Steife Gelenke bezeichnen ein Beschwerdebild, das von leichten Funktionsbeeinträchtigungen bis hin zu einer vollständig Steifigkeit der Gelenke reicht. Grundsätzlich kann Gelenksteifigkeit in sämtlichen Gelenken auftreten, doch sind die Funktionseinschränkung bei denen, die im Alltag besonders hohen Belastungen ausgesetzt werden, vermehrt zu beobachten. Hierzu zählen vor allem die großen Gelenke, wie beispielsweise das Kniegelenk, Hüftgelenk, Schultern und Ellenbogen. Da bei vielen Formen der Gelenksteifigkeit ohne therapeutische Gegenmaßnahmen eine dauerhafte Verschlechterung der Gelenkfunktion droht, sollte im Fall steifer Gelenke möglichst zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die umgangssprachliche Bezeichnung „Steife Gelenke“ beschreibt Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit in den Gelenken, die von einer minimalen Funktionsbeeinträchtigung bis hin zu extrem schmerzhafter vollständiger Gelenksteifigkeit reichen können. In der medizinischen Fachwelt lassen sich die steifen Gelenke in sogenannte Kontrakturen, welche eine Funktionseinschränkung des Gelenks aufgrund von Beeinträchtigungen der umliegenden Gewebestrukturen (Bänder, Muskeln, Sehnen, Faszien) beschreiben, und die unmittelbar durch Schäden im Gelenk bedingte Gelenksteifigkeit unterscheiden. Letztere kann zum Beispiel auch auf Schäden der Knochensubstanz zurückgehen. In beiden Fällen ist die aktive Bewegungsfähigkeit der Gelenke eingeschränkt und unter Umständen können die Gelenke auch passiv nicht beziehungsweise nur unter Schmerzen im gewohnten Maße bewegt werden.
Symptomatik steifer Gelenke
Steifheit der Gelenke ist ein weitreichendes Beschwerdebild, dessen Symptomatik von minimalen Bewegungsbeeinträchtigungen bis hin zur vollständigen Fixierung der Gelenke reicht. Häufig sind die Beschwerden mit Schmerzen verbunden, die vor allem bei Bewegung beziehungsweise Belastung auftreten. Mitunter zeigt sich jedoch auch im Ruhezustand ein Schmerz im Gelenkbereich. Bei verschiedenen Gelenkerkrankungen erscheinen die Gelenke zudem gerötet und überwärmt.
In Abhängigkeit von den betroffenen Gelenken, der Ausprägung der Gelenksteifigkeit und den Ursachen der Beschwerden zeigen sich unterschiedlich starke Beeinträchtigungen im Alltag der Patienten. So werden zum Beispiel bei Gelenksteifigkeit im Hüftgelenk die Betroffenen in ihrer Bewegungsfähigkeit insgesamt oftmals erheblich eingeschränkt, was ihren Alltag massiv erschwert. Treppensteigen ist häufig kaum noch möglich und selbst der Gang zur Toilette kann mit schmerzhaften Komplikationen verbunden sein. Eine ausführliche Darstellung des Beschwerdebildes inklusive der jeweiligen Begleitsymptome erfolgt anschließend im Zusammenhang mit den Ausführungen zu den Ursachen der Gelenksteifigkeit.
Ursachen für steife Gelenke
Die möglichen Auslöser steifer Gelenke sind äußerst vielschichtig und umfassen dabei sowohl angeborene Krankheiten als auch akute Gelenkerkrankungen und mitunter sogar psychogene Faktoren. Die folgende detailliertere Darstellung der einzelnen Ursachen für Gelenksteifigkeit, zeigt welch breites Spektrum an potenziellen Auslösern im Rahmen der Diagnose in Betracht zu ziehen ist. Dabei werden die Gelenkerkrankungen (Arthropathien), welche eine Gelenksteifigkeit mit sich bringen können, grob in die infektiösen Arthropathien, die entzündlichen Polyarthropathien, die nicht-entzündlichen Arthrose-Erkrankungen und die sonstigen Gelenkerkrankungen unterteilt.
