Stirnschmerzen oder Stirnkopfschmerzen werden von Betroffenen häufig auch als Druckgefühl im Bereich der Stirn, Stirnspannungsschmerzen oder Kopfschmerzen, seltener als Gesichtsschmerzen beschrieben. Auch Art und Intensität des Schmerzes weichen zum Teil stark von einander ab. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, ist deshalb eine eingehende Untersuchung und Abgrenzung von anderen Beschwerdebildern notwendig. Zu den Ursachen für Stirnschmerzen kommen neben funktionellen Auslösern der Beschwerden auch Erkrankungen wie unter anderem Neuropathien, Entzündungen der Stirnhöhle, Migräne oder Augenbeschwerden in Frage.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Als Stirnschmerzen werden Beschwerden im vorderen oberen Bereich des Schädels unterhalb des Haaransatzes bezeichnet. Der Begriff wird als Symptom und nicht als eigenständiges Krankheitsbild verwendet. Die Ursachen sind vielfältig und bedürfen einer gründlichen Abklärung, da auch erste Erkrankungen den Beschwerden zugrunde liegen können.
Stirnschmerzen bei Migräne
Etwas 10 Prozent der Bevölkerung leiden an Migräne. Die starken, zum Teil fast unerträglichen Kopfschmerzen treten bei den meisten Betroffenen einseitig im Bereich der Stirn, der Schläfen und der Augen auf und werden häufig von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Licht-, Geräusch- und/oder Geruchsempfindlichkeit begleitet. Die Erkrankung gehört zu den sogenannten Volkskrankheiten.
Migräne tritt meist anfallsartig auf und verläuft in charakteristischen Phasen. So leiden viele Betroffene in der sogenannten Vorbotenphase vor allem unter psychischen, neurologischen und vegetativen Symptomen wie beispielsweise Müdigkeit oder Geräuschempfindlichkeit. Ebenso können Heißhungerattacken auf bestimmte Nahrungsmittel einen Migräneanfall ankündigen. In einigen Fällen folgt danach die Auraphase, die mit Wahrnehmungsstörungen einhergeht. Am häufigsten ist dabei das Sehen beeinträchtigt. Auch Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen können in dieser Phase auftreten. Deshalb ist es besonders wichtig, die Symptome klar einzuordnen und von anderen Erkrankungen wie Schlaganfall abzugrenzen.
In der Kopfschmerzphase treten starke Schmerzen vor allem im Bereich von Stirn, Schläfen und Augen auf, die sich meist nur in einer Gesichtshälfte bemerkbar machen. Weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen. Überempfindlichkeiten auf Licht, Geräusche und Gerüche können ebenfalls auftreten. Häufig nehmen die Stirnschmerzen bei Aktivität und Bewegung zu, während sie in Ruhe und Dunkelheit abnehmen. In der Rückbildungsphase gehen die Beschwerden langsam zurück. Der Betroffene ist meist erschöpft und angespannt.
Als Auslöser für Migräneanfälle werden Schlafmangel, Stress, Umweltfaktoren, Lebensmittel und hormonelle Faktoren diskutiert. Betroffene sollen deshalb häufig ein Kopfschmerztagebuch führen, um der Ursache auf die Spur zu kommen. Darin dokumentieren sie, was sie vor dem Migräneanfall gegessen und getrunken haben und vermerken Aktivitäten und ihre psychisches Befinden.
Clusterkopfschmerzen
Clusterkopfschmerzen sind durch einseitig, meist im Bereich von Schläfe und Auge sowie der unteren Stirn auftretende heftige unerträgliche Schmerzattacken gekennzeichnet. Anders als bei Migränepatienten haben Menschen mit Cluster-Kopfschmerzen nicht den Drang sich ins Bett zulegen sondern wandern herum und bewegen sich. Typischerweise tritt der Schmerz nachts, ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen auf und dauert meist zwischen 15 und 180 Minuten. Einige Betroffene leiden auch tagsüber an den Schmerzattacken. Die Häufigkeit des Auftretens variiert zwischen jedem zweiten Tag und acht Attacken täglich. Meist zeigen sich weitere Symptome wie unter anderem ein hängendes Augenlid, gerötete Bindehaut im Auge, erhöhter Tränenfluss, Schwitzen im Bereich der Stirn oder des Gesichts sowie körperliche Unruhe. Einige Patienten leiden vor dem Anfall an einer Aura, die auch bei Migräne auftreten kann. Eine Abgrenzung zur Migräne kann deshalb schwierig sein.
