden können, sind Rosmarin, Pfefferminze, Eukalyptus und Wacholder.
Anleitung für ein Eukalyptus-Lavendel-Bad |
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Wichtig bei einem Aromabad:
- Geben sie die ätherischen Öle erst hinzu, wenn die Wanne voll gelaufen ist, damit diese nicht zu Beginn des Bades bereits verdunstet sind.
- Das Wasser sollte nicht zu heiß sein, sondern am besten eine Temperatur von 36 bis 39 Grad haben.
- Da die Öle Hautreizungen verursachen können und außerdem schlecht wasserlöslich sind, ist die Vermischung mit einer Trägerlösung ratsam. Geeignet sind hierfür zum Beispiel neutrale Seife oder zwei bis drei Esslöffel Sahne beziehungsweise fettes pflanzliches Öl (Oliven-, Mandel-, Jojoba-Öl etc.)
- Generell sind für ein Vollbad acht bis zehn Tropfen ätherisches Öl ausreichend.
(jvs, nr, fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lyall A. J. Higginson:Thoraxschmerz, in: MSD Manual (Abruf 02.10.2019), msdmanuals.com
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Behandlunsleitlinie Brustschmerz (veröffentlicht 31.01.2011), awmf.org
- T. Frieling, G. Bergdoldt, H. D. Allescher, J. F. Riemann: Brustschmerz – nicht immer das Herz! Klinische Bedeutung gastrointestinaler Erkrankungen beim nicht-kardialen Thoraxschmerz; in: Zeitschrift für Gastroenterologie, Volume 53, Issue 02, Seite 120-124, 2015, thieme-connect.com
- M. Koch, R. Somasundaram: Differenzialdiagnose des akuten Thoraxschmerzes; in: Notfall + Rettungsmedizin, August 2019, springer.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.