Infektionen als Ursache der Gelenksteifigkeit
Gelangen Bakterien über offene Wunden (zum Beispiel im Rahmen einer Operation) oder über die Blutbahn in das Gelenk und siedeln sich hier an, droht eine eitrige bakterielle Arthritis, die mit einer starken Entzündungsreaktion im Gelenkbereich verbunden ist. Sind oberflächliche Gelenke betroffenen, zeigen sich diese häufig gerötet, geschwollen und überwärmt. Die Patienten verspüren dauerhafte Gelenkschmerzen, die bei Bewegung beziehungsweise Belastung zunehmen. Oft neigen die Betroffenen zu einer Schonhaltung aufgrund der Schmerzen. Die Bewegungsfähigkeit des Gelenkes wird im Zuge der eitrigen Arthritis zunehmend eingeschränkt und erfolgt keine therapeutische Versorgung, drohen irreversible Schädigungen der Gelenkstrukturen. Bereits nach relativ kurzer Zeit setzt die Zerstörung des Gelenkknorpels ein. Schlimmstenfalls kann sich die bakterielle Infektion zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) ausweiten.
Auch allgemeine Infektionskrankheiten können die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen und hier eine Arthritis mit entsprechender Gelenksteifigkeit bedingen. Als mögliche Ursache ist zum Beispiel eine Meningokokken-Infektion zu nennen, bei der weitere Symptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder gar Bewusstseinsstörungen auftreten können. Andere Infektionskrankheiten, wie Röteln, Mumps, Tuberkulose, Borreliose, Typhus oder Tripper können ebenfalls eine Arthritis hervorrufen.
Die jeweiligen Begleitsymptome sind bei den verschiedenen Infektionskrankheiten äußerst unterschiedlich und die steifen Gelenke bilden keineswegs ein Leitsymptom. Die Betroffenen zeigen häufig erhebliche weitere Beschwerden und die Gelenkprobleme bilden eher eine Nebenerscheinung. Ein wesentlicher Hinweis auf die meisten Infektionskrankheit ist begleitendes Fieber. Sollte neben der Gelenksteifigkeit die Körpertemperatur erhöht sein, ist daher in jedem Fall dringend ein Arzt aufzusuchen. Nicht selten zeigen sich erst nach einer überstandenen Infektionskrankheit Beschwerden in den Gelenken. Diese werden als sogenannte reaktive Arthritis bezeichnet.
Entzündliche Polyarthropathien
Oftmals entwickeln sich in den Gelenken auch ohne vorliegende Infektion entzündliche Prozesse, wobei die häufigste Form die sogenannte rheumatoide beziehungsweise chronische Polyarthritis ist. Typischerweise sind hier nicht nur einzelne Gelenke betroffen.
Zu Beginn der schubartig fortschreitenden Erkrankung manifestieren sich die Beschwerden als Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken. Neben den Schmerzen zeigt sich insbesondere morgens nach dem Aufstehen häufig eine ausgeprägte Gelenksteifigkeit. Hinzu kommen unspezifische Allgemeinsymptome, wie chronische Müdigkeit, Abgeschlagenheit und vermehrtes nächtliches Schwitzen. Während der Krankheitsschübe sind die Gelenke deutlich geschwollen und überwärmt. In der Regel treten die Beschwerden symmetrisch auf beiden Körperhälften auf, das heißt an der linken Hand sind die gleichen Gelenke betroffen wie an der rechten. Am rechten Fuß, die gleichen wie am linken.
Langfristig werden die Gelenke durch die rheumatoide Polyarthritis zerstört und die Betroffenen zeigen eine vollständige Gelenksteifigkeit mit fixierter Fehlhaltung. Auch setzt im Spätstadium der Erkrankung ein zunehmender Schwund der Muskulatur ein. Am Ende können viele Patienten mit ihren Händen selbst einfachste Alltagsaufgaben nicht mehr bewerkstelligen. Der seltener zu beobachtende Übergang der chronischen Polyarthritis auf die größeren Gelenke, führt auch hier zu einem zunehmenden Funktionsverlust. Je nachdem welche Gelenke betroffenen sind, können zum Beispiel Knieschmerzen, Hüftschmerzen oder Knöchelschmerzen als Begleitsymptom auftreten.
Wird die Halswirbelsäule im Rahmen der Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen, droht unter Umständen eine Kompression des Rückenmarks. Auch kann die chronische Polyarthritis auf die Organe übergehen und so zum Beispiel eine Gefäßentzündung, eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis), eine Herzinnenhautentzündung (Endokraditis) oder eine Lungenentzündung mit entsprechenden Beschwerden auslösen.