Die Ursachen für Cluster-Kopfschmerzen sind bislang ungeklärt. Eine Erweitung oder Entzündung der Blutgefäße scheint nicht wir früher angenommen Auslöser der Erkrankung zu sein, sondern vielmehr eine Folge der Schmerzattacken. Als sogenannte Trigger sind unter anderem Alkohol und Histamin bekannt. Die Auslöser können jedoch individuell sehr unterschiedlich sein.
Stirnschmerzen bei Spannungskopfschmerz
Von Spannungskopfschmerz wird laut Definition der „International Headache Society“ (IHS, Internationale Kopfschmerzgesellschaft) gesprochen, wenn sich die Kopfschmerzen im Bereich des gesamten Kopfes, auch im Bereich der Stirn erstrecken und drückend oder ziehend, jedoch nicht pulsierend auftreten. Die Intensität von Spannungskopfschmerz reicht von leichten bis mittelschweren Beschwerden. Ein episodischer Spannungskopfschmerz liegt vor, wenn die Schmerzattacken mindestens zehnmal aber an weniger als 180 Tagen im Jahr auftreten. Der chronische Spannungskopfschmerz macht sich an mindestens 15 Tagen im Monat und in sechs aufeinander folgenden Monaten bemerkbar. Betroffne neigen häufig zu psychovegetativen Auffälligkeiten, zu denen Ängstlichkeit, Schlagstörungen, depressive Grundstimmung und übermäßiger Medikamentengebrauch gehören. Als Ursache von Spannungskopfschmerz wird das Zusammenwirken verschiedener Faktoren angenommen. So führt die Verspannung der Nackenmuskulatur zur Aktivierung von Schmerzrezeptoren, die wiederum in der Folge einen Prozess auslösen, der Betroffene allgemein schmerzempfindlicher macht. Verspannte Kaumuskeln, Stress und Infekte mit Fieber werden ebenfalls als Auslöser diskutiert.
Darüber hinaus können Stirnschmerzen auch im Rahmen anderer Arten von Kopfschmerzen wie beispielsweise dem SUNCT-Syndrom (Short-lasting unilateral neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing) auftreten.
Stirnschmerzen bei Zoster ophthalmicus
Zoster ophthalmicus bezeichnet das Auftreten von Gürtelrose im Bereich von Gesicht und Augen. Auslöser einer Gürtelrose ist das Windpocken-Virus (Varicella-zoster-Virus), das Windpocken verursacht. Sind diese abgeklungen verbleibt das Virus jedoch lebenslang im Körper und nistet sich entweder in den Hirnnerven oder in den Nervenwurzeln des Rückenmarks ein. Beispielsweise aufgrund eines geschwächten Immunsystems kann sich das Virus erneut vermehren und sich durch den typischen gürtelartigen Ausschlag sowie zum Teil starke Schmerzen bemerkbar machen. Die äußerlich charakteristischen Anzeichen einer Gürtelrose beruhen darauf, dass sich das Virus entlang des Versorgungsgebiets des Nerven zeigt, in dem sich die Viren eingenistet hat. Tritt das Virus im Bereich der Stirn auf, sind meist brennende Stirnschmerzen die Folge. Zu den Risikofaktoren von Zoster ophthalmicus gehören neben einer geschwächten Immunabwehr Stress, Traumata und UV-Strahlung.