Zu den entzündlichen Polyarthropathien zählt auch die sogenannte Juvenile Arthritis, welche eine ohne erkennbaren Grund auftretende Gelenkentzündung im Kindesalter beschreibt. Die betroffenen Kinder wirken angeschlagen, sind weinerlich und meiden Bewegung. Auch nehmen sie unter Umständen aufgrund der Schmerzen eine Schonhaltung ein, welche ihrerseits auf Dauer zu Kontrakturen führen kann. Mitunter wird zudem das Wachstum der gelenkbildenden Knochen beeinträchtigt. Die Betroffenen plagt darüber hinaus gelegentlich eine unregelmäßigen auftretender, Juckender Hautausschlag. Typisch für die Juvenile Arthritis sind begleitende Schwellungen der Lymphknoten, Leber und Milz. Schlimmstenfalls führt die Erkrankung zu irreversiblen Wachstumsbeeinträchtigungen und Organschäden der Kinder.
Auch die Stoffwechselerkrankung Gicht, führt zu einer schmerzhaften Entzündung der Gelenke, wobei die Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gelenkbereich als maßgeblicher Auslöser gilt. Grundsätzlich können sämtliche Gelenke von Gicht betroffen sein, meist zeigen sich die Beschwerden jedoch im Bereich der Zehen-, Hand- und Fingergelenke. Als Begleitsymptome sind bei einem akuten Gichtanfall, neben den typischen Gelenkbeschwerden, allgemeine Symptome wie Fieber oder auch Kopfschmerzen zu beobachten. Andere Erkrankungen, wie beispielsweise die Chondrokalzinose, sind ebenfalls mit kristallinen Ablagerungen in den Gelenken und entsprechenden Gelenkbeschwerden verbunden..
Als weitere mögliche Ursachen einer entzündlichen Polyarthropathie sind zum Beispiel der sogenannte Hüftschnupfen (Coxitis fugax) und Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), eine Schilddrüsenüberfunkion (Hyperthyreose) oder eine angeborene Sichelzellenanämie zu nennen.
Auch kann Diabetes mellitus langfristig eine sogenannte neuropathische Arthropathie auslösen. Des Weiteren führt eine Sarkoidose (auch Morbus Boeck genannte Bindegewebeerkrankung) in seltenen Fällen zu entzündlichen Prozessen im Gelenkbereich und entsprechender Gelenksteifigkeit. Dies gilt in ähnlicher Form für spezielle Formen der sogenannten Amyloidosen (krankhafte Eiweißablagerungen im Zellzwischenraum). Zahlreiche weitere Faktoren kommen als Auslöser der nicht-infektiösen Gelenkbeschwerden in Betracht, wobei eine vollständige Aufzählung an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde. In der Regel lassen sich steife Gelenke, die mit Entzündungsprozessen in Zusammenhang stehen, jedoch auf eine der genannten Ursachen zurückführen.
Arthrose als Ursache
Arthrose bezeichnet einen Verschleiß der Gelenke, welcher auf Dauer zu erheblichen Funktionsbeeinträchtigung oder gar einem vollständigen Funktionsverlust der betroffenen Gelenke führen kann. Ursache sind meist Fehlbelastungen im Gelenkbereich, die zu verstärkten Abnutzungserscheinungen des Knorpelgewebes oder der gelenkbildenden Knochen führen. Auslöser der Fehlbelastung ist meist eine sogenannte Dysplasie, also eine Fehlstellung im Gelenkbereich. Diese kann angeboren sein oder zum Beispiel auf einen Unfall zurückgehen. Als Beispiel für eine angeboren Dysplasie sei hier die Hüftdysplasie erwähnt, welche eine der häufigsten Ursachen der relativ weit verbreiteten Hüftgelenksarthrose bildet.
Eine Arthrose entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum, wobei unter Belastung auftretende Schmerzen als typisches Symptom im Frühstadium zu nennen sind. Im weiteren Krankheitsverlauf können Schwellung und Verformungen der Gelenke sowie eine zunehmende Gelenksteifigkeit hinzukommen. Typisch sind außerdem, die bei Bewegung zu verzeichnenden, Gelenkgeräusche. Mit dem Alter nimmt der Gelenkverschleiß generell zu. Entsprechend befinden sich die meisten Arthrose-Patienten bereits im fortgeschrittenen Alter. Jahrelange Fehlbelastungen im Gelenkbereich zeigen hier ihre Folgen. Allerdings können akute Verletzungen, beispielsweise im Rahmen eines Unfalls, ebenso zu einem frühzeitigen Verschleiß der Gelenke führen. Diese sogenannte posttraumatische Arthrose ereilt mitunter auch Personen jüngeren Alters. Als weiterer möglicher Auslöser der Arthrose wird die Einnahme von bestimmten Antibiotika und Gerinnungshemmern diskutiert, welche zu dauerhaften Schäden des Knorpelgewebes und zur Abnahme der Knochendichte führen können.