Stirnschmerzen bei Stirnhöhlenentzündung
Die Stirnhöhle (Sinus frontalis) gehört zu den Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) und bildet einen Hohlraum im Stirnbein. Da die Stirnhöhle mit dem mittleren Nasengang der Nasenhöhle in Verbindung steht, kann sie sich bei Erkrankungen der Nase entzünden. Eine Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis frontalis) geht häufig mit Fieber, Schnupfen, Stirnschmerzen mit einen Druckgefühl im vorderen Bereich des Schädels, Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemeiner Abgeschlagenheit einher. Meist sind Viren Auslöser der Infektion. Andere Erreger wie Bakterien kommen jedoch auch in Frage.
Eine Stirnhöhlenentzündung kann akut oder chronisch auftreten. Letzteres ist der Fall, wenn die Entzündung mehr als zwei bis drei Monate andauert. Häufig liegt dem chronischen Verlauf eine nicht ausgeheilte akute Stirnhöhlenentzündung zugrunde.
Stirnschmerzen bei Trigeminusneuralgie
Im Bereich der Stirn verlaufen einige Nerven, die bei Reizungen und Entzündungen starke Schmerzen verursachen können. Nervenschmerzen werden als Neuralgie bezeichnet. Dazu gehören Beschwerden, die im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Nerven auftreten und aufgrund von Schädigungen dieser peripheren Nerven ausgelöst werden.
Die sogenannte Trigeminusneuralgie ist eine der häufigsten Neuralgien und kann mit sehr starken Gesichts- und Stirnschmerzen einhergehen. Bei dem Schmerz verursachenden Nerven handelt es sich um den Trigeminus (fünfter Hirnnerv, Nervus trigeminus), der in drei Hauptästen im Gesicht verläuft. Durch Veränderung benachbarter Blutgefäße im unteren Hirnabschnitt oder Abklemmungen anderer Abschnitte des Nerven, kann der Trigeminus gereizt werden und sich entzünden. In einigen Fällen bleibt die Ursache der Trigeminusneuralgie jedoch unbekannt oder es liegt eine andere Grunderkrankung vor wie Multiple Sklerose oder ein Tumor. Unfallbedingte Kopfverletzungen können ebenfalls Nervenschmerzen auslösen.
Zu den Symptomen einer Trigeminusneuralgie gehört ein plötzlich auftretender, stechender Schmerz, der an der Stirn, aber auch an den Wangen, am Kinn und im Bereich der Zähne auftreten kann. Meist dauern die Schmerzattacken nur wenige Sekunden, wiederholen sich jedoch in kurzen Abständen. Häufig folgt dann eine Phase ohne Schmerzanfälle bis diese erneut einsetzen.
Zu den Symptomen einer Trigeminusneuralgie gehört ein plötzlich auftretender, stechender Schmerz, der an der Stirn, aber auch an den Wangen, am Kinn und im Bereich der Zähne auftreten kann. Meist dauern die Schmerzattacken nur wenige Sekunden, wiederholen sich jedoch in kurzen Abständen. Häufig folgt dann eine Phase ohne Schmerzanfälle bis diese erneut einsetzen.
Stirnschmerzen bei Augenerkrankungen
Überlastungen und Erkrankungen der Augen können ebenfalls Ursache von Stirnschmerzen sein. Tägliches stundenlanges Arbeiten am Computer kann vor allem bei nicht optimalen Arbeitsbedingungen zu Beschwerden führen. Ein weitere Auslöser von Schmerzen im Bereich der Stirn können ein unbekannter Sehfehler oder Erkrankungen wie Grüner Star (Glaukom) oder Grauer Star (Katarakt) sein. Wer häufig an Stirnschmerzen leiden, sollte deshalb eine augenärztliche Untersuchung in Erwägung ziehen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Ursachen von Stirnschmerzen wie unter anderem Muskelverspannungen, Schlafmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten, Flüssigkeitsmangel, neurologische Erkrankungen, Hirntumore sowie unfallbedingte Verletzungen des Stirnbeins.
Risikofaktoren
Stirnschmerzen haben vielfältige Ursachen und somit auch unterschiedliche Risikofaktoren. So kann Computerarbeit zu einer Ermüdung der Augen und in der Folge zu Schmerzen an der Stirn führen. Bei akuten Stirnhöhlenentzündungen können ebenfalls Stirnschmerzen auftreten. Heilen sie nicht aus, können sie einen chronischen Verlauf nehmen. Bei Migräne und Cluster-Kopfschmerzen gibt es häufig bestimmte individuelle Trigger, die Beschwerden auslösen. Darüber hinaus kann eine ungesunde Lebensweise Ursache von Stirn- und Kopfschmerzen sein.
Diagnose
Häufig treten Schmerzen im Bereich der Stirn ohne eine zugrunde liegende Erkrankung auf und verschwinden nach kurzer Zeit von alleine. Menschen mit länger andauernden, wiederkehrenden oder sehr starken, akuten Stirnschmerzen sollten jedoch einen Arzt aufsuchen, um die Ursache der Beschwerden zu klären. Vor allem Menschen, die neben Stirnschmerzen an weiteren Symptomen leiden wie beispielsweise Schwindel, Krämpfe, Nervenfunktionsausfälle, Persönlichkeitsveränderungen, Verwirrtheit, Herpesbläschen, Zunahme des Kopfumfangs, Sehbeschwerden, eine erweiterte Pupille sowie äußerlich erkennbare Veränderungen am Auge wird dringend geraten ärztlichen Rat einzuholen.
Da die Ursachen von Stirnschmerzen sehr unterschiedlich sind, wird der Arzt zunächst Fragen zur Krankengeschichte sowie zu möglichen Auslösern (Trigger) stellen: Gibt es Grunderkrankungen? Wann und wie lange sind die Beschwerden aufgetreten? Ist der Schmerz eher dumpf, pochend, stechend oder drückend? Treten weitere Symptome neben den Stirnschmerzen auf? Darüber hinaus werden weitere Fragen gestellt, die sich aus den individuellen Beschwerden ergeben.
Zu den Untersuchungen, die bei Stirnschmerzen durchgeführt werden können, gehören unter anderem Kernspintomografie (MRT), Computertomografie (CT), Elektroenzephalografie (EEG), Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Angiographie, Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Blut-, Urin- und Hirnwasseruntersuchungen sowie augenärztliche, zahnärztliche und HNO-Untersuchungen.
Behandlungsoptionen bei Stirnschmerzen
Die Therapie von Stirnschmerzen richtet sich in der Regel nach der Ursache. Ist der Auslöser der Beschwerden nicht bekannt, kann die Behandlung vor allem aus schmerzstillenden und/oder entzündungshemmenden Medikamenten bestehen. In einigen Fällen können Massagen, autogenes Training oder andere Entspannungsübungen, physikalische Therapie und Traditionelle Chinesische Medizin wie Akupunktur sinnvoll sein. Menschen, die häufig an Kopf- oder Stirnschmerzen leiden, sollten auf ausreichend Schlaf und Flüssigkeit achten und möglichst Stress vermeiden. Eine gesunde Ernährung und Sport können in einigen Fällen ebenfalls den Beschwerden vorbeugen. (ag)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Manfred A. Ullrich: Migräne und Trigeminusneuralgie erfolgreich behandeln, Spurbuch Verlag, 2014
- Rainer Freynhagen, Ralf Baron: Neuropathischer Schmerz, Aesopus Verlag, 2. Auflage, 2006
- Andreas Straube: Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, (Abruf 13.09.2019), AWMF
- Michael Rubin: Trigeminusneuralgie, MSD Manual, (Abruf 13.09.2019), MSD
- Debashish Chowdhury: Tension type headache, Ann Indian Acad Neurol. 2012 Aug; 15(Suppl 1): S83–S88, (Abruf 13.09.2019), PubMed
- Stephen D. Silberstein: Migräne, MSD Manual, (Abruf 13.09.2019), MSD
- Charly Gaul, Hans Christoph Diener: Kopfschmerzen: Pathophysiologie - Klinik - Diagnostik - Therapie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2016
- Arne May: S1-Leitlinie Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), (Abruf 13.09.2019), DGN
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.