Der Gelenkverschleiß zieht sich bei sämtlichen Formen der Arthrose in der Regel bereits über einen längeren Zeitraum hin, bevor die Betroffenen über steife Gelenke oder andere Beschwerden klagen. Daher sind die irreversiblen Schädigungen des Gelenks bei der Arthrose oft schon deutlich fortgeschritten, bevor ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Eine vollständige Wiederherstellung der Gelenkfunktion ist somit in vielen Fällen deutlich erschwert beziehungsweise unmöglich.
Angeborene Gelenksteife
Einige Menschen leiden von Geburt an unter der sogenannten Arthrogryposis multiplex congenita (AMC), einer speziellen Form der Gelenksteife. Die typischen Fehlbildungen der Erkrankung erfolgen in der Regel zwischen der achten und elften Schwangerschaftswoche. Der Schweregrad der Krankheit kann dabei deutlich variieren. Während einige Kinder lediglich Verwachsungen einzelner Gelenke zeigen, sind bei anderen zahlreiche Gelenke und auch weitere Organe fehlgebildet. Von den Wachstumsbeeinträchtigungen sind auch die Muskeln, Sehnen und Faszien im Gelenkbereich betroffen, wodurch die Bewegungsfähigkeit zusätzlich eingeschränkt wird. Die Kinder kommen mit auffälligen Kontrakturen und Verformungen der Gelenke zur Welt. Vermehrt sind hier die Gelenke im Arm- und Beinbereich betroffen. Schultergelenke, Ellenbogen, Handgelenke und einzelne Fingergelenke, aber auch das Hüft- und Kniegelenk zeigen sich im Zuge der Erkrankung besonders häufig verändert. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute weitgehend unbekannt, obwohl AMC durchaus zu den verbreiteteren Wachstumsbeeinträchtigungen bei Neugeborenen zählt.
Weitere Ursachen für steife Gelenke
Zahlreiche weitere Auslöser der Gelenksteifigkeit kommen neben den bisher genannten Faktoren in Betracht. So sind Bewegungseinschränkungen der Gelenke zum Beispiel auch im Zusammenhang mit neurogenen Erkrankungen, wie der Kinderlähmung zu beobachten. Mitunter führt auch das Zusammenziehen der äußeren Hautschichten, zum Beispiel durch Vernarbungen nach einer Verbrennung, zur Versteifung im Gelenkbereich. Verkürzen sich die Sehen kann dies ebenfalls eine Kontraktur bedingen. Gleiches gilt für das Schrumpfen beziehungsweise Zusammenziehen von Faszien, beispielsweise nach einer Verletzung oder längeren Ruhigstellung. Auch sind in der Fachwelt sogenannte psychogene Kontraktur bekannt, bei denen Betroffene zum Beispiel aufgrund eines traumatischen Ereignisses ein Gelenk bewusst oder unterbewusst nicht bewegen. Bei Bettlägerigkeit kann durch eine falsche Lagerung der immobilen Patienten auf Dauer ebenfalls eine Kontraktur entstehen.
Diagnosestellung
Anhand der Beschreibung des Beschwerdebildes und den äußerlich sichtbaren Veränderungen (Rötung, Schwellung. Überwärmung, Deformation) lässt sich die Ursache der steifen Gelenke meist bereits deutlich eingrenzen. Einige einfache Bewegungsübungen können weitere wichtige Hinweise liefern. Viele Formen der Kontrakturen sind auf diesem Wege schon relativ eindeutig zu identifizieren. Ultraschalluntersuchungen machen krankhafte Veränderungen im Gelenkbereich, wie beispielsweise eine eitrige Arthritis, sichtbar. Auch Blutuntersuchungen beziehungsweise Nachweise von erhöhten Entzündungswerten im Blut können hier zur Sicherung der Diagnose dienen. Bildgebende Verfahren wie beispielsweise Röntgenaufnahmen, die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie, können für die Diagnosestellung ebenfalls erforderlich werden (zum Beispiel bei einer Arthrose).
Als weitere Untersuchungsmethode bei vermuteten Gelenkschäden steht eine minimal-invasive Arthroskopie zur Verfügung, bei der mittels eines Endoskops ein Blick ins Innere der Gelenke ermöglicht wird.. Hiermit lässt sich nicht nur die Diagnose sichern, sondern auch kleinere therapeutische Eingriffe können bereits im Rahmen der Untersuchung erfolgen. Diese sogenannte therapeutische Arthroskopie wird heute relativ häufig angewandt.
Behandlung
Die Behandlung der Gelenksteifigkeit ist stets an den jeweiligen Ursachen der Beschwerden auszurichten und kann demnach deutlich variieren. Während beispielsweise eine bakteriell bedingte Arthritis häufig mittels Antibiotika behandelt wird, versprechen Medikamente bei einer Arthrose nur wenig Linderung. Hier kommt stattdessen der Physiotherapie eine besondere Bedeutung zu, welche bei den meisten Formen der Arthritis hingegen nicht hilfreich ist. Eine eitrige Arthritis bedarf oftmals eines chirurgischen Eingriffs, um eine nachhaltige Zerstörung der betroffenen Gelenke und die Entwicklung einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung zu vermeiden. Operationen können auch bei Arthrose-Patienten zur Wiederherstellung der Gelenkfunktion eingesetzt werden. Im Zweifelsfall erfolgt dabei die Implantation einer Prothese, wie beispielsweise eines künstlichen Hüftgelenkes. Mitunter lässt sich die Gelenkfunktion jedoch bereits mit dem minimal-invasiven Verfahren der Arthroskopie wieder herstellen.
Bei der Behandlung von Kontrakturen bildet Krankengymnastik die erste Wahl der Behandlungsoptionen. Dabei sollen die steifen Gelenke durch aktive und passive Bewegungsübungen wieder ihre ursprüngliche Bewegungsfähigkeit erhalten. Begleitend können Massagen und Wärmetherapien eingesetzt werden. Spezielle Schienen und Verbände dienen dazu im Alltag das Auftreten der Kontraktur zu vermeiden. Aus dem Bereich der Naturheilkunde bieten sich vor allem die manuellen Verfahren wie beispielsweise die Osteopathie oder das Rolfing für die Behandlung von Kontrakturen an. Auch kommt hier nicht selten Akupunktur zum Einsatz. Diese wird ebenfalls häufig bei der naturheilkundlichen Behandlung einer Arthritis angewandt. Zeigen die genannten Maßnahmen keine Wirkung, bleibt – wie bei der Arthritis – eine Operation zur Beseitigung der Kontraktur jedoch oftmals die letzte Option.
Bei entzündlichen Gelenkbeschwerden setzt die Naturheilkunde begleitend häufig auf eine Regulierung im Säure-Basen-Haushalt beziehungsweise den Abbau einer möglicherweise vorliegenden Übersäuerung, da hier eine Zusammenhang mit den Entzündungsprozessen im Organismus vermutet wird. Auch kommen verschiedene Heilpflanzen zum Einsatz, die abhängig von der vermuteten Ursache der Gelenksteifigkeit zum Beispiel auf eine Anregung der Stoffwechselfunktionen (zum Beispiel Brennnessel- oder Löwenzahntee), eine Durchblutungsförderung (zum Beispiel Rosmarin, Senfsamen, Ingwer, Wacholder, Johanniskraut) oder eine Entzündungshemmung (zum Beispiel Arnika, Weidenrinde, Weihrauch, Kampfer) zielen können. Des Weiteren finden schmerzlindernden Heilpflanzen wie die Teufelskralle oder Goldrute bei verschiedenen Gelenkerkrankungen Anwendung. Generell sollte die pflanzenheilkundliche Behandlung steifer Gelenke dabei gleichermaßen an den Ursachen ausgerichtet sein, wie die gesamte Therapie der Gelenksteifigkeit.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alexandra Villa-Forte: Abklärung bei Patienten mit Gelenksymptomen, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Apostolos Kontzias: Neurogene Arthropathie, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Michael Hammer: Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis), Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., (Abruf 08.10.2019), rheuma-liga.de
- M. Schneider et al.: Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis, Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., (Abruf 08.10.2019), DGRH
- Apostolos Kontzias: Arthrose, MSD Manual, (Abruf 08.10.2019), MSD
- Angela Zink, Kirsten Minden, Sabine M. List: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen, Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, Heft 49, Mai 2010, (Abruf 08.10.2019), rki
- Nikolaus Wülker et al.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.